Dancing With The Elephant

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  • Willa: Wow Joie, ich habe noch gar nicht an all diese verschiedenen Arten des Publikums gedacht, aber du hast vollkommen Recht, und die Entertainer modifizieren für jedes Publikum ihren Auftritt. Bei den Stadtmenschen am Anfang sind sie hauptsächlich Hochstapler – sie legen einen Auftritt hin, um sie um ihr Geld zu prellen. Für die Kinder ist es eine reine Performance, die pure Freude der Unterhaltung. Und bei der Menge im Vaudeville-Theater am Ende ist es eine Mischung aus beidem – sie treten auf der Bühne auf, aber sie werden noch als Hausierer und Gauner präsentiert. Als die Polizei hereinkommt und anfängt, ein wenig verdächtig zu gucken, legen sie zur Ablenkung ein kleines Feuer und hauen durch den Hinterausgang ab.


    Joie: Das stimmt, sie lassen uns nie vergessen, das sie eine kleine Bande von Hochstaplern sind, die sich weiterbewegen müssen.


    Willa: Das sind sie wirklich. Sie führen ihr Publikum an der Nase herum, ebenso wie sie es unterhalten. Und dieser Gedanke von dem Performer als eine Art Hausierer hat mich wieder an Who Is It erinnert. Wie wir vor ein paar Wochen besprochen haben, scheint er Parallelen zu ziehen zwischen den Erfahrungen dieses teuren Callgirls und Hochstaplerin mit seinem Leben als Performer, und diese Parallele sehen wir hier definitiv genauso – der Entertainer als eine Art Gauner und Hochstapler. Und er vermittelt diesen Gedanken durch das Leinwandpublikum.


    Und dann gibt es noch Ghosts. Das ist ein ganz erstaunlicher Film auf so viele Arten, und das Leinwandpublikum ist der absolute Mittelpunkt in diesem Film. Es ist sehr psychologisch, und für mich spielt sich der zentrale Konflikt des Films in den Köpfen des Leinwandpublikums ab.


    Joie: Ich stimme dir zu, dass es psychologisch ist, aber ich denke nicht, dass es in ihren Köpfen passiert. Ich denke, es ist real für sie; sie sehen wirklich diese Geister die Wände hochklettern und an der Decke tanzen, und der Bürgermeister ist wirklich zeitweise besessen von dem Maestro und rennt dann schreiend durch ein Fenster, als er die „Fremdartigkeit“ nicht länger ertragen kann.


    Willa: Oh, ich erkenne, was du sagen willst. Ich habe mich nicht gut genug erklärt – das ist es nicht, was ich meinte. Ich bin auch der Meinung, dass die Geister „wirklich“ da sind, und dass die Dorfbewohner sie wirklich erleben. Was ich meinte, war, dass sich in vielen Filmen die Handlung auf einen nach außen hin sichtbaren Konflikt fokussiert, wie zum Beispiel eine gefrorene Tundra mit Schlittenhunden zu durchqueren oder einen Banküberfall durchzuziehen oder gegen das böse Königreich zu kämpfen oder etwas in der Art. Aber in diesem Film passiert wirklich wenig in diesem Sinne. Eine Gruppe von Leuten steht in einem Raum, und sie starren sich gegenseitig an. Was für eine Art Handlung ist das?


    Aber im Grunde geht in diesem Film eine ganze Menge vor sich. Es ist nur so, dass sich der Konflikt innerlich abspielt – er besteht in den Gedanken der Dorfbewohner – und die Lösung dieses Konfliktes geschieht auch in ihren Gedanken. Da gibt es keine Schlittenhunde, aber dieser Film begibt sich in gewisser Weise auf eine Reise genauso schwierig wie das Iditarod (Iditarod Trail Dog Sled Race: Ein Schlittenhunderennen in Alaska). Es beginnt mit einer Gruppe verängstigter Dorfbewohner, die mit brennenden Fackeln in das Zuhause eines Künstlers, dem Maestro, eindringen. Die Dorfbewohner kommen aus einem Ort mit Namen Normal Valley, und sie fürchten sich vor dem Maestro, denn er passt nicht zu ihrer Definition von „normal“. Und sie wollen ihn wegen dieser Angst aus ihrer Stadt verjagen.


    Also verfolgt die Handlung des Films die Versuche des Maestros, ihre Gedanken und Gefühle über ihn zu ändern. Und es gelingt ihm, aber er geht auf eine interessante Art und Weise vor. Er beruhigt sie nicht, indem er ihnen versichert, er sei normal und wirklich einer von ihnen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Er reagiert, indem er sogar noch sonderbarer wird und dann ihre emotionale Reaktion auf Dinge, die nicht normal sind, ändert – Dinge, die für sie anders zu sein scheinen oder fremdartig oder freakig.


    Ich muss sagen, alles an diesem Film fasziniert mich: wie er ihre psychologische Reise darstellt, wie er es herbeiführt, wie er es auflöst – aber nicht vollständig – am Ende. Da gibt es immer noch eine Menge Unsicherheiten, sogar am Ende. Und das Leinwandpublikum steht im Mittelpunkt des Ganzen. Und wir als Nichtleinwandpublikum beobachten sie und verfolgen ihren Gedankenprozess, in dem sie ihre psychologische Reise vollziehen, also auf eine Art vollziehen wir diese psychologische Reise mit ihnen zusammen. Es ist einfach faszinierend für mich.


    Joie: Oh ja, ich sehe, was du sagst. Und du hast Recht, das Leinwandpublikum ist wesentlich in diesem Film, die gesamte Handlung hängt von ihnen ab.


    Aber weißt du, natürlich ist das ultimative Leinwandpublikum dasjenige in dem Video für One more Chance, welches wir ausführlich im vergangenen Herbst diskutiert haben. Dieses Video benutzt wirklich die Anwesenheit des Leinwandpublikums in einem interessanten Zusammenhang, indem es es auf der Bühne platziert, während er sie eindringlich um „eine weitere Chance zu lieben“ bittet.


    Wie du es in jener Diskussion herausgestellt hast, verlässt er am Ende des Videos den Raum, während das Publikum noch auf der Bühne steht. Diese Darstellung deutet dem Nichtleinwandpublikum an, dass für ihn jetzt nichts mehr zu tun ist. Sein Werk ist getan, und nun ist es an uns. Wir sind diejenigen, die weitermachen müssen in seiner Abwesenheit und tun, was wir können, um sein Vermächtnis fortzuführen und dabei zu helfen, „die Rätsel aufzudecken“.


    Weißt du Willa, die Tatsache, dass sich herausgestellt hat, dass dies Michaels letztes Video ist, ist wirklich irgendwie bittersüß, wenn wir den Sinn hinter dem Leinwandpublikum und die letzte Einstellung dieses Shortfilms richtig verstehen. Es wird für mich persönlich sehr emotional.


    Willa: Ich weiß ganz genau, was du meinst, Joie. Es ist auch für mich emotional, aber es ist auch ebenso wirklich motivierend. „Bittersüß“ ist eine gute Beschreibung.


    Ich bin wirklich engagiert, die Gespräche über Michael Jackson zu verändern, und manchmal bin ich von dem ungeheuren Ausmaß der Aufgabe einfach überwältigt. Es ist, als wollte man versuchen, Wasser mit seinen Händen stromaufwärts zu drücken. Dieser Fluss von negativen Kommentaren fließt in die entgegengesetzte Richtung, und es ist wie: Wie können wir gegen all das kämpfen? Aber ich glaube ganz ehrlich daran, wenn wir alle zusammenarbeiten, können wir beginnen, das Wasser in eine andere Richtung umzuleiten. Ich spüre schon, dass eine große Verschiebung stattfindet, und ich bin so inspiriert, all diese verschiedenen Menschen auf der ganzen Welt zu sehen, die hart daran arbeiten, etwas zu bewirken. Und ich bin inspiriert durch dich, Joie. Ich bin so beeindruckt von all der Arbeit, die du über so viele Jahre geleistet hast. Du hast wirklich über eine lange Zeit den Glauben behalten. Und ich bin auch durch das One more Chance Video motiviert. Wenn ich entmutigt bin, sehe ich es mir an und denke: Er hat den Raum verlassen, aber wir nicht. Wir sind noch da. Nun sind wir an der Reihe.



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    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Ich bin wirklich engagiert, die Gespräche über Michael Jackson zu verändern, und manchmal bin ich von dem ungeheuren Ausmaß der Aufgabe einfach überwältigt. Es ist, als wollte man versuchen, Wasser mit seinen Händen stromaufwärts zu drücken. Dieser Fluss von negativen Kommentaren fließt in die entgegengesetzte Richtung, und es ist wie: Wie können wir gegen all das kämpfen? Aber ich glaube ganz ehrlich daran, wenn wir alle zusammenarbeiten, können wir beginnen, das Wasser in eine andere Richtung umzuleiten. Ich spüre schon, dass eine große Verschiebung stattfindet, und ich bin so inspiriert, all diese verschiedenen Menschen auf der ganzen Welt zu sehen, die hart daran arbeiten, etwas zu bewirken. Und ich bin inspiriert durch dich, Joie. Ich bin so beeindruckt von all der Arbeit, die du über so viele Jahre geleistet hast. Du hast wirklich über eine lange Zeit den Glauben behalten. Und ich bin auch durch das One more Chance Video motiviert. Wenn ich entmutigt bin, sehe ich es mir an und denke: Er hat den Raum verlassen, aber wir nicht. Wir sind noch da. Nun sind wir an der Reihe.


    Den Abschnitt muss ich einfach nochmal hervorheben... ich finde ihn so wichtig, so motivierend und gleichzeitig tröstend! :wolke1: Ich glaube das auch: Wenn wir nur zusammenarbeiten und fest zusammenhalten dann können wir den Strom umlenken, ganz bestimmt! :flowers:

  • ...ich glaube auch ganz fest daran, dass Michael im Lauf der Jahre (das hört sich gerade so schlimm an..weil es die Zeit ohne ihn beschreibt. :rose: )..immer positiver wahrgenommen werden wird. Das , was viele von uns auch alles nicht von und über ihn wussten (ich geh' da mal von mir aus) wird noch bei vielen Menschen ankommen, aber es braucht Zeit..und Leute, die es immer weiter verbreiten. Das "gute" ist, dass es keinen Nachschub mehr gibt...an Stories, die sich die Medien ausdenken können..all die alten Geschichten, die man über ihn berichtete, sind dann nicht mehr aktuell..und wenn sie doch auftauchen, werden sie richtig gestellt. Das was aber bleibt ist das, was er wirklich hinterlassen hat..das ist in seinen Songs zu hören..in Videos zu sehen...Ich seh das so, das "wir" immer weiter über den wirklichen Michael reden werden, während sich die Tabloids längst andere Opfer suchen (ja, leider..aber sie brauchen wohl immer Opfer..)...über das Gute, was Michael erreichen wollte werden wir immer sprechen...alles andere macht irgendwann keine Quoten mehr...und wird uninteressant...Michael wusste das..truth runs marathons...das ist unser Marathon für ihn... :herz:

  • Klang vorstellbar machen
    Visualizing Sound
    28/03/2012


    Willa: In dieser Woche sind Joie und ich wahnsinnig begeistert, dass sich uns Lisha McDuff, eine klassisch ausgebildete, Vollzeit-Berufsmusikerin mit über 25 Jahren Erfahrung anschließt – obwohl Lisha sich uns eigentlich schon eine ganze Zeit lang angeschlossen hat. Viele von uns kennen sie bereits als Ultravioletrae.


    Lisha, wir sind so aufgeregt, dich hier bei uns zu haben und freuen uns, dass du deine Erkenntnisse über Michael Jackson von professioneller Musikerin zu Musiker mit uns teilst. Ich war so fasziniert von deinen Kommentaren in der Vergangenheit – besonders von deiner Fähigkeit, das, was du hörst mitzuteilen und dies für uns, die wir ohne musikalische Ausbildung sind, zugänglich zu machen. Es ist so, als ob mir das erlaubt, die Nase in eine Welt zu stecken, von der ich nicht wüsste, wie ich sie allein betreten sollte. Also vielen Dank, dass du hier bist!


    In einem deiner Kommentare hat du erwähnt, dass du nicht wirklich ein Michael Jackson Fan warst, bis du This is it gesehen hast, aber was du dann gesehen hast, hat dich so umgehauen, dass du eine leidenschaftliche Unterstützerin wurdest und angefangen hast, sein Werk zu studieren. Also ich bin neugierig: Was genau hast du gesehen, das dich so sehr beeindruckt hat?


    Lisha: Ich weiß nicht, ob ich jemals aufhören werde, über den Tag zu reden, an dem ich mich entschieden habe, This is it anzusehen. Es hat mich einfach total gefangen genommen, so wie es nur große Kunst vermag. Von Michaels erstem Erscheinen im Film bis hin zu den Credits am Ende war ich im Augenblick gefangen, total fixiert auf das, was ich sah und hörte. Ich kümmerte mich um nichts mehr, was ich jemals getan habe oder was ich in der Zukunft tun müsste. Es nahm mir den Atem. Für mich ist das genau das, was große Kunst mit dir macht. Sie erlaubt dir, eine Umgebung ohne Zeit betreten, in der deine Gedanken ihre permanente Aktivität stoppen, und du kannst nichts anderes tun, als über die Schönheit dessen, was vor dir ist, nachzusinnen. Ich glaube, das ist das, was Michael meinte, wenn er sagte, er wolle „Eskapismus“ (Flucht aus der Wirklichkeit) möglich machen. Es ist dieser magische Moment, wenn ein großartiges Gemälde, Literatur, Film oder was immer es auch ist, dich zum Stillstand bringt, dich aus deiner gewöhnlichen Wahrnehmung herausnimmt und deinen Geist mit etwas Schönem und Faszinierendem fesselt.


    Willa: Was für ein wundervolles Bild! Und eine großartige Beschreibung des besonderen Gefühls, wenn Kunst dich vollkommen entzückt. Also „dieser magische Moment“, wie du ihn nennst, findet statt, wenn du vollständig gebannt von dem gegenwärtigen Augenblick in Anspruch genommen bist. Ich liebe das.


    Lisha: Ich kann mich erinnern, wie der Dirigent Michael Tilson Thomas hierüber gesprochen hat, als er beschrieb, wie er eine wirklich großartige musikalische Performance von einer ganz gewöhnlichen unterscheidet. Er sagte, dass das Hören von Musik dem Geist die Möglichkeit gibt, zu träumen und umherzuschweifen, aber ein wirklich großer Musiker wird niemals erlauben, dass dies passiert. Ein wirklich großer Musiker beansprucht deine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit, und dein Geist wird nicht eine Sekunde lang herumstreunen. Du musst jede einzelne Note hören. This is it bedeutet, einen Meister bei der Arbeit zu sehen. Es war fesselnd.


    Joie: Ich habe von so vielen Leuten gehört – die meisten von ihnen waren keine Fans im traditionellen Sinn, bevor sie den Film gesehen haben – die ähnliche Reaktionen ausdrückten, nachdem sie ihn in Aktion in This is it gesehen haben.


    Lisha: Es ist überraschend, wie viele von uns neuen Fans es da draußen gibt. Warum haben wir ihm nicht vorher unsere Aufmerksamkeit geschenkt? Stell dir vor, du weißt nicht viel über Michael Jackson und dann lässt du dich in einen Kinosessel fallen und wirst von all dem auf einmal erschlagen. Es ist ziemlich überwältigend.


    Zunächst einmal war ich völlig beeindruckt davon, wie kreativ und frei alles war, was ich sah und hörte. Einige der ersten Bilder im Film sind Dinge wie Michael in der orangefarbenen Jeans und der glänzenden Jacke, als er den Moonwalk seitwärts über die Bühne macht und singt „You’re a vegetable“ (Du bist Gemüse), während er mit seinen Händen in die Lust greift und sich dann in einen Roboter verwandelt. Er war wie eine endlose Fontäne der Kreativität, nahm seine Inspiration aus solch einer enormen Bandbreite von Einflüssen, von der 70er Jahre Tanzmusik bis hin zu Marcel Marceau. Es war mit nichts, was ich normalerweise von Pop, Rock, Soul oder sogar großem Trara denken würde, zu vergleichen. Ich meine, welcher andere Musiker würde nur davon träumen, einen Pantomimen als Inspiration für seine Werke zu nutzen? Ein Pantomime ist völlig still!


    Du konntest einfach nicht vorhersagen, was als nächstes von Michael kam. Er könnte sich entscheiden, zu tanzen und nichts anderes als seinen Rücken und die Schultern zu benutzen, oder er könnte sich auf den Boden fallen lassen und seine Füße in der Luft schütteln. Er könnte ein schmerzlich schönes Flötensolo oder die Stimme von Dr. King oder eine Autohupe benutzen – du weißt es einfach nicht vorher. Er sang weiche, sanfte Melodien a capella und dann legte er einen ernsthaften Rock’n Roll hin. Was immer als Nächstes kam, es war eine totale Überraschung, nichts was du hättest voraussagen oder erwarten können. Und es war jedes Mal genau das Richtige für diesen musikalischen Augenblick.


    Ihn mit seinen Musikern im Zusammenspiel zu erleben war eine Erfahrung, die dir die Kinnlade runterklappen lässt. Wie ihn eine Zeile singen zu hören, um zu zeigen, wie er sie haben wollte, während er den begleitenden Rhythmus durch Beatboxing klar machte! Ich liebe diesen Clip aus dem Film:


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    Seine Anmerkungen sind so scharfsinnig, dass ich genau weißt, dass Alex Al nicht übertrieben hat, als er sagte, dass du Michael nicht täuschen kannst – du solltest deinen Part besser genau kennen. Ich möchte wetten, jeder Musiker dort hatte das Gefühl, dass Michael nur ihm zuhört. Ohren wie diese sind selten, das musikalische Können noch seltener.

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  • Willa: Also was bedeutet das genau?


    Lisha: Ich meine damit, dass es nicht viele Menschen auf diesem Planeten gibt, die in eine Probe kommen und wirklich alles, was da vor sich geht, gleichzeitig hören können, erkennen, wo die Probleme liegen und genau zu wissen, wie sie beseitigt werden können. Das ist es, was ich mit großartigem Gehör meine.


    Joie: Und wenn du bedenkst, dass er sich über zwölf Jahre nicht auf die Bühne vorbereitet hat, ist diese Fähigkeit, alles gleichzeitig zu hören, erstaunlich. Man würde erwarten, dass er äußerst ungeübt oder so etwas wäre, aber das war ganz eindeutig nicht der Fall.


    Lisha: Aber Michael hat nicht einfach die Dinge wieder aufgeräumt / saniert, er formte die Dinge neu, fügte musikalische Spannung und Anspruch zu allem hinzu, was er tat. In dieser ersten Anweisung, als er den Rhythmus und den Gitarrenteil durch Beatboxing zeigt, balancierte er den Klang und blendete ihn aus. Er wusste, dass dieser Part zum Vorschein kommen musste und er wusste, dass es so bedeutend für die gesamte musikalische Stimmung sein würde. Ein kleines Detail wie dieses kann einen großen Unterschied in dem bewirken, wie wirkungsvoll eine Performance ist. Es war so beeindruckend, wie er zuhörte und auf das, was er hörte, reagierte. Er sprach genau die Details an, die die meisten Komponisten und Performer den Arrangeuren überlassen, dem musikalischen Direktor und den Musikern. Ich war wirklich überrascht von dem Level der Interaktion – er hob das, was seine Musiker erreichen konnten, auf eine völlig neue Ebene, und sie wussten das. Hier ist ein weiterer aufschlussreicher Clip, der gerade in YouTube aufgetaucht ist:


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    Willa: Das ist ein wundervoller Clip, Lisha, und er zeigt wirklich, wie engagiert er in der Zusammenarbeit mit den Backgroundsängern, den Musikern und dem musikalischen Direktor war.


    Lisha: Erstaunlicherweise schien Michael diese Hyper-Achtsamkeit auch gegenüber anderen Aspekten der Show gehabt zu haben: dem Tanzen, der Beleuchtung, der Filmherstellung, den Special Effects, etc. Wer kann je den Moment vergessen, als er die Führung übernahm in der Bulldozer Szene beim Earth Song und er den Einsatz von Stille vorschlug, wenn der Bulldozer seinen Rachen schließen würde? Du konntest dein Herz brechen hören bei dem Timing für den kommenden Einsatz des Pianosolos. Außergewöhnlich. Michael Bearden, der musikalische Direktor, sagte auf seiner Fan Page so etwas wie, ein elektrischer Schlag sei in diesem Moment durch ihn gefahren.


    Willa: Das glaube ich gerne! Ich liebe diese Szene, und es ist ein weiterer Moment, in dem du wirklich seinen Einfluss sehen kannst. Die Musiker spielen, als der Bulldozer sich schließt, nach der Anweisung des Regisseurs, Kenny Ortega. Aber Michael hält ihn und sie an. Er möchte, dass die Musik vorher stoppt, während der Bulldozer noch geöffnet ist. Er erklärt ihnen dann „Die Wirkung wird größer sein, wenn du ihn rumpeln lässt – lass ihn offen stehen – lass ihn sich in der Stille schließen.“


    Joie: Das stimmt, es ist eine kraftvolle Szene. Und ich liebe auch die Szene, in der sie Smooth Criminal proben, und nach dem Abschnitt des Films dreht sich Michael herum und verharrt für einen Moment bewegungslos, und Kenny Ortega denkt, sie hätten ihre Kabel vertauscht und würden missverstehen, wann die Musik einsetzen soll. Aber Michael „knistert“ (is sizzling) und wartet auf genau den dramatischen Moment, um seinem Drummer den Wink zu geben. Kenny weist dann darauf hin, dass Michael gar nicht die Möglichkeit hat, zu sehen, wie sich die Leinwand hinter ihm von einer Markise in eine Stadt verändert, wenn er es auf seine Art macht, und Michael sagt einfach „Ich werde das spüren. Ich werde das auf der Leinwand hinter mir spüren.“ Ich liebe das! Er wird nicht sehen, wie sich die Leinwand ändert, aber er fühlt es! Es ist, als würde jede Faser seines Seins komplett im Einklang mit jedem Aspekt „der Performance“ sein. Er ist fähig zu spüren, wenn sich die Leinwand verändert, genau wie er fähig ist, genau den richtigen Moment für den Wink an die Drums zu spüren. Verblüffend!


    Lisha: Ich war über diesen Moment in Smooth Criminal auch erstaunt. Und wie poetisch von Michael, sich selbst als „knisternd“ zu beschreiben! Bearden war lustig, er versuchte Michael zu imitieren, als er Ortega erzählte, dass die Band ihren Einsatz nicht verpassen könne, sie würde warten, weil „er knisterte“. Ich bekam das Gefühl, dass alles, was Michael tat oder sagte, künstlerisches Flair hatte – es ist einfach die Art und Weise, wie sein Geist arbeitet.


    Von all den Dingen, die ich an dem Tag gesehen hatte, war das, was mich zu Boden geworfen hat, das, was er mit Musik konzeptionell gemacht hat. Ich glaube, ich kann es immer noch nicht fassen. Es ist die Art, wie er verschiedene Stile von Musik, Tanz, Kunst durch seine ihm eigene multiple Intelligenz miteinander verschmilzt: Komponieren, Auftreten, Produzieren, Regie führen, Choreografieren, Filmerstellung, Inszenierung, Vorstellungskraft, seine emotionale Tiefe, Einfühlungsvermögen, umfassende Spiritualität. Er nähert sich der Musik von so vielen Disziplinen her, und das mit so viel Tiefe, historischem, sozialem und psychologischem Einblick. Und das alles trifft zusammen mit diesen gigantischen, mythischen Entwürfen wie der unendlichen 4D Armee in They Don’t Care About Us, den gewaltigen Kampf zwischen Gut und Böse suggerierend. Ich rang nach Luft dabei, während ich mich wieder an die ikonenhaften Bilder seiner Garderobe im Militärstil erinnerte und realisierte, dass er die machtvolle Rolle der Musik erkundet hat, wie diese viele Jahre lang die Herzen und Gedanken der Menschen wiegen lassen hat. Er hat dieses Bild und Konzept auf viele verschiedene Arten verwendet.


    Ich hatte das Gefühl, dass er sogar die Grenzen des Weltraums und der Zeit mit seinem 4D Konzept und den Zeitbeugungen sprengte. Er sprang aus seinen 3D Filmen heraus auf die Bühne. Er nimmt dich mit Light Man mit in die Zukunft, und dann springt er in der Zeit zurück in die alten Filmklassiker.


    Willa: Oh, Light Man ist solch eine interessante bildliche Darstellung, besonders in Hinsicht der „Zeitbeugung“. Er sieht futuristisch aus, aber bedeutsame Szenen aus unserer politischen und kulturellen Geschichte spielen sich auf der Oberfläche seines Körpers und der Kugel, die er hält, ab. Also sind wir Zeugen der Geschichte auf seiner schimmernden futuristischen Oberfläche – es ist eine Überlagerung kollektiver Erinnerungen unserer Vergangenheit auf diese Vision der Zukunft.


    Kenny Ortega sagte, dass Michael Jackson mit Light Man, der auf die Kugel schaut, Hamlet verbunden hat, der auf den Schädel starrt während seiner „Alas, poor Yorick“-Rede. Ich liebe das, und es fügt der Bedeutung dieser Darstellung eine weitere Ebene hinzu. Und dann öffnet sich Light Man, und Michael Jackson springt heraus auf die Bühne.


    Und dann weitet er seine Reichweite ebenso über die Bühne hinaus aus. Er plante, die „Vierte Wand“ zwischen den Darstellern und dem Publikum durch die riesigen Figuren, die sich in dem Thriller / Ghosts / Threatened Teil zwischen dem Publikum bewegen, niederzureißen. Ich war auch wirklich begeistert davon, wie die Geschosse in dem Smooth Criminal 3D Film hinausflogen ins Publikum. Er versuchte regelmäßig, uns als Publikum dahin zu führen, mit denen zu fühlen, die verletzlich sind, und in diesem Fall positioniert er uns so, dass die Geschosse uns genauso entgegenkommen wie ihm, so dass wir wirklich die Erfahrung machen, in welch verletzlicher Lage er sich befindet und die Bedrohung gegen ihn spüren.

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  • Lisha: Ich mag deine Ansicht über Light Man, Willa, und ja, ich spüre auch, dass er die Räumlichkeit in solch einer unglaublich bedeutungsvollen Weise benutzt hat. Das ist etwas, was mich total fasziniert. Ist dir jemals aufgefallen, dass dies auch in seinen musikalischen Aufnahmen passiert? Nicht lange, nachdem ich den Film gesehen habe, las ich Bruce Swediens Buch In the Studio with Michael Jackson. Swedien spricht über Musik als Klangskulptur, darüber wie er es liebt, das Klangfeld multidimensional zu gestalten. Damit Swedien mit dem Klang zufrieden ist, muss er die das richtige Verhältnis von Links, Mitte, Rechts und Tiefe haben. Dies war für mich ein regelrechter Augenöffner, als ich damit anfing, der Art, wie Klang in Michaels Aufnahmen lokalisiert wird, Aufmerksamkeit zu schenken.


    Wenn du zum Beispiel das Intro von Thriller hörst, gehen die Schritte genau aus deinem rechten Lautsprecher durch den Raum oder über deinen Tisch geradewegs in deinen linken Lautsprecher. Sie wechseln nicht einfach rechts und links. Sie gehen. Wenn du Kopfhörer trägst, gehen sie direkt durch deinen Kopf!


    Joie: Oh, mein Gott! Ich kann gar nicht sagen, wie viele Male ich gestaunt habe, dass diese Schritte direkt durch meinen Kopf zu gehen scheinen, wenn ich Thriller mit meinen Kopfhörern zuhöre. Das ist einfach erstaunlich und ich frage mich jedes Mal, wie sie das gemacht haben?! Denn du hast Recht, der Klang wechselt nicht ganz einfach vom rechten Lautsprecher zum linken – er geht buchstäblich durch den Raum!


    Lisha: Ich höre Thriller besonders gern in meinem Auto wegen dieser geschickten Art und Weise, in der der Klang durch den Raum geschickt wird. In dem Vincent Price Rap hört man Michael mit Ad Libs zwischen den Rap Strophen, „I’m gonna thrill her tonight“ singend, das ich vorne in meinem Auto höre. Aber von Weitem, als wenn es vom Rücksitz käme, höre ich „Hee hee hee …“ und „Thriller, Thriller, baby …“ so als wäre es direkt hinter mir! Es klingt, als säße Michael Jackson auf dem Rücksitz meines Autos und würde seine Ad Libs singen!


    Willa: Das ist lustig!


    Lisha: Was für ein amüsanter musikalischer Scherz, wenn du bedenkst, dass er das Horror Film Genre vortäuscht.


    Willa: Oh, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Also hast du nicht nur Michael Jackson auf dem Rücksitz, du hast da hinten tatsächlich ein Monster sitzen … genau … hinter … dir. Das ist lustig!


    Lisha: Hast du jetzt Angst? (Are you scared yet?) Ich habe das Gefühl, als hätte ich Michael Jacksons Traumwelt betreten, symbolisiert durch den ersten Ton, den du hörst, die quietschende sich öffnende Tür, und durch den letzten Ton, die sich schließende zugeschlagene Tür. Du wirst in einen Raum in deiner Vorstellung mitgenommen, der nur für diesen Song existiert. Du kannst erkennen, wie das Talent und die Vorstellungskraft des Komponisten, des Performers, Ingenieurs und Produzenten zusammenarbeiten muss, um einen Effekt wie diesen entstehen zu lassen.


    Joie: Lisha, mehr könnte ich dir bei der Sache mit der Klangskulptur gar nicht zustimmen. Und wenn ich über jedes Album nachdenke, gibt es einfach so viele Beispiele für „Klangskulpturen“ in seinem ganzen Werk. Diejenigen, die mir sofort in den Kopf kommen, sind Don’t Stop til You Get Enough, Smooth Criminal, Dangerous, History, Ghosts und Heartbreaker. Und da habe ich jetzt nur jeweils einen Song von jedem Album herausgepickt, aber ganz ehrlich, jeden einzelnen Song auf jedem Album kann man auf diese Art beschreiben. Als klangliche Skulptur – ein dreidimensionales Kunstwerk, das für immer lebendig bleiben wird.


    Lisha: Sie sind wahrhaftig Kunstwerke, und ich liebe jedes einzelne deiner Beispiele, Joie. Ich liebe sogar diese Game Music, die er kreiert hat – und vergiss nicht, es mit Kopfhörern anzuhören:


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    Joie: Die Game Music ist unglaublich.


    Willa: Es zeigt definitiv eine ganz andere Seite von ihm, oder? Obwohl, ich habe nicht erwartet, Lisha, dass du als klassisch ausgebildete Musikerin dieses aussuchen würdest.


    Joie: Willa, es ist interessant, dass du das sagst, denn als ich dieser Game Music zuhörte, kamen mir automatisch Gedanken zu dem klassischen Album, an dem er arbeitete, als er starb. Ich würde einfach alles geben, um diese Musik zu hören. Wo wir gerade über Klangskulptur sprechen! Könnt ihr euch vorstellen, wie diese Musik klingen muss?


    Willa: Oh, ich weiß! Ich hoffe wirklich, dass der Estate sie einmal in irgendeiner Form veröffentlicht, denn ich würde sie zu gern hören. Und dieser Gedanke der Klangskulptur ist faszinierend, besonders die Art, wie sie die Sinne verschmelzen lässt – fast wie eine Art Synästhesie (die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Bereiche der Wahrnehmung). Es ist, als würde man den Klang vorstellbar machen.


    Joie: Das hast du so schön gesagt, Willa. „Klang vorstellbar machen“. Das ist sehr poetisch.

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  • Willa: Es ist ein faszinierender Gedanke, oder? Und dieser Gedanke der klanglichen Skulptur fängt irgendwie etwas ein, das ich schon lange in seiner Musik gespürt habe, aber nie in Worte fassen konnte. Für mich war seine Musik immer sehr visuell, aber ich habe immer angenommen, das käme durch die Videos und die Bildhaftigkeit seiner Lyrics. Für mich erscheinen seine Videos so wesentlich für seine künstlerische Vision. So wie er es in Moonwalk ausdrückt:


    Die drei Videos, die aus Thriller entstanden – Billie Jean, Beat it und Thriller – waren alle Teil meines Original Konzeptes für das Album. Ich war entschlossen, diese Musik so visuell wie möglich zu darzustellen.


    Also waren die Videos nicht einfach irgendetwas, das er später als Marketingwerkzeug hinten dran hängte. Von Anfang an plante er, Film als Teil dessen, wie wir das Album erlebten, einzubeziehen, „diese Musik … visuell darzustellen“. Und jene visuellen Elemente sind wesentlich dafür, wie wir Thriller erleben, denke ich. Ich kann an keinen der drei Songs denken, ohne mir ebenso die Videos vorzustellen.


    Aber dieses Konzept der „Klangskulptur“ fügt noch eine ganz andere Denkweise darüber hinzu. Es ist, wie seine Musik selbst auf gewisse Art visuell ist – sie ist dreidimensional und füllt einen dreidimensionalen Raum aus, und normalerweise denke ich bei Klang nicht daran, dass er so etwas macht.


    Lisha: Ich habe auch niemals bei Musik als etwas Dreidimensionalem auf diese Weise gedacht. Es haut mich immer noch um. Klassische Musik untersucht die „Verräumlichung“ des Klangs – andere Musik und bekannte Aufnahmen tun dies ebenfalls – aber dies scheint für mich irgendwie anders. Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt weiß, wie ich es messen soll. In der alten Architektur von Südindien, bekannt als Vaastu, ist Architektur definiert als „eingefrorene Musik“. Eines der Konzepte von Vaastu ist der „in den Rhythmus eingebundene Raum“. Die Art wie Michael Musik wie Architektur konzipiert, erinnert mich an diese Konzepte von Vaastu. Er verschmilzt Sichtbares / Bewegung / Raum mit Musik auf eine Art, das einen das eine vom anderen nicht mehr auseinanderhalten lässt. Es ist nicht Musik mit Tanz und Visuellem – es ist irgendwie als eine einzige Sache strukturiert. Ich kann die Musik nicht hören, ohne sie mit der Empfindung der Bewegung und des bildhaften, künstlerischen, räumlichen Konzeptes zu verbinden. Ich denke, das ist wirklich entscheidend, um Michael als Komponisten und als Musiker zu verstehen.


    Willa: Das ist einfach faszinierend, Lisha, und es erweitert wirklich, nicht nur wie ich über Michael Jacksons Musik denke, sondern über Musik generell. Wow, ich muss das wirklich erst mal sacken lassen!


    Und ich frage mich, wie dieser Gedanke des Räumlichen und Visuellen an seine Videos anknüpft. Ich stelle mir seine Videos jedes Mal vor, wenn ich die Songs höre – die Songs und die Videos sind so sehr verbunden für mich, und es gibt eine emotionale Verzögerung zwischen ihnen. Ich weiß nicht, ob das einen Sinn ergibt, aber zum Beispiel mochte ich eine ganze Zeit lang nicht das You rock my world Video. Eigentlich fühlte ich mich dabei richtig unwohl. Es ist ziemlich bedrohlich, und ich verstand nicht, woher dieser Zorn kam oder gegen wen er gerichtet war, und es lies mich immer so frustriert und verunsichert zurück, dass ich es einfach nicht mochte. Ich mochte diese unangenehmen Gefühle einfach nicht, die es in mir hervorrief. Und genau deswegen mochte ich den Song auch nicht – weil all diese unbequemen Emotionen aus dem Video darauf abfärbten. Aber nachdem Joie und ich im letzten Herbst über You rock my world gesprochen und wirklich alles untersucht hatten, was in dem Video vor sich geht, wusste ich es nach und nach viel mehr zu schätzen, und jetzt mag ich es wirklich sehr. Und ich mag den Song nun auch sehr viel mehr. Das ist es, was ich mit „emotionaler Verzögerung“ zwischen den Songs und den Videos meine – die Emotionen des einen färben auf das andere ab.


    Aber sogar in den Songs ohne Videos malt er manchmal solch lebhafte Bilder, dass ich mir wirklich die Frau vorstelle, die am Küchentisch sitzt in Much Too Soon, oder den Patienten, der auf dem Untersuchungstisch in Morphine liegt, während er dem Doktor bei seiner Erklärung zuhört, was passiert, wenn das Medikament in seine Venen fließt.


    Joie: Ich weiß genau, was du meinst, Willa; ich mache es genauso. Eigentlich ist es so, dass ich für die Songs, für die es kein begleitendes Video gibt, tatsächlich einen vollständigen Short Film in meinem Kopf entworfen habe. Und jedes Mal, wenn ich die Songs höre, beispielsweise Money, Unbreakable und 2000 Watts, werden diese Bilder, die ich in meiner Vorstellung entworfen habe, in meinen Gedanken abgespielt, einfach weil er mit seinen Worten so lebhafte Bilder gemalt hat.


    Willa: Am liebsten würde ich jetzt deine mentalen Filme sehen, Joie! Das ist so interessant. Ein anderes gutes Beispiel ist Human nature – seine Stimme ist so ausdrucksstark, du kannst dir wirklich den Hauptcharakter ausmalen, wie er sich ruhelos fühlt und intensiv lebendig und voller Energie, wie er einfach hinaus will in die Nachtluft, um durch die Straßen der Stadt zu gehen.


    Lisha: Ja, ich habe auch sehr viele Short Films in meinem Kopf produziert! Wie bei Human nature, bei dem ich mir vorstelle, wie ich in ein Apartmentfenster eines Hochhauses sehe, aber dann drehe ich mich um und sehe hinaus, auf die Feuerleiter und die Straßenszenen in New York.


    Willa: Das ist wundervoll! Was für eine kinematografische Art, sich das vorzustellen. Ich kann es mir richtig vorstellen.


    Lisha: Human nature war eine weitere bemerkenswerte Szene in This is it. Ich konnte diese Probe fast nicht glauben, wie er so viel musikalische Spannung einfach nur mit seiner Stimme und seiner Bewegung erschaffen hat, überhaupt keine Begleitung, ganz für sich allein. Es hat mich auch visuell stark beeindruckt, denn ich erinnere mich, wie ich seinen Körper und sein Gespür für Mode und Stil betrachtete und bei mir selbst dachte: Wow, dieser Mann gab alles, was er hatte, seiner Kunst, er nutzte dafür sogar seinen eigenen Körper. Er hat nichts zurückgehalten, einschließlich jeder Zelle seines Körpers – er gab alles. Dieser Gedanke traf mich wie ein erstaunliches neues Gebiet, dass ein Künstler seinen eigenen Körper für seine Kunst nutzt. Er war wie eine lebende, atmende Skulptur. Ich habe Menschen gesehen, die ihre Körper mit Tattoos und Piercings herrichten, aber niemals etwas wie dieses. Ich war fasziniert von seiner physischen Schönheit und was es mir sagte, kombiniert mit meiner eigenen Erinnerung an ihn als Kinderstar, als Teenager, als die Thriller Ikone und an die vielen Bilder, die ich die ganzen Jahre lang in den Medien gesehen hatte.


    Willa: Ich weiß, was du meinst, Lisha. Sogar die Farbe seiner Haut war Teil seiner Kunst, und für mich fühlt es sich wie eine völlig neue Art von Kunst an, ein neues Genre von Kunst – es erschafft eine Bedeutung auf eine Art, die sich völlig von einem Piercing oder einem Tattoo unterscheidet, denke ich, obwohl es da Verbindungen gibt. Sie „beschreiben den Körper neu“ auf gewisse Weise, aber Michael Jackson schreibt auch die kulturelle Erzählung, die in seinen Körper eingraviert war auf eine Art und Weise neu, wie ich es nie vorher erlebt habe. Also bringt die Art, wie er seinen Körper neu beschriftet, enorme kulturelle Auswirkungen mit sich, darauf, wie wir Merkmale wie Rasse, Geschlechtszugehörigkeit, Sexualität, Nationalität und letztendlich Identität interpretieren.


    Lisha: Ich glaube, Michael Jackson markiert ein gänzlich neues Kapitel in der Musik und Kunst. Denk mal daran, wie machtvoll dies alles ist, wenn man in Betracht zieht, wie es auf die Masse gerichtet war, auf den ganzen Erdball, jeder war einbezogen, sogar der Planet selbst. Ich erinnere mich, als ich das erste Mal das Intro von Earth Song in This is it sah und dabei realisierte, dass er die ganze Zeit mit seinem Publikum gespielt hatte, bis er die wahre Bedeutung seiner Show offenbarte. This is it ist nicht „der letzte Vorhang“ (the final curtain call) oder „der” angesagte Ort (The „it“ place to be). This is it ist unsere Marschroute: Die Zeit läuft ab, und es gilt, die globale Katastrophe zu verhindern. Er benutzte seine musikalische, künstlerische Fähigkeit, die Massen zu erreichen und die Welt zu heilen. Ich dachte, welches Event überhaupt in der Kunst reicht an dieses heran?

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    Emily Dickinson

  • Joie: Lisha, ich liebe das, was du gesagt hast darüber, dass Michaels Musik sich an den ganzen Erdball richtete. Es lässt mich an etwas denken, das Akon über ihn in einem Interview gesagt hat, Er sagte:


    „Er ist unglaublich. Er ist ein Genie. Einfach nur im selben Raum mit ihm fühlte ich, dass ich alles was ich wollte, erreicht habe in meinem Leben … Diese Aura … es ist, wie unglaublich diese Ausstrahlung ist … Die Art, wie er denkt… manche Künstler denken regional, manche denken national, ich dachte international. Er denkt in Planeten!"


    Es findet auf einer anderen Ebene statt!“Ich finde es immer faszinierend festzustellen, dass seine Kollegen aus der Musikindustrie und die jüngere Generation von musikalischen Künstlern, die von ihm beeinflusst wurden, ihn ebenso umwerfend finden wie die Fans. Und ich liebe dieses Zitat von Akon, denn es beschreibt genau das so gut, was du gerade darüber gesagt hast, wie er die Massen anspricht. Es beleuchtet auch einen anderen Punkt, den du gerade erwähnt hast, als du sagtest: Welches Event überhaupt in der Kunst reicht an dieses heran? Wie Akon sagte, Michael denkt nicht klein. „Er denkt in Planeten!“


    Lisha: Und, stimmt das nicht? Ich denke, Akon hat Recht. Da ist etwas so Umfassendes an der Art, wie Michael denkt und Kunst begreift. Ich versuche auch, an jemand anderen zu denken, der diese Art der Reichweite hat, und ich bin ratlos. Gibt es eine andere historische Person, die die Welt auf die gleiche Art erreicht hat wie Michael Jackson? Ich bin kein Historiker, aber mir fällt einfach keine ein.


    Joie: Mir fällt auch keine ein, Lisha, und ich habe es seit vielen Jahren versucht.


    Willa: Er hatte eine ganz andere Art Kunst zu entwerfen, stimmt’s? Nicht nur die globale Reichweite seiner Kunst, sondern auch die Art, wie er Kunst vergegenwärtigt. Ich glaube ganz ehrlich, dass er eine neue Art der Poetik erschaffen hat, eine völlig neue Philosophie von Kunst.


    Also ich möchte noch einmal, wenn möglich, für einen Augenblick zurückkommen zu seinem musikalischen Können. Als Joie und ich uns vor einigen Wochen mit Joe Vogel und Charles Thomson über Michael Jackson als Songschreiber unterhielten, sprachen wir auch ein wenig über die vielen mit ihm im Studio Zusammenarbeitenden und dass sie zumindest ein wenig der Anerkennung dessen verdienen, was wir auf einem Album zu hören bekommen. Aber wir stimmten nicht darin überein, was dies in Hinsicht der Beherrschung seines musikalischen Handwerks und seines Songschreibens bedeutet. Zum Beispiel war Charles der Meinung, dass ihm weniger Autonomie zuzusprechen sei, weil er andere Musiker in das Studio geholt hat, während Joie und ich zu der Ansicht tendierten, dass er immer noch der Komponist seiner Songs und der führende Visionär für seine Alben sei, und immer noch eine ganze Menge Kontrolle über das hatte, was im Studio passiert. Also was denkst du als professionelle Musikerin, die mit anderen Musikern zusammengearbeitet hat, darüber?


    Lisha: Okay, aus meiner Sicht verhält es sich so, dass sich da ein Paradigmenwechsel vollzieht, der die Betrachtung der Sichtweise etwas erschwert. Denn großartige Musik reflektiert immer die Realität der Zeit und des Ortes, in der sie entstanden ist, ob beabsichtigt oder nicht. Beispielsweise lebte Michael Jackson in einem Land, in dem die Wertschätzung für Technologie, materiellen Wohlstand und globalen Handel sehr hoch ist. Also ist es kein Zufall, dass seine Musik diese Werte sehr stark widerspiegelt. Sie ist technologisch fortschrittlich, aufwendig produziert und kommerziell erfolgreich in einem globalen Maßstab.


    Willa: Wow, darüber habe ich vorher noch nie nachgedacht.


    Lisha: Er lebte auch in einer Zeit und an einem Ort, an dem es klar wurde, dass Menschen die Fähigkeit entwickeln müssen, die Perspektiven des jeweils anderen wertzuschätzen und effektiv miteinander zu arbeiten. Dies war von entscheidender Wichtigkeit, als wir zu einer Weltwirtschaft wurden und daran zu arbeiten begannen, die Ressourcen und das Überleben des Planeten zu retten. Und das ist genau das, wofür Michaels kreativer Prozess sinnbildlich steht – nämlich für die Fähigkeit, vielfache Perspektiven zu schätzen, daran zu arbeiten, um sie nahtlos miteinander zu verschmelzen auf eine Art und Weise, die jedem einzelnen Teil des Ganzen nutzt und ihn noch erweitert. Ich denke nicht für eine Sekunde daran, dass es sein musikalisches Können mindern würde. Ganz im Gegenteil, ich denke, genau darin besteht sein Genie.


    Ein anderer Weg, sich dies zu betrachten, sind The Beatles. Ich bin voller Ehrfurcht verliebt in ihre Werke, und ich verehre besonders Paul McCartney. Ich habe meine Freude daran, die Liner Notes auf seinen Solo Alben zu lesen und sehe, dass er aufgeführt ist als der Bassspieler, der Drummer, der Leadguitarspieler, der Keyboarder, der Leadsänger und auch als Backgroundsänger. Ziemlich erstaunlich, DIY Records! Was kann dieser Mann eigentlich nicht? Ich liebe seine Soloalben. Aber am Ende des Tages, ich muss es zugeben, kommt keines der Werke, das die Beatles als Solokünstler produzierten, an das heran, was sie in ihrer Zusammenarbeit als The Beatles produziert haben. Du kannst es wirklich hören und den Wert ihrer Zusammenarbeit verstehen – probieren geht über studieren, wie man sagt. Ich denke, es ist eindeutig, dass die musikalische Synergie ein Teil ihres Genies war.


    Willa: Was für eine großartige Analogie! Und ich denke ganz sicher nicht, dass ihre Zusammenarbeit als The Beatles die musikalische Leistung irgend eines einzelnen von ihnen gemindert hat: Lennon, McCartney, Harrison oder Starr.


    Lisha: Überhaupt nicht, es brachte das Beste ihrer Arbeit hervor. Das meinte Kenny Ortega damit, als er Michaels Philosophie für This is it zusammenfasste – er wollte die besten Leute, die er finden konnte, um sich versammeln und sie herausfordern, durch ihre Zusammenarbeit über alles hinauszugehen, was sie bisher getan hatten.


    Also habe ich mir selbst die Frage gestellt: Welches eigene Werk von den Leuten, die mit Michael zusammengearbeitet haben, kann mit einem Michael Jackson Album mithalten? Sogar das Album Michael, welches einen großen Teil von Michaels Arbeit enthält, kann einem Michael Jackson Album nicht standhalten! Nur dieser Mann selbst konnte das schaffen. Ohne Michael Jackson, der die Vision anführt und jedes letzte Detail bis zur Perfektion poliert, befürchte ich, wird es kein Michael Jackson Album mehr geben.


    Joie: Also bedeutet das, dass du Will.i.am zustimmst, der sich vehement gegen posthume Alben mit vorher unveröffentlichter Musik ausspricht?


    Lisha: Überhaupt nicht. Will.i.am hat mir eine Heidenangst eingejagt, als er sagte, er würde in Erwägung ziehen, einige der Tracks zu zerstören, an denen er und Michael gearbeitet haben! Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig es ist, alles zu bewahren und zu archivieren GENAU SO wie Michael es hinterlassen hat, inklusive solcher Dinge, die in die Mülltonne könnten. Zukünftige Musikwissenschaftler werden den Zugang dazu brauchen. Solange dafür gesorgt wird, hoffe ich, dass der Estate alles veröffentlicht, was überhaupt einen kommerziellen Wert hat. Es werden nicht die exquisit ausgearbeiteten Kunstwerke sein, die Michael erschaffen hat, ganz egal, wer die Abschlussarbeiten ausführt, aber es wird ein faszinierender Einblick in den Geist und den kreativen Prozess eines Genies sein. Ich würde zu gern jedes letzte bisschen davon hören, sogar ganze Alben mit Schnipseln und unfertigen Songs. Ich denke, die meisten Künstler würden sterben für etwas, das so gut ist wie das, was Michael Jackson wegwerfen würde!


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  • Lisha: Ich weiß nicht, ob ich jemals aufhören werde, über den Tag zu reden, an dem ich mich entschieden habe, This is it anzusehen. Es hat mich einfach total gefangen genommen, so wie es nur große Kunst vermag. Von Michaels erstem Erscheinen im Film bis hin zu den Credits am Ende war ich im Augenblick gefangen, total fixiert auf das, was ich sah und hörte. Ich kümmerte mich um nichts mehr, was ich jemals getan habe oder was ich in der Zukunft tun müsste. Es nahm mir den Atem. Für mich ist das genau das, was große Kunst mit dir macht. Sie erlaubt dir, eine Umgebung ohne Zeit betreten, in der deine Gedanken ihre permanente Aktivität stoppen, und du kannst nichts anderes tun, als über die Schönheit dessen, was vor dir ist, nachzusinnen. Ich glaube, das ist das, was Michael meinte, wenn er sagte, er wolle „Eskapismus“ (Flucht aus der Wirklichkeit) möglich machen. Es ist dieser magische Moment, wenn ein großartiges Gemälde, Literatur, Film oder was immer es auch ist, dich zum Stillstand bringt, dich aus deiner gewöhnlichen Wahrnehmung herausnimmt und deinen Geist mit etwas Schönem und Faszinierendem fesselt.


    Lisha: Ja, ich habe auch sehr viele Short Films in meinem Kopf produziert! Wie bei Human nature, bei dem ich mir vorstelle, wie ich in ein Apartmentfenster eines Hochhauses sehe, aber dann drehe ich mich um und sehe hinaus, auf die Feuerleiter und die Straßenszenen in New York.


    ch konnte diese Probe fast nicht glauben, wie er so viel musikalische Spannung einfach nur mit seiner Stimme und seiner Bewegung erschaffen hat, überhaupt keine Begleitung, ganz für sich allein. Es hat mich auch visuell stark beeindruckt, denn ich erinnere mich, wie ich seinen Körper und sein Gespür für Mode und Stil betrachtete und bei mir selbst dachte: Wow, dieser Mann gab alles, was er hatte, seiner Kunst, er nutzte dafür sogar seinen eigenen Körper. Er hat nichts zurückgehalten, einschließlich jeder Zelle seines Körpers – er gab alles.


    Also habe ich mir selbst die Frage gestellt: Welches eigene Werk von den Leuten, die mit Michael zusammengearbeitet haben, kann mit einem Michael Jackson Album mithalten? Sogar das Album Michael, welches einen großen Teil von Michaels Arbeit enthält, kann einem Michael Jackson Album nicht standhalten! Nur dieser Mann selbst konnte das schaffen. Ohne Michael Jackson, der die Vision anführt und jedes letzte Detail bis zur Perfektion poliert, befürchte ich, wird es kein Michael Jackson Album mehr geben.


    Lisha: Überhaupt nicht. Will.i.am hat mir eine Heidenangst eingejagt, als er sagte, er würde in Erwägung ziehen, einige der Tracks zu zerstören, an denen er und Michael gearbeitet haben! Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig es ist, alles zu bewahren und zu archivieren GENAU SO wie Michael es hinterlassen hat, inklusive solcher Dinge, die in die Mülltonne könnten. Zukünftige Musikwissenschaftler werden den Zugang dazu brauchen. Solange dafür gesorgt wird, hoffe ich, dass der Estate alles veröffentlicht, was überhaupt einen kommerziellen Wert hat. Es werden nicht die exquisit ausgearbeiteten Kunstwerke sein, die Michael erschaffen hat, ganz egal, wer die Abschlussarbeiten ausführt, aber es wird ein faszinierender Einblick in den Geist und den kreativen Prozess eines Genies sein. Ich würde zu gern jedes letzte bisschen davon hören, sogar ganze Alben mit Schnipseln und unfertigen Songs. Ich denke, die meisten Künstler würden sterben für etwas, das so gut ist wie das, was Michael Jackson wegwerfen würde!


    Wie wahr wie wahr das alles ist !!!!! Genauso hab ich das alles erlebt, könnte original von mir sein.


    Ich stelle mir bei einigen Songs, von denen es kein Video gibt, auch meine eigene Geschichte vor.
    Das Rock my World Video fand ich auch immer beängstigend, ganz imGegensatz zu dem Song.
    Remember the Time hab ich so gedeutet, dass die Frau des Pharao sich durch Michael an eine vergangene Liebe erinnert, die sie sehr berührt, und deshalb wirklich gefesselt ist, weil er ihr Herz berührt. Denn das kommt im Text vor : "erinnerst du dich an die Zeit, als wir verliebt waren ......"
    Das ist die große Kunst: wirklich zu berühren, und wie schwer das ist und wie gnadenlos und kritisch das gelangweilte Publikum.Die Szene spielt in Ägypten, also vor langer langer Zeit, soll sagen, das war schon zu allen Zeiten so.
    Das schürt natürlich die Eifersucht des Ehemannes, wie es Michael ja auch selbst bei seinem Publikum erfahren hat.
    Der Mann jagt ihn dann, aber er tanzt ihm davon und verwandelt sich am Ende zu Staub, das bedeutet: alles war nur Illusion bzw Erinnerung.


    Und die Szene in This is it beim Earth Song mit Michael Bearden : Da schreibt MB auf seiner Seite auf FB, dass er diesen Moment, in dem Michael zu ihm sagt "God bless you", nachdem er den Einsatz so hinbekommen hat, wie Michael es wollte, dass er sich in dem Moment wirklich gesegnet gefühlt hat, so als würde Michael seine Energie an ihn weitergeben, ein ganz bedeutungsvoller Moment. Und Earth Song war ja der letzte Song, den Michael geprobt hat.


    "Er hat den Raum verlassen, aber wir nicht. Wir sind noch da. Nun sind wir an der Reihe".
    Er hat den Raum verlassen, aber ist immer noch sowas von präsent.

    You were the rhythm,
    You were the sound of a crescendo,
    You showed us Heaven and Light,
    you faced the fear.


    Einmal editiert, zuletzt von Daniela Jackson ()

  • MJ’s Kunst: Uns höher bringen
    (Taking Us Higher)
    04/04/2012


    Joie: Vor einigen Wochen sprachen Willa und ich über Michaels wiederholten Einsatz des Leinwandpublikums in vielen seiner Kurzfilme. Und während dieser Unterhaltung sprachen wir oft über die Performance Videos – die Videos, die ein „gestelltes“ Konzert zeigen – und welche anderen Empfindungen sie hervorrufen als tatsächliche Konzertaufnahmen. Gut, also seit dieser Diskussion bekomme ich Give In To Me einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich begann, es immer und immer wieder anzusehen kurz nachdem wir Teil 1 der Leinwandpublikum-Diskussion gepostet hatten, und ich bemerkte, dass da eine Menge interessanter Dinge sowohl im Video als auch im Song vor sich gehen.


    Ich habe oft von Give In To Me als einem Love Song gehört, und das hat mich immer sehr verwirrt, weil das meiner Meinung nach nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte. Für mich ist dies kein Song über Liebe; es ist ein Song über Begierde. Und die Lyrics sind ziemlich roh und offen. In der ersten Strophe sagt er dem Objekt seines Verlangens „Versuch‘ nicht, mich zu verstehen / denn deine Worte reichen einfach nicht aus“.


    Ich glaube, dass da etwas sehr viel Tieferes vor sich geht, und wir werden darauf in einer Minute kommen. Aber oberflächlich gesehen, glaube ich, spricht er sehr grundlegende Emotionen an: sexuelles Verlangen, Lust, körperliche Befriedigung. Er sagt ihr, dass er nicht mit ihr auf emotionaler Ebene verbunden sein möchte. „Versuch‘ nicht, mich zu verstehen,“ singt er wiederholt. Dann macht er weiter hiermit:


    Liebe ist ein Gefühl
    Stille mein Verlangen
    Gib es mir, wenn ich es will
    Bring mich höher
    Liebe ist eine Frau
    Ich will es nicht hören
    Gib dich mir hin
    Gib dich mir hin


    Jedes Mal, wenn ich diesen Song höre, bin ich ergriffen von der Zeile „Ich will es nicht hören“ (I don’t wanna hear it). Er wiederholt sie mehrere Male während des ganzen Songs. Es ist, als ob er sagen würde, er möchte überhaupt nicht reden, er will einfach nur Sex haben.


    Willa: Stimmt, besonders wenn er die Zeile „Erzähl‘ es dem Prediger“ (Tell it to the preacher) hinterher schiebt. Es ist, als würde er sagen: Spar dir das romantische Gerede für jemanden auf, den es kümmert, denn ich tue es nicht. Er will einfach nur, dass sie „sein Verlangen stillt“ und ruhig ist. Ein Prediger kümmert sich vielleicht um Liebe und Verbindlichkeit, aber „ich will es nicht hören“.


    Joie: Es ist solch eine unsensible, kalte, gefühllose Sache, es so zu sagen, und das sind Attribute, die wir gewöhnlich nicht mit Michael Jackson verbinden, aber hier ist es so. Ob er jemals selbst so empfunden hat, werden wir nie erfahren – und es geht uns auch überhaupt nichts an. Aber er hat einen Song darüber geschrieben und stellt es sehr überzeugend dar. Die Frustration und die sexuelle Spannung in seiner stimmlichen Wiedergabe ist greifbar, und in Kombination mit dem sinnlichen Rhythmus der Musik ergibt dies einen sehr sexy Song.


    Willa: Weißt du, alles, was du gerade gesagt hast, ist so interessant, Joie, denn auf der einen Seite weiß ich genau, was du sagen willst. Es gibt da einige Zeilen in diesem Song, wenn die jemand zu mir sagen würde, der mir etwas bedeutet, dann wäre es ziemlich schwer für mich, dies hinzunehmen – Zeilen wie „Versuch‘ nicht, mich zu verstehen / Mach einfach das, was ich dir sage.“ Ich kann verstehen, warum du dich darauf fokussiert hast, denn es springt mir auch direkt ins Auge. Keine Frau, die ich kenne, würde so etwas tolerieren. Und während wir im Kopf behalten müssen, dass dies Worte sind, die Michael Jackson in seiner Rolle gebraucht und es deshalb nicht notwendigerweise auch seine eigenen Gedanken und Gefühle sein müssen, ist es doch ein Schock, denn sie scheinen komplett dem zu widersprechen, wofür er steht.


    Joie: Ganz genau!


    Willa: Aber ich neige dazu, dies auf eine andere Art zu interpretieren. Ich stimme zu, dass Give In To Me ein Song über Leidenschaft ist – und sexuelle Leidenschaft ist definitiv ein Teil davon, wie wir in diesen heißen Bildern im Video sehen können. Aber es ist auch ein Song über künstlerische Leidenschaft. Wie wir schon oft besprochen haben, stellt Michael Jackson seine Beziehung zu seinem Publikum regelmäßig als Liebesaffäre dar. Wir sehen, wie sich diese doppelte Beziehung durch sein gesamtes Werk zieht: in Dirty Diana, Remember the Time, Who Is It, Blood on the Dance Floor, You rock my world und One more Chance, um nur einige zu nennen. Und ich sehe hier die gleiche parallele Beziehung. Es ist sogar sehr deutlich – schließlich wird er in diesem Video nicht mit einer Frau dargestellt. Er ist auf einer Bühne, singt zu einem Publikum. Aber es werden einige sehr heiße Szenen angeschnitten, so dass es mir scheint, als würde er ganz bewusst jene Szenen von Paaren in sexueller Leidenschaft seiner kreativen Leidenschaft auf der Bühne gegenüberstellen.


    Joie: Ich stimme dir zu, es ist sehr absichtlich, oder? Und das ist das „viel Tiefere“, auf das ich vorhin angespielt habe.


    Willa: Das denke ich auch – wie bei vielen seiner Werke kannst du das „viel Tiefere“ intuitiv spüren, sogar bevor du eintauchst in das, was dieses Etwas ist. Und wenn wir uns diese verwirrenden Zeilen auf diese Art ansehen – als von einem Künstler, der mit seinem Publikum spricht – ergeben sie sehr viel mehr Sinn. Wenn er sagt „Versuch‘ nicht, mich zu verstehen“ und „Gib dich mir hin“, meint er damit, dass wir aufhören sollen, über sein Liebesleben und seine Boa Constrictors und seine Schaufensterfiguren und das alles zu spekulieren, und sollen aufhören zu versuchen, die Beziehung zu seinem Vater und seiner Mutter und seinen Geschwistern psychologisch zu analysieren – mit anderen Worten, wir sollen aufhören, sein persönliches Leben zu beobachten, um ihn auf diese Weise zu verstehen – und stattdessen sollten wir uns „ihm einfach als Künstler hingeben“ und uns selbst von der Macht seiner Kunst anziehen lassen.


    Aber wie gewöhnlich in seinen Werken sehe ich dies nicht als Entweder-Oder-Situation, die bedeuten würde, dass wir eine Interpretation aussuchen müssen. Stattdessen erkenne ich, dass es auf beide Arten funktioniert. Für mich ist dies ein Song über sexuelle Leidenschaft UND kreative Leidenschaft, und er untersucht dies beides zur gleichen Zeit.

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    Einmal editiert, zuletzt von Lilly () aus folgendem Grund: (Schreibfehler)

  • Joie: Willa, ich stimme dir voll und ganz zu, obwohl ich den Begriff „sexuelle Leidenschaft“ hier nicht gebrauchen möchte. Für mich impliziert dies, dass hier eine Liebesbeziehung besteht, aber das ist ganz klar nicht der Fall. Aber mangels passenderer Worte oder Begriffe glaube ich, dass wir hier über dieselbe Sache sprechen. Einfache Lust – keine Bedingungen, die an deren Erfüllung geknüpft sind.


    Was die Beziehung zwischen dem Künstler und seinem Publikum angeht, denke ich, wir müssen betrachten, welches Segment seines Publikums er hier wirklich anspricht. Ganz eindeutig spricht er nicht jene von uns an, die bereits auf seiner Seite sind oder gegenüber denen er Gefühle seiner Liebe ausdrücken würde. Ich denke, dies ist ein weiterer jener Songs, bei denen das angesprochene Publikum dasjenige ist, das seinen exzentrischen Lebensstil beklagt. All jene Leute, die so beschäftigt damit sind, über die Gerüchte und sein Privatleben zu spekulieren, dass sie die Musik nicht mehr genießen können. Sie sind zu sehr beschäftigt damit, ihn einer Psychoanalyse zu unterziehen, wie du gesagt hast.


    Aber weißt du Willa, sogar obwohl ich dies als einen Song über Lust betrachte, erkenne ich, dass noch etwas anderes, sehr Interessantes in dem Song selbst passiert, was auch der Kurzfilm widerspiegelt. In der zweiten Strophe sagt er:


    Du hast immer gewusst, wie du mich zum Weinen bringst
    Und ich habe dich nie gefragt, Warum
    Es scheint, als ob es dir einen Kick verschafft, mich zu verletzen


    Dann singt er in der Bridge des Songs weiter:


    Du und deine Freunde
    Ihr lacht über mich in der Stadt
    Aber es ist Okay
    Und es ist Okay
    Du wirst nicht mehr lachen, Mädchen
    Wenn ich nicht mehr da bin
    Ich werde Okay sein
    Und ich … ich werde ihn finden
    … meinen inneren Frieden, oh


    Also, obwohl er sogar auf der einen Seite sagt, dass er keine emotionale Verstrickung mit dieser Frau wünscht, drückt er im nächsten Atemzug seine verletzten Gefühle darüber aus, wie sie ihn behandelt. Und wir sehen dies ebenso im Video. Oberflächlich gesehen ist die dies nur ein einfaches Performancevideo, aber es passieren interessante Dinge im Hintergrund, die meine Aufmerksamkeit erregt haben. Verwoben mit diesem „Konzert“ sind diese wirklich sexy Aufnahmen verschiedener Paare, die sich küssen und berühren. Dann plötzlich hat eines dieser Paare einen erhitzten Streit. Der Mann ist sehr aufgebracht über seine Freundin, und wir – das Nichtleinwandpublikum – können seine Enttäuschung deutlich spüren. Es gibt Aufnahmen von Leuten, die lachen – wahrscheinlich über ihn – wie sie flüstern und ihn anstarren. Er stürmt davon und wirft mit Dingen um sich.


    Willa, wenn ich damit fortfahre, den Song mit dieser zweigleisigen Interpretation im Kopf zu betrachten, ergeben diese Zeilen in der zweiten Strophe und die Bridge des Songs so viel Sinn für mich, als ob er zu diesem Teil seines Publikums spricht, den ich vorher erwähnt habe.


    Willa: Oh, ich stimme dir zu, Joie. Kannst du dir vorstellen, du legst dein ganzes Herz und deine Seele in ein Album, und dann erntet deine Leistung nur Spott von höhnischen Kritikern? Stell dir einfach mal vor, wie sich das anfühlen würde. Und das ist genau das, woran ich immer denken muss, wenn ich diese Zeile höre „Du und deine Freunde / Ihr lacht über mich in der Stadt“. Er war ein Visionär: Er kannte den Wert seiner Arbeit, er wusste, dass sie ihrer Zeit weit voraus war, und er wusste, dass diese Kritiker falsch lagen. Aber noch traf es ihn schmerzlich – so hart an etwas zu arbeiten und dann so schrecklich missverstanden und unterschätzt zu werden. Aber er kannte sich auch sehr gut in Kunstgeschichte aus, und er wusste, dass die Kritiker seine Werke eines Tages zu würdigen wissen würden. Und das denke ich, wenn ich die Zeilen höre „Du wirst nicht mehr lachen, Mädchen / Wenn ich nicht mehr da bin“. Und es bewahrheitet sich gerade. Wir können schon erkennen, wie es passiert. Nun, da er gegangen ist, entdecken eine Menge Leute seine Werke oder entdecken sie wieder und beginnen langsam zu realisieren, wie unglaublich und bedeutsam sie einfach sind.


    Joie: Das ist so wahr! Und ist es nicht erstaunlich? Warum ist das so, dass wir die guten Dinge niemals zu schätzen scheinen, bis sie gegangen sind und es viel zu spät ist? Es lässt mich an etwas denken, was meine Großmutter oft gesagt hat. Sie sagte immer ‚Gib mir Blumen, wenn ich noch da bin, so dass ich sie genießen kann‘. Und als ich jünger war, habe ich das nicht wirklich verstanden. Aber nun, da ich älter bin und schon einige Menschen, die mir viel bedeutet haben, verloren habe – sie eingeschlossen - verstehe ich es voll und ganz. Was ist das an der menschlichen Natur, das uns so vieles als selbstverständlich hinnehmen lässt?


    Aber um auf das zurückzukommen, was du darüber gesagt hast, sein Herz und seine Seele in ein Album zu stecken, nur um Kritiker über deine Mühe spotten zu hören … nein, ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie sich das anfühlen muss. Ich meine, ich stelle mir vor, dass es so ein ungeheuer mutiger Akt ist, sich seiner Kunst zu widmen – es auszuarbeiten und seine Seele einfließen zu lassen, wie du sagtest – und dann auch tatsächlich unerschrocken genug zu sein und dies mit der Welt zu teilen. Nur diesen Blog mit dir zusammen zu schreiben, bedeutete so einen großen Schritt aus meiner Komfortzone, Willa. Und du erinnerst dich, wie nervös ich deswegen war!


    Willa: Oh, mir ging es genauso!


    Joie: Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, irgendetwas in dem Maßstab zu machen, wie es Michael getan hat. Dieser Mann erstaunt mich jedes Mal, wenn ich über sein Leben und alles, was er erreicht hat, nachdenke. Es bringt meine Gedanken völlig durcheinander.

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    Einmal editiert, zuletzt von Lilly ()

  • Willa: Ganz genau, und ich glaube, dass er in Give In To Me sowohl das Hochgefühl, als auch den Schmerz dabei behandelt – des Schaffens von Kunst, deren Zeuge Millionen von Menschen sind, die sie vielleicht oder vielleicht auch nicht verstehen – dadurch, dass er sie mit all den intensiv spürbaren Emotionen rund um das sexuelle Verlangen verbindet.


    Aber ich denke nicht, dass dies nur eine Metapher für ihn ist. Ich denke, dass er wirklich eine Verbindung zwischen künstlerischer und sexueller Leidenschaft gesehen hat. In einem wunderbaren Interview von 1982 mit Gerri Hershey erzählte er ihr:


    Auf der Bühne zu sein, ist magisch. Es gibt nichts, das dem nahekommt. Du fühlst die Energie von jeder anderen Person da draußen. Du spürst es an deinem ganzen Körper. Wenn die Lichter dich treffen, ist es um dich geschehen, ich schwöre es.


    Hirshey bemerkt, als er spricht „Er lächelt nun, sitzt aufrecht, während er versucht, den Phantasielosen die Schwerelosigkeit zu erklären.“ Seine Mutter erzählte Hirshey, dass er jeden Sonntag fastete und stundenlang tanzte, „ein wöchtliches Ritual, bei dem sich ihr Sohn völlig verausgabt hat, schwitzend, lachend und weinend.“ Hirshey schreibt weiter:


    Es ist auch ein Ritual, das Michaels Auftritten sehr ähnelt. Da ist nichts Zaghaftes an seinen Alleingängen. Er kann seine hochgewachsene, schmale Gestalt in die Drehung eines Eiskunstläufers fließen lassen ohne die Hilfe von Eis oder Schlittschuhen. Unterstützt durch das zündende Blitzen silberfarbener Bodysuits scheint er nach Belieben seine Molekularstruktur ändern zu können, im einen Moment eckige Roboterbewegungen, im anderen wellenartige Kurvenbewegungen ausführend. So sicher ist sein Körper, dass seine Augen oft geschlossen bleiben, sein Gesicht nach oben einer unsichtbaren Muse zugewandt ist. Sein knochiger Brustkorb hebt sich. Er keucht, stößt und kreischt. Er ist bekannt dafür, von der Bühne zu springen und in die Takelage zu klettern. Zu Hause in seinem Zimmer tanzt er, bis er am Boden liegt.


    In einem anderen Interview sprach er darüber, dass wenn er auf der Bühne ist und die Lichter ihn anstrahlen, es sich einfach elektrisch anfühlt – als wenn Elektrizität durch seine Haut geht – und das wird visuell in Give In To Me dargestellt. Ganz besonders am Schluss sehen wir blaue Streifen von Elektrizität über die Oberfläche seines Körpers laufen. Es ist eine wirklich erotische Art und Weise, wie er die Erfahrung, auf der Bühne zu sein, beschreibt, und ich denke in Give In To Me versucht er, das Gefühl mit denen von uns zu teilen, die niemals aufgetreten sind – wie Hirshey es so gut beschrieben hat, „während er versucht, den Phantasielosen die Schwerelosigkeit zu erklären.“


    Joie: Was er in dem Interview zu beschreiben versucht, ist Ekstase.


    Willa: Genau. Er versucht, jenen von uns gegenüber ein unerklärbares Gefühl auszudrücken, die dies noch niemals erfahren haben. Ich erkenne etwas ganz Ähnliches am Beginn von Martins Bashirs berüchtigter Dokumentation. Ich kenne viele Leute, die sich moralisch dagegen sträuben, Bashirs Dokumentation anzusehen, und ich kann das verstehen, aber wenn du dir das Intro ansehen willst, hier ist es:


    qpNjOSokkdg&feature=player_embedded


    Bei 30 Sekunden ist die Stelle mit der „klassischen“ Musik, die Ultravioletrae in einer faszinierenden Erläuterung letzte Woche erwähnt hat. Bei 3 Minuten versucht er, Bashir seinen kreativen Prozess zu erklären, was sowohl faszinierend, als auch frustrierend ist. Und dann bei 11 Minuten sagt er zu Bashir: „Ich liebe es, auf Bäume zu klettern. Ich denke, das ist meine liebste Beschäftigung. Water Balloon Fights und auf Bäume klettern. Ich denke, diese zwei sind meine liebsten Beschäftigungen.“ Bashir macht sofort eine Sensation daraus, natürlich, und sagt: „Ziehst du Liebe machen nicht vor?“ Michael Jackson sieht ihn nur einfach an mit diesem nachsichtigen kleinen Lächeln und erklärt sehr geduldig, dass er über Freizeitbeschäftigungen spricht, nicht über Leidenschaften. Als er über Bäumeklettern als seine Lieblingsbeschäftigung spricht, beschreibt er es „als mein Zeitvertreib. Ich kann es nicht mit dem Auftreten vergleichen. Andere Leute spielen gern Football oder Basketball. Ich klettere gern auf Bäume.“


    Was meine Aufmerksamkeit bei dieser Unterhaltung gefesselt hat, ist, dass für Bashir der ultimative Ausdruck von Leidenschaft „Liebe machen“ ist. Aber Michael Jackson kennt eine Leidenschaft, die weit darüber hinaus geht – die Qual und den Rausch kreativer Leidenschaft. Es ist eine Art von Leidenschaft, die Bashir niemals erfahren wird, und er versteht sie nicht und belächelt sie sogar irgendwie. Aber ich sehe diese Szene und denke, wow, Michael Jackson hat Gefühle in solch einer Intensität erfahren, die sich die meisten von uns nicht einmal vorstellen können.


    Joie: Und du hast damit wahrscheinlich sehr Recht, Willa. Er hat Dinge in seinem Leben erfahren – sowohl Höhen, als auch Tiefen – die die meisten von uns niemals auch nur ansatzweise nachvollziehen können. Und nochmal, es bringt meine Gedanken völlig durcheinander, wenn ich da sitze und über die Vorkommnisse in seinem Leben und seine erstaunliche Karriere nachdenke.


    Und es ist sehr interessant – und auch sehr vielsagend – dass er offensichtlich Liebe machen mit Performing gleichsetzt. „Ich kann es nicht mit dem Auftreten vergleichen,“ sagt er. Bashir redet über Sex, und Michael setzt in Gedanken „Liebe machen“ damit gleich, auf der Bühne zu sein. Für ihn ist das die einzige Sache, die mit all den intensiven Emotionen mithalten kann, die man erfährt, wenn man in sexueller Leidenschaft gefangen ist. Das ist faszinierend!


    Aber um noch einmal für eine Minute zu dem Video zurückzukommen, ich muss sagen, dass dies schon immer einer meiner liebsten Short Films war. Ich liebe es, wie dunkel und intensiv es sich anfühlt, und ich liebe den ganzen „Konzertaufbau“ und Michael zu beobachten, wie er sowohl mit den Fans in der Menge und auch mit den anderen Musikern auf der Bühne interagiert. Du weißt, Michael selbst sagte, dass dieses ganze Video in nur zwei Stunden aufgenommen wurde, was mich geschockt hat. Als es während seines berühmten Interviews mit Oprah zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, ist es dies, was er darüber gesagt hat:


    Oprah: Sexy.


    Michael: Yeah.


    Oprah: Also, wir möchten gern wissen, wie es auf einem Blatt Papier beginnt … quench my desire … und dann wird so etwas daraus.


    Michael: Also Give In To Me, ich wollte einen weiteren Song schreiben, verstehst du, der irgendwie aufregend ist und Spaß macht und rockig ist. Weißt du, so etwas wie bei Beat it und Black or White. Und Slash, der ein lieber Freund von mir ist … Ich wollte, dass er dabei die Gitarre spielt. Wir kamen zusammen und gingen nach Deutschland, und wir nahmen diese Sache in nur zwei Stunden auf. Wir hatten überhaupt keine Zeit, um es aufzunehmen. Wir wollten, dass es aufregend und fantastisch wird, mit Fans, verstehst du, als wäre es ein Rockkonzert, und so wurde dies daraus, das ist das Ergebnis.


    Er lässt es alles so unangestrengt klingen, oder? Wie ‚Oh, jeder kann so etwas machen!‘ Ich lache mich jedes Mal kaputt, wenn ich das lese.

    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Willa: Das tut er wirklich, obwohl er die Dinge in Interviews fast immer heruntergespielt hat, also ist es total typisch für ihn, dies zu sagen. Aber trotzdem, es waren nur die Konzertaufnahmen, die sie in zwei Stunden machen konnten – und wie du schon vorher betont hast, geht da eine ganze Menge mehr vor sich als nur die Konzertaufnahmen. Da sind all diese heißen Szenen, und die Art, wie er sie einander gegenüberstellt, ist so interessant.


    Joie: Regie führte bei dem Video Andy Moharan und zeigt nicht nur Slash, der zu der Zeit noch bei Guns ´N Roses war, sondern es hat auch Gilby Clarke von GNR einen unerwähnten Auftritt genauso wie Teddy Andreadis, der zu der Zeit der Tour-Keyboarder von GNR war. Also geben die Konzertszenen ein wirklich authentisches Feeling wieder mit all diesem Talent auf der Bühne und der Aufregung der schreienden Fans in der Menge.


    Willa: Das stimmt, und diese intensive Aufregung hat sehr große Bedeutung für dieses Video, sowohl erfahrungsgemäß, als auch thematisch. Er will, dass wir fühlen, was er fühlt. Er will, dass wir die Intensität der künstlerischen Leidenschaft, die er auf der Bühne spürt, nachempfinden, und er erzeugt diese Intensität durch die schreiende Menge und durch die heißen Szenen von Paaren in sexueller Leidenschaft und durch die ruckartigen Blitze, die auf seiner Haut spielen und durch seine unglaubliche Stimme und die Art, wie sich sein Körper bewegt und, wow – ich kann gut verstehen, warum dies eines deiner Lieblingsvideos ist, Joie! Ich glaube, ich muss mal ein Glas Wasser trinken – wirklich kaltes Wasser.


    Joie: Mmmm, es wird warm hier, oder?


    Willa: Aber ja! Aber ich möchte zurückkommen auf diese heißen Szenen, die du zuvor schon beschrieben hast, Joie, und wie dieses eine Paar miteinander kämpft. Ich habe das nie wirklich wahrgenommen, bis du es erwähnt und dann detailliert beschrieben hast, aber ich spulte zurück und sah es mir noch mal an, und du hast Recht, diese Szenen sind so interessant, besonders die Art, wie er auf der Bühne das wiedergibt, was sie außerhalb der Bühne tun. Zu Beginn murmelt der Typ seiner Freundin Beschwichtigungen zu und versucht dadurch, die Dinge zu beruhigen, während Michael Jackson sanft ins Mikrofon singt:


    Sie nimmt es immer mit einem versteinerten Herzen hin
    Denn alles, was sie tut, ist, es zu mir zurückzuwerfen
    Ich habe ein Leben lang damit verbracht, nach jemandem Ausschau zu halten
    Versuch nicht, mich zu verstehen
    Tu einfach die Dinge, die ich dir sage


    Dann, als die Frau dem Mann ins Gesicht schlägt und mit ihm zu streiten anfängt, wird Michael Jacksons Stimme sehr viel lauter und rauer, als er mit dem Refrain beginnt:


    Liebe ist ein Gefühl
    Gib es mir, wenn ich es will
    Denn ich stehe in Flammen
    Stille mein Verlangen
    Gib es mir, wenn ich es will
    Sprich mit mir, Frau
    Gib dich mir hin
    Gib dich mir hin


    Offen gesagt, wenn jemand auf diese Weise mit mir reden würde, wäre ich wirklich verletzt und würde ihm vielleicht auch ins Gesicht schlagen wollen. Ich habe in Wirklichkeit niemals vorher jemanden geschlagen, aber ich hätte vielleicht, wenn sich jemand so verhalten hätte! Und dann, als der Mann sein Gesicht reibt wegen des Schlages, wird Michael Jacksons Stimme wieder sanfter, und er beginnt ganz ruhig, die zweite Strophe zu singen, die du vorhin schon zitiert hast:


    Du hast immer gewusst, wie du mich zum Weinen bringst
    Und ich habe dich nie gefragt Warum
    Es scheint, als ob es dir einen Kick verschafft, mich zu verletzen
    Versuch nicht, mich zu verstehen
    Denn deine Worte reichen einfach nicht aus


    Also erzählt er uns, dass es sich hierbei nicht um einen einmaligen Streit handelt, sondern um ein permanentes Problem – wie er singt „ Du hast immer gewusst, wie du mich zum Weinen bringen kannst.“ Und als er diese Strophe singt, sehen wir, wie das Paar versucht, sich wieder zu versöhnen, aber da ist ein Eisenzaun zwischen ihnen. Es gibt eine Barriere, die sie nicht überwinden können, obwohl sie da durch greifen und sie schütteln. Sie können hindurch sprechen, aber ihre „Worte reichen einfach nicht aus“. Schließlich wankt der Mann enttäuscht weg, lehnt sich an den Zaun, kickt mit dem Fuß dagegen. An dieser Stelle ist er sprachlos – es gibt nichts mehr zu sagen – und ebenso ist es bei Michael Jackson. Die elektrische Gitarre spielt ein tobendes Solo, während er vollständig still bleibt, sich dreht und sich selbst auf der Bühne umarmt.


    Hier beginnen die Dinge wirklich interessant zu werden, denn plötzlich driften die Szenen auf der Bühne und diejenigen abseits der Bühne auseinander. Bis hierher war das, was auf der Bühne passiert völlig synchron zu dem, was außerhalb der Bühne passiert. Aber nun gabelt es sich. Außerhalb der Bühne versöhnt sich der Mann mit seiner Freundin, mehr oder weniger: Er versucht sie durch den Eisenzaun hindurch zu küssen, und sie machen das Beste draus, aber sie wirken beide ziemlich enttäuscht und unzufrieden. Aber auf der Bühne – meine Güte. Ich brauche dringend ein neues Glas mit kaltem Wasser, denn es sieht aus, als würde Michael Jackson seinen Höhepunkt auf der Bühne erreichen: Die elektrischen Gitarren flippen aus, er ist in einem Tanzrausch, blaue Elektrizitätsblitze knistern über seinen Körper, Feuerwerk entzündet sich, Dampf steigt um ihn herum auf, und seine Stimme pulsiert „Give in to me. Give in to me. Give in to me.“ Oh Mann, es ist dermaßen intensiv.


    Joie: Wow. …Das war … gut, Willa. Das … war wirklich … wirklich … gut. Ich hoffe, es war auch gut für dich!


    Willa: Um ehrlich zu sein, ich fühle mich irgendwie benommen. Kein Wunder, dass er Unmengen an Platten verkauft hat. Also, ein Teil von mir möchte sich am liebsten niederlassen mit einem Krug voller Eistee und dieses Video wieder und wieder ansehen – und einfach das tun, was er sagt „sich dieser Erfahrung hingeben“ und einfach selbst eintauchen und es genießen. Glaub mir, ich habe damit überhaupt kein Problem!


    Aber dann möchte der große englische Teil von mir herausfinden, was das bedeutet, und es scheint mir, als ob er sagen wollte, dass, während sexuelle Leidenschaft ihre Grenzen hat, künstlerische Leidenschaft diese nicht kennt. Wir leben in einer unvollkommenen Welt mit unvollkommenen Beziehungen, in der es sehr schwierig für Leute ist, sich wirklich verbunden und von anderen verstanden zu fühlen, und unserer Sexleben spiegelt das wider. Sexuelle Beziehungen können wunderschön und beglückend und nährend für die Seele sein, wie wenn du dich einer Person näher fühlst, als du es je für möglich gehalten hättest, aber sie können auch sehr verwirrend und schmerzhaft und enttäuschend sein, als würdest du versuchen, die Person, die du liebst, durch einen Eisenzaun hindurch zu küssen. Aber auf vielerlei Arten ist Kunst eine erhöhte Form des wirklichen Lebens. Also kannst du auf künstlerischer Ebene gesehen diese Frustration nehmen, sie vergeistigen und durch Kunst wieder freilassen, und so eine Leidenschaft jenseits sexuellen Begehrens entdecken.


    Joie: Okay, ich denke, da kann ich dir zu 100 % zustimmen. Ich denke, er hat versucht, uns Normalsterblichen mitzuteilen, wie es sich für ihn anfühlt – auf der Bühne zu sein. Er versuchte, dieses ekstatische Gefühl zu erklären, das ihn erfüllte, wenn er auftrat, und Junge, er hat einen großartigen Job gemacht! Du weißt ja, wie ich schon gesagt habe, dies ist immer schon eines meiner liebsten Videos gewesen, aber ich konnte niemals wirklich erklären, warum. Ich habe mich nie hingesetzt und es vorher so wie jetzt auseinandergenommen. Nun, da wir es getan haben, fühle ich mich erschöpft und kämpfe gegen den Drang an, zu kuscheln. Ich werde dieses Video niemals wieder auf die gleiche Art ansehen können.



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    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Ich hoffe, ich störe mit meinem Kommentar den Lesefluss nicht. :Tova:



    Besser spät als nie. Ich muss gestehen, dass mir dieser Thread-Titel schon lange geläufig war, ich mich mit dem Inhalt bisher allerdings noch nicht auseinandergesetzt hatte.
    Nun, ich habe die letzten zwei, drei Seiten so langsam mitgelesen und muss sagen, dass ich total begeistert bin! :perfect: Es macht wirklich Spaß, Stück für Stück Michaels Kunst zu analysieren und die Ergebnisse bzw. Interpretationen mit den eigenen Vorstellungen zu vergleichen. Manchmal denke ich "Ja 8o , genau so habe ich mir das auch immer gedacht und vorgestellt". Ja und manchmal bin ich positiv darüber überrascht, welche Blickwinkel es noch gibt und dass diese tatsächlich so hinkommen können.


    Wie gesagt. Ich bin total begeistert! Vielen, vielen Dank für's Einstellen! :danke: :hkuss:


    Und dieses Zitat hier, hat mir am meisten zugesagt. Denn genauso habe ich mir das bei Michael immer vorgestellt; hatte es nur bisher nie geschafft, das in Worte zu fassen, geschweige denn, irgendwie als einzelne Erkenntnis greifen zu können.

    [richtig]einer unsichtbaren Muse zugewandt[/richtig]

    Don't accept the society - the society has to accept you. Be as you are.

  • Diesen Post finde ich so klasse :jubel::wolke1: ..ich hab ihn schon paarmal gelesen...die Zwei sehen wirklich Details, die mir nie auffallen würden, erst, nachdem ich es von ihnen gelesen habe :-D . Auch die Kommentare im blog sind sehr lesenswert, es wurden noch ein paar interessante Gedanken geäussert. Ich hab mal ein paar davon rausgesucht, und zusammengefasst.


    ...und hier noch ein link zum Give in to me Vid..damit man es schnell noch einmal...oder mehrmals...ansehen und genießen..kann..


    http://www.dailymotion.com/vid…ckson-give-in-to-me_music


    Hier was aus den Kommentaren (auszugsweise): (was schwarz und kursiv geschrieben ist, sind die Übersetzungen aus den Kommentaren..)
    von Ultravioletrae:

    ....Dieser verführerische Song erinnert mich sehr an die klassische Mythologie von Pan und seiner Flöte.. Pan ist eine beängstigende mythische Kreatur, der eindringlich mit der Melodie seiner Flöte Nymphen in einen ekstatischen Zustand bringt. Ich denke, Michael liebte diese Geschichte weil es auf Neverland ein Schild mit einem Zeichen gab, auf dem Pan und seine Flöte zu sehen waren.


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    Debussy schrieb ein Stück mit dem Namen "Syrinx or The Flute of Pan".


    (darüber gibts hier was auf Deutsch: http://www.jochenscheytt.de/debussy/debussywerke/syrinx.html )


    In dem Symbilismus dieser Verführung geht es darum in einen höheren Bewusstseinszustand zu kommen, und Debussy hebt die Melodie an (lässt die Töne höher werden) um die Nymphen zu symbolisieren, die sich der berauschenden Kraft von Pans Flöte hingeben. Die letzten Zeilen des Texts von Debussy:


    From the flesh of all of them a divine fire flows
    And all are inflamed with love for Pan
    And me the same ardor spreads through my veins;
    O Pan the sounds of thy syrinx, like a wine
    Too fragrant and too sweet, have intoxicated me.
    O Pan, I no longer fear you, I am yours.


    Is it just me? Or does that sound like a response to:


    I don’t wanna…I don’t wanna…I don’t wanna hear it
    Take Me To The Fire
    Talk To Me Woman
    Quench My Desire
    Not Like A Lady
    Talk To Me Baby
    Give In To Me


    Ich kann die Musik von GIT; nur mit "verführerisch" beschreiben. Ich liebe es, gegen Ende des Songs, wo man die Saiteninstrumente 3 Noten in einer aufsteigenden Linie spielen hört, was anschwillt und intensiver wird. Es wird wiederholt und die 3 Noten gehen noch höher, sie verbildlichen "taking us higher". Ich erkenne, warum Debussy einer der Favoriten von Michael war. Beide lieben Symbolismus.


    von aldabaran:
    ...Eine andere mythische Figur, die diese verführerische Energie besitzt (die durch das Flötenspiel verdeutlicht wird) (-und diese Kraft ist die gleiche, die MJ hatte und immer noch hat -) ist Krishna, der ebenfalls Flöte spielt und dem Frauen folgen, die mit ihm in religiöser Extase tanzen.
    Da gibt es definitiv eine religiöse/sexuelle Verbindung, wie du mit der Referenz zu Debussy gezeigt hast und wie ich sie noch in anderen Quellen finde, z.B. in diesem Gedicht von Emily Dickinson:

    ‘He fumbles at your soul, As players at the keys, before he strikes full music on, he stuns you by degrees, prepares your brittle nature, for the ethereal blow, by fainter hammers, further heard, then nearer, then so slow, your breath has time to straighten, your brain to bubble cool, deals one imperial thunderbolt, that scalps your naked soul, when winds hold forests in their paws, the universe is still.”


    "Er tappt an deiner Seele, wie Spieler Tasten greifen, eh die Musik voll schwellen darf - betäubt dich stufenweise, rüstet dein brüchiges Naturell, für den ästhetischen Streich, durch feineres Hämmern - fern zu hören - dann näher - dann so weich, dass sich dein Atem fassen kann - im Kopf perlt es dir - kühler - setzt einen mächtigen Donnerschlag, skalpiert deine nakte Seele. Wenn die Sturmpranke die Wälder schlägt, dann hält der Kosmos still." :stern::umfall:


    (Übersetzung aus: Englische und amerikanische Dichtung: Amerikanische Dichtung : von den Anfängen bis zur Gegenwart)


    ....und hier steht dazu:
    http://www.lars-klein.com/star…son/dickinsonfumbles.html


    "Das Subjekt des Gedichtes ist das „he“, vermutlich also ein Poet, der die Seele ertaste wie ein Klavierspieler seine Tasten. Der Pianist kennt sein Klavier, kennt jede einzelne Taste und weiß so gut mit ihnen umzugehen, dass er Begeisterung weckt.


    Was Dickinson beschreibt, ist ein echtes Spiel: Der Pianist variiert das Tempo, spielt leise, dann lauter, bereitet das Finale vor. Es scheint fast, als improvisiere er, als sei das Stück nur auf den einen Zuhörer abgestimmt, dem es nicht nur den Atem raubt, sondern fast den Verstand. Das Finale dann ist gar wie ein kaiserlicher Blitz, der die schon bloßgelegte Seele skalpiert.


    Die letzten beiden Zeilen wirken wie ein Nachsatz, wenn Winde ganze Wälder niederreißen, heißt es, dann ist das Universum still. Dann haben die Winde das Gewitter weggefegt. Nach dem einen, kaiserlichen Blitz nun, wirkt die Musik nach, hallt in einem leergefegten Raum. Die Seele des Menschen – ein Universum."



    ...von aladabaran: (nochmal über Krishna):


    Krishna war physisch unwiderstehlich anziehend. Alte Texte beschreiben ausführlich sein ausserordentlich charmantes Angesicht:


    "Ein blauer Teint, weich wie eine Monsoonwolke, glänzende Locken von schwarzem Haar, die ein wunderschön gemeiseltes Gesicht umrahmen, große Augen wie Lotus, Girlanden wilder Blumen um den Hals, gelber Stoff (Pitambara) um den Körper drapiert, auf dem Kopf eine Krone aus Pfauenfedern, ein Lächeln spielt auf seinen Lippen.."


    Dieses sanfte Lächeln ist sehr wichtig, es ist verspielt, sinnlich, göttlich, verlockend, einladend, bezaubernd.


    Über die Wichtigkeit des Lächelns: (Zitat eines idischen Gurus - Gurumayi Chidvilasananda-)


    "In der indischen Tradition, in Wort und Bild, wird der Lord (Krishna) mit einem Lächeln auf den Lippen beschrieben. Es ist Ausdruck Seiner Glückseeligkeit, woraus die ganze Welt besteht..


    "Gütige Anmut, immer lächelnd....Manda Smita - das sanfte Lächeln, das weiche Lächeln, das zarte Lächeln, das fürsorgliche Lächeln, das gütige Lächeln..Ein wahres, ehrliches Lächeln ist wie eine kühle Brise. Es trägt die Samen der Gelassenheit und Leichtigkeit und verstreut sie über der Erde, wo sie sich verwurzeln. Die Geschicke, die aus diesem Lächeln wachsen verbreiten ihren Duft überall."


    Und wir kennen Michaels wunderbares Lächeln..

    :herz::herz:

    5 Mal editiert, zuletzt von maja5809faithkeeper ()

  • Diesen Post finde ich so klasse :jubel::wolke1: ..ich hab ihn schon paarmal gelesen...die Zwei sehen wirklich Details, die mir nie auffallen würden, erst, nachdem ich es von ihnen gelesen habe :-D . Auch die Kommentare im blog sind sehr lesenswert, es wurden noch ein paar interessante Gedanken geäussert. Ich hab mal ein paar davon rausgesucht, und zusammengefasst.


    ...und hier noch ein link zum Give into me Vid..damit man es schnell noch einmal...oder mehrmals...ansehen und genießen..kann..


    http://www.dailymotion.com/vid…ckson-give-in-to-me_music


    Du hast so Recht Maja! Dieser Thread ist wirklich klasse - einen großen Dank an Lilly für diese wöchentliche Arbeit, uns mit der Übersetzung dieser tollen Dialoge immer auf neue Gedanken und Ideen der Interpretation von Michaels Musik zu bringen.


    Auch Dein hier weitergeführter Faden ist unheimlich tiefgreifend. Muss ich aber noch einmal in Ruhe lesen. Eine Frage zum vid habe ich aber schon gleich:
    Ich SEHE nähmlich nichts außer einem schwarzen Bild während "Give into me" spielt, siehst Du etwas? Die kurze Werbung davor kann ich sehen, aber mit dem Lied
    wird das Bild schwarz?! :schulter: Ich frage so interessiert, weil ich gar kein vid zu diesem Lied kenne. :ibd:

  • Zitat

    Ich SEHE nähmlich nichts außer einem schwarzen Bild während "Give into me" spielt, siehst Du etwas?


    ja und nein :-D ..wenn der Adobe Flash Player installiert ist seh ich es, sonst wohl nicht..an meinem Rechner geht es nicht, am Läppi schon..beim Rechner fragt er immer nach diesem Adobe Flashplayer. Aber bei dir ist es nochmal anders, wenn du was hörst, aber kein Bild hast :was:
    Ich guck mal, ob ich noch eine andere Version finde..aber bei YT hatte ich erstmal nichts gefunden...



    edit..geht das hier vielleicht?


    http://www.michaeljackson.com/us/give-me-video

    Einmal editiert, zuletzt von maja5809faithkeeper ()

  • Ich habe mir direkt nach dem Lesen dieses Blogposts das Video "ganz klassisch" k045.gif auf DVD angesehen, und ganz ehrlich, ich habe diese Beobachtung von Paaren vorher nie gemacht!!! Ich habe einfach immer nur Michael gesehen und alles andere missachtet. beten.gif Michael, du lehrst mich so viel über Wahrnehmung. Ich bin durch dich ein anderer Mensch geworden.beten.gif

    von Ultravioletrae:
    ....Dieser verführerische Song erinnert mich sehr an die klassische Mythologie von Pan und seiner Flöte.. Pan ist eine beängstigende mythische Kreatur, der eindringlich mit der Melodie seiner Flöte Nymphen in einen ekstatischen Zustand bringt. Ich denke, Michael liebte diese Geschichte weil es auf Neverland ein Schild mit einem Zeichen gab, auf dem Pan und seine Flöte zu sehen waren.

    Irgendwie ist es DER Wahnsinn, was hier immer wieder an Neuem zum Vorschein kommt. Bin ich blind??? Wie oft habe ich mir diese Abbildung schon angesehen?


    Krishna war physisch unwiderstehlich anziehend. Alte Texte beschreiben ausführlich sein ausserordentlich charmantes Angesicht:


    "Ein blauer Teint, weich wie eine Monsoonwolke, glänzende Locken von schwarzem Haar, die ein wunderschön gemeiseltes Gesicht umrahmen, große Augen wie Lotus, Girlanden wilder Blumen um den Hals, gelber Stoff (Pitambara) um den Körper drapiert, auf dem Kopf eine Krone aus Pfauenfedern, ein Lächeln spielt auf seinen Lippen.."


    Das IST Michael - bei der Beschreibung taucht er sofort vor mir auf herz.gif


    Danke Maja für diese wunderbare Ergänzung aus den Kommentaren (und deinen eigenen GedankenTova.gif)! Die Kommentare sind wirklich sehr oft qualitativ mit Willas und Joies Ausführungen gleichzusetzen. Sie ergänzen die Blogposts so gut, sie runden das Ganze nochmal ab.

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    Emily Dickinson

  • Ihr seid mindestens genauso klasse wie Willa und Joie :gruppenk:
    Endlich haben sie mir die tiefere Ebene des Songs erschlossen. Ich fand ihn auch 'untypisch' für Michael.. Allerdings gefiehl es mir, dass er auch die Seite von sich zeigte :rotwerd: .
    "Quench my desire" :puah:
    Nun bin ich sehr froh, dass die beiden mir noch andere Ebenen erschließen. :bohr1:
    Tja Lilly, das ist schon ein Problem, dass man ausser Michael sowieso nichts wahrnimmt :ablach:
    Man muss sich zwingen auch das Drumherum zu registrieren.. und es lohnt sich offensichtlich IMMER!


    Die zwei Stunden für das Vid, beziehen sich natürlich nur auf Michaels :herz: Auftritt in der Halle :-D . Das ist zwar trotzdem erstaunlich wenig Zeit :glupschi: , aber in das Vid selbst ist natürlich wesentlich mehr Zeit investiert worden. Gewohnt perfekt würde ich mal sagen :perfect: . Und wie man dabei sieht, kann Michael auch mit weniger Aufwand dermaßen faszinieren. :stern:
    Es fiel ihm sicher fast so leicht wie er es bei Oprah rüberbrachte. Er hatte das alles 'studiert' und war der Professor DR. auf dem Gebiet.


    :herz: liches Danke für die Übersetzung und Eure Diskussion :hkuss:
    Sky*