Skrupellosigkeit als Prinzip bei "Schwiegertochter gesucht"
Die wirklichen Enthüllungen des #verafake getauften Streichs von Böhmermann waren natürlich überschaubar. Dass in so ziemlich jedem Reality-Format nachgeholfen wird? Geschenkt. Das stand zu befürchten. Dass RTL seinen Kandidaten "auf die Sprünge hilft", wenn sie nicht unterhaltsam genug sind? Ebenso.
Dass die ganzen Wurstherzen die Idee von zynischen Redakteuren sind? Ja, leider. Dass hier Menschen vorgeführt werden, die es nicht einmal merken? Das ist das Prinzip der Sendung.
Erschreckender ist vielmehr, wie skrupellos dies bei "Schwiegertochter gesucht" geschieht. Der Druck, nach zehn Jahren immer noch einen drauflegen zu müssen, scheint für die Macher der Show immens zu sein. Da muss Böhmermanns Fake-Kandidat Robin ihnen wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein.
"Schräges Hobby. Asi-Wohnung. Schräges Aussehen", so der Moderator. Der perfekte Teilnehmer für die Show. Da konnte RTL offensichtlich nicht widerstehen. Und legte sogar noch einen drauf.
"Liebes RTL, fürs Geschäft macht ihr echt alles"
Dem Schildkrötensammler brachte das Team noch mehr Figuren für seine Wohnung mit, legte ein rosa "Liebe ist ..."-Puzzle auf den Küchentisch und diktierte ihm schrecklich peinliche Sätze. Dass Vater René offensichtlich Alkoholiker ist, interessierte sie hingegen nicht.
"Liebes RTL, fürs Geschäft macht ihr echt alles", sagte Böhmermann danach genüsslich in die Kamera. "Ihr habt Robin und René noch dümmer gemacht als wir sie uns ausgedacht haben. Und das will was heißen."
Dass danach Studiogast Gregor Gysi partout über Erdogan sprechen wollte, interessierte da schon keinen mehr. Böhmermann inklusive. Der hielt sich die Ohren zu und sang "la la la la la".
Denn ab jetzt kann der Moderator wieder beruhigt schlafen. Das Internet hat seinen nächsten Hype gefunden, an dem es sich in den nächsten Tagen abarbeiten kann. Unruhige Nächte dürften allerdings RTL und der Produktionsgesellschaft von "Schwiegertochter gesucht" bevorstehen.
Sie müssen sich eine plausible Erklärung einfallen lassen, wie sich Böhmermanns Schauspieler in die Show schmuggeln konnten. Ganz ohne Personalausweise. Denn Urkundenfälschung begehen wollten Böhmermann und sein Team nicht.
Und wie die Produzenten ihr menschenverachtendes Vorgehen erklären. Es könnten bange Wochen für viele TV-Sender werden. Bis es den Nächsten erwischt. Denn wie drückte es Böhmermann so schön am Ende seines #verafake aus: "Wer weiß, in welche Sendung wir noch jemanden eingeschleust haben ..."
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Spektakulärer hätte sein Comeback mit dem "Neo Magazin Royale" nicht ausfallen können: Jan Böhmermann schmuggelt einen Kandidaten bei "Schwiegertochter gesucht" ein und stellt die Methoden von RTL bloß. Nun hat der Kölner Sender auf #verafake reagiert.