Mittelmäßiger King of Pop
Show: »Who's bad« mit den größten Hits von Michael Jackson in der Aschaffenburger Frankenstolz Arena
Aschaffenburg Etliche waren zwar gekommen, um die Michael-Jackson-Gedenkshow »Who's bad« zu sehen, doch das Interesse hielt sich in Grenzen. Viele Reihen in der Aschaffenburger Frankenstolz Arena blieben an diesem Samstag Abend leer, dicht besetzt waren die wenigsten. Ein Dreivierteljahr nach dem überraschend frühen Tod des Sängers ebbt das Interesse ab.
Doch diejenigen, die gekommen waren, die tief in die Tasche gegriffen hatten, um die Songs des King of Pop noch einmal auf der Bühne zu erleben, um in Erinnerungen zu schwelgen, die waren begeistert. Zumindest nach der Pause. Was als Sensations-Show angekündigt war, startete eher harmlos, dafür aber reichlich laut.
Andrè Santisi, der sich seit Jahren als Michael-Jackson-Double profiliert, durfte tanzen, singen, posen. Doch der Griff in den Schritt alleine macht noch keinen Superstar. Er benötigte Zeit, um in die Haut des Anderen zu schlüpfen, um auch jenseits der goldglänzenden Hose an das Idol vieler im Saal zu erinnern. Und da gab es einige, die ihrer Verehrung auch optisch Ausdruck gaben. Silberne Handschuhe, schwarze Hüte, glitzernde Oberteile, ja selbst rote Thriller-Lederjacken ließen die 80-er Jahre aufleben.
Auch auf der Bühne war man um einen guten optischen Eindruck bemüht. Die Tänzer rund um den King of Pop durften zeigen, was der Fundus hergab. Mal opulent mit ägyptischem Touch, mal verwegen im Gang-Look, frivol bis hochgeschlossen, neckisch bis international. Die Einlagen selbst wirkten allerdings oftmals zu lieblos, zu oberflächlich und in ihrem Arrangement recht einfallslos.
Blieb die Show nahe an der Vorlage, orientierte sich die Choreographie an Jacksons Videos, dann sprang der Funke über. Auch Santisi zeigte in diesen Parts, wie gut er sein Vorbild kennt. Im Gegensatz zum Tanzensemble überzeugte sein Stil, der dem des unverwechselbaren Michael Jackson doch stark ähnelte, ganz besonders im Laufe des zweiten Show-Teils.
Ein Hit-Feuerwerk hatten die Veranstalter versprochen, und dementsprechend reihten die Macher von »Who's bad«, Werner und Oliver Forster, einen bekannten Song an den anderen. Die Palette reichte erwartungsgemäß von »Bad« über »I just can't stop loving you«, »They don't care about us« bis »Heal the World« (als Zugabe und mit Kinderchor auf der Bühne), »Thriller«, »Billie Jean«, »Beat it« und viele mehr.
Doch erst nach der Pause ließ sich das Publikum mitreißen, sprang immer wieder von den Stühlen auf, um mitzutanzen und die bekannten Titel in vollen Zügen zu genießen. Neben der eigentlichen Show, den Grusel-Monstern zu »Thriller«, dem von vielen herbeigesehnten Moonwalk und anderen bekannten Elementen, stachen an diesem Abend besonders die Sänger neben Santisi heraus - und denselben in den Schatten. Moses Lehauli, Carina Lehmann und Maren Reimann waren aus musikalischer Sicht die eigentlichen Stars des Abends. Ihre Interpretationen der Jackson-Titel, eigenwillig, besonders, dem Original so fern und doch so nah, zeigten Klasse.
Für jeden, dem die Musik mehr bedeutete als die Show, wäre ein Konzert alleine mit diesen drei Sängern sicher die bessere Alternative gewesen - gerne mit den Songs von Michael Jackson.
Martina JordanNeu erschienen ist der Bildband »Michael Jackson. Fotografien 1974 -1983« von Todd Gray, Edel Verlag Hamburg; 144 Seiten; 24,95 Euro