RPG ~ Dem Schicksal entgegen...

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    „Renee, wir verstehen Dich ja. Hier gibt es sicher Niemanden im Raum, der nicht von dem Schicksal der kleinen Elf ergriffen ist, doch wie stellst du Dir das vor? Du sagtest, man würde nach ihr suchen… Eine Blutelf inmitten Untoter ist nun mehr als auffällig.“


    Schon am nächsten Tag war Renee ins Rathaus zum hohen Rat gerufen worden, um über den weiteren Verbleib von Kìara zu beraten. Schon als sie eintrat und in ernste Gesichter blickte, wusste sie es würden weitere Probleme auf sie zukommen.


    Man legte ihr Nahe, das Elfenkind aus der Stadt zu bringen, natürlich *nur* zum Schutze des Kindes. Renee konnte nur verständnislos den Kopf schütteln.
    „Die Kleine ist gerade sechs Jahre alt und hat gestern erst ihre Mutter verloren!“ hilflos hob sie die Arme, ließ sie jedoch wieder sinken.


    „Das ist uns durchaus bewusst, wir alle haben Nessa die letzte Ehre erwiesen, nachdem wir davon erfahren haben. Doch es ändert nichts an den Tatsachen, dass dieses Kind Gefahr mit sich zieht!“ entgegnete Magistrat Sevren


    „Ihr habt einer Frau die letzte Ehre erwiesen, die ihr nicht einmal kanntet, obwohl sie hier Jahrelang ihre Ausbildung absolviert hat, Sevren. Euch kümmert das Schicksal Anderer doch gar nicht, ihr seid nur auf Euerem eigenen Wohl bedacht. Glaubt ihr, ihr werdet noch lange eine solche Position innehalten können, wenn Bekannt wird, dass ihr ein kleines Mädchen, dessen Mutter ermordet wurde, davon gejagt habt? Eine Vollwaise?“ [i]Mit jedem Satz wurde Renee´s Stimme fester, auch lauter. Sie konnte diesen egozentrischen Politiker noch nie ausstehen.
    „Keiner von uns will das Kind davon jagen…“
    „Wie wollt ihr es sonst nennen, Sevren?“ fiel Renee ihm ins Wort. Die Anderen Mitglieder hatten bisher stumm auf ihren Stühlen gesessen, das Gespräch der Beiden gebannt verfolgend.


    Sevren stand auf, wohl um seiner Größe mehr Gewicht zu geben, beugte sich mit dem Oberkörper nach vorn, die Hände auf den Tisch gestützt, Renee nun ebenfalls böse betrachtend.


    „Ich finde nun gehst du entschieden zu weit, Renee! Was der Kleinen und ihrer Familie zugestoßen, ist sehr bedauerlich. Doch wir können und werden die Verantwortung für dieses Elfenkind nicht übernehmen! So haben wir es beschlossen!“ Sevren wollte sich gerade wieder hinsetzen, als von der Tür aus eine Stimme ertönte:


    „Wir aber nicht! Wir haben dies nicht beschlossen!“


    Als Renee sich umdrehte, traute sie erneut ihren Augen nicht. Austil de Mon, seines Zeichens Kriegerlehrer stand am Eingang und nicht nur er. Renee erkannte Frauza, Johaan von der königlichen Apothekervereinigung, Schwester Neela, Coleman Heller und noch viele Andere.


    Magistrat Sevren stand mit offenem Munde da, brauchte einige Zeit bis er seine Stimme wieder fand.


    „Ihr seid Euch gar nicht der Gefahren bewusst, die dieses Kind mit sich bringen könnte! Wollt ihr…“ erneut wurde er unterbrochen, diesmal von Austil de Mon.


    „Niemand wird kommen, diesem Kinde zu schaden. Sollen sie es doch versuchen, wir werden sie erwarten! Die Horde lässt Niemanden der Seinigen im Stich!“ hinter ihm ertönte ein zustimmendes Gebrüll. Austil drehte sich zu der Menge um: “Für die Horde!“ schrie er der Menge entgegen… *Für die Horde* bekam er einstimmig zurück. Dann wurde es still und alle Augen ruhten auf Sevren, der wie erstarrt das Geschehen beobachtete. Nun fehlten ihm gänzlich die Worte, so etwas hatte er noch nicht erlebt.


    Als das Schweigen unerträglich wurde, winkte Sevren nur ab und verliess wütend das Gasthaus.


    Renee atmete erleichtert auf, dankte jedem Anwesenden für die ihr erwiesene Hilfe. Zwar konnte sie sich denken, das Sevren das nicht so ohne weiteres auf sich sitzen lassen würde, doch nun da sie sicher sein konnte, dass die Bewohner von Brill um der Gefahr wussten und bereit waren, dem Kinde beizustehen, war diese Tatsache nur ein kleines Übel.


    Sie lud alle am darauf folgenden Tag zu einem Schmaus ein. Nun jedoch wollte sie schnellstmöglich zu Kìara, welche das Zimmer seit der Beerdigung nicht mehr verlassen hatte.


    Vor der Tür angekommen wollte sie gerade drei Mal klopfen, doch dann hielt sie inne. Würde dies Kìara nicht an Nessa erinnern? Wiederum dachte das Mädchen eh momentan an nichts Anderes und würde sie so nicht zeigen, dass sie die Anweisungen der Mutter auch noch weiterhin bestand hätten?


    Sie klopfte also drei Mal an die Tür, fragte sogleich auch, ob sie eintreten dürfe. Ein zaghartes *Ja* war die Antwort.


    Das Mahl, welches Renee vor ein paar Stunden auf den Tisch gestellt hatte, war nicht angerührt worden. Kìara lag angezogen auf dem Bett und starrte gen Decke. Langsam ging Renee auf das Bett zu, legte sich neben Kìara ~ sagte kein Wort, nahm die Kleine nur in den Arm. Kìara kuschelte sich eng an Renee an.


    „Glaubst du er wird mich holen, Renee?“ ihre Stimme klang leise. Renee streichelte ihren Arm. „Gerade war ich auf einer Versammlung, da waren alle Bewohner von Brill, die allesamt versprachen auf Dich aufzupassen. Du brauchst also keine Angst haben. Wir passen alle auf Dich auf!“ den eigentlichen Grund dieser Versammlung und den wütenden Abgang des Magistrates verschwieg sie natürlich.


    Kìara hob den Kopf, so als wollte sie in Renee´s Gesicht lesen, ob diese denn die Wahrheit sagte. Dann kuschelte sie sich erneut bei Renee ein und fragte nach einer weiteren kleinen Weile


    „Warum passiert das Alles? Nur weil mich eine Allianerin damals angegriffen hat? Ich verstehe das nicht, Renee…“ Renee brauchte eine Weile, bis sie das Wort *Allianerin* zuordnen konnte. Von einem solchen Angriff hatte Nessa ihr gar nichts berichtet. Doch war es spät und sie wollte Kìara nicht mehr danach fragen, nahm es sich jedoch für die nächsten Tage vor. So schüttelte sie nur den Kopf und nahm Kìara ein wenig fester in ihre knochigen Arme.


    „Versuch zu schlafen, Kleines. Ich werde bei Dir bleiben und auf Dich aufpassen. So wie ich es deiner Mama versprochen habe….“



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    Die ersten Wochen blieb Kìara in Renee´s Nähe, auch wenn sie kochen ziemlich langweilig fand. So setzte sie sich dennoch brav an dem Tisch nahe der Kochstelle und wartete geduldig, bis Renee mit dem Kochen und bedienen der Gäste fertig war.


    Wenn es ihr partout zu langweilig wurde, unterhielt sie sich mit einigen der Stammgäste. Besonders mit Schwester Neela hatte sie sich angefreundet. Sie war nett und wusste viel über die erste Hilfe. Kìara saugte das was ihr Schwester Neela erzählte auf wie ein Schwamm das Wasser. Es war also möglich Anderen zu helfen, selbst wenn man nicht der heilenden Magie mächtig war. Schwester Neela zeigte ihr oft, wie man einen Verband anlegte, Kìara versuchte es ihr dann an ihrem Oberschenkel gleich zu tun. Es dauerte einige Male, doch bald konnte sich das Ergebnis schon sehen lassen.


    Coleman Heller, der sich oft unweit von Renee aufhielt hatte stets einen oder mehrere lustige Sprüche auf Lager, er hatte es sich wohl zur Aufgabe gemacht, das stets ernst wirkende Mädchen zum Lachen zu bringen. Leider stellte sich das gar nicht als einfach heraus, wie er feststellen musste.


    Kìara fragte sich oft, warum Coleman fast seine gesamte Zeit im Gasthaus verbrachte. Hatte er etwa ein Auge auf Renee geworfen? Als Kìara das Renee einmal fragte, schmunzelte diese.
    „Cole ist nur ein guter Freund des Hauses, weiter nichts“ war ihre Antwort gewesen.


    Wann immer Renee Zeit fand, nahm sie das Kind mit nach draußen, damit es auch einmal frische Luft atmen könne, wie sie stets sagte. Sie nahm Kìara auch mit zum Kräutersammeln. Das kannte Kìara von ihrer Mutter schon und hatte ihr stets viel Freude bereitet. Nur wollte der Spass am Kräutersammeln, wie einst - sich nicht einstellen. Wenn sich Renee mit Faruza, der Kräuterkundigen unterhielt hörte Kìara stets sehr genau zu, um auch etwas zu lernen, doch verstand sie vieles noch nicht, was die beiden Frauen miteinander sprachen.


    Anfangs bemerkte die Kleine nicht, dass Cyrus und Burgess, zwei Todeswachen, ihnen stets mit einigem Abstand folgten. Irgendwann fragte sie Renee, ob dieser auch aufgefallen wäre, dass die Beiden immer in der Nähe waren. Renee hatte den Beiden zugewinkt und Kìara erklärt, dass man doch versprochen hatte, auf sie aufzupassen. Kìara war dann zu ihnen gegangen und fragte, warum sie dann nicht gleich zusammen gehen konnten. Fortan waren die Beiden ihre ständigen Begleiter, was Renee schon unangenehm war.


    Froh war sie dennoch darüber, da sie wusste das Kìara sich jeden Morgen aus dem Gasthaus schlich, um ihre Mutter zu besuchen. Burgess hatte es Renee einmal mitgeteilt, welcher es einige Tage lang beobachtet hatte. Renee wollte es Kìara weder verbieten, noch sie darauf ansprechen. Jedes Mädchen brauchte wohl ein Geheimnis und das Grab ihrer Mutter war doch alles was der Kleinen geblieben war.


    Am Liebsten hielt sich Kìara bei den Ställen auf. Gut, sie brauchte erst eine Zeitlang, bis sie sich an das Aussehen der Skelettpferde gewöhnt hatte, doch hatte sie eine solche Affinität zu Tieren, derart viele Tiere gab es jedoch nicht bei Brill, was Kìara sehr bedauerte.


    Bei einem Besuch in Unterstadt, Renee wollte dort Kìara noch nicht mit hinnehmen, fand die Untote einmal im Aktionshaus ein Drackenfalkenjunges, welches sie sogleich für Kìara erstand. Renee wusste natürlich nicht, dass sie damit in eine alte Wunde stach, wunderte sich nur, warum das Gesicht Kìara´s sich erst leicht verfinsterte, bevor ihr dann doch ein Lächeln über das Gesicht huschte. Dennoch sah man sie fortan nur noch mit ihrem kleinen Drachenfalken.


    Zwar wusste Kìara ihre eigene Rasse aus dem Weg zu gehen, sofern diese Brill aufsuchten, oder nur auf der Durchreise waren, doch sonst schien sie wie ein normales Kind aufzuwachsen. Natürlich wusste Renee das es der Kleinen an Gleichaltrigen fehlte. Spielzeug lehnte die kleine Elf grundsätzlich ab. Einmal brachte Carolai Anise ihr eine Puppe mit, es mit dem Mädchen gut meinend. Als sie diese Kìara freudig hinhielt, schaute Kìara die Puppe entsetzt an, bevor sie davon rannte, als sei Jemand hinter ihr her. Caro hatte ihr tief enttäuscht hinter her gesehen. Renee, welche die Szene beobachtet hatte, war auf Caro zugegangen, hatte ihren Arm auf den der Alchimistengesellin gelegt und ihr das Verhalten Kìara´s erklärt. Carolai hörte erschrocken zu. Das hatte sie natürlich nicht gewollt.


    Ganz Brill war begeistert von Kìara´s liebevollen und hilfsbereiten Art, ja sie war so etwas wie das Stadtmaskottchen geworden.
    Ganz Brill? Magistrat Sevren war das Elfenkind nach wie vor ein Dorn im Auge. Auch wenn sich bisher noch keinerlei Gefahr gezeigt hatte, so hatte er doch bei jener Versammlung sein Gesicht verloren, so empfand er. Obwohl Kìara noch immer von dem Vorfall überhaupt nichts wusste, machte er sie dafür verantwortlich, dass sich ganz Brill über seine Entscheidung hinweg gesetzt hatte.


    Er war sich sicher, Irgendwann würde sich eine passende Gelegenheit bieten, es diesem Elfenkind heimzuzahlen!



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    So zogen die Tage ins Land, die Bäume wechselten ihre Farben und Kìara wuchs zu einer hübschen jungen Frau von nunmehr dreizehn Jahren heran. Die Bewohner von Brill kannten sie nur zuvorkommend und hilfsbereit. Sie ähnelte ihre Mutter von Tag zu Tag mehr ~ nur ob Kìara das gleiche herzhafte, befreiende und ansteckende Lachen ihrer Mutter hatte vermochte man nicht zu sagen. Denn Lachen sah man das Mädchen nie ~ Lächeln ~ jedoch nie Lachen.


    Mittlerweile hatte die Elf einen festen Tagesablauf. Sie stand früh auf, ging nach der morgendlichen Toilette hinunter zu Renee, welche schon in der Kochnische stand und das Frühstück für die Gäste bereitete. Kìara half erst bei der Zubereitung, trug dann für einige der Gäste das Frühstück auf einem hölzernen Tablett hinauf, servierte anschließend den Gästen im Speiseraum das Frühstück.


    Waren die Gäste versorgt und nickte Renee ihr zu, lief sie hoch ins Zimmer, sich umkleidend. Wenig später stürmte das Mädchen hinaus ~ Richtung Friedhof, wo es einige Stunden damit verbrachte, sich mit ihrer Mama zu unterhalten. Stets brachte sie einen Strauss Friedensblumen mit, ein Kraut welches ihre Mutter am häufigsten mit ihr gesammelt hatte.


    Danach lief sie in den Stall, half beim Ausmisten der Pferdeställe, bevor sie erneut ins Gasthaus lief, um Renee beim Zubereiten des Mittagstisches zu helfen.


    Den Nachmittag verbrachte Kìara dann im Wald. Prägte sich jedes Tier ein, stellte dann bei Gelegenheit Renee Fragen, welche diese bald nicht mehr beantworten konnte. Egal welche Richtung das Mädchen auch einschlug, irgendwann stand es wieder am Grab der Mutter ~ zupfte hie und da kleine Pflänzlinge raus, die auf dem Grab nichts zu suchen hatten, entfernte die eine oder andere Friedensblume, welche welk geworden war, oder pflanze eine neue ein.


    Trotz der Arbeit ließ Renee die Kleine, welche schon längst eine kleine Dame geworden war, nicht aus den Augen. Stets witterte sie Gefahren, legte ein Misstrauen an den Tag welches sie selbst nicht kannte, wenn Kìara von einem Fremden angesprochen wurde. Kìara war für sie wie eine eigene Tochter geworden und obwohl Renee jeden Tag stärker spürte, dass die Zeit bald für Kìara gekommen war Brill zu verlassen, hielt sie stets Wacht über die Elf, fest entschlossen sie mit ihrem Leben zu verteidigen.


    Das Falkenjunges war Kìaras ständiger Begleiter geworden, was Renee sehr beruhigte. Das Tier und Kìara schienen eine besondere Verbindung zu haben. Wenn Gefahr sich näherte, stürzte das Tier los, sein Frauchen zu beschützen.


    Eines Abends, Kìara war gerade dabei den frisch erlegten Tieren das Fell vom Leibe zu trennen, setzte sich Renee nach langer Überlegung zu ihr. Kìara, die diese Arbeit sicher nicht liebte, bemerkte dies erst gar nicht, denn sie nahm alle ihre, ihr selbst auferlegten Aufgaben ernst. [/i]


    „Kleines… „ Renne hatte lange überlegt, wie sie das Gespräch beginnen soll, doch auch nun fand sie keine Worte.


    „Jaaa… Renee?“ Kìara schaute nicht einmal zu Renee auf, war sich sicher das ihre Ziehmutter ihr das nicht Übel nahm. So sah sie auch nicht, wie Renee unruhig auf den Stuhl hin und her rutschte, sich mit ihrer knochigen Hand nervös durch das Haar strich.


    „Welche Waffe würde Dir am ehesten liegen, solltest du den Umgang mit einer erlernen wollen?“


    Wie dumm das doch klang, hatte Kìara doch von je her sämtliche Waffen abgelehnt.
    Nun schaute Kìara doch hoch und zu ihr.
    „Wieso sollte ich die Handhabung einer Waffe erlernen sollen?“ Kìara schaute Renee mit ihren grünen Augen liebevoll an. Nicht ahnend, worauf Renee hinaus wollte.


    „Wie du weißt leben wir in einem sehr umkämpften Gebiet und mir wäre sehr viel wohler, wenn ich wüsste, dass du Dich verteidigen könntest…“ erschrocken legte die Elf das Kürschnermesser zur Seite, nun hatte Renee ihre ganze Aufmerksamkeit.


    „Aber Renee, ich habe noch nie eine Waffe gebraucht! Curunír (Kìara hatte ihrem Falkenjunges diesen Namen gegeben, welcher *Begabter* bedeutet) passt doch auf mich auf!“


    Renee wurde immer nervöser. Derart lange hatte sie sich vor diesem Gespräch gegraust. Sie wollte keine alten Wunden aufreißen, doch fand sie das Kìara nun alt genug wäre zu begreifen, wie wichtig es war sich zu verteidigen.


    „Ja, das weiß ich. Aber es könnte auch einmal Situationen geben, wo Curunír Dir nicht helfen kann, nicht stark genug ist, oder… „


    „Warum sollte er denn nicht stark genug sein? Hast du nicht gesehen, dass sein Feueratem noch gewaltiger geworden ist?“ Renne seufzte. Anscheinend wollte Kìara wirklich nicht verstehen.


    „Guren… es kann viele Wesen geben, die dir nicht wohl gesonnen sind. Die Dich angreifen, ohne Dich zu kennen… einfach nur... weil du eine Elf bist. Denk doch nur…“ [i]


    Weiter kam Renee nicht. Kìara sprang auf, der Stuhl auf dem sie gesessen hatte, fiel nach hinten.


    „Sprich es nicht aus! Sprich seinen Namen nicht aus! Und nenn mich nicht Guren! Das hat Mama immer getan und Du bist nicht meine Mutter!“ mit diesen Worten schleuderte sie den Stuhl weg, auf dem sie gesessen hatte und der auf den Boden lag, rannte die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf und ließ die Tür mit einem lauten Knall hinter sich ins Schloss fallen.


    Zurück blieb eine entsetzte Renee, welche mit einem solchen Ausbruch nun gar nicht gerechnet hatte, ja kannte sie von Kìara auch nicht.
    Nie hatte Kìara von der Vergangenheit gesprochen. Nie auch nur Anzeichen gemacht, sie würde sich ängstigen und Renee hatte so gehofft, dass die Kleines es vielleicht verdrängt hatte.


    Dieser Vorfall zeigte, dass dem wohl nicht so war…


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    Kìara war kaum in ihrem Zimmer angelangt, hatte die Tür zugeworfen, da reute sie ihr Verhalten schon. Renee hatte es sicherlich nicht böse gemeint. Auch wusste sie nichts von dem Gespräch, welches Vater und Tochter einst geführt hatten. Sie wusste nicht, dass Finrod sie zu einer Kriegerin erziehen wollte.


    Sie hatte schon den Griff der Tür in der Hand, wollte ihn hinunter drücken, sich zu Renee begeben und sich entschuldigen, doch hielt sie inne. Natürlich konnte sie einfach hinunter gehen, sich entschuldigen und Renee würde sicherlich diese auch annehmen, doch war damit das Thema sicher nicht beendet. Kìara wusste, dass Renee Recht hatte. Doch was sollte sie schon tun? Sie hatte zwar das Aussehen, nicht jedoch die magischen Fähigkeiten ihrer Mutter geerbt, auch nicht die Kraft und Entschlossenheit ihres Vaters. Sie liebte die Wälder, die Freiheit und die Tiere. Sicherlich hatte sie gelernt Tiere fachgerecht zu erlegen, sie zu enthäuten und zuzubereiten, doch tötete sie um zu speisen, nicht der Lust wegen.


    Leise verliess sie das Zimmer, ging hinunter und hielt nach ihrer Ziehmutter Ausschau. Renee stand wie meist an der Kochstelle und gab ihrer Aushilfe gerade Anweisungen, als Kìara auf sie zu trat und ihr von hinten die Hand auf die Schultern legte.


    Renee drehte sich erschrocken um. Kìara nahm sie sogleich liebevoll in die Arme, entschuldigte sich und bat darum das Gespräch fortzusetzen. Renee nickte dem Mädchen dankbar zu und versprach sie später auf ihrem Zimmer zu besuchen.


    Erleichtert ging Kìara wieder hinauf, sie wollte noch ein wenig ruhen, bevor Renee kam.



    Renee saß neben Kìara auf dessen Bett und hörte dem Mädchen ruhig zu, welches von dem letzten Gespräch mit ihrem Vater berichtete. Wie er beschloss sie zu einer Kriegerin auszubilden. Sie berichte vom letzten Streit ihrer Eltern, welcher Renee schon bekannt war, Nessa ihr es jedoch nie derart ausführlich berichtet hatte.


    Sie konnte nun das Verhalten von Kìara nachvollziehen und versicherte dem Mädchen, dass es ihr nichts nachtragen würde, den Vorfall schon längst vergessen hatte.


    „Verstehst du Renee, ich habe keinerlei Talent vererbt bekommen. Mama sagte so oft, das die Magie zu spüren sei, welche sie in sich trug, doch ich spüre nichts… Nach Mamas Tot habe ich ein paar Mal versucht wenigstens einen kleinen Feuerball entstehen zu lassen… aber nichts…“


    Renee sah Kìara nachdenklich an. „Weißt Du Kleines, nicht alles muss sich vom Vater oder von der Mutter vererben. Ich bin sicher, Du hast eine Bestimmung und Du trägst sie schon in Dir. Nimm doch Alleine mal wie Du mit Tieren umgehen kannst. Sieh Dir nur Alleine Curunír an. Wenige verstehen es ein wildes Tier derart zu zähmen… Vielleicht ist es Deine Bestimmung eine Jägerin zu sein ~ zumindest sprechen Deine Talente dafür.“


    Kìara horchte auf. Es gab einen Beruf dafür? Sie bat Renee mehr davon zu erzählen. Renee überlegte einen kurzen Augenblick, bevor sie sagte:


    „Viel weiß ich darüber auch nicht. Ich kann Dir nur von den Jägern berichten, die ab und an durch Brill reisen. Sie haben stets ein Tier bei sich, welches sie vorher Alleine gezähmt haben. Ihre Waffe ist der Bogen, oder die Armbrust. Einige tragen sogar ein Gewehr bei sich. Sie sind eins mit der Natur, wie Du es bist.“


    Während Renee sprach leuchteten Kìaras Augen. „Aber wo kann ich denn lernen meine Fähigkeiten besser einzusetzen? Es wird doch sicher Gelehrte geben?“


    Renee´s Miene verfinsterte sich. „Ja, Kleines… Diese Gelehrten gibt es. Nur wirst du sie hier nicht finden und auch nicht in Unterstadt. Soweit ich weiß, findest du den nahe gelegensten Jägerlehrer in Orgrimmar.“


    Der Moment war also gekommen. Sie würde Kìara ziehen lassen müssen. Kìara fragte, wo denn diese Stadt liegen würde und Renee erklärte ihr, dass ein Zeppelin mehrmals täglich direkt nach Orgrimmar fliegen würde…


    „Aber dann könnte ich doch dort lernen und Abends wieder nach Hause kommen!“ Kìara schien begeistert von der Vorstellung zu sein. Renee nickte und bemühte sich eine sorglose Miene aufzusetzen.


    „Natürlich könntest du das. Doch sei Dir gewiss, dass es nicht so einfach ist. Du wirst viel zu lernen haben, Gur.. Kleines“


    Kìara lächelte und nahm erneut die Untote in den Arm. „Ich fand es immer stets sehr schön, dass du mich *Guren* genannt hast. Bitte höre damit nicht auf. Es war ein dummer Spruch!“


    Renee erwiderte die Umarmung der Elf herzlich und nickte. Ihr grauste bei der Vorstellung, dass Mädchen bald nicht mehr um sich zu haben, nicht auf sie achten zu können. Allein der Gedanke schmerzte, obgleich sie froh war, dass Kìara nun auch lernen würde mit Waffen umzugehen, zu kämpfen und sich zu verteidigen.


    ~ ~ ~

  • Bevor die ersten Sonnenstrahlen den Weg ins Zimmer fanden, war Kìara auf den Beinen. Auch wenn sie stets eine Frühsaufsteherin war, heute hielt sie absolut nichts mehr im Bett. Sie war sehr aufgeregt, denn heute würde sie nach Jahren der Obhut bei den Untoten, Brill verlassen und in ein neues Leben aufbrechen.


    Was sie wohl erwarten würde?


    Nach der allmorgendlichen Toilette stand sie lange vor ihrem Kleiderschrank, überlegend wie sie sich wohl kleiden sollte. Sie entschied sich für eine schlichte grüne Leinenhose und ein ebenso schlichtes grünes Hemd, ein braunes Halstuch und leichte Stiefel. Die Haare ließ sie offen, ein Haarband verhinderte das ihre rotenbraunen Locken ihr ins Gesicht fielen.


    Ihr Blick fiel auf den Bogen, welcher auf dem Tisch lag. Sie ging hinüber und strich leicht über das feine Holz, aus dem er gearbeitet war. Neben dem Bogen lag ein kleiner Köcher mit einigen Pfeilen und ein Dolch. Renee hatte dies alles am Tag zuvor in Unterstadt erstanden und Kìara zum Einstand, wie sie es zu nennen pflegte, überreicht. Kìara verstaute den Dolch an ihrem Gürtel, legte den Köcher an und nahm den Bogen zur Hand.


    Leise öffnete sie die Tür und huschte hinaus. Von unten drang noch kein Geräusch hoch, auch lagen die Räume noch im Dunkeln. Um diese Zeit war selbst Renee noch nicht wach. Auf leisen Sohlen schlich sie sich aus dem Gasthaus und schlug den Weg zum Friedhof ein. Sie wollte sich wenigstens von ihrer Mutter noch verabschieden…


    „Mama, ich werde eine richtige Jägerin“, sprach sie leise, nachdem sie sich neben das Grab gesetzt hatte. „Ich werde Dich also nicht mehr allzu oft besuchen können. Aber ich komme so oft es geht nach Hause und zu Dir!“ liebevoll strich sie über den schlichten Stein, indem Nessa´s Namen eingemeißelt worden war.


    Sie wollte sich gerade erheben, als sie glaubte leise die Stimme ihrer Mutter zu hören.


    „Ich weiß Guren, ich bin sehr stolz auf Dich! Werde immer bei Dir sein!“ Kìara zuckte zusammen und sah sich um. Hatte sie sich das eben eingebildet? Ja, sie musste es sich eingebildet haben, denn ihre Mutter hatte die letzten sieben Jahre nicht mit ihr gesprochen. Leise seufzend stand sie auf.


    „Ich wünschte ich könnte Dir sagen, wie leid mir das alles tut, wie sehr ich Dich misse.“
    Wieder glaubte sie die Stimme ihrer Mutter zu hören.


    „Ich weiß Guren, ich werde immer bei Dir sein!“


    So langsam wurde es Kìara doch unheimlich. So sehr sie sich nach ihrer Mutter auch sehnte. Es konnte einfach nicht sein, dass sie zu ihr sprach. *Reiß Dich zusammen, Kìara! Du bist nun alt genug, um an solch einen Unfug nicht mehr zu glauben* schollt sie sich selbst, bevor sie endgültig aufstand und den Weg zurück zum Gasthaus einschlug. Sie ging jedoch nicht hinein, sondern setzte sich auf die Stufen davor und sinnierte vor sich hin.


    „Na Kleines, kannst es wohl nicht erwarten hier endlich weg zu kommen.“ Kìara, ihren Gedanken entrissen erschrak fast zu Tode.


    [i] Vor ihr stand Magistrat Sevren und schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln. Kìara mochte diesen Mann nicht. Sie konnte nicht einmal sagen warum. Etwas Unheimliches schien von ihm auszugehen. Irgendetwas warnte sie vor diesem Untoten. Obwohl sie es mittlerweile hasste *Kleine* genannt zu werden, vergaß sie ihre Kinderstube nicht.


    „Auch Euch einen schönen guten Morgen, Magistrat Sevren. In der Tat bin ich recht aufgeregt, konnte daher nicht schlafen.“


    Sevren nickte nur, während er die Elf weiter spöttisch ansah. Natürlich hatte es sich in Brill herum gesprochen, dass Kìara die Ausbildung zur Jägerin absolvieren wollte. Eine Jägerin! Etwas derartiges Lächerliches hatte er selten gehört. Doch es sollte ihm Recht sein, da sie dafür die Stadt verlassen musste. Nun saß die Kleine Göre abreisebereit vor ihm.


    Langsam ging er einen Schritt auf Kìara zu, so dass er nun dicht vor ihr stand. Leicht beugte er sich nach vorne, ihr zuflüsternd.


    „Wenn du schlau genug bist, kehrst du nicht wieder.“ Kìara glaubte nicht richtig zu hören und sah den Magistrat verstört an, doch dieser hatte ihr bereits den Rücken gekehrt, entfernte sich von ihr.


    Kìara starrte ihn hinterher. Was war das denn? Sie hatte diesem Untoten doch nie etwas getan, war stets höflich und zuvorkommend.



    Bevor sie darüber weiter nachdenken konnte, trat Renee aus dem Gasthaus.


    „Hier steckst du also. Ich hatte schon befürchtet du würdest abreisen, ohne Dich von mir zu verabschieden.“ Renee wollte heiter klingen, was ihr aber wenig gelang.


    Nur kurz überlegte die Elf, ob sie Renee von der Begegnung mit dem Magistraten erzählen sollte, meinte jedoch dass sich ihre Ziehmutter genug sorgte und so schwieg sie.


    Hand in Hand gingen die Beiden das kurze Stück zum Haus, an welchem die Zeppeline anlegten.


    „Du siehst wirklich schon aus wie eine kleine Jägerin.“ versuchte Renee das Schweigen zu beenden. Kìara jedoch lächelte nur stumm.
    „Guren, beschäftigt dich etwas? Hast du vielleicht Angst und möchtest doch lieber hier bleiben?“ Kìara schien ihren Gedanken entrissen.


    „Wie? Was? Nein, nein. Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur ein wenig aufgeregt. Mach Dir keine Sorgen.“


    Zwar bemerkte Renee, dass Kìara etwas bedrückte, doch wollte sie nicht weiter nachfragen. Es war ja schließlich ihre erste Reise, welche sie ohne Begleitung antrat. Kìara war nicht die Elf, die Angst zugeben würde. Renee kannte sie stets nur tapfer.


    Sie merkte wohl, dass der Griff Kìaras fester wurde, als sie die Stufen hinauf stiegen, auf den nächsten Zeppelin warteten.


    Als das Schiff vom weitem zu sehen sah, nahm sie Kìara in die Arme. Das Mädchen drückte sie einen Deut zu fest und Renee überlegte wieder, ob es nicht doch zu früh war. Doch es war Kìaras Entscheidung und sollte es auch bleiben.


    Schwermütig stand Renee am Ableger als Kìara das Schiff bestieg. Als sich der Zeppelin Richtung Orgrimmar in Bewegung setzte winkte sie der Kleinen noch einmal zum Abschied.


    Lange war das Schiff nicht mehr zusehen, als Renee bemerkte das sie immer noch winkend dastand.

  • Mit klopfendem Herzen stand Kìara am Bug des Luftschiffes, traute sich nicht hinunter zu sehen. Wind spielte mit leicht mit ihrem offenem Haar, streichelte sacht ihre Haut. Kìara lief ein angenehmer Schauer über den Rücken. Was würde sie nur erwarten? Vor kurzem hatte sie nicht einmal im Entferntesten daran gedacht, Brill jemals zu verlassen und nun stand sie auf einem Zeppelin auf den Weg in ein neues Leben.


    Das Luftschiff flog über dem Meer ~ soviel Wasser auf einmal hatte Kìara nie zuvor gesehen. Es bereitete ihr Unbehagen und sie war froh, als vom Weiten schon Land zu sehen war. Doch das Land war öd und kahl. Kìara erschrak leicht, angesichts der Landschaft.


    Einen Sekunde hatte sie überlegt, einfach auf dem Schiff zu bleiben, als dieses anlegte, da Renee ihr erzählt hatte, das Selbiges sie auch zurück bringen würde. Sie atmete einmal tief durch, schüttelte unmerklich den Kopf und ging von Bord.


    Vor ihr stand ein kleines, grünes Männchen, welches sie angrinste. Kìara schaute auf das Wesen herab. Seine Augen schienen genau auf ihre Brusthöhe zu ruhen und obwohl Kìara zu wissen schien, dass er nicht diese Region ihres Körperteils anstarrte, sondern es einfach an seiner Größe lag, war ihr dies sehr unangenehm.


    “Kann ich helfen?“ fragt dieser scheinbar gut gelaunt. Kìara schüttelte den Kopf bevor sie eilig weiter ging, eine geschwungene Rampe hinunter schritt.
    Endlich unten angekommen fiel ihr ein, sie hätte den kleinen Mann nach dem Weg fragen können, doch so unverschämt wie dieser sie angegrinst hatte, wollte sie sich nicht noch einmal die Mühe machen, den Weg zurück zu gehen.


    Sie trat hinaus in Freie. Die Gegend war alles Andere als einladend. Einöde, Sand ~ so weit sie auch blickte. Als sie ihren Kopf nach rechts drehte, erschrak sie. Das muss wohl einer der Orks sein, von denen Renee ihr berichtet hatte. Auch er hatte, wie das Männchen oben eine grüne Hautfarbe, nur war er viel größer und stand mit gebückter Haltung vor dem Eingang des Turmes. Seine unteren Hauer ragten aus seinem Mund, so das es Kìara wunderte, dass dieser Ork nicht sabberte. Er hatte sein Haar, welches in einer lila Farbe erstrahlte zu einem kurzen Zopf gebunden, sein Bart in der gleichen Farbe war geflochten.


    Neben ihn, an der anderen Seite des Einganges stand ein weiterer Ork, welcher diesem bis aufs Haar glich. Sie grüsste höflich und fragte, ob man ihr den Weg nach Orgrimmar zeigen konnte. Der Ork den sie gemustert hatte, zeigte grunzend nach rechts.
    „Dort entlang!“ war seine karge Antwort. Die Elf seufzte und machte sich auf dem Weg, die Richtung des Armes zu folgen.


    Staub wirbelte mit jedem Schritt auf. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen hier zu verweilen. Etwas derartig trostloses hatte sie noch nicht gesehen. Sie kam an einem Hof vorbei, indessen abgezäunten Vorgarten einige Schweine im staubigen Sand nach etwas essbaren suchten. Ein wirklich trauriger Anblick, so fand Kìara.


    Nach ein paar Schritten sah sie Mauern von Orgrimmar. Einer Festung gleich, ragten diese hoch empor. Sie löste erst den Blick von dieser Pracht, als sie Kampfgeräusche hörte. Von weitem sah sie, wie sich ein zwei Wesen bekämpften. Als sie sah, dass es sich bei einem der Beiden um einen Blutelf, einen Mann ihrer Rasse handelte, schaute sie sich Panikartig nach einem Versteck um. Da es sich hier aber nur um offenes Gelände handelte, kauerte sie sich auf dem Boden.


    Neben ihr erklang ein helles Lachen. Eine junge Untote stand neben ihr und grinste sie an.


    „Nicht so schreckhaft.. Die Beiden fechten doch nur ein Duell aus!“ Kìara sah sie erstaunt an.
    „Ein Duell? Was ist denn ein Duell?“ Wieder lachte die Untote hell auf.
    „Aus welchem Loch haben sie Dich dann raus gelassen? Du weißt nicht was ein Duell ist?“


    Kìara stand langsam auf. Sich den Staub von der Kleidung klopfend sah sie mit hochrotem Kopf die Untote verschämt an und schüttelte den Kopf.


    Das Lachen der Untoten erstarb, nun musterte sie die Elf.
    „Du scheinst das erste Mal von Zuhause fort zu sein. Nun, ich werde es Dir erklären.“


    Was folgte war ein ausführlicher Vortrag darüber, was ein Duell war und welche Regeln es dabei zu beachten gäbe.


    „Du siehst, es ist nichts wovor du Dich fürchten müsstest. Viele wollen so ihre Kräfte messen, ihre Waffen oder neue Fertigkeiten testen, bevor sie in die eine oder andere Schlacht ziehen.


    Schauer über den Rücken. Was würde sie nur erwarten? Vor kurzem hatte sie nicht einmal im Entferntesten daran gedacht, Brill jemals zu verlassen und nun stand sie auf einem Zeppelin auf den Weg in ein neues Leben.


    Das Luftschiff flog über dem Meer ~ soviel Wasser auf einmal hatte Kìara nie zuvor gesehen. Es bereitete ihr Unbehagen und sie war froh, als vom Weiten schon Land zu sehen war. Doch das Land war öd und kahl. Kìara erschrak leicht, angesichts der Landschaft.


    Einen Sekunde hatte sie überlegt, einfach auf dem Schiff zu bleiben, als dieses anlegte, da Renee ihr erzählt hatte, das Selbiges sie auch zurück bringen würde. Sie atmete einmal tief durch, schüttelte unmerklich den Kopf und ging von Bord.


    Vor ihr stand ein kleines, grünes Männchen, welches sie angrinste. Kìara schaute auf das Wesen herab. Seine Augen schienen genau auf ihre Brusthöhe zu ruhen und obwohl Kìara zu wissen schien, dass er nicht diese Region ihres Körperteils anstarrte, sondern es einfach an seiner Größe lag, war ihr dies sehr unangenehm.


    [/i]“Kann ich helfen?“ fragt dieser scheinbar gut gelaunt. Kìara schüttelte den Kopf bevor sie eilig weiter ging, eine geschwungene Rampe hinunter schritt.
    Endlich unten angekommen fiel ihr ein, sie hätte den kleinen Mann nach dem Weg fragen können, doch so unverschämt wie dieser sie angegrinst hatte, wollte sie sich nicht noch einmal die Mühe machen, den Weg zurück zu gehen.


    Sie trat hinaus in Freie. Die Gegend war alles Andere als einladend. Einöde, Sand ~ so weit sie auch blickte. Als sie ihren Kopf nach rechts drehte, erschrak sie. Das muss wohl einer der Orks sein, von denen Renee ihr berichtet hatte. Auch er hatte, wie das Männchen oben eine grüne Hautfarbe, nur war er viel größer und stand mit gebückter Haltung vor dem Eingang des Turmes. Seine unteren Hauer ragten aus seinem Mund, so das es Kìara wunderte, dass dieser Ork nicht sabberte. Er hatte sein Haar, welches in einer lila Farbe erstrahlte zu einem kurzen Zopf gebunden, sein Bart in der gleichen Farbe war geflochten.


    Neben ihn, an der anderen Seite des Einganges stand ein weiterer Ork, welcher diesem bis aufs Haar glich. Sie grüsste höflich und fragte, ob man ihr den Weg nach Orgrimmar zeigen konnte. Der Ork den sie gemustert hatte, zeigte grunzend nach rechts.
    „Dort entlang!“ war seine karge Antwort. Die Elf seufzte und machte sich auf dem Weg, die Richtung des Armes zu folgen.


    Staub wirbelte mit jedem Schritt auf. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen hier zu verweilen. Etwas derartig trostloses hatte sie noch nicht gesehen. Sie kam an einem Hof vorbei, indessen abgezäunten Vorgarten einige Schweine im staubigen Sand nach etwas essbaren suchten. Ein wirklich trauriger Anblick, so fand Kìara.


    Nach ein paar Schritten sah sie Mauern von Orgrimmar. Einer Festung gleich, ragten diese hoch empor. Sie löste erst den Blick von dieser Pracht, als sie Kampfgeräusche hörte. Von weitem sah sie, wie sich zwei Wesen bekämpften. Als sie sah, dass es sich bei einem der Beiden um einen Blutelf, einen Mann ihrer Rasse handelte, schaute sie sich Panikartig nach einem Versteck um. Da es sich hier aber nur um offenes Gelände handelte, kauerte sie sich auf dem Boden.


    Neben ihr erklang ein helles Lachen. Eine junge Untote stand neben ihr und grinste sie an.


    „Nicht so schreckhaft.. Die Beiden fechten doch nur ein Duell aus!“ Kìara sah sie erstaunt an.
    „Ein Duell? Was ist denn ein Duell?“ Wieder lachte die Untote hell auf.
    „Aus welchem Loch haben sie Dich dann raus gelassen? Du weißt nicht was ein Duell ist?“


    Kìara stand langsam auf. Sich den Staub von der Kleidung klopfend sah sie mit hochrotem Kopf die Untote verschämt an und schüttelte den Kopf.


    Das Lachen der Untoten erstarb, nun musterte sie die Elf.
    „Du scheinst das erste Mal von Zuhause fort zu sein. Nun, ich werde es Dir erklären.“


    Was folgte war ein ausführlicher Vortrag darüber, was ein Duell war und welche Regeln es dabei zu beachten gäbe.


    „Du siehst, es ist nichts wovor du Dich fürchten müsstest. Viele wollen so ihre Kräfte messen, ihre Waffen oder neue Fertigkeiten testen, bevor sie in die eine oder andere Schlacht ziehen!“


    Kìara hatte aufmerksam zugehört, bedankte sich dann für die Geduld. Die Untote winkte fröhlich ab, nickte Kìara noch einmal zu, bevor sie sich leise lachend auf dem Weg zum Zeppelinturm machte.
    Erneut wurde Kìara hochrot im Gesicht, schämte sich ihrer Unwissenheit und fragte sich, ob sie in diesem neuem Leben bestehen würde. Schon jetzt sehnte sie sich nach Brill, Renee, dem Gasthaus ~ einfach nach gewohnter Geborgenheit. Wieder überlegt sie, ob sie nicht umkehren sollte und erneut schalt sie sich. Ihr war bewusst, dass gerade Renee in ihr Erwartungen hatte. Sie war nicht die Elf, welche sofort wieder zurück auf den Schoss kroch. Sie war nun dreizehn Jahre alt. Andere in ihrem Alter hatten schon eine Ausbildung begonnen, kämpften schon auf den Schlachtfeldern des Lebens und sorgten für ihren Lebensunterhalt.


    Das Duell war beendet und Kìara beobachtete, dass die unbekannte Untote wohl die Wahrheit gesprochen hatte. Bei der einen Person musste es sich wohl um einen Priester handeln. Nicht nur, dass seine Kleidung dafür sprach, so war er auch gerade dabei auf seinem Duellpartner einige Heilzauber zu wirken. Der Blutelf, welcher Kìara an ihren Paps erinnerte verneigte sich darauf respektvoll, bevor er den Weg in die Stadt einschlug.



    Auch Kìara setzte ihren Weg fort, auf das mächtige Tor zuschreitend, welches nach Orgrimmar führen sollte.

  • Es war Zeit das Abendessen zu bereiten. Renee stand an der offenen Kochstelle ihres Gasthauses und war gerade dabei dünn geschnittene Scheiben Eberfleisch auf dem Rost zu wenden, ihre Gedanken verweilten bei Kìara, welche Orgrimmar schon erreicht haben müsste, als sie ein Pfeifen vernahm.


    Als sie sich umdrehte sah sie einen Elf, der das Gasthaus betreten hatte, eine Succubus in Begleitung. Renee seufzte, waren ihr doch die Reaktionen einiger Gäste und auch Bewohner von Brill schon hinlänglich bekannt, wenn eine Succubus in der Stadt war.


    Sie hingegen betrachtete den Elf näher. Er war stattlich anzuschauen, sein blondes Haar war teilweise zu einem Zopf gebunden. Seine Statur war groß, sein Körper ließ sich unter seiner Robe nur erahnen. Obgleich ihr bewusst war, dass sich ein Elf sicherlich nie für sie interessieren würde, hatte sie eine Schwäche für diese hoch gewachsenen Wesen. Dieser Mann schien in ihren Augen ein besonders hübsches Exemplar zu sein. Dass er als Begleitung eine Succubus gewählt hatte, ließ darauf schließen, dass er Frauen wohl als niedrig ansah.


    Denn welche Frau, außer einer Succubus ließ schon derart mit sich umspringen? Renee drückte ihrer Aushilfsköchin die Gabel in die Hand, mit der sie gerade das Eberfleisch gewendet hatte, bevor sie seufzend nach vorne ging, den neuen Gast begrüßend.


    Der Elf, den sie gerade angesprochen hatte, schenkte ihr wohl eines seiner *schönsten* Lächeln, bevor er ihre Frage, was er wünschte beantwortete.


    „Sind sie die Betreiberin dieses wunderschönen Gasthauses? Wahrlich, selten sah ich ein derartig geschmackvoll eingerichtetes!“ während er sprach musterte er Renee eindringlich.


    Die Untote war froh darüber, dass sie nicht in der Lage war zu erröten, sie dadurch ihre Unsicherheit nicht verraten konnte.


    „Habt Dank für das Lob Fremder. Ich bemühe mich stets, es meinen Gästen derart angenehm wie möglich zu gestalten. Wie kann ich Euch behilflich sein?“


    Sie musste sich mühen, dem Elf in seine ~ wie sie fand ~ schönen Augen zu blicken.


    „Nun, ich gedenke Ihr könntet mir in Einigem behilflich sein, werte Lady, doch vorerst sollte mir ein Zimmer und ein kleines Mahl genügen. Meine Reiste war weit und voller Mühen.“


    Bildete Renee es sich nur ein, oder hatte der Fremde sie tatsächlich gerade angezwinkert? Seine Stimme war angenehm, seine Worte ließen auf Bildung schließen.


    „Natürlich kann und werde ich Euren Wünschen nachkommen, werter Herr, so bitte ich Euch mir zu folgen, mit einem Blick auf die Succubus fügte sie noch hinzu „Ich nehme an, ihr wünscht ein größeres Zimmer, mit einem Zweibett?“


    Bei den Göttern ~hatte sie das wirklich eben laut gesagt? Was war nur in sie gefahren? Beschämt senkte sie den Blick, still der Hoffnung er hätte es nicht gehört, oder aber würde zumindest nicht darauf eingehen.


    Der Elf lächelte freundlich. „Ja, dies wäre sehr nett. In kleinen Räumen fühlt man sich doch leicht zu sehr beengt.“


    Ohne ein weiteres Wort stieg Renee die Treppe hinauf, blieb vor einem Zimmer stehen, kramte in ihrer Schürze nach einem Schlüssel, der zu dieser Tür passte, mit dem sie die Tür aufschloss und ließ den Gast voraus gehen. Die Succubus folgte ihm kichernd.


    Nachdem der Elf sich im Raume umgesehen hatte, wandte er sich wieder an Renee und nickte.
    „Dies übertrifft meine Erwartungen. Ich werde mich sicherlich hier sehr wohl fühlen.“


    Renee dankte für das Lob, versprach ihm eiligst eine Mahlzeit zu bringen, drückte dem Gast den Schlüssel in die Hand und schloss die Tür hinter sich. Selten hatte ein Gast sie derart aus dem Konzept gebracht. Gerade sie sah viele Durchreisende, doch dieser Elf schien etwas Besonderes zu sein. Wie er sie behandelt hat, derart höflich und zuvor kommend und wenn es Renee nicht besser wüsste, hätte sie sogar annehmen können, er hätte mit ihr geflirtet.


    *So ein Unsinn* sagte sie zu sich selbst, an die Begleiterin des Fremden denkend. Wer würde schon mit einer Untoten flirten? Außer vielleicht ein Untoter selbst. Abermals seufzend begab sie sich wieder in die Küche, dem hungrigen Gast das versprochene Mahl zu bereiten.


    Kurze Zeit später stand sie mit einem Tablett voller Köstlichkeiten wieder vor der Tür, klopfte zaghaft an. Die Dienerin des Mannes öffnete ihr die Tür. Bevor Renee auch nur irgendetwas sagen konnte, hatte die Succubus ihr das Tablett aus der Hand genommen und ihr die Tür wieder vor der Nase zugemacht. Über derart viel Unverschämtheit erst einmal durchatmend, trat die Untote enttäuscht den Rückweg an. Sie waren eben doch alle gleich!


    Nun schlecht gelaunt arbeitete sie weiter, bis auch der Magen des letzten Gastes gefüllt war. Von Kìara hatte sie noch immer nichts gehört, was angesichts der Entfernung auch nicht verwunderlich war. Sie trug ihrer Aushilfsköchin auf den Abwasch zu machen, band ihre Schürze ab und verliess das Gasthaus, um einfach einmal ein wenig frische Luft zu schnuppern.


    Als sie den Friedhof vom Weiten sah, beschloss sie nach Nessa´s Grab zu sehen. Sie hatte es ja ohnehin Kìara versprochen. Also betrat sie den Friedhof, schlug den Weg ein, welchen Kìara mehrmals täglich eingeschlagen hatte, bevor sie sich neben Nessa´s Grab setze, begann einige welke Friedensblumen zu entfernen und im Stillen mit Nessa sprach.


    Derart in Gedanken versunken bemerkte sie nicht, dass sie nicht mehr Allein auf den Friedhof war. Als sie angesprochen wurde, schrak sie daher auch zusammen.


    „Verbringt Ihr hier Eure gesamte Freizeit?“ Erstaunt sah sie ihren neuen Gast an.
    „Ihr habt mich zu Tode erschreckt… obwohl... so leicht sterbe ich wohl nicht mehr.“ versuchte sie ihre Überraschung zu überspielen. „Was führt Euch denn auf einem Friedhof?“


    Der Elf lächelte erneut und Renee fragte sich, ob ihm das Lächeln angeboren war.


    „Ich sehe mir ganz gerne Gräber an, mich dabei fragend, welche Geschichten sie wohl erzählen mögen… Dieses Grab ist recht liebevoll angelegt… die Verstorbene stand Euch wohl sehr nah?“ Mehr beiläufig schien er den Grabstein zu betrachten. Irrte Renee sich, oder war sein Lächeln für einen kurzen Augenblick erfroren?


    Renee stand auf, klopfte sich die Erde aus ihrem Kleid, bevor sie sich dem Elf zuwandte.
    „Verzeiht, Ich glaube Euren Namen nicht richtig vernommen zu haben, werter ….“


    Nun grinste der Elf „Das mag daran liegen, dass ich ihn Euch nicht genannt habe, werte Lady.“


    Renee hielt den Atem an. Was wollte dieser Elf von ihr? Niemand gab sich mit einer wie Renee ab, nannte sie Lady oder unterhielt sich mit ihr mehr als notwendig, dessen war sie sich nach all den Jahren sicher. Misstrauisch wie sie war, dachte sie gleich an Finrod. Doch nein, er konnte es nicht sein! Finrod war ein Krieger, dieser Mann vor ihr jedoch ein Hexenmeister, wie an seiner Kleidung zu erkennen war. Natürlich konnte sich ein Jeder verkleiden, doch dieser Mann war in Begleitung einer Succubus, welche nur einem Hexenmeister folgen und zu Diensten sind.


    Renee schüttelte den Kopf. Sie sah schon Fledermäuse husten. Nein, dieser Mann war sicher nicht auf der Suche nach Kìara. Renee kam zu dem Entschluss, dass der Elf sich sicher nur einen Spass daraus machte. Sie aufzog.


    „Nun, ich spreche meine Gäste jedoch gern mit dem Namen an. Würdet Ihr mir daher die Ehre erweisen, mir Euren zu nennen, werter Herr?“


    Der Elf trat einen Schritt auf Renee zu, musterte sie einige für Renee unendliche Sekunden, legte seinen Zeigefinger sacht unter ihrem Kinn, bevor er leise antwortete „Vielleicht werde ich das… bei einem Glas Wein… auf meinem Zimmer?“


    Bevor Renee auch nur irgendetwas darauf entgegnen konnte, schlug er schon wieder den Weg zum Gasthaus ein. .

  • Orgrimmar ~ Das war sie also! Die Stadt in der ihre Zukunft liegen sollte. Schon als sie die Tore hinter sich gelassen hatte, welche in die Stadt führten ~ nachdem sie verwundert feststellen musste, dass auch weibliche Orks einfach nur zum fürchten aussahen, sich von ihren Männern kaum unterschieden, außer in der Länge ihres Zopfes und das sie keinen Bart trugen ~ war Kìara nicht wohler zu mute.


    Diese Stadt war einfach riesig! An vielen Stellen hatte man Holzscheite gestapelt und Lagerfeuer entzündet. Geradeaus blickend sah Kìara eine Menge an verschiedenen Wesen, die sie nie zuvor gesehen hatte. Ein vorbei eilenden Elf ihrer Rasse fragte sie, was denn dort los sei. Der Elf schaute sie nur kopfschüttelnd an.


    „Wie was los? Hab ich was verpasst? Ach Du meinst die Leute vor der Bank? Das doch normal!“ sprach der Elf und lief eiligst weiter.


    Normal? Derart viele Leute hatte sie nie zuvor auf einmal gesehen. Bank? Dort war doch keine Bank, oder standen derart viele Leute davor, dass sie die Sitzgelegenheit nicht sehen konnte?


    So viele Fragen schossen ihr durch den Kopf und sie fragte sich, ob sie sich nicht doch etwas zuviel zugetraut hatte. Vielleicht wäre es besser gewesen, mit Renee anzureisen. Sie hätte ihr sicher alles in Ruhe erklärt. Doch diese Einsicht kam wohl zu spät. Es war zu spät um jetzt noch umzukehren, einzugestehen dass sie dem nicht gewachsen war und Renee zu bitten, sie an die Hand zu nehmen.


    Sie sah sich hilflos um. So viele Wege führten in die verschiedensten Richtungen. Wo sollte sie nur lang? Wie sollte sie das Ausbildungslager der Jäger jemals finden? Kìara sah an einem der Lagerfeuer eine Wache stehen, fasste all ihren Mut zusammen, ging auf den Ork zu und sprach ihn an.


    „Verzeiht, werter Herr. Ich hörte, hier kann man sich zu einer Jägerin ausbilden lassen. Könntet Ihr mir die Ehre erweisen, mir mitzuteilen, welchen Weg ich gehen muss?“


    Der Ork schien etwas gesprächiger zu sein, als sein Vorgänger. Er drückte Kìara eine Karte von der Innenstadt in die Hand, nicht bevor er sie davor ausbreitete und ihr erklärt hatte, wo sie den entsprechenden Lehrer finden konnte. Nachdem sie sich bedankt hatte zog sie weiter. Sie musste sich also rechts halten.


    Als erstes kam sie an einem Gasthaus vorbei. Hier wollte sie gleich nach einem Zimmer fragen. Beim eintreten jedoch bekam sie einen Schock. Wie sah es denn hier aus? Dies konnte man sicher nicht als Gasthaus bezeichnen. Es gab weder Stühle, noch Bänke ~ von Betten ganz zu schweigen. Der Raum war überfüllt mit Leuten jeglicher Rasse. Im stehen tranken sie, oder rauften um die Wette. Obwohl Kìara hungrig war, wollte sie an diesem Ort sicher nicht verweilen und so trat sie schnell wieder hinaus ins Freie.


    Als nächstes kam sie am Atkionshaus vorbei. Unter diesem Namen konnte sie sich nun absolut nichts vorstellen, darum warf sie auch einen Blick in dieses Haus. Dieser Raum war noch überfüllter. Vorne standen drei Orks die durcheinander riefen, wohl irgendwelche Waren anboten. Für Kìaras Ohren war dies viel zu laut, für ihr Auge viel zu viel, so dass sie auch diesen Raum schnell wieder verliess.


    Sie schaute noch einmal auf die Karte, sich vornehmend sich die anderen Häuser später anzuschauen. Erst einmal wollte sie zum Lager der Jäger, um ihre Ausbildung zu beginnen. Vielleicht wusste ja der Lehrer wo sie nächtigen konnte?


    Der Weg war weit und Kìara fragte sich, ob die Gassen nie ein ende nahmen. Ab und an verlief sie sich. Nein, Orgrimmar war wirklich keine angenehme Stadt in der sie länger verweilen würde, als es unbedingt Not tat.


    Gegen Abend hatte sie endlich die beschriebene Stelle erreicht, stand nun vor einem weiteren Ork, der sich als Ormak Grimmschläger vorstellte. Als Kìara ihr Anliegen vortrug, musterte er die zierliche Elf.


    „Jägerin willst du also werden? Warum glaubst du, dass dies Deine Bestimmung ist?“


    Kìara sah ihn mit leuchtenden Augen an und nickte.


    „Ich liebe die Natur und die Tiere.“ entgegnete sie aufgeregt. Wieder musterte Grimmschläger sie.
    „Wie alt?“
    „Dreizehn!“
    „Hm… Um eine Jägerin zu werden bedarf es mehr als die Liebe zur Natur, auch wenn dies ein sehr wichtiger Bestandteil ist. Den Bogen, den Du da trägst ~ kannst du mit ihm umgehen?“


    Kìara sah verlegen nach unten und schüttelte den Kopf.
    „Ich besitze ihn erst seit gestern.“ Doch dann sah sie Grimmschläger fest in die Augen.
    „Doch ich bin fest entschlossen es zu lernen. Ich werde hart an mir arbeiten, hart trainieren. Ich werde Euch sicherlich keine Schande bereiten. Ihr werdet es nicht bereuen!“


    Der Ork lächelte kaum merklich. „Das will ich Dir gern glauben, kleine Elf. Das wirst du auch müssen. Nun gut. Ich werde Dir für den Anfang einige Lektionen beibringen, „ er drückte ihr ein Buch in die Hand, „Nimm dies, mach es zu Deiner täglichen Lektüre! Wenn Du beherrscht, was ich Dir zeige, erscheine wieder!“


    Kìara nahm das schwere Buch entgegen. Sie hatte es also geschafft. Sie wollte gerade dem Lehrer danken, sich wieder auf dem Weg machen, als ihr noch etwas einfiel.


    „Bitte sagt: Wo kann ich denn hier schlafen? Ein annehmbares Gasthaus konnte ich hier noch nicht entdecken….“ Grimmschläger schaute sie fast spöttisch an.


    „Sagtest Du nicht gerade Du liebst die Natur?“


    Kìara verstand, nickte noch einmal, bevor sie sich auf den Rückweg machte. Sie setzte sich vor das Jägerlager und schlug das Buch auf. Lesen hatte sie ja bei Renee gelernt.

  • Ìan lachte in sich hinein, als er den Weg zum Gasthof einschlug. Sollte er endlich am Ende seiner Suche sein? Nun, zumindest hatte er das Grab dieses Weibes gefunden. Es schien gepflegt zu werden und dies sicher nicht von dieser Untoten. Dieses hässliche Etwas schien ihn jedoch direkt aus den Fingern zu fressen.


    Nun musste er nur noch das Kind finden, sein Meister würde mit ihm endlich zufrieden sein. Man würde ihn nicht mehr für seine Unfähigkeit bestrafen, sondern ihn großzügig entlohnen, dessen war er sich sicher.


    Wieder lachte er in sich hinein, bei dem Gedanken wie die Wirtin ihn angeschmachtet hatte. Sicher war sie vorsichtig gewesen, fragte nach seinem Namen ~ doch er war sich sicher, dass sie seinem Charme bald erliegen würde, bereitwillig Auskunft geben würde, wo dieses Balk sich aufhielt.


    Als er ins Gasthaus zurückkam, sah er seine Succubus, welche auf den Schoss von Coleman Heller saß, ihn becircte. Er nickte zufrieden, bevor er die Treppe hinauf stieg und in sein Zimmer ging. Dort tauschte er seine Robe gegen einen leichten Morgenmantel, trat vor dem Spiegel, öffnete sein gebundenes Haar und bürstete es sich durch. Danach betrachtete er sich zufrieden und selbstverliebt im Spiegel. Für dieses knochige Weib würde es wohl reichen. Sein Gesicht verfinsterte etwas, als sein Blick auf die Narbe über seinem rechten Auge fiel. Sacht strich er sich darüber. Man würde ihn nie wieder strafen. Bald würde er seinem Meister das bringen was er verlangte…


    Vom Spiegel abwendend überlegte er, wie er es nun am Besten anstellte. Ìan liebte nicht nur sich selbst, nein ~ er liebte vor Allem die Frauen, Bisher hatten nur wenige ihm widerstehen können. Sicher ~ meist blieb es nur bei einer Nacht, was aber weniger an seiner Erscheinung lag, sondern mehr daran, dass er im Rausch schon einmal härter mit den Frauen umsprang. Das die eine oder andere Frau die Nacht nicht überlebte war dabei nicht wichtig.


    Etwas angewidert überlegte er, wie es wohl mit einer Untoten sein würde. Bisher war dies für ihn nicht in Betracht gekommen, warum auch? Doch dieses Weib schien der Schlüssel zu seinem Ziel zu sein. Jahrelang hatte er den Spott seiner Brüder ertragen müssen, die Strafen seines Meisters, wenn er wieder einmal erfolglos zurückgekehrt war. Er würde alles tun, damit sein Auftrag endlich Erfolg hatte.


    Bald… ja bald würden sie nicht mehr lachen… seine Brüder…



    ~


    Renee stand noch immer wie versteinert neben Nessa´s Grab. Das war doch eben nicht wirklich geschehen, oder doch? Was konnte der Fremde nur von ihr wollen? Finrod konnte es nicht sein, dessen war sie sich sicher.


    Sollte sie dem nachgehen? Sie sah sich schon eine Flasche ihres besten Weines aus dem Keller holen, vor der Tür des Fremden stehend… Warum eigentlich nicht? Sie musste ja nichts preisgeben, was sie nicht wollte. Sie würde halt seinen Fragen ebenso ausweichen, wie er die ihrige nach seinem Namen.


    Seit unzähligen Monden hatte sie, kein Privatleben gehabt, sich nur um den Gasthof und um Kìara gekümmert... Der Fremde schien wirklich sie zu meinen. Und selbst wenn nicht: Es wäre halt nur ein angenehmer Abend bei einer Flasche Wein.


    Renee machte sich eiligst auf den Rückweg. Sie würde sich noch schnell frisch machen und sich umkleiden. Ja, sie würde dem Fremden die Flasche Wein bringen.


    Auch sie sah die Succubus, welche noch immer auf dem Schoss von Coleman Heller saß. Dieser schien mit seinen Gedanken direkt der Welt entrissen, so zumindest deutete Renee seinen grinsenden Gesichtsausdruck. Entsetzt blieb sie stehen und schaute sich die Szene an, die sich ihr darbot.


    Die Succubus strich dem Untoten mit dem Griff ihrer Peitsche sacht durch sein knochiges Gesicht, während sie auf seinem Schoss hin und her rutschte, was Coleman noch mehr zu gefallen schien.


    Renee wusste genau, dass die Dienerin eines Hexenmeisters nur auf Geheiß des Herren agierte. Mit einem Mal war ihr sämtliche Vorfreude auf deinen netten Abend entwichen. Hier stimmte doch etwas nicht! War dies vielleicht doch nur ein Blendwerk?


    Mit ein paar Schritten war sie bei den Beiden, die ihre Anwesenheit nicht zu bemerken schienen, und riss mit voller Kraft das Succubus von dem Untoten herunter. Die Succubus zischte und ließ die Peitsche knallen, was Renee in diesem Augenblick nicht sonderlich imponierte. [/i]


    „Zisch ab!“ fauchte Renee der Succubus entgegen, welche sogleich der Aufforderung nachkam und zu ihrem Meister ins Zimmer lief.


    Coleman hatte sich inzwischen etwas gefangen, konnte Renee´s Handeln jedoch absolut nicht nachvollziehen. Tag für Tag war er in ihrer Nähe, sie schien ihn nicht einmal zu bemerken. Das sie derart reagieren würde ~ damit hatte er nicht gerechnet. Sie schien sich wohl doch etwas aus ihm zu machen. Verschämt wich er dem Blick von Renee aus.


    „Was hast du ihr erzählt?“ herrschte Renee ihn an. Verstört, ihre Frage nicht verstehend schaute er sie nun an. Renee schien sehr wütend zu sein. Doch was meinte sie mit erzählen? Er hatte eigentlich nicht einmal die Gelegenheit gehabt, dieses wunderbare Wesen zu begrüßen, derart schnell hatte sie auf seinem Schoss gesessen… Dies gab er Renee auch zur Antwort.


    „Schon einmal überlegt, warum eine Dienerin eines Hexenmeisters so was wie dich angeht?“


    [i]*so was wie dich*? Hatte Renee dies eben wirklich gesagt? Sichtlich verletzt stand Coleman auf. Hatte er eben noch gedacht, Eifersucht wäre ihr Motiv gewesen, so war ihre Worte eben mehr als deutlich.


    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ließ er Renee stehen und verliess das Gasthaus.


    Renee sah ihm noch einige Zeit hinterher. Sie überlegte, ob sie ihm nachlaufen sollte, ihm sagen, dass sie dies nicht so gemeint hatte. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Wie konnte sie nur derart naiv gewesen sein?


    Sie überlegte was sie denn jetzt tun sollte. Hinauswerfen konnte sie den Fremden ja wohl schlecht, er hatte ja nichts weiter getan. Und wenn sie sich irrte? Wenn der Fremde seine Succubus nur fort geschickt hatte, damit sie ungestört waren?


    Verstört ließ sie sich auf den Stuhl fallen, auf dem kurz zuvor noch Coleman Heller gesessen hatte.

  • Kìara bemerkte die fortgeschrittene Stunde erst, als sie die Buchstaben im Buch kaum mehr erkennen konnte. Sie klappte das Buch zu und sah auf. Was sollte sie denn jetzt nur anstellen?


    War es wirklich ihre Bestimmung fortan in der Wildnis zu nächtigen, oder hatte sich ihr Lehrer nur einen schlechten Scherz erlaubt? Sie erhob sich langsam und schlenderte durch die schon leeren Gassen. Es musste doch hier noch ein Gasthaus geben…


    Sie war einige Schritte schon gegangen, als ihr ein Jäger entgegen kam. Er war leicht zu erkennen, an seinem Bogen ~ außerdem hatte er einen Tiger in Begleitung. Dass er ihrer Rasse angehörig war, empfand sie als wahres Glück. Sie fasste allen Mut zusammen und sprach ihn an.


    „Quel'Thalas wird wieder erblühen. Verzeiht, hättet Ihr vielleicht einen kleinen Augenblick Zeit für mich?“


    Der Jäger blieb stehen und betrachtete Kìara vom Kopfe bis zu den Füssen, bevor er schmunzelte.


    „Für Dich jederzeit und an jedem Ort, Kleines.“
    Davon einmal abgesehen, dass sie diese Anspielung nicht verstand, war sie auch viel zu müde, um sich auf solch einen Schlagabtausch einzulassen.


    „Bitte könntet Ihr mir vielleicht sagen, wo ich nächtigen kann? Ich bin erst heute angereist und kenne mich hier überhaupt nicht aus.“


    Nun wurde das Grinsen des Jägers noch breiter, was selbst Kìara verstand. Ihr stieg die Schamesröte ins Gesicht


    „Oh… verzeiht. Nein, nein, so meinte ich das wirklich nicht, “ beeilte sie sich zu erklären. „Ich suche nur ein Gasthaus. Ein Jenes, welches ich bei den Toren der Stadt sah, ist kaum zum nächtigen geeignet.“


    Wieder musterte sie der Elf eindringlich, so dass sie es schon reute ihn überhaupt angesprochen zu haben. Was hatte sie auch erwartet? Die Nacht war hinein gebrochen und sie fragte nach einem Schlafplatz.


    „Verzeiht die Belästigung“ setzte sie daher schnell hinterher und setzte sich eiligst in Bewegung. Tränen der Verzweiflung schossen ihr in die Augen, was sie auch noch zusätzlich ärgerte.


    „Wow, wow, wow, nicht so eilig Süsse…“ Der Elf war mit wenigen Schritten bei ihr und hielt sie am Unterarm fest.


    „Verzeih meine Unverschämtheit. Doch ist es gefährlich gerade zu dieser Zeit mit diesem Anliegen Jemanden anzusprechen. Dein Anliegen ist leicht miss zu verstehen und bei einer solchen Schönheit wie Dir…“ Kìara riss sich mit einem Ruck los.


    „Schon gut, ich finde auch Allein zu Recht.“ missmutig wollte sie ihren Weg fortsetzen, auch wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, wo sie hinsollte.


    „Wenn ich Dir raten dürfte…“ Nun blieb Kìara doch stehen. „Ja?“ Erwartungsvoll, doch nun vorgewarnt sah sie den Elfen an.


    „Nun, wie ich sehe hast du dich entschlossen Jägerin zu werden, “ er deutete auf das Buch in ihrer Hand. „Deine Ausrüstung lässt darauf schließen, dass dies noch nicht allzu lange her ist. Also mal so von *Bruder zu Schwester*, im Brachland lernst du mehr und vor allem zügiger. Wenn ich es Richtig in Erinnerung habe, so sollte es dort auch ein annehmliches Gasthaus geben.“


    Nun hatte er Kìaras volle Aufmerksamkeit.
    „Und wie weit ist es bis zum Brachland?“ wollte sie daher wissen.
    „Nun, es ist noch ein gutes Stück zu laufen. Wenn Du möchtest zeige ich Dir gern den Weg. Eine kleine Elf wie Du sollte den Weg nicht des nächtens Alleine gehen.“
    Kìara seufzte und ließ den Kopf sinken. „Ja, ja ~ schon klar.“ War ihre knappe Antwort.


    „Hey, Mädchen ~ ich habe mich bereits für mein Verhalten entschuldigt. Es war nicht so gemeint, ja? Meine Absichten sind ehrenhaft!“


    Nun musterte Kìara ihrerseits ihr Gegenüber. Sein Alter vermochte sie nicht zu sagen. Er war gut einen halben Kopf größer als sie, sein Körper war muskulös. Sein blondes, ja fast weißes Haar trug er offen. Trotz seiner Dreistigkeit, mit welcher er Kìaras Bitte beantwortet hatte, strahlte er eine gewisse Gutmütigkeit aus. Leichte Fältchen zeigten an, dass er wohl gern lachte. Alles in Allem wirkte er wohl recht friedlich, soweit es Kìara in ihrer naiven Art beurteilen konnte.


    „Man nennt mich Kìara.“ bemerkte sie ungefragt, wohl um die aufkommende Stille zu unterbrechen. Der Elf lächelte freundlich und streckt ihr seine rechte Hand entgegen.


    „Es freut mich außerordentlich, Deine Bekanntschaft zu machen, Kìara. Mich nennt man Elendaé, Freunde nur Elen.“ Nun lächelte auch Kìara, die seine Hand ergriff. Sein Händedruck war fest.


    „Nun gut, Elen… auch ich bin erfreut. Lass uns aufbrechen.“


    Der Elf nickte fröhlich und deutete in eine Richtung. „Ich hoffe, Du hast gutes Schuhwerk. Der Weg ist nicht gerade nahe gelegen, doch glaube mir ~ es wird sich lohnen. Ich denke, wir werden schon miteinander zu Recht kommen, darfst mich auch gerne mit Fragen löchern.“


    Kìara war nun gar nicht mehr Bange zumute und sie reute auch nicht mehr, sich getraut zu haben, diesen Elf anzusprechen. Nun fühlte sie sich nicht mehr ganz so Alleine, was ihr ein befreites Lächeln auf ihr Gesicht zauberte.


    Gemeinsam machten sie sich auf dem Weg, hinaus aus Orgrimmar, einen Ort der ihr von Anfang an nicht geheuer gewesen war… Hinaus in ein neues Abenteuer, welches sich Brachland nannte.

  • Es klopfte an der Tür. Mit einem Satz war Ìan aufgesprungen, ein dämonisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Er hoffe, dass der Wein erlesen und diese Untote sehr gesprächig war. Erwartungsvoll öffnete er die Tür und erblickte… seine Dienerin!


    Das eben noch siegesreiche Grinsen erstarb, er starrte nur noch auf seine Succubus. Diese huschte, für sie mehr als ungewohnt, still hinein. Seine Augen wurden zu Schlitzen, als er ihren Bewegungen folgend auf eine Erklärung wartete.


    Was er zu hören bekam, stellte ihn alles Andere als zufrieden. Dieses hässliche Frauenzimmer schien also misstrauisch geworden zu sein, oder hatte dieser Untote eine größere Bedeutung für sie, als er angenommen hatte? Alishana hatte versagt ~ *er* hatte versagt. Beides war für ihn nicht akzeptabel. Um seine Wut zu bändigen, holte er aus und schlug seiner Succubus hart ins Gesicht. Dies schien Alishana jedoch nicht im Geringsten zu stören, als Antwort darauf stöhnte sie auf, ließ ihre Peitsche auf dem Boden knallen.


    Ìan nickte ihr daraufhin zu, ließ seinen Morgenmantel fallen und kniete sich vor dem Fußende des Bettes. Die Hände gefaltet, seinen Kopf auf selbige legend verharrte er. Alishana schnurrte, als sie hinter in trat und nun ihrerseits ausholte…


    ~


    Renee konnte nicht sagen, wie lange sie dort gesessen hatte. Nun jedoch stand sie auf und stieg langsam die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Noch immer fand sie auf all ihre Fragen keine Antwort.


    Als sie an das Zimmer des Elf vorbei kam, hörte sie leise Geräusche, welche sie jedoch nicht definieren konnte. Sollte sie vielleicht doch noch…?


    Sie schüttelte den Kopf. Nein ~ selbst wenn ihr Misstrauen übertrieben gewesen war, doch galten die Worte, welche sie Coleman an den Kopf geworfen hatte auch für sie. Niemand, schon gar kein Exemplar dieser Rasse gab sich ohne einen triftigen Grund mit Untoten ab. Sie verharrte noch eine kleine Weile lautlos vor der Tür des Fremden. Als sie glaubte, ab und an ein knallen und ein leises stöhnen zu vernehmen, setzte sie schleunigst ihren Gang in ihren Raum fort.


    Dort angekommen legte sie ein paar Holzscheite in den Kamin, setzte sich auf das Bett, welches sie derart lange mit Kìara geteilt hatte und ließ Tränen der Einsamkeit ihren Lauf. Was war das nur für ein Leben? Tag ein Tag aus sich um das Wohl Anderer zu kümmern, wohingegen sich Niemand um ihr Wohl zu scheren schien.


    Wenn sie sonst nach getaner Arbeit das Zimmer betreten hatte, war Kìara anwesend, welche ihr das eine oder andere Mal die Schultern massiert hatte, stets kleine Geschichten zu erzählen wusste, oder aber Renee von ihren Erlebnissen mit den Gästen berichten ließ.


    Es war derart lange her, dass sie, nach getaner Arbeit, in einem dunklen, leeren Raum kam, dass sie sich gar nicht mehr daran erinnern konnte. Schon gar nicht verstehen, dass es ihr einmal nichts ausgemacht hatte.



    Sie legte sich, ohne sich zu entkleiden, auf das Bett, nahm das Kissen und drückte es an sich. Irgendwann fiel auch sie in einen unruhigen Schlaf.


    Als Renee am nächsten Morgen erwachte, erschrak sie. Die Sonne hatte schon den Großteil ihres Weges zum Zenit zurückgelegt. Sie hatte verschlafen.


    Schnell machte sie sich frisch, wechselte das Kleid und stürmte nach unten. Der Duft vom frischen Kaffee und gebratenen Raptoreneiern stieg ihr in die Nase, zeigte an das wohl Jemand ihre Aufgabe übernommen hatte. Als sie in die Küche kam, erblickte sie ihre Aushilfsköchin, nickte dieser dankbar zu.


    Schnell machte sie sich daran, ihrer Aushilfe zuzuarbeiten. Während sie den Gästen ihr Frühstück servierte, fiel ihr auf das irgendetwas nicht wie sonst war. Irgendetwas fehlte, war Anders. Sie kam nur nicht darauf.


    Nachdem sie die letzte Bestellung an den Tisch getragen hatte, zurück in der Küche sich ihren ersten Kaffee gönnte, war es ihre Aushilfe die es auf den Punkt brachte. [/i]


    „Renee, weißt Du was mit Coleman ist? Direkt ungewohnt, wenn er nicht in da ist... “


    Die Untote zuckte unmerklich zusammen „Ich werden einmal nach ihm sehen.“
    Renee eilte aus dem Haus. Wo sollte sie nur anfangen zu suchen? Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie über ihren Freund außerhalb des Gasthauses nichts wusste. Jeden, den sie in Brill traf, fragte sie ob man ihn gesehen hätte. Ein Jeder schüttelte den Kopf, bis auf Austil de Mon.


    „Ich sah ihn heute Morgen auf den Stufen zum Zeppelin sitzen. Ich fragte noch, ob er eine Reise geplant hätte, bekam jedoch keine Antwort. So kenn ich ihn gar nicht…“


    Renee bedankte sich für die Auskunft und lief so schnell sie konnte zum Turm. Coleman saß noch genau so da, wie Austil es beschrieben hatte. Die letzten Schritte lief sie langsam, bevor sie sich neben ihm auf die Stufen setzte, wortlos nach seiner Hand griff.


    Der Untote sah sie ausdruckslos an. „Was machst du denn hier? Mit so einem wie mich, gibt man sich doch nicht ab!“ Seine Stimme klang derart bitter, dass es Renee einen Stich versetzte. Sie drückte seine Hand ein wenig fester.


    „Ach Cole, so war das doch überhaupt nicht gemeint. Ich meinte doch nicht Dich als Person, sondern uns als Rasse. Wie Du weißt war Nessa damals auf der Flucht, weil man ihr das Kind wegnehmen wollte. Halte mich für verrückt, aber ich sehe darin einen Zusammenhang. Man bemühte sich doch nicht nur um dich, auch mir machte man schöne Augen. Das kann doch nicht ernst gemeint sein. Sieh uns doch an…“


    Coleman blickte sie aus leeren Augen an.
    „Für mich warst du stets die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“


    Verwundert schaute Renee ihn an. Sie hatte ja nun mit jeglicher Reaktion gerechnet, nicht jedoch mit einer solchen Eröffnung.


    „Ja, aber warum hast du denn nie etwas gesagt, Cole?“ Nie hatte sie auch nur einen Augenblick angenommen, er könne mehr für sie empfinden als Freundschaft. Er war ein fester Bestandteil in ihrem Leben. Stets war er da, lachte mit ihr, tröstete sie wenn sie Kummer hatte, half wo er nur konnte. Sie sah es stets als Freundschaftsdienst an.


    Nun schämte sie sich, ihn nie großartig Beachtung geschenkt zu haben. Der Untote hatte auf ihre Frage hin nur mit den Achseln gezuckt. Erneut drückte Renee seine Hand sacht. Einige Zeit saßen sie schweigend da, bevor Cole erneut die Sprache wieder fand.


    „Du meinst also, er ist wegen Kìara hier? Was könnte er denn von ihr wollen? Wieso nach so vielen Jahren?“ Renee zuckte mit den Schultern.


    „Ich weiß es nicht, doch warum sollte er mich sonst auf ein Glas Wein einladen, nachdem er mich bei Nessa gesehen hat?“ Colemans Augen wurden schmal.


    „Er hat Dich zu einem Glas Wein eingeladen?“ Die Untote nickte.
    „Und wie war es?“ er hatte den Blick wieder von ihr abgewandt, schaute auf die Landschaft hinaus, seine Frage klang bitter.


    „Ich habe keinen Wein mit ihm getrunken, Cole. Aus dem gleichen Grund, den ich Dir gestern genannt hatte.“ Wieder blickte er Nessa an, erwiderte nun auch ihren Händedruck.


    Nessa stand, ohne seine Hand loszulassen, auf. Wollen wir ein Stück gehen?


    Coleman nickte und erhob sich ebenfalls. Sie gingen am Gasthof vorbei, die Strasse entlang. Die Bewohner, welche sie sahen, steckten sofort die Köpfe zusammen. Renee war dies egal. Sie war froh Coleman gefunden zu haben, musste sich jedoch erst einmal mit seiner Beichte auseinandersetzen.


    Dann blieb sie wie von einer Eisfalle erfasst ruckartig stehen. Coleman schaute sie verwundert an. Was ist denn los?“


    Wortlos deutete Renee in eine Richtung. In Richtung des Ratshauses. Vor der Tür stand niemand Anderes als der Elf, unterhielt sich mit Niemand anderem als Magistrat Sevren!

  • Die Nacht war herrlich. Fast schien es so, als würden die unzähligen Sterne am klaren Himmel ihnen den Weg weisen. Kìara´s Müdigkeit war wie weg geblasen. War es doch das erste Mal, dass sie sich in der Nacht draußen aufhielt. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals derart gelöst war. Sie fühlte sich frei!


    Elen musste das eine oder andere Mal schmunzeln, als er sie beobachte, wie sie alles mit einer gewissen Faszination zu entdecken schien. Er versuchte sich daran zu erinnern, ob er wohl auch einmal derart euphorisch war, konnte sich jedoch daran nicht erinnern. Wenn, dann musste das schon sehr lange her sein, so dachte er.


    Sie war so Anders, als andere Mädchen seiner Rasse, von denen er schon einige kennen gelernt und vor allem *erlebt* hatte.


    Sie schien kein bisschen hochnäsig zu sein, oder sich etwas einzubilden. Sie schien über eine Bildung zu verfügen, jedoch auch etwas naiv zu sein, die einfachsten Dinge nicht zu kennen, dennoch konnte man sich mit ihr wunderbar unterhalten. Sie war wissensdurstig, schämte sich nicht ihrer Fragen, auch wenn sie noch so dumm klangen. Sie wirkte einfach nur natürlich. Als er sie fragte, woher sie denn stamme, wo sie aufgewachsen sei, hielt sie sich mit ihren Antworten sehr bedeckt, ohne dabei unfreundlich zu wirken. Dieses Mädchen gab ihn nach und nach Rätsel auf. Rätsel, welche er lösen wollte.


    Kìara verfügte über eine Ausdauer, die er ihr gar nicht zugetraut hatte. Eigentlich hatte er vermutet, dass sie ein paar Schritte gehen würden, sie schon bald nach der ersten Rast fragen würde. Er hatte gedacht, dass er dann ein kleines Lagerfeuer für sie entzünden würde, sie es sich an diesem gemütlich machten und noch eine Weile plauderten. Doch nun hatte er schon Mühe mit der jungen Elf mitzuhalten.


    „Schau Elen“, Kìara deutete gen Himmel, „sehen die Sterne nicht aus, wie ein Tier mit Flügeln?“


    Elendaé folgte ihren Blick, konnte aus der Sternenformation jedoch nichts Sonderliches erkennen. So nickte er nun lächelnd und lauschte ihrer Phantasie.


    Sie kamen zügig voran, schneller als es ihm lieb war, konnte man doch von weiten kleine Feuer entdecken. Er wusste, dass es sich dabei um Lagerfeuer des Wegkreuzes handelte, was ihn etwas traurig stimmte. Nun hieß es wohl bald Abschied nehmen.


    Als Jäger war er meist Allein unterwegs und es machte ihn überhaupt nichts aus. Im Gegenteil, er zog die Einsamkeit sogar vor. Doch von diesem Wesen wollte er so bald nicht getrennt sein. Sie hatte etwas an sich, was ihn faszinierte und er überlegte, wie er noch ein paar Tage mit ihr verbringen konnte.


    „Wir haben es bald geschafft.“ begann er ungeschickt das Gespräch. Kìara nickte aufgeregt.
    „Darf ich hoffen, dass Du dann noch ein wenig Zeit hast, ich habe noch so viele Fragen… oder musst Du gleich weiter?“


    Sein Herz machte einen kleinen Sprung. Mit solch einer Frage hatte er nicht gerechnet. Natürlich ~ natürlich wollte er. Und wie er wollte!


    „Ja weißt du, eigentlich habe ich ja noch einen Auftrag zu erledigen…“ bemühte er sich möglichst normal zu klingen, „Aber wenn Dir soviel…“ weiter kam er nicht.


    „Oh… ja, das kann ich natürlich verstehen… Na dann…“ unterbrach ihn Kìara leise.
    Elendaé hätte sich selbst Ohrfeigen mögen.


    „Ach was, ich kann das sicher noch ein paar Tage aufschieben. Ich helfe Dir natürlich gern.“ beeilte er sich daher schnell zu sagen, dabei weiterhin gelassen zu klingen.


    Ein strahlendes Lächeln war ihre Antwort. Ein Lächeln für das er sogar töten würde, schoss es ihm durch den Kopf


    Es graute schon der Morgen, als sie am Wegekreuz ankamen. Elendaé schlug sogleich den Weg zum Gasthaus ein. Kìara empfand es etwas befremdend, dass man auch hier nicht über abschließbare Zimmer verfügte, doch war sie derart geschafft vom langen Marsch, dass sie sich mittlerweile überall zum schlafen gelegt hätte.


    Sie stieg angezogen in das ihr angebotene Bett, zog sich die Bettdecke bis zum Kinn, so dass ihre Füße wieder frei lagen und schlief sofort ein.


    Elendaé, der ein Bett genau neben ihres zugewiesen bekommen hatte, setzte sich auf selbiges und schaute sie noch eine Weile an, bevor er es ihr gleich tat und sich nieder legte.

  • Nachdem Ìan die Treppe hinunter gestiegen war, zeigte ihn ein kurzer Blick in die Küche, dass Renee nicht anwesend war. Wo mochte dieses Weib wohl stecken?


    Die ganze Nacht hatte er sich eine Erklärung zu Recht gelegt, welche er hoffte dass die Untote schlucken würde. Er würde einfach behaupten, dass er die Succubus zu diesem Typen geschickt hatte, damit sie Zeit für sich hatten. Dann würde er ihr noch erzählen, wie lange er doch in der letzten Nacht auf den Wein gewartet hätte. Jede Frau war einfach zu becircen, das sollte doch bei solch einem hässlichen Wesen ein Klacks sein!


    Doch all seine zu Recht gelegten Worte verloren an Wert ~ Renee war nicht anwesend. Gefrustet verliess er das Gasthaus und schlug den Weg Richtung Friedhof ein. Vielleicht würde er Renee ja dort finden… In liebevollem Schweigen mit dieser Magierin… Er erinnerte sich nicht einmal mehr an ihren Namen, wohl aber an die an die Nacht, in der er ihren letzten Atemzug genommen und grinste.


    Vor Nessa´s Grab blieb er stehen. Auch hier konnte er die Untote nicht entdecken. Würde sie etwa dieses alberne Unkraut sammeln, welches die Grabstelle übersäte? Er schaute sich um.


    „Ich grüsse Euch, werter Elf. Seid Ihr etwa ein Verwandter der Verstorbenen?


    Ìan drehte sich in die Richtung aus der die Stimme kam und sah einen Untoten in gewohnt gebückter, ja fast demütigender Haltung, einer Haltung die es dieser *Rasse* zustand, wie er fand.


    „Nicht direkt“, antwortete er in einem gleichgültigen Tonfall, „Ich bin in dieser Sache eher als Nachlassverwalter unterwegs… Wisst ihr etwas über etwaige Erben?“ [/i]


    Er schaute den Untoten musternd an. Sevren stockte. Sollte diese kleine Göre auch noch tatsächlich geerbt haben? Neid war in seinen Augen zu lesen. [/i]


    „Erben… na ich weiß nicht, wie hoch ist denn dieses Erbe? Und gäbe es eine Gebühr für entsprechende Informationen?“


    Ìan reagierte blitzschnell. Diese *Leiche* schien wohl nicht gerade gut auf die Familie zu sprechen.


    „Ach für die Erben sicher nichts Erfreuliches… Da gibt es ein verbranntes Anwesen, dessen Beseitigung des Unrates erhebliche Kosten verursacht hat. Auch noch einige andere Kosten. Irgendwer wird wohl dafür sehr lange arbeiten müssen…“ Der Elf wartete ab, hoffend darauf dass seine Vermutung richtig war.


    „Die Verstorbene hat eine Tochter! Kìara ihr Name“ konnte es Sevren auf einmal nicht schnell genug gehen, sein Wissen weiter zu geben. Ìan jubilierte innerlich.


    „Wo finde ich diese… Kìara und könnt ihr sie beschreiben? Nur falls sie abstreiten sollte, es zu sein“ fragt er, nach wie vor bemüht seinen Tonfall nüchtern klingen zu lassen.


    „Sie ist erst gestern nach Orgrimmar abgereist… Ich kann Euch sogar mehr bieten, als sie Euch zu beschreiben. Ich verfüge über ein Bildnis … es befindet sich im Rathaus. Die Kleine hat sich damals mit der Gastwirtin Renee und einigen Anderen malen lassen. Wenn ihr also wollte, zeige ich sie Euch gern!“


    Abgereist? Wäre er also in Silbermond nicht dieser feschen Elf begegnet und gleich weitergereist, wäre er am Ziel Einen kurzen Augenblick überlegte er, ob er sich ärgern sollte, beschloss es dann aber zu verneinen. Er hatte so einigen Spass gehabt und die Götter würden ihr sicher, wo auch immer, gnädig sein.


    „Jegliche Informationen wären hilfreich, werter… Ach ich habe Euren Namen gar nicht verstanden…“


    „Sevren… ‚Magistrat Sevren“ beeilte sich der Untote zu sagen. Als ob dies irgendwem interessieren würde.


    Sevren deutete an, Ìan möge ihm folgen und lief voraus. Bis zum Rathaus war es nicht weit und das Portrait schnell gefunden.


    *Hübsches Ding ~ ganz die Mutter… Schade, das ich sie lebendig abliefern muss* dachte der Elf als er sich das Bildnis ansah.


    „Orgrimmar sagtet ihr? Wisst ihr was sie dort wollte?“


    Schnell nickte der Untote. „Sie will Jägerin werden, dort einen Gelehrten aufsuchen.“


    Sevren hoffte, den Elf mit seinen Informationen zufrieden zu stellen. Gern würde er das Gesicht dieser kleinen Störenfriedin sehen, wenn sie zur Kasse gebeten wurde. Mit einer Summe, die sie ihr Leben lang abarbeiten müsste.


    Sie traten gemeinsam wieder vor das Rathaus, wechselten gerade ein paar höfliche Abschiedsfloskeln, als Ìan Renee´s Stimme vernahm.


    „Sieh an ~ Ihr werdet doch nicht etwa die Kellerei des Rathauses geplündert haben, nach der Suche einer guten Flasche Wein?“


    Der Elf schaute Renee von oben herab an und grinste kalt. „Ach wisst ihr, es gibt sogar noch Besseres als eine gute Flasche Wein!“ dann ließ er Renee und ihren Begleiter stehen, ging davon.


    Fassungslos starrte Renee erst den Elf hinterher, dann Sevren an. „Was habt Ihr ihn erzählt? fauchte sie sogleich.


    Der angesprochene Untote grinste. „Nichts Besonderes. Er fragte mich nur, wie er am schnellsten nach Orgrimmar kommen würde und ich habe ihn den Weg gewiesen.“ [i]seinem Grinsen zu urteilen, schien er jedwediges Wort zu genießen.


    Renee gefror das nicht vorhandene Blut in den Adern… Orgrimmar!!!

  • Kìara brauchte beim Erwachen eine Weile, bevor sie realisieren konnte, wo sie sich befand. Die Sonne stand schon hoch im Zenit, so dass sie erschrocken aus dem Bette sprang. Sie sah sich um. Als sie Elendaé neben sich liegen sah, kamen die Erinnerungen zurück.


    Ebenso heiß viel ihr aber ein, dass sie sich bei Renee noch gar nicht gemeldet hatte. Ihre Ziehmutter würde sich sicher sorgen.. Sie ging zum Gastwirt und fragte, wo man denn hier Post aufgeben könnte.


    „Blind, Kindchen? Direkt vor der Tür“ kam die knappe Antwort des Gastwirtes, Kìara spürte wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. Sie setzte sich an einen freien Platz und verfasste ein paar Zeilen an Renee. Das es ihr gut ginge, sie die Ausbildung begonnen hätte, doch das man ihr einen anderen Ort gesagt hätte, wo sie ihre Ausbildung besser vorantreiben konnte. Dann verschloss sie den Brief, stand auf, um ihn in den Briefkasten zu werfen.


    Als sie sich umdrehte erschrak sie leicht. Vor ihr stand ein schelmisch grinsender Elendaé


    „Na… Ein Brief an den Liebsten?“ Kìara sah ihn ein wenig verärgert an.
    „Spionierst du gern hinter einem her und bist derart neugierig? Wenn du es genau wissen willst… der Brief ist für meine Ziehmutter!“ noch immer grinste Elendaé


    „So, so ~ Ziehmutter! Warum reagierst du denn so gereizt?“ Kìara winkte ab.
    „Ich schätze es halt nicht, wenn man sich von hinten an mich heran schleicht und … und denke doch was du willst!“ mit diesen Worten trat sie aus der Tür und warf das Schreiben in den Kasten.


    Sie zog die ihr befremdliche Luft ein. Ihr fehlte der modere Geruch von Unterstadt ganz und gar nicht.


    Elendaé war Kìara ein wenig verlegen gefolgt. „Kìa, das war doch nicht böse gemeint, ich habe doch nur ein Scherz gemacht. Ich glaube Dir ja.“


    Kìara blickte ihn erst eine Weile ernst an, bevor ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht huschte.


    „Schon gut, Du kannst ja nichts für meine Schreckhaftigkeit. Aber bitte nenn mich nicht Kìa, ich hasse Verniedlichungen… Was machen wir nun?“ Sie sah ihn erwartungsvoll an.


    Dieses Mädel wurde für Elendaé mehr und mehr ein Rätsel. Auf der einen Seite schüchtern und hilfsbedürftig, doch wusste sie was sie wolle und setzte dies auch durch, legte ein Selbstbewusstsein an den Tag, welches sich kaum mit dem schüchternen verbinden ließ.


    „Äh… wie wäre es mit Zielübungen?“ brachte er daher nur heraus. Kìara nickte begeistert. So gingen sie etwas außerhalb des Dorfes, um Niemanden mit fehlgeleiteten Pfeilen verletzen zu können. Elendaé nahm einen Wasserbeutel aus seinem Rücksack und legte ihn auf einen hohen Stein, forderte dann Kìara auf, sie möge auf den Beutel schießen.


    Elendaé trat hinter ihr, ihr zu zeigen, wie man einen Bogen richtig hielt, worauf es ankam beim zielen, wie man die Kraft steuern konnte durch das Durchziehen des Pfeils in der Sehne. Kìara bemühte sich nach Leibeskräften und am Abend verfehlte nur noch jeder zehnte Pfeil die Wasserflasche.


    Nebenher lachten sie viel, wenn Kìara wieder einmal im wahrsten Sinne des Wortes weit über das Ziel hinaus geschossen hatte ~ einmal traf sie den Hut eines Vorbeireisenden Orc. Dieser fand es überhaupt nicht komisch, brummte jedoch nur vor sich hin, bevor der weiter zum Wegekreuz stampfte.


    Als der Arm Kìaras schon lange schmerzte, bat sie den Unterricht zu beenden. Elendaé nickte und lobte sie für ihre Ausdauer. Schweigend gingen sie zum Wegkreuz zurück. Als sie ins Gasthaus ankamen, hatte der Wirt allerlei Köstlichkeiten anzubieten, welche auf einem Tisch standen, damit die Gäste selbst auswählen konnten. Kìara entschied sich, ein wenig von diesem Raptorfleisch zu versuchen, welches es in ihrer Heimat nicht gab. Sie legte sich noch ein paar Trauben, Äpfel und andere Früchte auf den Holzteller und wartete geduldig, bis auch Elendaé seine Wahl getroffen hatte.


    Er hatte angeboten, sich draußen ans Lagerfeuer zu setzen, sie hatte begeistert zugestimmt. Schon alleine der Gedanke wirkte abenteuerlich. Nun saßen sie also am Feuer, den Teller auf den Schoß. Kìara schaute fasziniert in die tanzenden Flammen.


    „Du sagtest vorhin etwas von Ziehmutter, Kìara. Hast du denn keine Eltern mehr?“ Kìara wendete ihr Gesicht zu Elendaé, nur kurz ~ bevor sie sich wieder dem Flammenspiel zuwandte.


    „Meine Mutter ist verstorben und über den Verbleib meines Vaters weiß ich nichts.“ ihre Stimme klang traurig. „Wenn es Dir nichts ausmacht würde ich gern ein anderes Thema wählen. Es genießen… hier zu sitzen… mit Dir!“


    wieder schaute sie Elendaé an. Ihr Blick mochte gerade zu liebevoll sein. Elendaé nickte, beeilte sich schnell zu sagen, dass er keine Wunden aufreißen wollte und es vollkommen in Ordnung war, dass sie das Thema nicht besprechen wollte. Sie nickte ihm dankbar zu, wandte dann ihr Gesicht erneut gen Feuer.


    Ihre Gedanken waren bei Nessa. Ob sie auch so etwas Schönes damals erlebt hatte? Nach wie vor misste sie ihre Mutter sehr. Was wäre nur aus ihr geworden, wenn man sie nicht derart grausam getrennt hätte?


    Die Stimmung des Abends war dahin. Elendaé hatte mehr unbewusst den Kern ihrer Traurigkeit getroffen, dies sah er auch als er sie beobachtete. Er hätte sich wieder einmal am liebsten Ohrfeigen können. Warum konnte er nicht vorher nachdenken, bevor er seinen Mund öffnete?


    Zaghaft legte er seine Hand auf Kìaras Arm, ihr unbeholfen Trost spenden zu wollend. Sie schien aus ihren Gedanken gerissen, schaute ihn erschrocken an.


    „Oh.. na ja, ich sagte ja das ich etwas schreckhaft bin.“ versuchte sie lächelnd zu erklären, bevor sie sich erhob.


    „Ich denke, es ist schon sehr spät. Ich bin müde und meine Arme schmerzen. Gern würde ich morgen auch früher aufstehen!“ [i]enttäuscht zog Elendaé seine Hand zurück, nickte stumm und erhob sich ebenfalls.

  • „Du verfluchter schwanzloser Froschbastard!“ ohne jegliche Vorwarnung sprang Renee nach vorn und Sevren an den Hals. Nicht einmal Coleman hatte mit dieser Reaktion gerechnet.


    Die Wucht hatte Sevren direkt umgehauen, Renee kniete nun auf ihn, den Hals des Magistrates mit aller Kraft drücken. Coleman versuchte Renee von den Untoten hinunter zu holen. Erstaunt war er, über welche Kraft die Frau verfügte, ohne sie jemals trainieren gesehen zu haben.


    Sevren verging das Grinsen nur allzu schnell… Seine Augen waren weit aufgerissen, seinem Erstaunen Ausdruck zu verleihend. Dann keuchte er


    „Ihr scheint zu vergessen… ich bin schon Tot!“ Diese Worte machten Renee nur noch wütender … sie ließ den Hals los und begann nun auf Sevren einzutreten, an einer Stelle die ein Mann nur schwer ertragen könnte.


    Coleman gelang es endlich, Renee zu umfassen und sie vom Magistraten weg zu ziehen.


    „So beruhige dich doch, das will er doch nur erreichen… Renee bitte beruhige Dich!“


    Die Untote war wie von Sinnen, versuchte sich aus der Umklammerung von Coleman zu lösen – schrie ihm Verrat entgegen… Fluchte und war außer sich vor Zorn. Coleman gelang es, Renee von Sevren hinunter zu ziehen, welcher sogleich in Deckung sprang


    „Das wird Konsequenzen haben ~ Renee. Du hast die längst Zeit dein Gasthaus besessen!“ schrie er mehr seiner Angst Ausdruck zu verleihend, statt seiner Macht ~ oder zumindest dessen, was er sich einbildete…


    Coleman gab sein Bestes, Renee immer mehr gen Gasthaus zu ziehen. Austil de Mon sprang herbei, ebenso Schwester Neela ~ beide hatten unfreiwillig diese Szenerie beobachtet. Erst gemeinsam schafften sie es, Renee ins Gasthaus, die Treppe hinauf und in ihr Zimmer zu schaffen. Sowohl die Meisterin in erste Hilfe, als auch der Kriegsmeister schauten Coleman fragend an, der mit wenigen knappen Worten das Problem wiedergab.


    Schwester Neela nickte besorgt, holte eine Flasche aus ihrem Rücksack und flösste Renee sogleich davon ein, dennoch dauerte es eine Weile, bis die sich immens wehrende Renee der Macht der Kräuter nachgeben musste und in einem unruhigen Schlaf fiel.


    Austil de Mon betrachtete, die nun endlich stillgelegte Renee „Armes Ding! Ich kann sie verstehen. Ich selbst würde diesem Sevren dafür gern eigenhändig den Hals umdrehen. Doch das ist nicht das Thema… Wie können wir der Kleinen helfen? Sie weiß von nichts, ist dem Fremden ausgesetzt… Ich mag mir nicht ausmalen….“


    Die anderen Beiden ließen ihre Zustimmung durch Nicken erkennen.
    „Der Typ hat einen mehr als guten Vorsprung ~ wie sollen wir das Jemals schaffen?“
    Colemans Stimme ließ seine Resignation erkennen.


    „Hier kann nur noch ein Magier helfen!“ rief Schwester Neela aus.[i]


    “ Erzmagier Vargoth“ [i] riefen alle Drei zugleich. Zwar hatte Niemand den Magier in Fleisch und Blut gesehen… doch sein Abbild war an den verschiedensten Orten zu finden.


    Während Coleman bei der schlafenden Renee bleiben wollte, rannten Austil de Mon und Schwester Neela wie von einer Giftspinne gestochen drauf los…


    Es galt Kìara zu retten…

  • Sicher, abgespannt war sie ~ auch das die Arme schmerzten war keine Lüge gewesen, doch müde war Kiara noch lange nicht.


    Elendaé hatte nur eine ganz einfache Frage gestellt, sie jedoch damit in eine Welt des *sich selbst nicht vergeben wollen* zurückgeholt. Sich an die Stimme ihrer Mutter erinnernd, als sie am Grab ihr Vorhaben äußerte lag sie regungslos im Bett und hielt Zwiesprache mit ihrer Mutter.


    Das heißt, sie versuchte es, denn von Nessa kam keine Antwort. So sehr Kìara auch darum flehte, ihre Mama möge ihr ein Zeichen geben ~ sie hörte nichts. Nicht nur, dass die unendliche Einsamkeit, welche sie in Brill zu ersticken schien, erneut eingeholt hatte ~ sie schämte sich sogar, die letzten 48 Stunden genossen zu haben… Tränen stiegen ihr in die Augen, leise schluchzend.


    Elendaé blieb das nicht verborgen, lange überlegte er, ob er es wagen durfte, Kìara tröstend in die Arme zu nehmen. Er mühte sich redlich ihr Schluchzen zu überhören, doch bevor es ihm ganz das Herz brach, stand er auf und kletterte vorsichtig in ihr Bett.


    Er hoffe, sie würde es ~ angesichts der Tatsache, dass Beide bekleidet waren, nicht als anrüchig erkennen.


    Kaum spürte Kìara das sie nicht mehr Allein im Bette war, drehte sie sich um. Schon dieser angenehme Geruch zeugte davon, dass Elen es war, der sich ihr näherte. Elendaé hielt dem Atem an. Er hoffte inständig, Kìara würde es nicht falsch verstehen…


    Die junge Elf sah ihn aus tränenerstickten Augen traurig an, bevor sie sich wortlos an seine Schulter kuschelte, stumm weinte…


    Diese Nacht würde Elendaé sicher nicht schlafen, zu groß war der Wunsch über Kìara zu wachen….


    ~ ~ ~


    Kaum waren Austil und Schwester Neela aus dem Zimmer gestürmt, die Treppe hinunter gerannt, stießen sie fast mit einer kleinen Gruppe Reisender zusammen. Während Austil gleich weiterstürmen wollte, hielt Neela inne. War dies nicht eine Magierin?


    Sie bekam Austil noch an seiner Schulter zu packen, als dieser sich zu ihr umdrehte, deutete sie mit einem Kopfnicken auf die Fremde. Austil verstand.


    „Entschuldigt bitte…“ wandte er sich an die junge Trolldame, „Ihr wisst nicht zufällig, wo wir Erzmagier Vargoth finden können?“ Die Magierin starrte ihn aus grossen Augen an. [i]


    „Ihr beliebt zu scherzen, oder?“ [i]


    Austil musste sich mühen nicht ausfallen zu werden.
    „Nein, Lady ~ dies war eine äußerst ernst gemeinte Frage! Wir müssen dringend nach Orgrimmar!“


    Die Toll schien recht amesürt zu sein „Ja, und was hat der Erzmagier damit zu tun, wenn ich Fragen darf?“ Austil biss sich auf die Unterlippe.


    „Er kann uns helfen, so schnell wie möglich hin zu gelangen!“ nun lachte die Troll aus vollem Halse und Austil hatte nicht übel Lust ihr selbigen umzudrehen.


    „Ihr wollte also eine weite Reise auf Euch nehmen, die Euch unzählige Monde unterwegs sein lässt, dazu noch voller Gefahren ist, weil ihr schnellstens nach Orgrimmar müsst? Das ist allerdings sehr lustig.“ Schwester Neela legte Austil beruhigend die Hand auf seine Schulter, bevor sie an die Troll das Wort richtete.


    „Wisst Ihr denn eine andere Möglichkeit nach Orgrimmar zu gelangen? Ihr müsst wissen, es geht wirklich um Leben und Tot“


    „Natürlich weiß ich eine andere Möglichkeit.“ Die Troll lachte noch immer. Dann schloss sie die Augen, schien sich zu konzentrieren. Sie schien in einen Tranceähnlichen Zustand zu geraten, ließ ihre Hände kreisen… Austil und Neela traten einen Schritt zurück. Würden sie dies nicht mit eigenen Augen sehen ~ sie würden es nicht glauben.


    Vor ihnen entstand ein Portal, welches einige Gebäude von Orgrimmar zeigten.


    „Hindurch mit Euch, bevor es wieder zusammenfällt.“ Die Troll lächelte. Austil, sonst ein furchtloser Mann schaute unentschlossen zu Neela, welche in Richtung der Magierin nickte und durch das Portal hindurch schritt.
    Austil schaute verdutzt. Er wollte keinesfalls als Feigling dastehen, und Neela konnte er auch nicht Alleine gehen lassen, also tat er es ihr gleich, jedoch nicht um zuvor seine Augen zu schließen…


    Als er sie wieder öffnete, stellte er fest, dass sie tatsächlich in Orgrimmar waren. Zwar war es schon eine Weile her, dass der Krieger in dieser Stadt war, doch das Ambiente, wenn man es denn so nennen wollte, war unverkennbar. Auch Neela, welche neben ihm stand, schien sichtlich beeindruckt zu sein. [/i]


    „Da wären wir also! Wo wollen wir beginnen?“ Der Krieger bemühte sich gelassen zu klingen. Neela lächelte schwach.
    „Ich weiss es nicht, wollen wir erst einmal zum Stadtkern? Dort können wir doch einige Leute fragen, schauen ob wir einen der Beiden dort finden…“ Austil stimmte zu und so zogen sie los.


    ~ ~ ~


    Kìara lag an Elendaés Brust gekuschelt und weinte still in sich hinein. Sie hatte gelernt, mit der Leere im ihren Herzen zu leben, doch manchmal war diese für sie unerträglich. Sicherlich hatte Renee sich immer liebevoll um sie gekümmert, alles getan damit es Kìara gut ging, doch konnte sie Nessa nicht ersetzen. Vor allem ihr die Vorwürfe nicht nehmen. Sie wusste bist zum heutigen Tag nicht, wie ihre Mutter gestorben war. Was damals passierte, sie wusste nur das ihr Vater damit etwas zu tun haben musste, obgleich dieser Gedanke ebenso unvorstellbar wie unerträglich war.


    Irgendwann schlief sie schluchzend ein. Elendaé hatte sie die ganze Zeit im Arm gehalten, nicht gewagt etwas zu sagen, oder gar zu Fragen. Er hoffte, wenn die Zeit reif wäre, würde Kìara ihm sich anvertrauen und er für alles Erdenkliche tun, um ihr diesen Schmerz zu nehmen. Als er wieder erwachte, stellte er erschrocken fest, dass er wohl eingeschlafen sein musste. Es war noch dunkel und Kìara verschwunden. Schnell sprang er aus dem Bett und lief aus dem Gasthaus. Angst überfiel ihn, dass er sie nicht mehr wieder sehen würde. In dieser Wildnis würde sie doch keine 3 Schritte überleben!


    Er atmete auf, als er Kìara sah. Sie saß am Feuer und starrte in die Flammen, welche nicht mehr ganz so hoch loderten. Leise ging er zu ihr, sich neben sie setzend. Ihre wunderschönen grünen Augen waren noch immer voller Tränen. Hilflos überlegte er, was er sagen, wie er sie trösten konnte.


    Noch während er nach einem Weg suchte, begann Kìara leise zu erzählen. Wie sie damals auf diese Gnom getroffen war. Wie sich ihre Eltern gestritten hätten, ihr Vater sie zu einer Paladin erziehen, sie mitnehmen wollte. Wie ihre Mutter sie nachts des Schlafes entrissen und sie fort brachte, um Kìara vor einer harten Ausbildung zu schützen. Sie erzählte von minai ~ ihrer Puppe, ihrer damals besten Freundin. Wie sie ihre Mutter derart lange genervt hätte, bis diese versprach sie ihr zu holen. Kìara erzählte, wie sie nachts weinend aufwachte und spürte, dass ihrer nana etwas ganz furchtbares passiert wäre. Wie sie vor dem Fenster stundenlang dann gestanden und auf ihre Rückkehr gewartet hatte. Sie endete damit, wie sie die Männer sah, welche eine Bahre trugen, mit einem Leinentuch, ihnen vorausgehend Renee. Das sie sich dies nie verzeihen würde, ihre Mutter in den sicheren Tot geschickt zu haben.


    Elendaé hatte schweigend zugehört. Mit jedem Satz wurde er betroffener, konnte sich vorstellen, welche Vorwürfe an Kìara nagten. Welchen Schmerz sie durchleben musste.


    Schweigend nahm er sie in die Arme. Kìara bettete ihren Kopf auf seine Schultern. Eine Weile saßen sie schweigend da, bevor Elendaé unbeholfen leise sagte.


    „Das muss grausam für Dich gewesen sein. Doch Du bist zu hart zu Dir, Kìara! Du warst noch klein, konntest der Gefahr doch gar nicht bewusst sein.“


    Kìara antwortete nicht, hatte nur wieder begonnen zu schluchzen. Elendaé wiegte sie sanft hin und her.


    „Komm Kleines“, sprach er nach einer Weile, nachdem sie mit weinen aufgehört hatte.
    „Deine nana möchte sicher nicht, dass du dir derartige Vorwürfe machst, ich bin sicher, sie wäre sehr stolz auf ihr Mädchen, was nun eine richtige Jägerin werden will...“


    Er hoffte, seine Worte würden etwas aufmunternd klingen. Kìara setzte sich wieder auf und nickte kaum merklich.


    „Das ist auch der Grund, warum ich diese Ausbildung machen möchte. Sicher Renee ist herzensgut zu mir, ebenso die Bewohner… Meine Mutter war eine große Magierin, weißt du? Wenn ich schon nicht in ihre Fußstapfen treten kann, so möchte ich dennoch etwas erreichen auf das sie stolz wäre.“ Sie überlegte kurz, ob sie Elendaé erzählen sollte, dass ihre Mutter zu ihr gesprochen hatte, doch sie fürchtete er würde sie für dumm halten.


    „Hab Dank, dass du mir zugehört hast, für mich da warst.“ [i]sie sah ihn geradezu liebevoll an.


    „Das ist doch selbstverständlich. Ich wäre gern stets für Dich da und ich wünschte ich würde Dir deine Sorgen nehmen können, Dir helfen.“


    Sie gingen nicht sogleich ins Gasthaus zurück, sondern liefen noch ein kurzes Stück des Weges. Elendaé zeigte gen Himmel, welcher wie die Nächte zuvor Sternenbedeckt war.


    „Sehen die Sterne nicht aus, wie ein Tier mit Flügeln?“

  • Austil und Neela liefen durch die gesamte Stadt, zumindest kam es ihnen so vor, wenn sie einmal nicht versuchten das Schmerzen ihrer Beine zu ignorieren. Doch weder konnten sie Kìara, noch diesem Hexer ausfindig machen.


    Müde und abgespannt kamen sie schließlich bei Jenem an, der behauptete der beste Ausbilder für Jäger zu sein. Austil war mehr als genervt, schließlich waren ihm Fehlschläge alles Andere als fremd.
    „Seid gegrüßt, Meister des Bogens und der Tierherrschaft. Ich hätte einige Fragen an Euch, wenn ihr mir die Ehre erweisen würdet.“


    Der Angesprochene blickte ihn nur einen kurzen Augenblick zu ihm, bevor er sich bewusst desinteressiert wieder abwandte.


    In Austil kochte das Blut hoch. Seine Füße schmerzten und er hasste Misserfolge, was unweigerlich zur Folge hatte, das er den Lehrer über die Jagt binnen nur einem Augenaufschlag an die Kehle sprang.


    „Gut, wenn du es nicht Anders haben willst… Spuck aus, oder du wirst deine restliche Zeit die Friedensblumen über Dir für ihr jämmerliches Dasein beneiden!“



    Ormak Grimmschläger schluckte. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet. Er war alt und hatte sicherlich das Wissen, welches er an jedem Wesen weiter trug, der zu ihm kam und angab Jäger werden zu wollen.


    Da reichten ein paar arrogante – oder gut gemeinte Sprüche… Seine Grenze hatte er schon vor Jahren erreicht, sonst würde er sicherlich nicht hier dumm herum stehen, und jedem noch so Daher gelaufenen die Auskunft geben, welche man von ihm erwartete. Das man ihm jedoch an die Kehle ging war zuviel es Guten.


    „Ja . ist gut … ich rede ja! Was wollt ihr wissen?“


    Austil war mit diesem Ansatz mehr zufrieden und die Kehle etwas lockerer.


    „Kìara – eine kleine Elf – war vor ein paar Tagen hier … will Jägerin werden – wo ist sie?“


    Omak schluckte und versuchte sich zu Erinnern. War eine Elf hier? Jeden Tag kamen so unendlich viele… war eine Elf darunter? Ja, klar – aber welche meinte dieser Unhold? Er blickte ängstlich … Er hatte sich bereit erklärt, als Lehrer, als Mentor zu fungieren, sich dabei kein Urteil erlaubend, ob ein Anwärter der Jägerschaft dafür wirklich geeignet war. Sie hatten ihre Aufgaben, konnten sie diese als erledigt aufweisen, bekamen sie erneute Lektionen. Wieso sollte er sich, bei all den Unwissenden auch nur ein Gesicht merken? Eine *kleine* Elf? Er spürte wie jede Pore seines Körpers seinem Angstschweiß freien Lauf ließ.


    „Ich würde Euch wirklich gern helfen… Doch gibt es viele Schüler, könntet ihr eure Anfrage…“


    Austil geriet in Wut, fühlte sich auf den Arm genommen und wollte diesem Feigling gerade die Kehle zudrücken, als Neela ihn sacht an den Arm griff. Beruhigend sprach sie auf Austil ein. [i]


    „Halte ein, Freund. Erinnert. Er könnte doch die Wahrheit sprechen… Euch an Eure Schüler, gebt ihm eine Chance!“ [i]


    Austil schaute sie verdutzt an, bevor er seinen Griff lockerte. Der Jägerlehrer glitt zu Boden, rang nach Luft. Neela ging in die Knie und beugte sich zu Omak.


    „Verzeiht die Umgestühmtheit meines Freundes. Er ist nur sehr in Sorge um eine Elf, die uns sehr viel bedeutet, in großer Gefahr strebt…“


    Omak schaute Neela an, als sei sie von einer anderen Welt. Niemals zuvor hatte er solch eine Angst um sein Leben.


    „Se.. seid versichert… meine Hilfe ist Euch gewiss…!“


    Neela lächelte, während sie seine Wange ein wenig zu übertrieben tätschelte…


    „Dessen bin ich mir bewusst, oh Meister des Bogens und der Tiere… ihr würdet uns mehr als erfreuen, würdet ihr uns über das Wesen was wir suchen, Auskunft geben können. Sie muss euch aufgesucht haben… Eine Elf, sehr jung. Rotbraunes Haar, wie alle Elfen grüne Augen…“


    Omak überlegte fieberhaft. Er wollte sein Leben wegen einer Elf nicht verlieren. Er wollte sein Leben überhaupt nicht und für Niemanden verlieren! Er überlegte fieberhaft, dann sprach er euphorisch…


    „Ist die von Euch gesuchte ein wenig naiv? Ich meine natürlich nicht dumm, aber ein wenig naiv? Der Realität dieser Welt entrückt? Sorglos, wie man es nicht kennt?“


    Schnell sprach er, schalt sich nach dem er Gesprochen hat für dessen, denn er fürchtete um sein Leben. Doch wider Erwarten nickte Neela.


    „Nun ~ ebenso könnte man es sehen ~ obwohl ich es eher *behütet aufgewachsen* nennen möchte.“


    „Natürlich – natürlich … behütet aufgewachsen, ja – genau eben dieses wollte ich sagen… !“
    Omak liefen die Schweißperlen über sein Gesicht, denn Austil war ihm immer noch gefährlich nah.


    Schnell berichtete er was er noch in Erinnerung hatte. Er versicherte – ja bettelte mehrmals, dass man ihm doch Glauben schenken sollte, nicht mehr über diese Elf zu wissen.


    Neela nickte Austil zu, ein Zeichen für diesen den Lehrer der Jagd endgültig frei zu geben. Omak ließ sich auf den Boden sinken und atmete ein paar Mal theatralisch ein und aus.


    „Hat sich sonst noch Jemand bei Euch nach dieser Elf erkundigt?“ Austil hatte keinerlei Mühen, seinen Blick derart kalt wirken zu lassen.


    „Nein, Niemand… sonst wäre sie mir gleich in Erinnerung…“ Austil ließ ihn nicht ausreden.


    „Es gab NIE eine Elf, die um eine Ausbildung bat! Habt ihr verstanden?“ Omak nickte übertrieben.


    „Na… türlich.. keine Elf … sicher nicht !“ stammelte er. Austil musste grinsen. Er hatte vom Jägervolk noch nie viel gehalten. Sie waren zu listig, einem fairen Kampf kannten sie nicht. Konfrontation ließ sie betteln wie Kinder. Wie erbärmlich… wie enttäuschend, dass sein kleine Kìara sich ausgerechnet diesen erbärmlichen Beruf gewählt hatte.
    „Gut! Haltet Euch dran, wenn ihr nicht das andere Ende der Friedensblumen erleben möchtet…“


    Mit diesen Worten wendete er sich ab. Nur wenige Schritte entfernt ließ er sich nieder, zog seine Stiefel aus und massierte seine schmerzenden Füße. Neela tat es ihm gleich, denn auch sie hatte ihren Zenit der Kraft erreicht. Nicht einmal der Gedanke an einem weichen Bett konnte sie noch dazu bewegen, auch nur einen Schritt zu gehen. Sie hatte nur noch den Wunsch zu ruhen – wo war ihr vollkommen gleich, darum ließ sie sich im staubigen Sand nieder.. massierte noch einmal ihre schmerzenden Füße, bevor sie sich einrollte, gleich einem Embryo. Austil´s Oberschenkel, der Kriegslehrer lehnte an einer Wand, nahm sie dreist als Kopflehne… allzu schnell fielen ihr die Augen zu.


    Nicht lange währte ihre Ruhe, sie wurde unsanft aus dem beginnenden Schlaf gerissen, als Austil aufsprang. Schlug ihr Kopf hart auf den Boden. Verärgert richtete sie ihren Oberkörper auf, vernahm erst langsam was ich abspielte.


    Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, wie der Krieger eine Gestalt ansprang. Erst bei weiterem hinsehen, erkannte sie die Gestalt… es war dieser Hexenmeister…


    Austil würde ihre Hilfe brauchen… schnell raffte sie sich auf…

  • Kìara lernte weiter fleißig mit dem Bogen umzugehen, jede freie Sekunde spannte sie den Bogen. Bald konnte sich ihre Treffsicherheit sehen lassen und Elendaé beschloss ihr die nächste Lektion beizubringen, das Fallenstellen.


    Dies machte Kìara besonders grossen Spass, so dass sie auch bald dies beherrschte. Elendaé erwies sich als ein strenger Lehrer, sparte jedoch auch nicht mit Lob. Kìara war dankbar, dass er sich derart viel Zeit für sie nahm. Sicherlich war sie keine einfache Schülerin, wollte alles gleich sofort und das auch noch perfekt.


    Sie saßen gerade nebeneinander, teilten sich Brot und Wasser. Kìara schaute auf die Steppe hinaus, die verschiedensten Tierarten beobachtend.


    „Kannst du mir nicht das zähmen beibringen, Elen? Ich bin sicher, dass es für mich viel leichter wäre, wenn ich einen Begleiter hätte…“


    Elen schmunzelte, während er weiterkaute. Nachdem er den Bissen hinunter geschluckt hatte, meinte er.


    „Ein Tier zu zähmen ist keine leichte Sachte. Es erfordert viel Konzentration und Disziplin, weißt du?“ Kìara zog die linke Augenbraue hoch.


    „Und du glaubst dass ich diese Eigenschaften nicht habe? Zeig mir wie das geht!“


    „Ich kann dir das gern zeigen, doch sollte dir wohl ein Lehrer diese Eigenschaft beibringen, Kìara. Und natürlich glaube ich daran, dass du diese Eigenschaften besitzt. Ich sagte ja nur, dass es nicht so leicht ist wie man es sich vorstellt!“


    Die Elf überlegte. Zum Lehrer zurück? Sie müssten zurück nach Orgrimmar und darauf hatte Kìara nun überhaupt keine Lust. Doch hatte Elen wohl Recht. Sie musste eh dem Lehrer zeigen, was sie gelernt hatte und ihre Prüfung ablegen.


    Elen saß immer noch neben ihr und aß genüsslich das letzte Stück Brot. Wenn sie doch nur schon so ausgebildet wäre wie er. Sie bewunderte Elen für seine Fähigkeiten und ihm gefiel es natürlich ungemein. Sie hatte sich schon sehr an seine Gesellschaft gewöhnt und fragte sich, wie es wohl sein wird, wenn sich ihre Wege wieder trennten.


    Da ihre Vorräte zur Neige gingen, beschlossen sie diese aufzufüllen und machten sich auf den Weg zurück zum Wegekreuz. Als sie es passierten, bemerkte sie dass eine Frau sie heran winkte. Kìara folgte den Ruf und grüsste sie herzlich.


    Die Trollin stellte sich als Serga Dunkeldorn vor. Sie berichtete von einem sagenhaften Tier, dem König der Savannenkatzen. Sie forderte Kìara auf, ihr den Balg des legendären Tieres zu bringen. Dies konnte Kìara ja nun überhaupt nicht nachvollziehen.


    *er tötet so schnell, dass seine Beute weder Angst noch Schmerz verspürt* hatte die Trollin gesagt. Warum sollte man ein so edles Tier denn töten? Ihr kam eine Idee. Sehr zum erstaunen von Elen ließ sie sich darauf ein, versprach das Tier zu erlegen. Elen wollte gerade einschreiten, doch Kìara zeigte mit einer Handbewegung an, dass er sie nicht unterbrechen möge. Sie liess sich das Horn, welches ihn wohl rufen sollte, aushändigen und setzte gedankenvoll ihren Weg fort.


    „Du willst doch nicht tatsächlich es mit diesem Echeyakee aufnehmen, oder? Kìara dies ist mehr als gefährlich.“


    „Ich weiss, doch wenn es mit diese Serga zutraut, warum du denn nicht auch? Ich habe doch schon einige Aufträge übernommen und gut ausgeführt! Man könnte ja direkt annehmen, du würdest an meinen Fähigkeiten zweifeln. Die du mich selbst gelehrt hast.“ Kìara wusste schon ein wenig, wie sie Elen zu nehmen hatte und ihre Worte verfehlten wie erwartet ihre Wirkung nicht. Elen wurde rot und begann zu stottern.


    „Nein, natürlich zweifele ich nicht, doch dieser Echeyakee ist nicht gerade eine Schosskatze…“


    „Das habe ich gehört. *er jagt mit einer solchen Verstohlenheit, dass man sagt er sei wie ein dünner, weißer Nebel auf der Erde* ~ Ich habe es gehört, Elen. Lass uns nicht mehr davon reden und das Thema wechseln. Wolltest du mir nicht zeigen, wie man ein Tier zähmt?“


    Elen seufzte, wenn er eines schon kennen gelernt hatte, war es ihre Sturheit. Sich nichts ausreden zu lassen, hatte sie sich erst einmal was in den Kopf gesetzt. Darum nickte er und brachte seinen Begleiter zum Stallmeister. Vielleicht würde sie das ja ein wenig ablenken.


    Kìara steuerte derweil den Gemischtwarenhändler an. Verkaufte was sie unterwegs erbeutet hatten, kaufte was sie benötigten. Sie war guter Dinge und noch besserer Laune, als Elendaé vom Stallmeister zurückkehrte.


    „Na dann mal auf!“ lachte sie fröhlich, hüpfte umher wie ein kleiner Hase. Elendaé schaute ihr belustigt hinterher und ließ sich von ihrer Fröhlichkeit anstecken. Er hatte schon lange kein Tier mehr gezähmt und erinnerte sich nun daran, dass es sogar Spass machte.
    Den Rest des Nachmittages verbrachten sie damit ein Tier zu zähmen und es wieder frei zu geben. Nachdem Kìara ein zwei Mal zugesehen hatte, wollte sie es selbst versuchen. Er hatte nichts dagegen, wählte junge Tiere aus und übergab ihr das Trainergeschirr.


    Wie nicht anders zu erwarten machte sie ihre Sache gut. Es machte Spass zu beobachten, wie sie sich über ihre Erfolge freute. Das gebändigte Tier sacht über dem Kopf streichelte, bevor sie es wieder in die Freiheit entließ.


    Es dämmerte schon und Elen bemerkte, dass sie langsam zum Gasthaus zurückkehren sollten. Kìara nickte. „Ja, gleich … nur noch einmal!“


    Er musste schmunzeln. Ja, er hatte davon damals auch nicht genug bekommen können. Trotz der Wunden und schrammen die das Zähmen mit sich brachte. Kìara war erstaunlicherweise noch weit gehest unverletzt. Sie schien wohl ein außergewöhnlich gutes Händchen zu haben.


    Sie hüpfte weiter voran, sich wohl nach einem passenden Tier umschauend. Elen blieb, wie stets ein wenig zurück, war dies doch eine Angelegenheit nur zwischen Kìara und dem auserwähltem Tier. Er drehte ihr gerade den Rücken zu, ebenfalls nach einem Wildtier Ausschau haltend, als er einen dumpfen Ton vernahm.


    Erschrocken blickte er sich um, seine Augen weiteten sich, als er sah das Kìara in das Horn geblasen hatte, es noch in der Hand hielt. Ja war sie denn von allen guten Geistern verlassen?


    Bevor er auch nur irgendwie reagieren konnte, tauchte er auf – der legendäre Echeyakee. Er stürmte auf Kìara zu. Diese blieb tapfer stehen, begann mit der Zähmung. Elen traute seinen Augen nicht. So manchem Prankenhieb hielt sie stand, wacker versuchte sie es weiter. Ein weiterer Prankenhieb traf sie. Blut quoll aus der tiefen Wunde heraus. Elen hatte genug gesehen und rannte auf Beide zu. Er spannte im Laufen seinen Bogen, bereute es sie soweit vorgehen zu lassen. Er blieb stehen um besser zielen zu können, als Kìara in die Knie ging.


    Der König der Savannen stand nun ruhig vor ihr, Kìara streichelte ihm durch seine dicke Mähne. Elen rieb sich die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein! Dieses kleine Luder hatte ihn von Anfang an ausgetrickst und es dann sogar noch geschafft!


    Er wollte bös sein, doch dazu war er viel zu stolz auf seine kleine Elf!


    Während sich Kìara ihre Wunden verband saß der Löwe nun ruhig neben ihr und kaute genüsslich das rohe Fleisch, welches ihm Kìara aus ihrem Rücksack gegeben hatte. Sie musste es am Wegekreuz erstanden haben. Sie hatte ihn also von Anfang an herein gelegt. Elen lachte laut.


    Kìara, immer noch sitzend drehte sich zu ihm um und strahlte ihm glücklich entgegen.


    „Ich werde ihn Kimba nennen. Niemand wird ihm mehr etwas zuleibe tun, dafür werde ich sorgen!“ Elendaé nickte. [i]


    „Schaut wohl so aus. Du kleines Aas! Herzlichen Glückwunsch“ [i]erwiderte er immer noch lachend.

  • Austil stürmte wie ein Berserker nach vorn ~ Ìan, schlug hart auf den Boden auf. Mit solch einer Attacke hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Neela stürmte ebenfalls nach vorn, versuchte Austil am Arm festzuhalten. Ìan nutze den Augenblick, raffte sich auf und rief sofort Alishana vorbei. Diese war es gewohnt in Sekunden die Situation abzuschätzen und begann zugleich Austil zu becircen.


    Neela stellte sich vor dem, im wahrsten Sinne des Wortes, erstarrten Austil, Ìan flehend anschauend.


    „Verzeiht, diesen unerwarteten Angriff, werter Herr. Mein Freund hat euch verwechselt. Er dachte ihr seit Jemand, der mich einmal versetzte und verletzte. Bitte verzeiht und verschont ihn!“


    Neela hoffte inständig, dass der Hexenmeister ihre Version glaubte und versuchte eine traurige Geste aufzusetzen.


    Ìan musterte sie von oben herab. Eigentlich ließ er so etwas nun wirklich nicht durchgehen, doch war ihm eher daran gelegen diese kleine Elf zu finden. Auch war ihm nicht nach einem Zweikampf.


    „Nun was hätte ich davon? Ich wurde grundlos angegriffen. Warum sollte ich ihn verschonen?“ Ìan grinste, während er sie direkt mit dem Blicken auszog.


    Neela wäre ihm am liebsten direkt selbst angesprungen, doch war ihr bewusst, das weder Austil ~ geschweige denn sie auch nur den Hauch einer Chance gegen dieses Untier hatten.


    „Ich flehe Euch an, verschont meinen Freund!“ Widerwillig verneigte sie sich vor dem Hexer, ja schlimmer noch ~ sie sank vor diesem Untier auf die Knie.


    Ìan grinste bei dem was er sah. Die Kleine war niedlich. Vielleicht konnte er es zu seinem Vorteil nutzen…


    „Nun ~ ich nächtige hier in dem einzig bekanntem Gasthaus. Natürlich hat man dort keinerlei Privatsphäre, doch bin ich mir sicher, dass ihr mir sicherlich dort noch einmal erklären wollt, warum ich Euren dreisten *Freund* verschonen sollte.“


    Neela wurde übel und schaute dem Hexer erschrocken an.


    „Kleidet Euch etwas… wie soll ich sagen… Fraulicher… ich erwarte Euren Besuch. Dann werde ich entscheiden, ob Euer Freund noch eine lebendige Zukunft hat!“ [i]


    Ohne ein weiteres Wort entfernte sich der Hexer. Alishana *bearbeitete* Austil weiter. Neela umklammerte verzweifelt Austil´s Arm. Nach einigen Sekunden, die Neela wie Stunden vorkamen, sah sie das die Succu mehr und mehr an Gestalt verlor. Sie löste sich im wahrsten Sinne des Wortes mehr und mehr in Luft auf.


    Austil kam zu sich... ins Leere stürmend schlug er hart auf den Boden auf, er raffte sich auf und schaute Neela verständnislos und mit sehr vielen Fragen an. Diese nahm Austil nur still in den Arm. Er spürte wie sie am ganzem Leibe zitterte…

  • Kìara warf Kimba erneut ein Stück Fleisch zu, beobachtete ihn, wie er es genüsslich verzehrte, während sie ihm durch seine dichte Mähne strich. Elen stand einige Meter entfernt und beobachtete die Situation. Er wollte ihr diesen Augenblick nicht nehmen. Dies war nicht einfach nur ein Tier, dessen Willen sie gebrochen hatte, welches sich ihr unterwarf. Er hatte oft von dem legendären Echyankee gehört. Viele Jäger hatten sich an ihm versucht. Ausgerechnet eine kleine, unerfahrene Elf sollte es geschafft haben?


    So sehr er es auch Kìara gönnte ~ er konnte daran nicht glauben, wartete darauf das der *König der Savanne* seinen Augenblick suchte und fand… Sein Bogen blieb gespannt und Schussbereit.


    Nachdem *Kimba* sich satt gefressen hatte, strich seine Schnauze liebevoll an Kìaras Oberschenke, da sie vor ihm im Schneidersitz saß. War sie letzte Nacht noch voller Traurigkeit ~ nun saß sie da, ihre Eroberung liebevoll streichelnd, dem Blick der Welt entrückt. Elen wusste ~ dieses Tier hatte ihr Herz erobert. Mehr als er jemals in der Lage gewesen wäre. Schon lange hatte er gespürt, dass dieses Mädchen eine Last trug. Sie hatte sich ihm anvertraut ~ er hatte auf Grund dessen Hoffnung geschöpft, Hoffnung auf eine Zukunft mit ihr.


    Er schaute Kìara an ~ wie sie Kimba liebevoll durch seine Mähne strich. Er wagte nicht einmal zu atmen, um ihr diesen Augenblick nicht zu zerstören. Er wusste nicht, wann ihn zuletzt eine derartige Traurigkeit umfasst hatte. Eine Träne suchte unerbittlich einen Weg durch seinen Tränenkanal. Er wusste nur zu gut, dass sie in Zukunft sich diesem Tier anvertrauen würde, auch wenn dieses Tier ihr niemals antworten würde…


    Etwas was man nicht beschreiben konnte war geboren… Er ~ gedacht sie in der Nacht gewonnen zu haben, nun stand er da ~ wissend sie wieder verloren zu haben… an einem Löwen… mutlos ließ er seinen Bogen sinken, setzte sich ~ seinen Blick weder von Kìara noch Kimba abwenden zu können.


    ~ ~ ~


    "Was war geschehen?" Austil schaute Neela verstört an, welche ihn nun langsam los ließ.


    "Was hast du Dir nur dabei gedacht? Du hättest sterben können. Gut das er *nur* seine Succubus auf dich angesetzt, keine Lust zum Töten hatte" bemerkte Neela in einem vorwurfsvollen Ton. Nachdem ihr bewusst wurde, wie komisch es wirkte musste, sich derart an ihn zu klammern, hatte sie ihn schnellstens losgelassen, strich sich nun ihre Robe gerade.


    Austil verstand nichts von dem was Neela ihm sagte und blickte sie weiter verwirrt an. Was geschehen war, hatte sie ihm schnell erzählt, dabei natürlich die Unverschämtheit des Hexers ausgelassen, wollte sie doch Austil nicht noch wütender, noch mehr Öl ins Feuer gießen. Austil, welcher ein Scheitern nun absolut nicht gewohnt war, wurde auch so zornesrot im Gesicht, sagte jedoch kein weiteres Wort.


    Nachdem die Stille unerträglich wurde, raunte er "Zumindest wissen wir, dass er die Kleine nicht gefunden hat und sie sich hier nicht aufhält, ich denke wir sollten nach Brill zurückkehren und Bericht erstatten."


    Neela nickte nur stumm. Wortlos schlugen sie den Weg zum Zeppelin ein, welcher sie Heim führen sollte.


    Beide waren sehr überrascht, Renee an der Anlegestelle des Zeppelins zu sehen, nachdem sie von Bord gegangen waren. Sie hatten doch Niemanden davon berichtet dass sie heim kommen würden. Die Wirtin stürmte auf Beide zu.
    "Habt ihr sie gesehen? Konntet ihr sie warnen? Geht es ihr gut?"


    In ihrer Aufregung vergaß sie vollkommen, die Beiden zu grüssen, auch das die Beiden müde und hungrig sein könnten. Neela schüttelte den Kopf "Ich erzähle dir alles im Gasthaus."


    Renee schaute verschämt nach unten "Oh ja, natürlich. Ihr müsst müde und hungrig sein."


    Coleman wartete im Gasthaus, half der Küchenhilfe so gut er eben konnte. Später berichtete er, dass Renee jeden Tag mehrmals zur Anlegestelle des Zeppelins gelaufen war.


    Sie saßen nun zu viert am Tisch, Austil griff bei den Köstlichkeiten, welche die Küchenhilfe zubereitet und auf den Tisch gestellt hatte, kräftig zu. Neela, welche ebenso lange nichts gegessen hatte, konnte nichts zu sich nehmen und begnügte sich mit einer Tasse heißen Kaffee, welchen ihr Renee gebrüht hatte. Sie berichte was geschehen war.


    "Diese verdammte Succubus" bemerkte Coleman, was ihm einen undeutbaren Blick von Renee einbrachte – hatte sie doch noch gut in Erinnerung, dass auch er diesem Wesen nur allzu schnell verfallen war.


    "Wir sahen jedenfalls keinen Sinn mehr darin, noch weiter zu suchen. Wir wussten ja nicht einmal wo. Fest steht, dass Kìara sich nicht in Orgrimmar befindet. Er sie dort also auch nicht finden kann."


    Renee stimmte dem zu. Dennoch hielt ihre Sorge stand. Hätte sie die Kleine nur nicht gehen lassen. Sie hatte es für eine gute Idee gehalten, dass Kìara sich ausbilden lässt, nun jedoch bereute sie es. Sicher hätten die Bewohner von Brill sie hier besser beschützen können…