Ballade vom King of Pop
http://www.welt.de/print/die_w…lade-vom-King-of-Pop.html
Cirque du Soleil würdigt Michael Jacksons Lebenswerk - bald auch in Hamburg
Von Stefan Grund
Hat der alte Jackson-Meister sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben", könnte als treffendes Motto über der Michael-Jackson-Immortal-World-Tour stehen, die derzeit als Produktion des Cirque du Soleil durch die Welt- und Popgeschichte tourt. Ein Besuch der Show in der Londoner O2 Arena zeigt, was die Hamburger zu erwarten haben, wenn die aufwendige Produktion nach Buch und Regie von Zauberlehrling Jamie King am 11. und 12. Dezember über die Bühne der O2 World funkeln wird.
Die Materialschlacht mit Live-Band zur reproduzierten Originalstimme, mit 64 Mitwirkenden, darunter Dutzende von tanzenden Akrobaten, greift auf die Erfahrungen der bombastischen Tour-Shows zurück, die Michael Jackson (1958 bis 2009) zu Lebzeiten inszenierte. "Seine Wort und Werke merkt ich und den Brauch und mit Geistesstärke tu ich Wunder auch", ließe sich Goethe treffend weiter zitieren. Dazu zählt, dass hier alle großen Hits des King of Pop gespielt und durch Choreografien illustriert werden, von "Thriller" bis "Beat it", von "Bad" bis zum "Earth Song", von "Billie Jean" bis "Dangerous" vervielfältigt sich Michael Jackson mal auf dem Splitscreen der übergroßen Projektionen, mal als tanzendes Wunderwesen mit Moonwalk- und Leaning-Motion-Kompetenz auf der Bühne mit mehreren Ebenen.
Die in großen, farbenprächtigen Bildern bruchstückhaft erzählte Geschichte ist die um Skandale, Probleme und radikale künstlerische Äußerungen bereinigte Biografie von Michael Jackson. Vom Einstieg bei den Jackson Five, deren Leadsänger Michael mit sieben Jahren wurde, bis zum erfolgreichsten Popsänger der Welt. Relativ breiten Raum nehmen Jacksons Visionen von einer besseren Welt ein, für die er zu Lebzeiten mehr als 300 Millionen Dollar spendete - an Wohltätigkeitsorganisationen weltweit - und die als sein künstlerisches Vermächtnis vermittelt werden.
Die vom Cirque du Soleil gefundenen, erfundenen oder berühmten Michael-Jackson-Vorbildern (wie Musikvideos) nachempfundenen Szenen zeigen zum Teil spektakuläre akrobatische Leistungen mit riskanten Flugleistungen, die Live-Band rockt den Saal vorzüglich, und doch reicht das alles nicht an die Stimme von Michael Jackson heran, die den Abend eigentlich trägt. In London feiert sich das Publikum mit spitzen Michael-Jackson-Schreien immer wieder selbst und tanzt zwischen den Stuhlreihen der Arena in North Greenwich. Wer zu weit von der Bühne entfernt sitzt, wird die Kunstfertigkeit der Artisten auch in Hamburg kaum richtig würdigen können, zudem ist die Show überwiegend für den frontalen Blick konzipiert, sodass es sich beim Besuch empfiehlt, sich gute Plätze gegenüber der Bühne zu sichern. Zum guten Schluss kommt er ja dann doch noch, der alte Hexenmeister, in Form eines Michael-Jackson-Videoauftritts und rettet den Zauberlehrling aus seiner über manche Strecke prekären Lage.