Doch was jetzt kommt, Leute, haltet euch fest, ich hab’s in keiner Zeitschrift gelesen und kein Magazin berichtete darüber, Michael angespornt durch das hingebungsvolle Mitgehen des Auditoriums und wie stets auf der Bühne immer besser werdend, macht etwas ganz "Verrücktes", er sagt es selber in einer unschuldig-kindlichen Freude über seine eigene Courage: "Ooh, do something I never have done before, that is not what I’m doing usually" oder so ähnlich, hab’ ich es in Erinnerung behalten, "What do you want me to sing?" und weil die Menge alles Mögliche durcheinanderschrie, Michaels spontaner und ihn fast selber überwältigender Entschluss, seine neue Single "You rock my world" zu performen. Wow, das war eine Überraschung, und für die anderen Mitwirkenden, vor allem für das Orchester! Scheinbar war niemand darauf vorbereitet, denn alles kramte rum, suchte die die Noten, *g*, dann ging auch noch das Licht aus, vielleicht ließ sich im Dunkeln besser suchen. Michael flüsterte noch ausgiebig mit dem Orchesterleiter, indem er sogar die Hand über seinen Mund legte, damit wir auch ja nix mitkriegen konnten, aber dann die ersten Takte, und er legte los, einfach so! Ja, die ersten Takte setzten einen Teil des Publikums in Erstaunen, sie hörten sie offensichtlich zum ersten Mal, diese Klänge, diesen Sound, der in die Beine geht und sich in den Gehirnwindungen festsetzt und einen nicht mehr loslässt, ist wie Morphine, nur ohne Morphine und viel beschwingter! Michael aber tapfer gegen dieses Unwissen angetanzt und -gesungen, was das Zeug hielt, für mich der absolute Höhepunkt, auch wenn es noch an der sonst gewohnten Unterstützung durch die Zuhörer fehlte.
Nun endete die Show mit dem Weltverbesserungssong "We are the World", zu dem sich alle Stars nochmals auf der Bühne vereinigten, was auch gut ankam, aber nicht so gut, weil es ja auch der Abschied war, und weil es sich um einen der Weltverbesserungssongs handelt, die das Publikum ja nicht so liebt, jedenfalls nicht diesen, und auch nicht den anderen, der an diesem Abend auch intoniert wurde, nämlich "Heal the World", und zwar, von drei bedeutenden Hip-Hop-Damen (deren Namen ich nicht weiß, sorry) und einem imponierenden Gospelchor, und auch davon schweigt und schwieg der Presse Unhöflichkeit, und auch sonst war niemand scharf drauf. Allerdings, im Gegensatz zu den HIStory-Konzerten, denen ich bisher beiwohnen durfte, und ebenso den Dangerous-Konzerten, die ich leider nur von Videoaufnahmen kenne, bei denen Michaels Fans und Michaels Publikum immer herzhaft und innig mitgesungen haben und dementsprechend feierlich und angerührt das Stadion verließen, für einige Momente in der festen Absicht, Michaels Hymne und deren Inhalt ernstzunehmen. "Heal the World, make it a better place, for you and for me and the entire human race", dieser Geist wehte nicht durch die Hallen des Madison Square Gardens, und wie nötig die Welt das doch hat, wissen wir spätestens seit dem 11. September 2001.
Womit ein nahtloser Übergang zum zweiten Konzert am 10. September sich hier anböte, aber gemach! Zwischen diesem und jenem lagen nun ein paar Tage, die ich damit verbrachte, vor Michaels Hotel herumzulungern, wobei ich nichtsdestotrotz den Broadway und den Times Square durch- und überquerte, so dass ich wenigstens diesen Teil New Yorks, und nicht den schlechtesten, erleben durfte. Leider ist das „Palace“ so eine Art Festung mit blinden Fenstern und kein Michael weit und breit, auch keiner der seine Späßchen mit uns trieb, indem er sich hinter Gardinen versteckt, oder komische Brillen auf die Nase setzt, oder Botschaften und/oder Kissen aus dem Fenster schmeißt, oder Luftballons steigen lässt. Nichts von alledem!
So richtig heiß war unser Michael nicht auf seine Fans, das muss auch hier vermerkt werden. Nur am Tage des 10. September endlich, am späten Nachmittag, als er sich ja zwangsweise hinausbegeben musste, um an die Stätte seines nun folgenden mehr als erfolgreichen Wirkens zu gelangen, bekamen wir ihn für einen kurzen Augenblick zu sehen. Hier handelte es sich wirklich wortwörtlich um einen Augenblick, den Michael, ohne mit der Wimper zu zucken, oder nur ansatzweise sein berühmtes Lächeln scheinen zu lassen, auf uns warf. Kurz die Hand in seiner typischen Manier gehoben, und schon war er in seiner Luxuslimousine (muss wohl in USA so sein, denn in Europa ließ er sich nur mit einem eher bescheidenen Van durch die Gegend kurven) verschwunden, natürlich auch wieder hinter dunkel getönter Scheibe, so dass ich die Kusshände sozusagen ins Blaue warf! Aber bitte, er sah wunderschön aus, wieder mit einem warmroten Hemd bekleidet, was ihm so gut zu der hellen Haut und den schwarzen Haaren steht, grinz, wie Schneewittchen, schwarz wie Ebenholz, weiß wie Schnee und rot wie Blut!
Und siehe da, die Fans hatten seit London und New York (Seminar Center) was dazugelernt, denn just in dem Moment von Michaels Abfahrt war keine Absperrung errichtet, und wir hatten freien Zugang zu der Ausfahrt. Trotzdem wir uns am liebsten vors Auto geworfen hätten, um ihn noch ein wenig länger in unserer Nähe zu halten, bildeten wir ein zwar enges, aber durchgängiges Spalier, und Michael konnte sich ungehindert davonmachen. Dieser winzig kleine Augenblick genügte schon, uns in Euphorie und Erschütterung zu versetzen, manche Träne entquoll dem Auge, natürlich auch dem meinen!
Ganz nebenbei bemerkt, Daggis Banner INVINCIBLE (siehe pic unten) wurde am zweiten Tag von einem freundlichen Gesandten Michaels eingesammelt, allerdings unter ferner liefen, da Michael sich dieses Mal nicht herabließ, die ihm dargebotenen Prachtstücke selber zu begutachten.
Teil 4 folgt