Interview mit Adrian Grant, langjähriger Freund von Michael Jackson und Macher des Musicals „Thriller Live“
vor 17 Stunden
Das Musical „Thriller Live“ ehrt das Vermächtnis des Künstlers Michael Jackson. Der 48-jährige Adrian Grant, ein langjähriger Freund Jacksons, ist der „Vater“ der erfolgreichen zweistündigen Performance. Wir führten ein Interview mit Grant.
FRANKFURT - Michael Jackson bleibt über seinen Tod hinaus ein Phänomen. Mit seiner Musik und seinem Tanzstil gehört er bis heute zu den Trendsettern der Popmusik. Das Musical „Thriller Live“ ehrt das Vermächtnis des Künstlers. Im Londoner West End ist die Tribute Show bereits zum 4000. Mal über die Bühne gegangen. Sie bietet einen Querschnitt durch das Werk des Ausnahmekünstlers: von den ersten Erfolgen mit den Jackson Five wie „ABC“ oder „Can You Feel It“ über Welthits wie „Bad“ und „Billie Jean“ bis hin zu den Songs aus seinem Mega-Album „Thriller“. Der 48-jährige Adrian Grant, ein langjähriger Freund Michael Jacksons, ist der „Vater“ der erfolgreichen zweistündigen Performance.
Mr. Grant, wie haben Sie als Londoner Vorstadtjunge den Weltstar Michael Jackson eigentlich kennen gelernt?
Alles begann mit meinem Fanmagazin „Off the Wall“. Michael sah es, mochte es und hat mich nach Los Angeles in sein Studio eingeladen. Ich war gerade einmal 21 Jahre alt und ohne Job. Ich konnte das Magazin nur mit Hilfe der Wohlfahrtsorganisation „Prince´s Trust“ drucken, die junge Menschen den Weg ins Leben ebnen möchte.
Und nun haben Sie die 4000. „Thriller-Live“-Show als Charity zugunsten bedürftiger Jugendlicher veranstaltet. Das hätte Jacko sicher auch gefreut.
Mit Sicherheit. Hier schließt sich ein Kreis und ich bin dankbar für diese fantastische Entwicklung.
Und was passierte dann, als Sie zum ersten Mal in die USA reisten?
Michael und ich verstanden uns auf Anhieb. Er nahm mich mit auf seine Neverland Ranch, damit ich für die englischen Fans eine Reportage schreiben kann. Es war für mich ein Wahnsinn und gleichzeitig fantastisch. Da hüpften Affen im Gras herum. Nebenan standen Giraffen und Lamas. Es gab einen Jahrmarkt. Ich sagte zu einem seiner Bodyguards: Kneif mich, das ist nicht wirklich. Seine Antwort: Für Michael ist das die Normalität. Er wacht jeden Morgen in dieser Welt auf und lebt in ihr.
Wie war der Superstar Michael Jackson denn so privat?
Immer nett, höflich und wie ein ganz großes Kind, das oft gelacht und Blödsinn gemacht hat.
Und dann kamen die Vorwürfe der Pädophilie. Wie stehen Sie dazu?
Es war schrecklich. Die Leute redeten plötzlich nur noch über diese bösen Anschuldigungen. Ich will sie mit meiner Show daran erinnern, was für ein großartiger Künstler er war. Der Michael Jackson, den ich kannte, war ein unschuldiger Mann.
Wie haben Sie von seinem plötzlichen Tod erfahren?
Ich war zu Hause, eine SMS nach der anderen kam auf mein Telefon und ich schaltete den Fernseher an. Ich wusste, er wurde ins Hospital gebracht, habe aber gedacht, es wäre wegen Erschöpfungszuständen und nichts Ernsthaftes. Bis mir klar wurde, dass Michaels Tod Wirklichkeit ist, hat es lange gedauert. Aber umgeben von seiner unsterblichen Musik erscheint es mir heute so, als wenn er immer noch unter uns weilen würde.
Also wiegt die Verantwortung, Jacksons Erbe gerecht zu werden, schwer auf ihren Schultern?
Unglaublich schwer. Er war wohl zusammen mit Elvis, dem King of Rock, der größte Entertainer der Welt. Bei „Thriller Live“ legen wir schon bei den Castings der Akteure die Messlatte sehr hoch, um die Qualität unserer Show zu halten.
Das ist sicher schwierig?
Ohne Frage, denn wir brauchen ja keine 1:1-Doubles, sondern sehr gute Sänger und Tänzer, die seinem Talent möglichst nahe kommen. Und, glauben Sie mir, davon gibt es nicht sehr viele.
Neuerdings haben Sie mit der Nummernrevue „Beat it“ aber Konkurrenz erhalten.
Ich habe diese Show nicht gesehen und will deshalb nichts dazu sagen. Ich habe aber gelesen, dass es juristische Probleme um die Urheberrechte an den Musiktiteln gibt. Der Medienanwalt und Jackson-Nachlassverwalter geht wohl aktuell gegen die Show vor. Und es ist tragisch und bedauerlich, dass auch zehn Jahre nach Jacksons Tod wieder am Erbe des unvergleichlichen Multitalents herumgezerrt wird.
Das Interview führte Wolf H. Goldschmitt.