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Ich bin schon immer Fan von "Billie Jean" von TII - und heute habe ich dazu einen interssanten Text gefunden :grins:
The church of Rock 'n Roll
Michaels letzte Billie Jean Performance
Um ehrlich zu sein, hat mich Michaels Billie Jean Performance bei TII, als ich sie zum ersten mal sah, nicht gerade von den Socken gehauen.
Versteht mich nicht falsch, ich ging in den Film im vollen Bewußtsein, dass ich eine Probe zu sehen bekomme und erwartete nicht die volle Performance zu sehen. Ich bin ein großer Fan von dem Film, und die meisten Performances waren sicher auch nicht so spektakulär wie das Endergebniss gewesen wäre - und erlaubten trotzem einen faszinierdenden Blick in ihren kreativen Prozess .
Aber Billie Jean ist anders. Wenn wir an Michael und Billie Jean denken, erwarten wir Perfektion. Wir erwarten das ganze tamtam und Verblüffende. Wir erwarten einen fehlerfreien moonwalk und perfekte Spins, Kicks und Pops. Wir erwarten die klassische Ausführung. Der Schlagzeuger Jonathan "Sugarfoot" sagte es so: "Billie Jean ist ein Klassiker. Einen Klassiker bringt man nicht in Unordnung."
Deshalb kann ich sagen, dass ich ein bisschen enttäuscht war, beim ersten Ansehen von Billie Jean aus TII. Mein erster Eindruck war, dass er einfach nur so durch geht. Es gibt nur einen schwach angedeuteten moonwalk, er schien unaufmerksam und schob die ganze Zeit seine Sonnenbrille zurecht (welche er aber während der ganzen Nummer auflässt, ausser bei einer Drehung, es gab wohl auch einen Grund dafür, das Licht war sehr blendend)
Versteht mich nicht falsch, es hatte seine speziellen Momente, dass netteste war, wenn er in diese "Strippperesque" Routine verfällt und seinen Schoss in eine Luftgitarre verwandelt. (MJs "Crotch" treibt das Universum an, sagte mal ein Fan) Ich erinnere mich an diese besonders ausgelassene Gruppe, die Frauen pfiffen alle bei dieser Szene, was für ein Geschrei. Aber irgendwie hinterließ mich diese Performance trotzdem mit dem leisen Gefühl.."Das soll's gewesen sein?"
Es schien traurig, das dieses als letzte Billie Jean Performance in die Geschichte eingehen sollte. Auch wenn ich mich erinnerte, das das Publikum lachte, als Michael zu ihnen sagte : "Jetzt habt ihr wenigstens ein Gefühl dafür." Ich fragte mich, ob sie irgend was hatten, was mit dieser Performance vergleichbar war. Dieser Eindruck blieb, trotz der offensichtlich glühenden Begeisterung der anderen Tänzer und Kenny Ortegas Bemerkung am Ende : "The Church of Rock 'n Roll"
Aber ich bin niemand, mit einer unumstösslichen Meinung. Als ich in der Nacht nach hause kam, las ich all die Kritiken die ankamen. Es kamen später auch ein paar negative Kritiken, von denen, die nicht über ihre vorgefasste von den Tabloids gemachte Meinung hinwegsehen konnten, um das künstlerische an diesem Film zu sehen. Aber die kamen wie gesagt erst später.) Diese Nacht war alles was ankam, glühende Begeisterung. Diese Kritiker hatten es verstanden. Sie würdigten den Film als eine Show, die am entstehen war, und als Werk über ein musikalisches Genie der seine Kunst ausarbeitet.
Was noch wichtiger ist, sie alle liebten seine Billie Jean Performance. Immer wieder las ich Worte wie "voller Seele" (soulfull) und "reduziert" und "faszinierdend". Das gab mir zu denken. Ich nenne mich Fan, und diese Kritiker verstanden etwas, was ich nicht sah. Sie sahen diese Performance als das, was sie war, Ein "zurück zu den Wurzeln" gereinigt, von allem Schnick Schnack. Das einzige, womit ich es vergleichen kann ist, wenn du eine akustische, ganz reduzierte Version deines Lieblings Rock song hörst. Du denkst, du kennst das Lied, und plötzlich hörst du sein rohes und nacktes Wesen, ohne all die Verschönerungen, und nur dann kannst du wirklich die Grundlage der Melodie und des Arrangements würdigen.
Ich hatte noch viele Möglichkeiten TII anzusehen, und noch mehr Möglichkeiten Michaels Billie Jean in mir reifen zulasssen. Und das tat es, wie guter Wein.
Die Performance war nie als irgendetwas anders geplant als ein Durchlauf als Anschauung für die neuen Tänzer der Show. So wie Michael sagte, es war, um "ein Gefühl dafür zu bekommen." Aber wir bekommen viel mehr. Ab der ersten Note ist er ganz in der Nummer versunken. Wir bekommen jetzt nicht all die üblichen goodies aus seiner Zauberkiste. Aber dafür bekommen wir etwas viel besseres und länger anhaltendes. Wir sehen die Basis, auf der diese großartige Nummer aufgebaut ist. Gesäubert von all dem "Glitzer" kommt Michael viel dichter daran sich voll auf den song zu konzentrieren, als wir es je gesehen haben und gibt eine großartige aufrichtige Vorstellung. Ich kann ehrlich sagen, jedesmal wenn ich die Nummer jetzt sehe, bin ich absolut fasziniert von dieser Darbietung.
Irgendwann war mir klar, was die magische Zutat dieser Performance war: sie hat Seele, kein Glitter, keine Gimmiks, keine tollen moonwalks, sondern einfach pure, unverfälschte Seele. Diese Art von reiner Seele zeichnete Michael in seiner Kinderzeit als Performer aus, trat aber als Erwachsener oft etwas in den Hintergrund da es immer mehr um Choreografie und Theatralik ging.
Diese Aufnahme in TII zeigt uns Michael ohne all diesen Perfektionismus, so wie ihn nur wenige je sahen. Natürlich weiss man nicht, ob Michael darüber glücklich gewesen wäre. Aber man kann sagen, es ist diese sehr menschliche Seite, die zusammen mit dem "zurrück zu den Anfängen" und der reinen Seele, die Zuschauer so fesselte.
(..) Einmal war ich mit meinem Freund in einem Kino um TII anzusehen, und wir hatten fast den ganzen Saal für uns allein. Wir saßen erst irgendwo in der Mitte aber irgendwann standen wir auf, und gingen ganz nach vorn, direkt vor die Leinwand. Michael war jetzt überlebensgroß und wir hatten das Gefühl wirklich in einem Konzert zu sein, in der ersten Reihe.
Von dieser Stelle aus sahen wir auch Michaels letztes Billie Jean auf der riesigen Leinwand. Ich kannte zu der Zeit längst jede Bewegung, jede Geste und jeden Ton dieser Nummer. Wir fühlten , wie diese Zuschauer die bei der Probe unterhalb von ihm standen, ehrfürchtig seine direkte Präsenz.
Sechs Minuten lang standen wir da, sahen nach oben und waren Teil der "Church of Rock 'n Roll" Kenny hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, es war eine andächtige Erfahrung. Es war immernoch etwas verwirrend, dass er die ganze Zeit seine Brille hochschob (ich wollte mal nachzählen und hörte bei 9x auf) Aber man muss ihm zugute halten, das er nie aus dem Takt kam, kein einziges mal. Aber irgendwann achtest du nicht mehr darauf. Du siehst nur noch den King bei der Arbeit. Und irgendwann vergisst du auch, wie Billie Jean sein sollte und erkennst, das das die Wurzel von all dem ist, die Kunst der reinen heiligen Perfektion.