Wer wird posthum mehr verschachert?

  • Teure Souvenirs von Lennon und Jackson
    Ein unbekanntes Foto von Michael Jackson bringt in Paris 31.000 Euro. Dafür sind John Lennons Texte deutlich teurer.


    Lennon oder Jackson, das ist die Frage, wenn es um die Versteigerung von Souvenirs der Pop-Größen geht. Bei den Fotos hat sich Michael Jackson jetzt wieder die Spitzenposition gesichert. 31.000 Euro zahlte ein Bieter in Paris für ein großformatiges Porträt (210 x 166 cm) des Stars mit blau geschminktem linken Auge. Und 26.000 Euro kostete Jackson mit goldenem Umhang. Arno Bani hatte 1999 die Fotos für das Cover des Albums „Invincible“ aufgenommen (für das sie dann jedoch nicht verwendet wurden).


    Jetzt trug das Konvolut von vier großen Porträts, 55 kleineren Abzügen und 31 Kontaktbögen bei Pierre Bergé & Associés immerhin knapp 200.000 Euro ein. Da kann Lennon nicht mithalten. Denn für sein teuerstes Fotoporträt, die berühmte Aufnahme von Annie Leibovitz „John Lennon und Yoko Ono, New York“, musste man bislang höchstens 28.125 Dollar (19.000 Euro) anlegen – und mancher andere Abzug war sogar für weniger Geld zu haben.


    Auch bei den Bühnenkostümen hält Jackson die (Preis-)Spitze. 240.000 Dollar waren Anfang Dezember bei Julien’s Auctions in Beverly Hills der beste Preis für ein Erinnerungsstück von Lennon, für die Jacke im Militärschnitt, die er 1966 bei einem Foto-Shooting für „Life“ anhatte. Am selben Tag konnte der Auktionator Darren Julien jedoch erneut Schlagzeilen mit einem Handschuh von Michael Jackson machen. Wie zuvor im Juni im Restaurant Planet Hollywood in Las Vegas und vor einem Jahr im Hard Rock Cafe am New Yorker Times Square. Denn das auf Entertainment-, Rock- und Hollywood-Memorabilia spezialisierte Haus trieb den Handschuh, den Jackson in den 80er Jahren bei seiner „Bad“-Tournee getragen hatte, auf 330.000 Dollar.


    Ein Handschuh für Macao


    Im Juni hatte eine Frau 190.000 Dollar (150.000 Euro) für das mit Glitzersteinen besetzte Souvenir von Jacksons „Victory-Tour“ 1984 gezahlt. Das war zwar das Sechsfache der Taxe, jedoch nur gut die Hälfte der 350.000 Dollar (mit Aufgeld 420.000 Dollar oder 281.000 Euro), die ein anderer Handschuh kostete. Hoffmann Ma, ein 36-jähriger Geschäftsmann und Hotelbesitzer aus Hongkong akzeptierte im November 2009 diesen Preis – und meinte danach noch, dass es eigentlich ein Schnäppchen gewesen sei. Diese „Reliquie“ soll künftig Jackson-begeisterte Spieler in das Casino seines Ponte 16 Resort Hotels in Macao locken.
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    Es ist nämlich ein ganz besonderes Stück. Jackson trat mit diesem Handschuh zum ersten Mal 1983 bei der Show zum 25jährigen Bestehen des Plattenlabels Motown auf, als er zu dem Song „Billie Jean“ seinen berühmten „Moonwalk“ tanzte. Damals trug er, was dann lange sein Markenzeichen war, einen – und nur einen – mit Straß übersäten weißen Handschuh an der linken Hand, mit dem er sich zur Empörung vieler unübersehbar im Scheinwerferlicht des NBC-Fernsehens zwischen die Beine griff. Diesen Handschuh schenkte Jackson statt eines Autogramms nach der Vorstellung Walter „Clyde" Orange, dem Schlagzeuger der Commodores, die bei der Show mitwirkten. Orange gab ihn dann ein Vierteljahrhundert später zur Auktion.


    Trotzdem kann Jackson nicht mit dem mithalten, was sonst für Andenken an John Lennon gezahlt wird. 1,2 Millionen Dollar (rd. eine Million Euro) waren das im Juni in New York für das Originalmanuskript des Songs „A Day in the Life“. John Lennon hatte den Text des Liedes, mit dem das hochgerühmte Beatles-Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ ausklingt, im Januar 1967 auf der Vorder- und Rückseite eines schlichten Papierbogens notiert und wiederholt verbessert. Ursprünglich gehörte es Mal Evans, dem Roadmanager der Beatles. Wer es nach dessen Tod 1976 erbte und versteigern ließ, verriet Sotheby’s ebenso wenig wie den Namen jenes „amerikanischen Sammlers“, der das Manuskript erwarb.


    Zuvor war 2005 das Blatt mit dem Text von „All You Need Is Love“ für 600.000 Pfund, damals eine Million Dollar (oder 669.000 Euro) zugeschlagen worden. Und 421.250 Pfund (etwa 528.000 Euro) brachte vor zwei Jahren der Text zu „Give peace a chance“. Solche Preise werden einem lebenden Sänger nicht gegönnt. Bob Dylans handschriftlicher Text (ohne Noten) von „The Times They Are A-Changin“ aus den Sechzigerjahren sicherte sich soeben zwar ein Hedge-Fonds-Manager. Aber mehr als 422.500 Dollar (rund 320.000 Euro) musste er dafür nicht investieren.


    Ein Foto für den Reporter der College-Zeitung


    Dass Lennons „Give peace a chance“ besser dotiert wurde, lag sicherlich auch an der Geschichte, die mit diesem Stück Papier verbunden ist. Der Song entstand 1969, ein Jahre bevor sich die Beatles trennten, bei dem zweiten „Bed-in for Peace“ im Queen Elisabeth Hotel von Montreal. Lennon und seine Frau Yoko Ono hatten zuerst in Amsterdam und nun in Montreal eine Woche lang vom Bett aus Interviews gegeben, mit denen sie meinten, etwas für eine friedliche Welt tun zu können.


    Zugleich nahmen sie in dieser Hotel-Suite die erste Single der „Plastic Ono Band“ auf. Und damit alle, die bei dieser Aufnahme das Bett umstanden, den Refrain mitsingen konnten, schrieb Lennon die elf Zeilen mit großer Schrift auf einen Karton, von dem ihn dieser Chor ablesen konnte. Zu dem gesellten sich u. a. der „Drogenpapst“ Timothy Leary, die englische Sängerin Petula Clark, der amerikanische Beat-Poet Allen Ginsberg wie Mitglieder des kanadischen Radha Krishna Tempels. Diese Texttafel schenkte Lennon seinerzeit der 16-jährigen Gail Renard, der es gelungen war, die Wachmänner des Hotels zu überlisten, um für ihre College-Zeitung ein Interview mit dem Beatle zu machen. Auch da verriet Christie’s nach der Versteigerung nicht, wer der „amerikanische Privatsammler“ war, der den Zuschlag erhielt.


    Auf der Rückseite einer Mahnung


    Damit ist der Lennon-Markt jedoch nicht erschöpft. Am 15. Dezember ruft Bonhams in London die Originalhandschrift von „I'm Only Sleeping“ auf. Lennon hatte sie 1966 auf die Rückseite der Mahnung wegen einer unbezahlten Rechnung von zwölf Pfund und drei Schilling für ein Autoradio geschrieben. 250.000 bis 350.000 Pfund (290.000 bis 410.000 Euro) erwartet das Auktionshaus dafür.


    Sieht man von den teuren Handschuhen ab, muss Jackson bei den anderen Kleidungsstücken, die die Stars auf der Bühne oder im Leben trugen, Lennon den Vortritt lassen. Bislang waren 13.800 Pfund (etwa 21.000 Euro), die 1998 für ein Jackett gezahlt wurden, Lennons bester Preis. Nun haben sie aber die 240.000 Dollar in Schatten gestellt. Jackson hinkt da mit 225.000 Dollar (mit Aufgeld 270.000 Dollar oder 180.000 Euro) für die schwarze Jacke, die 1989 bei seiner ersten Welttournee als Solist, der 16 Monate dauernden „Bad World Tour“, anhatte, ein wenig hinterher. Diese Jacke war von einer Frau eingeliefert worden, die sie als Vierjährige von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.


    Ganz oben steht – Andy Warhol


    Eine rote mit Tressen bestickte Jacke im Militärstil, gleichsam das Vorausmodell jener, die Jackson 1984 bei der Verleihung der American Music Awards trug, wurde in Las Vegas mit 102.00 Dollar (83.000 Euro) honoriert. Ein Paar Schuhe, die er nach einem Auftritt signiert und einem Freund geschenkt hatte, trugen 90.000 Dollar (73.000 Euro) ein. Und Jacksons schwarzer Filzhut, lange Zeit ebenfalls sein Markenzeichen, fand im Juni für 22.000 Dollar (14.700 Euro) einen neuen Besitzer, während diesmal für ein anderes Exemplar 72.000 Dollar fällig waren.


    Die Rivalität Jackson/Lennon endet nicht, wenn ihr Bild, von Andy Warhol als farbiger Siebdruck verewigt, die Auktionsbühne betritt. 812.500 Dollar (542.000 Euro) waren für Warhols „Michael Jackson“ bislang der beste Preis. Wer sich kurz zuvor, im Juni 2007, für „John Lennon“ entschieden hatte, kam erst mit 1,36 Millionen Pfund (2 Millionen Euro) davon. Das sind jedoch nur Peanuts gemessen an den 32,6 Millionen Dollar, die im Mai für Warhols „Selbstporträt“ mit struwweliger weißer Perücke oder die 18 Millionen Dollar, die für seine silberne „Liz Taylor“ eingesetzt werden mussten.

    Teure Souvernirs

  • ich kann ja nachvollziehen, dass sich jemand ein original-souvenir seines stars wünscht und - sofern vorhanden - auch eine ordentliche summe bezahlt, aber ein ranking zu erstellen, welcher verstorbene star denn das meiste geld posthum an land zieht, ist für mich ziemlich daneben. :grummel:

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    2021 hast Du uns für immer verlassen - trotzdem wirst Du Teil dieser Gemeinschaft bleiben. R.I.P. liebe Titania