Hallo, ihr Lieben
vor einiger Zeit habe ich für das mj@ckson.net den nachfolgenden Artikel aus dem Bass Player Magazine übersetzt.
Er ist lang und sometimes ein bißchen speziell ... aber auch sehr interessant, wie ich finde
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Wie Alex Al und seine Vorgänger den King Of Pop begeisterten
Chris Jisi, 1. Februar 2010
Es gibt einen aufschlussreichen fünfminütigen Wortwechsel in This is it, dem Dokumentarfilm über die geplante Welttournee [naja...] des verstorbenen Michael Jackson, in dem The Gloved One seinen Keyboarder ermunterte, das Antwort-Riff auf die eindringliche Bassline von Wanna Be Startin’ Somethin’ flippiger zu spielen. “Das ist es noch nicht" sagt er sanft, bevor er den ganzen Zwei-Takt Groove perfekt runtersingt und dabei Luftgitarre spielt. Waschechter Bass schien bei Jacksons Musik immer im Vordergrund zu stehen, ob er von Studio-Wissenschaftlern in Detroit, Los Angeles, Philadelphia und New York kam, oder seinem bahnbrechenden Einsatz des Synth-Bass, der bis zum heutigen Tag beliebt ist. Alex Al, Jacksons Bassist seit 2001 und Mitglied der siebenköpfigen Band im Film, stimmt dem zu: "Der Bass war das wichtigste Instrument für ihn. Er bezog sich auf Paul McCartney´s melodisches Spiel mit den Beatles, James Jamerson, führend und im Mittelpunkt bei Motown, und Stevie Wonder mit seinem linkshändigen Spiel."
In einem Versuch, die Vorlieben des King of Pop weiter zu erforschen - und wie es war, ihm die unteren Frequenzbereiche zu liefern, setzten wir uns mit Al zusammen, um die inneren Funktionsweisen während der dreimonatigen Proben für die This is it-Tour zu diskutieren.
Ebenso versuchten wir ein halbes Dutzend Jackson-Veteranen zu erreichen, sowohl wegen ihrer Erinnerungen und Einblicke, als auch, um seine anderen Weggefährten aufzählen zu können.
Der in Detroit geborene Al hatte einen ähnlichen Karrierestart wie die Jackson 5; er erhielt im Alter von 9 Jahren eine P-Bass-Nachbildung und übernahm den freien Platz der Bassgitarre in der zwölfköpfigen Funk-Rock-Horn-Band seiner älteren Brüder, als er eben zwölf war. Mit siebzehn, nachdem er gerade zusammen mit Carl Carlton eine Sommertour für die Gap Band und Cameo eröffnet hatte, machte sich Al auf den Weg nach Los Angeles und schrieb sich am B.I.T. [Bass Institute of Technology] im Musicians Institute ein. Im Jahr 1997 war er (über Empfehlungen von Rickey Minor und Nathan East) mit El DeBarge, Bobby Brown, Diana Ross und den Spice Girls unterwegs; das wiederum führte zu Schlagzeuger Terri Lynne Carrington, der ihn zu der Hausband der Quincy Jones/Sinbad TV-Varietéshow Vibe brachte. Durch den öffentlichkeitswirksamen "innerstädtischen" Charakter des Programms erblühte Al´s Karriere. Sein weiterentwickeltes Können am Kontrabass und Keyboard-Bass führte zu Aufnahmen mit verehrenswerten Veteranen wie Herbie Hancock, George Benson, Paul Simon, Sting und Smokey Robinson, und Chart-Stürmern wie Janet Jackson, Tupac Shakur, den Pussycat Dolls, Uncle Kracker und Jordin Sparks, und man mußte nun noch mehr mit ihm rechnen.
Nach der gecancelten Jackson-Tour war Al im folgenden so geschäftig wie eh und je; er spielte auf Mariah Carey's neuer CD Memoirs of an Imperfect Angel, mit einer Bigband mit Quincy Jones und im Soundtrack von Christina Aguilera’s bevorstehendem Film Burlesque. Er war ebenfalls in der Hausband der George Lopez Talkshow Lopez Tonight zu sehen. Seine Erfahrung mit - und der Verlust von - dem Mann, den er als Michael kannte, klingt noch immer in ihm nach.
Wie kam es zu der Aufforderung, bei This is it mitzuwirken?
Ich führe es auf die Arbeit mit Greg Phillinganes bei Vibe zurück; das führte zu meiner Mitwirkung in Michaels 30th Anniversary Special bei CBS, 2001. Von da an machte ich verschiedene Studio-Arbeiten für Michael; einige davon wurden von John Barnes in Westlake produziert, wo Thriller aufgezeichnet wurde. Ich kann mir vorstellen, daß sie das Material vielleicht irgendwann veröffentlichen. Etwa zu dieser Zeit bekam ich einen Anruf des Keyboarders Michael Beardon, der als musikalischer Leiter angestellt war; ich hatte schon vorher mit ihm gearbeitet. Er sagte, daß Michael nach mir gefragt hätte. Ich ergriff diese Chance, denn ich zweifelte nicht daran, daß er die Welt ein weiteres Mal auf den Kopf stellen würde.
Wer stellte die Songs zusammen?
Michael wählte insgesamt fast 50 Songs aus, und dann arbeiteten wir daran, die Hälfte davon für die Shows in London bereit zu machen. Beide, Michael und Michael Beardon, arbeiteten zusammen an den Arrangements, doch ein drittes zentrales Element waren die Tänzer. Was auch immer Michael mit ihnen im Laufe des Tages erarbeitete, hatte in der Nacht Priorität. So hatte ein Acht-Takt-Intro vielleicht elf Takte, um zur Choreographie zu passen – und Michael verließ sich darauf, daß wir uns das merken würden; auf der Bühne würden keinerlei Skizzen erlaubt sein.
Wie bist du bei den Bass-Lines vorgegangen, und wie viel Freiheit hattest du dabei?
Wie ich schon im Film sagte, man mußte die Platten in- und auswendig kennen, denn Michael kennt jeden Ton, jede Sechzehntel-Note und jede Flexion, und er ist ein Pedant darin, das ursprüngliche Stück als Ausgangspunkt zu nehmen. Von da an ging es darum, einen Weg zu finden, die Stücke so anzupassen, daß sie Michael gefielen; er wollte unbedingt einen neuen Schliff, um sie aufzufrischen. Natürlich kannst du die wichtigste Bassline von, sagen wir, Billie Jean nicht zu sehr verändern, aber bei der Überleitung, die mehr legato [Melodienfolge ohne akustische Unterbrechung] ist, gab es Spielraum zum erweitern. Anfangs gab es Zeiten, wo ich mir zu viele oder nicht genügend Freiheiten nahm, aber als die Wochen vergingen, fand ich heraus, was alle begeisterte. Die meisten Freiheiten nahm ich mir bei dem Jackson 5-Medley (I Want You Back/The Love You Save/I'll Be There). Es eignete sich wirklich als moderner Jamerson-Ansatz, und nachdem ich in diversen Musik-Genres gespielt habe, denke ich, sein Stil liegt mir am meisten. Ich habe schon früher häufig mit dem Schlagzeuger Jonathan Moffett gearbeitet; wir hatten sehr viel Spaß dabei, moderne und traditionelle Nuancen in den Melodien zu kombinieren.
Welche Richtung hat Michael für den Bass vorgegeben?
In der Regel mehr Performance-orientiert denn spezifisch. So sagte er z.B. bei einem soliden, sich wiederholenden Stück wie Billie Jean: "Weißt du, Alex, es muß sich am Ende nicht unbedingt genauso anhören wie im Intro." In einer Show dieser Größe, mit sieben Musikern, vier Backup-Sängern, mehr als einem Dutzend Tänzern und all den visuellen Effekten auf der Bühne darfst du wirklich nicht übertreiben. Es geht um dein Gefühl und deine Überzeugung - eine ganz neue Energie und Seele in die Stücke legen. Wir dachten, wir würden einen Song großartig spielen - und dann sagte Michael, wir könnten es noch besser machen.
Wer bestimmte, welchen Bass oder Keyboard du in jedem Song spielst?
Das war mein Job: herauszufinden, was am besten funktioniert. Nochmal, mein Ansatz war: Erhalte, was auf der Platte ist - und mach es besser. Ich hörte mir die Jackson 5-Platten an und hielt meinen Fender [Gitarre] bereit. Ich rief Greg Phillinganes an, um herauszufinden, welchen Synthesizer-Sound er bei Thriller verwendet hatte; er sagte: "Einen Minimoog mit zwei anstatt drei Oszillatoren" und so weiter. Jeden Abend zu Hause verbrachte ich mindestens eine Stunde mit der Programmierung des passenden Keyboard-Sounds. Außerdem, Bass- und Synthesizer-Bass zusammen waren ein wichtiger Teil von Michaels Sound, darum gab es bei Wanna Be Startin' Somethin’ und Billie Jean sogar Abschnitte, wo ich Bass und Minimoog zusammen spielte! Ich drehte die Lautstärke an meinem Bass auf und haute mit der linken Hand richtig rein, ich hämmerte die Noten runter wie auf einem Klavier, während ich mit der rechten Hand Keyboard spielte.
Über einige Songs auf der B-Seite wurde nach und nach entschieden. Ich habe zwei Synth-Bass-Stücke in The way you make me feel und Smooth Criminal gespielt, aber eines Tages spielte ich zufällig mit meinem Jazz-Bass zu Criminal - und es klang so viel flippiger, daß alle stehenblieben und sagten: “Genau so solltest du spielen!“ Bei Beat it benutzte ich einen Music Man 5-String mit einem Slap-Funk Vibe, um diesen R&B-Ausdruck zu erhalten; es ist ein klassischer Rock-Song, aber er braucht Bewegung, Leben. Michael hatte einen Begriff, den er sehr oft benutzte: Mach den Rock funky und den Funk rockig.
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