Vanity Fair - Lisa Robinson´s Interviews mit Michael Jackson

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  • Hallo, ich habe in den letzten Tagen mal den folgenden Vanity Fair Artikel von 2009 übersetzt (Achtung, laaaaang :D)
    Ich hatte ihn schon länger auf dem Rechner, bin aber irgendwie nie dazu gekommen.


    Geschrieben wurde er von der Vanity Fair-Redakteurin Lisa Robinson, die diverse Interviews mit Michael geführt hat, vor allem in den Anfängen seiner Karriere.
    Abgesehen von diesem einen Absatz, in dem sie ihre persönliche Meinung – die man ihr ja zugestehen muß - über einige Punkte kundtut, empfinde ich diesen Artikel als neutral/wohlwollend; und die Interviews als interessant und informativ, denn sie gewähren einen Einblick in die Mentalität, die Ansichten und Empfindungen des ganz jungen Michael :)


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Der Junge, der ein König sein würde



    Zu der Zeit, als Michael Jackson starb, war er aufgrund seines unvergleichlichen Ruhms und seiner dunklen Probleme in einer zerbrechlichen Hülle gefangen. Mit ihren Interviews und Notizen aus den ersten Kapiteln in der Karriere des Pop-Königs läßt die Autorin die unschuldige, überschäumende, forschende Jugend wiederauferstehen, als er darum kämpfte, über seine Familie hinauszuwachsen und die Kontrolle über seine Kunst zu erlangen.
    Fotografien von Annie Leibovitz aus ihrem VF Shooting von 1989 mit einem damals einunddreißigjährigen Jackson.


    Von Lisa Robinson
    Fotos von Annie Leibovitz
    September 2009


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    Michael Jackson, fotografiert im Oktober 1989 in Los Angeles. Fotos von Annie Leibovitz


    Westin Crown Center Hotel in Kansas City, Missouri, 23. Februar 1988:


    Michael Jackson hat gerade die Premiere-Show seiner Bad Tour hinter sich, und sein Manager Frank DiLeo hat für mich einen Besuch bei dem Star in dessen Hotelsuite arrangiert. Keine Betreuer, keine Bodyguards, keine Mitläufer, keine Familienangehörigen - ungewöhnlich für einen Besuch bei Jackson – wir hatten jedoch eine freundschaftliche Journalist-Künstler-Beziehung in den letzten sechzehn Jahren, und Michael hatte darum gebeten, mich zu treffen. Für Kansas City war die Suite aufwendig, sie hatte die Größe einer kleinen Wohnung, doch als ich eintrat, eingelassen von einem Wachmann, war Michael nirgends zu sehen. "Michael?" rief ich, als ich umherging.
    Ein paar Minuten später hörte ich ein Kichern hinter einer Tür. Der neunundzwanzigjährige Michael Jackson spielte tatsächlich Verstecken. Schließlich erschien er, in schwarzen Hosen und einem leuchtendroten Hemd, sein halb geglättetes Haar in einem lockeren Pferdeschwanz mit ein paar über sein Gesicht fallenden Strähnen. Er umarmte mich. Er war größer, als ich mich erinnerte, größer, als er auf Fotos erschien. Und während er weiterkicherte, dachte ich, daß seine Umarmung die eines Mannes war, nicht die eines Jungen; und wenngleich da nichts Sexuelles war, war sie einfach kraftvoll.
    Dann zog er sich zurück, sah mich an und sagte, mit der tieferen und "normaleren" der beiden Stimmen, die er nach Belieben hervorbringen konnte: "Was ist das für ein Geruch? Was ist das für ein Parfum? Ich weiß, ich kenne diesen Geruch." Ich lachte. "Oh, Michael, du kennst dieses Parfum nicht. Das ist ein altes Drag Queen-Parfum aus den 1950ern." Bei den Worten "Drag Queen" begann er zu kichern und wiederholte: "Drag Queen ... hahahahahaha! Nein, ich weiß es. Es ist Jungle Gardenia, oder?" Ich war mehr als leicht überrascht. "Woher weißt du das? Die einzigen Menschen, die dieses Parfum jemals erkennen würden, sind Bryan Ferry und Nick Rhodes. Hey, ich glaube, du bist garnicht so la-la, wie man sagt." Über diese Phrase 'la-la' lachte er sich tot und er wiederholte: "La-la ... hahahahahaha!!!"


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    Lisa Robinson und Jackson während ihres ersten Interviews mit dem Star.
    Von Andrew Kent.


    --> Michael Jacksons frühe Karriere in Bildern


    Ein paar Tage später schickte ich eine Schachtel mit Jungle Gardenia in seine Suite im Helmsley Palace Hotel in New York City. Am folgenden Abend, dem 2. März, stand ich in den Kulissen in der Radio City Music Hall, wo Michael mit einigen Gospel-Singern, den Winans, darauf wartete, Man in the mirror für die Grammy Awards Live-Fernsehsendung zu performen. Er sah mich an und flüsterte: "Danke für den Duft ... Ich trage ihn gerade."


    Vor den tierischen Begleitern, vor dem Crotch grabbing auf der Bühne, vor den entstellenden Schönheitsoperationen, vor den eigenartigen Verkleidungen, vor den fragwürdigen Ehen, vor den auf geheimnisvolle Weise gezeugten Kindern, vor dem Gerüchten über Drogenabhängigkeit und Schlaflosigkeit, und noch vor den Freundschaften mit den alternden Legenden, den Krankenhaus-Aufenthalten, der angeblichen Entfremdung von seiner Familie, den verschwenderischen Ausgaben, dem Horten von Schnickschnack, der übertriebenen Fantasyland-Ranch, den philippinischen Häftlingen, die zu seinen Songs tanzten, und natürlich lange vor den Anklagen und dem Prozess wegen Kindesbelästigung, war Michael Jackson einer der begabtesten, liebenswertesten, begeistertsten, süßesten, überschwänglichsten Künstler, die ich jemals interviewt habe.
    Von 1972 bis 1989 verbrachte ich Zeit mit Michael bei seiner Familie in Encino (Kalifornien), in New York City, backstage bei seinen Konzerten, auf Partys, im Studio 54 und am Telefon. Und im Jahr 1972, als Michael vierzehn Jahre alt war, ich jedoch dachte, er sei zwölf (er war zehn, als er zu Motown ging, war aber angewiesen worden, zu sagen, er sei acht, um ihn niedlicher erscheinen zu lassen), führten wir das erste Interview von vielen.


    Havenhurst, Encino, Kalifornien, 8. Oktober 1972: Ein Schild am Tor des Hauses der Familie Jackson besagt 'Vorsicht, Wachhund', mit der Telefonnummer der Stätte, wo der Hund abgerichtet wurde. ("Promotion", wie Michael mir später sagte). Laut Michael wohnte Liberace auf der anderen Straßenseite, und die Jacksons pflegten ihn zu besuchen und sich seine Diamanten anzuschauen. Die Familie hat einen deutschen Schäferhund namens Heavy und einen Dobermann namens H*tler (der Schlagzeuger der Gruppe nannte ihn H*tler), doch wenn sie in Interviews über den Hund sprechen, nennen sie ihn Duke. Den Boden des Swimmingpools zieren zwei blaue Delfin-Fliesen. Zitronen und Mandarinen wachsen auf den Bäumen rund um den Pool. Michael zeigt mir das Haus: den Pool, die Tiere, sein Zimmer mit zwei Betten, einer Uhr mit Zeitzonen aus verschiedenen Städten der Welt, dem Fernseher, einem Telefon (es gibt auch ein Münztelefon im Haus). Er klettert auf einen Baum, er macht Tanzschritte, er ist aufgeschlossen, neugierig, lustig. Ich rufe einen Freund an und sage: "Dieses Kind wird der größte Entertainer aller Zeiten werden, im Ernst, wie Frank Sinatra."


    Lisa Robinson: Die Gruppe wird bald in London auftreten?
    Michael Jackson: Ja ... und ich möchte shoppen gehen, wenn ich drüben bin, einen Haufen Souvenirs und Antiquitäten ... schon mal von Napoleon gehört?
    LR Ja ...
    MJ Ihn möchte ich auch sehen.
    LR Du meinst die Denkmäler? Sein Grab? In Paris?
    MJ Du hast es gesehen? Welche Fluggesellschaft hast du benutzt?
    LR Nun, mehrere. Pan Am, TWA, Air France...
    MJ Welches Tonbandgerät verwendest du?
    LR Sony. [Es folgt eine Diskussion über die Größe von Tonbandgeräten; was, wenn sie kleiner werden und alle Menschen in der Lage sind, sie bei Konzerten einzuschmuggeln, diese aufzunehmen und Bootlegs zu machen?] Sie sind wirklich begeistert, daß du in England auftreten wirst.
    MJ Ich weiß, wir haben eine Menge Briefe bekommen, sodaß wir beschlossen haben, dorthin zu gehen. Aber diesmal wollen wir die Größten sein ... für die Königin.
    LR Ah ... du trittst vor der Königin auf. Ihr Palast ist riesig ...
    MJ Du hast ihn gesehen?
    LR Nun, nur von außen. Hat jemand von den anderen Gruppen erzählt, wie es ist, in England aufzutreten?
    MJ Naja, die Supremes und die Temptations erzählten uns ein paar Dinge. Hast du jemals von Marty Feldman gehört? [Ich sage "ja".] Als die Supremes dort waren, ist Ringo Starr mit ihnen shoppen gegangen. Aber ich weiß nicht, wie das Publikum ist, ob sie ruhig sein werden oder laut.
    LR Und? Was machst du gern in deiner Freizeit?
    MJ Schwimmen ... Billard spielen ... wir gehen nicht viel aus, weil wir alles hier haben. Als wir noch in dem anderen Haus wohnten, gingen wir in den Park, um Basketball zu spielen, aber jetzt haben wir das hier.
    [Michael stellt mir mehr Fragen als ich ihm, es gibt Diskussionen über meinen kastanienbraunen Nagellack, Antiquitätenkauf in der Portobello Road, das Apollo Theater, Madison Square Garden.]
    LR Hattest du jemals Angst auf der Bühne?
    MJ Nein. Wenn du weißt, was du tust, hast du keine Angst auf der Bühne.


    ... to be continued ...

    Wenn Michael Jackson singt, geschieht das mit Engelsstimme und wenn seine Füße sich bewegen, kannst du Gott tanzen sehen.
    Sir Bob Geldof

  • Interview mit Michael, circa 1974:


    LR Sagen dir die Leute, was du zu tun hast?
    MJ Nun, ich möchte niemals aufhören zu lernen, sogar Stevie [Wonder] sagt das. Wenn du aufhörst, zu lernen, dann bist du tot. Die Leute sagten uns, was wir tun sollen, und wir hörten zu, aber wir gaben auch unseren eigenen Senf dazu ... wir haben noch immer Leute, die mit uns arbeiten, aber auf keinen Fall sind wir Marionetten [lacht], keine Chance!
    LR Was willst du in der Fernsehshow zeigen?
    MJ Ich bin es gewohnt, in den Shows im Fokus zu sein, aber ich mache auch verschiedene Sachen, tanzen zum Beispiel. Es ist ziemlich showbizzy, der Beginn ist funky, und am Ende geht es richtig ab, das mögen die Fans.
    LR Irgendwelche Pläne für die Schauspielerei? Filme?
    MJ Ich war für Roots vorgesehen, aber das war während unserer eigenen Fernsehshow, und deshalb konnte ich nicht. Ich hatte ein Angebot dafür. Das ist die Art, die ich als meinen ersten Film möchte, ein großer TV-Event, denn das werden die meisten Menschen sehen können.
    LR Welche anderen Pläne hast du für die Zukunft?
    MJ Ich will meine eigenen Sachen schreiben, denn ein Künstler weiß, was am besten zu ihm passt. Nicht jeder Künstler kann eigene Sachen schreiben, aber wenn du fühlst, daß du es kannst - wie Marvin Gaye oder Stevie Wonder – dann solltest du es tun. Zuerst dachten die Leute nicht, daß Stevie sich selbst aufnehmen könnte - sie dachten, er würde damit ein Risiko eingehen. Dann machte er diese Alben, und sie waren Dynamit.



    Für mich sind Balladen etwas Besonderes, denn du kannst einen Pop-Song haben, der drei Wochen lang bekannt ist und dann hört man nichts mehr davon. Niemand sonst wird ihn aufnehmen und er wird einfach verloren sein. Aber wenn du eine gute Ballade machst, wird sie immer auf der Welt sein. Wie Stevie Wonder's Living for the City - das ist ein großartiger Song und er ist in den Köpfen vieler Menschen, aber er wird sich nicht so lange halten wie My Cherie Amour oder For Once in My Life oder You Are the Sunshine of My Life. - Michael Jackson



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    Michael Jackson tut vor der Kamera das, was er am besten kann. Foto von Annie Leibovitz.



    Warwick Hotel, New York City, 5. Februar 1975: Die gesamte Jackson-Familie ist in der Stadt für das Konzert der Jackson Five in der Radio City Music Hall.
    Michael ist abwechselnd lustig und sein gewohntes lebhaftes Selbst - und ruhig, nachdenklich. Seine Haut ist aufgebrochen [vermutlich ist damit die Akne gemeint], er vertraut mir an, seine Brüder würden ihn hänseln.


    LR Was war bei diesem aktuellen Album, Dancing Machine, anders für dich?
    MJ Ich konnte frei singen. Zum ersten Mal konnte ich etwas Eigenes machen.
    LR Was meinst du mit "frei"?
    MJ Nun, wenn man dir sagt, was du tun sollst, dann ist es nicht deins.
    LR Was hat man dir gesagt?
    MJ Man schrieb mir vor, dieses Wort auf diese Weise zu singen, diese Zeile so, höher und tiefer, und dieses und jenes. Es bist nicht "Du". Und du willst das "Du" rauslassen. So wie Gladys Knight - sie singt frei und schau dir an, wie großartig sie ist; und das ist die beste Art.
    LR Und wie war die Arbeit mit Stevie Wonder?
    MJ Das hat wirklich Spaß gemacht, denn er läßt dich frei singen. Nur ein Sänger und ein Produzent & Sänger weiß, was er tut, weil er genauso singt.
    LR Bist du in letzter Zeit ausgegangen?
    MJ Nein ... ich mag es, zu Hause bleiben, einfach am Kamin sitzen, lesen ...
    LR Was für Sachen liest du?
    MJ Alles Mögliche ... das Wörterbuch, Abenteuerbücher. Ich hatte vier Wochen Urlaub und ich blieb einfach zu Hause. Ich mag es nicht wirklich, auf Partys zu gehen ... naja, ich mag Partys, auf denen man reden kann - ein Kamin und ein Piano, und wenn Entertainer da sind, noch besser. Du gehst auf eine Menge Konzerte, nicht wahr? Du kommst kostenlos rein? Was war das letzte Konzert, das du besucht hast?
    LR Led Zeppelin.
    MJ Ein gutes Konzert?
    LR Ja. Laut. Rock. Du hast nicht die Möglichkeit, auf viele zu gehen? Oder möchtest du nicht?
    MJ Ich möchte schon, aber immer, wenn ich ausgehe, gibt es Probleme. Aber nur so läßt sich herausfinden, was so los ist.



    Plaza Hotel, New York City, Februar 1977: Für eine Fotosession trägt Michael einen blauen Pullover, blaue Hosen, ein weißes Hemd und aus irgendeinem Grund eine ELO (Electric Light Orchestra) -Anstecknadel. Seine Leibwächter und ein Freund/Pressesprecher sind bei ihm, und als es Zeit für die Fotos ist, ruft ihn der Pressesprecher in einen anderen Raum, um ihm zu sagen, er solle sein Unterhemd ausziehen. Als er zurückkommt, sagt Michael, das habe man ihm auch vor uns sagen können. Er ist in der Nacht zuvor spät angekommen und bleibt einen Tag länger, damit er sich The Wiz mit Stephanie Mills ansehen kann (es gab Gerüchte, man habe aus Publicitygründen eine Romanze mit ihr erfunden, um Michaels schwarze weibliche Fans zu beruhigen, die verärgert waren, weil er noch nie mit einem schwarzen Mädchen gesehen wurde). "Ich habe The Wiz schon dreimal gesehen" sagt Michael.
    Es entwickelt sich eine Diskussion über Vögel - Michael hat den Morgen im Bronx-Zoo verbracht und das Vogelhaus besucht. Er sagt, er mag die exotischen Vögel und hatte selbst einige, doch sie machten viel Lärm, vor allem während der Paarungszeit und in der Regel nachts, und die Nachbarn beschwerten sich, so mußte er sie weggeben. Es war sein erster Besuch im Bronx-Zoo. Er fragt, ob Coney Island immer noch schön ist, oder ob all die guten Sachen weg sind. Er spricht über Disneyland, wo er schon viele Male war - und Disneyworld. "Disneyworld ist besser" sagt er. "Es ist eher wie eine Welt, wie man so sagt. Es ist ein Ferienort, da gibt es alles - Golf, Tennis, Hotels – es ist fantastisch."



    Aus einem allgemeinen Fragebogen, den der achtzehnjährige Michael Jackson im Jahr 1977 ausgefüllt hat:


    Was machst du in deiner Freizeit?
    Lesen, nachdenken, Songs schreiben
    Was ist dein Lieblingssport?
    Schwimmen
    Willst du einmal heiraten?
    Später im Leben
    Wie soll das Mädchen/der Junge sein, das/den du heiraten würdest?
    Nett
    Wie viele Kinder willst du haben?
    20. Adoptiert. Jede Rasse
    Beschreibe kurz dein/en Traum-Mädchen/-Jungen
    Schön in jeder Hinsicht
    Welche Art von Menschen magst du normalerweise nicht?
    Böse
    Was würdest du tun, wenn jemand dir eine Million Dollar schenkt?
    Investieren
    Was war der größte Nervenkitzel deines Lebens?
    Zu finden, wonach ich suchte
    Wer hat dir am meisten bei deiner Karriere geholfen?
    Mein Vater, Erfahrung
    Von allen Künstlern mit denen du gearbeitet hast, wen bewunderst du am meisten?
    Fred Astaire, Stevie Wonder
    Was magst du am meisten an deiner Arbeit?
    Lernen
    Was magst du an deiner Arbeit nicht?
    Streiten
    Was ist dein wertvollster Besitz?
    Ein Kind, Worte der Weisheit
    Fürchtest du dich vor etwas, bist du abergläubisch?
    Nein, das ist von Menschen gemacht, künstlich
    Wer ist dein Lieblingsschauspieler?
    Heston, Brando, Bruce Dern
    Wer ist deine Lieblingsschauspielerin?
    Garland, Bette Davis
    Hast du einen Spitznamen, wie hast du ihn bekommen?
    Nase [und dann, durchgestrichen, das Wort "Niger"]
    Wovon handeln deine Tagträume?
    Zukunft


    ... to be continued ...

    Wenn Michael Jackson singt, geschieht das mit Engelsstimme und wenn seine Füße sich bewegen, kannst du Gott tanzen sehen.
    Sir Bob Geldof

  • Telefon-Interview mit Michael aus seinem Haus in Encino, Kalifornien, Februar 1977:


    LR Du machst das schon seit mehr als zehn Jahren; fragst du dich manchmal, was du tun würdest, wenn du ein anderes Leben haben könntest?
    MJ Ich weiß nicht ... es macht eine Menge Spaß, man lernt man eine Menge Dinge, und man bekommt eine Menge Dinge. Im Augenblick schreibe ich eine Menge Songs. Ich habe eine Menge Songs geschrieben über einen langen Zeitraum. Ich freue mich darauf, sie aufzunehmen.
    LR Was ist mit dem Promi-Kram – wenn du nach New York kommst und, zum Beispiel mit Andy Warhol, zu Regine's gehst, wie du es kürzlich getan hast?
    MJ [lacht] Es gehört dazu, wenn man ein Entertainer ist. Weißt du, die Leute reden mit dir, und sie wollen über dich Bescheid wissen. Viele Entertainer wissen das nicht, aber Interviewer helfen Entertainern hundertprozentig. Ich meine nicht Promotion, ich meine, wenn sie dir Fragen stellen, dann hilft dir das, selbst nach vorn zu schauen; wenn sie dich zum Beispiel fragen, was du glaubst, das du in zehn Jahren machen wirst. Interviewer bringen Entertainer in der Position, über ihr Leben nachzudenken; wie es weitergehen soll, oder was sie tun und was sie lieber lassen sollten. Darum ist es wichtig, wirklich.
    LR Glaubst du, deine Brüder sind erleichtert, daß sie nicht den gleichen Belastungen wie du als Leadsänger ausgesetzt sind, oder glaubst du, sie sind eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die du bekommst?
    MJ Nein, niemals. Jeder weiß, daß wir bestimmte Aufgaben auf der Bühne haben, und das, was ich tue, ist, im Vordergrund zu singen, und ich tanze und bin der Leadsänger bei den meisten Songs. Sie wissen, das ist mein Ding und sie machen ihres.
    LR Hattest du jemals Zweifel oder hast dir Sorgen gemacht, daß du es nicht schaffst?
    MJ Nein, denn es ist etwas, was ich tun will. Ich hatte niemals Angst, ich könnte es nicht schaffen; das ist einfach ein Gefühl in dir drin.
    LR Bist du niemals deprimiert oder erschöpft oder gelangweilt?
    MJ Manchmal ist mir langweilig .... ja. Du mußt im Hotelzimmer warten und all diese Fans klopfen an deine Tür oder warten draußen rund um das Hotel; und alles, was du tun kannst, ist, in deinem Zimmer zu bleiben. Man kann nirgendwohin gehen. Das meine ich, wenn ich sage, mir ist langweilig. Aber du hast eine Verpflichtung gegenüber deinen Fans, denn sie haben dich zu dem gemacht, was du bist. Sie sind diejenigen, die deine Platten kaufen. Deshalb sind Künstler, die keine Autogramme geben, im Unrecht. Jemand, der sich so verhält, kann nicht sagen, er sei im Recht, denn es ist falsch ... denn wenn er ein Konzert gäbe, und niemand würde erscheinen, dann würde er das Konzert nicht geben. Darum schuldet er es ihnen.
    LR Gehst du mit Mädchen aus? Hast du Dates?
    MJ Nein, ich gehe mit niemandem aus, nein. Ich bin daran im Augenblick nicht wirklich interessiert. Ich mag Mädchen und alles, aber [lacht] ... oh, du denkst, ich bin einer von denen? Nein! Ich bin einfach nicht daran interessiert im Moment.
    LR Die meisten Achtzehnjährigen müssen nicht jeden Tag aufstehen und proben oder touren oder zwölf Stunden am Tag arbeiten: sie haben Freundinnen, sie machen Sport, sie machen Hausaufgaben: sie haben ein ganz anderes Leben und sie hatten ein anderes Leben über Jahre. Bremst dich das aus?
    MJ Nein, denn es ist etwas, das ich gern tue. Wenn es Arbeit wäre, glaube ich nicht, daß ich so lange hätte bestehen können. Ich würde wahrscheinlich verrückt werden.
    LR Hast du das Gefühl, eine besondere Gabe zu besitzen?
    MJ Naja, es gibt so etwas wie Talent. Und, ja, ich würde sagen, das ist wahr ... ein Maler zum Beispiel, er kann alles malen, was du siehst, er kann es malen. Und dann nimm jemanden, der selbst nicht mal ein Strichmännchen malen kann. Das ist der Unterschied.
    LR Was ist mit Ferien?
    MJ Ich bin gern zuhause, denn wir reisen ja die ganze Zeit, also, wenn wir ein paar Tage frei haben, fahren wir nicht in Urlaub. Wir reisen genug, wenn wir arbeiten.
    LR Wer wohnt jetzt noch im Haus der Familie?
    MJ Ich, Janet, Randy und La Toya.
    LR Keiner der anderen Brüder?
    MJ Uh-uh. Der Rest lebt woanders und ist verheiratet.
    LR Marlon?
    MJ Er ist verheiratet und er hat ein Baby bekommen.
    LR Das wußte ich nicht. Wie ist der Name seiner Frau?
    MJ Carol ... aber druck das nicht.
    LR Du sollst nicht sagen, daß sie verheiratet sind? Auch Jackie nicht?
    MJ Richtig, keiner von ihnen. Erwähn das nicht.
    LR Was? Das ist irgendwie albern ...
    MJ Ich weiß.
    LR Okay, wechseln wir das Thema. Du bist jetzt bei Epic [Records] - vermisst du Motown überhaupt?
    MJ Ich vermisse die alten Zeiten bei Motown, die alten Zeiten. Als wir zum ersten Mal dort waren, lebten wir bei Diane [Diana Ross] und wir spielten bei den Gordy´s. Wir besuchten Disneyland und fuhren Fahrrad und all sowas.
    LR Hast du Diana Ross in Lady Sings The Blues oder Mahagoni gesehen? Würdest du gern schauspielern?
    MJ Lady Sings the Blues war viel großartiger als Mahagoni, weil sie sich viel mehr dafür begeistern konnte. Es ging um diese Sängerin und Drogen ... ein echter Schauspieler kann jede Rolle spielen, aber ich will etwas machen, das mit Showbusiness zu tun hat. In Mahagoni, da ist Diana großartig, aber sie ist keine echte Schauspielerin [so wie in Lady Sings The Blues] ... obwohl sie viele Menschen inspiriert.



    Telefon-Interview mit Michael aus Encino, Kalifornien, 9. Juni 1977:


    MJ Wir kommen gerade aus Europa zurück, wir performten in Schottland für die Königin von England. Wir haben das vor fünf Jahren für ihre Mutter gemacht, aber diesmal war es für sie und ihren Ehemann, den Herzog von Edinburgh. Man fragte uns, und wir fühlten uns sehr geehrt, es zu tun. Anschließend kam sie hinter der Bühne und fragte: "Seid ihr nur hergekommen, um für mich zu performen?" Und wir sagten: "Ja." Sie fragte: "Wohin geht ihr als nächstes?" Wir sagten: "London." Sie fragte, "Seid ihr alle Brüder?" Und wir sagten: "Ja." Und sie sagte, unsere Show sei sehr unterhaltsam. Ihr Mann war sehr interessiert, er muß sicher fünf Minuten damit verbracht haben, uns zu fragen, ob unsere Eltern musikalisch seien: welche Instrumente sie spielten, was meine Mutter spielte? Meine Mutter spielte Klarinette in einer Band, und mein Vater war in einer Gesangsgruppe namens The Falcons, sie waren eine ortsansässige Gruppe. Die Königin trug ihre Krone und ein rosa Kleid mit all diesen Perlen und Rubinen und Diamanten überall. Sie trägt eine Menge Schmuck. Die Produzenten und die Leute vom 25jährigen Jubiläum [der Queen] sagten uns, die Königin habe bei unserer Show etwas getan, das man sie nie zuvor hatte tun sehen, sie klatschte tatsächlich zu der Musik im Takt und nickte mit dem Kopf im Takt. Wir waren sehr glücklich, das zu hören; das ist wirklich anders und ich war froh.
    LR Hattest du Zeit für Besichtigungen?
    MJ Nun, in der Regel sind wir so schnell in diesen Städten und in der nächsten Nacht schon wieder weg - wir machen das Konzert und verschwinden wieder. Aber in London habe ich habe mir Zeit für Big Ben genommen, den ich schon einmal gesehen hatte. Ich habe die London Bridge und Whitechapel gesehen, wo Jack The Ripper die Leute aufgeschlitzt hat ... es ist gruselig. In Schottland sah ich Loch Lomond - er ist ganz in der Nähe von Loch Ness ... wir sahen alte Burgen. Wir sahen diesmal keine Wachablösung, aber wir waren bei den Wachen und machten Fotos. Aber die Show in London war viel wilder - ich hätte nicht gedacht, daß wir da wieder rauskommen würden. Während der ganzen Show kamen Mädchen auf die Bühne gerannt, eine nach der anderen – schwächere Kinder wurden gequetscht und geschlagen. Zwei Polizisten wurden niedergestochen. Das letzte Mal war noch rauher, wegen der Begeisterung in Europa ... die Teenies und die Aufregung der Beatlemania. Sie nannten es "Jacksonmania".


    ... to be continued ...

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    Sir Bob Geldof

  • Telefon-Interview mit Michael aus Kalifornien, 3. August 1978:


    LR Du hast mir erzählt, daß du nach den Dreharbeiten hier für The Wiz wieder nach New York zurück und dort mehr Zeit verbringen willst.
    MJ Ich liebe es - es ist der perfekte Ort für mich, für die Dinge, die mich im Leben interessieren. Wenn ich in New York bin, stehe ich früh auf und ich bin bereit, den Tag zu beginnen. Du hast einen kompletten Terminplan: jetzt sehe ich mir dieses Spiel an, und ich gehe Mittagessen, ich sehe mir einen Film an - das ist es, was ich daran mag; so viel ... Energie. Immer wenn ich nach Hause komme, freue ich mich darauf, zurück nach New York zu gehen. Ich liebe die großen Läden, ich liebe alles.
    LR Man hat dich mit Janelle Penny Commissiong ausgehen sehen, der ehemaligen Miss Universe. Ist es eine Romanze?
    MJ [Gelächter, Gekicher] Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Wie die meisten Leute siehst du mich, wenn ich zum Beispiel mit Tatum [O'Neal] und Janelle ausgehe, das ist so eine Art On-and-Off-Sache, sie sind Freunde, und [hysterisches Gelächter] ... ich rede mit ihnen. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, wirklich [noch mehr Gelächter]. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    LR Okay, Themawechsel. Wie war es, mit Diana an The Wiz zu arbeiten?
    MJ Es war unglaublich, wunderbar. Ich habe so viel von ihr gelernt. Wir sind wie Bruder und Schwester, wirklich. Sie war mir eine große Hilfe - sie sorgte dafür, daß für mich alles okay war am Set; jeden Morgen kam sie in mein Zimmer und fragte, ob ich etwas brauche. Sie war sehr beschützend. Ich liebte die Welt des Films; ich liebe sie mehr als die Realität. Manchmal wünschte ich, ich würde morgens mitten in der Produktion einer großen Tanznummer aufwachen.
    LR Was die Realität betrifft - magst du es immer noch, deine Fans zu treffen?
    MJ Manchmal genieße ich das alles; Menschen zu treffen, die mich lieben oder meine Platten kaufen. Es macht Spaß, und ich genieße es, meine Fans zu treffen, und ich denke, es ist auch wichtig. Aber manchmal denken Leute, du würdest ihnen dein Leben schulden; sie haben einen schlimmen Standpunkt – so was wie "Ich habe dich zu dem gemacht, der du bist." Das mag wahr sein, aber doch nicht diese eine Person. Manchmal muß man ihnen sagen "Wenn die Musik nicht gut wäre, würden Sie sie nicht gekauft haben." Weil einige von ihnen tatsächlich denken, man wäre ihr Eigentum. Irgendjemand sagt: "Setz dich hin", "Unterschreib das" oder "Kann ich ein Autogramm haben?" Und ich sage: "Ja, haben Sie einen Stift?" Und sie sagen: "Nein, geh und besorg dir einen." Ungelogen. Ich übertreibe nicht. Aber ich versuche einfach, damit umzugehen.
    LR Hast du Spaß mit deinem neuen Auto [ein kürzlich erworbener blauer Silver Shadow Rolls-Royce]?
    MJ Ja, das ist mein Lieblings-Auto. Ich weiß, wie man ihn fährt, aber ich hasse es, darin fotografiert zu werden. Weißt du, man sieht so viele Leute mit ihren neuen Autos, und das ist schon ein bißchen angeberisch. So bin ich wirklich nicht.



    Telefon-Interview mit Michael aus Encino, Kalifornien, 4. September 1979:


    Michael sagte, er wußte, daß die Jacksons ihre eigene Plattenfirma gründen könnten, und der Erfolg von Destiny (veröffentlicht 1978, einschl. der Platin-Single Shake Your Body) gab ihnen Recht. "Unsere Beharrlichkeit - nicht aufzugeben und der Plattenfirma immer wieder zu sagen, daß wir keine anderen Songschreiber wollen, war es, was sie schließlich ihre Meinung ändern ließ. Du mußt bedenken, daß ich in Studios ein- und ausgegangen bin, seit ich ein Kind war, und ich habe das alles einfach aufgeschnappt. Du lernst, du schaust zu ... ich war bei Stevie [Wonder] 's Sessions dabei und konnte nur staunen. Er saß dort und machte alles."


    LR Warum hast du die Familie verlassen und mit Quincy [Jones] an Off the Wall gearbeitet?
    MJ Ich fühlte, da waren immer noch so viele Dinge, die ich lernen wollte, daß ich selbst garnichts tun wollte. Ich wollte einem Giganten zusehen und von ihm lernen. Darum wollte ich mit Quincy arbeiten. Er ist grenzenlos musikalisch: Klassik, Jazz, Disco, Soul, Pop - er schrieb Opern, Filmmusik, er arbeitete mit Billie Holiday, Dinah Washington, mit all den Großen, er kann alles. Er kann mit mir arbeiten und alles tun, was ich will. Ich wollte ein Album, das nicht einfach nur aus einer einzigen Art Musik besteht, weil ich alle Arten von Musik liebe. Für mich ist alles Musik; ich mag es nicht, zu etikettieren. Das ist so ähnlich, wie zu sagen, dieses Kind ist weiß, dieses Kind ist schwarz, dieses Kind ist japanisch - aber es sind alles Kinder. Mich erinnert das an ein Vorurteil. Ich hasse Etiketten. Am nächsten Tag war ich in einem Plattenladen und sah die Bee Gees in der Kategorie "Black". Ich meine, was ist das? Das ist so hirnrissig. Wenn jemand einen wunderbaren Song hat, der zu mir passt, dann singe ich ihn gerne. Ich würde mir einen guten Song doch nicht entgehen lassen, nur weil ich ihn nicht geschrieben habe. Auf den Alben der Jacksons haben wir alle Songs geschrieben, aber ich liebe es, mir das Material von anderen Leuten anzuhören. Es macht so viel Spaß, mir Sachen anzuhören, die ich nicht geschrieben habe; ich denke ’Wie hast du das geschrieben? Wie hast du das gemacht?’. Das genieße ich am meisten daran, Soloalben zu machen. Du bekommst mit, wie unterschiedlich die Leute im Studio arbeiten. Mit den Jacksons haben wir nur unser eigenes Ding in unserer kleinen, privaten Welt gemacht. Deshalb wollte ich nicht, daß die Jacksons mein Album produzieren. Ich will nicht den gleichen Sound, denn meiner ist anders.



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    Michael Jackson, immer ein Showman. Foto von Annie Leibovitz.



    LR Wie war es, The Wiz zu filmen?
    MJ Es war die beste Zeit meines Lebens. Es war eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Film zu machen. Es bringt mich wirklich um - und wenn ich sage, es bringt mich um, dann meine ich das genau so. Manchmal konnte ich schreien, aber ich bin so beschäftigt mit anderen Dingen, und alles, was ich wirklich mehr als alles andere will, ist filmen. Einen Film wird es immer geben. Ich kann auf Tour zu gehen und es ist aufregend, aber wenn sie zu Ende ist, wird sie für die Welt verloren sein. Aber wenn ich einen Film mache, wird er für immer da sein; das ist es, was ich am Filmen liebe: es wurde etwas eingefangen, ein Moment eingefangen, der für die Ewigkeit ist. Die Stars sterben - wie Charlie Chaplin, er ist gegangen, doch seine Filme werden für immer hier sein. Hätte er am Broadway gespielt, während er noch lebte, dann wäre er für die Welt verloren. Ich müßte mir Zeit nehmen, um Filme zu machen, aber ich gehe die Dinge immer mit Kraft und Gefühl an, und ich folge immer meiner Intuition. Wenn es so sein soll, wird es kommen, es wird passieren. Es wird sich bemerkbar machen.


    ... to be continued ...

    Wenn Michael Jackson singt, geschieht das mit Engelsstimme und wenn seine Füße sich bewegen, kannst du Gott tanzen sehen.
    Sir Bob Geldof

  • In meinen Interviews mit den anderen Jacksons über zwei Jahrzehnte erfuhr ich, daß Michael jahrelang täglich Obst und rohes Gemüse aß, und sonst nichts. "Er liebt Karotten, Sellerie, Kopfsalat, Tomaten, Gurken, Äpfel, Pfirsiche" hat La Toya mir einmal erzählt. Janet sagte, daß ihre Mutter Katherine, eine gläubige Zeugin Jehovas, die Kinder mit zu Kingdom Hall nahm, bis sie achtzehn Jahre alt waren; aber als sie volljährig wurden, konnten sie wählen, welcher Religion sie angehören wollen. Was das ganze Zeug über Michael in der Boulevardpresse betrifft – insbesondere die Schönheitsoperationen - so war es einfach Teil dessen, im Showbusiness zu sein, sagte Janet im Oktober 1986.
    "Michael hat mir gesagt, wenn du schlimme Sachen über dich selbst hörst" sagte sie "dann konzentriere deine Energie auf etwas anderes; es ist nutzlos, darüber zu weinen. Steck sie einfach in deine Musik – das macht dich stärker." Aber sie hat, oder hat sie nicht, gesagt, er sei ein Spinner? "Ich habe wahrscheinlich nur gesagt, "Oh, Michael ist verrückt" ... so wie: albern, lustig. Er ist sehr ruhig, aber hin und wieder sagt er etwas, das wirklich lustig ist, und ich sage, er ist verrückt, so wie: eine Menge Spaß haben. Und es wurde mir als 'verrückt werden' ausgelegt."
    Aber, sage ich, die Leute denken, daß er seltsam ist, all diese Eingriffe in seinem Gesicht. "Weißt du, so viele Stars tun das, aber die Presse greift sich bestimmte Personen heraus. Ich denke, wenn mehr Menschen es sich leisten könnten, würden sie es ebenfalls tun. Ich sehe nichts Falsches daran. Man muß sich in sich selbst wohl fühlen. Es geht nicht darum, anderen zu gefallen. Und Altern ist eine traurige Sache. Ich sehe nichts Falsches daran, jung zu bleiben, solange es geht."
    Die Sauerstoffkammer? Ist sie im Haus? "Sie ist nicht im Haus; ich würde es wissen, wenn sie im Haus wäre. Ich kenne Michael; wenn er denn eine solche benutzt hätte, dann hätte es vermutlich etwas mit seiner Stimme zu tun.
    Sein älterer Bruder Marlon, dem er als Heranwachsender am nächsten stand, sagte im Oktober 1987: "Manchmal schmerzt das Zeug, das sie über Michael schreiben; aber die Hauptsache ist, sie sorgen dafür, daß der Name im Gespräch bleibt. Unabhängig davon, ob es gute oder schlechte Nachrichten sind. Wenn sie aufhören, über dich reden, dann hast du ein Problem. Die Leute haben das Recht, zu schreiben, was sie wollen, aber ich denke, daß sie Menschen zuweilen einfach keine Chance geben. Jeder hat das Recht, zu tun, was er im Leben erreichen möchte, glücklich zu sein, egal was es ist. Die Leute wissen wahrscheinlich nicht, warum Michael das Skelett [die Knochen des Elefantenmenschen] kaufen wollte. Anstatt es negativ zu sehen, war mein erster Gedanke, daß er es vielleicht für die Verbrennungsstation eines Krankenhauses kaufen wollte, damit Ärzte es ansehen können, eine Art Fallstudie eines solchen Schädels. Etwas Vergleichbares wie dies geschah einem amerikanischen Kind. Wir sind nicht hier auf der Erde, um über andere Menschen zu richten. Ich fühle, daß wir hier auf der Erde sind, um einander zu lieben und in Harmonie miteinander zu leben." Was die ständigen Geschichten darüber betrifft, daß Michael als Kind keinen Spaß hatte, während die anderen Brüder Sport machten und Dates hatten, widersprach Marlon: "Das ist nicht wahr, er machte die gleichen Sachen, die wir alle gemacht haben. Wir alle probten ständig, wir probten zusammen, und nur darum sind wir da, wo wir heute sind."
    "Die Familie trank keinen Alkohol, außer Wein und Sekt, wenn Gäste vorbeikamen, oder, laut Janet, Brandy, wenn jemand krank war. Sie hatten Schlangen – eine namens Muscles und eine andere namens Revenge. Sie hatten zwei schwarze Schwäne, ein Lama, die Hunde, zwei Rehe und eine Giraffe namens Jabbar.
    Michael und Janet waren immer zusammen, nachdem Marlon geheiratet hatte und ausgezogen war. Janet und Michael haben alles zusammen gemacht; sie malten zusammen, und wenn Michael unterwegs war, schickte er Janet Schachteln mit Zeichnungen und Gemälden zu. "Er schrieb nie seinen Namen darauf" sagte sie, "aber ich wußte, von wem sie waren."



    Michaels umwerfende Solo-Performance von Billie Jean 1983 im TV-Special Motown 25 brachte ihn in die Stratosphäre. Dies war der Solo-Spot, den Michael von Berry Gordy und Produzentin Suzanne de Passe verlangte, bevor er sich damit einverstanden erklärte, zusammen mit seinen Brüdern in der Show aufzutreten. Es wurde gemunkelt, daß er sich zunächst weigerte, die Nummer filmen zu lassen, jedoch zustimmte, nachdem er die endgültige Fassung gesehen hatte.
    In den 1980er Jahren sprach Michael laut dem Präsidenten der CBS Records Group, Walter Yetnikoff, unentwegt mit ihm über seine Plattenverkäufe, Marketing und Promotion; "besessen" war das Wort, das Yetnikoff verwendete, um Michaels Einmischung in seine Geschäfte zu beschreiben.
    Am 7. Februar 1984 gab CBS im New Yorker Museum of Natural History eine riesige Party für 1.200 Gäste, um den Millionen-Erfolg von Michael Jackson´s Thriller zu feiern. Die Einladung war auf einem Handschuh gedruckt, Präsident und Mrs. Reagan schickten ein Telegramm; Yetnikoff stellte Michael als den größten Star aller Zeiten vor und erzählte mir ein paar Tage später, Michael würde unter Druck gesetzt, wieder mit seinen Brüdern auf Tour zu gehen.



    Offizielles Mittagessen, um die Victory Tour der Jacksons anzukündigen, Tavern on the Green, New York City, 30. November 1983: Promoter Don King gab die bevorstehende Victory Tour der Jacksons bekannt. Er sprach über die Jacksons und sich selbst, wie wundervoll die Tour werden würde, wie fantastisch ihre Verbindung sei, er stellte die Eltern der Jacksons und die anwesenden Promis (Dustin Hoffman, Andy Warhol, Roberta Flack, Ossie Davis und Ruby Dee, und ein paar Boxer) vor. King sprach darüber, daß es die Tour mit dem größten Einspielergebnis aller Zeiten werden würde, die größte dies, die größte das. Er zitierte Shakespeare, er stellte die Jungs vor. Michael stellte seine Schwestern und die Ehefrauen vor, es war eine Mischung aus Pressekonferenz für einen Schwergewichts-Kampf und Wiedererweckungs-Treffen.


    ... to be continued ...

    Wenn Michael Jackson singt, geschieht das mit Engelsstimme und wenn seine Füße sich bewegen, kannst du Gott tanzen sehen.
    Sir Bob Geldof

  • Die Victory Tour der Jacksons, 1984: Michael reiste während der Tour getrennt von seinen Brüdern. Berichten zufolge teilte er Don King schriftlich mit, daß dieser ohne vorherige Genehmigung mit niemandem in Jacksons Namen sprechen dürfe, daß Michaels persönliche Vertreter das Geld für seine Teilnahme an der Tour in Empfang nehmen würden, und hauptsächlich, daß King niemanden ohne Michaels Zustimmung für die Tour einstellen dürfe. Michael bezeichnete die Victory Tour als "Schwanengesang" und "letzten Akt" für die Familiengruppe.
    Am 4. August 1984 nahm ich Van Halen-Leadsänger David Lee Roth mit zu der Show im Madison Square Garden, und wir trafen Michael in einem privaten Bereich in der Rotunde des Garden. Ich war überrascht, wie anders Michael aussah, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte, wieviel Make-up er trug (es färbte auf meine Kleidung ab, als wir uns zur Begrüßung umarmten), aber am meisten überrascht war ich darüber, daß er sehr genau wußte, wer David Lee Roth war – und vermutlich sogar die Zahl der Platten, die Van Halen verkauft hatten und deren Chartpositionen.
    Später, in einem Telefon-Interview aus Los Angeles am 15. Februar 1985, gestand mir Michael seine Probleme mit der Tour und den Druck, mit seiner Familie zu arbeiten – besonders, nachdem er einen derart gewaltigen Solo-Erfolg hatte.


    LR Ich habe dich nicht mehr gesehen seit dem Garden.
    MJ Ich weiß. Was hast du gemacht? Liebst du New York immer noch?
    LR Natürlich.
    MJ Ist es besser als LA?
    LR Weißt du, ich bin so lange nicht mehr aus LA rausgekommen ...
    MJ Magst du uns hier draußen nicht?
    LR Ich denke, es ist zu ... grell. Wie auch immer, warst du zufrieden mit der Tour?
    MJ Tja ... ähm ... das hängt davon ab. Ich wollte nie wirklich so viele Leute, wie wir sie dann hatten, aber es wurde eine Abstimmungssache. Es war unfair mir gegenüber, weißt du? Ich wurde oft überstimmt. Ich mochte es nie, Dinge auf diese Art zu machen. Ich habe immer gerne mit erstklassigen Leuten gearbeitet, die als exzellent auf ihrem Gebiet gelten. Ich habe immer versucht, alles erstklassig zu machen. Leute einzusetzen, die die Besten sind. Aber es war eine andere Geschichte mit der Familie. Und die Tatsache, daß es die größte Tour war, die jemals stattfand, und mein Erfolg waren so überwältigend; es ist als ob sie darauf warten, Pfeile auf dich zu werfen. Weißt du, Barbra Streisand hat mal gesagt ... ähm, ich habe es aufgezeichnet, in 20/20 sagte sie, als sie bekannt wurde, war sie neu und frisch und alle liebten sie, und sie machten sie groß und dann ... stießen sie sie herunter. Und sie fühlte sich, weißt du, wie 'Oh, das war’s also?' Verstehst du, sie ist ein Mensch, sie verkraftet es nicht, sie kann es nicht vergessen.
    LR Nun, wenn du so groß wirst, dann hat das Auswirkungen ... die Menschen werden neidisch.
    MJ Ich weiß. Steven Spielberg machte das durch ... aber ich bin stark. Ich lasse mich davon nicht beunruhigen. Ich liebe das, was ich tue und ich werde weiter Berge versetzen und noch größere und bessere Sachen machen, weil das die Menschen glücklich macht.
    LR Ich hörte, einige der Fans waren verärgert, weil die Ticketpreise so hoch waren.
    MJ Weißt du, das war nicht meine Idee. Nichts davon war meine Idee. Ich wurde überstimmt. Ich meine, Versandhandel ... ich wollte das nicht - ich wollte nicht, daß die Ticketpreise so sind ... unsere Produktion war so groß, sie hätte sich selbst tragen müssen, aber trotzdem, selbst wenn, wollte ich nicht, daß der Ticketpreis so hoch ist. Aber ... ich wurde überstimmt ... Don King ... alles, ich wurde überstimmt. Und es ist hart, besonders, wenn es deine Familie ist. Wie Lionel Richie mit den Commodores, er machte dasselbe, und er sagte: "Können wir darüber reden?" Aber sie sind nicht seine Brüder. ... es ist schwer, wenn du deine Brüder siehst und sie sind verärgert über etwas und du schaust in ihre Augen und siehst es, oder sie wollen nicht mit dir reden.
    Aber ich werde künftig noch größere und bessere Sachen machen. Ich bin gezwungen, das zu tun, was ich tue, ich kann nicht anders - ich liebe es, zu performen. Ich liebe es, kreativ zu sein und ungewöhnliche neue Dinge zu entwickeln. Eine Art Pionier zu sein. Innovativ, weißt du. Ich liebe es einfach. Ich bin von Ideen begeistert, nicht von Geld. Ideen sind es, die mich reizen.
    LR Die Vorstellungen über dich sind, daß du völlig isoliert und abgeschottet bist, eingesperrt, nirgendwo hingehen kannst ...
    MJ Naja, eine Menge davon ist wahr, aber ich habe auch die Möglichkeit, Spaß zu haben, weißt du. Ich führe Filme vor, ich spiele Spiele, und manchmal kommen Freunde zu Besuch, und ich liebe Kinder und so. Ich spiele mit ihnen; das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Performen macht Spaß. Ich vermisse das, aber ich habe viele gute Sachen geschrieben in letzter Zeit und ich bin wirklich begeistert über die Songs, die ich geschrieben habe.
    LR Wo ich auch bin in der Welt, ich höre deine Songs.
    MJ Nun, das beweist nur, daß Einsatz sich auszahlt. Und ich habe meine Seele, mein Blut, Schweiß und Tränen in Thriller gelegt. Das habe ich wirklich. Und es war nicht nur Thriller, ich habe zur gleichen Zeit auch ET gemacht, das ET-Album [Soundtrack]. Und das war eine Menge Stress. Aber als wir das Thriller-Album zum ersten Mal gemischt haben, hörte es sich scheiße an.
    LR Was?
    MJ Oh, es war schrecklich. Und ich weinte bei der Listening Party. Ich sagte: "Tut mir leid, aber das können wir nicht veröffentlichen." Ich berief mit Quincy eine Versammlung ein, und jeder von der Plattenfirma schrie, daß es längst hätte raus sein müssen, und es gäbe eine Deadline, und ich sagte "Tut mir leid, ich werde das nicht freigeben." Ich sagte: "Es ist schrecklich." Also machten wir uns wieder an die Arbeit, mischten einen Song pro Tag neu ab. Einen Mix pro Tag. Und dann machten wir zwei Tage Pause, dann haben wir abgemischt. Wir waren überarbeitet, aber am Ende war alles okay.



    Michael Jacksons Aufnahme als Solo-Künstler in die Rock and Roll Hall of Fame, Waldorf Astoria, New York City, 19. März 2001. Michael trägt einen weißen Anzug und ist umgeben von riesigen Bodyguards und seinem Freund Rabbi Shmuley Boteach, der damals - in Ermangelung eines besseren Wortes - sein spiritueller Berater war. Michael steht an die Wand gelehnt in der Küche auf der linken Seite der Bühne (die bei den Hall of Fame-Aufnahmezeremonien als "Backstage-Bereich" dient), als ich seine Aufmerksamkeit errege. "Lisa?" sagt er. Wir gehen aufeinander zu und seine Bodyguards sind sofort bei mir. "Nein! Es ist okay" sagt er nachdrücklich zu ihnen - mit dieser anderen Stimme, nicht der flüsternden, der "öffentlichen" Stimme, sondern der, die er benutzt, wenn er, sagen wir, mit einem Anwalt oder dem Manager einer Plattenfirma spricht. "Sie ist (m)eine Freundin."
    Es war das letzte Mal, daß ich ihn sah.



    Epilog: Als ich im vergangenen Jahr die Geschichte von Motown für VF geschrieben habe, wollte Jermaine, daß auch die Brüder daran teilhaben sollten. Annie Leibovitz und ich wollten die Brüder nicht ohne Michael fotografieren oder interviewen. Wir erhielten eine Nachricht von Jermaine, daß wir Michaels Sprecher Dr. Tohme Tohme kontaktieren müßten, der lediglich ein Postfach irgendwo in Kalifornien hatte. Ich schrieb einen Brief mit der Bitte um Michaels Beteiligung.
    Wir erhielten nie eine Antwort.


    Lisa Robinson ist Redakteurin bei Vanity Fair und Musik-Autorin.


    Quelle: vanityfair.com, Übersetzung by Pearl

    Wenn Michael Jackson singt, geschieht das mit Engelsstimme und wenn seine Füße sich bewegen, kannst du Gott tanzen sehen.
    Sir Bob Geldof

  • :danke: pearl...sehr informativ....


    das hier fiel mir gerade auf (neben einigem anderen...) ..es war mir garnicht bewusst, dass Michael schon solange eigentlich filme machen wollte...ich dachte immer, das sei erst später so gewesen...umso trauriger, dass es nie dazu kam, dass er doch noch ins Filmgeschäft einstieg..

    Zitat

    Es war eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Film zu machen. Es bringt mich wirklich um - und wenn ich sage, es bringt mich um, dann meine ich das genau so. Manchmal konnte ich schreien, aber ich bin so beschäftigt mit anderen Dingen, und alles, was ich wirklich mehr als alles andere will, ist filmen. Einen Film wird es immer geben. Ich kann auf Tour zu gehen und es ist aufregend, aber wenn sie zu Ende ist, wird sie für die Welt verloren sein. Aber wenn ich einen Film mache, wird er für immer da sein; das ist es, was ich am Filmen liebe: es wurde etwas eingefangen, ein Moment eingefangen, der für die Ewigkeit ist. Die Stars sterben - wie Charlie Chaplin, er ist gegangen, doch seine Filme werden für immer hier sein. Hätte er am Broadway gespielt, während er noch lebte, dann wäre er für die Welt verloren. Ich müßte mir Zeit nehmen, um Filme zu machen, aber ich gehe die Dinge immer mit Kraft und Gefühl an, und ich folge immer meiner Intuition. Wenn es so sein soll, wird es kommen, es wird passieren. Es wird sich bemerkbar machen.