TICKER mit Infos zum Erdbeben und Tsunami
Tod und Verwüstung in JapanWelt verspricht Hilfe
Die Katastrophe in Japan ist so schlimm, dass selbst die örtlichen Rettungsdienste zusammenbrechen und kaum in der Lage sind, den Menschen zu Hilfe zu kommen. Doch aus aller Welt melden sich Staats- und Regierungschefs, um dem Land Hilfe anzubieten. Auch Bundeskanzlerin Merkel drückt ihr Beileid aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Japans Premierminister Naoto Kan deutsche Hilfe bei der Bewältigung der Folgen des katastrophalen Erdbebens angeboten. Sie schrieb Kan nach Angaben des stellvertretenden Regierungssprechers Christoph Steegmans, sie habe mit Bestürzung die Nachricht von dem Erdbeben aufgenommen. Die Kanzlerin sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und wünschte den Verletzten schnelle Genesung. "Seien Sie versichert, dass Deutschland in diesen tragischen Stunden an der Seite von Japan steht und zu Hilfen bereit ist", schrieb die Kanzlerin.
Krisenstab kümmert sich um Deutsche
Noch liegt allerdings nach Regierungsangaben keine Bitte um Hilfe aus Japan vor. Von deutschen Opfern durch die Katastrophe ist dem Auswärtigen Amt bislang nichts bekannt. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nannte dies allerdings nur eine vorläufige Lageeinschätzung, weil die Kommunikationsleitungen in das Katastrophengebiet sehr eingeschränkt seien.
Im Nordosten Japans lebten etwa 100 Bundesbürger, sagte Westerwelle weiter. Die deutsche Botschaft sei mit Nachdruck dabei, Kontakte aufzunehmen. Dort habe es Sachschaden gegeben. Auch Westerwelle bot rasche Hilfe an. Zwar sei Japan gut auf solche Naturkatastrophen eingestellt, aber "ein so schweres Erdbeben ist auch für Japan ein schwerer Schicksalsschlag".
Neben der Botschaft in Tokio schaltete sich auch der Krisenstab des Auswärtigen Amtes ein. Zudem wurde eine Telefonnummer eingerichtet (030/50003000), unter der sich besorgte Angehörige informieren können.
Experten bereiten sich vor
Die Vereinten Nationen bereiteten sich auf die Entsendung von 30 Einsatzteams zur Katastrophenhilfe vor. "Unsere Experten stehen in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden in Japan", sagte die Sprecherin des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Einsätze (OCHA), Elisabeth Byrs, in Genf. Die Lage sei ernst.
"Wir sind zutiefst besorgt über die Nachricht von dem verheerenden Erdbeben", sagten EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in einer gemeinsamen Erklärung, die in Brüssel zu Beginn des EU-Sondergipfels zu Libyen verbreitet wurde. "Falls nötig, stehen wir für jede Unterstützung bereit", heißt es darin.
Der britische Premierminister David Cameron sagte am Rande des Gipfels: "Wir sollten daran denken, dem japanischen Volk unsere Anteilnahme und unser Beileid zukommen zu lassen." Auch Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy sagte Japan Unterstützung zu.
Aus dem Nachbarland Südkorea hieß es, die Regierung wolle "jede mögliche Unterstützung leisten". "Unsere Regierung bringt angesichts des Verlustes von Leben und umfangreicher Schäden Worte tiefen Mitgefühls und des Trostes für die japanische Regierung und Bevölkerung zum Ausdruck", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul. Man hoffe, dass die Schäden früh behoben werden können. Rund 40 südkoreanische Bergungskräfte stünden bereits zur Entsendung nach Japan bereit, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap.
Kremlchef Dmitri Medwedew forderte Zivilschutzminister Sergej Schoigu auf, Hilfsmaßnahmen vorzubereiten. "Wir sind selbstverständlich bereit, unseren Nachbarn bei der Überwindung der Folgen dieses schweren Erdbebens zu helfen", sagte Medwedew. Die Beziehungen zwischen Russland und Japan sind wegen eines Territorialstreits um die Südkurilen seit Jahren gespannt.
dpa/AFP/rts
http://www.n-tv.de/panorama/We…Hilfe-article2813336.html
Zehn Meter hoher Tsunami überrollt Japans Küste
Tokio (Reuters) - Ein zehn Meter hoher Tsunami hat die Nordost-Küste Japans überrollt und verheerende Schäden angerichtet.
Die Flutwelle wurde am Freitag durch das stärkste Erdbeben in der Region seit mindestens 140 Jahren ausgelöst und riss alles mit sich fort - Autos, Boote, Häuser, Bauernhöfe und Felder. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie riesige Wassermassen das Land überfluteten und hunderte Meter ins Landesinnere vordrangen. Medien berichteten von mindestens 22 Toten und zahlreichen Verletzten, allerdings wurde damit gerechnet, dass die Zahl angesichts des Ausmaßes der Katastrophe erheblich steigen würde.
Das Beben der Stärke 8,9 löste auch Erdrutsche aus, zahlreiche Gebäude standen in Flammen. Es kam zu mehreren starken Nachbeben, auch die Häuser in Tokio gerieten heftig ins Wanken. Millionen Haushalte waren nach Medienberichten ohne Strom, Atomkraftwerke wurden abgeschaltet. Die Tsunami-Warnung wurde auf den gesamten Pazifik-Raum mit Ausnahme von Kanada und des US-Festlands ausgeweitet. Auch für Japan wurden weitere Tsunamis befürchtet.
EPIZENTRUM DES BEBENS WOHL VOR KÜSTE BEI SENDAI
Besonders heftig traf der Tsunami die Küste bei der Millionenstadt Sendai. Die Flutwelle schwemmte der Agentur Kyodo zufolge Autos über die Startbahn des Flughafens. In der Stadt brachen zahlreiche Brände aus. Ein Hotel stürzte ein, Gäste wurden verschüttet. Vor der Küste von Sendai wurde das Epizentrum des Bebens vermutet. Sendai liegt rund 300 Kilometer nordöstlich von Tokio.
Dort standen ebenfalls Gebäude in Flammen. Die U-Bahn in der Hauptstadt stellte ihren Betrieb ein. Die Hochgeschwindigkeitszüge in den Norden des Landes wurden gestoppt, Flüge umgeleitet. In der Nähe von Tokio stand auch eine Raffinerie in Brand, das Feuer drohte auf Dutzende Speichertanks überzugreifen. Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan erklärte, einige Atomkraftwerke seien aus Sicherheitsgründen abgeschaltet worden. Es gebe keine Berichte über ausgetretene Radioaktivität. Kyodo meldete ein Feuer im Atommeiler Onagawa im Nordosten.
In der Präfektur Wakayama forderten die Behörden rund 20.000 Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Auch in anderen Gegenden wurden die Bewohner angewiesen, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben.
Die Fahrgäste der U-Bahn in Tokio begannen zu schreien, als sie die Erdstöße spürten. Sie griffen nach den Händen der anderen Passagiere, um nicht zu stürzen.
"Das Gebäude wankte lange Zeit und viele Kollegen in der Redaktion griffen nach ihren Helmen und einige suchten Schutz unter ihren Tischen", berichtete Reuters-Korrespondentin Linda Sieg aus er Hauptstadt. "Es war vermutlich das Schlimmste, was ich seit meiner Ankunft in Japan vor 20 Jahren erlebt habe."
STÄRKSTES BEBEN SEIT BEGINN DER AUFZEICHNUNGEN
Menschen rannten in Panik aus ihren Büros und Einkaufszentren im Zentrum der Metropole. "Ich hatte sofort die Bilder von dem Beben in Neuseeland im Kopf", sagte ein Web-Designer, der in einem Coffee-Shop von den Erdstößen überrascht wurde.
Nach dem Beben weitete der Tokioter Aktienmarkt seine Verluste aus. Die Zentralbank erklärte, sie werde alles tun, um die finanzielle Stabilität sicherzustellen. Es war das heftigste Beben in Japan seit Beginn der Aufzeichnungen 1872. An Stärke übertraf es das Beben der Region Kanto im Jahr 1923, bei dem mehr als 140.000 Menschen im Tokioter Raum umkamen. Im Jahr 1995 erschütterte ein starkes Beben die Stadt Kobe und verursachte Schäden im Umfang von rund 100 Milliarden Dollar.
Das Tsunami-Warnzentrum für den Pazifik teilte mit, für die gesamte Region würden Tsunamis befürchtet. An Taiwans Ostküste wurden Evakuierungen angeordnet, auf den Philippinen wurden die Menschen angewiesen, die Küstenstriche im Osten zu meiden. Die Internationale Föderation des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds erklärte, die Flutwelle sei so hoch gewesen, dass möglicherweise Pazifik-Inseln komplett überschwemmt worden seien.
Die Katastrophe weckte Erinnerungen an den Tsunami im Jahr 2004 im Indischen Ozean, bei dem mehr als 200.000 Menschen starben.
http://de.reuters.com/article/…r=2&virtualBrandChannel=0