ich lese hier von anfang an mit, habe also auch den "streit" vor kurzem mitbekommen, wobei ich keinen wirklichen streit sehen konnte. meiner meinung nacht hat roughi ihre gefühle und empfindungen beschrieben und das ist ihr gutes recht, oder ? es entgeht mir keinesfalls, dass der allergrößte teil der posts hier mit bedacht geschrieben werden und ich bin beeindruckt, dass hier weitgehend ein thread entstanden ist, der interessante fakten und ebensolche ideen sammelt. trotzdem poste ich hier bislang nicht und auch andere fleisch-esser haben sich zurückgezogen. da stellt sich doch wirklich die frage, wieso? ich versuche mal behutsam zu beschreiben, was ich so fühle, auch wenn es mir ein bissel angst macht . zuerst aber: wenn ich so etwas lese:
Herrje, jetzt bin ich schon wieder WEIT über eine Stunde mit nur diesem Beitrag beschäftigt, überlege, wie man Dinge ausdrückt, ohne jemanden auf den Schlips zu treten... Und stelle fest: Irgendwie bin ich der Vorsichtigkeit langsam ein wenig müde... Gleichzeitig aber will ich so gerne etwas bewegen, nicht für mich, ich bin da unwichtig, sondern für die Tiere, und mir ist sehr bewusst, dass man unheimlich auf die Worte achten muss, auf das, was man einstellt, denn wenn es zu brutal ist, schalten viele ab und machen dicht (ging mir ja wie gesagt früher nicht anders), etc. etc. Es ist anstrengend, und und ich weiß, dass ich nicht der einzige Veggie hier bin, der es als mühsam empfindet, die richtigen Worte zu finden, gerade seit dem "Streit" neulich hier im Thread fühlt man sich sehr unter Beobachtung und als könne jeden Moment wieder sowas losgehen, und nicht nur ich bin des Streitens sehr müde, denn darum geht es doch gar nicht. Wenn sich jemand auf den Schlips getreten fühlt, ist es nicht meine Absicht, ganz im Gegenteil!, aber derjenige sollte sich selbst dann vielleicht auch einmal fragen, warum er sich so fühlt.
Nochmal: NEIN, ich sehe mich NICHT als etwas Besseres. (Siehe Zitat von neulich, ich fand das wirklich treffend: "Ich fühle mich nicht als etwas besseres oder überlegen, weil ich Veganer bin. Die Wahrheit ist, ich bin Veganer, weil ich mich NICHT als etwas besseres fühle als andere Wesen.")
...dann macht mich das schon traurig, denn es zeugt von müdigkeit, trauer und der gefahr, zu resignieren. zugegeben fühle ich mich schlecht, wenn ich lesen muss, dass jemand solche gefühle mit einem thread verbindet, der ihm wichtig ist. schade.
was mich hier dazu bringt, mich unwohl zu fühlen, ist das, was NICHT gesagt wird. hier ist ein wunderbares beispiel:
Und gleichzeitig werden Veganer als seltsam angesehen, als Spinner, Nervensägen und überhebliche Gutmenschen... (Wie sagte Hagen Rether einmal: "Wir leben in einem Land, in dem 'Gutmensch' ein Schimpfwort ist. Na, das haben wir ja prima hingekriegt!") Ich frage mich, wer oder was seltsamer, überheblicher oder spinnert ist. Wirklich die Veganer?
diese aussage lässt keinen anderen schluss zu als den, dass eben die leute, die noch fleisch verzehren, überheblich und spinnert sind. ganz ehrlich - wer lässt sich das gern unterstellen? wer nimmt einen derartigen, indirekten vorwurf einfach hin, ohne dabei einen stich zu fühlen? bei mir klappt das nicht und macht manchmal vieles von dem, was hier an beeindruckenden fakten gesammelt wird, wieder zerstört. die meisten aussagen hier - egal ob von den veggis/veganern hier oder zitate - haben etwas so absolutes. entweder du machst mit, oder du bist der gedankenlose, grausame und gleichgültige ignorant. ich habe hier bislang so gut wie keine kompromissbereite zwischenstufe gelesen. wie gesagt, das ist jetzt meine empfindung und dennoch vermute ich, dass es so manchem anderen ähnlich ergeht.
ich weiß und habe verstanden, dass es für euch keine akzeptablen zwischenstufen gibt und kann, wie gesagt, eure beweggründe absolut nachvollziehen, dennoch macht mir dieses absolute und unverrückbare haltung schlicht angst. so behutsam auch formuliert wird, es ist in meinen augen fakt, dass es nur ein entweder - oder gibt, black or white, richtig oder falsch. das übt auf mich einen unheimlichen druck aus, bei dem ich nicht weiß, ob ich ihm stand halten kann und das stellt anforderungen, die mich überfordern, in mehrfacher hinsicht, unter anderem auch finanziell und zeitlich. diese forderungen und haltungen zeigen mir die gefahr auf, an vielen stellen scheitern zu können - und wer will das schon? mir nimmt das die motivation, zumal ja auch ganz deutlich die vegane lebensweise als die erstrebenswerte gezeichnet wird, was letztlich ein "von null auf hundert" ist.
ich würde mir so manches mal wünschen, dass neben drastischen texten und videos auch mal berichte wären, die selbstzweiflern wie mir mut machen. die mir signalisieren, dass keine(r) von euch von jetzt auf gleich perfekt war, ich würde mir wünschen, dass auch mal beschrieben wird, dass man patzer und rückschläge hatte und wie man damit umgegangen ist. ausführlich. dazu gab es mal ansätze, aber die sind teilweise ewig her, der thread sagt seit langem aus, dass du, wie ich oben schon mal schrieb, entweder kompromisslos einsteigst oder eben der mops bist .
steter tropfen höhlt bekanntlich den stein und auch wenn ich lange sagte, dass ich mir meine lebensweise nicht nehmen lassen will, erreichen mich die texte und videos natürlich. wer ein herz hat, muss den schmerz nachvollziehen, keine frage. meine überlegung war, künftig auf fleischprodukte zu verzichten, mir aber die freiheit zu lassen, alle paar wochen, wenn ich denn meine, es muss sein, ein stück rinderfilet, von dem ich weiß, woher es kommt, zu gönnen. meine überlegung war, eine vegetarische lebensweise auszutesten, ob das war für mich ist. an vegan traue ich mich schon gar nicht ran. lese ich dann aber wieder hier einen kompromisslosen text (text, nicht unbedingt post) lese, der mir indirekt aber unmissverständlich sagt, wie ignorant ich bin, dann zerstört das meine motivation, die über die zwischenschritte vielleicht ja zu einem total vergetarischen leben führen könnte. eigentlich doch schade, oder?
so, an diesem post saß ich jetzt auch weit über eine stunde und bin mir ehrlich nicht sicher, ob es ein riesen fehler war, denn ich will keine vorwürfe machen, ich will keine diskussion anzetteln, sondern mein anliegen war einfach zu vermitteln, welche schlechten gefühle und warum der thread oft bei mir auslöst.