Portraits: Der Biologe und Wissenschaftsjournalist
Andreas Grabolle ist Autor des »Pendos CO2-Zähler« und von »Kein Fleisch macht glücklich«. Lesen Sie, was er zum engen Zusammenhang zwischen dem Konsum tierlicher Produkte und dem Zustand unserer Umwelt zu sagen hat.
Andreas, du beschäftigst dich seit vielen Jahren mit der Klimaproblematik. Seit 4 Jahren ernährst du dich vegan. War diese Entscheidung eine Folge deiner Recherchen?
Ja, der Zusammenhang zwischen Klimabelastung und tierlichen Lebensmitteln war mir spätestens seit meinem ersten Buch, dem CO2-Zähler, bekannt. Zunächst habe ich deshalb Butter und Sahne aus Kuhmilch, die besonders klimarelevant sind, durch pflanzliche Produkte ersetzt. Ausschlaggebend für meine vegane Ernährung waren aber die Tierethik und die Produktionsbedingungen für tierliche Lebensmittel. Damit habe ich mich erst bei meinem zweiten Buch »Kein Fleisch macht glücklich« intensiv befasst.
Untersuchungen der FAO ergaben, dass die Erzeugung tierlicher Produkte die Umwelt stärker schädigt als der gesamte weltweite Verkehr. Was macht diese Produkte denn so besonders klimaschädlich?
Zum einen sind sie besonders durch die Futtermittelerzeugung flächenintensiv. Man braucht viel mehr Fläche für tierliche Lebensmittel als für pflanzliche, egal ob man Proteingehalt, Kalorien oder andere Einheiten vergleicht. Über den Umweg Tierfutter für Nutztiere verbraucht man wesentlich mehr Pflanzen und Dünger. Für Weiden und Futtermittelanbau werden natürliche Vegetationsgebiete, etwa Wälder, Grünland oder Moore, zerstört. Allein diese sogenannten Landnutzungsänderungen haben schon erheblichen Einfluss auf das Klima. Hinzu kommen die hochwirksamen Treibhausgase Methan aus der Verdauung von Wiederkäuern und das Lachgas aus der intensiven Düngung der Futterpflanzen.
Kannst du uns ein paar besonders eindrucksvolle Beispiele oder Zahlen nennen?
Die Deutsche Bank Research hat dazu interessante Zahlen veröffentlicht. Die Treibhausgase der globalen Landwirtschaft gehen zu 47 % auf das Konto der Entwaldung für Ackerbau und Viehhaltung. Weitere 17 % verursacht die Düngung mit anorganischem Dünger oder Gülle und Mist. Die Verdauungsgase von Wiederkäuern schlagen mit 15 % zu Buche. Betrachtet man die Ernährung in Deutschland, fallen etwa drei Viertel der Treibhausgase in diesem Bereich durch die Erzeugung von Tierprodukten an. Da gibt es schon ein riesiges Sparpotenzial durch die Änderung der Ernährungsweise.
Was erwiderst du auf die Frage, was denn aus all den »Nutztieren« wird, wenn sie nicht länger durch den Menschen verzehrt werden?
Diese Frage ist ein gutes Beispiel für die Absurdität, mit der oftmals gegen eine vegane Ernährung argumentiert wird. Gewohnheiten und Nachfragen ändern sich nie von heute auf morgen. Idealerweise sinkt irgendwann die Nachfrage nach tierlichen Erzeugnissen und damit auch die Produktionszahlen.
Und was ist deine Antwort auf das Argument, eine pflanzliche Landwirtschaft würde Arbeitsplätze vernichten?
Die Fleischverarbeitung ist doch ständig in der Kritik wegen der oftmals unwürdigen Arbeitssituationen und der Ausbeutung ausländischer WerkvertragsarbeiterInnen. Und die moderne Nutztierhaltung ist so automatisiert, dass sie nur wenige Arbeitsplätze benötigt. Hochwertige pflanzliche Lebensmittel nachhaltig zu produzieren ist meist arbeitsintensiver. Das bestätigen alle Biobauer und -bäuerinnen. Ich bin überzeugt, dass nachhaltig erzeugte Waren mehr Menschen zu einem akzeptablen Einkommen verhelfen würden.
Denkst du, der Aspekt der Ernährung spielt bei den Bemühungen der Umweltschutzorganisationen schon eine ausreichende Rolle?
Das hat schon deutlich zugenommen, zumindest bei einigen. Aber den Konsum von tierlichen Produkten kritisch zu thematisieren hat noch nicht den Stellenwert, den es faktisch haben müsste. Vielleicht scheuen sich manche, weil sie damit potenzielle Förderer abschrecken? Oder weil innerhalb der Organisation dann doch noch zu viele gern Fleisch und Käse essen?
Wäre die optimale Lösung der biovegane Landbau? Oft hört man, dieser sei im großen, gar globalen, Maßstab nicht umsetzbar. Du hast dich auch mit diesem Thema befasst. Kannst du das Argument entkräften?
Im Moment sind ja die riesigen Mengen an Gülle ein großes Problem mit gravierenden Folgen für Wasser, Böden und viele Organismen. Davon muss die Landwirtschaft unbedingt weg. Acker- und Gemüsebau ganz ohne tierische Dünger, aber eben auch ohne den problematischen Mineraldünger, kann sehr erfolgreich sein. Einige Betriebe wirtschaften biovegan schon seit Jahrzehnten mit sehr guten Ergebnissen. Das funktioniert offenbar selbst auf Standorten, die bodentechnisch nicht so günstig sind. Es fehlt zwar noch an Forschung und an Erfahrungen aus der Praxis, weil das bislang noch zu wenige anwenden. Aber die Nachfrage nach Produkten aus dieser Anbaumethode wird in Deutschland sicher steigen und damit auch die Zahl der so wirtschaftenden Betriebe. Gute Infos dazu gibt es beim bioveganen Netzwerk.
Und zum Schluss: Verrate uns doch bitte noch dein Lieblingsgericht. [Rezept im Link]
Es gibt eigentlich mehrere. Aber mit am liebsten esse ich Pilze, etwa mit Pfannkuchen. Champignons gibt es rund ums Jahr, sie enthalten viele Mineralstoffe und Vitamine und sind für mich eine gute Fleischalternative.
http://vegan-taste-week.de/inf…d-wissenschaftsjournalist
Hof Butenland
>>Sturmfrisieren.....<<
>>„Wir wissen heute, so wie wir es instinktiv schon immer gewusst haben, dass Tiere ebenso leiden können wie Menschen. Ihre Gefühle und ihre Empfindungsfähigkeit sind oftmals sogar stärker als die eines Menschen. Etliche Philosophen und religiöse Führer haben versucht, ihre Schüler und Jünger davon zu überzeugen, dass Tiere nicht mehr seien als Maschinen, ohne Seele, ohne Gefühle. Aber wer schon einmal mit einem Tier zusammengelebt hat – sei es mit einem Hund, einem Vogel oder auch nur mit einer Maus –, der weiß, dass diese Theorie eine dreiste Lüge ist, erfunden, um die Tierquälerei zu rechtfertigen.“
Isaac Bashevis Singer, polnisch-amerikanischer Schriftsteller und Philosoph
Foto: Emma und Karin<<
>>Wer es sich bei diesem Sturm leisten kann, bleibt einfach drinnen und lehnt sich gegen ein rosa Sofa.......
Foto: Giovanni und Prinz Lui<<
>>Es wird kuhschelig - Fiete hat Geburtstag:
Fiete wurde am 10. Januar 2012 geboren. Direkt nach seiner Geburt wurde er in einen dunklen Verschlag ohne Tageslicht verfrachtet, wo er sich kaum um die eigene Achse drehen konnte. Sechs Monate später griffen Tierschützer zur Tat und besuchten mit dem Team der Fernsehsendung Hund Katze Maus (VOX) den Hof, auf dem neben einem guten Dutzend Rindern in ganzjähriger Anbindehaltung eine Vielzahl verwahrloste Enten, Hühner und Katzen lebten. Die beiden Brüder, die den Hof bewirtschafteten, waren nach dem Tod der Eltern überfordert und hätten eigentlich schon längst keine Tiere mehr halten können und dürfen. Doch das zuständige Veterinäramt des Landkreises Diepholz hatte sechs Jahre lang nichts an den bekannten Zuständen zu beanstanden.
Kalb Fiete, die ältere Kuh Banana und zwei weitere Kühe konnten gerettet werden. Die übrigen Rinder gingen auf Anordnung des Veterinäramtes zum Schlachter, da diese Lösung für die Beamten offenbar leichter war als zu warten bis für alle Tiere Plätze auf Lebenshöfen gefunden worden wären – das Geld war da, denn eine Gruppe Tierfreundinnen hatte spontan eine Spendenaktion ins Leben gerufen.
Gegen das Veterinäramt haben wir Klage eingereicht und inzwischen komplette Akteneinsicht erhalten. Der Fall wird nun bei Gericht verhandelt.
Am 26. Juli 2012 war es soweit und das bis dahin namenlose Bullenkalb zog auf Hof Butenland ein. Ein echter norddeutscher Name war bald gefunden: Fiete. Der Kleine kannte nichts – kein frisches Gras, kein Sonnenlicht, keinen Wind, keine Artgenossen, kein Leben. In den ersten Wochen verkroch er sich am liebsten in der dunkelsten Ecke des Stalls, das kannte er, das war ihm vertraut. Alles andere schien ihn zu überfordern und er machte einen hilflosen und verlorenen Eindruck. Schritt für Schritt machten wir ihn mit der Welt vertraut, gingen täglich gemeinsam mit ihm auf die Weide zur großen Herde. Ein Glückstreffer für Fiete waren die damals ebenfalls kaum dem Kälbchenalter entwachsenen Ochsen Mattis und Samuell, mit denen er nach anfänglicher Scheu über die Weiden tollte. Auch unsere erfahrene Kuhdame Herbstzeit half Fiete mit ihrer ruhigen und sanften Art ins Leben – sie verbrachte viel Zeit mit ihm, ließ seine Spielattacken unbeeindruckt über sich ergehen und hatte nun endlich selbst ein Kalb, dem sie beim Aufwachsen zusehen und mit ihm zusammen sein konnte. Als 2014 La Colorida ins Kuhaltersheim einzog, freundete Fiete sich mit ihr an und nahm ihr wiederum die Scheu vor Menschen, indem er ihr zeigte, wofür Menschenhände gut sind. Denn Fiete ist eines der wenigen unserer Rinder, die es schätzen, am ganzen Körper massiert zu werden und menschliche Streicheleinheiten genießen. Wir gönnen ihm dieses Verwöhnprogramm wann immer es geht.<<