Michael Jackson und Olodum

  • Teil 1 - Michael Jackson und Olodum - Das Musikvideo
    Olodum und Michael Jackson - Making Of, Teil 1
    http://www.youtube.com/watch?v=Qsrb5NJ9h4E&NR=1


    Die Karnevals- und Musikgruppe, aber auch die mittlerweile soziale Kulturnehmung Di Grupo Cultural Olodum spielt hier in diesem besonderen Musikvideo They don't care about us von Michael Jackson ihre eigene entwickelte Musikform - den Samba-Reggae, die bereits über Paul Simon mit The Obvious Child zu einer der erfolgreichsten bahianischen Musikform geworden war. Der Reggae-Samba ist ein Lebensgefühl, Identiät der Afro-Brasilianer in Bahia (die Stadt mit dem höchsten Anteil von Afro-Brasilianern in Brasilien), aber auch politisches Engagement und Kampf gegen den Rassismus und beeindruckendes soziales Engagement für die afro-bahianischen Kinder und Jugendlichen in den Elendsvierteln von Bahia. Der Samba-Reggae ist eine Mischung aus Brasilien und Jamaika. Olodum verstehen sich als Erben des Reggaes und Repräsentanten schwarzer Musik aus der Dritten Welt, als Repräsentaten der internationalen Schwarzenbewegung..


    Und dann kam im Feburar 1996 Michael Jackson und Filmemacher Spike Lee, der bereits mit seinem Film Malcolm X zu einem Idol der jungen Afro-Brasilianer geworden war. Die Zusammenarbeit und das Zusammentreffen mit Michael Jackson waren bedeutsame Höhepunkte in der Geschichte Olodums. Joao Jorge Rodrigues dos Santos, Führer von Olodums erinnert sich (FdSP, 09.02.1996): Für meine Generation in Salvador, die gelernt hatte in den Jackson Five eine Referenz zu sehen, schwarze Jungs mit Black-Power-Haarschnitt und feinen Gesten, ... wird es eine Überraschung sein, ihn jetzt in der Hauptstadt der "negritude brasileira" zu treffen, embrabquecido und jedes Mal mehr angebetet. Und wie durch eine Ironie des Schickslas kommt Michael Jackson begleitet von Spike Lee, dem erfolgreichsten und polemischsten schwarzen Filmdirektor des amerikanischen Kinos.


    Im Internet frei verfügbar ist die Dissertation von Petra Schaeber mit dem Titel "Die Macht der Trommeln" von Mai 2003, die sich mit der Di Grupo Cultural Olodum beschäftigt und in aufwändigen Interviews mit Joao Jorge Rodrigues dos Santos, Cristina Rodrigues und dem weltbekannten Musikdirektor und Gründer von Olodum, der Trommler Neguinho do Samba (Antonio Luis Alvis de Souza), der im Alter von 54 Jahren am 31. Oktober 2009 an einem Herzinfakrt verstarb, die Geschichte von Olodum beleuchtet. Marcio Aurelio Luz (A. Tarde 16.03.1996) kommentiert: Der Weltstar Michael Jackson tanzt mit den Trommlern Olodums auf dem Pelourinho. Individuell ein bewegendes Erlebnis, aber auch für die schwarze Bewegung ein Symbol. ... Der Ort, wo der Pelourinho, der Schandphal, wurde eingenommen von den Trommeln Olodums. ... Michael Jackson tanzte und inszenierte und begleitete den Trommler und seine Trommel preisend im Herzen des Pelo. ... Die schwarze internationale Gemeinschaft ist nach Olodum, Spike Lee und Michael Jacksonnicht mehr dieselbe. Olodum, Spike Lee und Michael Jackson haben die Kraft der Schwarzen Panther. ...

  • Olodum und Michael Jackson - Making Of, Teil 2
    http://www.youtube.com/watch?v=VqPEyGfHLPo&feature=related


    Brasilien besitzt nach Nigeria die zweitgrößte schwarze Bevölkerung der Welt und damit mehr als doppelt so viel Menschen afrikanischer Abstammung wie in den USA. Karneval wird in ganz Brasilien gefeiert. Bis heute ist neben Rio de Janeiro Salvador die Hochburg des Karnevalstreibens. Karneval und sein Vorläufer, das Entrudo, sind europäische Festtraditionen, die von den Portugiesen nach Brasilien und auch nach Bahia gebracht wurden. Die Musik der verschiedenen Blocos Afros, zu der auch Olodum gehört, ist ein fundamental für die Entwicklung einer neuen Identität der afro-bahianischen Jugendlichen. Daher spielt die konkrete pädagogische Arbeit eine wichtige Rolle für die Blocos Afros. Dieses ist ja auch etwas, für das sich der Superstar Shakira einsetzt. Olodum wurde am 25.April 1979 im Maciel/Pelourinho gegründet. Der Name Olodum wird hergeleitet von Olodumaré und bedeutet im Yoruba Gott der Götter.


    In Deutschland konnte sich They Don't Care About Us1996 für drei Wochen auf Platz 1 festsetzen und 3 x Gold erringen. In den USA war They don't care about us nicht so erfolgreich wie in Europa. Kein Wunder, haben doch die Deutschen ein sehr großes Herz und Interesse an Karneval. Olodum würde ja auch nahezu perfekt in den alternativen Kölner Karneval passen. Bisher ein Geheimtipp - allerdings in aller Munde - die Sambagruppen ziehen im Geisterzug jeweils in der Nacht von Karnevals-Samstag auf Karnevals-Sonntag durch die nächtliche Kölner Innenstadt. Ein Erlebnis! Und ich sicherlich in einem orignalen Olodum-T-Shirt, wenn Olodum durch die Kölner Karnevals Nacht ziehen würde - mit den eindringlichen Trommeln von They don't care about us - ich wäre dabei! Die Originalität und Ausdruckskraft der bahianischen Trommler trifft besonders bei uns in Europa auf einen Markt, der bereits seit Jahren Konzerte mit den authentischen Rhythmen durchführt - die sogenannte Weltmusik oder auch World Music.


    Clip von brasilianischen Reportagen aus dem Jahre 1996, Teil 1:
    http://www.youtube.com/watch?v=MZ_jreINpD8&feature=related


    Petra Schaeber erzählt die Erinnerungen nach: Die Aufnahmen für das Musikvideo They don't care about us werden in Salvador und der Favela Dona Maria in Rio de Janeiro gedreht. Salvador erliegt zwei Tage lang dem Michael Jackson Fieber. Die Casa de Olodum wird zum Hauptquartier des Filmteams. Spike Lee hat ungefähr 300 Mitwirkende unter sich! Hier gibt Spike LeeMichael Jackson und 200 Trommlern Olodums verlaufen unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und mit einem großen Polizeiaufgebot (1500 Polizisten und 50 Zivilschützer). Noch wochenlang werden in der Tagespresse die Dreharbeiten interpretiert. Selbst die größte Zeitung Brasiliens schickt eine Reporterin und lässt die Einzigartikeit des Moments schildern. ... Einige Tage nach den Aufnahmen wurde im Fantastico, dem wichtigsten Reportageplatz des mächtigen Fernsenders Globo die brasilianische Version des Clips gezeigt, angereichert mit Filmaufnahmen aus Salvador und Rio de Janeiro. Der Tanz Biras, des Trommlers aus der Banda Show und das Interview mit Michael Jackson, in dem er sagt: Ich danke Gott, ich danke Olodeum für diesen Moment meines Lebens. Der Name Olodum wird nun in einem Atemzug mit dem Namen Michael Jackson.


    Clip von brasilianischen Reportagen aus dem Jahre 1996, Teil 2:
    http://www.youtube.com/watch?v=l9-66khEdh4&feature=related


    Noch hautnah erleben wir die Gefühle nach, wenn die Reporterin Gloria NMaria hier berichtet. Der englische Text steht unter dem Clip!

  • Olodum“ ist eine sehr bekannte kulturelle afro-brasilianische Musikgruppe in Richtung Sambareggae. Sie hat diese Musik maßgeblich geprägt. „Olodum“ wurde 1979 als Bloco Afro nach dem Vorbild von Ile Aiye gegründet Der Schlagzeuger “Mestre Neguinho” experimentierte mit afro-karibischen Rhythmen und vermischte diese mit brasilianischem Samba. Er teilte die großen Basstrommeln in vier Blöcke und das Resultat war eine neue Art der Musik. Sie gaben ihm den Namen “Sambareggae” , der sehr schnell den Karneval beherrschte. 1980 war "Olodums" erster Karnevalsauftritt und zog 800 Bewohner auf die Straßen von Salvador da Bahia. Mittlerweile führt die Gruppe während der Karnevalszeit ca. zweihundert Schlagzeuger, Sänger und tausende von Kostümen vor. Außerdem bestreiten sie in kleineren Formationen Bühnenauftritte. Die Musikgruppe verband die Musik von Anfang an mit politischen Forderungen nach Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung. Sie hat sich aktiv gegen Rassismus und sozio-ökonomische Verschiedenheiten eingesetzt.


    In den späten 80er Jahren bildete die Gruppe eine professionelle musikalische Band mit 10 Musikern. Ihren Rhythmus benutzen viele Stars wie Paul Simon bis zu David Byrne.
    Neben vielen eigenen Platten und CDs spielte "Olodum" 1990 mit Paul Simon das Stück „The Obvious Child“ auf dessen Album „The Rhythm of the Saints“ ein, 1995 nahm Michael Jackson den Song „They Don't Care About Us“ mit der Gruppe auf, die auch in dem gleichnamigen Musikvideo zu sehen ist. Außerdem spielten sie den Trommelrhythmus für Aufnahmen von Wayne Shorter und Herbie Hancock auf der Kompilation „Bahia Black – Ritual Beating System“ von Bill Laswell ein. Michael Jackson trägt mehrere Olodum T-Shirts in dem Video seines Hits "They don't care about us".


    In Europa gelten Olodum inzwischen als eine der meistgehörten brasilianischen Bands.
    "Olodum" ist darüber hinaus ein Kulturverein, der sich für die afrobrasilianische Kultur und soziale Belange der schwarzen Bevölkerung Salvadors engagiert. Das Kulturzentrum liegt am Pelourinho, dem historischen Zentrum der Altstadt von Salvador.


    Eines unserer ersten Anliegen war es, die Kinder von der Straße zu holen und in kulturelle Aktivitäten einzubinden, die zur Ausbildung eines schwarzen, eines politischen Bewusstseins beitragen können” erklärt João Jorge, Präsident der Grupo Cultural Olodum. Das ganze Jahr über lernen die Kinder in der Escola Criativa trommeln, tanzen und singen, spielen Theater. Sie fabrizieren Masken und lernen jene schwarze Geschichte Brasiliens kennen, die nicht in ihren Schulbüchern steht. Olodum gründet eine Fabrik, in der sie Trommeln, Kostüme und andere Einzelteile produzieren, die an die Öffentlichkeit verkauft werden. In dieser Fabrik, genannte “Produktionsstätte” für Karnevalskostümen und T-Shirts, sind hauptsächlich Bewohner aus dem Viertel Maciel “Pelourinho“ beschäftigt.


    „Olodum“ setzt sich aktiv gegen Rassismus, sozio-ökonomische Verschiedenheiten und Menschenrechtsverletzungen ein. Wen wundert es da, dass sich Michael Jackson diese Gruppe für seinen Musikvideodreh „They Don’t Care About Us“ ausgesucht hat?


    Michael Jackson war kein Mensch, der es sich gern bequem machte. Um seine Botschaften auch wirkungsvoll zu verbreiten, ging er auch dahin, wo es wehtut, dahin, wo es gefährlich ist. In diesem Fall sogar sehr gefährlich! Der Drehort war die Dona Marta Favelas in Rio de Janeiro, Brasilien, eines der gefährlichsten Ghettos der Welt! 12.000 Menschen leben hier auf engstem Raum in primitiven Hütten. Elektrisches Licht und fließendes Wasser - Fehlanzeige. Jacksons Anwälte hatten im Vorfeld ihm gegenüber größte Bedenken geäußert, hier zu drehen. Doch Michael Jackson ließ sich durch nichts und niemand davon abbringen.


    Der Videodreh zu "They Don?t Care About Us", mit Michael Jacksons Protestsong gegen soziale Ungerechtigkeit und Armut ist eine bittere Anklage gegen Politiker, die nichts tun, um dieses Elend zu beseitigen.


    Willkommen war Michael Jackson damals bei den wenigsten Politikern. Im Vorfeld hatte das Tourismusministerium von Rio de Janeiro versucht, die Aufnahmen im Armenviertel zu verhindern.
    Die Stadt befürchtete durch die Darstellung der prekären Zustande in der Faleva einen Imageverlust bei der damals laufenden Bewerbung für die Olympiade. Michael Jackson setzte sich auch hier durch und ging einen Kompromiss ein, in dem er in der Faleva Dona Marta nur einen Teil des Clips abdrehte. Weitere Szenen wurden im Stadtteil Pelourinho in Salvador da Bahia gedreht. Dies geschah allerdings auch aus Sicherheitsgründen.

  • Heute ist Dona Marta eine eher ruhigere Favela, die Drogengangs wurden fast vollständig vertrieben. Damals war die Situation jedoch weitaus gefährlicher, Schießereien waren an der Tagesordnung. Michael Jackson kam mit rund 60 eigenen Sicherheitskräften an den Drehort, die Polizei sperrte das Areal weiträumig ab.
    Michael Jackson ist aufgrund seiner “Brasilien-Version” des Musikvideos aus dem Jahr 1996 sehr beliebt bei der einfachen brasilianischen Bevölkerung. Er sang und tanzte sich in ihre Herzen.Das Musikvideo wurde von Spike Lee unter Beteiligung der Bewohner des berühmten Stadtteils Pelourinho in Salvador da Bahia sowie der Favela Dona Marta in Rio de Janeiro gedreht. Integriert in die Produktion wurden über 200 Teilnehmer der Axé-Gruppe Olodum. Michael Jackson zeigt sich in dem 7-minütigen Video erstaulich volksnah.


    Die bekannte brasilianische Journalistin und TV-Moderatorin Glória Maria hat Michael Jackson damals persönlich getroffen. In einem Interview beschrieb sie ihre Erfahrung mit dem nach außen hin eher scheuen Künstler wie folgt:


    Zitat Anfang:


    “Ich habe seinen kompletten Besuch in Brasilien begleitet. Bei den Dreharbeiten zu dem Musikvideo in Pelourinho mit Olodum, und auch in Dona Marta in Rio. Er gab keine Interviews, aber akzeptierte mit mir 15 Minuten zu sprechen. Mein Treffen mit ihm war gewaltig. Er war eine einfache und menschliche Person. Ich habe von ihm das Bild einer sehr zerbrechlichen Person. Die ganze Welt spricht von Allergie, Bakterien, weil er isoliert lebte. Also, ich ging Dona Marta zu Fuß hoch und ich kam oben schmutzig und verschwitzt an. Er hat mich ohne jeglichen Ekel fest umarmt. Er war eine ganz normale Person und ohne diese Monströsitäten, die man ihm nachsagt. Beim Dreh in Pelourinho war er wie ein kleines Kind. Er hüpfte und schrie. Es war ein erfüllender Moment und ich hatte als Journalistin das Privileg, diesem Moment beizuwohnen. Als Mensch hat er mich immer interessiert und fasziniert. Aber ich habe immer gefühlt, dass er das Opfer seiner eigenen Geschichte wird.”


    Zitat Ende


    Der Präsident von Olodum, João Jorge Rodrigues , hat sich seinerzeit mit Bestürzung zum plötzlichen Tod des Sängers geäußert. Jorge Rodrigues kannte Michael Jackson persönlich vom Videodreh in Salvador und begründete die enorme Wichtigkeit des Videodrehs.


    Zitat Anfang:


    “Er war ein großer afro-amerikanischer Repräsentant. Er hat unglaubliches geleistet und ist eine Legende geworden. Die Reise von ihm nach Salvador, speziell nach Pelourinho, war für Olodum sehr wichtig. Wir haben etwa 215 Trommler genommen, die mit ihm gespielt haben. Die Gruppe hatte zuvor mit Paul Simon gespielt und dann haben wir mit Spike Lee geredet, mit ihm auch zu drehen. Michael Jackson hat mit der Musik den Namen Olodum in 181 Nationen weltweit exportiert, fünf Milliarden Menschen haben dadurch die Gruppe hören können.“


    Zitat Ende


    Zu „They Don't Care About Us wurden zwei Videoclips gedreht: Die Handlung der ersten Version wie oben beschrieben in Brasilien. Im zweiten Clip sieht man ein Gefängnis mit Zelleninsassen und Michael Jackson in Handschellen. Zu sehen sind auch reale Aufnahmen, in denen Polizisten dunkelhäutige Amerikaner angreifen, Szenen mit Ku-Klux-Klan-Kriegern, Völkermord, hungernde Kinder, Mord, Hinrichtung und andere Menschenrechtsverletzungen.


    Dreimal hat Michael Jackson Brasilien besucht.


    Es geht noch weiter, aber ich weiß nicht, ob das nicht schon hier ist, unter der Suchfunktion finde ich es nicht


    http://www.michaeljackson.com/de/news/video-des-tages-0



    EDIT von tita: verschoben, da das hier keine news sind!

  • Danke fürs finden Thalia.. :blume:
    Viele Szenen aus den Videos hab ich noch nie gesehen..z.B. im ersten Vid, wo er auf dem Balkon rumtanzt :herz: ..oder wie durch die Favela läuft...