Die Wahrheit der Lust, von Frau zu Mann
(The Truth of Lust, Woman to Man)
05/01/2012
Joie: Gut, du hast danach gefragt, also hier ist es. Und wie meine Mädels, Salt-n-Pepa, sagen würden – Let’s talk about sex, baby!
Also vor drei Wochen schweifte die Diskussion über They Don’t Care About Us irgendwie vom Thema ab zu Michael Jacksons unglaublichem Sex Appeal (das könnte an mir gelegen haben) und die Kommentare gerieten außer Rand und Band.
Willa: Joie! Michael Jackson sexy? Ich bin wirklich geschockt. Mein Interesse an Michael Jackson ist rein akademischer Natur, das kann ich dir versichern. Ich habe niemals diese erstaunlichen Augen bemerkt, oder die unglaubliche Art, wie er auf der Bühne seinen Körper bewegte oder diesen süßen kleinen Hintern in Thriller …
Joie: Gut, da du ja niemals irgendetwas von diesen Dingen bemerkt hast, Willa, was ist dann mit diesen sinnlichen Lippen? Oder der verführerischen Art, wie seine Stimme dich anzieht? Oder sein kleines sexy Lachen? Oder auf welche wundervolle Weise er diese verblüffende goldene Hose auf der HIStory Tour ausgefüllt hat …
Willa: Ich hab‘ mich schon gefragt, wie lange es dauert, bis du die goldene Hose erwähnst.
Joie: Was soll ich sagen; ich bin eine sehr visuelle Person! Aber egal, Willa und ich sind da offenbar auf ein kleines Diskussionstabu gestoßen, das viele von euch in ihren Kommentaren als den ultimativen Elefant im Raum bezeichnet haben. Und weil dieser Blog dazu da ist, diese Elefanten auf den Tanzboden zu bitten, haben wir uns gedacht, wir beginnen das neue Jahr damit, mit dem größten Elefanten von allen eine kesse Sohle auf’s Parkett zu legen.
Weißt du Willa, um ganz ehrlich zu sein, ich war mehr als nur ein wenig überrascht, als wir so viele Kommentare erhielten, die um eine Diskussion zu diesem Thema baten. Ich meine … ich habe Michael immer als unglaublich sexy und sehr attraktiv empfunden, und ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die auf diese Art für ihn fühlt. Wie Aldebaran nach jenem Post in einem Kommentar angemerkt hat, alles was du tun musst, ist auf YouTube zu gehen, und es sehr leicht, diese sehr sinnlichen Videos von Fans zu finden, die Michaels sexy Seite zeigen – ein kleines heimliches Vergnügen, das ich gerne „MJ Porno“ nenne. Und es ist überall in YouTube; es muss mindestens mehrere Hundert von ihnen geben. Also, ich wusste, ich war nicht allein. (Nebenbei gesagt, lass mich bei dieser Gelegenheit persönlich all jenen danken, die besagte Videos kreiert und zu meiner Freude auf YouTube eingestellt haben; ihr habt keine Ahnung, wie sehr ich das anerkenne!)
Aber, ich vermute, was mich so schockiert hat war, dass so viele von unseren Lesern nach einer „ernsthaften“ Diskussion über Michaels erotische Anziehungskraft gefragt haben, und wie die Medien ihm diesen Status als Sexsymbol, den er so mühelos verdient, vehement abgesprochen haben.
Willa: Das ist eine wichtige Frage, aber es ist schwierig, darüber zu sprechen. Nicht nur, dass es irgendwie ein Tabu ist, sogar jetzt, sondern es ist auch sehr verworren und subjektiv. Es ist schwer zu identifizieren, was es genau ist, und das macht ihn so unglaublich heiß.
Joie: Nein, ist es nicht; hast du ihn angesehen?!
Willa: Ich weiß, ich weiß. Aber unterschiedliche Menschen reagieren auf unterschiedliche Art und aus unterschiedlichen Gründen. Er war unglaublich attraktiv, aber nicht alle attraktiven Menschen sind sexy. Er war auch sehr gefühlvoll und liebenswürdig und leidenschaftlich in seinen Ansichten, und unglaublich klug und sehr lustig, und er hatte diese erstaunliche Stimme und konnte sich bewegen wie ein Panther, und hast du jemals diese Adern an seinem Unterarm gesehen? Ich muss sagen, er hat sehr hübsche Adern …
Joie: Und auch schöne Hände, sehr groß und maskulin …
Willa: Jedenfalls ist das alles sehr subjektiv, und für mich persönlich ist es sehr schwierig, darüber zu sprechen, einfach weil meine eigenen Gefühle so kompliziert sind. Sie sind vermischt mit dem Thema Rasse und tiefsitzenden kulturellen Tabus und meiner eigenen Kindheit, und es ist schwer, das alles auseinander zu sortieren.
Du weißt ja, seit ich das erste Mal Ben im Radio gehört habe, fühlte ich diese tiefe Verbindung zu Michael Jackson – einfach dieses überwältigende Gefühl, dass er ein Seelenverwandter war. Es war überhaupt nicht sexuell – ich war elf Jahre alt – es war einfach dieses beruhigende Gefühl, dass er jemand war, der die Dinge auf dieselbe Art sah wie ich, und dass er jemand war, mit dem über Dinge reden konnte, die mich beunruhigten. Und was mich beunruhigte, zum größten Teil, waren die Dinge, die ich sah und hörte, als sie die lokalen Schulen integrierten. Er half mir wirklich durch das alles hindurch, und dafür bin ich immer noch sehr dankbar.
Und dann gehen ein paar Jahre ins Land, und er ist plötzlich zu dem sexiesten Typ herangewachsen, den du dir vorstellen kannst, und das war einfach überwältigend für mich. Ich konnte es nicht glauben. Es war wie: Wow, die Dinge sind gut gelaufen für dich! Diese Metamorphose war erstaunlich und wunderbar, aber auch ziemlich verwirrend. Er war umwerfend – der schönste Mann, den ich je gesehen habe – aber er war so umwerfend, dass es schon wieder entfremdend war. Er schien irgendwie so exotisch mit seinen sinnlichen Augen und seinem heißen Körper und seiner Boa Constrictor.
Aber er war wie mein Freund aus der Kindheit und schien mir so vertraut.
Also gab es da diesen seltsamen Konflikt zwischen exotisch und vertraut.Und dann war da dieses hässliche Vorurteil, dass sich Weiße Mädchen angeblich nicht von Schwarzen Jungs angezogen fühlen (sollten). Speziell im Süden wurden Weiße Mädchen, die sich mit Schwarzen Jungs trafen, als abstoßend angesehen, „Weißer Abschaum“, und sogar obwohl ich damit nicht übereinstimmte, konnte ich nicht anders als dafür sensibilisiert zu sein. Ich wusste, was die Leute über solche Mädchen dachten. Aber er war unglaublich sexy, und ich war unbestreitbar angezogen von ihm – sehr angezogen von ihm – und es fühlte sich für mich überhaupt nicht falsch an. Außerdem, wie ich schon sagte, war er mir so vertraut, und es gab für mich keinen Weg, akzeptieren zu können, dass die starke Verbindung zu ihm irgendwie falsch sei. Es war zu wichtig für mich und bereits zu lange ein Teil von mir, als dass ich diese Verbindung hätte leugnen können.
Also war es dieser seltsame Kampf, der in mir zwischen vertraut und exotisch tobte, zwischen dem Begehrenswerten und dem Tabu – zwischen dem, was meine Kultur mir sagte, was ich fühlen soll und dem, was ich selbst in mir fühlte.