Joie: Es ist wirklich sehr traurig, wenn du über das alles auf diese Art nachdenkst, weißt du? Zu realisieren, dass so viele von unseren täglichen Konflikten gelöst werden, oder sogar verschwinden könnten, wenn wir alle nur ein wenig mehr Mitgefühl gegenüber anderen hätten und uns gegenseitig zuerst mal mit ein wenig Liebe ansehen könnten anstatt immer sofort mit Verärgerung zu reagieren. Und der wirklich traurige Teil ist, dass das eine Lektion ist, die Michael so viele Jahre lang versucht hat, uns beizubringen. Wow. Das hat mich gerade ein bisschen umgehauen. Danke für die Geschichte, Willa.Aber um auf Is it scary zurückzukommen, was diesen Song besonders herzzerbrechend für mich macht, sind diese Zeilen ganz am Ende:
Ich bin müde missbraucht zu werden
Du weißt, du machst mir auch Angst
Ich denke, das Böse bist du
Ist das unheimlich für dich, Baby?
Bei diesen wenigen Zeilen möchte ich weinen. Du kannst alle seine Gefühle hören am Ende dieses Songs – Frustration, Zorn, Wut, Traurigkeit. Besonders, als sie gekoppelt sind mit seinen schwermütigen Schreien „Ich will darüber nicht sprechen“ (Don’t wanna talk about it), das dieser letzten Strophe direkt vorangeht. Es ist schwer, dem zuzuhören und ich habe das Gefühl, wenn jede Person auf diesem Planeten diesem Song richtig zuhören und ihn verinnerlichen würde, dann würde die Welt ihn vielleicht endlich doch ein wenig besser verstehen und realisieren, was sie ihm angetan hat.
Ich weiß. Es ist ein Wunschtraum. Aber ein Mädchen darf hoffen.
Willa: Ich stimme dir zu – dieser Song scheint ein reiner Ausdruck aller Emotionen zu sein, die er empfand nach den Anschuldigungen 1993. Und es erstaunt mich, dass er mitten in diesem Schmerz der Anschuldigungen, zu einer Zeit, als ich persönlich nichts mehr wollte, als mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen und zu weinen, er noch fähig war, sich ein wenig davon zu distanzieren, und das, was geschehen war, auf einer kulturellen Ebene zu durchdenken und seine künstlerische Antwort zu erschaffen. Das erstaunt mich einfach, auf vielen verschiedenen Ebenen und bringt diesen ganzen Mix von Emotionen bei mir hervor – alles von Bewunderung für das, was er erreicht hat bis hin zu tiefer Trauer für alles, was er durchgemacht hat und für alles, was wir verloren haben.
Joie: Ich weiß. Es ist wirklich verblüffend, wenn man darüber nachdenkt. Wie jemand den Mut haben kann, seinen Kopf Tag für Tag hoch zu halten in dieser Situation… es ist einfach verblüffend für mich und ich denke, er war einer der tapfersten Menschen aller Zeiten. Kannst du dir vorstellen, in seinen Schuhen zu stecken und durch die öffentliche Erniedrigung zu gehen, jeden einzelnen Tag? Und mitten in alldem immer noch fähig zu sein zu arbeiten und zu schreiben und wahrhaft fesselnde Kunst zu erschaffen und es einer Welt zu präsentieren, die sich gegen dich gewandt hat. Er ist so unglaublich für mich.
Willa: Dem können wir beide sicherlich nur zustimmen.