Man in the Music: Joe Vogels Meisterwerk
24/11/2011
Joie: Anfang dieses Monats passierte etwas wahrhaft Wunderbares. Ein Ereignis, auf das ich voller Spannung monatelang gewartet hatte. Das lang ersehnte Buch des Autors Joe Vogel Man in the Music: The Creative Life and Work of Michael Jackson wurde am 1. November 2011 veröffentlicht, und ich hatte das große Vergnügen, Joe im Mai für den MJFC interviewen zu dürfen. Aber sogar lange vor unserem Interview war ich so gespannt auf dieses Buch, und ich drängte richtig auf ein Interview mit ihm, denn ich wusste, es würde etwas ganz Besonderes werden.
Ich war bereits einige Zeit ein flüchtiger Fan von Joe, und ich hatte viele seiner Artikel über Michael Jackson in der Huffington Post gelesen. Was ich an der Art, wie Joe schreibt, mochte, war, dass ich bei seinen Artikeln immer das Gefühl hatte, dass er so wie ich ist – einfach ein Studierender der Popkultur, dem es passiert ist, ein Michael Jackson Fan zu sein. Seine Erkenntnisse sind wirklich erfrischend und inspirierend, und ich finde seinen Schreibstil sehr bodenständig und real, und einen seiner Artikel zu lesen, war wirklich ein Vergnügen für mich. Als ich also das erste Mal von diesem Buch hörte, war ich aus zwei Gründen riesig aufgeregt: Erstens, wie ich schon sagte, war ich ein Fan. Und zweitens, so etwas gab es noch nie zuvor. Dies ist ein Buch, dessen Zeit nicht nur gekommen ist, nein, es war LANGE überfällig! Und ich wusste, wenn irgendjemand dem Buch gerecht werden konnte, dann würde es Joe Vogel sein; also ich war extrem aufgeregt. Nachdem Joe mir das Interview für MJFC gewährt hatte, denke ich, bin ich tatsächlich so etwas wie ein Mini-Stalker geworden, habe ihn wiederholt gefragt, ob es irgendetwas gäbe, was ich oder der MJFC als Promotion für das Buch tun könne. Er könnte tatsächlich ein wenig Angst vor mir haben; ich bin wie ein Man in the Music-Groupie.
Willa: Ich weiß nicht, Joie. Joe scheint mir ziemlich stabil zu sein. Ich glaube, es braucht etwas mehr als ein Man in the Music-Groupie, um ihn zu erschüttern … Aber im Ernst, ich weiß, was du meinst – Ich liebe Joes Buch genauso, besonders das Level der Details, die er darüber enthüllt, wie jeder Song auf jedem Album auf akribische Art und Weise erschaffen wurde.
Aber der Teil, den ich am meisten liebe, war gänzlich unerwartet und für mich ist das eine wundervolle Bestätigung für die Stärke von Michael Jacksons kreativem Geist: Es war der ganz andere Einblick, der einem in das kreative Leben in seinen späteren Jahren, besonders nach dem Prozess 2005, gewährt wird. Joes Buch widerspricht komplett dem üblichen Blick auf diese Zeit seines Lebens. Die Geschichte, die immer wiederholt wird zeichnet einen Mann, der so gehetzt und erschöpft war, dass er unfähig war, an einem Ort für mehr als ein paar Wochen zu bleiben, unfähig jemandem zu vertrauen, unfähig zu arbeiten – der einfach zu sehr belästigt wurde und abgelenkt war, um kreativ zu sein.
Aber Joes Buch zeichnet ein ganz anderes Portrait dieser späteren Zeit seines Lebens. Was wir in Joes Buch sehen können, ist ein extrem talentierter, kreativer und hingebungsvoller Künstler, der zutiefst beschäftigt war mit einem Netzwerk von Künstlern in der ganzen Welt, die zusammengearbeitet haben, um außergewöhnliche Werke zu produzieren. Joe deutet in der Tat an, dass die spätere Periode wohl die produktivste seines Lebens war, sogar obwohl sehr wenig dieser Arbeiten für die Öffentlichkeit herausgegeben wurde.
Joie, ich weiß nicht, ob das Sinn macht oder nicht, aber diesen Teil von Joes Buch zu lesen macht mich so glücklich – es ist, als ob mir die Last der Trauer genommen wird, von der ich nicht mal realisiert hatte, dass sie da war. Ich vermute, wir alle gehen mit Trauer unterschiedlich um, und für einige Fans hat die Verurteilung von Dr. Murray eine Art Lösung gebracht, aber das hat mir überhaupt nicht geholfen. Ich denke, auf eine gewisse Art habe ich deswegen mit dem Schreiben von M Poetica angefangen, als Versuch mit der Trauer umzugehen. Ich denke, Michael Jacksons Werk ist so unglaublich, aber nichts, was ich bisher in den Mainstream Medien gelesen habe, kam auch nur vage in die Nähe dessen, was ich über ihn und seine Musik und seine visuelle Kunst fühle und was es für mich bedeutet, und dieses Fehlen der Anerkennung fügt der Situation eine weitere tragische Komponente hinzu. Also fing ich an, darüber zu schreiben, wie ich die Dinge sah, und es half mir durch die Traurigkeit des Ganzen. Aber nichts hat mir so geholfen wie der Teil „Die letzten Jahre / The Final Years“ in Joes Buch.
Für mich war Michaels Jacksons Kreativität das Leitprinzip seines Lebens. Leute haben ihn wieder und wieder betrogen, aber dieser kreative Geist nie. Das war immer da für ihn, hat ihn genährt und ihm Kraft gegeben. Er hat in zahlreichen Interviews gesagt, dass er am glücklichsten war, wenn er schöpferisch tätig war und aufgetreten ist und dass er sich im Studio oder auf der Bühne am wohlsten gefühlt habe, wenn diese kreative Energie durch ihn hindurch floss und sich durch ihn ausdrückte. Das ist es, warum mich all diese Berichte über eine zum Kreieren zu erschöpfte und abgelenkte Person so verstört haben. Aber Joes Buch gab mir die Rückversicherung, die ich brauchte, dass sogar nach dem Prozess 2005 und dem ganzen Schrecken dieser späten Jahren der kreative Geist immer noch für ihn da und stärker denn je war.
Joie: Der Meinung bin ich auch, Willa. Es war eine erfreuliche Überraschung zu erfahren, dass er sogar da immer noch so engagiert war beim schöpferischen Akt der schönen Musik. Und du hast Recht, wir trauern alle auf unterschiedliche Art, so macht es für mich absolut Sinn, dass dieser Abschnitt in Joes Buch eine Art Katharsis für dich ist. Ich fand es genauso beruhigend. Joe erzählt uns, dass Michael in der Zeit nicht nur guten Mutes war, er war auch entschlossen und begeistert bezüglich der Werke, die er produzierte. Ich wünschte nur, dass wir etwas von der Musik hören könnten, an der er in der Zeit arbeitete, besonders das Klassik Album!
Willa: Oh ja. Weißt du, ich habe Gerüchte gehört, dass er ausprobierte, klassische Musik zu komponieren, aber ich hatte keine Ahnung, dass er so sehr darin engagiert war oder dass er ein Werk nahezu fertiggestellt hatte. Nach Joes Buch sind alle Parts für die verschiedenen Instrumente ziemlich weit ausgearbeitet – es muss nur noch eingespielt werden. Der Komponist David Michael Frank, der an dem Projekt mitgearbeitet hat, sprach mit Joe darüber:
„Ich hoffe, dass seine Familie eines Tages entscheiden wird, diese Musik zu seiner Anerkennung zu veröffentlichen und der Welt die Tiefe seiner Kunst zu zeigen … Ich erzählte Michael, ich würde einen von Leonard Bernsteins Taktstöcken, den ich bei einer Auktion ersteigert hatte, benutzen, als wir die Aufnahmen machten. Ich wusste, dass gab ihm einen großen Kick“.
Ich hoffe auch, dass sie es tun werden. Ich würde es so lieben, das zu hören. Und kannst du dir vorstellen, wie David Michael Frank das Orchester dirigiert, und dabei einen von Leonard Bernsteins Taktstöcken mit einem weißen paillettenbesetzten Handschuh hält? Was wäre das für eine wundervolle Metapher. Und ebenso ein großartiges Bild.
Joie: Oh ja. Ich selbst bin ein Fan von klassischer Musik und ich glaube, ich würde alles darum geben, klassische Musik zu hören, die Michael komponiert hat; ich würde es so sehr lieben!
Aber um auf das zurückzukommen, was du gesagt hast über seinen kreativen Geist, Michael selbst hat oft gesagt, dass er niemals aufgehört hat zu arbeiten; ganz egal, was in seinem Leben passierte, er hörte nie auf zu Kreieren. Und ich liebe gerade diese Aussage von Aufnahme-Ingenieur Matt Forger aus Man in the Music. Er sagte:
„Michael hörte nie auf zu kreieren. Er war kein Künstler, der sagte ‚Oh, ich werde ein Album herausbringen, ich sollte besser anfangen, Songs zu schreiben‘. Die Songs flossen ständig aus ihm heraus, und wenn es kein Song war, dann war es ein Gedicht oder eine Idee für eine Geschichte oder ein Short Film … Es war ein ständiger kreativer Prozess“.
Also war es, als ob das Leben selbst ein ständiger kreativer Prozess für ihn war, und das finde ich faszinierend!