Dancing With The Elephant

  • Ach Lilly, wir sind Dir ja schon so dankbar, dass Du dies hier im Forum veröffentlichst! Es ist wirklich hochinteressant, wie die beiden
    sich immer auslassen. Mal ein Herz und eine Seele und mal nicht einer Meinung, aber sie finden eigentlich IMMER wieder zusammen! :doppelv:

  • Sie dachten, sie hätten wirklich die Kontrolle über mich – Teil 2
    (They Thought They Really Had Control of Me – Part 2)
    25/01/2012


    Willa: Also, ich will offen und ehrlich sein und sagen, dass Joie und ich schrecklichen Bammel vor dem Post dieser Woche hatten – die Große Depression, wie Joie es genannt hat. Er behandelt ziemlich ausführlich einige sehr schmerzvolle Vorgänge in der Geschichte unserer Nation, einschließlich jener Vorgänge von Rassenunterdrückung und sexuellem Missbrauch. Aber wir hatten das Gefühl, dass es notwendig ist, diesen Zusammenhang herzustellen, um zu verstehen, was 1993 passierte und auch alles, was danach daraus folgte.


    Joie: Und Willa macht keine Scherze, wenn sie sagt, dass uns dies in eine Große Depression gebracht hat. Dies war die schwierigste Diskussion, die wir je geführt haben, und es brachte einige wirklich negative Gefühle bei uns beiden an die Oberfläche. Eine Zeit lang wussten wir nicht, ob wir das durchstehen würden; wir hatten sogar Angst, dass wir die Gefühle des anderen verletzen würden.


    Willa: Auch möchten wir niemanden, der dies liest, verletzten oder verärgern, und wir sind besonders besorgt um neue Leser, die uns noch nicht so gut kennen. Wir haben eine ganze Menge neue Leser und Zustimmung durch den Sexappeal Post in den letzten Wochen erhalten, welcher so viel Spaß gemacht hat, ein richtiger Wohlfühl-Post zum Schreiben. Joie und ich hatten einen Wahnsinnsspaß damit, und wir haben vor, bald mit einigen Spaß bringenden Themen zurückzukommen. Tatsächlich befassen wir uns in der nächsten Woche mit einem Rückblick auf Off the Wall.


    Aber wir glauben beide ganz stark, dass man manchmal einfach aufstehen und die Wahrheit sagen muss, auch wenn es unerfreulich und verstörend ist. Wir glauben, dass die Weigerung der Öffentlichkeit, sich mit diesen unerfreulichen Dingen zu befassen, Bezirksstaatsanwalt Tom Sneddon erlaubte, die Macht seines Amtes so lange Zeit zu missbrauchen. Während es also sehr schmerzhaft war, dies zu schreiben, und während wir versuchten, so sensibel wie möglich damit umzugehen, fühlten wir uns gezwungen, ganz ehrlich auf spezielle Aspekte des Rassismus und Missbrauchs in der schrecklichen Geschichte unserer Nation einzugehen.


    Joie: Also setzen wir in dieser Woche unsere Unterhaltung über Michael Jackson als Sexsymbol fort und erörtern, warum dies sowohl wesentlich als auch gefährlich für sein Leben war. Wir haben diese Diskussion in der letzten Woche mit der Zeitperiode von 1970 bis 1982 beendet, als Michaels Karriere mit der Veröffentlichung von Thriller förmlich explodierte. – und wie die kulturelle Haltung zu jener Zeit im Wandel begriffen war. Die Dinge verschoben sich ein wenig, und die Zeit war gekommen für jemanden mit Michaels breitgefächertem Crossover Appeal, und er zögerte nicht eine Sekunde. Er drehte auf, nutzte den Moment und wurde der größte Star, den die Welt je gesehen hat.


    Willa: Dann, im Jahr 1993, klagte ihn ein Weißer Mann, Evan Chandler, wegen eines sexuellen Verbrechens an. Es ist bedeutsam, dass Chandler in einem geheim aufgezeichneten Telefongespräch zugab, Leute bezahlt zu haben, „einen Plan auszuführen, der nicht mein eigener ist“. Er sagte:


    „Da sind andere Leute in gewissen Positionen involviert, die auf meinen Telefonanruf warten. Ich habe sie dafür bezahlt, das zu tun. Alles geht gemäß einem Plan, der nicht nur mein eigener ist.“


    Er sagte auch: „Es wurde mit mir geprobt, was ich sagen soll und was nicht“, und er sagt weiter, dass „es ein Massaker geben wird, wenn ich nicht das bekomme, was ich will“, und das waren 20 Millionen Dollar. Dies ist ganz eindeutig ein Erpressungsversuch.


    Um zu verstehen, was als nächstes passierte, müssen wir in unserer nationalen Geschichte zurückgehen und uns einige wahrhaft grauenhafte Szenen ansehen. Und wir wissen, dass es schwierig zu lesen ist. Es war unglaublich schwer, es zu schreiben. Aber wir haben beide das Gefühl, dass wir ohne diesen Hintergrund nicht wirklich verstehen können, was 1993 passiert ist.


    Wie wir schon zuvor erwähnt haben, gibt es eine kulturelle Erzählung, die besagt, dass Schwarze Männer eine Bedrohung für Weiße Frauen seien, und diese Erzählung wurde als Vorwand benutzt, Schwarze Männer zu unterdrücken, zu erniedrigen und zu missbrauchen, um sie gefügig zu machen. Schwarze Männer, die sich nicht entsprechend untergeben verhielten, konnten gequält und getötet werden. Es ist bedeutend, dass die Qualen, die diese Männer aushalten mussten, sich meistens auf die Körperteile bezogen, die wir als sexuell ansehen, und ihre verstümmelten Körper wurden danach oft öffentlich zur Schau gestellt als Warnung für andere Schwarze Männer.


    Also wurden Schwarze Männer nicht nur körperlich misshandelt; sie wurden sexuell misshandelt und auf eine sehr öffentliche Art vorgeführt. Und diese Art der sexuellen Erniedrigung war nicht beschränkt auf nur ein paar Einzelfälle. Es wurde systematisch gemacht, und es war ein fester Bestandteil der Rassenunterdrückung in den Vereinigten Staaten.


    In städtischen Gegenden, wie in New Orleans, gab es Prügelhäuser (Häuser, in denen Menschen ausgepeitscht wurden), und wenn du ein Sklave warst, dann konntest du durch die Laune deines Besitzers dort hingeschickt werden, für so etwas Triviales wie einen „herausfordernden Blick“. Der Sinn solcher Orte war, deinen Geist zu brechen und dich mit Gewalt zu der Vorstellung zu zwingen, dass du ein Sklave bist. Beide, Männer und Frauen, wurden zu solchen Plätzen geschickt, und sie peitschten dich nicht durch die Kleidung hindurch aus. Wenn du eine Frau warst und dorthin geschickt wurdest, hattest du mit nackter Brust vor einem brutalen Mann zu stehen, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Menschen zu verletzen. Er würde deine Hände über deinem Kopf zusammengebunden haben, um dich aufrecht zu halten während du ausgepeitscht würdest, aber er könnte dich auch auf Arten bestrafen, die weniger physisch schmerzhaft, sondern wahrscheinlich eher psychisch verletzend waren. Er konnte dich (sexuell) belästigen. Er konnte dir deine Kleidung wegnehmen. Er konnte dich zwingen, für Stunden so da stehen zu bleiben. Er konnte dich erniedrigen und demütigen, so viel er wollte. Und dies war ein öffentlicher Ort mit Galerien für Zuschauer, also waren da wahrscheinlich eine Menge rauer, höhnisch johlender Männer, die sich an solchen Plötzen versammelten, nur um zu beobachten, wie andere Menschen verletzt und gedemütigt werden.


    In Onkel Toms Hütte deutet Harriet Beecher Stowe an, dass die Intensität der Demütigung, die Frauen (und Männer) an diesen Orten erfuhren, auf ihre Art eine genauso grausame Bestrafung waren wie der physische Schmerz, den sie durch die Peitschenhiebe aushalten mussten. Ein wunderbarer Teenager, Rosa, wird dabei erwischt, wie sie ein Kleid anprobiert, das ihrer Herrin Maria gehört. Als Bestrafung befiehlt Maria, dass Rosa zum Prügelhaus geführt werden soll, um 15 Peitschenhiebe zu erhalten, „leicht“ angewandt. Eine ältere Frau versucht, in Rosas Sinn zu intervenieren und sagt „Aber könntest du sie nicht auf andere Weise bestrafen – auf eine Art, die weniger beschämend für sie wäre?“ Maria antwortet:


    „Ich habe die Absicht, sie zu beschämen; das ist genau das, was ich will. Sie hat sich ihr Leben lang auf ihre Zartheit verlassen, auf ihr gutes Aussehen, auf ihr damenhaftes Getue, bis sie vergessen hat, wer sie ist - und ich gebe ihr die eine Lektion, die sie wieder auf den Boden zurückholt, denke ich!“


    Die intensive Beschämung, die Rosa an diesem Ort erfahren wird, ist nicht zufällig: wie Maria sagt „Ich habe die Absicht, sie zu beschämen; das ist genau das, was ich will.“ Diese extreme öffentliche Erniedrigung geschieht absichtlich und ihr Zweck ist, sie „herunter zu holen“ – ihre Gedanken genauso zu abzubrennen wie ihren Körper und sie gefügig zu machen – indem sie gezwungen wird, den Gedanken, dass sie machtlos ist – und eine Sklavin - zu akzeptieren und zu verinnerlichen.

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    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Joie: Du weißt ja, Willa, ich habe Onkel Toms Hütte nicht mehr gelesen seit der High School, aber ich kann sagen, nur der kleine Ausschnitt, den du erwähnt hast, erinnert mich daran, wie unwohl – und wütend und empört und entsetzt und schockiert und verletzt – ich mich damals gefühlt habe. Es ist kein angenehmes oder leichtes Buch für eine Schwarze Person.


    Willa: Oh Gott, Joie. Einige dieser Szenen sind einfach schrecklich zu lesen. Ich war über 40, und es war immer noch wirklich schwer für mich zu ertragen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es, wenn du es als Schwarzes Teenager Mädchen liest eines völlig andere Erfahrung ist, als wenn du es als Weiße Frau mittleren Alters liest. Die meisten der schlimmsten Dinge passieren hinter den Kulissen – zum Beispiel, als eine weinende Rosa zum Prügelhaus geschickt wird, und wir sehen sie dann nicht wieder – aber trotzdem, es ist wirklich schmerzhaft und unbehaglich. Sehr viele Weiße Leute mögen das Buch auch nicht lesen, einfach weil es so schmerzhaft ist, und natürlich auch, weil es außerdem sehr viele Gefühle kollektiver Schuld aufwühlen kann.


    Ich erinnere mich, als ich als Weißes Mädchen aus den Südstaaten etwas über die Sklaverei erfuhr, fühlte ich mich, als hätte ich herausgefunden, dass meine Mutter eine Mörderin war. Ich konnte es kaum begreifen. Und es war noch gar nicht so lange her. Meine Großmutter liebte ihren Großvater und erzählte mir gerne Geschichten über ihn und wie gütig er war. Wenn ich jetzt zurückschaue, realisiere ich, dass er zwölf Jahre alt war, als der Bürgerkrieg begann. Er war sechzehn, als durch die Verabschiedung des 13. Verfassungszusatzes die Sklaverei abgeschafft wurde. Wir neigen dazu, zu denken, dass dies lang vergangene Geschichte ist, aber es war wirklich nicht vor langer Zeit. Der Großvater meiner Großmutter lebte zu jener Zeit, und wir gehen mit einer ganzen Menge dieser Grundhaltungen noch heute um.


    Joie: Nein, das ist nicht lange her. Der Urgroßvater meiner Mutter ist verschwunden durch die Sklaverei. Er wurde verkauft an einen anderen Sklavenhalter, und man hörte nie wieder etwas von ihm. Das war vor nur vier Generationen.


    Willa: Oh Gott, Joie, das ist furchtbar.


    Joie: Und sogar obwohl das Buch erfunden ist, basiert es auf sehr realen Erfahrungen mit der Sklaverei in unserem Land. Und es ist weitgehend verantwortlich dafür, die meisten der rassenbezogenen Stereotypen über Schwarze, die wir heute kennen, erschaffen und im kollektiven amerikanischen Gedächtnis verwurzelt zu haben.


    Willa: Du hast Recht, es ist Fiktion, aber es bezieht sich auf die Erfahrungen realer Menschen. Stowes Ehemann besuchte ein Prügelhaus in New Orleans und schrieb über das, was er gesehen hatte, einschließlich einem nackten Teenager Mädchen – ein Mädchen wie Rosa – und Szenen von unaussprechlicher Grausamkeit. Also kommen eine Menge der Ideen für Stowes Roman von realen Lebenserfahrungen.


    Aber viele der rassenbezogenen Stereotypen, die du erwähnt hast – besonders das Rollenklischee des Onkel Tom – kommt nicht von Stowes Roman, wenigstens nicht direkt. Ihr Roman war unglaublich populär – der bekannteste Roman des 19. Jahrhunderts – und die Vaudeville-Nummern, die auf ihrem Roman basierten, wurden ebenfalls sehr populär. Jene Nummern zeigten oft Weiße Schauspieler mit geschwärzten Gesichtern, die die Rolle von glücklichen Sklaven spielten, einschließlich eines glücklichen Onkel Tom, und daher kommen diese Klischees, aber darauf darf man ihren Roman nicht reduzieren. Stowes Tom ist kein Onkel Tom. In Wirklichkeit wird er gequält und getötet von seinem Besitzer, weil er sich weigert, andere Sklaven zu peitschen oder ihm zu verraten, wo sich zwei geflohene Sklaven verstecken. Onkel Toms Hütte aufgrund dieser Vaudeville-Klischees zu beurteilen ist so, als würde man Michael Jackson basierend auf Weird Al Yankowic beurteilen.


    Joie: Da widerspreche ich dir völlig. Während es stimmen mag, dass Stowe wahrscheinlich für die Figur des Tom die Rolle des ‚edlen Helden’ beabsichtigt hat, wurde das Klischee von ihm als unterwürfigem alten Narr, der sich wie ein guter kleiner Sklave beugt und alles dafür tut, dass sein Weißer Herr glücklich ist, durch die vielen Bühnenproduktionen, auf die Stowe keinen Einfluss hatte, weiterentwickelt, und so ist ihr Roman doch voll verantwortlich für viele andere rassenbezogene Stereotypen. Der faule, sorgenfreie „Happy Darky“ („fröhliche Dunkle“). Die tragische Figur der attraktiven hellhäutigen Mulattin, die von all den Weißen Männern als Sexobjekt benutzt wird. Die mollige, mütterliche, dunkelhäutige „Mammy“ mit dem um den Kopf gewickelten Tuch wie bei Aunt Jemima (Aunt Jemima ist eine Handelsmarke für Pfannkuchenteig und andere Lebensmittel, die zur Quaker Oats Company of Chicago gehört. Auf den Verpackungen sind Schwarze Frauen abgebildet). Sogar die „Negerbaby“ Stereotype von Schwarzen Kindern – „wollene Köpfe und funkelnde Augen“. Es ist unglaublich anzüglich, und es kam direkt von den Beschreibungen und Illustrationen in diesem Buch. Und wie du schon herausgestellt hast, war es zur damaligen Zeit der einzig populäre Roman des 19. Jahrhunderts.


    Ich will seine Bedeutung als unschätzbare Stellungnahme gegen die Sklaverei nicht schmälern. Ich möchte nur seine Beteiligung an der Erschaffung und Beibehaltung all dieser rassenbezogenen Stereotypen, mit denen wir noch heute kämpfen, betonen.


    Willa: Weißt du, ich möchte Onkel Toms Hütte nicht besser machen, als es ist. Es wurde an einem ganz anderen Ort, zu einer ganz anderen Zeit und mit einer ganz anderen geistigen Haltung geschrieben, und ich gebe zu, ich bin während des Lesens ein wenig zusammengezuckt. Aber ich denke, Stowe entlarvt eine Menge dieser Stereotypen als falsch, indem sie uns mitnimmt in die Gedankenwelt dieser Charaktere und aus ihnen reale, menschliche und komplexe Menschen macht. Die Figur der Mammy, Chloe, ist eine kluge, sachliche Frau, die einige ziemliche subversive Dinge sagt, und wenn es nach Cassie gegangen wäre, dann hätte sie einen Pfahl durch das Herz des Mannes gestoßen, der sie gezwungen hatte, seine Geliebte zu sein. Sie bleibt eine eigenständige Persönlichkeit und wird nie zu dem, wie er sie haben will. Sie ist kein Sexkätzchen. Und Cassie ist eine Schlüsselfigur. Einer der Gründe, die ich so wichtig bei Stowe finde und warum ich mich so sehr auf sie beziehe ist der, dass sie durch Figuren wie Rosa und Cassie die Verbindungen zwischen Sklaverei und Sexualität aufzeigt – besonders, wie kompliziert Macht in Sachen Rasse, Geschlecht und Sexualität miteinander verflochten sind.


    Joie: Okay. Zuerst mal habe ich niemals die Charaktere der Mulattinnen als Sexkätzchen bezeichnet, ich sagte, sie seien Sexobjekte (das ist ein großer Unterschied) und ein Rassenklischee. Zweitens, und am Wichtigsten, wir werden über dieses Buch niemals übereinstimmen oder uns in der Mitte treffen, also sollten wir vielleicht einfach weitermachen.

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  • Willa: Okay, ich hätte nicht so heftig darauf eingehen sollen. Ich entschuldige mich.


    Der Gedanke, den ich versuche klarzumachen ist, dass Rassismus und Sklaverei falsche Ideologien sind – künstliche menschliche Konstrukte – die mit der menschlichen Gedankenwelt zutiefst unvereinbar sind. Alles in uns rebelliert bei dem Gedanken, ein Sklave zu sein, und es braucht brutale Maßnahmen, uns bis zu dem Punkt zu brechen, an dem wir es akzeptieren. Und im amerikanischen Süden wurden brutale Maßnahmen angewandt.


    Und hier ist der entscheidend wichtige Punkt, der Grund, warum es so wichtig ist, auf diese grauenhafte Geschichte zurückzublicken: Jene falschen Ideologien wurden „real gemacht“, indem sie auf reale menschliche Körper „geschrieben“ wurden. Jene Ideologien wurden buchstäblich in die Narben der Peitschenhiebe oder Ketten und der Brandeisen geschrieben, aber sie wurden auch auf weniger offensichtliche Weise geschrieben durch sexuellen Missbrauch oder sogar durch das öffentliche Starren der Weißen Männer, die dachten, sie hätten das Recht, die Körper Schwarzer Männer und Frauen zu dominieren und sich weigerten, deren Menschlichkeit anzuerkennen. Und diese andere Art des „Schreibens“ auf den Körper verletzt wahrscheinlich mehr die Psyche als das physische Leiden, denn es konzentriert sich auf die Bereiche des Körpers, die wir als sexuell ansehen. Diese Bereiche sind intimer (vertraulicher) und deswegen enger mit dem inneren Sein und dem Selbstempfinden verbunden, also verletzt es mehr auf psychischer Ebene, wenn diese Bereiche missbraucht werden.


    Dies ist Teil des schrecklichen Erbes des rassen-/ sexualbezogenen Missbrauchs unserer Nation, und dies ist der Hintergrund für das, was Michael Jackson 1993 widerfuhr. In jenem geheim aufzeichneten Telefongespräch sagt Evan Chandler:


    „Der Anwalt, den ich gefunden habe – ich suchte den fiesesten Mistkerl, den ich finden konnte. Alles was er will, ist dies so schnell er kann in die Öffentlichkeit zu bringen, so groß wie möglich und so viele Menschen wie möglich zu demütigen. Er ist gemein, er ist gerissen, und er ist hungrig nach öffentlicher Aufmerksamkeit.“


    Mit anderen Worten, Chandler wollte Michael Jackson beherrschen – er wollte ihn gefügig machen und ihn zwingen, sich seinen Wünschen zu beugen – indem er ihm drohte, ihn auf eine sexuelle Art öffentlich zu „demütigen“ dadurch, dass er ihn wegen eines sexuellen Verbrechens anklagte. Dies ist ganz einfach eine Fortsetzung dessen, was Maria der Rosa in Onkel Toms Hütte antun wollte. Als Maria sagt „Es ist meine Absicht, sie zu beschämen; das ist genau das, was ich will.“ Und bei Michael Jacksons letztem Treffen mit Chandler, als er sich weigert, ihm das Geld zu zahlen, das dieser verlangt, zeigt Chandler mit dem Finger auf ihn und sagt „Du wirst untergehen, Michael. Du wirst am Boden liegen.“ Nochmal, dies ist einfach eine moderne Variante dessen, was Maria über Rosa gesagt hat mehr als ein Jahrhundert früher: „Ich werde ihr eine Lektion erteilen, die sie wieder auf den Boden herunterholt, glaube ich.“


    Als Michael Jackson sich weigert, auf Chandlers Forderungen einzugehen, wurde die Polizei ins Spiel gebracht, geleitet durch einen Weißen Bezirksstaatsanwalt mit Namen Tom Sneddon. Sneddon akzeptierte blind Chandlers Beschuldigungen trotz all der Beweise dafür, dass es sich um einen Erpressungsversuch handelte, und er ergriff mit Chandler Partei gegen Michael Jackson. Sneddon nutzte dann seine Position als Bezirksstaatsanwalt, um einen Strip Search (Leibesvisitation) anzuordnen. Einige Tage vor Weihnachten 1993 wurde Michael Jackson gezwungen, nackt auf einer Plattform zu stehen, während die intimsten Körperteile – die Bereiche, die als sexuell angesehen werden – fotografiert und auf Video aufgenommen werden. Wäre der Zivilprozess vor Gericht gekommen, hätten diese Fotografien und Videobänder als Beweismittel in einem Gerichtssaal öffentlich gemacht werden können.


    Die intensive Demütigung, die auszuhalten Michael Jackson während des Strip Search gezwungen war, und der er sich während eines Zivilprozesses hätte aussetzen müssen, stimmt völlig mit der grauenhaften Geschichte des rassenbezogenen / sexuellen Missbrauchs in unserer nationalen Geschichte überein. Und noch einmal, es ist bloß eine Fortsetzung der Demütigung, denen die Sklaven in den öffentlichen Prügelhäusern ausgesetzt waren, wenn die intimsten Bereiche ihres Körpers – Bereiche, die als sexuell bezeichnet werden – auf eine öffentliche Plattform gestellt werden.


    Joie: Du hast absolut Recht, Willa. Und du weißt, es fällt mir immer sehr schwer, Berichte über den Strip Search zu lesen, und für eine ganze Weile habe ich gedacht, es wäre deswegen, weil es sich so wie der Bericht einer Vergewaltigung anfühlt. Und so ist es. Ich meine, wenn du dich in Michaels Lage versetzt, während du liest, was während des Strip Search passierte, fühlt es sich gerade so an, als wäre es eine Gruppenvergewaltigung durch jeden in dem Raum gewesen – die Fotografen, die Videografen, der Arzt des Staatsanwaltes, die Polizisten, die in dem Raum waren – durch jeden. Es ist einfach so unangenehm das zu lesen; es ist solch eine Entehrung.


    Aber, bis wir mit der Arbeit an diesem Post begonnen hatten, habe ich niemals darüber nachgedacht, dass es vielleicht einen anderen Grund gibt, warum ich mich so unwohl fühle beim Lesen über den Vorfall ist, weil es mich so sehr daran erinnert, wie sich ein Sklave fühlen muss, der öffentlich beurteilt und misshandelt und erniedrigt wird, bevor er verkauft oder ausgepeitscht wird. Ich glaube, Aldebaran und ich sprachen in den Kommentaren vor einigen Wochen kurz darüber.


    Weißt du, für viele Schwarze Amerikaner ist es sehr schwierig, über Sklaverei auf eine tiefe und bedeutungsvolle Art zu lesen, etwas im Fernsehen anzusehen oder auch nur darüber zu sprechen, und sie fühlen sich sehr unwohl dabei. Und wie du weißt, Willa, fiel es mir wirklich schwer, meine Zustimmung zu dieser speziellen Diskussion zu geben. Ich fühlte mich wie gelähmt dadurch. Als du es das erste Mal erwähnt hast, dass wir darüber sprechen wollen, habe ich das Thema wochenlang gemieden. Und ich war dadurch sehr verwirrt für eine lange Zeit, bis ich mich wirklich hingesetzt und über die Gründe dafür nachgedacht habe. Warum fällt mir dieses Thema so schwer? Und schließlich war mir bewusst, dass es für mich aus mehreren Gründen so unerfreulich ist. Sklaverei ist abstoßend, und ich will darüber nicht reden. Und Vergewaltigung ist abstoßend, und ich WILL darüber nicht reden. Und zu versuchen, eine bedeutungsvolle Diskussion darüber zu führen, wie jemand, den du liebst und verehrst, gedemütigt und vergewaltigt wird, dazu gebracht wird, sich wie ein gewöhnlicher Sklave zu fühlen ist … unangenehm. Gelinde gesagt. Es ist widerwärtig, und ich will nicht darüber reden.


    Willa: Weißt du, ich fühlte lange Zeit auf die gleiche Art. Ich habe immer eine tiefe Verbundenheit zu Michael Jackson gefühlt, seit ich neun Jahre alt war, und ich habe immer geglaubt, dass er unschuldig ist, aber ich wollte keine Details wissen. Es war zu hässlich, außerdem hatte ich das Gefühl, sein Privatleben soll privat bleiben. Ich habe niemals Biografien über ihn gelesen, als er noch lebte – tatsächlich habe ich nichts dergleichen gelesen, bis ich dabei war, M Poetica zu schreiben und bemerkte, dass seine späteren Werke zurückwiesen auf 1993. Dann hatte ich das Gefühl, dass ich mich informieren müsste über das, was passiert war, so dass ich verstehen konnte, auf was er sich bezog, so dass ich eine Vorstellung davon bekam.


    Und es war schockierend. Ich wusste nichts über den Strip Search. Als ich eine Beschreibung darüber las, was an dem Tag passiert war, fühlte ich mich für Stunden körperlich krank, innerlich wie ausgehöhlt – ich kann es nicht mal beschreiben. Und ich wusste definitiv nichts von den Fotografien und Videoaufnahmen. Als ich alles darüber herausfand, dachte ich, natürlich hat er den Fall beilegen lassen. Natürlich. Ich hätte es auch getan.


    Aber ich wusste nichts über sie oder über die Aufnahme, auf der Evan Chandler sagt „Alles passiert gemäß einem Plan, der nicht nur mein eigener ist“, und er sagt, er hat Leute bezahlt, die helfen den Plan auszuführen. Ich wusste nicht, dass Chandlers Sohn die Beschuldigungen bejaht hat, nachdem er narkotisiert worden war, und ich wusste nichts über die Details, wie Chandler seinen Sohn befragt hat – wie er log und ihm drohte und ihn manipulierte, bis dieser schließlich den Anschuldigungen zustimmte. Ich habe immer gehofft, dass irgendwann einmal Beweise auftauchen würden, die zeigen würden, dass er unschuldig sei. Ich hatte keine Ahnung, dass es diese Beweise schon gab, aber die Polizei und die Presse haben sie ignoriert.


    Zurückblickend denke ich, es war Tom Sneddon möglich, die Macht seines Amtes zu missbrauchen – und Michael Jackson zu missbrauchen und zu schikanieren – weil eine Menge Leute wie ich sich weigerten, auf die Beweise zu sehen und darauf, was da gerade passierte. Du warst sehr viel besser daran als ich, Joie – du hast durch den Fan Club daran gearbeitet, die Menschen aufmerksam zu machen, aber wenn ich zurückschaue, habe ich das Gefühl, als wenn ich absichtlich bedauerlich ignorant war.

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  • Joie: Naja, damals habe ich noch nicht für den MJFC gearbeitet. Es gab keinen MJFC 1993.


    Willa: Ich spreche nicht nur über 1993.Ich spreche über die ganze Zeit ab 1993. Tom Sneddon jagte ihn jahrelang.


    Joie: Ja, das ist sehr wahr; er verfolgte ihn mit aller Macht, und ich glaube wirklich, er war besessen von Michael. Aber ich war wirklich sehr im Thema bei allem, was passierte, auch bevor ich anfing, mit dem MJFC zu arbeiten. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, alles zu verfolgen, was passierte. Aber wie du, wollte ich von den Details nichts wissen. Ich glaube nicht, dass irgend jemand sich die Details näher ansehen wollte, weil es solch eine abstoßende Anschuldigung war. Und ich habe das Gefühl, ich sollte das Wort beibehalten – abstoßend – und ich entschuldige mich dafür, aber ich kann bei dieser Unterhaltung nicht davon wegkommen.


    Aber um zu beweisen, von dem wir wissen, dass es wahr ist – dass Michael unschuldig war – und um andere über die Wahrheit aufzuklären (weil die Sensationsnachrichten es sicher nicht tun werden) müssen wir uns die Fakten ansehen; wir haben keine Wahl. Und die Fakten weisen ganz klar auf Erpressung. Und wie Sneddon und seine Gefolgsleute das ignorieren konnten und stattdessen eine Hexenjagd begannen, haut mich immer noch um. Und es besteht für mich kein Zweifel daran, dass Michael gewonnen hätte, wäre der Fall vor Gericht gekommen. Aber ich verstehe absolut, warum er nach dem Strip Search plötzlich den Fall stoppte, und ich kann ihm das nicht vorwerfen. Ich würde wahrscheinlich genau dasselbe getan haben. Sogar obwohl ihn das Beilegen des Falles schuldig aussehen ließ. Und es lässt mich an die Stelle in Frank Cascios Buch My Friend Michael denken, wo er darüber spricht, dass Michael das Thema bei einer Gelegenheit ansprach und sagt:


    „Die ganze Welt denkt, ich bin ein Kinderbelästiger. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt, fälschlich beschuldigt zu sein.“


    Willa: Das denke ich auch, Joie. Ich würde den Fall beigelegt haben. Wenn dieser Zivilprozess vor Gericht gekommen wäre, stell dir vor, wie das gewesen wäre. Nicht nur, dass es unerträglich erniedrigend gewesen wäre, es hätte auch als Warnung für andere Schwarze Männer gedient, was passieren kann, wenn sie nicht aufpassen. Mit anderen Worten, es wäre eine Fortsetzung der Botschaft, übertragen durch die Körper Schwarzer Männer, die in der Vergangenheit als Warnung zum Gehorsam gelyncht wurden. Wie bei all den früher besprochenen Machtmissbräuchen, war der Zweck dieser intensiven sexuellen Demütigung, seinen Geist zu brechen – ihn unter Kontrolle zu haben, ihn zu unterdrücken und zu zwingen, die kulturelle Position zu akzeptieren, die für ihn vorgesehen ist – durch das „Schreiben“ der Ideologie auf seinen Körper, durch das Schreiben, wie machtlos er war, als es um die intimsten Bereiche seines Körpers ging.


    Aber es funktionierte nicht. Er wurde nicht gebrochen, es unterwarf ihn nicht und es machte ihn nicht gefügig. Stattdessen wurde er trotzig – trotziger als jemals zuvor. Die Presse nannte ihn unbezwingbar, unverschämt. Es ist auffallend für mich, wie viele Artikel geschrieben wurden, die besagten, dass er jemanden brauchen würde, der ihn unter Kontrolle hat – seine Familie, seine Manager, irgend jemanden. Und hier geht es nicht um eine Person, die Waffen schwingt oder Menschen bedroht oder massiv fremdes Eigentum beschädigt. Er lässt die Leute sich einfach nur unwohl fühlen durch das, was er „exzentrische Seltsamkeiten“ nannte.


    Aber seine „exzentrischen Seltsamkeiten“ waren kein Zufall – sie nahmen eine ganz spezielle Form an. Er antwortete auf die Versuche, die Ideologien des Rassismus und der Unterwürfigkeit auf seinen Körper zu schreiben durch vollständiges Auswechseln der Art und Weise, sein Gesicht und seinen Körper zu lesen und zu interpretieren. Er manipulierte die öffentliche Wahrnehmung von seinem Gesicht, bis es nicht mehr auf die herkömmliche Art gelesen werden konnte. War er Schwarz, oder war er Weiß? War er maskulin, oder war er feminin? War er hübsch und begehrenswert, ein Sexsymbol, oder war er zerstört durch plastische Operationen? War er heterosexuell? Homosexuell? Bisexuell? Asexuell? War er ein Pädophiler oder das Opfer? Unschuldig oder schuldig? Jeder, der ihn ansah, sah etwas anderes. Wir haben als Kultur komplett die Fähigkeit verloren, sein Gesicht und seinen Körper zu lesen und zu deuten, weil er die Kennzeichen, die wir zum Lesen benutzen, durcheinander gewürfelt hat.


    Und das war kein Zufall. Wie er uns ziemlich deutlich durch seine Werke sagt, war es eine künstlerische Entscheidung. Besonders die Sinnestäuschung der Gesichtsoperationen war eine künstlerische Antwort auf die kulturellen Einschränkungen, die ihm aufgezwungen wurden, und es ist brillant. Tatsächlich, so sehr ich seine Musik liebe und seinen Tanz und seine Filme (und ich liebe sie wirklich) glaube ich, sein Gesicht und sein Körper – und die Illusionen, die er damit erzeugt hat – sind sein größtes Kunstwerk. Ich glaube, dass zukünftige Generationen auf Michael Jackson zurückblicken und ihn als eine umgestaltende Persönlichkeit sehen werden und als bedeutendsten Künstler unserer Zeit – nicht den größten Sänger oder Tänzer oder Filmemacher, sondern den größten Künstler, basta, einschließlich der Dichter und Maler und Bühnenautoren. Und ich glaube, sie werden sein Gesicht als sein Meisterwerk ansehen.


    Allerdings, sein Gesicht ist nicht nur sein ambitioniertestes und wichtigstes Kunstwerk. Es ist auch eine völlig neue Art von Kunst – ein gänzlich neues Kunstgenre. Es gibt uns ein ungutes Gefühl, weil es solch eine neue Art von Kunst ist und wir noch nicht wissen, wie wir das deuten sollen. Aber sie hat das Potential, die Ideologien „umzuschreiben“, die auf unsere Körper geschrieben sind und die Art und Weise zu ändern, wie unser Selbst und unsere Welt einen Sinn ergibt. Und das ist wahrlich revolutionär.


    Joie: Willa, es stimmt, dass jeder, der ihn ansah, etwas anderes gesehen hat. Aber ich tendiere dazu zu denken, dass das wir selbst waren, nicht er. Jeder sah etwas anderes, einfach weil die Leute das sehen, was sie sehen wollen. Du hast uns selbst während unserer Diskussion von Is it scary gesagt, dass „wenn du jemanden mit Mitgefühl betrachtest, du ihn einfach anders siehst, als wenn du das nicht tust“. Und jene Leute, die ihn ansahen und glaubten, er sei ‚zerstört durch plastische Operationen’ oder schuldig wie die Sünde oder ein verrückter Irrer oder sonst was, wollten ihn einfach auf diese Art sehen.


    Aber ich stimme dir zu, mit der Zeit wird die Welt realisieren, dass Michael Jackson tatsächlich der bedeutendste Künstler unserer Zeit war. Und dieses Statement hat nichts zu tun mit seiner Musik oder seiner Fähigkeit zu tanzen oder seinen Kurzfilmen. Stattdessen hat es vollständig mit der Tatsache zu tun, dass er – der berühmteste Mann des Planeten, der erfolgreichste Entertainer der Welt – die große Aufgabe hatte, der ganzen Welt zu beweisen, dass Schwarze Menschen und Weiße Menschen gleich sind. Und diese Verantwortung kam mit der Krankheit, für die er verhöhnt, gereizt und gequält wurde für den Rest seines Lebens. Aber er ging damit mit so großer Anmut und Würde und Demut und Tapferkeit um. Und er gab sein Bestes, dies zu nutzen, um uns auf seinem Weg einige sehr tiefsinnige Lektionen beizubringen. Und du hast Recht. Das ist sehr revolutionär.



    herz.gif herz.gif herz.gif

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  • Zitat

    Wir glauben, dass die Weigerung der Öffentlichkeit, sich mit diesen unerfreulichen Dingen zu befassen, Bezirksstaatsanwalt Tom Sneddon erlaubte, die Macht seines Amtes so lange Zeit zu missbrauchen.

    ...das glaube ich auch..viele leute haben die Augen verschlossen, oder es einfach nicht wahr haben wollen..diese "moderne" Form von Rassissmus..

    Zitat

    Also wurden Schwarze Männer nicht nur körperlich misshandelt; sie wurden sexuell misshandelt und auf eine sehr öffentliche Art vorgeführt


    Zitat

    „Die ganze Welt denkt, ich bin ein Kinderbelästiger. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt, fälschlich beschuldigt zu sein.“


    ..fälschlich beschuldigt...öffentlich vorgeführt..."weltöffentlich"...im Fall von Michael...schlimmer gehts dann auch nicht mehr...


    Der Post ist wirklich nicht leicht... :stuhl: ....auch auf den Gedanken, dass Michael sich vlt. auch aussergerichtlich geeinigt hat, wegen dieser zutiefst demütigenden strip-search...(und was damit hätte passieren können, im Fall eines Prozess - wir wissen ja jetzt, was alles veröffentlicht wird, wenn es soweit kommt)... bin ich noch nie gekommen...es wäre aber mehr wie einleuchtend... ;(


    Danke Lilly..dass du das alles übersetzt..und auch noch so schnell :kiss::herz:

  • Schieb’ das „Neun bis Fünf“ noch etwas zur Seite
    02/02/2012


    Joie: Seit unserem Blog Post über Michaels Sexappeal, habe ich eine Menge über Off the Wall nachgedacht und was für ein wahrlich erstaunliches Album das ist. Ich glaube, ich habe schon während des Sexappeal Posts erwähnt, dass dieses Album etwas ganz Besonderes für mich ist, denn es wurde veröffentlicht, als die Pubertät mich gerade hart getroffen hatte, und es veränderte wirklich völlig die Art, wie ich über Michael Jackson dachte. Ich habe ihn immer geliebt, sogar als sehr kleines Kind. Aber dieses Album hat wirklich alles für mich verändert. Es war wie mein Moment des Erwachsenwerdens. Und obwohl ich das nicht im traditionellen Sinn meine, habe ich dir verraten, wie es sozusagen mein sexuelles Erwachen bewirkt hat. Aber ich meine das ebenso in anderer Hinsicht. Zum Beispiel, dass ich wirklich meine Liebe zur Musik entdeckte.


    Musik war immer ein Teil meiner Kindheit. Ich erinnere mich, dass während ich aufwuchs, Musik ein fester, beruhigender Bestandteil in unserem Haushalt war – fast wie ein weiteres Familienmitglied. Das Radio oder die Stereoanlage war ständig an. Meine beiden Eltern waren riesige Musikliebhaber, alle meine Geschwister lieben Musik, und sie sind alle älter als ich, ich stand nie unter Kontrolle in Bezug auf das, was wir so hörten. Also im Endeffekt wuchs ich mit einem vielseitigen Mix von Stilen auf, die sich in meinem Kopf vermischten. Es schien, als ob wir alles hörten – Blues, Motown, Country, Rock, Funk, Disco, Old School Rap – sogar Gospel. Und bis zum heutigen Tag habe ich immer noch einen wirklich gewaltigen und abwechslungsreichen Musikgeschmack. Aber als Off the Wall herauskam, war es wie eine Offenbarung für mich. Sogar obwohl ich eine Million Jackson 5 Alben und jedes Jacksons Album besaß, war es, als Off the Wall herauskam, als ob ich endlich verstanden hatte, wie unentbehrlich Musik für mein Wohlergehen ist, und dass Michael Jackson im Besonderen so etwas wie Heilwasser für mich war; er war wie meine Rettungsleine für meine seelische Ausgeglichenheit.


    Ich bin sicher, das hört sich jetzt alles nicht so an, wie ich es beabsichtige, und wahrscheinlich klingt es verrückt, aber es war ein sehr bedeutender Moment in meinem Leben, und Off the Wall hat alles damit zu tun. Aber interessanterweise, viele Jahre später, nachdem ich mehr emotionale Reife erlangt hatte und mich wirklich geerdet mit meiner Liebe und meinem Wissen für Musik fühlte, erfasste ich wirklich, was dieses Album zu bieten hat, und ich begann es wegen seiner eigenen Verdienste und nicht wegen meiner sentimentalen Kindheitserinnerungen zu schätzen. Und was ich entdeckte, ist, dass dieses Album wahrlich wundervoll ist von Anfang bis Ende.


    Willa: Joie, das klingt überhaupt nicht verrückt. Es hilft mir wirklich dabei, deine Gefühle beim Hören dieses Albums zu verstehen, und ich denke, du bearbeitest da etwas wirklich Wichtiges von Grund auf, das oft übersehen wird, nämlich die emotionale Power von Michael Jacksons Werken.


    Es ist interessant – ich habe mich diesem Album aus der entgegengesetzten Richtung wie du angenähert, bin aber an einer ähnlichen Stelle gelandet. Als du vorgeschlagen hast, über Off the Wall zuschreiben, bin ich zurückgegangen und habe das Album als Ganzes gehört, was ich, um ehrlich zu sein, eine ganze Zeit lang nicht getan habe. Normalerweise höre ich die Songs gemischt (mit Shuffle), wenn ich also den Songs von Off the Wall zuhöre, höre ich sie nicht als ganzes Album.


    Joie: Das ist wirklich lustig, denn ich mache das genauso.


    Willa: Es ist interessant, wie die Technik die Art, wie wir Musik hören, verändert hat, oder? Für mich fühlte es sich richtig gut an, zurückzugehen und diese Songs als Album zu hören, in der Art, die er beabsichtigt hat, als er sie zusammenstellte. Aber während du zurückgingst und es dir angehört hast mit deinen Erinnerungen daran, was es für dich als Teenager bedeutet hat, war ich mir sehr bewusst, dass ich es als Frau mittleren Alters hörte. Und Joie, ich bin so im mittleren Alter, dass ich es kaum glauben kann. Irgendwie werde ich zu dieser klassischen Ich-kann-meine-Brille-nicht-finden, Kann-mich-nicht-erinnern-was-ich-unten-wollte, Weiß-nicht-welcher-Tag-heute-ist-Frau-mittleren-Alters. Ganz im Ernst, ich schockiere mich selbst jeden Tag. Ich habe meine Brille heute Morgen aufgesetzt, und entdeckte später, dass ich bereits meine Brille trage. Himmel!


    Joie: Willa, manchmal bist du echt zum Schießen!


    Willa: Naja egal, genug von meinem vernebelten alten Gehirn. Ich möchte einfach sagen, dass es ein Wahnsinnsspaß war, das Album diese Woche zu hören. Ich bin 50 Jahre alt, aber dieses Album lässt mich in die psychische Umgebung einer 20-jährigen eintauchen, und das hat mir so viel Spaß gemacht. Es ist zum einen solch ein ausgelassenes Album mit dieser unglaublichen Energie und der Zuversicht von 20-jährigen, aber es fängt auch dieses verwirrende Gefühl ein, dass alles, was du tust und jede Entscheidung, die du triffst so folgenschwer ist. Er packt wirklich einige große Themen an auf diesem Album – Arbeit und Spiel, Sex und Romantik, Nachdenken über die Zukunft und das Genießen des jetzigen Augenblicks – und das sind genau die Themen, die meistens den Geist eines 20-jährigen beschäftigen. Wo gehe ich hin? Welche Art von Person werde ich sein? Welche Zukunft möchte ich haben?


    Mich lies das Hören dieses Albums völlig in die Erfahrung, 20 Jahre alt zu sein, eintauchen, welches eine Zeit der Entdeckungen und großer Energie und der großen Dramen ist. Die Dinge sind nun wesentlich ruhiger für mich und darüber bin ich froh, aber es macht Spaß, mental zurückzureisen und sich manchmal an diese Phase des Lebens zu erinnern.


    Diesem Album als Ganzem zuzuhören lies mich bemerken, wie einheitlich es ist. Ein Hauptkritikpunkt, der gegen seine Alben vorgebracht wird, ist ja, dass sie zu sehr gemischt sind – einfach eine beliebige Mixtur von Songs ohne ein einheitliches Thema oder einen Stil, der sie zusammenhält. Und es stimmt, er mochte es, mit unterschiedlichen Musikgenres zu experimentieren, verschiedene Rhythmen und synkopierten Takten, unterschiedlichen Klängen, einschließlich erfundenen Klängen. Aber es gibt eine psychische und emotionale Einheit in seinen Alben, die sehr aufrüttelnd und unwiderstehlich für mich ist.


    Joie: Das stimmt, Willa. Ich bin immer so verwundert bei der Kritik, dass Michaels Alben zu beliebig zusammengestellt sind, denn für mich muss man ganz einfach nur zuhören. Aber du darfst nicht nur mit deinen Ohren hören; du musst auch mit deinem Herzen hören. Und wenn du das tust, sind die verbindenden Themen, die die Kritiker in einem Album sehen wollen, genau da. Und sie sind nie vergraben; es ist nicht so, dass du sie suchen musst. Es ist alles da direkt unter der Oberfläche, wenn sie nur zuhören würden.

    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Willa: Ich liebe es, Joie, wenn du sagst „Du musst mit deinem Herzen hören“. Ich glaube wirklich, das ist wahr, auf verschiedenen Ebenen. Um Musik wirklich zu erfahren, musst du dich ihr emotional öffnen. Seine Musik kann dich wirklich an andere Orte mitnehmen, wenn du es zulässt, aber du musst wollen, dass sie dich mitnimmt. Und um die volle Kraft seiner Musik zu begreifen, denke ich, wir müssen versuchen zu verstehen, was sie emotional macht.


    Du weißt ja, wir haben den ganzen Oktober zurückgeschaut auf das Invincible Album, welches veröffentlicht wurde, als die Öffentlichkeit sich gegen ihn gewandt hat und sich weigerte, zuzuhören, was er zu sagen hatte. Und die schmerzhaften Gefühle dieser Zeit seines Lebens erfüllen das ganze Album. Song für Song versucht der Erzähler die Hand auszustrecken und eine Beziehung mit einer Frau zu erlangen oder eine Beziehung zu reparieren, die zerbrochen oder in einer Krise ist, aber sie hört ihm nicht zu, gibt ihm keine Chance. Und so befindet er sich selbst als nicht fähig, sich zu artikulieren und Dinge richtig zu machen – „Ich kann einfach nicht die richtige Sache finden, die ich sagen kann“ wie er in Don’t Walk Away singt. Wir erleben, wie dasselbe Szenario sich wieder und wieder wiederholt auf diesem Album vom donnernden Heartbreaker und Invincible bis zum schmerzend schönen Don’t Walk Away und Whatever happens. Und nicht nur, dass es eine Stimmung der Traurigkeit und Verlustes auf diesem Album entstehen lässt – von Fehlkommunikation und verschenkten Gelegenheiten und nichterfüllten Träumen – es erschafft auch eine Art Gedankenverschmelzung, bei der wir als Zuhörer eine Zeit lang in seine emotionale Umgebung eintauchen und tatsächlich sein Leiden bis zu einem gewissen Grad mitfühlen.


    Ich sehe eine ähnliche Art von psychischer und emotionaler Einheit auf Off The Wall und fühle dasselbe, wie ich für eine Weile in sein emotionales Umfeld eintauche. Aber auf diesem Album ist er ein junger Mann bereit an der Grenze zum Erwachsenwerden, und er fängt perfekt die Mischung von Hochgefühl und Verwirrung ein, die wir in dieser Zeit fühlen.


    Joie: Genau, und es gibt ebenso auch ein sicheres Level von Ausgelassenheit und Übermut auf diesem Album, welche weitere Wesenszüge der meisten über Zwanzigjährigen sind. Sie stehen an der Schwelle und ihr Leben liegt vor ihnen langgezogen, und die Möglichkeiten sind endlos! Der Himmel ist die Grenze, und das ist das Gefühl, das du bekommst, wenn du diesem Album zuhörst. Es ist jung und frisch und glücklich und unbelastet von den Anstrengungen des Lebens.


    Er klingt, als hätte er die schönste Zeit bei der Aufnahme dieser Songs gehabt. Ich liebe die Art, wie er lacht fast am Ende von Get on the floor.


    Willa: Ich auch!


    Joie: Es ist, als könne er seine Freude nicht zurückhalten, und das ist unvergleichlich! Dieses Album zaubert ein Lächeln in mein Gesicht von den Eröffnungstakten von Don’t Stop til You Get Enough bis zu den Schlussakkorden von Burn this disco out. Ich liebe die romantische Bildsprache von Girlfriend, ich liebe die sorgenfreie Botschaft von Off the Wall, ich liebe die sinnliche Melodie von Can’t Help It. Ich liebe sogar den spürbaren Herzschmerz von She’s Out of my Life.


    Sogar Working day and night, welches von einem Mann handelt, der sich jeden einzelnen Tag den „Arsch aufreißt“ (sorry, steht da so), und versucht, sein Mädchen glücklich zu machen, macht so viel Spaß beim Zuhören. Du bekommst das Gefühl, dass obwohl er sich darüber beklagt, es ihm nicht wirklich allzu viele Sorgen bereitet.


    Willa: Weißt du, ich bin froh, dass du das erwähnst, denn ich habe viel über Working day and night nachgedacht. Es ist einer der drei Songs, die er für dieses Album schrieb, und es ist sehr interessant, besonders diese Lyrics:


    Du sagst, dass Arbeiten
    Das ist, was von einem Mann erwartet wird
    Und ich sage, das ist nicht richtig
    Wenn ich dir meine süße Liebe nicht geben kann
    Ich bin es müde daran zu denken
    Was von meinem Leben erwartet wird


    Der Erzähler ist ein junger Mann, der „Tag und Nacht arbeitet“ nur, um seine Freundin zu erfreuen, aber dann ist er so beschäftigt, dass er keine Zeit mehr mit ihr verbringen kann. So ist er gefangen in dieser ironischen Situation, und er ist frustriert und beschwert sich darüber, wie du sagst.


    Aber vielleicht ist das nicht der Fehler seiner Freundin, Vielleicht denkt er nur, dass es das ist, was sie will, weil ihm gesagt wurde, „dass Arbeiten das ist, was von einem Mann erwartet wird“.


    Interessanterweise kehrt er zu derselben Situation 22 Jahre später wieder zurück in Whatever happens, aber in diesem späteren Song sieht er die Situation genauso aus ihrer Sicht wie aus seiner, Und dieses Mal macht er deutlich, dass sich dieses Paar gegenseitig nicht wirklich gut versteht:


    Er arbeitet Tag und Nacht, denkt, er macht sie glücklich
    Und vergisst all die Träume, die er hatte …


    Sie versucht zu erklären „Du bist es, der mich glücklich macht“
    Was immer, was immer, was immer ...


    Also dies beschreibt tatsächlich eine ziemlich komplizierte Situation – eine, die besonders bedeutsam ist für einen Zwanzigjährigen, dessen Karriere vor ihm langgezogen liegt. Viele Leute werden davon gefangen: sie arbeiten unglaublich hart, so dass sie sich die schönen Dinge im Leben leisten können, aber dann haben sie nicht mehr die Zeit, das Leben und diese schönen Dinge zu genießen. Ich habe das Gefühl, dass er diese Szenen zwischen einem Mann und einer Frau als Metapher benutzt, um zu dramatisieren und die Dynamik zu verstehen und zu vermeiden, im Hamsterrad gefangen zu sein. Wie er in Working day and night singt „Du sagst, dass Arbeiten / Das ist, was von einem Mann erwartet wird / Und ich sage, das ist nicht richtig“.

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    Emily Dickinson

  • Joie: Willa, ich mag die Art, wie du Working day and night mit Whatever happens vergleichst. Es ist wirklich interessant. Und die lustige Sache ist, dass ich mich selbst dabei ertappte, wie ich Don’t Stop til You Get Enough genauso mit seinen späteren Werken verglichen habe. Ich liebe einfach diese Lyrics:


    Herrlich ist das Gefühl jetzt
    Fieber, die Temperaturen steigen jetzt …
    Also komm näher (näher jetzt) zu meinem Körper jetzt
    Liebe mich einfach, bis du nicht weißt wie …


    Berühre mich und ich stehe in Flammen
    Es gibt nichts, wie das Verlangen nach Liebe
    Ich schmelze (ich schmelze jetzt) wie heißer Kerzenwachs
    Gefühl (ah Gefühl) herrlich, wo wir sind


    Willa: Joie, das ist gemein! Wirklich gemein.


    Joie: Tut mir leid; ich möchte dich nicht quälen! Ich möchte nur etwas zeigen. Weißt du Don’t Stop ist ein weiterer der drei Songs, die er für dieses Album schrieb und für mich deuten diese Lyrics an, dass dieser Song, wieder einmal, nur von der Freude an Sex und sexuellem Verlangen handelt. Und wie wir vor einigen Wochen in unserer Diskussion über In the Closet festgestellt haben, ist das ein Thema, zu dem er einige Jahre später zurückkehrt. Und was mich am meisten an Don’t Stop verblüfft ist, dass Michael immer vorgeworfen wurde, irgendwie „soft“ im Vergleich zu den schlüpfrigen Persönlichkeiten und dem lyrischen Inhalt bei anderen populären Künstlern zu sein. Jedoch konnte er einen Song schreiben, der ganz klar nur von Sex handelt und es auf eine solch subtile Art rüberbringt, dass es sich romantisch und sinnlich und stilvoll anfühlt statt anrüchig und vulgär. Er macht immer noch seinen Standpunkt deutlich, aber er tut das auf eine respektvolle, sexy Art und Weise.


    Willa: Ich sage, er macht seinen Standpunkt deutlich! „Ich schmelze wie heißer Kerzenwachs“ – wow, Ich bin vielleicht 50, aber diese Zeile lässt mich immer noch erröten – besonders wenn es mir jemand ganz unerwartet vorspielt. Und dann kommt er mit seiner tiefen Stimme – „Ich schmelze jetzt“ – und … oh my. Es erschafft definitiv eine Stimmung …


    Joie: Willa, du errötest so leicht. Genau wie Michael. Und es ist faszinierend für mich, dass ein Mann, der so leidenschaftliche Lyrics geschrieben hat, gleichzeitig so scheu sein konnte. Diese Eigenschaft macht ihn nur noch sexier!


    Aber im Ernst, ich persönlich denke, dass sein Talent für das Schreiben dieser sinnlichen Texte auf eine so subtile Art ein wirklicher Beleg für sein Können und seine Klugheit als Songwriter ist – was noch etwas Weiteres ist, für das er nie richtig gewürdigt wurde. Aber das ist eine Diskussion für ein anderes Mal.


    Der Punkt ist, wenn ich dieses Album höre, bekomme ich das Gefühl, dass Off the Wall nicht nur mein Moment des Erwachsenwerdens war; es war ebenso Michaels Moment des Erwachsenwerdens. Auf viele Arten war dies sein großes Debüt für die Welt, sogar obwohl er bereits viele Jahre vor der Veröffentlichung dieses Albums aufgetreten ist. Die war sein großer Moment, um der Welt zu zeigen, dass er nicht mehr der kleine süße Junge mit den runden Wangen war; er war ganz erwachsen und völlig darauf vorbereitet, uns allen zu zeigen, was er konnte. Er entdeckte seine Fähigkeiten als Songwriter und baute seine Fähigkeiten als Tänzer aus und erreichte wirklich seine volle Leistungskraft. Und genau deswegen ist Off the Wall einer der größten Edelsteine in seinem enorm umfangreichen Werk.



    herz.gif herz.gif herz.gif

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  • She’s Out of My Life Tova.gif


    Es ist ganz seltsam: Wenn ich über Michael nachdenke, darüber, was ich über ihn wusste und ob und wie ich ihn wahrgenommen habe früher, vor 2009, dann kann ich mich an manche Dinge ganz genau erinnern, aber manches verschwimmt auch für mich. Immer wieder in meinem Leben hat er mich irgendwann mal erwischt, nur ganz kurz. Dann bin ich wieder weitergezogen und hab‘ ihn hinter mir gelassen. Er hat’s immer wieder versucht.


    Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich Off The Wall kannte. Also explizit kannte ich es nicht, ich hatte es nie als LP oder als CD. Aber mir ist so, als habe ich das Cover gesehen und Songs gehört. Rock with You herz.gif kannte ich natürlich und Don’t Stopherz.gif, aber auch das habe ich nie mit Michael Jackson verbunden. Eins weiß ich aber genau: She’s Out of My Life ist ein ganz besonderer Song für mich.


    Damals wurde dieses Lied oft im Radio gespielt. Das war zu der Zeit, als ich noch einen Radiorecorder hatte und mir damit meine Musik für Musikcassetten aufgenommen habe. Da kam dann ein Lied im Radio, und man musste blitzschnell reagieren, damit man auch den Anfang mit draufbekam und aufpassen, dass nur ja der Radiosprecher da nicht reinquasselte. Und irgendwann habe ich eigentlich mehr durch Zufall SOOML aufgenommen. Und ich habe dieses Lied gehört – und wow … ungläubiges Staunen … was für eine Stimme – ich habe mich immer gefragt: Wer singt das? Ein Mann, eine Frau? Diese Stimme war so anders, anders als alles, was ich bis dahin gehört hatte. Diese klare, sensible, traurige, sanfte Stimme hat eine Saite in mir zum Klingen gebracht. Ich war immer so verzaubert davon und habe es sehr oft gehört (meistens auf meiner Cassette). Aber nie habe ich aktiv versucht herauszubekommen, wer es singt schraube.gif. Über all die Jahre habe ich das Lied nie wieder gehört.


    Und dann 2009 (ihr wisst schon wann genau) habe ich mir die CD gekauft und hörte das Lied zum ersten Mal wieder. Wenn ich es jetzt höre, ist es wie eine Zeitreise sternchen.gif für mich.


    Es ist so schwer, sich jetzt noch vorzustellen, wie es wäre, wenn man Michaels Stimme zum ersten Mal hören würde, weil sie jetzt so vertraut ist. Wie man die Stimme empfinden würde. Aber wenn ich SOOML höre, dann fühle ich es ganz genau.wolke1.gif

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  • man musste blitzschnell reagieren, damit man auch den Anfang mit draufbekam und aufpassen, dass nur ja der Radiosprecher da nicht reinquasselte

    Oh Mann, das kenn ich auch noch!! War aber 'ne spannende Sache und die geglückten Aufnahmen waren einem ziemlich was wert :daumen:
    Piraterie gabs also schon immer... :ätsch:

    Er hat’s immer wieder versucht.

    Jep - das ist Michael. :hmhm:


    Aber nie habe ich aktiv versucht herauszubekommen, wer es singt

    Manchmal ist das so. Es reicht einfach irgendwie... alles scheint klar und gut, einfach so, wie es ist... :aha:


    Ein :herz: -liches Dankeschön für diese kleine Geschichte liebe Lilly... :flowers:

    :herz: Michael Jackson - forever the King of Pop. A genre of music. Mainly, a beautiful human being. :herz:
    es ist, was es ist... sagt die liebe


  • ..komisch, ich hab bei One more Chance das Liebeslied ganz ausgeblendet..ich hab es immer so verstanden, als ginge es um eine neue Chance für Michael, dass die Welt ihm eine neue Chance gibt, wieder geliebt zu werden (obwohl der Text das nicht direkt so sagt..) Deshalb fand ich das Video auch ok..und warum es eben nur Aufnahmen von hinten waren, wußte ich ja dann auch irgendwann.. ;(


    der Thomson Artikel ist auch hier


    http://www.mjjackson-forever.c…+more+chance%22#post69658


    Ja, so habe ich das auch gleich gesehen, doch der Text sagt das ganz klar, finde ich und vor allem das Video. Also dieser Thomsen, wie kann man die Fans auf der Bühne als irgendwie "teilnahmslos" o.ä. bezeichnen ? Ihre Augen leuchten und sind so voller Liebe und Bewunderung. Also klarer kann man doch gar nicht ausdrücken, dass hier die Rollen getauscht sind : er im leeren Saal, auf Tischen tanzend und die Fans auf der Bühne.Das Video ist so genial und einzigartig wie nur Maestro himself es konnte. Leider ist es nicht fertig geworden, aber ich liebe es unendlich :herz::herz::herz: und es tut so weh, zu wissen, dass er diese Chance nicht mehr bekam.



    An dieser Stelle erstmal DAAAAANKEEEEEE !!!!!an biba,dass sie mich hier wieder in diesen Thread geführt hat und natürlich an Lilly für diese wundervolle Fleißarbeit :drück::wolke1::dietop::daumen::clapping::clapping::clapping:


    Ich bin noch nicht ganz durch, wollte mich aber mal zu Wort melden.



    Die Themen sind ja unglaublich interessant und einfach phänomenal diskutiert und beschrieben.
    "My Baby" sehe ich jetzt auch ganz anders nach der Lektüre. Mir kam dabei der Begriff "Unschuld" in den Sinn. My Baby ist glaube ich seine unschuldige Seele.


    Und bei You are not alone ist meine Vorstellung von der flüsternden Stimme immer, dass es die Stimme Gottes ist.


    Ja und die Diskussion über schwarz genug sein und Vitiligo finde ich auch sehr spannend. Das ist für mich nie ein Zufall gewesen, dass ausgerechnet Michael Jackson Vitiligo hatte, sondern das ist Bestimmung, die er dann wie auch schon andere Schwächen, als Stärke genutzt hat, um die Welt mit künstlerischen Mitteln zu verändern. Ja, und seinen Körper als Kunstmittel einzusetzten, das hat er als Tänzer sowieso getan und mit dieser Gesichtsveränderung auch nochmal ganz radikal.


    Was ich auch genial finde, dass Willa den Bruch in deinem Werk in 1993 als Grand Canyon bezeichnet, und wie sie erzählt, dass sie eigentlich gar nicht hingucken wollte, was damals geschah, aber dann zwangsläufig musste, das kommtmir doch sehr bekannt vor.


    In der Mitte fehlen mir jetzt noch Teile, aber die letzten Gespräche über die sexuelle Demütigung sind nur leider zu wahr und das tut sehr weh.Das ist ja auch eine Kriegsstrategie, den Gegner durch sexuelle Demütigung zu unterwerfen. Das hat die Bush-regierung ja auch in Guantanamo gemacht. :flenn::wimmer:;(


    Das Michael das alles überlebt hat , zeigt wie unglaublich stark er war.

    You were the rhythm,
    You were the sound of a crescendo,
    You showed us Heaven and Light,
    you faced the fear.


  • Schön, dass du da bist, Daniela Jackson :wave:

    My Baby ist glaube ich seine unschuldige Seele.

    Ja, das kann ich mir auch gut vorstellen bzw. die unschuldige Seele in jedem von uns (ein Kind steckt ja in jedem von uns - irgendwie, irgendwo - denn wir alle waren Kinder, kannten ein ICH, das Kind war und dass ja nicht einfach aufhört zu existieren). My Baby könnte insofern auch die Traumfrau (im wahrsten Sinne des Wortes) sein, die er sich in seiner Einsamkeit erträumt und die dabei so unschuldig ist/sein kann, wie er bzw. eben wie dieser Teil in ihm/seiner Seele, d.h. die den unschuldigen Teil von sich ebenso (aus-)leben kann, wie er. Ich muss in dem Zusammenhang auch immer daran denken, wie er in Moonwalk bekräftigte, dass KINDER sein wichtigstes Publikum sind und ich denke, damit sind auch die Kinder IN Erwachsenen gemeint. :peterpan:


    Das Michael das alles überlebt hat , zeigt wie unglaublich stark er war.

    Ja, richtig und es zeigt, dass man dazu nicht der traditionelle "harte Kerl" sein muss - im Gegenteil...

    :herz: Michael Jackson - forever the King of Pop. A genre of music. Mainly, a beautiful human being. :herz:
    es ist, was es ist... sagt die liebe


  • Zitat

    der traditionelle "harte Kerl"

    ...der hat wohl nur den Vorteil, dass er weniger Angriffsfläche bietet wie Michael, dem man seine Verletztlichkeit gerade zu ansehen konnte...Ich glaube, wenn einem solchen "harten Kerl" sowas wie bei Michael dennoch widerfahren würde, wäre es ganz schnell vorbei mit der nach aussen zur Schau gestellten Stärke...bei Michael lag die Stärke in seinem Innern... :herz:..er vertraute auf seine Verbindung nach Oben..und auf die Liebe...und das, was man ganz tief im innern trägt, ist dauerhafter und stärker wie alles, was nur äusserlich, oberflächlich gezeigt wird.

    Einmal editiert, zuletzt von maja5809faithkeeper ()

  • hallo, ich nochmal.


    Ich bin jetzt durch und SOWAS von glücklich !!!!! Die beiden sind so ein Geschenk, die Willa und die Joie, die mit dem Elefanten tanzen !!!!


    Mein Gott, ich bin nicht nur glücklich, ich bin glückseelig !!!!!!DANKE,DANKE,DANKE !!!!!!!!!!! :wolke1::wolke1::wolke1:


    Danke auch für das Epitome of Artistry Video, das hab ich schon lange nicht mehr gesehen, bin in Tränen aufgelöst. :wolke1::wolke1::drück:


    Dass wir das erleben dürfen, so einen unglaublichen Künstler, so einen unglaublichen Mann, so eine unglaubliche Liebe !!!!!!!!

    You were the rhythm,
    You were the sound of a crescendo,
    You showed us Heaven and Light,
    you faced the fear.


  • Dass wir das erleben dürfen, so einen unglaublichen Künstler, so einen unglaublichen Mann, so eine unglaubliche Liebe


    Ja, das haut mich um, jeden Tag aufs Neue und (ich glaube, es war Zoey, bin mir aber leider wirklich nicht mehr sicher... :rotwerd: ) es/er verändert ALLES! :stern: :wolke1:
    Erst recht, wenn man sich so bewusst mit all dem auseinandersetzt, eben mit dem Elefanten tanzt... :sonne:

    :herz: Michael Jackson - forever the King of Pop. A genre of music. Mainly, a beautiful human being. :herz:
    es ist, was es ist... sagt die liebe


  • Du meinst, Zoey hat den Blog gefunden ?


    Was ich auch sehr gut und treffend finde, ist die Interpretation von Blood on the Dancefloor - dass er hier von der existenziellen Verwundung des Tänzers spricht.
    Und dass die Worte "I'm going down, Baby" auf die von Evan Chandler bezogen sind. Darauf (also auf Letzteres) wäre ich nicht gekommen, aber es ist sehr stimmig.

    You were the rhythm,
    You were the sound of a crescendo,
    You showed us Heaven and Light,
    you faced the fear.


  • Die Macht, sie hat eine Menge Kraft
    (The Force, It’s Got a Lot of Power)
    09/02/2012


    Willa: In der letzten Woche haben Joie und ich viel Spaß mit unserer Rückschau auf Off the Wall gehabt. Also musste ich natürlich immer wieder Don’t Stop til You Get Enough anhören – rein zum Zweck der Untersuchung, wirklich! Es hatte aber auch gar nichts mit dieser erstaunlich tiefen Stimme zu tun, die in der Mitte der ersten und zweiten Strophe zu hören ist …


    Joie: Yeah, was immer du dir auch selbst einreden willst, meine Freundin.


    Willa: Okay, du weißt doch, ich versuche nur, uns professionell erscheinen zulassen – den Schein zu wahren und all das. Was nicht so einfach ist, wenn mein Kopf voll ist mit heißen Lyrics von einem der heißesten Songs aller Zeiten, wie du freundlicherweise letzte Woche zitiert hast: „Ich schmelze (ich schmelze jetzt) wie heißer Kerzenwachs.“ Yi yi yi.


    Also jedenfalls hörte ich mir Don’t Stop aus professionellen Gründen immer wieder an, und ebenso hörte ich mir die Demoversion an, die er zuhause mit Randy und Janet aufgenommen hat. Und es ist wahrlich erstaunlich – du kannst hören, wie vollständig der Song bereits entwickelt war, bevor er ihn überhaupt zu Quincy Jones brachte. All die Hauptelemente sind schon da. Aber es gibt einen sehr bemerkenswerten Unterschied zwischen dem Original Demo und der schließlich aufgenommenen Version. Im Demo singt er dieses Couplet den ganzen Song hindurch:


    Keep on with your heart, don’t stop
    Don’t’ stop til you get enough


    Mach weiter mit deinem Herzen, hör nicht auf
    Hör nicht auf, bis du genug hast


    Aber zu der Zeit, als die aufgenommene Version veröffentlicht wurde, nahm er eine kleine, aber bemerkenswerte Änderung vor:


    Keep on with the force, don’t stop
    Don’t’ stop til you get enough


    Mach weiter mit der Macht, hör nicht auf
    Hör nicht auf, bis du genug hast


    Also, ich begann mich zu fragen – was meint er mit der „Macht“?


    Joie: Willa, das ist eine interessante Beobachtung. Und weil ich ein wenig die Science Fiction Versessene bin, fühle ich mich veranlasst, etwas Offensichtliches aufzuzeigen und zu sagen, dass dieses Album im Sommer 1979 herauskam, und nur zwei Jahre vorher 1977 kam einer der größten Filme aller Zeiten in die Kinos – Star Wars!


    Willa: Weißt du, ich habe gezögert, dieses Gedankensprung zu machen, aber ich habe in etwa dasselbe gedacht. Was hast du daraus gemacht?


    Joie: Okay, Star Wars wurde sofort ein Klassiker. Die Leute waren so besessen von diesem Film, dass sogar die Technikcrew, die daran mitgewirkt hat, routinemäßig um Autogramme gebeten wurde. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe. Ich war etwa acht Jahre alt und ging mit meinem besten Freund Deron und seinem Vater ins Kino.


    Willa: Du warst acht? Ich war in der High School. Ich hab’ ganz vergessen, wie jung du bist.


    Joie: Aww, du sagst die süßesten Dinge! Obwohl, wenn ich ehrlich bin und zurückblicke, scheint es mir wirklich, als wäre ich schon älter gewesen, aber ich habe nachgerechnet und yeah … ich war erst acht – und wurde bald neun! Was Sinn macht, denn ich war elf, als Off the Wall herauskam.


    Jedenfalls, als wir auf den Parkplatz des Kinos fuhren, war da buchstäblich eine Schlange von Menschen, die um das ganze Gebäude ging. Und sie waren alle da, um Star Wars zu sehen! Es war surreal. Das war das erste Mal überhaupt, dass ich so etwas gesehen habe.


    Star Wars war ein wirklich kulturelles Phänomen. Er brach alle Kassenrekorde zu der Zeit und er blieb einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Ich meine, es war gewaltig! Also, nachdem der Film herausgekommen war, zitierten die Leute im ganzen Land – vielleicht sogar in der ganzen Welt – Sätze aus dem Film und sagten Dinge wie „Hilf mir, Obi-Wan Kenobi, du bist meine einzige Hoffnung.“ Und „Vor einer langen Zeit in einer Galaxie weit, weit entfernt“ und – oh, und dies ist ein ganz großer – „Möge Die Macht mit dir sein.“ Überall sprachen die Leute plötzlich über ‚Die Macht’. Und wenn du irgend jemanden über ‚Die Macht’ fragst – jeden – der gelebt hat, als der Original Star Wars Film herauskam, sie werden genau wissen, was du meinst.


    Also … hier biege ich wieder ein aus meiner Abzweigung und möchte andeuten, dass ‚Die Macht’, die Michael in Don’t Stop erwähnt, vielleicht etwas mit der Macht, die George Lucas sich in der Star Wars Saga vorstellte, zu tun hat. In dem Film beschreibt der Jedi Master Ben ‚Obi-Wan’ Kenobi Die Macht auf diese Art:


    „Gut, Die Macht ist das, was einem Jedi seine Kraft gibt. Es ist ein Energiefeld, das durch alle lebendigen Dinge entsteht. Es umgibt uns und durchdringt uns; es verbindet alles in der Galaxie.“


    Hinter dem Gedanken, dass Die Macht ein durch alle lebendigen Dinge erzeugtes Energiefeld ist und uns alle als Eins verbindet, steht ein Konzept, von dem ich erkennen kann, das es Michael umfasst. Es ist eine Art Ausweitung der Botschaft, über die er bereits seit Jahren gesungen hat. Wenn du darüber nachdenkst, ist es dieselbe Botschaft wie in Can You Feel It, wo er betont, dass wir alle gleich sind; wir sind alle verbunden. „Ja, das Blut, das in mir ist, ist auch in dir.“


    Willa: Joie, ich liebe es, in welche Richtung du dies bringst, und ich stimme dir zu, wenn du es dir auf diese Art betrachtest, gibt es so viele Verbindungen zu Michael Jackson. Er spricht natürlich nicht darüber, das Laserschwert zu nehmen und für das Imperium zu kämpfen. Aber wenn wir es „auf die abstrakte Art“ betrachten, wie du sagst, scheint es eine ganze Menge Parallelen zwischen George Lucas‘ Gedanken von der Macht als „einem durch die lebendigen Dinge erzeugten Energiefeld, das alles in der Galaxie verbindet“ und Michael Jacksons Gedanken über einen „ewigen Tanz der Schöpfung“ zu geben.


    Tatsächlich ist dieser Gedanke eines „ewigen Tanzes“, der uns alle verbindet, mit allen lebendigen Dingen und mit dem Kosmos eines der zentralen Themen in Michael Jacksons Buch mit Gedichten und Essays von 1992 Dancing the Dream, und er schreibt in der Einleitung:


    Bewusstsein drückt sich selbst durch Schöpfung aus. Diese Welt, in der wir leben, ist der Tanz des Schöpfers. Tänzer kommen und gehen in einem Augenblick, aber der Tanz lebt weiter. Sehr oft, wenn ich tanze, fühle ich mich von etwas Heiligem berührt. In jenen Momenten fühle ich meine Seele aufsteigen und wie sie eins wird mit allem, das existiert. Ich werde zu den Sternen und zum Mond. Ich werde der Liebende und der Geliebte. Ich werde der Sieger und der Besiegte. Ich werde der Meister und der Diener. Ich werde der Sänger und das Lied. Ich werde der Wissende und das Gewusste. Ich tanze weiter, und dann ist es der ewige Tanz der Schöpfung. Der Schöpfer und die Schöpfung verschmelzen zu einer Ganzheit der Freude.


    Für mich ist dieser Gedanke, dass er „eins wird mit allem, das existiert“ sehr ähnlich zu Ben Kenobis Beschreibung der Macht als etwas, das „uns umgibt und durchdringt“, wie du oben zitiert hast. Und es ist sehr bedeutsam, glaube ich, dass er diesen Zustand durch den Tanz erreicht. Es ist „wenn ich tanze“, dass er „den ewigen Tanz der Schöpfung“ anschließt und das ist, wenn er sagt „Der Schöpfer und die Schöpfung verschmelzen zu einer Ganzheit der Freude.“

    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Joie: Das denke ich auch, Willa, es ist eines der zentralen Themen in Dancing the Dream, diese Vorstellung, dass wir alle verbunden sind. Und er erwähnt diesen ewigen „Tanz der Schöpfung“ einige Male in dem Buch. In Heaven is Here, einem der Gedichte aus diesem Buch, sagt er:


    Komm, lass uns tanzen
    Den Tanz der Schöpfung
    Lass uns feiern
    Die Freude des Lebens


    Dieser Gedanke, dass wir alle verbunden sind, war offensichtlich sehr bedeutend für ihn, so wie er immer wieder und wieder darüber schreibt. An späterer Stelle in diesem Gedicht sagt er weiter:


    Du bist die Sonne
    Du bist der Mond
    Du bist die Wildblume mit ihrer Blütenpracht
    Du bist der Herzschlag
    Der pulsiert, tanzt
    Von einem Staubkorn
    Zum entferntesten Stern


    Und du und ich
    Waren niemals getrennt
    Es ist eine Sinnestäuschung
    Konstruiert durch die magische Linse der
    Wahrnehmung


    Also erzählt er uns, dass alles – alles Leben, alle lebendigen Wesen, die Pflanzen, sogar der Staub – alles miteinander verbunden ist.


    Willa: Ich bin so glücklich, dass du dieses Gedicht zitiert hast, Joie, denn es ist eines meiner liebsten aus Dancing the Dream, und es beleuchtet wirklich die Verbindungen zwischen uns allen. Und wie wir in dem letzten von dir zitierten Vers sehen können, verbindet es dies mit der fehlerhaften Natur der Wahrnehmung, welches eine weitere zentrale Ansicht sowohl von Michael Jackson, als auch von George Lucas ist.


    Es gibt da eine wundervolle Szene in Star Wars, in der Luke zuerst einmal lernen muss, Die Macht zu nutzen. Er probiert das Laserschwert, das Ben ihm gab, aus, aber er kommt damit überhaupt nicht zurecht, also versperrt Ben ihm die Sicht. Dann sagt Ben zu ihm:


    „Ich schlage vor, du versuchst es noch einmal, Luke. Aber dieses Mal lass‘ dein bewusstes Selbst los und handle instinktiv.“
    Luke protestiert. „Aber … ich kann es nicht mal sehen. Wie soll ich dann kämpfen?“
    Ben antwortet: „Deine Augen können dich täuschen. Vertraue ihnen nicht. Dehne deine Gefühle aus.“


    Wir sehen, dass dieser Gedanke, dass „deine Augen dich täuschen können“ wiederholt wird durch Michael Jacksons Werke und auch in Videos wie Who Is It bis zu den Passagen, die du aus Heaven is Here zitiert hast. In diesem Gedicht, dass die Ansicht, wir seien getrennt, falsch ist, eine Fehlwahrnehmung – oder wie er sagt „eine Sinnestäuschung / Konstruiert durch die magische Linse der / Wahrnehmung“. Wenn wir dem Ratschlag von Ben folgen, unser „bewusstes Selbst loszulassen“ und „unsere Gefühle ausdehnen“, realisieren wir, dass „du und ich / niemals getrennt waren / Es ist eine Sinnestäuschung“, wie uns Michael Jackson erzählt.


    Joie: Wir sind alle eins miteinander und mit dem Universum. Und interessanterweise neigen wir dazu, von diesem Gedanken zu denken, er sei ein Glaubenssatz aus dem Buddhismus oder Hinduismus oder einer anderen östlichen Religion. Es klingt „New Age“-mäßig oder „metaphysisch“, aber es stecken sehr reale Prinzipien dahinter. Es ist eine vorherrschende Auffassung im Bereich der Geistheilung und genauso in der Welt der Wissenschaft, wie dieses Video von Symphony of Science klar macht:


    XGK84Poeynk


    Neil deGrasse Tyson sagt in dem Video:


    Wir sind alle verbunden
    Mit jedem anderen, biologisch
    Mit der Erde, chemisch
    Mit dem Rest des Universums, atomar

    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson