Dancing With The Elephant

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  • Zitat

    obwohl Thriller für viele Leute oft als der Höhepunkt von Michael Jacksons Erfolg gesehen wird (und kommerziell ist das sicher richtig), doch im Grunde das nachfolgende Album Bad den Punkt markiert, an dem wir zu erkennen beginnen, dass der Künstler seine Flügel ausbreitet und künstlerisch, emotional, kreativ und politisch wächst.

    ..wow..ja..und er ist in diesen Punkten immer weiter gewachsen. Schade eigentlich, dass er immer diese Thrillermesslatte vor Augen gehalten bekam. ich sehe das auch so, dass Thriller nur kommerziell sein "bestes" Album war, aber nicht von der Qualität des Inhalts(obwohl da auch absolute Perlen drauf sind...) ...und wie sehr hat er mit BAD seine Flügel ausgebreitet :wolke1: nicht nur im Studio, indem er da schon viel mehr selbst bestimmte (schrieb und produzierte..)..es ist ja, wenn man ihn gerade bei den Konzerten sieht, wie ein Befreiungsschlag...endlich kann er sich auch da völlig verwirklichen, seine ganz eigenen Visionen auf die Bühne bringen, ohne irgendwelche Brüder..und Familie....Und das spürt man, diese unbändige, überquellende Energie die er verbreitet...ich glaube, diese Zeit muss sein absoluter Höhenflug gewesen sein...
    Auch wenn man sieht, wie er sich selbst zwischen Thriller und Bad verändert hat...von dem noch viel schüchternen Thriller MJ zum "BAD Michael"...auch wenn es natürlich Teil des neuen gesammt Bad Image war...aber es ist passend, auch äusserlich dieses Selbstbewußtsein zu zeigen.


    Zitat

    Und einfach nur über diese Tatsache nachzudenken macht mich wirklich wütend, dass er nämlich bei Invincible daran gehindert wurde, genau das zu tun. Ich liebe das Album so sehr, und ich hätte so gern erlebt, welche Videos er dafür gemacht hätte.

    .... ;(

  • :hkuss:
    Für mich sagt es auch unheimlich viel aus, dass Michael :herz: auf 'Bad', neben seinen eigenen Songs, die von 2 anderen mit drauf genommen hat. Wie wir jetzt wissen, hatte Michael noch genug fantastisches eigenes Material zur Hand, doch er war selbstbewusst genug und groß genug andre mit drauf zu nehmen. Er musste es niemandem und auch sich nicht 'beweisen', sondern traf eine vielfältige Auswahl, und vor allem entschied Michael sich auch für das grandiose Man In The Mirror!!!
    Ja Maja, man sieht und hört die Befreiung die mit dem Bad-Album und der Bad-Tour einhergingen. Es war sicher eine Hochzeit in Michaels :herz: Leben, (wobei Invincible mein Favorit ist und bleibt :love: ).
    Michael konnte nicht nur ein Album mit lauter Hits kreieren, jedes seiner Alben ist ein Hit und die Verkaufszahlen muss man immer im Kontext der Geschehnisse der Zeit sehen, in der sie erschienen sind. Die Bedingungen ändertern sich durch so viele Faktoren.
    Ich mag die freche Befreiung die in Bad klingt und ich liebe es ihn dann bei Dangerous weiter reifen zu sehen und wie er es durch jede Pore ausstrahlt. :stern:
    Aber ich schweife... :-D
    Sowieso, hier und heute werde ich Bad zelebrieren. Das Package steht noch jungfräulich verpackt auf dem Tisch :kicher: in meiner Michael-Ecke, und wenn Schatzi gleich arbeiten fährt... dann wird die Bude wackeln :jubel: ..... :bad:
    Sky* :wave:

  • Celebrating Bad: Speed Demon
    19/09/2012


    Willa: Also Joie, du kannst dir vorstellen, dass ich inzwischen gelernt habe, niemals eines von Michael Jacksons Videos „nur als Unterhaltung“ zu bezeichnen. Ich habe das über You rock my world gedacht – dass es „nur Unterhaltung“ wäre – aber nachdem ich mit dir im letzten Herbst darüber gesprochen habe, sehe ich es als eine sehr pointierte Kritik an der Musikindustrie. Ich dachte das über In the Closet, aber nachdem wir im vergangenen Januar darüber gesprochen haben, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es ein faszinierender Blick auf tabuisierte Beziehungen ist. Zu verschiedenen Zeiten dachte ich es über Thriller und Smooth Criminal und Scream, entdeckte aber später, dass diese drei einige seiner bedeutendsten Werke darstellen. Und ich dachte das auch über Speed Demon, aber nun beginne ich mich zu fragen, ob ich in diesem Video nicht ebenso etwas Wichtiges übersehen habe.


    Mir scheint es, als gebe es zwei Hauptthemen, die sich durch seine neun Bad Videos ziehen. Zuerst einmal ist da das extrem komplexe Thema der Gewalt, Armut und Kriminalität, besonders wie es sich in den Innenstädten darstellt. Wir erkennen dieses Thema in den Videos für Bad, The way you make me feel, Man in the mirror, Smooth Criminal und Speed Demon. Dann gibt es das komplizierte Thema des Berühmtseins und des Ruhms, wie wir es in Dirty Diana, Leave me alone, Liberian Girl, Another part of me und Speed Demon sehen. Also ist Speed Demon – dieses nette, skurrile, harmlose kleine Knetfiguren Video – dasjenige, bei dem sich diese zwei Hauptthemen überschneiden.


    Joie: Willa, ich muss sagen, du hast mich nun fasziniert, denn ich denke bei Speed Demon nicht an „Gewalt, Armut und Kriminalität“, wie du gesagt hast.


    Willa: Gut, es berührt die Themen leicht. Du würdest nicht denken, dass jemand ein amüsantes Video über einige unserer schlimmsten und kompliziertesten gesellschaftlichen Missstände machen könnte, aber er hat es getan – immer wieder und wieder.


    Joie: Stimmt, ja. Das ist wahr, er tat es. Aber ich bin mir nicht sicher, ob dies in Speed Demon behandelt wird. Und ich würde auch nicht über Liberian Girl oder Another part of me als Kommentar über Berühmtsein und Ruhm denken, also interessiert es mich, zu sehen, worauf du hinaus willst.


    Willa: Ich verstehe was du meinst, Joie. Vor ein paar Tagen hätte ich auch noch das Gleiche gedacht. Besonders Speed Demon scheint mehr mit Wallace & Gromit zu tun zu haben als mit Beat it, wenigstens oberflächlich gesehen.


    Joie: Wallace & Gromit. Das ist lustig!


    Willa: Gut, du weißt, was ich meine – es ist Knetanimation! Aber erinnerst du dich an einige Wochen zuvor, als du mich gefragt hast, welche ich als die Hauptthemen von Bad betrachte?


    Joie: Yeah.


    Willa: Okay, ich habe darüber vorher nie nachgedacht, also habe ich begonnen, mir mit dieser Frage im Kopf die Songs anzuhören und die Videos zu sehen, und als ich das tat, begannen sich diese zwei sehr verschiedenen Themen herauszukristallisieren, ganz besonders in den Videos. Ich meine, denk’ mal darüber nach: Gibt es irgendwo ein Video mit mehr Berühmtheiten als in Liberian Girl? Es sind nichts als berühmte Menschen. Und plötzlich taucht Michael lachend hinter den Kulissen auf, was für sich genommen schon solch eine interessante Aussage ist!


    Und sieh’ dir die Eröffnungsszene von Another part of me an und wie es sich auf seine komplizierte Beziehung mit seinem Ruhm konzentriert – wie er es sowohl genießt, als auch die Flucht davor sucht, und wie er es benutzt, um seine „Botschaft“ zu vermitteln – eine Botschaft, die er ganz eindeutig im Refrain ausspricht:


    Wir entsenden eine bedeutende Liebe
    Und dies ist unsere Botschaft für euch
    Die Planeten richten sich danach aus
    Wir bringen hellere Tage
    Sie stehen alle in einer Reihe und warten auf euch
    Könnt ihr es sehen?
    Ihr seid nur ein anderer Teil von mir


    Also ist er auf einer Mission, um eine „bedeutende Liebe“ in die Welt zu bringen, und er nutzt seine Kunst und seine Berühmtheit dazu, ihm zu helfen, dies zu erreichen. Aber dies ist kein einfaches Thema – seine Berühmtheit befähigt ihn auf der einen Seite dazu, auf der anderen Seite isoliert sie ihn auch. Und wie üblich präsentiert er diese Gedanken auf subtile und auch sehr anspruchsvolle Art und Weise in dem Video.


    Joie: Hmm. Das ist sehr interessant, Willa. Ich weiß, worauf du hinaus willst. Und was du sagst, ergibt sehr viel Sinn. Ich vermute, nun da du es erwähnt hast, habe ich wohl auch sowohl Liberian Girl, als auch von Another part of me als reine Unterhaltung angesehen. Und du hast Recht – das ist etwas, was wir niemals tun sollten, wenn es um Michael Jackson geht.


    Willa: Das sollten wir wirklich nicht. Es ist leicht, darauf hereinzufallen, weil seine Werke so unterhaltsam sind, aber es gibt immer so viele Schichten in seinen Arbeiten, und sehr oft passieren da wirklich interessante Dinge, wenn wir nur hinsehen. Es ist leicht, Speed Demon einfach als Cartoon abzutun, aber es wird auch seine komplizierte Beziehung zu seinem Berühmtsein angesprochen. Es fängt an damit, wie er von einigen übereifrigen Fans gejagt wird, und sie sind ziemlich grob und unerträglich.


    Joie: Oh, sie sind unglaublich grob und unerträglich! Und es macht mich irgendwie traurig, daran zu denken, dass er dem oft begegnet ist, verstehst du? Dass Fans immer so gedankenlos und unfreundlich zu ihm waren. Im Grunde fällt es mir schwer, sie als Fans zu bezeichnen; für mich sind sie eher eine wütende Meute, die ihn zu fassen kriegen will. Sie scheinen sogar richtig wütend auf ihn zu sein, als sie um das Filmset und hinaus auf die offene Straße jagen. Und je länger sie ihn jagen, desto wütender scheinen sie zu werden.

    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Willa: Das werden sie wirklich. Weißt du, es wird als diese lustige Verfolgungsjagd dargestellt – und er scheint es zu genießen – aber trotzdem liegt da etwas Bedrohliches über dem Ganzen, und er will wirklich nicht, dass sie ihn einholen. Und ich glaube, er musste wirklich manchmal mit einigen unerträglichen Fans zurechtkommen. Er sprach darüber 1978 in einem Telefoninterview mit Lisa Robinson. Sie fragte ihn: „Triffst du immer noch gerne deine Fans?“ und er sagte:


    „Ich genieße all das manchmal, Menschen zu sehen, die mich lieben oder meine Platten kaufen. Ich finde, es macht Spaß und ich treffe meine Fans gern und denke auch, es ist wichtig. Aber manchmal denken Leute, du schuldest ihnen dein Leben; sie benehmen sich schlecht – als wollten sie sagen ‚Was du bist, bist du nur durch mich’. Das mag wahr sein – aber nicht durch diese eine Person. Manchmal möchtest du zu ihnen sagen, wenn die Musik nicht gut wäre, dann hättest du sie nicht gekauft. Denn manche von ihnen denken, du wärst im Grunde ihr Eigentum. Irgendeiner sagt dann: ‚Setz’ dich hin’, ‚Unterschreib’ dies’ oder ‚Kann ich deine Unterschrift bekommen’ und ich sage dann ‚Ja, hast du einen Stift?’ und sie ‚Nein, besorg’ doch einen’. Ehrlich. Ich übertreibe nicht. Aber ich versuche, einfach damit zurechtzukommen.“


    Und wenn du dich erinnerst, dies war 1978 – drei Jahre, bevor Thriller herauskam.


    Joie: Ja, ich erinnere mich an das Interview, und es ist wirklich traurig, wenn du darüber nachdenkst. Und noch mal, mir fällt es sehr schwer, solche Leute als Fans zu bezeichnen. Ich vermute, ich habe einfach eine andere Vorstellung davon, was dieses Wort bedeutet. „Fan“. Weißt du, manchmal hat das Wort so einen negativen Beiklang. Besonders wenn es um Michael Jackson Fans geht. Aber ich bin seit einer langen Zeit Teil der Fangemeinschaft, und ich kenne Michael Jackson Fans als einige der nettesten, respektvollsten Menschen, die ich je getroffen habe, also ist dies schwer für mich in Einklang zu bringen. Aber ich bin sicher, von diesem Blickpunkt aus gesehen gab es Zeiten, in denen die Aufmerksamkeit wahrscheinlich extrem grob oder sogar bedrohlich wurde. Es ist unvorstellbar für mich, wie es sein muss, mit dieser Art von Aufmerksamkeit 24/7 zu leben.


    Aber ich habe mich mehr auf das Video selbst bezogen – nicht auf sein wirkliches Leben. In dem Kurzfilm werden die „Fans“, die ihn jagen, irgendwie zu einer wütenden Meute, die ihn irgendwie fassen will. Und es ist nicht eindeutig, was sie vorhaben mit ihm zu machen, wenn sie ihn eingeholt haben. Wollen sie ihn verletzten oder wollen sie nur sein Autogramm? Es ist schwer zu sagen bei ihren Zähne fletschenden Gesichtern. Es ist kein Wunder, dass er versucht ihnen zu entkommen!


    Willa: Ich denke, du hast genau Recht, Joie – sie sind wie eine „Meute“, in der Bedeutung, dass sie ergriffen sind von dieser verrückten Mob-Mentalität, die manchmal um sich greift, und ich denke, Michael Jackson hat gesehen, wie gefährlich das sein kann, und er fürchtete sich davor. Wir sehen die Furcht vor der Meute im Intro zu Ghosts. Und er sagte in einer ganzen Reihe von Interviews, dass es „wehtut“ von so einer Horde belagert zu werden. Dass Leute sich verrückt benehmen und anfangen, an deinen Haaren zu ziehen und dir deine Arme verdrehen, und das tut wirklich weh. Offenbar brach ein Vorfall mit so einer Menschenmenge am Flughafen aus, während die Jackson 5 in ihrer Anfangszeit nach England reisten, und sie hätten dabei getötet werden können. Er trug einen Schal, und ein Mädchen ergriff ein Ende und ein anderes das andere, und sie zogen beide so sehr sie konnten. Der Schal zog sich immer enger um seinen Hals zusammen, und er bekam keine Luft und konnte ihn auch nicht lockern, und seine Brüder mussten ihn retten. Was für eine erschreckende Geschichte!


    Du hast also Recht – es ist schwer vorauszusagen, was so eine Horde Menschen tun wird, und es ist ganz und gar nicht klar, was die Meute, die ihn in Speed Demon verfolgt, tun wird, wenn sie ihn einholt.


    Joie: Aber glücklicherweise erhalten sie diese Chance nicht, denn sie werden alle gestoppt wegen zu schnellen Fahrens und einer Art Massenkarambolage. Das Letzte, was wir von ihnen sehen ist, dass sie alle in einem Polizeiwagen mitgenommen werden, während Michael davonrast, endlich frei um durchzuatmen, nun, wo der Mob, der ihn gejagt hat, weg ist. Er zieht los auf die offene Straße und hält für ein paar Minuten an, um die Verkleidung abzulegen, die er benutzt hatte, um seinen Verfolgern zu entkommen, dann findet er sich selbst mitten in einer Tanzeinlage wieder, bei der das Kostüm zum Leben erweckt wird und ihn herausfordert.


    Aber ich muss sagen, Willa, dass, während ich dir zustimme, dass das Thema Berühmtheit und Ruhm definitiv vorhanden ist in diesem Kurzfilm, ich immer noch nicht wirklich die Themen ‚Gewalt, Armut und Kriminalität‘ in Speed Demon, die du zu Beginn unserer Diskussion erwähnt hast, sehe.


    Willa: Gut, denk mal an diese wiederholten Zeilen von der Polizei: „Fahr zur Seite, Boy, und hol dir deinen Strafzettel ab“. Da ist so viel reine Freude am Dahinfliegen in Speed Demon, allein die Ausgelassenheit der Geschwindigkeit und all dem Druck zu entkommen, der auf ihm lastet. Aber dann fast am Ende gibt ihm ein Polizist einen Strafzettel. Eigentlich wimmelt es in diesem Video von Polizisten, und mehrere Male jagen sie auch ihn. Während es also ein Polizist ist, der jene besessenen Fans ins Gefängnis bringt und ihn sozusagen vor der Meute rettet, wie du beschrieben hast, taucht ein anderer Polizist auf und behandelt ihn wie einen Kriminellen.


    Weißt du, was mich wirklich bezüglich Speed Demon umdenken ließ, waren die MJ Academia Project Videos. Unglücklicherweise haben die Leute, die diese Videos gepostet haben, sie wieder herausgenommen, so dass sie im Moment nicht verfügbar sind, was enttäuschend ist. Ich würde sie gerne noch einmal sehen und sie gerade jetzt hiermit verlinken. Ich hoffe, sie stellen sie nochmal wieder ein. Aber wie dem auch sei, in einem ihrer Videos sprechen sie darüber, dass Michael Jackson in einer Reihe von Videos und Songs mehrfach das Wort „boy“ als ein Codewort dafür benutzt, wie schwarze Männer in den Vereinigten Staaten durch die Justiz behandelt wurden, und sie erwähnen speziell Speed Demon. Ich habe nie von Speed Demon auf diese Art gedacht – tatsächlich nicht mehr als von einem Cartoon – aber seitdem habe ich begonnen, auf ganz andere Art hinzuhören. Und eine Sache, die ich bemerkt habe ist, dass das Video die Botschaft des Songs wirklich abmildert, Wenn du irgendwie die Bilder aus deinem Kopf verdrängen kannst, während du es hörst, fühlt es sich sehr viel härter an, als wenn deine Gedanken voll von Michael Jackson in einem Tanzwettbewerb mit Spike ist, dem Knetanimation-Hasen (den ich liebe, nebenbei bemerkt).


    Also, wie er es so viele Male mit so vielen Themen gemacht hat, zeigt er, wie kompliziert menschliche Beziehungen sein können. Er liebt seine Fans, fühlt sich aber von ihnen bedroht, wenn sie sich in eine rasende Meute verwandeln. Er fühlt sich von der Polizei beschützt, besonders wenn diese Meute mitgenommen wird zur Polizeistation, aber er weiß auch, dass sich die Polizei jede Minute gegen ihn wenden und ihn kriminalisieren kann. Und dies wurde 1988 aufgenommen, bevor er wirklich erfuhr, wie verdreht und missbräuchlich die Polizei sein kann.

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  • Joie: Nun, ich stimme dir zu, das Video mildert wirklich die Botschaft des Songs. Und ich frage mich, ob er das absichtlich getan hat im Hinblick darauf, dass dieses Video Teil des Filmes Moonwalker war – was wirklich so eine Art Film für Kinder ist mit einer Wohlfühlthematik. Aber dies ist, wie wir letzte Woche besprochen haben, die Art Kurzfilm, in dem das Visuelle, das er darstellt sehr von dem abweicht, was in unseren Gedanken auftaucht, wenn wir nur dem Song selbst zuhören.


    Willa: Das stimmt, obwohl wir auch vorsichtig dabei sein müssen, Moonwalker als reine Unterhaltung zu sehen. Es hat größtenteils eine viel Spaß machende „Wohlfühl“-Stimmung an sich, aber da gehen auch eine Menge sehr interessanter Dinge vor sich in diesem Film. Wir sollten darüber irgendwann mal sprechen. Ich kann nicht glauben, dass wir uns ein Jahr lang über Michael Jacksons Werke unterhalten und noch nicht über Moonwalker gesprochen haben.


    Aber um auf Speed Demon zurückzukommen, wir sehen wirklich diese Struktur eines lustigen Unterhaltungsfilms, der aber auch eine ernsthafte Botschaft überlagert. Auf gewisse Art scheint er die Rolle der Künstler in der Gesellschaft zu untersuchen, und wie sich die Absichten von Künstlern und Polizei irgendwie in die Quere kommen. Die Polizei möchte, dass jeder die Regeln befolgt und sich auf konventionelle Art verhält, auch wenn das gar nichts mit Legalität zu tun hat, und Künstler hinterfragen ständig diese Konventionen. Wir erkennen diesen Konflikt zwischen der Polizei und dem Künstler, als der „Sheriff“ aus dem Western ganz zu Beginn des Videos auftaucht. Er beginnt, Michael Jackson zu verfolgen und ruft nach ihm auf diese wirklich herablassende Art „Hey, Singvogel“. Und dann gibt der Polizist ihm am Ende einen Strafzettel und sagt: „Ich brauche dein Autogramm genau hier.“ Bedeutend ist, dass der Strafzettel nicht für die Geschwindigkeitsüberschreitung ist. Es ist für das Tanzen.


    Joie: Nun, zur Verteidigung des Polizisten, Willa, es war eine eindeutig markierte ‚Tanzen verboten‘-Zone!


    Willa: Das stimmt! Und du bemerkst, er ist ein sehr gesetzestreuer Bürger. Er tanzt nicht, nachdem der Polizist auf dieses lustige Schild gezeigt hat, das ihm sagt, dass er das nicht tun darf, obwohl du weißt, dass er damit nicht übereinstimmt.


    Aber weißt du, während dies alles auf eine sehr leichte, unterhaltsame Art präsentiert wird, spricht es trotzdem einige wirklich komplexe Gedanken an. Der Polizist versucht, ihn in seine Schranken zu weisen und ihn vom Tanzen abzuhalten, davon, sich in seiner Kunst auszudrücken und behandelt ihn sogar wie einen Kriminellen oder zumindest wie einen Gesetzesbrecher wegen seines Tanzens. Und dies führt wieder zurück zu dem, was wir vor einigen Wochen beim Bad Kurzfilm besprochen haben. Wir haben gesagt, Künstler und Kriminelle haben in der Tat etwas gemeinsam: Sie hinterfragen beide die gesellschaftlichen Normen. Sie tun es auf sehr unterschiedliche Weise – der eine legal, um unser kulturelles Bewusstsein zu erhöhen und der andere illegal und oft zerstörerisch – aber manchmal wird diese Unterscheidung verwischt und Künstler werden wie Kriminelle behandelt. Und Michael Jackson war sich dieser Tatsache sehr bewusst, wie er uns in Speed Demon und Bad, und vielleicht am deutlichsten in Ghosts zeigt. Du erinnerst dich, die „Straftat“, derer er angeklagt ist in Ghosts besteht darin, ein Künstler, ein Erzähler von Geistergeschichten und zu unerhört anders zu sein.


    Und ich denke, diese Kriminalisierung von Künstlern wurde auf ganz reale Art deutlich darin, wie die Polizei (und die Presse und die Öffentlichkeit) die Anschuldigungen gegen ihn in den Jahren 1993 und 2003 interpretierte. Es ist, als wäre da diese Vorstellung, dass er die gesellschaftlichen Normen übertreten will – durch Singen und Tanzen, durch Hinterfragen der Geschlechter- und Rassengrenzen, durch Repräsentieren des Anderen, wie Joe Vogel es vor ein paar Wochen beschrieb - also schienen einige Leute zu denken, er würde gesetzliche und moralische Grenzen ebenso überschreiten wollen und illegale, unmoralische Dinge tun.


    Joie: Ich denke, das ist ein sehr interessanter Punkt, Willa. Und vielleicht eine allzu einfache Art der Beschreibung der alten Redewendung ‚Ein Buch nach seinem Cover zu beurteilen‘. Weil er für einige „außergewöhnlich“ oder „verrückt“ aussah, war er wahrscheinlich eher ein Krimineller als jemand, der süß und unschuldig aussah. Mir fällt dazu die Schauspielerin Winona Ryder ein. Wer hätte sich jemals vorstellen können, dass sie sich wie eine gewöhnliche Kriminelle verhalten würde? Eigentlich sah sie doch so „normal“ aus.


    Willa: Ich weiß wirklich nicht viel über den Fall von Winona Ryder, außer dass er sehr viel Aufmerksamkeit in der Presse bekam – weit mehr, als Anklagen wegen Ladendiebstahl normalerweise bekommen. Aber diese Kriminalisierung von Künstlern hat eine lange Geschichte. Denk an die McCarthy Verhandlungen und wie viele Künstlerkarrieren durch sie zerstört wurden. Und William Tyndale, der wahrscheinlich der größte englische Dichter aller Zeiten gewesen ist. Der größte Teil der King-James-Bibel wurde von Tyndale geschrieben, und du kannst davon ausgehen, dass Shakespeare nicht Shakespeare gewesen wäre ohne ihn – sogar der Rhythmus seiner Sprache spiegelt Tyndale wider. Und Tyndale ist auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.


    Und ich frage mich immer, wie viele der Frauen, und auch Männer, die als Hexen während der Hexenprozesse von Salem verurteilt wurden, die Feinfühligkeit eines Künstlers besaßen. Sie waren definitiv Menschen, die sich nicht anpassten, und sie wurden als „außergewöhnlich“ oder „verrückt“ angesehen, wie du gerade sagtest. Viele waren unabhängige Frauen, die nicht verheiratet waren und ein unkonventionelles Leben lebten. Und dies ist interessant: Einer der ersten Menschen, der während der Prozesse angeklagt wurde, war ein Sklave namens Tituba, der gern Kindergeschichten erzählte, genau wie der Maestro in Ghosts.


    Joie: Das ist eine wirklich interessante Feststellung, Willa. Und du liegst wahrscheinlich richtig damit, dass viele von ihnen wahrscheinlich auf gewisse Art Künstler waren oder zumindest Freidenker – genau wie der Maestro in Ghosts. Aber ich denke, was du zu sagen versuchst, ist, dass sogar, obwohl es oberflächlich gesehen ein süßes kleines Knetanimationsvideo ist, Speed Demon alles andere als kindisch oder simpel ist.


    Willa: Ganz genau. Oder vielleicht ist das, was ich versuche zu sagen, dass es auf beiden Ebenen funktioniert. Es ist ein lustiger, cartoon-artiger Film, bei dem sich Kinder amüsieren können, aber da gibt es auch einige komplexe Gedanken, mit denen sich auch Erwachsene beschäftigen können.



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    Halloooooo, keiner da? Lilly, wo ist denn der Elephant von dieser Woche.... ?


    ..der Elefant hat gerade Ausgang..Lilly ist im Urlaub... :lg:

  • :scham1: Oh tut mir leid, bin momentan sehr eingespannt, aber ich bin natürlich schon dran. Stell ihn heut Abend oder morgen ein... :nick:


    EDIT: Here we go... :puhf:


    Celebrating Bad: Leave me alone
    27/09/2012


    Willa: Also diese Woche schließen wir unsere einmonatige Feier von Bad ab, aber das bedeutet nicht, dass wir es hinter uns lassen. Ich kann mir vorstellen, dass wir ziemlich viel über Bad und Bad 25 sprechen werden und über die zusätzlichen Tracks und die Konzert-DVD und auch über Spike Lees Dokumentation. Da gibt es eine Menge aufregender Dinge zu besprechen!


    Aber diese Woche beenden wir unsere Feier mit einem Blick auf Leave me alone, das eine von Michael Jacksons schärfsten und deutlichsten Kritiken an den Boulevardmedien ist – alles enthalten in einem spaßigen und sehr unterhaltsamen Video. Und weißt du, Joie, eines der ersten Dinge, das mich anspringt, sind all die Bilder von Gefangenschaft, die wir in dem Video sehen. Aldebaranredstar sprach über das Thema des Gefangenseins in einem Kommentar über Dirty Diana vor einigen Wochen und wir sehen das hier definitiv auch. Beide, er und Bubbles, sind mit einer Kugel und einer Kette, befestigt um ihre Fußfesseln, dargestellt und mit Ketten an ihren Handgelenken. Wir sehen auch eine Lilliputanerfigur die einen Pfahl mit Seilen einschlägt, um ihn am Boden zu halten und wir entdecken später, dass ein ganzer Vergnügungspark über seinen liegenden Körper errichtet wurde. Unterschwelliger sehen wir ihn in Klatschpressebildern und in einer Dollarnote eingeschlossen.


    Wichtig aber ist, dass er all diese Anstrengungen ihn zu fesseln und zu definieren untergräbt. Diese statischen Bilder von ihm sind überhaupt nicht statisch – sie bewegen sich und singen, wie die Portraits in einem Harry Potter Film. Er tanzt mit der Kugel und der Kette, sodass sie nichts weiter als Bühnenrequisiten in einer Vaudevilleshow werden. Und schließlich bricht er aus der Rummelplatz-Industrie aus, die sich selbst über ihn und seinen Körper gebildet hatte.

    Joie: Willa, ich finde es sehr interessant, dass du dich gerade auf den Vergnügungspark, der ihn am Boden hält, als “Rummelplatz-Industrie” bezogen hast, denn das ist wirklich eine vielsagende Metapher für Ruhm und das Geschäft, eine Berühmtheit zu sein. Und ich hielt das Leave me alone Video immer einfach für brillant aufgrund dieses Bildes ganz am Ende, wenn wir herausfinden, dass alle Szenen, die wir gerade beobachtet haben, letztlich Teil dieses riesigen Freizeitparks – oder „Rummelplatzes“ – sind, den vermutlich die Medien um Michael Jackson errichtet haben. Das war einfach eine geniale Idee und so perfekt für das Konzept eines Videos speziell für diesen Song.

    Willa: Da stimme ich zu. Es erfasst wunderschön auf eine visuelle Art, wie sich eine ganze Industrie über ihn gebildet hat – und wenn du darüber nachdenkst, ist das wirklich wahr.


    Joie: Es ist wahr. In der Tat denke ich, könnte man das Argument anbringen, der derzeitige Stand der Dinge mit den Medien, die fühlen, sie hätten ein Anrecht auf jeden Aspekt des persönlichen Lebens eines Stars, habe mit ihrem Umgang mit Michael Jackson begonnen.


    Willa: Nun, ich weiß nicht. Ich meine, es scheint, als hätte es Leute wie Hedda Hopper und Louella Parsons seit den frühen Tagen der Filmindustrie – oder zumindest seit ihrer Jugendzeit – gegeben und sie konnten das Leben für Berühmtheiten ziemlich mies machen. Du wolltest sie definitiv nicht an der Backe haben, wenn du ein homosexueller Schauspieler in den 1950ern warst. Und die Klatschpresse war wirklich Teil des amerikanischen Lebens noch ehe wir eine Nation waren. Es wurde tatsächlich angedeutet, dass die amerikanische Revolution nicht passiert wäre, hätte es keine Flugblattschreiber gegeben, die Dinge angeheizt haben. Und einige der ersten politischen Angriffe waren schockierend – skandalöse Geschichten von Korruption und Verkommenheit und unehelichen Kindern ohne tatsächliche Grundlage.


    Joie: Nun, das mag alles wahr sein, Willa, aber ich glaube, der Umgang der Medien mit Michael Jackson hat ein Allzeit-Tief erreicht und hat den Weg für die extrem aufdringlichen, schulhofschlägermäßigen aggressiven Paparazzi bereitet, die jeder so sehr liebt. Und ich denke in dem Leave me alone Kurzfilm macht Michael es ziemlich deutlich, wie er zu dem Verhalten der Medien steht.


    Willa: Ich sehe, was du meinst, Joie – das tu ich wirklich – aber weißt du, selbst das ist problematisch. Ich meine, als er das Video schuf, wollte er offensichtlich seine Gefühle über die Klatschpresse zum Ausdruck bringen und wie es sich anfühlte, der Gegenstand soviel öffentlicher Kontrolle und Spekulation zu sein. Und wenn er es wirklich gehasst hätte, würdest du nicht denken, er hätte es auf eindeutig schreckliche Arten dargestellt – wie von der Inquisition gefoltert zu werden oder während der McCarthy Vernehmungen ausgequetscht zu werden oder von Ameisen zu Tode geknabbert zu werden oder von wilden Hyänen gejagt zu werden oder von einem Schwarm Killerbienen gestochen zu werden oder so etwas Qualvolles wie das.

    Aber das tut er nicht. Er stellt es als eine Fahrt durch einen Freizeitpark dar, mit Nebenschauplätzen und einer karnevalesken Atmosphäre. Und hier ist der Clou – Michael Jackson liebte Freizeitparks und Nebenvorstellungen und Karneval. Er hat P.T. Barnum wirklich bewundert (da ist ein Bild von ihm auf dem Cover des Dangerous Album) und Barnum war Spezialist darin öffentliches Interesse für menschliche und tierische Kuriositäten und „Freakshows“ aufzupeitschen – genau die Art Nebenschauplatzattraktionen, die wir im Verlauf von Leave me alone sehen.


    Und die Stimmung dieses Videos ist wirklich keine des Grolls oder der Feindseeligkeit. Er scheint mehr amüsiert als verärgert und ungläubig darüber, dass Menschen so verrückte Dinge tatsächlich glauben würden. Er lächelt während eines Großteils des Videos, als er an all diesen Exponaten vorüberfährt – in der Tat lächelt er in diesem Video mehr als in jedem anderen Video, das mir einfällt. An einer Stelle bricht er sogar in Gelächter aus, was uns einen Hinweis auf die Frage gibt, die er in den Lyrics wiederholt stellt: “Wer lacht, Baby?” Allem Anschein nach lautet die korrekte Antwort Michael Jackson selbst. Die Klatschblätter versuchen ihn zu einer Lachnummer zu machen, aber er ist derjenige, der lacht.

    Joie: Das ist wahr, Willa. Er lacht viel in diesem Video, obwohl ich denke, er lächelt in dem Speed Demon Kurzfilm mehr.


    Willa: Oh, du hast recht! Und interessanterweise spricht das Video auch über Berühmtheit – darüber von besessenen Fans verfolgt zu werden.

    Joie: Ja, das tut es, aber wir kommen ein bisschen vom Thema ab. Ich stimme dir zu, dass seine Kritik an den Medien in diesem Video sehr unterschwellig gestaltet ist und er maskiert sie gut mit der ganzen „Rummelplatz“-Methode. Aber ich glaube, dass seine Verachtung für die Medien hier tatsächlich vor aller Augen versteckt wird. Du hast recht damit, dass er Freizeitparks liebte, sie waren eines seiner liebsten Dinge auf der Welt, und seine Bewunderung für P.T. Barnum ist wohl bekannt. Aber ich denke, es sagt sehr viel aus, dass er sich selbst als Subjekt all dieser Attraktionen und „Freakshow“-Kuriositäten platziert, an welchen er vorüberfährt. Und während diese Rummelplatzattraktionen sich über einige der hartnäckigsten – und lächerlichsten – Klatschpressegerüchte lustig machen sollen, ist seine Botschaft ziemlich eindeutig, denke ich. In seinem Buch, Man in the Music, erzählt uns Joe Vogel:

    “Seit Jahren ernährte sich die Presse – sowohl die etablierte, wie die Klatschpresse – von Michael Jackson wie von keinem anderen Popstar der Geschichte. ‚Leave Me Alone‘ ist sein Ausdruck von Verzweiflung über Medien und eine Öffentlichkeit, die unersättlich geworden waren.“


    Und in der Tat, in einem Interview über den Song selbst sagte Michael dies:

    “Ich sende hier eine einfache Botschaft aus: Lass mich in Ruhe. Der Song dreht sich um eine Beziehung zwischen einem Jungen und einem Mädchen, aber was ich wirklich sage ist ‚lasst mich in Ruhe!‘ zu Leuten, die mich belästigen."


    Ich denke nicht, dass man noch deutlicher werden kann.

    :herz: Michael Jackson - forever the King of Pop. A genre of music. Mainly, a beautiful human being. :herz:
    es ist, was es ist... sagt die liebe


    2 Mal editiert, zuletzt von biba ()

  • Willa: Das ist wahr und ich denke, es ist bezeichnend, dass eines der Klatschblätter Der Eindringling heißt. Ich finde es auch sehr interessant, dass er in diesem Interview die Lyrics „über eine Beziehung zwischen einem Jungen und einem Mädchen“ mit seiner Beziehung „zu Leuten, die mich belästigen“, so wie Reporter und Paparazzi, ausdrücklich in Beziehung setzt. Das ist ein Muster, das wir in vielen seiner Songs sehen und etwas, worüber wir in der Vergangenheit ziemlich viel gesprochen haben, aber ich hatte Michael Jackson selbst vorher nie über diese Verbindung sprechen gehört. Das ist wirklich interessant.


    Aber Joie, ich liebe auch, was du gerade darüber gesagt hast, wie “er sich selbst als Subjekt all dieser Attraktionen und ‘Freakshow’-Kuriositäten, an welchen er vorüberfährt, platziert”. Das ist so ein wichtiger Punkt, denke ich. Er positioniert sich selbst als der “Freak” in der “Freakshow” und übertreibt das bis zu ungeheuerlichen Ausmaßen mit einer der Klatschblattschlagzeilen, die ausruft “Jacksons drittes Auge startet Sonnenbrillentrend” und eine andere “Michael und Diana dieselbe Person!“


    Joie: Ich wette er hatte Spaß dabei sich diese Schlagzeilen auszudenken!


    Willa: Oh, ich wette auch, dass er das hatte! Aber seine Antwort auf all das ist interessant. Er bestreitet diese Geschichten nicht – sie sind zu lächerlich, um sich damit aufzuhalten – und er versucht sicher nicht uns davon zu überzeugen, dass er normal sei. Stattdessen zelebriert er die Verschiedenheit, wie er es immer tut. Für mich scheint es hier eine interessante Doppelbotschaft zu geben. Einerseits mag er es nicht ein Freak genannt zu werden (was an die Konfrontation zwischen dem Bürgermeister und dem Maestro in Ghosts erinnert), aber zugleich scheint er zu sagen, es sei ok anders zu sein und das Freaksein irgendwie zu feiern.


    Joie: Ja, dem würde ich zustimmen. Und ich denke, es ist eine Botschaft, die er uns oft zu vermitteln versuchte. Sie steckt in vielen seiner Songs und Videos, wenn du darüber nachdenkst.


    Willa: Das tut sie wirklich – seit “Ben”, das wie du weißt eine sehr besondere Stellung bei mir hat. Aber all das erinnert mich wieder an P.T. Barnum. Es gibt Menschen, die ohne irgendeine eigene Schuld wie Freaks behandelt werden – aufgrund ihrer Größe oder ihres Gewichts oder ihrer Pigmentierung oder aufgrund irgendeines anderen körperlichen Merkmals. Es gilt als höflich so zu tun, als gäbe es keinen Unterschied, während man heimlich fühlt, dass es einen gibt. Aber Barnum hat nicht getan, was die Höflichkeit verlangt. Er hat Leute angeheuert, die in dieser Situation waren und sie ausgestellt, aber er hat sie auch wie Menschen behandelt. Tom Thumb war seine berühmteste „Entdeckung“ und die beiden wurden enge Freunde und bereisten Europa gemeinsam – und wurden gemeinsam zu Berühmtheiten.

    Das ist alles sehr problematisch, aber ich denke es ist wichtig, dass Barnum auf die Menschlichkeit jeder Person bestand, eingeschlossen Menschen, die oft als Ausgestoßene in ihren eigenen Gemeinden behandelt wurden. Wie er in einer Rede vor dem Senat des Staates Connecticut sagte, als sie die Rechte von befreiten Sklaven nach dem Bürgerkrieg verhandelten,

    “Mit einer menschlichen Seele…ist nicht zu spaßen. Mag sie den Körper eines Chinesen, eines Türken, eines Arabers oder eines Hottentotten bewohnen – sie ist noch immer ein unsterblicher Geist.“

    Ich sehe dieses Beharren auf die Menschlichkeit aller Menschen, eingeschlossen der Menschen, die unfairerweise als Freaks bezeichnet werden, in Michael Jackson fortgesetzt – nur ist in diesem Fall die ausgestellte Person er selbst. Oder vielmehr hat er eine Doppelposition inne: Er ist das Objekt des Spektakels und er beobachtet es und kommentiert es zugleich.


    Joie: Hmm. Ich verstehe was du sagst und stimme dir zu, Willa. Barnum hat auf ihre Menschlichkeit bestanden und das lässt mich an dieses alte Ebony/Jet Interview denken, das kurz nach der Veröffentlichung des Bad Albums stattgefunden hat. Der Journalist fragt Jackson nach seinem Mitgefühl für John Merrick, den Elefantenmann, und er sagt, dass seine Lieblingsstelle dieses Films die sei, an der Merrick ruft, „Lasst mich in Ruhe! Ich bin kein Tier. Ich bin ein Mensch!” Was ich an diesem Teil des Interviews liebe ist, dass, ehe der Interviewer die Worte aussprechen kann, Michael bereits genau den Teil zitiert hat, über den der Interviewer spricht. Und was für ein Zitat es ist! Es ist nicht nur perfekt für die Diskussion, die wir führen, sondern es könnte auch Michael selbst beschreiben.


    Willa: Das könnte es wirklich – und es ist so interessant, dass es mit dem Titel dieses Videos beginnt – “Lasst mich in Ruhe!” – und dass Merrick derjenige ist, der es ausruft. Das ist faszinierend. Ich frage mich, ob es das ist, woher der Titel kam?

    Joie: Der Titel des Songs? Ich weiß nicht; das ist eine interessante Frage. Und es ist faszinierend, nicht? In diesem Interview erzählt Michael seinem Interviewer, dass er sich mit John Merrick identifiziert: „Ich fühle eine Nähe zu [ihm]“, sagt er. Du weißt, die Medien haben immer versucht, daraus etwas Bizarres zu machen, aber in Wahrheit ist es eine sehr barmherzige Sache, Mitgefühl für John Merrick zu besitzen.

    Willa: Ich stimme zu.


    Joie: In der Tat habe ich lange vor diesem Gerücht von Michael, der die Knochen des Elefantenmannes kaufen will, mein eigenes Mitgefühl für John Merrick entwickelt. Ich wüsste nicht, wie jemand diesen Film sehen könnte und ihn nicht liebgewinnt. Oder zumindest ein klein wenig Erbarmen für den Mann hat. Er war – wie er sagte – ein Mensch! Und ich finde, es war so ein mutiger und lustiger Zug von Michael dieses spezielle Gerücht in dem Leave me alone Kurzfilm auf die Art hervorzuheben, wie er es tut, indem er mit den Knochen des Elefantenmannes tanzt. Ich finde das einfach köstlich!

    Willa: Oh, es ist wundervoll! Es ist so eine lustige, seltsame, karnivaleske Vaudeville- Szene – wer würde sich sowas je einfallen lassen? Aber es ist auch bezeichnend, denke ich, dass er und die Knochen des Elefantenmannes Seite an Seite tanzen. Das steht in Verbindung zu dem, was du vorhin gesagt hast, Joie, wie er sich selbst in diesem Video als eines der Spektakel platziert. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass er und der Elefantenmann beide vorgeführt werden, während sie dieselben Bewegungen zusammen tanzen und so in dieser Szene ganz klar als gleich präsentiert werden. Es ist, als ob er eine visuelle Darstellung dessen geschaffen hätte, wovon er dem Interviewer erzählte – von der Verbindung, die er zum Elefantenmann fühlt.

    Und was wichtig ist, Merrick hat versucht den Leuten klarzumachen, wie schmerzhaft es war in dieser Lage zu sein – immer vorgeführt zu werden, immer anders behandelt zu werden – indem er ruft, „Lasst mich in Ruhe! Ich bin kein Tier. Ich bin ein Mensch!“, wie du vorhin zitiert hast. Und ich denke, das ist exakt das, was Michael Jackson uns in diesem Video auch erzählt. Er hält eine Doppelposition inne – als Spektakel und Beobachter des Spektakels – und er ermutigt uns als ein Publikum diese Situation von diesen beiden Perspektiven aus zu bedenken und zu bedenken, wie es sich für ihn anfühlen muss.

    Joie: Es ist wirklich sehr brilliant. Und du hast recht. Wer würde sich dieses Konzept ausdenken, wenn nicht Michael Jackson? Jim Blashfield hat bei dem Video Regie geführt und es hat im Jahr 1988 sogar einen Grammy für den besten Musikkurzfilm gewonnen. Es hat auch einen MTV Video Music Award für die besten Spezialeffekte in einem Video gewonnen. Und wie immer frage ich mich, wieviel von dem Konzept war der Regiesseur und wieviel war Michael. Er hat einem MTV-Interviewer 1999 erzählt, dass er immer sehr beteiligt am konzeptionellen Prozess war und Joe Vogel erzählt uns in Man in the Music, dass Blashfield “nach Vorgabe von Jackson” Regie geführt hat.


    Willa: Oh, Ich denke, er war sehr involviert. Hätte es ein oder zwei außergewöhnliche Videos unter seinem Namen gegeben, hätte man denken können, es sei einfach die Arbeit des Regisseurs gewesen. Aber wenn man bedenkt, dass er einen außergewöhnlichen Film nach dem anderen gemacht hat, mit rund 30 verschiedenen Regisseuren und das einzige gemeinsame Element war er – nun, dann musst du an einem gewissen Punkt darauf schließen, dass die führende Präsenz hinter seinem Werk Michael Jackson selbst war.

    :herz: Michael Jackson - forever the King of Pop. A genre of music. Mainly, a beautiful human being. :herz:
    es ist, was es ist... sagt die liebe


  • Der Elefant in Neverland


    Ihr lieben Elephant Dancer!


    Ich war in den letzten zwei Wochen mal weg, habe unter anderem Michael besucht und die Elefantenrunde in meinem Herzen mitgenommen. Wie ihr auf den Bildern seht, habe ich uns an die Laterne vor dem Neverlandtor gehängt.


    Ich war zum zweiten Mal dort, und es hatte denselben Zauber wie beim ersten Mal. Zuerst waren noch ein paar andere Leute da, die dann aber schnell verschwunden waren. So konnte ich die Stille dort genießen. Es ist eine beredte Stille – jeder Grashalm, jeder Stein, jeder Windhauch erzählt von Michael. Wenn man da ist und über den Boden geht, über den Michael gegangen ist, erfassen einen so viele Gefühle, dass jegliches Denken ausgeschaltet wird, ich konnte das alles nur mit meinen Sinnen erfassen. Erst hinterher, auch Tage später, jetzt immer noch sacken die Eindrücke ins Bewusstsein und lassen mich begreifen, wo ich da eigentlich war.


    Es ist hier im Forum schon so oft beschrieben worden (zuletzt so schön von Tita, aber auch von allen anderen), das kann ich mit meinen Worten auch nicht besser. Geht einfach mal davon aus, dass ich immer sehr vorsichtig mit meinen Worten umgehe und eher zum Tiefstapeln neige, also dürft ihr die Wirkung der Worte getrost um ein Vielfaches multiplizieren.


    Eigentlich wollte ich nur sagen: Ihr wart alle mit mir dort!

    (Und sollte ich jemanden vergessen haben, möchte ich mich entschuldigen, denn das war natürlich keine Absicht, sondern ist dann aus reiner Aufregung passiert!)




    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • :Tova::cuddle::kiss::flowers: ..LILLY.... :drück: ..DANKE..das ist soo lieb..und wie nett gemacht, mit dem Elefant :herz: ....und jetzt bist du ja wirklich wieder hier?..nicht noch da? :kicher: (zumindest physisch wieder hier?..) Es ist so lieb, dass man hier immerwieder mit zu Michael darf...und wenn diejenigen, die da bei ihm sein durften erzählen, ist es, als kann man ein bisschen mit fühlen..und das nur, vom erzählen..wie muss es sein, wirklich da zu stehen....wenn die Worte darüber schon so fühlen lassen... :wimmer::wolke1::Tova: DANKE :herz:

  • Hey Lilly, wie schön, Du bist wieder da! :gruß:


    Und hast uns sogar mitgenommen dorthin, wo die Seele lacht und weint zugleich.
    Ja, es ist schon magisch, dort zu stehen, dies lautlose Stille in der Mittagshitze zu spüren und
    vollkommen in sich hineinzulauschen und eins zu werden mit diesem Ort! :wolke1:


    Vielen lieben Dank, dass du uns mitgenommen hast! :hkuss:

  • :oho:
    Lilly!!!!! :drück:
    Das ist sooooo liiiieb von Dir uns mitgenommen zu haben und der Elefant ist soooo süß :wolke1:
    Und Dein Zitat, kurz und so gänsehautmäßig wahr :wimmer:
    Vielen lieben Dank :flowers: und schön, dass Du wohlbehalten und voll solcher Eindrücke zurück bist. Eure Schilderungen sind so bildhaft (auch auf der Gefühsebene), ich fühle mich als wäre ich schon dort gewesen :wolke1: und ich kann jederzeit gedanklich dort hinreisen und bestimmt i-wann mal sogar körperlich :hmhm:
    :herz: Sky*

  • :danke::drück: Lilly, daß Du uns alle nach Neverland mitgenommen hast. Und der Elephant sieht sooo schön aus :wolke1:


    Ich freu mich für jeden :flowers: der an diesem magischen Ort verweilen darf und uns auf diese Art ein klein wenig dran teilhaben läßt :wolke1:


    :danke::ilem:

    badgirl5st1wvickg.jpg
    Vielen Dank liebes Blümchen!
    "Der Preis des Ruhms kann hoch sein. Ist er den Preis wert?
    Man bedenke, daß man wirklich kein Privatleben mehr hat."

    Michael Jackson (Moonwalk)

  • und liebste Lilly!! Wie schön, dass du wieder da bist...
    Und :wow: was für eine Überraschung!!! :jubel: :wolke1: Das ist wirklich sooooooooo süß von :herz: dir :herz: !
    Vielen lieben Dank :flowers: , fühl mich ganz neverlandisiert....

    :herz: Michael Jackson - forever the King of Pop. A genre of music. Mainly, a beautiful human being. :herz:
    es ist, was es ist... sagt die liebe


  • Danke an Fleur :kiss:, die mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich hier mal gucken kommen sollte :glupschi: - diesen Thread hier will ich unbedingt irgendwann komplett lesen, ich komm nur derzeit zu gar nichts (aber irgendwann schaff ich das *entschlossen guck*)... Lilly!! Wie wunderschön und lieb ist DAS denn??!! Komm her --> :drück: :cuddle: Das berührt mich wirklich sehr, auch meinen Namen darauf zu sehen... ;( *nasse Augen hab* Ich danke Dir ganz ganz :herz:lich! :kiss::hkuss:

  • Zuerstmal: Danke an sweet biba für die Übersetzung des letzten Posts (trotz knapper Zeit) und das Teamwork an diesem!


    Danke an euch alle für eure herzlichen und sehr lieben Worte und dafür, dass ihr Dancing with the Elephant genauso schätzt wie ich! Meiner Meinung nach ist es eine der wertvollsten Auseinandersetzungen mit Michael.


    auch meinen Namen darauf zu sehen...

    Ja, dich habe ich auch mitgenommen. Du hattest mal irgendwo erwähnt, dass du hier auch mal lesen wolltest, und da dachte ich, ich bringe dich auf diese Weise dazu, hier reinzusehen ( kleiner Scherz). Du bist ganz einfach dabei, weil ich dich schätze.


    Und dann möchte ich euch noch was Schönes zeigen:
    Am Sonntag, den 30.09.2012, fuhren wir den Sunset Boulevard entlang. Irgendwann sah ich nach oben zum Himmel und sah dieses Bild:


    Wir fuhren weiter, und ich sah weiter ständig nach oben, weil ich mir zuerst nicht denken konnte, was es bedeuten sollte. Und als wir am Carolwood Drive angelangt waren, sah ich genau über mir dieses Bild:


    Eine Botschaft „from above“


    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson