Dancing With The Elephant

  • Zitat Lilly

    Zitat

    Diese ersten Zeiten sind irgendwie untypische Worte für ein Liebeslied:


    ..eigentlich hab ich mir auch noch nie überlegt, was wirklich alles in I'll Be There steckt...sicherlich sehr viel mehr, als ein Liebeslied..zumindest keines, was sich (aussschliesslich) auf eine Frau bezieht..

    Zitat

    der wie aus dem Nichts, wie eine Erscheinung im Traum, dazukommt und danach wieder verschwindet


    ..das fällt mir auch jetzt erst auf, das es aber auch so ist, wie Im Pepsispot..wo er selbst, als Kind auftaucht, wie im Traum.....eigentlich das gleiche Muster, wie bei den Liveauftritten, mit dem Sänger...


    und der Text, den dieser dann singt:


    I'll be there with a love that's strong,
    I'll be your strength,
    I'll keep holdin' on. (holdin' on)
    Yes I will


    ..das gäbe auch Sinn, wenn du den "Überbringer" dieser Zeile mit seinen Wurzeln, seiner Abstammung gleichsetzen würdest...
    ...aber auch wieder sehr typisch, dass es da viele Interpretationsmöglichkeiten gibt, verschiedene Ebenen, es zu sehen.. - jedenfalls ist es nicht "einfach"...oder eindeutig...festzulegen.
    Ein Liebeslied an seine "Identität"..Vorfahren, Wurzeln..auch an sein Inneres Kind, als Teil seiner Identität..?

    2 Mal editiert, zuletzt von maja5809faithkeeper ()

  • Oh Lilly, ich muss Dich jetzt einfach mal ganz doll.. .:drück:
    Bin momentan immer etwas zu spät dran mit dem Lesen und habe jetzt gerade erst die zauberhafte Karte mit all unseren Namen gesehen, die Du in Neverland für uns hinterlassen hast. Dankeschön. :wolke1: Ich bin ganz ergriffen. So lieb von Dir. Als ich in LA war, habe ich Neverland zeitlich leider nicht geschafft. Musste mich zwischen FL und Neverland entscheiden. Aber irgendwann... ganz sicher... werde auch ich dort sein und Michael dort spüren. Wo ich schon einmal dabei bin, auch herzlichen Dank für die Übersetzungen, die Du so fleißig und unermüdlich hier einstellst und die mich immer wieder sehr bereichern und Michael ein wenig mehr in die Seele schauen lassen.


    GLG :blume: und nochmals :danke: :danke: , Thekla

  • Alles für Geld
    Anything For Money
    31/10/2012


    Joie: Also Willa, ich bin sicher du hast die Nachrichten über die große Familienfehde vor einigen Monaten mitbekommen. Unglücklicherweise war es ziemlich schwierig das zu vermeiden; jeden Tag schien es, als gebe es ein neues Problem und du konntest dem nicht wirklich entkommen. Und es schien mit jedem Tag einfach immer hässlicher und hässlicher zu werden, als klar wurde, dass der treibende Faktor dafür Geld war. Entrüstung und Feindseligkeit wegen der Modalitäten in Michael Jacksons Testament. Und, merkwürdig genug, musste ich dabei über den Song Money aus dem HIStory Album nachdenken.


    Er hat niemals für diesen speziellen Song einen Kurzfilm gemacht, und ich habe immer gedacht, dass das solch eine Schande ist, denn ich hätte wirklich gerne gesehen, was er sich dafür hätte einfallen lassen. Es ist einer dieser Songs, der dich wirklich zum Nachdenken bringt. Einer, der dich zu den Liner Notes greifen und dich irgendwo in die Ecke hocken lässt, bis du wirklich jedes Wort, das er sagt, entschlüsselt hast. Und es hat einige wirklich faszinierende Lyrics.


    Willa: Wow, Joie! Ich kann gar nicht glauben, dass du dich daran traust. Das ist nicht nur mit dem Elefanten tanzen, das ist eher wie mit der Kobra zu tanzen. Um ehrlich zu sein, ich habe versucht, nicht zu sehr darin hängen zu bleiben, aber es ist manchmal schwer, nicht hinzuschauen, und diese ganzen widersprüchlichen Gerüchte und Beschuldigungen und unguten Gefühle auszusortieren scheint mir die Verhandlung in einer Schlangengrube zu sein. Es wird alles noch mehr durch die Tatsache verkompliziert, dass es so viele verschiedene Seiten gibt und es alles so öffentlich ist, und es war kompliziert genug, damit zu beginnen.


    Wie dem auch sei, ich bin mir nicht sicher, ob die Hauptmotivation Geld oder gestalterische Kontrolle ist. Ich neige dazu zu denken, dass es eher der Wille ist, an kreativen Entscheidungen teilzuhaben – aber natürlich sind seine Songs und seine Filme und sein Name eine Menge Geld wert, also ist sogar das keine eindeutige Unterscheidung. Es scheint einfach wirklich, wirklich kompliziert für mich, und es tut mir sehr leid, dass alles so hitzig und so öffentlich wurde und dass die Gefühle der Menschen verletzt wurden.


    Aber ich würde sehr gerne über Money sprechen, und du hast so Recht – es ist faszinierend.


    Joie: Nun, ich habe nicht versucht in eine Schlangengrube zu treten! Und ich wollte mich nicht ‚daran trauen‘, wie du es ausgedrückt hast, denn du hast Recht. Es ist wie Tanzen mit Kobras, und schließlich gehört es keineswegs zu unserem Business.


    Aber es bringt mir diesen speziellen Song in Erinnerung und darauf möchte ich mich konzentrieren.


    Willa: Das würde ich auch gern. Und ich wollte nicht dramatisch werden. Ich fühle mich wirklich unwohl dabei, über das Privatleben von Künstlern zu sprechen, obwohl es irgendwie schwer ist, das bei Michael Jackson zu vermeiden, weil das Öffentliche und das Private manchmal so miteinander verflochten sind. Ich glaube wirklich nicht, dass wir seine späteren Werke verstehen können, wenn wir nicht wissen, was 1993 passiert ist, aber einiges davon ist äußerst persönlich. Wie viel sollte also als öffentlich betrachtet werden und wie viel als privat? Es ist manchmal wirklich schwierig, herauszufinden, wo man die Grenze ziehen soll. Und es ist auch schwierig, über Money zu reden ohne 1993 zu erwähnen.


    Joie: Ich bin deiner Meinung. Du kannst nicht über Money reden ohne die Vorkommnisse von 1993 zu erwähnen. Diese Anschuldigungen sind der Kern des Songs, denke ich. Money wurde in das HIStory Album aufgenommen, das 1995 veröffentlicht wurde, nur zwei Jahre nach dem Erpressungsversuch und die anschließenden Anschuldigungen veränderten schließlich sein Leben. Im Grunde befassen sich so viele der Songs mit den Vorkommnissen von 1993, denn er nutzte das Album in der Tat dazu, seine Frustration über die Art, auf die er behandelt wurde – von Evan Chandler, von der Polizei, von der Öffentlichkeit und von den Medien - auszudrücken. Ich bin der Meinung, es ist das persönlichste, ehrlichste Album seines gesamten Katalogs.


    Willa: Ich bin der gleichen Meinung – es ist sehr persönlich – aber auf eine Art, die seine Emotionen verallgemeinert. Zum Beispiel kannst du seine Wut in They Don’t Care About Us spüren, aber es knüpft an die voreingenommene Behandlung durch die Polizei, die er erdulden musste, an und erweitert diese Wut über seine eigenen Erfahrungen hinaus, so dass es zu einer Stellungnahme für viele Arten von Ungerechtigkeit wird. Also fühlt es sich persönlich an, aber ebenso auch mit größeren sozialen Auswirkungen.


    Und obwohl es einige wütende, schmerzvolle Songs auf diesem Album gibt – unter Berücksichtigung seiner Erfahrungen, durch die er gehen musste – gibt es ebenso einige ausnehmend schöne Songs wie Stranger in Moscow, Earth Song, You are not alone und Smile. Es scheint also so, als sei er in einer interessanten Verfassung gewesen, als er das HIStory Album zusammengestellt hat.


    Joie: Weißt du, er war in einer interessanten Verfassung. Er hatte gerade eine der schwierigsten Zeiten seines Lebens durchgestanden, seine Karriere stand auf dem Spiel, und er hatte sich verliebt und war gerade erst verheiratet. Das ist ein ziemliches Durcheinander an Gefühlen für jeden, der das in so kurzer Zeit durchleben muss. Und obendrein hat er das alles noch vor den Augen der Öffentlichkeit gemacht, er musste sowohl mit den Medien als auch mit der öffentlichen Wahrnehmung zurechtkommen. Also, du hast Recht. HIStory ist ein komplexes Album aus all den genannten Gründen. Im Grunde beschreibt es Joe Vogel in seinem Buch Man in the Music: The Creative Life and Work of Michael Jackson auf diese Art:


    HIStory ist Michael Jacksons persönlichstes Album. Von der leidenschaftlichen Wut von Scream bis zur schmerzerfüllten Verletzlichkeit von Childhood war diese Aufnahme in Jacksons eigenen Worten ‚ein musikalisches Buch’. Es umfasst all die turbulenten Emotionen und Kämpfe der direkt vorangegangenen Jahre: Es war sein Tagebuch, seine Leinwand, seine Gegendarstellung.“

    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Willa: Absolut, und wir können das wirklich in Money erkennen. Es ist eine sehr starke „Gegendarstellung“ zu den Anschuldigungen von 1993, wie Joe sagt. Im Grunde ist es eine Gegenanklage, indem er auf unzweifelhafte Weise klarstellt, dass er unschuldig ist und dass jene, die ihn anklagen – damit meint er Evan Chandler und Blanca Francia und Tom Sneddon genauso wie die Boulevardpresse und die Mainstream-Presse , die die Hysterie fortgesetzt und vergrößert haben – diejenigen sind, die schuldig sind. Und ihre Verbrechen sind „Maßlosigkeit und Gier“.


    Joie: Das sehe ich genauso, Willa. Der Song beginnt mit einem unheilvollen, fast finsteren Gesang von Michael, wie er all die schrecklichen Dinge ausruft, die Menschen für Geld bereit sind zu tun: „Dafür lügen / dafür spionieren / dafür töten / dafür sterben“. Und er speit die Worte aus, als würde ihn der Gedanke daran vollkommen anekeln. Dann macht er weiter und sagt:


    Du nennst es also Vertrauen
    Aber ich sage, es ist nur
    ein Spiel des Teufels
    von Gier und Lust


    Sie kümmern sich nicht darum
    Sie behandeln mich so für Geld
    Sie kümmern sich nicht darum
    Sie benutzen mich für Geld


    Ich denke, es wäre sehr vereinfachend von uns zu glauben, dass dieser Song nur eine wenig schmeichelhafte Kritik an Habgier und Materialismus ist. Ich denke, im Grunde ist ziemlich eindeutig in diesen Eröffnungszeilen zu erkennen, wer „sie“ sind und wie er ihnen gegenüber fühlt.


    Willa: Das stimmt, es ist eine wirklich starke Anklage. Aber dann macht er diese klassische Michael Jackson Bewegung, die wir bei ihm so oft sehen, mit der er die Erzählperspektive umdreht, die Rolle jener annimmt, die er kritisiert und aus ihrer Sicht zu sprechen beginnt:


    Ich habe dich niemals betrogen oder hintergangen, mein Freund, aber
    Wenn du mir das Geld zeigst
    Dann werde ich es nehmen
    Wenn du mir sagst, ich soll weinen
    Dann werde ich es vortäuschen
    Wenn du mir eine Hand gibst
    Dann werde ich sie schütteln
    Du wirst alles für Geld tun


    Und dann geht er über zum Refrain, der diese Umkehrung noch weiter treibt:


    Alles (alles)
    Alles für Geld
    Ich würde für dich lügen
    Ich würde für dich sterben
    Sogar meine Seele dem Teufel verkaufen


    Er spricht also plötzlich aus ihrer Perspektive, geht sogar so weit zu sagen, er würde „meine Seele dem Teufel verkaufen“. Und das „du“, zu dem er spricht, scheint das Geld selbst zu sein. Wenn du nicht wüsstest, wer das „du“ ist, könntest du denken, dass es ein Love Song wäre, und diese Zeilen seien ein Versprechen, das ein Mann seiner Geliebten macht: Ich würde alles für dich tun, „Ich würde für dich lügen“, „Ich würde für dich sterben“.


    Aber dies ist kein Love Song. Sondern genau das Gegenteil. Er geht noch weiter und deutet an, dass eine Romanze nicht mit Gier konkurrieren kann – wenn also eine Frau beteiligt wäre, würde sie bald verraten werden, wenn der Preis hoch genug wäre:


    Du kümmerst dich nicht darum
    Du behandelst sie so für Geld
    Sag’, dass es gerecht ist
    Du verklagst sie für Geld


    Also ist die Geliebte, der er seine Loyalität zusichert, keine Frau, sondern das Geld selbst, und der Effekt dieser Personifizierung ist wirklich schaurig.


    Joie: Es ist schaurig. Es ist tatsächlich ein sehr beängstigender Song, schon nur, wenn du einfach da sitzt und ihn dir wirklich anhörst. Die Lyrics sind nichts für Feiglinge, und sein gespenstischer Vortrag dieser Lyrics ist irgendwie beunruhigend. Und noch einmal, ohne den Details der Ereignisse von 1993 wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken, glaube ich nicht, dass man die Botschaft dieses Songs vollständig einschätzen kann. Und unglücklicherweise ist diese Botschaft, dass viele Menschen das Geld anbeten und über alles andere wertschätzen.


    In der zweiten Strophe verdeutlicht er diese Anschuldigung, indem er fragt, wem unsere Loyalität gilt und wo unsere Prioritäten liegen:


    Versicherung?
    Wem gilt deine Loyalität?
    Ist das dein Alibi?
    Ich denke nicht

    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Willa: Oh, das ist solch eine bedeutende Strophe, Joie, und ich denke genauso, es stellt eindeutig die Verbindung zu 1993 her. Versicherungsgesellschaften schützen ihren Profit nicht dadurch, Wahrheit und Gerechtigkeit hochzuhalten, sondern indem sie ihr Risiko minimieren – und den Zivilprozess der Chandlers vor Gericht gehen zu lassen, wäre finanziell ein enormes Risiko für sie gewesen. Michael Jackson wollte kämpfen, aber seine Versicherungsgesellschaft wollte, dass er den Fall beilegt, und so beschlossen es seine eigenen Anwälte, denn es ist immer sehr viel sicherer, einen Vergleich einzugehen als vor Gericht zu ziehen. Also kämpfte er nicht nur gegen Evan Chandler, sondern auch gegen die Leute aus seinem eigenen Team, und du kannst seine Empörung darüber während des ganzen Songs spüren, besonders in einigen besonders betonten Hinweisen, wie eben diesem, Joie.


    Joie: Ich bin vollkommen deiner Meinung. Und ich denke, das war ein ziemlich kühner Schachzug von ihm, dies in einen Song zu packen. Und dann macht er hiermit weiter:


    Du willst deinen Goldschatz?
    Du brauchst die Berührung des Midas?
    Ich wette du würdest deine Seele verkaufen
    Denn dein Gott ist so jemand


    Du kümmerst dich nicht darum
    Du tötest für Geld
    Tu es oder fordere
    Den Nervenkitzel für das Geld heraus


    Ich denke, er klagt hier eindeutig die Masse der Menschen an, das Geld anzubeten, und fast am Ende des Songs, beginnt er ‚money makes the world go around‘ (Geld regiert die Welt) zu skandieren, das diesen Punkt betont.


    Willa: Ich weiß nicht, Joie. Ich bin nicht sicher, dass er uns alle anklagt, das Geld anzubeten. Ich meine, da sind einige Stellen, wo er es definitiv andeutet wie am Beginn der letzten Strophe:


    Du sagst du würdest es nicht tun
    Für alles Geld in der Welt?
    Ich denke das nicht
    Wenn du mir den Menschen zeigst
    Dann werde ich ihn verkaufen


    Er impliziert hier ziemlich deutlich, dass jeder einen Preis hat – „Wenn du mir den Menschen zeigst / Dann werde ich ihn verkaufen“ (If you show me The Man / Then I will sell him) – und niemand ist davon ausgenommen. Also ich verstehe, was du sagst, Joie, und ich denke definitiv, dass dieser Song uns alle einbezieht. Aber das „du“ in diesem Song – die Person oder die Sache, die er anspricht – ist sehr interessant und komplex und verändert sich ständig.


    Joie: Es ist kompliziert. Eigentlich denke ich, es ist wahrscheinlich einer seiner kompliziertesten Songs, denn, wie du sagtest, das „du“ verändert sich ständig. Mit einer Stimme zeigt er eindeutig mit dem Finger und sagt „Du würdest alles für Geld tun“. Aber mit dem nächsten Atemzug nimmt er die Rolle des „du“ ein und sagt, er würde „sogar meine Seele dem Teufel verkaufen“. Und weißt du was, ich glaube, diese Zweideutigkeit ist genau das, was er hier beabsichtigt hat. Er will, dass wir das „du“ in diesem Song hinterfragen. Denn indem wir das „du“ hinterfragen, lässt uns dies auch danach fragen, welches unsere eigenen Gefühle und Gedanken über Geld sind. Würden wir „alles für Geld“ tun, wie der Refrain aussagt? Und regiert Geld die Welt? Ich glaube, Michael hat damit versucht, uns dazu anzuregen, uns diese schweren Fragen selbst zu stellen.


    Willa: Wow, das ist eine wirklich interessante Herangehensweise, Joie. Ich mag diese Interpretation. Es ist also so, als würde er mehrere Rollen einnehmen, so dass wir als Publikum dieses aus all diesen verschiedenen Sichtweisen sehen und zu einem gewissen Grad ebenso diese Positionen einnehmen, und manche dieser Positionen sind nicht sehr bequem. Wie wenn wir im Auto mitsingen – was ich sehr oft mache – und wir uns dann selbst dabei entdecken, wie wir die Worte mitsingen „Alles für Geld / Ich lüge für dich / Ich würde sterben für dich / Ich würde sogar meine Seele dem Teufel verkaufen“ und wie fühlt es sich an das zu singen? Was passiert mental und emotional, wenn wir diese Lyrics singen?


    Joie: Oh mein Gott, das sind so gute Fragen, Willa. Wie fühlt sich das an, wenn wir diese Lyrics singen? Ich persönlich weiß es nicht, denn diese Zeile beunruhigt mich auf spiritueller Ebene. Und als Ergebnis davon habe ich diese Worte bisher niemals gesungen. Immer wenn ich diesen Song höre und mitsinge, bin ich mir dieser Zeile sehr bewusst und beende sie für gewöhnlich damit, das Wort „mein“ gegen „dein“ auszutauschen. Wenn ich das nicht tue, dann vermeide ich es ganz, diese Zeile zu singen. Und es ist wirklich interessant für mich, zu entdecken, dass ich das tue, aber ich habe es immer getan.


    Willa: Das ist interessant, Joie, und ich denke, es unterstreicht nur, wie sehr dieser Song uns dazu herausfordert, unsere eigenen Taten und Werte zu hinterfragen – und uns an manchen Stellen wirklich unwohl fühlen zu lassen. Ich singe mit, aber ich bin mir auch dieser Zeile sehr bewusst, und ich muss mich immer kurzfristig zusammenreißen.


    Es klingt also ganz danach, dass wir beide eine beeindruckende Reaktion auf diesen Song verspüren, und ich denke, das war Absicht – ich denke, er wollte uns aufrütteln und uns zwingen, einen strengen Blick auf uns selbst zu richten. Dieser Song bringt uns in einige wirklich unheimliche Positionen, in denen wir uns selbst eine Menge schwieriger Fragen stellen müssen, wie du sagst. Wie „Wenn du mir das Geld zeigst / Dann werde ich es nehmen“. Jedes Mal, wenn ich das laut singe, frage ich mich, ist das wahr? Würde ich? Würde ich „das Geld“ nehmen, wenn es mir jemand anbieten würde? Und unter welchen Umständen?


    Joie: Ich weiß, was du meinst, Willa. Ich habe auch denselben Gedankengang, wann immer ich diesen Song anhöre. Und ich denke, du hast recht, das war Absicht. Und es beweist mir wieder einmal, wie vorsätzlich er immer in seiner Kunst vorging und wie brillant er war.


    Willa: Oh, er war atemberaubend brillant – und ebenso mutig, mit dieser bezeichnenden Beherztheit eines wahren Künstlers. Zunächst einmal hat er nicht immer versucht, sein Publikum zu erfreuen. Manchmal hat er uns wirklich aufgerüttelt und in Frage gestellt und uns unbehaglich fühlen lassen, wie er es in Money oder Little Susie oder in dem You rock my world Video tut. Aber dieses Unbehagen ist niemals grundlos. Wenn wir genauer hinsehen, finden wir heraus, dass es einer wichtigen künstlerischen Funktion dient und uns oft dahin führt, uns selbst und unsere Welt ein wenig anders zu sehen.




    :herz: :herz: :herz:

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    Emily Dickinson

    Einmal editiert, zuletzt von Lilly ()

  • Liebe Lilly und liebe Biba
    möchte mich mal wieder :herz: lich bedanken :flowers: .
    Diese Übersetzungen sind Gold wert.
    Ich liebe diese Konversation zwischen Joie und Willa und ihren Gästen.
    Jetzt zu Money diese Gedanken zu lesen, die unbewusst genauso in mir stecken, ist einfach toll.
    Ich liebe ja die Fire Island Radio Edit über alles :mjmw: . Das klingt soo cool und lässt mich immer im Auto tanzen :isis:


    Und der typische Rollenwechsel den Michael :herz: wie gewohnt vornimmt und uns beim Mitsingen wirklich ins Grübeln bringt und wie es bestimmt einigen so geht, dass sie es nicht aussprechen können, das ist einfach nur genial. :beten:
    Wie kann man Menschen bei einem Song mehr zum Nachdenken - und eben NICHT zum blinden Nachplappern! - bringen, als auf diese Art?!
    Das ist wirklich genial Michael :flowers: .
    Sky* :Tova:

  • Hallo Lilly,


    hab Dich lange nicht mehr hier gelesen... habsch wieder was verpasst? Warum gibts keine Elephanten-Blogs
    mehr zwischen Willa und Joie? Hatte mal gelesen, dass sie wohl nur noch 14tägig plauschen wollten, aber jetzt
    kommt gar nichts mehr?


    Oder hast Du eine Übersetzerpause eingelegt? Kannst du vielleicht den Link zum Blog hier noch mal einstellen,
    dann könnte ich ja mal selber gucken gehen...


    Dankeschön! :hkuss:

  • @ Jackie.. der link ist ganz vorn, im ersten post.. (aber hier ist er nochmal..)
    http://dancingwiththeelephant.wordpress.com/2012/11/


    und es gibt momentan einen aktuellen blogeintrag vom 14.11. - der noch nicht übersetzt ist. vlt. hatte Lilly noch keine Zeit.. :-D (es sind jetzt ja auch immer fast 4 Wochen Zeit, zwischen den neuen Themen...)


    "A Conversation about Queerness with Susan Fast" (wie passend, dass Blissy dazu schon den/ die Artikel von Susan Fast übersetzt hat...)

  • Sorry fuer die Schlamperei, ich komme erst im Laufe der naechsten Woche dazu! Ich hab's aber nicht vergessen ...

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    Emily Dickinson

  • liebe Lilly...nur kein Stress ... :kiss: ...wir warten ganz geduldig.... :lg:


    das ist hier soooo ein schöner Threat :herz::herz::herz: da lohnt sich
    das Warten auf alle Fälle :kusshand:
    ich liebe diese "Analysen" ...sie sind genial ... muss sie aber immer mehrmals
    lesen bis ich wirklich alles verstanden habe :kicher:


    an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön :flowers: an alle fleißigen
    Übersetzerinnen


    GLG Smooth :hkuss:

  • Sorry fuer die Schlamperei, ich komme erst im Laufe der naechsten Woche dazu! Ich hab's aber nicht vergessen ...


    Das konnte ich mir jetzt auch gar nicht vorstellen, dass Du Dich so klammheimlich aus Deinem
    eigenen Threath schleichst... :schief:


    Wollte ja nur mal hören, ob Du noch dabei bist... :lg: ich warte gern und geh' dann halt im Blog selbst
    mal stöbern... :herzi:

  • Der Ausdruck „queer“ lässt sich nicht eindeutig übersetzen. Er bedeutet im Amerikanischen so viel wie „von der Norm abweichend“ und wird in erster Linie auf Sexuelles / Homosexualität bezogen. Das ist hier bezüglich Michael aber eindeutig nicht gemeint. Der Begriff ist viel weiter gefasst i.S.v. von der Norm abweichend, Querdenkertum, Vermischung, Verzerrung, Verschiebung … Ich habe den Begriff Queerness daher für sich stehen gelassen oder dazugesetzt, da im Text auf seine Bedeutung eingegangen wird.


    Eine Unterhaltung über „Queerness“ mit Susan Fast
    14/11/2012


    Willa: Diese Woche sind Joie und ich begeistert und fühlen uns geehrt, dass sich uns Dr. Susan Fast, Professorin für Englisch und kulturelle Studien an der McMaster Universität und Direktorin des Abschlussprogramms für Geschlechterstudien und feministische Forschung, anschließt. Und, zusätzlich zu all dem, bist du Musikwissenschaftlerin und analysierst auch populäre Musik. Ist das richtig?


    Susan: Populäre Musik ist wirklich die hauptsächliche Sache, mit der ich mich beschäftige!


    Willa: Wirklich? Nun, dann werden wir eindeutig eine nette, lange Unterhaltung mit dir führen!


    Susan: Okay, ich möchte zuerst einmal euch beiden dafür danken, dass ihr mich eingeladen habt, Teil dieser reichhaltigen Konversation, die ihr in diesem Blog über Michael Jackson führt, zu sein. Ich bin so froh, dass es zunehmend Räume gibt, die den Zugang zur seriösen Diskussion seines Werkes und seines kulturellen Einflusses ermöglichen.


    Joie: Ja, wir auch. Es ist sozusagen überfällig.


    Willa: Wie wahr, Joie. Und Susan, du hast so viele interessante Arbeiten über Michael Jacksons Musik und Bühnenauftritte gemacht. Da gibt es „Anderssein, das über das Verstehen hinausgeht: Erinnerung an Michael Jackson 1958-2009“, einen bekannten Artikel in unserem Reading Room und das kürzlich veröffentlichte „Michael Jacksons undefinierbare musikalische Zugehörigkeit“. Du bist auch Mitherausgeberin der speziellen Ausgabe von Popular Music and Society (Populäre Musik und Gesellschaft) über Michael Jackson, die vor einigen Monaten herauskam, und momentan arbeitest du an einem Buch über das Dangerous Album, welches im nächsten Jahr bei Bloomsbury Press veröffentlicht werden wird, richtig?


    Susan: Ja, ich bin wirklich begeistert, dass ich ein Buch über Dangerous als Teil von Bloomsburys 33 1/3 Serie schreiben darf, bei denen ein ganzes Buch den Studien eines einzelnen Albums gewidmet ist. Bemerkenswerterweise gibt es kein einziges Buch in dieser Reihe über irgendeine von Michael Jacksons Aufnahmen! Du kannst hier sehen go here , über welche Alben geschrieben wurde und welche Bücher noch herauskommen.


    Willa: Das ist wirklich aufregend!


    Joie: Es ist aufregend. Und nochmal, es ist lange überfällig, Susan, ich habe hier eine Frage an dich, und das ist eine, von der ich wirklich weiß, dass sie viele Fans verwirrt und frustriert. Warum, glaubst du, hat es nie mehr Veröffentlichungen über seriöse Studien der Werke und der Kunst von Michael Jackson gegeben?


    Susan: Das ist wirklich rätselhaft, Joie. Ich erinnere mich, dass ich direkt nach seinem Tod nach wissenschaftlichen Arbeiten gesucht habe, und ich war erstaunt darüber, wie wenig es dazu gab; es war eins der Dinge, die in mir den Wunsch entfachten, über ihn zu schreiben. Da ist ein wenig aus den 1980ern und den frühen 90ern – ein wundervoller Artikel über Thriller von Kobena Mercer, ein Kapitel in einem Buch mit dem Titel Invisibility Blues von Michelle Wallace und eins in Michael Eric Dysons Buch Reflecting Black, etc. Und dann gab es noch Margo Jeffersons reichhaltiges Buch On Michael Jackson aus dem Jahr 2006. (Joe Vogel hat eine gute Bibliografie auf seiner Website (his website). Aber wenn man bedenkt, welch bedeutende kulturelle Persönlichkeit Michael war, dann ist es ein beschämend kleiner Anteil, und einiges davon ist in wissenschaftlicher Hinsicht nicht gerade aussagekräftig. Wissenschaftler, die sich mit populärer Musik befassen, waren immer eher an MJ’s Zeitgenossen, Prince und Madonna, interessiert, da sie bei jenen eine radikaleres Infragestellen der Geschlechterrollen, und im Falle von Prince der rassenbezogenen Normen, sahen.


    Ich habe den Eindruck, dass MJ’s Mangel an Ironie eine Schlüsselrolle beim Desinteresse der Wissenschaftler spielte; dies ist ein permanentes Problem bei Studien der populären Musik: Jemand ist nicht hip, wenn er sich direkt und unmittelbar ausdrückt. Er wurde als nicht oppositionell genug gesehen, auf eine widersprechende oder subkulturelle Art – zumindest nicht, wenn man seine Werke oberflächlich betrachtet.


    Ich denke auch, dass die Anklagen der Kindesbelästigung eine Rolle dabei spielten, dass sich die Wissenschaftler von ihm als einem Untersuchungsthema fernhielten. Es gibt nur einige wenige wissenschaftliche Artikel, die die Anklagen aufgenommen haben, und dann nicht besonders gut. Dies beginnt sich zu ändern; leider musste er erst sterben, damit dies passieren kann.


    Willa: Es ist entsetzlich bedauernswert. Und ich denke auch, dass der Mangel an Ironie in seinen Werken ein bedeutender Faktor war – einer, der nicht annähernd genug untersucht worden ist. Das postmoderne Kunstempfinden tendiert zur Ironie, und da sein Werk so ernsthaft und aufrichtig ist, wurde es von vielen als vereinfachend und als auf eine frühere, veraltete und diskreditierte Sichtweise zurückgehend gesehen. Wie du und andere Kritiker nun zu enthüllen beginnen ist sein Werk weit davon entfernt simpel zu sein. Und wenn eines der Ziele des Postmodernismus darin besteht, die Begrenztheit unserer Meinungen und Wahrnehmungen darzustellen – zum Teil, indem er die binären Widersprüche wie schwarz/weiß, maskulin/feminin, homosexuell/heterosexuell untergräbt – dann war Michael Jackson nicht nur zeitgemäß, sondern er stand an vorderster Front und ging bis an die Grenzen.

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    Emily Dickinson

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  • Ich frage mich auch, ob ein anderer Faktor seine Weigerung war, sein Werk für uns zu interpretieren. Er hat immer allen Versuchen widerstanden sich darüber aus der Reserve locken zu lassen, was sein Werk bedeutete, und viele Kritiker sahen das als ein Zeichen dafür, dass es gar nichts bedeutete – oder wenn es das tat, dass es dann völlig unabsichtlich sei. Hier ist ein Zitat von Randy Taraborrelli, und während ich weiß, dass er nicht wirklich ein Kritiker ist, drückt es doch ein Gefühl aus, dass von vielen Kritikern geteilt wird, denke ich.


    Sogar wenn (Michael Jacksons Publizisten) einen Weg ausmachen könnten, um ihn als einen zugänglichen, menschlichen Künstler darzustellen mit Zielen, die künstlerisch anstatt nur kommerziell sind, würde es niemals funktionieren. Niemand würde es glauben; Michael war einfach nicht so und er wusste nicht einmal, wie man auf diese Weise handelte.


    Michael ist in seinem Denken über das Musikbusiness immer kurzsichtig gewesen: Wie viele Platten sind von den Fans gekauft worden? Wie lange dauert es, um auf Platz 1 zu gelangen? Wie viele Platten wurden verkauft? Für Michael ist die Kommerzialität der Schlüssel, und er versteht keinen Künstler, der das nicht kapiert. …


    Michael ist zum Beispiel nie ein Fan von Madonna gewesen, einer Frau, die es geschafft hat, Kommerz mit einer künstlerischen Vision zu verbinden, denn von Anfang an hatte sie etwas, was sie mit ihrer Musik ausdrücken wollte und, sie hatte normalerweise eine klare Vision darüber, wie sie den Dingen den richtigen Dreh geben konnte. Sie gibt Interviews; sie hat einen Standpunkt. Über etwas anderes als über seine verlorene Kindheit und die ungerechte Behandlung durch die Medien zu lamentieren hat Michael niemals eine öffentliche Ansicht zu irgendetwas geäußert. Er ist nicht das, was man redegewandt nennt, beim besten Willen nicht.


    Ich sollte nicht an Taraborrelli herumnörgeln, denn er ist kein Kritiker und gibt meistens auch nicht vor einer zu sein, aber das hier macht mich einfach verrückt. Gott sei Dank gibt es Kritiker und Akademiker und Musikwissenschaftler wie dich, Susan, die beginnen uns zu einem tieferen Verständnis für Michael Jacksons Werke zu führen und zu zeigen, einfach wie komplex und bedeutungsvoll er wirklich ist.


    Susan: Genauso geht es uns mit deiner Arbeit, Willa, die uns ebenfalls neue Wege eröffnet, über seine Werke und sein Leben zu denken. Du hast so Recht: Michaels Zurückhaltung Interviews zu geben und wirklich über seine Werke zu sprechen hat Tür und Tor für Ablehnung und Missdeutung durch die Kritiker weit offen gelassen – obwohl Prince auch nicht viel über seine Werke redet und er nicht dasselbe Problem hat, denke ich, dass es so ist, weil es nicht dieselbe Art von kultureller und künstlerischer Unleserlichkeit und Verwirrung bei ihm gibt wie bei MJ.


    Willa: Das ist ein weiterer Grund, warum eine wegbereitende Arbeit wie deine so wichtig ist. Sie bietet nicht nur Einblicke in seine Musik und Auftritte, sondern legitimiert auch die ernsthafte Beschäftigung mit seiner Kunst und hilft dabei, seine Werke in einem neuen Rahmen zu betrachten.


    Ich möchte von dir gern etwas zu dem Titel deines neusten Artikels wissen. Grundsätzlich ist es so, dass wenn wir das Wort „queer“ hören, dieses in mir Gedanken an sexuelle Orientierung ebenso wie an eine bestimmte politische Haltung hervorruft. Hauptsächlich bedeutet es homosexuell und stolz zu sein und steht jedem Versuch entgegen, jemanden wegen seiner sexuellen Orientierung zu beschämen. Aber darum geht es in deinem Artikel nicht. Es ist eine wunderbare einsichtsvolle Analyse darüber, wie Michael Jackson mit verschiedenen Genres in seiner Musik und seinen Konzertperformances spielt, sie ausspielt, sie verkörpert und einander gegenüberstellt. Was also bedeutet das Wort „queer“ in Bezug auf seine Werke, und warum hast du diese Überschrift für deinen Artikel gewählt?


    Susan: Ich habe diesen Begriff gewählt, um Michaels Überschreiten der Genres in Hinsicht „Queerness“ (seines Querdenkertums) darzustellen und um hoffentlich die eindrucksvolle kulturelle Politik seines Werkes in einem neuen Licht zu zeigen. Ich bin nicht die einzige, die diesen Rahmen nutzt, um über MJ nachzudenken – es gibt zwei andere kürzlich erschienene Artikel und einen älteren, die ihn durch diese Linse betrachten, aber auf eine Art und Weise, die sich von meiner Herangehensweise sehr unterscheidet. Bei Queerness geht es nicht nur um Unterwanderung, und damit um Hinterfragen, um Normen, sondern um das Herstellen von Mehrdeutigkeit, um Destabilisierung von Dualitäten, besonders rund um Geschlechterrollen und Sexualität. Es ist als stärkender Gedanke gemeint, der uns von der Vorstellung wegführen soll, dass unsere Identität in eine ordentliche, unbewegliche Schublade passen muss. Eine bedeutende Queer-Theoretikerin, Eve Kosofsky Sedgwick, sagt es so: queer ist „das offene Netz von Möglichkeiten, Diskrepanzen, Gemeinsamkeiten, Dissonanzen und Resonanzen, Fehlern und Ausschweifungen von Bedeutung“, wenn jemandes Geschlechterzugehörigkeit, seine Sexualität oder seine Rasse nicht in der Weise „einen Sinn ergibt“ oder nicht so gefestigt ist, wie wir es gewohnt sind.


    Willa: Das ist eine wunderbare Definition und sehr anwendbar auf Michael Jackson.


    Susan: Queerness bezieht sich oft auf Sexualität, aber es ist auch in einem weiteren Sinne benutzt worden – in meinem Artikel rede ich auch über Rasse, und andere haben den Begriff weiter gehend auf das „nicht normale“ bezogen, obwohl dies den Effekt haben kann, dass das Konzept verwässert wird. Also … ich bin überhaupt nicht interessiert an MJ’s Privatleben in diesem Essay, sondern vielmehr an der Art, wie er mit Geschlechterrollen, Sexualität und dem Rassenthema in seinen Werken gespielt hat, um zu erreichen, dass wir über diese Kategorien nachdenken und sie unterwandern, sie durcheinander bringen und dabei die üblichen Machtbeziehungen verändern.


    Willa: Und definitiv erkennen wir diesen Drang Kategorisierungen zu untergraben und auf diese Art „die üblichen Machtbeziehungen zu verändern“ in seinem gesamten Werk – in seiner Musik, seinem Tanz, seiner Mode, seinen Filmen, seinen Bühnenauftritten und sogar in der öffentlichen Wahrnehmung seines eigenen Körpers. Und in deinem Artikel betrachtest du sehr genau, wie dieses Vermischen (queering) etablierter Kategorien und Genres speziell in seiner Musik und seinen Live Performances funktioniert.

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  • Susan: Ja, das war mein Ziel. Jeder weiß, wie geschickt er in seinen Werken Elemente aus Pop, Rock, Soul, R&B, Tin Pan Alley und später Hip Hop kombiniert hat; seine Fähigkeit Genres zu überschreiten ist zum Teil das, was seine Musik einem so weitreichenden Publikum zugänglich gemacht hat. Das ist eine Geschichte, die oft über ihn erzählt wurde. Was ich untersuchen wollte ist, wie dieses „Crossover“ wirklich aussah, zum Beispiel in bestimmten Songs und den Darbietungen dieser Songs. Musikgenres sind tiefgehend verbunden mit den Vorstellungen zur sozialen Zugehörigkeit, mit den Vorstellungen über Rasse, Geschlechterzuordnung und Sexualität, Klassenzugehörigkeit und so weiter. Wir begreifen das bereits in der wohlbekannten Erzählung über MJ und Genres: Seine Einbeziehung von Elementen aus Pop und Rock machten seine Musik allen zugänglich, bis hinein in den weißen Mainstream, während die Musik seines Idols, James Brown, tief verbunden blieb mit den schwarzen Musikarten und nicht dieselbe Crossover-Wirkung hatte: Wenn jemand beginnt musikalische Genres zu vermischen, dann identifiziert er diese Kategorien noch wirkungsvoller: sie werden ausgesondert, und das was „normal“ genannt wird, wird in Frage gestellt.


    Joie: Susan, mir gefällt das, was du gerade gesagt hast über musikalische Genres, die tief verbunden sind mit unseren Vorstellungen von sozialer Zugehörigkeit und den Vorstellungen, die wir über Rasse haben. Ich denke, das ist so bedauernswert, aber es ist auch sehr wahr. Ich denke an so viele Beispiele, wo eine Person belästigt wurde oder dazu gebracht wurde, sich wirklich unwohl zu fühlen wegen der Art der Musik, die er oder sie gerne hörte, und das alles nur deshalb, weil es nicht zur sozialen „Norm“ passte. Schwarzen Kids wird unterstellt, dass sie keinen Rock oder Country mögen, und weiße Kids werden ausgelacht, wenn sie eine Affinität zu Rap oder Hip Hop haben. Es ergibt einfach keinen Sinn; Musik sollte universal sein. Und ich habe immer daran geglaubt, dass das Streben danach eins von Michael Jacksons Zielen war.


    Susan: Ja, ganz genau, aber die positive Seite ist, dass Musik solch eine kraftvolle Möglichkeit bietet, uns mit anderen verbunden zu fühlen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu empfinden, wo wir uns sonst sozial isoliert fühlen würden; uns als Teil einer sozialen Szene zu fühlen, die sich rund um ein Genre ausgestaltet, ist eine Art, auf die das passiert. Wir können uns Genres auch vorstellen als einen Weg, die Unterschiedlichkeit zu zelebrieren. Und es ist ganz sicher ein Mittel, durch das Künstler ihr Publikum entwickeln, was MJ’s erfolgreiches Vermischen gattungsmäßiger Grenzen umso interessanter macht. Ich denke, seine musikalische Virtuosität ist das, was dies alles möglich machte; Leute schreiben manchmal über sein Mischen der Genres als einem brillanten Marketingtrick: sicher, aber es gibt nicht viele Künstler, die es zustande bringen, sich so leicht und überzeugend zwischen grundverschiedenen musikalischen Gattungen zu bewegen.


    Joie: Nun, ich stimme dir darin zu, dass Musik ein großartiger Weg ist, sich anderen verbunden zu fühlen und von ihnen akzeptiert zu werden, aber ich glaube sehr daran, dass wir nicht erlauben sollten, uns anderen Genres zu sehr zu verschließen. Ich glaube, dass Michael ständig versucht hat, uns zu erziehen – in so vielen verschiedenen Bereichen – und ich denke auch, dies ist eine seiner Lektionen. Und du hast Recht, es gibt nicht viele andere Künstler da draußen, die sich so überzeugend zwischen den Genres bewegen können.


    Susan: Ich habe mir kürzlich seinen Auftritt von 1989 beim Sammy Davis Jr. TV Special angesehen mit einem Song mit dem Titel You Were There, den er für diese Gelegenheit schrieb, der direkt aus einem Broadway Musical stammen könnte und ich versuchte, dies zum Beispiel mit einem Song wie Jam oder Give In To Me in Einklang zu bringen. Er verinnerlichte gattungsmäßige Codes so sehr, dass er irgendwie als Rockstar genauso überzeugend war wie als Broadway- oder Soulsänger. Und ich bin mit dir einer Meinung, Joie, das Nutzen dieser unglaublichen Fähigkeiten war wahrscheinlich eine Ausweitung von MJ’s Verlangen alle Arten von Grenzen zu verwischen oder zu vermischen.


    In meinem Essay über MJ’s undefinierbare (queer) musikalische Zugehörigkeit betrachte ich eine Menge verschiedene Songs, aber eins meiner liebsten Beispiele ist die Live Performance von Working day and night aus dem Bukarest Konzert von 1992.


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    Wir haben hier einen Song, der zum ersten Mal auf Off The Wall erschien, welches oft als das beste Disco-Album betrachtet wird, das je produziert wurde, umgeformt aus seiner Hochglanzproduktion zu einer ziemlich anzüglichen R&B- / Funk-Nummer (durch schlagenden Groove, Betonung des Schlagbassparts und besonders durch MJ’s draufgängerische Stimme – vollständig umgestaltet gegenüber der Version des Albums). Als Live Performance endet dieser Song wirklich als absolute Hommage an James!


    Also hat MJ hiermit bereits das Genre durcheinandergebracht und gleichzeitig auch die sozialen Beziehungen durch das Herausstellen der schwarzen Wurzeln des Disco im Soul und Funk, einer Verbindung, die oft verloren ging, als Disco den Mainstream in den späten 1970ern eroberte. Der Teil, der mich wirklich umhaut ist allerdings Jennifer Battens Metal Gitarrensolo. Was um alles in der Welt hat dies mitten in Working day and night zu suchen?


    Willa: Das ist so interessant, Susan, und weißt du, wenn ich mir jetzt noch mal den Clip ansehe, erkenne ich genau, was du meinst – das Gitarrensolo ist wirklich eine vollkommene Unterbrechung – aber ich habe niemals darüber nachgedacht bis ich deinen Artikel gelesen habe. Das Gitarrensolo klang so perfekt „selbstverständlich“ für mich, also stellte ich es nicht in Frage. Und während ich mit dir rede, Susan, habe ich das Gefühl, dass ich das Wort „selbstverständlich“ in Anführungsstriche setzen muss, weil du so gut herausgearbeitet hast, dass er wirklich so viele Dinge in Frage stellt, von denen wir denken, sie seien „selbstverständlich“.


    Aber du hast Recht. Dieses Gitarrensolo ist wie ein plötzliches Eindringen des „weißen männlichen“ Rock durch einen weiblichen Gitarristen mitten in einen schwarzen R&B / Funk / Disco-Song – einfach eine klassische Michael Jackson Situation!

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  • Susan: Es erscheint wirklich zuerst „selbstverständlich“, denn der heftig treibende Funk Groove und das Metal Gitarrensolo sind hochenergetisch, aber wenn du anfängst es auseinanderzunehmen, dann ist es ganz schön theatralisch und queer! Natürlich könnte man argumentieren, dass das Gitarrensolo das Bild des Spektakels vervollständigt – es ist fast am Ende der Show und MJ möchte eindeutig die Energie intensivieren – aber dies hätte er auch erreicht, ohne eine solche Unstimmigkeit der Genres zu erzeugen. Das Interessante daran ist, dass musikalisch gesehen Battens Gitarrensolo überhaupt nicht in den Rest der Performance integriert ist: Es wird als Störgröße stehen gelassen, als eine generische Belästigung – das ist zum Teil das, was es queer macht. Die losen Enden werden nicht sauber aneinandergeknüpft. Metal (das weiße Genre) „dient“ dem größeren R&B / Funk (schwarzen) Genre.


    MJ mochte es, Rockmusik im Besonderen zu vermischen (queer): Es ist ein Genre der Musik, das wirklich (immer noch) weißen Männern gehört, die so viele Dinge in unserer Kultur beherrschen. Er war sich eindeutig der kulturellen Macht des Rock bewusst und stellte sie auf den Kopf. Zuerst wählte er eine der ganz wenigen weiblichen Gitarristen in den 80ern und 90ern, die eine Heavy Metal Virtuosin ist, aus; Batten ist eine exzellente Gitarristin, aber das gilt auch für viele der männlichen: Warum eine Frau wählen, wenn du weißt, dass es ungewöhnlich ist, es sei denn du möchtest darauf hinweisen, wie ungewöhnlich es ist?


    Eindeutig war MJ daran interessiert, Erwartungen an ein Genre diesbezüglich zu hinterfragen. Und er war dabei, es erneut zu tun in den This is it Konzerten, für die er Orianthi Panagaris auswählte, eine weitere blonde, weiße Gitarristin. MJ ließ Batten als Parodie der typischen Rockgitarren-Gottheit zurechtmachen (und der Look war seine Idee); auch wenn andere Musiker in seiner Band kostümiert waren, so war doch keiner von ihnen so übertrieben aufgedonnert wie Jennifer. Er wollte auf eine besondere Art auf das Genre des Rock / Metal hinweisen, eine Art, die, wie ich vermute seine Kontrolle darüber zum Ausdruck bringen sollte. Also stellt er sicher, dass das Weißsein des Rock durch die Rolle des Metal Gitarrenspielers repräsentiert wird (Batten ist eine der wenigen weißen Musiker in seiner Tourband, und in dieser Show die einzige, die die Mitte der Bühne mit ihm zusammen einnimmt, während sie das Genre Rockmusik vertritt), die Erwartungen an das Genre aber durch die Wahl einer Frau auf den Kopf gestellt werden. Brillant!


    Joie: Susan, es ist so faszinierend, zurückzugehen und sich diese Performance noch einmal anzusehen mit deinen Kommentaren im Kopf. Und wirklich, in all seinen Live Auftritten wurde Jennifer Batten sehr auffällig gestaltet. Du sagst absolut zutreffend, dass sie immer das einzige Mitglied seiner Band war, das er während der Auftritte regelmäßig in der Bühnenmitte präsentiert hat. Und wie Willa und ich im Verlauf dieses Blogs herausgefunden haben, hat Michael kaum etwas getan ohne einen wirklich guten Grund dafür zu haben.


    Willa: Wie wahr, Joie – es scheint ganz so, als wäre dies seinerseits eine bewusste künstlerische Entscheidung gewesen, denn wir sehen dies wiederholt in seinen Werken. Lisha McDuff beschrieb eine ähnliche Umkehrung und Unterbrechung von Musikgattungen in dem Post, in dem wir mit ihr über das Black or White Video (Black or White video) sprachen:


    „I’m tired of this devil“ wird im Stil von Hard Rock und Heavy Metal gesungen, was überwiegend von weißem Publikum gehört wird. ... Aber sie kommen nicht aus der Sicht des weißen musikalischen Stils, der hier geboten wird. Die Lyrics kommen aus der schwarzen Perspektive von Frustration und dem Schrecken der Rassenungerechtigkeit, beschwören sogar das Bild des KKK mit einem Bezug zu „Laken“. …


    Der nächste Abschnitt ist ein Hip Hop Rap, ein schwarzer musikalischer Stil, aber die Rap Lyrics sind unmissverständlich weiß im Ton und der Perspektive – sie wurden geschrieben und ausgeführt von Bill Bottrell. Dieser Rap-Teil fliegt auf eine komplett andere Höhe, als wir erwarten würden. Die Botschaft ist erhebend und inspirierend und im Shortfilm wird es durch Macauley Culkin als Playback gesungen (lip-synced), demselben weißen Kind, das in dem Eröffnungsdrama erscheint. Anstatt in einer blütenweißen Vorstadtumgebung wie zuvor zu erscheinen, befindet sich das Kind nun in einem urbanen Schmelztiegel und seine Kleidung und sein Verhalten signalisieren Schwarz.


    Also kehrt er im Black or White Video genauso wie in der Konzert Performance von Working day and night – und Susan, ich liebe deine Analyse darüber – die Normen des weißen männlichen Rock um, so dass es sehr selbstbezüglich und auf diese Weise zu einer Art Kritik über sich selbst wird, und er macht das sowohl in musikalischer als auch in visueller Hinsicht, wie du sagst.


    Susan: Das ist eine sehr scharfsinnige Analyse von Black or White, eine, für die ich mich sofort aufgemacht und den ganzen Blog gelesen habe, den ihr mit Lisha gemacht habt. Ihre Interpretation des Songs und des Videos ist großartig – man beginnt zu kapieren, wie komplex MJ’s Musik ist und dass wir unbedingt tief unter der Oberfläche graben müssen, um es wirklich zu verstehen.


    In der Ausgabe von Popular Music and Society, die ich mit herausgegeben habe, gibt es einen Artikel des Musikwissenschaftlers David Brackett, in dem er über Black or White spricht, und seine Analyse bewegt sich in dieselbe Richtung wie Lishas. Eine der Feststellungen, die er macht, ist dass der hauptsächliche Gitarrenriff dem des Rolling Stones Songs Soul Survivor von Exile on Main Street bemerkenswert ähnlich klingt.


    Der Riff verkörpert grundsätzlich Klänge, die typisch für Keith Richards‘ Rhythmusgitarren-Stil sind. Davids Feststellung ist, dass Michael genau das ausgesucht hat, was zu einem Archetypus des Rockriffs geworden ist, von einem Album stammend, das wesentlich für das Grundprinzip des Rock ist: Es handelt sich also nicht um einen zufälligen „rock-ähnlichen“ Sound, sondern um einen, der bis ins Herzstück des weißen Blues Rock führt; auch ist es eine interessante Neu-Inbesitznahme eines blues-basierten weißen Rock Songs durch einen schwarzen Musiker. Touché, Michael!


    Was das Ganze noch interessanter macht, ist, dass dieses Gitarrenriff mit einem Bassgitarren Part kombiniert wird, der aus der R&B / Funk Tradition entstammt, viel mehr als der Geradeaus-Bassteil des Rock, der in Soul Survivor (oder in anderen Stones Songs) verwendet wird. Also werden in dem Song von Anfang an zwei exemplarische, rassenbezogene und geschlechtsspezifische Welten zusammengeführt.

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  • Willa: Und er macht etwas Ähnliches in dem Bukarest Auftritt von Working day and night, stimmt’s? Da ist ein sehr funky Bassgitarrensolo direkt vor Jennifer Battens Hard Rock Gitarrensolo.


    Susan: Ja, das stimmt: Don Boyette, sein Tour Bassist, nimmt die Bühnenmitte ein für ein schlagendes Bass-Solo, aber es ist nicht annähernd so lang oder ausgestaltet wie Battens Solo, und es ist nichts Theatralisches damit verbunden. Boyette kommt einfach in die Bühnenmitte und spielt.


    Willa: Du sprichst ein wenig über diese Theatralik in deinem Artikel und weist darauf hin, wie wichtig die visuelle Dramatik auf der Bühne zwischen Michael Jackson und Jennifer Batten für die Bedeutung der Performance ist. Ich war so fasziniert davon.


    Susan: Das Zusammenspiel zwischen MJ und Batten während des Solos ist faszinierend. Es ist ziemlich komplex – es geht unheimlich viel vor sich. Aber eines der Dinge, das besonders bemerkenswert ist, ist, dass MJ die Darstellung zu kontrollieren scheint. Batten folgt ihm hin und her über die Bühne und als er ihr Spiel beobachtet, scheint es manchmal so, als würde er selbst die Klänge aus ihrer Gitarre hervorzaubern. Oft ist die Beziehung zwischen Sänger und Gitarristen in Rock Performances ganz anders: Der Gitarrist (der Virtuose) steuert die Performance. Mein Verständnis dieses Auftritts ist, dass Batten für die herrschende oder kontrollierende, weiße Macht steht, wenn auch verzerrt (queer) wegen ihres Geschlechts, und dass MJ schließlich die Herrschaft über diese Macht ausübt. Ein ziemlich aussagekräftiges soziales Statement!


    Willa: Das ist solch eine faszinierende Interpretation!


    Joie: Das ist es wirklich. Es haut mich um! Ich habe niemals vorher so darüber gedacht, aber es ergibt so viel Sinn bei allem, was wir über die Art wissen, wie er es mag, die Grenzen zu verwischen.


    Susan: Ja, und während ich gerade auf den rassenbezogenen Gesichtspunkt hingewiesen habe, ist es auch ziemlich interessant zu erwähnen, was in Hinsicht Geschlechterrollen passiert. Battens Erscheinung deutet auf eine komplexe Art sowohl auf die Feminisierung, die wir bei den Glam Rockern der 80er und der frühen 90er Jahre beobachten konnten, als auch darauf hin, dass diese grundsätzlich keine weiblichen Körper waren: Also bekommen wir all die erwarteten „harten“ und aggressiven, mit Rock verbundenen Bewegungen von Batten. Gleichzeitig spielt MJ’s geschlechtsspezifisch ziemlich komplexer Körper dagegen. Er ist androgyn, ein wenig feminisiert, drückt sich aber immer noch traditionell maskulin durch einige seiner Bewegungen und durch die Tatsache, dass er Battens Auftritt steuert, aus. Während viele dieser Zusammenspiele zwischen Sänger und Gitarristen in Rock Bands ein erotisches Element an sich haben, sehe ich das nicht in dieser Performance. MJ war ganz sicher fähig ein erotisches Schauspiel auf der Bühne zu erzeugen (denkt nur an einige von diesen heißen Begegnungen mit Sheryl Crow oder Siedah Garrett während der Auftritte von I Just Can’t Stop Loving You, zum Beispiel), aber das war hier nicht die Absicht.


    Ich denke, dies ist eines von vielen Beispielen, in denen MJ alle Arten genormter sozialer und musikalischer Beziehungen auf den Kopf stellt (queered). Willa, deine Analyse von Ben in deinem Buch M Poetica einschließlich der Bilder, auf denen MJ mit Ratten auf seiner Schulter und seiner Lieblingsschlange, die um ihn drapiert ist gezeigt wird, kann ganz ähnlich als verdrehte (queering) Mensch-Tier-Beziehung gesehen werden, um zum Beispiel die Vorstellung von Verwandtschaft neu zu überdenken.


    Willa: Das ist eine interessante Art der Betrachtung, Susan, und es ist wesentlich in diesem Zusammenhang, dass die Tiere, die er hält, keine traditionellen Haustiere sind. Genau das Gegenteil ist der Fall – es sind Tiere, die von vielen Menschen mit Furcht und Ekel betrachtet werden. Die Mensch-Tier-Beziehung wäre nicht auf dieselbe Art und Weise queer, wenn er eine Katze oder einen Hund halten oder ein Pferd reiten würde. Und natürlich sehen wir das gleiche wieder in seiner sehr öffentlichen Beziehung zu Bubbles.


    Susan: Ganz genau. Dies sind Beispiele für das, was man eine verzerrte / verdrehte (queere) Verwandtschaft nennen könnte; was immer auch in seinem Privatleben vorging, die Vision von Familie, die er als Teil seines öffentlichen Selbst präsentierte, schloss Kinder (manche waren seine eigenen, manche nicht), Tiere, und verschiedene Erwachsene, wie Elizabeth Taylor, ein. Er mied die genormte Struktur der Kernfamilie und erschuf sich stattdessen eine mehr oder weniger fließende, gewählte Familie bestehend aus Menschen verschiedener Generationen ebenso wie nicht-menschlichen Wesen. Es gibt eine Menge interessanter wissenschaftlicher Arbeiten über die Rolle der Kernfamilie in ihrer vorrangigen Bedeutung für gestaltende Macht – patriarchalische Macht zum einen, aber auch wesentlich für solche Dinge wie den reibungslosen Ablauf des Kapitalismus. Verzerrte (queer) Verwandtschaftsverhältnisse bedrohen das Patriarchat ebenso wie wie alle anderen Machtstrukturen.


    Joie: Nun, ich finde das wahrlich faszinierend, denn ich glaube, wir können erkennen, dass diese ‚verdrehten Verwandtschaftsverhältnisse’ (queer) immer mehr zur Norm werden in unserer Gesellschaft. Mehr und mehr Menschen erschaffen sich ihre eigenen Versionen von dem, was wir als Kernfamilie kennen. Und doch wurde Michael Jackson massiv kritisiert und verlacht für ein solches Verhalten.


    Willa: Das wurde er wirklich. Während er im Grunde der sozialen Normierung an so vielen Fronten widerstand – Normen dafür, was es bedeutet schwarz zu sein, ein Mann zu sein, heterosexuell zu sein, ein Popkünstler zu sein, eine Vaterfigur zu sein – war es diese letzte Überschreitung, die sich als nicht tolerierbar erwies. So bedrohlich sie auch waren, konnten diese anderen Grenzüberschreitungen immer noch leichter akzeptiert werden als seine Verweigerung der traditionellen Familieneinheit. Sogar Menschen, die einräumten, dass die Beweise zeigten, er sei nicht des Kindesmissbrauchs schuldig, verurteilen ihn immer noch dafür, familiäre Beziehungen mit Kindern gepflegt zu haben, die nicht mit ihm verwandt waren. Das zeigt, wie tief eingepflanzt die Vorstellung der Kernfamilie einfach bei uns ist. Von all den Grenzen, die er überschritten hat, war dies die Linie, die auf keinen Fall übertreten werden durfte. Und wie du so gut gesagt hast, Susan, die Kernfamilie spielt eine bedeutende, kulturelle Rolle – politisch, gesetzlich, psychologisch – für die „Machtgestaltung“. Kein Wunder, dass der Verstoß dagegen so bedrohlich war.

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  • Susan: Absolut. Judith (Jack) Halberstam hat wundervoll geschrieben über Zeit, Raum und Normativität, beispielsweise die Phase zur Fortpflanzung – die biologische Uhr der Frauen – und die „bürgerlichen Regeln der Anständigkeit sowie die Zeitplanung für verheiratete Paare“ zitierend und wie sehr diese nicht nur normiert wurden, sondern sogar als naturalisiert (als selbstverständlich angesehen) und erstrebenswert gelten. Sie spricht darüber, wie die tägliche Zeit reguliert wird – wann man zu essen hat, zu schlafen, zu spielen, für die Kinder da zu sein hat, etc. – und wie dies verknüpft wird mit der normierten Moralvorstellung (ich denke an MJ’s Übernachtungen mit einem Haufen Kinder und wie viele normierte Grenzen dabei überschritten wurden). Sie spricht auch über die Phasen der Hinterlassenschaft, womit die Weitergabe des Vermögens zwischen den Generationen gemeint ist, einschließlich sowohl der Vermögensgegenstände als auch der moralischen Werte, die über die Familie weitergegeben werden – wenn du also nicht Teil einer solchen Tradition bist, dann möge der Himmel dir beistehen – und wie das alles die Familie auch an die Geschichte einer Nation und weiter an die Zukunft dieser Nation bindet (das Buch ist In a Queer Time and Place: Transgender Bodies, Subcultural Lives). MJ überschritt diese für Familien geltenden Regeln in Raum und Zeit auf fast jede nur mögliche Art. Ich denke, die Geschichte, die wir ständig darüber hören, dass seine Kinder unmöglich seine eigenen biologischen Kinder sein können ist teilweise ein Mittel, sich dieser Bedrohung gegenüber der normierten Familieneinheit zu erwehren, zusammen mit dem grundsätzlichen Verlangen, ihm, wann immer es geht, seine Männlichkeit abzusprechen.


    Halberstam und andere Queer-Theoretiker beanspruchen das Queering von Raum und Zeit für die LGBTQ (Anm.: Abkürzung für Lesbian Gay Bisexual Transgender Queer / Questioning) Community und es ist kompliziert über Queerness zu reden – wie ich es in meinem Artikel mache und wie wir es in diesem Blog getan haben – in einem Zusammenhang, der nicht explizit queer ist in Hinsicht der sexuellen Orientierung, obwohl andere Musikwissenschaftler es so ausgelegt haben (ein wundervolles Beispiel ist Freya Jarman-Ivens Buch Queer Voices: Technologies, Vocalities and the Musical Flaw). Da ist das Risiko, dass das politische Potential des Begriffes verwässert und wieder von der heterosexuellen Kultur beschlagnahmt werden kann. Aber ich denke eigentlich nicht, dass es unangemessen ist mit diesen Begriffen über MJ zu reden, weil er die Heteronormativität (Anm.: Weltsicht, die die Heterosexualität als soziale Norm postuliert) und die Frage nach der Rassenzugehörigkeit so durcheinandergebracht hat und die Auslegung seines Werkes und Lebens so offen und ungeklärt gelassen hat. Ich habe nie richtig verstanden, warum er nicht durch die Queer Community beansprucht wurde, obwohl ich vermute, dass sein mehr oder minderes Bestehen darauf, dass er straight war sowie auch die Anklagen und der Prozess, den Enthusiasmus dafür gedämpft haben.


    Willa: Das ist so ein wichtiger Punkt, Susan, und ich bin froh, dass du ihn erwähnt hast. Ich habe mir viele Male eine ähnliche Frage gestellt. Wenn es jemals einen Verfechter für das Anderssein gegeben hat, dann war es Michael Jackson, warum also haben ihn die Gruppen, die traditionell für Toleranz gegenüber dem Anderssein eintreten ihn nicht unterstützt, als er angegriffen wurde? Er hatte keine andere Anhängerschaft als seine Fans – die zugegebenermaßen aus sehr vielen Menschen besteht, aber es ist keine politische Anhängerschaft. Warum also unterstützen ihn gewisse politische Interessenvertretungen nicht?


    Ich denke, zum Teil ist es deshalb, weil die Anschuldigungen so hässlich waren, dass viele ihn als beschmutzten Boten sahen und das „dämpfte den Enthusiasmus“ wie du sagst. Aber ich frage mich, ob es nicht noch einen weiteren Grund gibt, welcher darin besteht, dass Toleranz gegenüber dem Anderssein, zumindest als politischer Standpunkt, für sich genommen normiert ist, und Michael Jackson weigerte sich, sein Anderssein auf eindeutige Weise auszudrücken. Während wir gern glauben, wir hätten uns von den weißen, männlichen Stereotypen der Vergangenheit entfernt, existieren sie doch noch und sind um Stereotypen der Unterschiedlichkeit ergänzt worden, was genauso einschränkend ist. Von schwarzen Kids wird zum Beispiel erwartet Stolz auf ihre Rasse zu zeigen, indem sie sich mit den anerkannten Genres für ihre demographische Gruppe identifizieren und „es wird nicht erwartet, dass sie Rock oder Country mögen“, wie du vorhin festgestellt hast, Joie. Und „queer“, welches erklärtermaßen eine Feier der Unterschiede sein sollte, ist inzwischen politisch ebenso kodifiziert.


    Du drückst dies so gut in deinem Artikel „Anderssein, das über Verstehen hinausgeht“, Susan, indem du schreibst:


    Michael Jacksons (Bewusst-)Sein außerhalb der Bühne war beunruhigend, …– rassenbezogen, geschlechterrollenbezogen, körperlich leistungsfähig/nicht leistungsfähig, Kind/Teenager/Erwachsener, erwachsener Mann, der Kinder liebt, Vater/Mutter. Diese Unterschiede waren nicht zu durchschauen, unkontrollierbar und riefen enorme Ängste hervor. Bitte sei schwarz, Michael, oder weiß, homosexuell oder heterosexuell, Vater oder Mutter, deinen Kindern Vater und nicht selbst ein Kind, so wissen wir wenigstens, worauf wir unsere liberale (In-)Toleranz richten sollen. Und versuche doch bitte, nicht alle Regeln gleichzeitig durcheinanderzubringen.


    Ich liebe diese Textstelle und ich denke, das trifft genau den Kern dessen, warum er nicht von jenen unterstützt wurde, die traditionell die Entrechteten unterstützen – namentlich die freiheitlich Denkenden.


    Susan: Wir wünschen uns verzweifelt Kategorien, damit die Welt für uns einen Sinn ergibt; es gibt einem Sicherheit, wenn man sagen kann, etwas ist dies oder das. Es beunruhigte viele Menschen, dass dies bei Michael nicht möglich war. Und das ist genau das, warum ich denke, queer ist ein erfolgversprechender Weg über ihn zu denken (teilweise weil es der Verwirrung einen Namen gibt – sehr unqueer!). Queer ist ein Prozess, ein ständiges Werden (von etwas anderem); durch seine Definition, wie Musikologin Freya Jarman argumentiert, kann und will es nicht begrenzt werden. Es ist „anti-normal“.


    Joie: Ich mag das. „Anti-normal“. Was für eine großartige Art das auszudrücken!


    Susan, noch einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, dich hinzusetzen und mit uns zu chatten. Willa und ich schätzen das wirklich und wir hatten so viel Spaß dabei, mit dir zu reden. Wir hoffen, dass du irgendwann noch einmal zu uns kommst!


    Susan: Und nochmals Danke, dass ihr mich eingeladen habt, mit euch zu reden! Es war wirklich ein Vergnügen.



    :herz: :herz: :herz:

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  • Zitat

    Ich frage mich auch, ob ein anderer Faktor seine Weigerung war, sein Werk für uns zu interpretieren. Er hat immer allen Versuchen widerstanden sich darüber aus der Reserve locken zu lassen, was sein Werk bedeutete, und viele Kritiker sahen das als ein Zeichen dafür, dass es gar nichts bedeutete – oder wenn es das tat, dass es dann völlig unabsichtlich sei.


    ....ist es nicht einfach "normal", dass ein Künstler sein Werk nicht erklärt? irgendwie würde es doch bedeutungsloser, wenn der Künstler gleich die Interpretation mitliefern würde... so muss man selbst denken und versuchen, zu deuten. Und wenn ein Kunstwerk rätselhaft ist, mehrdeutig..ist es dann nicht spannender?
    Mir fällt auch das Zitat von Michael ein...


    Zitat

    "Ich wollte immer Musik machen, die eine Generation beeinflusst und inspiriert. Man will dass das, was man kreiert auch lebt. Egal ob es eine Skulptur, ein Gemälde oder Musik ist. Wie Michelangelo sagte: "Ich weiß, der Schöpfer wird irgendwann gehen, aber seine Arbeit lebt weiter. Deshalb stecke ich meine ganze Seele in meine Kunst, um dem Tod zu entrinnen."
    Und genauso geht es mir auch. Ich stecke alles von mir in meine Arbeit, denn ich will dass sie lebt."
    (Michael, ebony I-view..2007)


    ..und ich denke, das seine Musik eben nicht nur aus rein musikalische Sicht über Generationen erhalten bleibt, und weiterlebt..sondern dass er auch wußte, dass durch diese Qualität der Musik auch garantiert ist, dass die Inhalte, die Aussagen nicht verlorengehen. Er brauchte keine Erklärungen mitzuliefern (weil die Musik vlt. schon nach kurzer Zeit weg vom Fenster wäre, und somit auch die Botschaft..) - so wie Michael seine Musik gemacht hat (beseelt hat..) bleibt noch jahrelang Zeit, sie zu interpretieren...das hat ja wohl gerade erst angefangen...

  • ....ist es nicht einfach "normal", dass ein Künstler sein Werk nicht erklärt? irgendwie würde es doch bedeutungsloser, wenn der Künstler gleich die Interpretation mitliefern würde... so muss man selbst denken und versuchen, zu deuten. Und wenn ein Kunstwerk rätselhaft ist, mehrdeutig..ist es dann nicht spannender?

    Das sehe ich genauso! :Tova:


    Meiner Meinung nach sind Künstler gerade deshalb Künstler, weil ihre Kunst genau die Form ist, in der sie sich (am besten) ausdrücken können. Sie legen ihre Gefühle, Empfindungen, tiefsten Gedanken und auch Unterbewusstes in ihr Kunstwerk, und das ist um so vieles reichhaltiger, komplexer, facettenreicher und verdichteter als Sprache. Und der Sinn und Zweck des Kunstwerks ist es, genau dieses dem Empfänger der Kunst zurückzuvermitteln. Aber das muss sich der Empfänger erarbeiten.


    Bei einer Erklärung durch Worte kann man ein Kunstwerk nicht erfassen. Ich glaube, dass zu einem Kunstwerk auch die eigenständige Auseinandersetzung des „Kunstempfängers“ selbst gehört. Das Sich-damit-befassen führt ja auch dazu, dass man es nicht wieder vergisst, dass es einen bleibenden Eindruck macht, Empfindungen hervorruft, es soll ja eben nicht nur einfach konsumiert werden. Es ist Kunst und kein Wegwerfprodukt. Michael hat dafür gesorgt, dass man als Genießer seiner Kunst wirklich ein Leben lang Grund genug hat, seine Werke immer wieder, immer weiter, zu untersuchen.


    Ich denke, Michael wusste, dass wenn sich jemand nicht die Mühe macht, sich genau mit seiner Arbeit, seinem Werk und ihm zu befassen, dann würde er das auch nicht tun, wenn er eine (zwangsläufig) unvollständige Erklärung dazu gibt (sh. Bsp. Interview Diane Sawyer 1995 zum Teaser) – die meisten sahen ihn ja schon in einer bestimmten Ecke und haben Dinge unterstellt, auch wenn er etwas gesagt und zu erklären versucht hat. Und denjenigen, die ernsthaft mit ihm geredet haben wie Alex Coletti im MTV Interview 1999, die haben ja auch sehr gute Gespräche mit ihm geführt. Aber auch da war es doch nicht seine Aufgabe, sein eigenes Werk auseinanderzunehmen und jemandem zu servieren.


    Richtig Verstehen, das muss man schon wollen, das ist eigene Arbeit, da hätte Michael noch so viel erklären können … Es ist UNSERE AUFGABE ihn zu verstehen.


    Wenn ich allerdings lese z.B. in den Gesprächen von Willa und Joie wie komplex Michaels Werke sind, dann ist das etwas, was ich vorher nie gedacht hätte und ich wäre von allein auch nie darauf gekommen. Es ist brillant wie sie ihm alle auf die Spur kommen. Wenn man das verstanden hat, dann merkt man, dass Michael alles erklärt hat in seinen Werken (sh. Ghosts, Stichwort Metakunst/Kunst über Kunst). Die Frage ist für mich auch, ob bei Michael vielleicht auch vieles unterbewusst ablief von dem, was in seine Werke einfloss …


    Ich denke, das was Willa im Gespräch sagt darüber, dass Michael sich nicht erklärt hat wie andere Künstler (? was ich nicht weiß) darüber stelle ich einfach mal die Vermutung an, dass er einfach viel viel komplexer war, viel tiefere Gefühle hatte, viel mehr durchmachen und einstecken musste. Die anderen sind einfach leichter zu verstehen. Sie sagen z.B. „Ich wollte mit meinem neuen Song auf die sozialen Missstände da und da aufmerksam machen“ :laberlaber: und dann ist man eben damit zufrieden. Das funktionierte so ja gar nicht bei Michael. Da fingen bei ihm die Fragen erst an, er war einfach nicht einfach! Und man hat ihm ja auch gar nichts Komplexes zugetraut, sondern ihm unterstellt, dass „nur“ Popsongs macht und naiv ist … (Wer nichts sagt, hat auch nicht zu sagen?)


    Am Anfang hatte ich immer Angst, dass „Michael mal zu Ende ist“, dass irgendwann alles gesagt ist, dass man alles durch hat, alle Bücher und Artikel gelesen. Diese Angst habe ich nicht mehr – ich finde, es wird immer besser. Gerade die anspruchsvolleren Dinge, die jetzt alle im Entstehen sind, das Gute braucht eben ein bisschen Zeit zum Reifen. :perfect:

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    Einmal editiert, zuletzt von Lilly ()