Die Platte meines Lebens
Mit "Thriller" durch die Nacht
15.03.2012, 07:12 Uhr
Drehbuchautor und Regisseur Özgür Yildirim ("Chiko", "Blutzbrüdaz")
In den 80er-Jahren verbrachte ich mit meinen Eltern jeden Sommer in der Türkei. Manchmal fuhren wir auch mit dem Auto, also zwei oder drei Tage am Stück. Ich war ja wesentlich kleiner und hatte auf dem Rücksitz ordentlich viel Platz. Also nahm ich meine He-Man-Figuren mit, meinen Walkman und jede Menge Kassetten und Bücher.
In jenem Sommer hatte meine Cousine ihre Michael-Jackson-Kassette bei mir vergessen. Ich kannte zwar das Album "Thriller", aber hatte nicht alle Lieder gehört. Also nutzte ich die Gelegenheit und hörte das Album rauf und runter. Besonders das Lied "Thriller" gefiel mir sehr gut, da es von "Horror" handelte. Und als junger Stephen-King-Fan las ich zu dem Lied Kings ganze Kurzgeschichten, als es dunkel wurde und wir auf einer einsamen Autobahn fuhren. In einer dieser Nächte blitzte und donnerte es auf der Fahrt sogar. Für mich die beste Stimmung, um Horrorbücher zu lesen. Ich erinnere mich sehr an diese Fahrt mit "Thriller" und "Der Nebel" von Stephen King.
Kurz danach, das muss so um 1989/1990 gewesen sein, fing ich an, selbst zu schreiben. Auf dieser Fahrt merkte ich, wie aufregend ich es fand, durch das Lesen in eine andere Welt einzutauchen, die durch die zusätzliche Musik (in diesem Fall "Thriller") um mich herum noch lebendiger wurde. Und alles passierte nur in meinem Kopf. Schon früh begriff ich, dass Musik ein wesentlicher Bestandteil meiner Fantasie ist.
Dies ist auch heute in meinen Filmen nicht anders. Was "Thriller" mir damals schon vermitteln konnte, war die unglaubliche Wirkung, die sie nicht nur auf mich, sondern auch auf Millionen von anderen Menschen hatte. Ein weiteres, wirkungsvolles Medium ist der Film. Für mich gehört beides zusammen, denn sie sind eine universelle Sprache.