Die Entdeckung Amerikas
Von Lukas Meyer-Marsilius.
Journalismus vom Feinsten: In seinen Essays und Reportagen erkundet der US-Amerikaner John Jeremiah Sullivan seine Landsleute und ihre Kultur. Die Kritiker sind von seinem Sammelband «Pulphead» begeistert.
Er schreibt über Michael Jackson und Axl Rose, über die Tea Party und ein christliches Rockfestival, über Fidel Castros Kuba und den eigenen Bruder – der Journalist John Jeremiah Sullivan hat ein breites thematisches Spektrum. Auch formal ist er nicht leicht einzuordnen: Seine Texte bewegen sich zwischen Essay und Reportage und lesen sich oft wie Kurzgeschichten, ganz selbstverständlich benutzt er das Wort «ich».
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Michael Jacksons Ururgrossvater
... Sullivan will es genau wissen. Wenn er sich ein Thema vorgenommen hat, liest er sich erst mal gründlich ein, macht Interviews mit Experten und macht sich schliesslich auf, um einen persönlichen Augenschein zu nehmen und die Leute zu treffen.
Bei Michael Jackson ging das offensichtlich nicht mehr, umso tiefer vergrub sich der Journalist in den Archiven und ging zurück bis zu Jacksons Ururgrossvater Prince Screws, einem Sklaven aus Alabama. Dass Jackson seinen Sohn nach diesem Prince benannte, zeigt eine grössere Verbundenheit mit der afroamerikanischen Geschichte, als ihm gemeinhin zugestanden wird – ihm, der sich mit plastischer Chirurgie möglichst weit von seinen Ursprüngen entfernte. Eines wird schnell klar: «Aber von all den Dingen, die Michael unbegreiflich gemacht haben, ist der Glaube, ihn verstanden zu haben, der irreführendste.»
Den Popstar verstanden zu haben, gibt auch Sullivan nicht vor. Dafür zeigt er neue Facetten eines Menschen, der praktisch von Geburt an im Licht der Öffentlichkeit stand.
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