Also, ich habe den Artikel richtig gelesen, weiß auch, dass es eine Art "Satire" ist..bzw. ein etwas locker ironischer Schreibstil...und dass man da natürlich besonders aufpassen muss, um richtig zu verstehen....Das macht es natürlich nicht gerade leichter, das zu verstehen, was der Autor nun wirklich sagt. Was er zur künstlerisch/musikalischen Seite von Michael sagt, ist ok, er scheint ihn als Künstler wohl durchaus zu schätzen. Die Kritik, die ich habe bezieht sich dann auch auf andere Themen, die er anschneidet. Ich hab' mal ein paar Dinge zitiert, und geschrieben, warum ich das als negativ empfinde. Und dann kann der Autor noch so sehr den Künstler Michael Jackson rühmen, mit Michaels anderen "Seiten" scheint er mir doch Probleme zu haben, und seine Sichtweisen dazu kommen auch bei seinem speziellen Schreibstil deutlich durch. Zumindest lese und verstehe ich das wie folgt:
ZitatIm Internet gibt es ein Bild von ihm kurz vor seinem Lebensende, daneben eine digital erstellte "Hochrechnung" seines vermutlichen Aussehens im selben Alter, aber ohne Operationen, Schminke und Perücke. Es ist das Bild eines lächelnden, auf landläufige Weise gutaussehenden Schwarzen mittleren Alters. Wir sollen natürlich Verbundenheit empfinden mit diesem armen Nie-Gewesenen und die skurrile Kreatur bemitleiden, die sich selbst verstümmelt hat. Ich kann aber nicht der Einzige sein, der diese Simulation im Gegenteil als irgendwie metaphysisch abstoßend wahrnimmt. Als Abscheulichkeit. Michael hat sein wahres Gesicht gewählt. Das, was ist, ist natürlich.
...ich weiß, dass dieser Satz, den ich unterstrichen habe das ist, was der Autor denkt, dass der Betrachter dieses Bildvergleichs denkt. Nur, indem er es so formuliert...dem Betrachter diese Formulierung zuordnet, heisst das für mich, dass es auch das ist, was er selbst sieht. (weil ich z.B. nie soetwas sehen und deshalb auch nicht formulieren würde...) Er schreibt hier für mich in dem Sinn von "ok, er hat sich verstümmelt, aber es ist ok so, er wollte ja so aussehen" Nunja...Michael wollte evt. so aussehen, wie er aussah - wobei ja nicht alle OPs nur aus Spass an der Freud gemacht wurden, sondern auch, weil sie medizinisch notwendig waren. Wenn er nun schreibt "Michael hat sein wahres Gesicht gewählt", und ich berücksichtige, was ich bei dem Autor darüber erkenne, wie er das Gesicht empfindet ("verstümmelt")....empfinde ich es einfach nicht positiv.
ZitatEs ist seltsam, über einen Menschen zu schreiben, von dem man weiß, dass er eventuell ein mehrfacher Kinderschänder war, ohne das aber sicher zu wissen. Ob Michael es getan hat oder nicht: Die Mutmaßungen haben sein Leben eine sehr lange Zeit überschattet und letzten Endes seine Seele getötet. Es heißt, dass er sich mit denselben Narkotika, die ihm wahrscheinlich den Garaus gemacht haben, betäuben ließ. Nicht stunden-, sondern tagelang. Als wollte er sich auslöschen lassen. Zeugen, die seinen Körper auf dem Seziertisch gesehen haben, berichten, dass seine künstliche Nase fehlte. Dass sein Gesicht nur aus Löchern bestand. Eine Mumie. Zwei unabhängig voneinander durchgeführte, vollständige Autopsien: Sie haben ihn zerstückelt. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Textes weiß außerhalb des Jackson-Lagers niemand mit Sicherheit, wo sich sein Körper befindet.
Auch das hier....diese Formulierung, die ich unterstrichen habe, finde ich auch ziemlich daneben. " man weiß, dass er eventuell ein mehrfacher KS war...aber weiß es nicht sicher". Erstens weiß man es sicher, nämlich, dass er kein KS war, dazu gibt es schliesslich ein Unschuldig in allen Punkten, und genügend Literatur zum Prozess und den Hintergründen (...und der Autor sagt doch, er habe viele Bücher gelesen, nur welche?...)...und dann liest sich diese Formulierung für mich aber zudem so, dass er doch eher - wenn auch nicht sicher - dran glaubt, dass Michael "es getan hat".
Auch der nächste unterstrichene Abschnitt ist zumindest sehr respektlos., und zudem wird hier auch noch was verbreitet, was so nicht stimmt. Auch, wenn er ja nur "zitiert" was allgemein gerade so im Umlauf ist. ("Es heißt...") Auch der Rest von dem Abschnitt finde ich unmöglich. Und es macht für mich die Formulierung nicht erträglicher, weil der Autor hier ja nur "überspitzt" wieder gibt, was "Zeugen berichten". Gerade dadurch, dass er das mit dem Vorsatz "Zeugen berichten" versehen hat gibt dem nachfolgenden den Touch, dass es sich um Tatsachen handelt. Auch wenn (oder gerade weil..) dieser ganze Text in einem sarkastischen Ton geschrieben ist, fällt es vielleicht schwer, zu unterscheiden, was "nur" ironisch/überzogen gemeint ist, und was der Autor aber ernsthaft so meint. Bestenfalls lässt er dem Leser die Möglichkeit, sich das Falsche rauszusuchen, und als Tatsachen zu lesen, was garnicht so gemeint war. (oder eben doch...)
ZitatWas Michaels Interesse an Kindern anbelangt: Man kann sich schwerlich vorstellen, dass es keinerlei erotische Dimension hatte. Aber möglicherweise war es tatsächlich asexuell. Michaels Entwicklung hat im Stadium der Adoleszenz haltgemacht – ungefähr zur Zeit der frühen, verträumten kalifornischen Jahre im gestreiften Sweatshirt –, und er wollte Zeit mit Menschen verbringen, die er als gleichaltrig empfand. Kissenschlachten veranstalten, sich gegenseitig Dödel nennen. Das ist vielleicht gruselig, fordert aber auch keine Opfer. Es würde ihn – medizinisch-kategorial formuliert – zu einem partiell passiven, fixierten Pädophilen machen. Noch kein Verbrechen, jedenfalls solange die Gedankenlese-Maschinen nicht in Gang gesetzt sind.
Hier haben wir eigentlich das Gleiche, wie im Abschnitt oben, wo es um die KS-Vorwürfe geht. "Man kann sich schwerlich vorstellen.." Mir sagt das etwas sehr eindeutiges über die Vorstellungen des Autors. Er stellt sich genau das vor (I am gonna be, what you wanna see...) Und es fällt ihm auch hier schwer, etwas anderes zu sehen, womit er sicher bei vielen Lesern ein zustimmendes Nicken erntet. Der Rest des Zitats sieht auch nicht aus, als hätte er überhaupt etwas verstanden, was das Verhältnis von Michael zu Kindern betrifft.
ZitatIch plädiere nicht dafür, dass Sie sich Halperins Meinung anschließen, ich würde mir nur wünschen, dass Sie zugestehen, was ich mich genötigt sehe zuzugestehen: dass das psychologische Bild, das Halperin heraufbeschwört, nicht weniger plausibel und vielleicht sogar etwas plausibler ist als jenes andere, in dem Michael die Neverland Ranch als Spinnennetz gebraucht, um kleine Jungs in sein Bett zu locken. Wenn Sie so sind wie ich, dann haben Sie einen großen Teil Ihres Lebens unterbewusst angenommen, dass Letzteres mehr oder weniger der Fall ist. Aber es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass das nie gestimmt hat und dass Michael Kinder mit einer zwar schrägen, aber nicht unmoralischen Zuneigung geliebt hat.
Welche Halperin Meinung meint er?..Dass man lieber glauben solte, dass Michael schwul war? Also, er stellt uns zur Wahl, entweder schwul, oder Kinderschänder? Natürlich nicht zwingend, man soll ja nur in Erwägung ziehen, ob es nicht sein könne, dass er vlt eher schwul war, wie das andere...ist ja vlt. auch plausibler, und welch ein Fortschritt, Michael wenigstens das zuzugestehen, nicht, ist ja besser, als ihn für einen KS zu halten. Und sogar dazu, sieht er sich auch nur "genötigt"..Es scheint ihm recht schwer zu fallen, von seiner "einen großen Teil seines Lebens" angenommenen Sichtweise ab zu kommen. "Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit..." Das alles hört sich wirklich toll an. Etwa so: "naja, vlt. war Michael kein KS,, aber bekloppt war er schon....irgendwie..."