Wembley: Die Nacht, in der Michael in Flammen stand

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  • Teil 1


    (Quelle: Allforloveblog / Thank you for your permission, Raven)



    Michael bei seinem Auftritt in Wembley. Diese Hüften drehen sich bei Another part of me…Herr, hab’ Erbarmen mit uns!


    Ich hatte von meinem so findigen Untertitel bisher gar nicht in dem Sinn daran gedacht, dass irgendjemand ihn als geschmacklos empfinden könnte angesichts Michaels tragischen Unfalls während der Pepsi Werbeaufnahmen 1984. Die Tatsache, dass Michael einst buchstäblich in Flammen stand, lässt solche Redewendungen irgendwie als geschmacklos dastehen, aber bitte lasst mich ausreden. Nachdem ich Wembley so oft angesehen habe, fällt mir einfach keine bessere Art ein, es zu beschreiben. Michael brannte einfach an diesem Abend. Nicht dass Michael jemals eine halbherzige Vorstellung abgeliefert hätte. Aber als jemand, der Hunderte von Stunden mehrere Ären umfassendes Konzertmaterial von Michael angesehen hat, kann ich ohne Zweifel behaupten, dass da etwas außergewöhnlich Magisches über dieser Nacht in Wembley lag.


    Er stand ganz einfach in Flammen. Auf eine Art, die wir genau so niemals wieder sehen würden, zumindest nicht auf dieselbe Art. Lasst es mich erklären.


    Viele Jahre schon ist die Dangerous Live at Bukarest DVD mein ultimatives und liebstes Live Konzert von Michael Jackson. Ja, es mag ein wenig überproduziert und zu glatt sein, aber als DVD, die perfekt das einfängt, was ein Michael Jackson Konzert ausmachte, als Michael an der Spitze stand, hat es nur wenige Mitbewerber. Trotzdem ich viele MJ Konzerte über die Jahre gesammelt habe, ist Live at Bukarest eines gewesen, auf das ich immer zurückgekommen bin, besonders wenn ich Anfänger mit der Magie eines MJ Konzertes vertraut gemacht habe – jene, die vielleicht bisher zu jung gewesen sind oder jene, die einfach wissen wollten, was die ganze „Aufregung“ überhaupt soll. Es ist leicht zu erkennen, warum Michael, der ultimative Perfektionist, dem Erscheinen von Live at Bukarest seinen persönlichen Stempel erteilt, als „der“ Show, die ihn offiziell repräsentieren soll.


    Aber nun haben wir Wembley, ein Konzert, das Michael auf der Höhe der herrlichen Bad Ära eingefangen hat und auf dem er mit dem zusätzlichen Eifer auftritt in dem Bewusstsein, dass das königliche Paar, Prince Charles und Lady Diana, im Publikum sitzt (gut, lasst uns einfach sagen in dem Bewusstsein, dass Lady Diana dort war, aber darauf komme ich nochmal kurz zurück). Zugegebenermaßen ist dies nicht das erste Mal, dass ich ein Konzert der Bad Ära komplett gesehen habe. Ich hatte einige Jahre ebenfalls das Yokohama Bootleg, und noch einige andere. Als Ganzes gesehen repräsentieren die Bad Konzerte eine interessante Phase in der Entwicklung der MJ Live Shows, eine, in der wir ihn am Anfang sehen, viele der polierten und äußerst choreografierten Segmente der späteren Shows zu verkörpern (das Jackson 5 Medley und I Just Can’t Stop Loving You / She’s Out of My Life Segmente, zum Beispiel, die über die Jahre Basiselemente mit kleinen Variationen wurden mit Ausnahme von You are not alone, welches She’s Out of My Life ersetzte). Ihr könnt erkennen, dass er sich bereits in dem Prozess befand, seine Live Shows in eine vollkommen theatralische ERFAHRUNG zu entwickeln, und nicht einfach ein Konzert zu geben.


    Für jene jedoch, die raue Spontaneität als Teil einer Konzerterfahrung schätzen, fühlte es sich generell so an, dass das, was Michaels Shows in einer Hinsicht bereichert hat, sie in anderer Hinsicht die Jahre über verloren haben. Zu Zeiten von HIStory zum Beispiel waren die Shows ohne Ausnahme glatt produziert mit theatralischen Extravaganzen und wenig Spielraum für Variationen oder Überraschungen. Sicher, neue Nummern und neue Programmpunkte wurden zugefügt, solche wie der großartige Earth Song, aber die Auftritte und Shows selbst schienen mit der Zeit mehr und mehr mechanisch und Routine zu werden. Zur Zeit von HIStory wurde Michaels Lächeln seltener, und manchmal schien er die Auftritte einfach nicht mehr zu genießen. Seine Wut wurde dunkler und real. Immer mehr der Nummern waren lippensynchron gesungen statt live. Zahlreiche gesundheitliche Probleme begannen ihren Zoll von seinem Körper zu fordern. Und obwohl er wie immer der ultimative Profi und der King of Pop blieb, der eine Show wie kein anderer zelebrieren konnte, schien eine wesentliche Zutat zu fehlen. Aber es dauerte so lange, bis ich Wembley sah, dass ich fähig war, genau auszumachen, was dieses „Etwas“ war.


    Es war die reine Freude am Performen. Nicht die Verpflichtung zu spüren, der Menge ein Spektakel bieten zu müssen, sondern einfach die Freude zu spüren, da zu sein, für uns zu tanzen und zu singen.


    The truth must dazzle gradually
    Or every man be blind
    Emily Dickinson

  • Wembley rennt nun Kopf an Kopf mit Bukarest als meinem liebsten Michael Jackson Konzert aller Zeiten und könnte es gerade überholen. Während Bukarest MJ in perfektem Glanz poliert zeigt, bietet Wembley noch etwas anderes – die reine, raue Kraft eines Michael Jackson Auftrittes. Mehr noch, es erlaubt Zuschauern (speziell den neuen, die 1988 noch nicht an Bord waren) diese interessanteste Phase der Live Auftritte in Michaels Karriere zu erleben – einer Zeit, in der wir gerade anfangen, die Entwicklung der überlebensgroßen, theatralischen Extravaganzen zu erkennen, jedoch in einer sehr viel unbearbeiteteren und enthüllteren Form. Dies war noch nicht der Michael Jackson des großartigen Einstiegs, der raus auf die Bühne kam und minutenlang bewegungslos dastand, während die Menge tobte oder der seine Shows damit beendete, die Illusion zu erzeugen, in den Weltraum geschossen zu werden. Dies war noch ein Michael, der sich erlauben konnte, in dem spontanen Flow eines Gospel Improptu gefangen zu sein, das Minuten bis zum Ende dauerte. Seht und/oder hört euch das „Doggone My Girl is gone“ Segment an, das die Brücke von I’ll Be There zu Rock with you bildet; wenn ihr davon keine Gänsehaut bekommt, müsst ihr tot sein! Dieser Ausschnitt nimmt ein tieferes, dunkleres Blueselement auf, wenn ihr realisiert, dass „doggone“ einfach eine beschönigende Umschreibung für „god damn“ (gottverdammt) ist. In dieser kurzen, aber kraftvollen Überleitung demonstriert Michael nicht nur seine Gospelerfahrungen, sondern es stellt auch die Verbindung her zu einer Tradition, die Hunderte von Jahren zurück geht über viele Generationen afroamerikanischer Ungerechtigkeit und Schmerzen. Während Blues und Gospel wie komplett polare Gegensätze zu sein scheinen (im Grunde behandelt das eine spirituelle Erbauung, während das andere weltlichen Herzschmerz oft in Kombination mit Vorstellungen der Lust zum Inhalt hat), sind sie doch nicht so verschieden, wie es scheint. Beide sind direkte Reaktionen aus der Sklavenerfahrung; beide wurden verbunden in ihrer Bedeutung als ein Mittel zum Überleben, zum Durchhalten und manchmal auch als bloße Kommunikation. In beiden Fällen wurde die Musik ein Ventil für ein unterdrücktes Volk, um ausdrücken, was Worte nicht sagen konnten. Und wenn, wie es so oft gesagt wurde, Gospel „Gottes Musik“ ist und der Blues des Teufels Musik, ist dies dann nicht die perfekte Repräsentation unserer eigenen menschlichen Gegensätzlichkeit? Wir streben nach einem Ideal, um unsere Seele mit unserem Schöpfer zu vereinen, in der Zwischenzeit müssen wir jedoch schwitzen, weinen, lachen, zeugen und alles andere, das ein einzigartiger Teil des menschlichen Seins ist. „Blues Gospel“ – ein Begriff, der diese uralte Verbindung zwischen dem Blues und dem Gospel sowohl als traditionelle Formen der afroamerikanischen Musik anerkennt, die auf traditionellen afrikanischen Gebräuchen beruht, ist dementsprechend eine natürliche Verbindung, die nicht so seltsam ist, wie es vielleicht zuerst erscheint. Im Grunde leitet sich Gospelmusik aus dem Blues ab.


    Blues Ursprünge


    Blues Musik hat seine Ursprünge im tiefen Süden der Vereinigten Staaten des 18. Jahrhunderts, als Sklaven begannen, während der Arbeit auf den Feldern der Plantagen zu singen. Die Sklaven entwickelten eine Technik des Call and Response (des Rufens und Antwortens) überliefert aus ihrem afrikanischen Erbe, in der eine Phrase oder ein Text wiederholt, und eine weitere Phrase oder Text als Antwort geäußert wird. Call and Response wurde auch instrumental eingesetzt, wobei ein Sänger eine Zeile singt und ein Instrument die Antwort spielt. Moderner Blues wird populär in den Südstaaten wie Mississippi und New Orleans, es wird aber grundsätzlich erwähnt, dass er in Chicago seine Blütezeit hatte und zeichnet sich durch den bedeutsamen Einsatz der elektrischen Gitarre und der Bass Drums aus.


    Gospel Ursprünge


    Gospel Musik entwickelte sich aus dem Blues, als die Sklaven christlich wurden und ihren schwermütigen Blues in einen eher geistlichen, sehnsüchtigen Stil umformten, der ihnen Trost durch das Feiern des Göttlichen bot. Die Klangqualität dieses Videos ist nicht groß, aber es zeigt deutlich die Qualität einiger von Michaels erstaunlichen Gospelanklängen, die er während der Wembley Konzerte zeigt. Hier übt er das „Call and Response“-Muster aus, welches das traditionelle Markenzeichen des Blues und Gospel darstellt (und in der Tat wurde es ein unverzichtbares Element aller Live Performances von Michael; es ist dieses traditionelle „Call and Response“-Muster, das im Grunde die Wurzel all dieser „Hee-hees“ und „ows!“ war).


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    Michael hat sich seinen Ruf als King of Pop rechtmäßig verdient, aber man vergisst dabei schlichtweg ganz leicht, dass er auch ein höllisch guter Gospelsänger war. Da gab es jedoch viele Auftritte, die zeigten, welch ein eindrucksvoller Gospelsänger er war. Ein Beispiel, das mir dazu natürlich sofort einfällt ist sein berühmter Auftritt bei dem Grammys mit Man in the mirror (und überhaupt, MITM wurde sein ultimatives Paradestück für Gospelgesang). Aber ein weiteres schönes Beispiel ist I’ll Be There – besonders die Art, wie er es live performte mit diesem wundervollen Stimmverlauf am Ende. Ich habe dieses Beispiel schon mal gebracht, aber es verträgt eine Wiederholung. Als ich das erste Mal This is it im Kino sah, war tatsächlich das kollektive „Oomph“ aus dem Publikum zu hören, als Michael diesen Verlauf am Schluss von I’ll Be There brachte. Es ist eine schwer zu beschreibende Reaktion, aber es ist wie dieser Moment, den ich bei Dichterlesungen schon oft erlebt habe, wenn, sagen wir mal ein Dichter gerade eine besonders bewegende Zeile vorgetragen hat, die eine kollektive Saite zum Klingen bringt; beim Publikum einen kollektiven Nerv trifft. Dieser Moment, wenn niemand zu atmen scheint; niemand sagt ein Wort außer „um“ unterhalb des Atmens. Du kannst greifbar seine Verbindung zum Publikum in diesem Moment als „Call and Response“ - Reaktion spüren, die als solch ein tief eingebetteter und wesentlicher Bestandteil sowohl des Blues als auch des Gospel ins Spiel kommt. Wir waren alle mit ihm in diesem Moment gefangen; es wurde unser Moment. Ja, möchten wir rufen! Wir werden dort sein mit dir, Michael. Jeden Schritt des Weges.



    Augenblicke wie diese waren keine Seltenheit während des Wembley Konzertes, sondern die Norm. Seine Freude war und bleibt ansteckend.

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    Emily Dickinson

  • Beim Ansehen von Wembley wird dieser Effekt verdoppelt, als Michael von I’ll Be There in das Improptu „Call and Response“ ad lib dieses kleinen Segments übergeht (den ich „doggone my baby is gone“/Verdammt, mein Baby ist weg“ nenne, aus Mangel an passenderen Alternativen, lol).


    Dann sind wir mitten in einem weiteren Leckerbissen, denn dieses eindrucksvolle kleine Gospelsegment führt direkt in eine KOMPLETTE und VOLLKOMMEN LIVE dargebotene Performance von Rock with you, einem Track, der traurigerweise nach der Bad Tour von Michaels Live Setlist verschwand. (Dirty Diana fiel dem nach der Bad Tour ebenfalls zum Opfer, ironischerweise jedoch stellten sich diese zwei Songs für mich als die wahren herausragenden Performances dieses Konzertes heraus).


    Seht euch die ersten paar Augenblicke an, nachdem Michael sagt „Ich denke, ich will rocken!“ (I think I wanna rock!) Seht euch das Lächeln an. Das ist echte, überschäumende Freude. Und es ist diese echte, überschäumende Freude, die diesen Auftritt trägt. Mehrere Male kann er nicht dem Drang widerstehen, in ein spontanes Grinsen auszubrechen, ob er nun in dem Augenblick dabei erwischt wurde oder jemandes Aufmerksamkeit aus der Seitenlinie erregt hatte. Diese Art von albernem Zwischenspiel würde eine schlechtere Darbietung womöglich ruiniert haben, aber hier ist es sowohl meisterhaft, als auch perfekt abgestimmt, ohne auch nur einmal erzwungen zu wirken. Es ist traurigerweise genau die Art spontaner Freude, von der wir von da an immer weniger zu sehen bekommen würden, zumindest bis This is it, als die vertrauliche Atmosphäre der Proben das Publikum wieder mit dem Michael verband, der es liebte zu lachen und manchmal einfach ein bisschen albern war, auch wenn er immer der perfektionistische Showman blieb.


    Aber genau wie in späteren Shows, markierte Smooth Criminal den Übergang – den Punkt der Show, an dem er seine R&B Wurzeln (zumindest für eine kleine Weile) hinter sich lassen würde für aktuellere, pop-orientiertere Stücke. Sogar sein Kostümwechsel markiert eine Art Identitätsänderung, als er nahezu unkenntlich mit einem weißen Fedora herauskommt, die Krempe tief ins Gesicht gezogen, um ihm eine eher bedrohliche und anonyme (wenn auch sanft verführerische) Erscheinung zu verleihen. Dies ist, wie ich es oft nenne, der Übergang in Michael Jackson, Mack Daddy. Und niemand hat das jemals besser hingekriegt als, gut, Michael Jackson (Beherzige das, Chris Brown!).


    Smooth Criminal (beachtet, dass ich mich hier auf die Performance im Gegensatz zur aufgenommenen Version beziehe) wie es sich schließlich entwickelte, war ein Standardstück, das über die Jahre geformt wurde. Einige seiner Wurzeln liegen weit zurück in den Live Darbietungen von Heartbreak Hotel auf der Victory Tour, und sogar in dem „do wop“ – Chor, den man am Anfang von Streetwalker hört. Hier sehen wir, dass Smooth Criminal bereits ziemlich gefestigt ist in seiner bewährten Form, mit dem Do Wop Intro, dem Hotelschild in Neon und Michaels tanzender Silhouette. Aber ratet mal, welches berühmte Merkmal bemerkenswerterweise fehlt? Yep, richtig! Der berühmte Lean Move – nun untrennbar mit Smooth Criminal verbunden – war noch nicht als ein Teil des Ablaufs integriert. Also noch einmal, Wembley erlaubt uns einen Blick in einen sich noch in der Entwicklung befindenden Ablauf und bietet eine wunderbare Möglichkeit, die Entwicklung eines von Michaels bekanntesten Bühnenstücken zu verfolgen.



    In Teil 2 will ich meinen Blick auf Wembley mit der Analyse einer Performance weiterführen, um wahrhaftig alle MJ Performances aufzuheben … oder um es treffender zu sagen, der Performance, die wirklich das Feuer brachte in diese Nacht, in der Michael in Flammen stand.War es wegen ihr? Und was ist die wahre Geschichte hinter dieser Performance, die es eigentlich gar nicht geben sollte (Michael erzählte uns, dass er es aus der Show nahm in jener Nacht und warum? Also nun wissen wir, er LIESS es nicht nur in der Show, sondern er lieferte wahrscheinlich seine großartigste Performance aller Zeiten von Dirty Diana in dieser Nacht ab – und das alles, während Prince Charles im Publikum saß und zuhörte? Hmm. Boy, ich möchte seine Gedanken dazu wissen!).


    Michael erzählte uns, er hätte es aus Respekt vor ihr aus der Show genommen, aber es kam so, dass Di enttäuscht darüber war. „Das ist mein Lieblingssong!“ Er sagte, es war zu spät, um ihn wieder zurückzunehmen … Also warum ist er in der Show? Was änderte seine Meinung? Hmm. Das nie enden wollende Geheimnis MJ zu ergründen!

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    Emily Dickinson

  • Wembley: Die Nacht, in der Michael in Flammen stand, Teil 2


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    Heute habe ich bemerkt, dass das Beste daran einen zweiten Teil zu diesem Post zu schreiben, ist, dass ich eine gute Entschuldigung dafür habe, diese erstaunliche Show ein weiteres Mal anzusehen!


    Im ersten Teil habe ich Smooth Criminal und das Fehlen des Lean Moves erwähnt. Das wirklich Erstaunliche daran ist aber, dass die Performance so makellos ausgeführt ist, dass die berühmte Bewegung überhaupt nicht richtig vermisst wird (genauso wie ich ehrlich nicht sagen kann, dass ich es in This is it vermisst hätte). Dies dient als eine wichtige Erinnerung daran, dass jede einzelne von Michaels ikonischsten Bewegungen und Tanzabläufen in Wirklichkeit nur der Zuckerguss auf dem Kuchen war. Sie waren die raffinierte Garnierung, die Effekthascherei. Aber streift das alles mal ab, und was übrig bleibt, ist ganz einfach einer der erstaunlichsten Künstler unserer Zeit, der die unglaublichsten Songs unserer Zeit singt. Die Schönheit von Michael ist, dass er keine die Schwerkraft aushebelnden Bewegungen braucht, um uns in seinen Bann zu ziehen. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung, die ich mit jemandem führte über die bevorstehenden This is it Shows. Und wie üblich kam man am Ende zu der unvermeidlichen Frage: „Glaubst du wirklich, er hätte 50 Shows machen können?“ und „Was, wenn er den Anforderungen nicht gewachsen gewesen wäre?“


    Die Sache, an die ihr euch bei Michael erinnern müsst ist die, dass er nie im Leben „den Anforderungen nicht gewachsen“ gewesen wäre. Ich stehe immer noch zu meiner Antwort. Michael hätte als alter Mann mit 70 auf die Bühne kommen können, die ganze Zeit auf einem Stuhl sitzend, und es gäbe keinen Zweifel daran, dass er eine elektrisierendere und hypnotisierendere Performance als jeder nur halb so alte Performer, der sich über die ganze Bühne bewegt, abgeliefert hätte. Das Entscheidende ist, ob jemand „es“ hat oder eben nicht. Michael hatte „es“ seit er fünf Jahre alt war. Er brauchte die ganze Effekthascherei nicht.



    Er brachte uns in andere Dimensionen


    Aber es ist nicht zu leugnen, dass wenn er all die speziellen Tricks, Illusionen und die Schwerkraft außer Gefecht setzenden Tanzbewegungen hinzufügte, seine Auftritte zu etwas wurden, was nicht ganz aus dieser Stratosphäre war. Er nahm uns mit in andere Dimensionen. Das war seine magische Eigenschaft, und es war etwas, was nur sehr wenige Künstler mit derselben Raffinesse erreicht haben.


    Michael und der berühmte Pantomime Marcel Marceau. Michael nahm die Kunst der Pantomime sehr ernst.
    Oft integrierte er Elemente daraus in seine Performances


    Wie ich schon zuvor erwähnt habe ist einer der faszinierendsten Aspekte an Wembley für mich, viele seiner Performances in einem Stadium des Übergangs zu sehen. Eine Sache, die sehr offensichtlich ist, ist dass er in dieser Zeit sehr durch die Kunst der Pantomime beeinflusst wurde. Ihr könnt den Einfluss dieser Kunst in vielen seiner Tanzabläufe hier sehen, besonders am Schluss von Human nature und am Beginn von Dirty Diana. (Michaels Nutzung weißer Accessoires und Requisiten wie etwa das weiße Klebeband, das er um seine Fingerspitzen trug und natürlich der weißen Socken kann auch auf seine Faszination gegenüber der Pantomime zurückgeführt werden, die häufig Weiß trugen, um das Auge auf spezielle Hand- und Fußgesten zu lenken). Da ist auch eine Andeutung an die alten Stummfilmstars wie Charlie Chaplin und Buster Keaton, die beide Meister des Pathos und Kunst der Pantomime waren, und die Michael beide sehr verehrte. In Wembley, wie auch während der gesamten Bad Tour, können wir erkennen, wie er mehr und mehr dieser Elemente in seine Bühnenauftritte übernimmt.


    Wo ich schon mal bei Dirty Diana bin, möchte ich zu diesem Auftritt, der unleugbar das Herzstück dieses Konzertes ist, ebenfalls etwas sagen. Ich halte es ziemlich ehrfürchtig mit dem, was die Fans sagen und von Mal zu Mal wieder – wenn die Frage gestellt wird, welche Performance von Wembley ihr Favorit ist oder das Beste, dann führt Dirty Diana fast einheitlich die Liste an. Ich musste schließlich die DVD haben, um selbst zu sehen, was der ganze Wirbel soll.


    Lasst es mich auf diese Art sagen. Wenn die gesamte DVD aus nichts anderem als allein dieser Performance bestanden hätte, wäre sie immer noch jeden Penny des Preises wert gewesen. In der Tat, wenn dies die Nacht war, in der Michael in Flammen stand – nun, dies war der Auftritt, der diese Flammen verdammt heiß machte!


    Die Anziehung von Dirty Diana als einem Performance-Stück ist auf eine Menge Faktoren zurückzuführen. Für Anfänger ist es einer von Michaels dunkelsten, kompromisslosesten und sexiesten Songs, und das allein reicht, um es zu einem Favoriten der Fans zu machen. Es hat alle Elemente eines großen Dramas mit seiner Geschichte einer seelenlosen Verführerin und dem Mann, dessen eigene Seele von ihrer vereinnahmt wird. Aber wahrscheinlich ist die simple Seltenheit des Songs als Performance-Stück das, was teilweise so großen Hype rund um Wembley erzeugt hat. Die Bad Tour würde die einzige Tour sein, die Dirty Diana als einen Programmpunkt in der Setlist haben würde. Zu Zeiten von Dangerous war die Nummer nicht mehr dabei. Michael hatte geplant, es bei This is it zu zeigen, aber wie wir alle wissen, kam es nie zu dieser Show und selbst das Filmmaterial der Proben, das es gegeben hätte, wurde niemals aufgenommen (es war der Song, den Michael proben wollte an dem Tag, an dem er starb). Weil die Bad Tour nicht so ausführlich dokumentiert ist wie die Dangerous und die HIStory Tour (von denen viele, viele Auftritte auf Youtube und als Downloads zu haben sind), bedeutete das weniger Möglichkeiten für jene, die nicht dabei waren, um zu erleben, wie ein Liveauftritt mit Dirty Diana war.

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  • Außerdem kam ein Teil des Hype auch von der veröffentlichten Unterhaltung, die an jenem Abend zwischen Michael und Prinzessin Diana stattfand, nur Minuten vor der Show. Michael erzählt die berühmte Geschichte hier:


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    Die große Frage, die ich im Kopf hatte – und ich bin nicht allein damit! – ist, was man glauben soll? Michael sagte, er hätte den Song aus Respekt vor ihr aus der Show genommen, und dass es „zu spät“ wäre, ihn wieder hinein zu nehmen, trotz Dianas Enttäuschung. Also … wurde eine Last-Minute-Entscheidung gefällt, um es wieder hinein zu nehmen? Die einzige andere Möglichkeit wäre, dass diese Nummer von einem seiner anderen Wembley-Konzerte in jener Woche kam, aber die Disc wurde vermarktet und verkauft als „The Royal Performance“ und soweit ich sagen kann, gibt es keine der eindeutigen, verräterischen Verbindungen, die dies als eine „bearbeitete“ Performance verraten. Es scheint das einzig Wahre zu sein! Aber wenn es so ist, bleibt immer noch die große Frage: War dieser Auftritt nur für „sie“ und könnte das die besondere Intensität erklären, die Michael in diese Nacht legte?


    Ich war nicht sicher, ob die Performance von Dirty Diana den Hype wieder aufleben lassen würde, aber dann, von dem Moment an, als Michael aus diesem Zelt in das Scheinwerferlicht trat, wusste ich, dieser Auftritt wird etwas ganz Besonderes. Während der Rest der Show bis zu diesem Punkt unterhaltend gewesen war – und manchmal hypnotisierend – wusste ich von den ersten paar Noten von Dirty Diana, dass diese Performance der Moment des Über-sich-Hinauswachsens werden würde.


    Der Filmkritiker Leonard Maltin sagte einmal, dass, wann immer er einen Film sieht, von dem er weiß, dass er ihn lieben wird, es dann immer einen bestimmten Moment gibt; die eine Szene, von der er weiß, es gibt kein Zurück mehr. Für mich ist das Äquivalent davon der Augenblick, in dem Michael hinter das Mikrophon in Wembley tritt, um Dirty Diana zu singen. Dies war der Moment, in dem ich wirklich realisierte, dass ich mehr als nur ein richtig gutes Michael Jackson Konzert sah. Ich war Zeuge von etwas Einmaligem und unerklärlich Magischem – von einem Auftritt, der 24 Jahre brauchen würde, um mit dem Rest der Welt geteilt zu werden.




    Und wenn ich hier schon mal beim Thema Dirty Diana bin, ist diese Performance auch aus einem anderen Grund interessant. Es bietet eine gute Gelegenheit, um das Zusammenspiel zwischen Michael und Jennifer Batten zu sehen, als sie die Bühne für sich allein haben – nur die zwei – durch einen großen Teil des Songs hindurch. Da gibt es einen Moment, ziemlich genau bei 1:04:13 (2:47 in dem oben gezeigten Videoclip), als Michael seine Drehung macht und auf die Knie fällt, während die Musik sich verlangsamt zu einem grüblerisches Tempo. Jennifer erstarrt leicht vorgebeugt, dann als Michael sich hinter seinem Mikrophon erhebt wie in einer knieenden Predigerposition, geht Jennifer hinter ihm entlang. Es soll ein sehr ernsthafter Moment sein, aber genau als sie an ihm vorbei geht, streckt sie die Hand aus und streicht neckend über seine Haare. Dies war einer jener seltenen, kleinen Momente – völlig spontan und nicht einstudiert – die aus Wembley solch eine Freude machen.


    Aber mit dem Fokus auf Dirty Diana lasst uns doch nicht den Rest der Show vergessen! Auf Dirty Diana folgt direkt Thriller und …hier passiert vielleicht eine der besten Überraschungen und Freuden von allen! Während Thriller sicherlich eines von Michaels am meisten unterhaltenden Stücken auf der Bühne ist, würde ich es nicht unbedingt als eine seiner „sexy“ Nummern bezeichnen. Schließlich geht es bei Thriller doch um choreographierte, umherstampfende Zombies und Geister, richtig? Falsch! Wenigstens hier stimmt es nicht, denn dies ist zweifellos eine der SEXIESTEN Thriller Performances, die ich je von Michael gesehen habe! Ihr glaubt mir nicht? Seht es euch einfach bei 1:09 min an, als er sich die Wolfsmaske herunterreißt und zeigt, was er drauf hat. Dieser Ausdruck; dieser Schmollmund, dieser Solar Plexus bewegt sich perfekt synchron („You hear the door slam“ … bam!), und das alles, während er über die Bühne stolziert wie diese sprichwörtliche „streikende Bestie“. Nun, ihr müsst euch in einigen Tagen hier einklinken, um meinen Halloween Post zu lesen über die Analyse von Thriller, aber lasst uns einfach sagen, dass dies die unterhaltsamste Darbietung von Thriller war, seit This It It die erfreuliche überraschende Wendung mit Threatened am Schluss gezeigt hat.


    Was nun folgt ist noch ein extrem seltenes Vergnügen. Während Michael zu einem ausgiebigeren Kostümwechsel verschwindet, übernimmt die Band für eine längere Jam Session. Wir würden danach nie wieder diese Art eines ausgedehnten, improvisierten Zwischenspiels zwischen Michaels Musikern erleben, denn zukünftige Konzerte wurden noch mehr Michael-fixiert. Sogar während der länger dauernden Kostümwechsel sahen zukünftige Konzertgänger stattdessen Videoclips wie beispielsweise die Panther Dance Sequenz aus Black or White, um die Zeit zwischen den Nummern zu überbrücken. Nun, während ich Michaels großartige Videoclips ebenso genieße wie jeder andere, muss ich sagen, dass diese Jam Session wirklich mein Blut in Wallung gebracht hat! Es ist gut, dass wir daran erinnert werden, dass es bei der Magie eines Michael Jackson Konzertes nicht nur um Michael geht, sondern dass es stattdessen eine gemeinsame Leistung war, die sich auf die einzigartigen Talente von so vielen stützte, einschließlich der besten Tänzer, Sänger und Musiker, die man als Unterstützung finden konnte. Dieser Teil gab ihnen ihre „Zeit zum Glänzen“ („a time to shine“), um einen von Michaels eigenen Ausdrücken dafür zu verwenden.


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    Hierauf folgt das intensive, kraftvolle Working day and night (obwohl ich nicht gerade verrückt bin nach seinem Elvis-artigen Outfit, das er für diese Nummer gewählt hat), aber wie dem auch sei, während Working day and night viel Spaß macht, werde ich weiter zu Beat it springen. Genau wie bei Thriller ist da eine gewisse Haltung; eine Art intensiver Erotik, wenn ihr so wollt – die Michael in diese Performance einbringt und ihm so einen frischen Rahmen gibt. Auch wenn ich eine von denen bin, die sagt, wie sehr sie den reifen Michael liebt … wenn ich Auftritte wie diesen sehe, ist es eine Erinnerung daran, dass niemand Michael toppen konnte, als er den Vorzug der Jugend auf seiner Seite hatte. Während seine Darstellungen dieser Nummern gleich geblieben sein dürften, ist es in der Tat dieser jugendliche Swagger (Swagger ist kaum eindeutig zu übersetzen, ich würde es als ‚charismatisch-lässige Ausstrahlung‘ beschreiben), der sie hier so intensiv erscheinen lässt. Aber vielleicht ist es auch noch etwas anderes. Diese Songs waren noch so frisch für Michael, und er glaubte noch an sie. Wenn er die Worte sang, wusstest du genau, dass er noch ganz fest an die Botschaft dahinter glaubte. Er hatte immer noch Spaß mit ihnen. Wie ich schon sagte, es ist nicht so, dass die Auftritte von Beat it und anderen Nummern in den darauf folgenden Jahren weniger stimmig gewesen wären, aber sie schienen zeitweilig routinierter zu werden. Das ist Teil des Reizes an Wembley, denn es gibt jenen Fans wie mir selbst (die sich mehr oder weniger ihren Weg rückwärts erarbeitet haben, angefangen mit der Wahrnehmung der späteren Shows und sich zurück arbeitend, um die früheren Auftritte zu entdecken) eine Gelegenheit, die jugendliche Energie von Michael Jackson eingefangen zu sehen. „Ho!“ klang nie ganz so bedrohlich.

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    Emily Dickinson

    Einmal editiert, zuletzt von Lilly ()

  • Traurigerweise dient es auch wohl dazu, an den intensiven Druck zu erinnern, dem Michael ausgesetzt war, als er sich für die O2 Shows vorbereitete, mit dem Wissen, dass die Leute erwarten würden, er könne mit 50 das tun, was er hier getan hatte, mit 29. Aber ich habe immer geglaubt, dass die reine Energie und Frische jener Shows ihn aufgerüttelt hätten. Trotzdem, auch wenn es nicht so gewesen wäre, müssen wir dem Mann auch eine ruhigere Zeit zugestehen. Er war fünfzig Jahre alt, kehrte zum ersten Mal nach annähernd einer Dekade auf die Bühne zurück. Aber wenn This is it der ultimative Blick auf Was hätte sein können bleibt, dann steht Wembley für eine bedeutende Aufzeichnung von Was war. Und eine umso größere Wertschätzung für das ungeheure Ausmaß dessen, was wir verloren haben.




    Nur einige Performances mehr, die noch zu kommentieren sind: Billie Jean hatte sich an diesem Punkt schon ziemlich zu der Form entwickelt, die Michael durchgehend für den Rest seiner Laufbahn ausführen würde, vielleicht mit der einzigen Ausnahme, dass er noch nicht die Nummer mit dem Koffer oder das Pathoselement eingeführt hatte, das später dazukommen würde. In seinem Kern war Billie Jean eine Nummer, die wenig von Michaels Original, dem legendären Motown 25 Auftritt, abwich, der einzige Unterschied würde sein, dass er später ein sehr ausführliches Improvisationssegment mit aufnahm, bei dem er nur zum Beat des Schlagzeugs tanzte (welcher bereits vollständig vorhanden ist zum Zeitpunkt der Bad Tour). Seht euch diese Teile von Billie Jean ganz genau an, denn wenn sie auch immer gleich aussehen mögen, Michael führte es niemals ein zweites Mal auf genau die gleiche Art aus! Was mich besonders an diesem Wembley Auftritt beeindruckt hat war die Geschmeidigkeit seines Seitwärts-Moonwalk, ein Schritt, dessen Ausführung womöglich technisch sogar noch mehr herausfordert als sein berühmterer Moonwalk rückwärts. Ich habe niemals gesehen, dass Michael eine schlechte Performance von Billie Jean gegeben hätte, aber ich habe definitiv einige Auftritte gesehen, die mehr „on“ waren als andere.


    Diese Performance ist nicht „die“ beste, zählt aber eindeutig zu den Top Five. Wie immer ist ihn zu beobachten einfach elektrisierend. Und wie immer gibt es einen Punkt, an dem man sich fast fragt, ob er aufgehört hat menschlich zu sein, denn wenn Michael tanzt – und wenn er wirklich in seinem Element ist – scheint er zu etwas zu werden, das nicht ganz von dieser Welt ist.



    Greg Phillinganes


    Die hohe Energie führt weiter zu Bad (ein weiterer Leckerbissen, der ebenfalls einer der Songs war, der nach der Bad Tour aus dem Programm der Live Auftritte ausschied). Aber während der gesamte Song großartig ist, ist er es wirklich wert angesehen zu werden wegen des spaßigen Zwischenspiels zwischen Michael und seinen Musikern, als der Song sich dem Ende nähert. Michael war niemals anbetungswürdiger (und ja, ich bin ein ungeniertes Fan Girl, also darf ich das sagen!), ob es nun ein überraschender Two-Step mit Sheryl Crow ist oder auch einige freundliche, homoerotische Spielchen mit Keyboarder Greg Phillinganes (und ich möchte für euch zitieren, was mein Mann sagte, nachdem er diesen kleinen Austausch gesehen hatte: „Er ist definitiv nicht schwul!“ Allerdings, nur ein Typ, der sich seiner eigenen Sexualität absolut sicher ist, kann diesen kleinen Austausch überhaupt zulassen).


    Der Spaß geht weiter mit einer Gruppe von Kindern, die sich Michael auf der Bühne anschließen, einschließlich einem Jungen, dem gegenüber Michael vortäuscht sauer zu sein, als das Kind ihm fast die Schau stiehlt (aber es ist natürlich alles Spaß!).


    Zu guter Letzt ist Man in the mirror so beeindruckend wie immer. Aber um zu wiederholen, was ich während des ganzen Rückblicks gesagt habe, alles an Michael schien in dieser Nacht eine spezielle, intensive Aura zu haben. Als er in das Fade-out des Songs einstimmt und seine Arme ausbreitet, nach oben blickt (eine Geste, die zu einer Art Andacht oder Gebet für ihn wird), verlängert sich der Moment so sehr, dass es fast beginnt, sich ein wenig surreal anzufühlen, sogar ein bisschen unheimlich. Ich habe mir diesen Moment heute Abend noch einmal angesehen, und es schien, dass, auf welche Energie er in diesem Moment auch immer zugriff, man sie eindeutig spüren konnte, sogar durch die Leinwand des Monitors und über die 24 Jahre, die mich physisch von ihm in diesem Moment trennten. Und trotzdem fühlte ich es, so real, als würde ich genau vor ihm stehen.


    Michaels Kraft; seine Fähigkeit zu kanalisieren, was immer diese göttliche Energie war, die ihn durchströmte und die er in seinen Performances weitergab, war in der Tat etwas wahrhaft Unglaubliches. Und einen Moment lang nahe dem Ende von Wembley – wenn du den Moment zulässt – kannst du es mit ihm fühlen.




    Vielleicht war es das, worum es in seiner Haltung mit den offenen Armen wirklich ging. In diesem Moment tat er mehr, als einfach nur die Energie zu empfangen, die ihn nährte. Er gab sie zurück, tausendfach.


    Hat also Wembley Live at Bukarest als mein Lieblingskonzert aller Zeiten von Michael Jackson ersetzt? Das ist etwas, worüber ich noch etwas nachdenken werde. Aber ganz sicher ist, dass dies eine Disc ist, die von allen Fans geschätzt wird. Wir haben nun, für immer festgehalten, unseren Michael auf der Höhe einer der am liebevollsten erinnerten Ären.


    Es erinnert daran, dass, so sehr ich auch den reifen Michael liebe, da noch etwas an dem jugendlichen Michael ist, das sich nicht wegdiskutieren lässt. Seine Kraft als Performer verblasste nie, aber Mann, oh Mann, dieser stolze Gang, diese Haltung, diese pure direkte Energie … das war Michael in voller Blüte.


    Und Wembley hat es eingefangen. Glorreich.




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    Emily Dickinson

  • Lilly.. :drück::cuddle: Danke..ich hatte das schon im Original gelesen..und es ist ein so toller Artikel.. :flowers: Danke, :flowers: dass es ihn jetzt auch auf Deutsch gibt.. Raven hat es so treffend formuliert..man könnte den halben Text zitieren und immerzu "OMG...jajaja,...genauso ist es"..rufen :jubel::herz::herz:


    Zitat

    dieses „Etwas“

    :love::wolke1: ja, das eigentlich unbeschreibliche ETWAS.. :wolke1:


    Zitat

    Es war die reine Freude am Performen. Nicht die Verpflichtung zu spüren, der Menge ein Spektakel bieten zu müssen, sondern einfach die Freude zu spüren, da zu sein, für uns zu tanzen und zu singen.


    ..und es sind soviele schöne Beschreibungen darin...einfach so treffend -ich muss doch noch paar davon zitieren...

    Zitat

    Dies dient als eine wichtige Erinnerung daran, dass jede einzelne von Michaels ikonischsten Bewegungen und Tanzabläufen in Wirklichkeit nur der Zuckerguss auf dem Kuchen war. Sie waren die raffinierte Garnierung, die Effekthascherei. Aber streift das alles mal ab, und was übrig bleibt, ist ganz einfach einer der erstaunlichsten Künstler unserer Zeit, der die unglaublichsten Songs unserer Zeit singt. Die Schönheit von Michael ist, dass er keine die Schwerkraft aushebelnden Bewegungen braucht, um uns in seinen Bann zu ziehen.

    :herz:


    Zitat

    Das Entscheidende ist, ob jemand „es“ hat oder eben nicht. Michael hatte „es“ seit er fünf Jahre alt war. Er brauchte die ganze Effekthascherei nicht.

    :herz:


    Zitat

    alles an Michael schien in dieser Nacht eine spezielle, intensive Aura zu haben.

    :herz:


    Zitat

    Michaels Kraft; seine Fähigkeit zu kanalisieren, was immer diese göttliche Energie war, die ihn durchströmte und die er in seinen Performances weitergab, war in der Tat etwas wahrhaft Unglaubliches.


    ..ist das nicht wunderschön gesagt?.. :wolke1:

  • Ja, wunderschön, hier hat Jemand Michael wirklich im Herzen :loveyou::loveyou::loveyou:
    Ich liebe das !!!!


    Michael war so glücklich damals, so glückselig(Bliss), es berührt mich so sehr, ihn so glücklich zu sehen, so voller Energie und Feuer.


    Was haben sie ihm nur angetan ???

    You were the rhythm,
    You were the sound of a crescendo,
    You showed us Heaven and Light,
    you faced the fear.


  • herzlichen dank an lilly für diesen superbericht und für deine mühe damit.
    du hast uns, mir besonders, eine riesenfreude damit gemacht.
    ich werde mir den bericht ausdrucken,so wunderschön geschrieben,
    ja richtig professionell,sowas schönes habe ich seit langem nicht gelesen.
    vielen,vielen dank hierfür.

  • Zitat

    Was haben sie ihm nur angetan ???


    ....das ist der wirklich schmerzliche Teil daran, dieses Wembley Konzert zu sehen...ich hab seitdem nicht mehr TII ansehen können, weil es mir schon allein beim Gedanken an den "Vergleich" das so deutlich macht. Ich hatte TII mittlerweile - vor der Wembley DVD - oft angesehen, und ich finde es auch immernoch sehr schön, einfach Michael da nochmal sehen zu dürfen :herz:, und natürlich..er hat ES immernoch, selbst da.. aber es liegt soviel Melancholie über diesen Aufnahmen, und gerade im Vergleich zu dieser absoluten sprühenden Energie und Frische von Wembley... Es ist ja nicht so, dass ich es einfach so vergleiche, ohne zu berücksichtigen, dass dazwischen fast 25 Jahre Leben und Erfahrungen liegen...aber trotzdem tut der "Unterschied" weh... :wimmer:


    Zitat

    Es ist traurigerweise genau die Art spontaner Freude, von der wir von da an immer weniger zu sehen bekommen würden, zumindest bis This is it, als die vertrauliche Atmosphäre der Proben das Publikum wieder mit dem Michael verband, der es liebte zu lachen und manchmal einfach ein bisschen albern war, auch wenn er immer der perfektionistische Showman blieb.

    ..naja..ich empfinde es aber schon sehr abgeschwächt..viel verhaltener und weniger sprühend und spontan...



    Zitat

    Das ist Teil des Reizes an Wembley, denn es gibt jenen Fans wie mir selbst (die sich mehr oder weniger ihren Weg rückwärts erarbeitet haben, angefangen mit der Wahrnehmung der späteren Shows und sich zurück arbeitend, um die früheren Auftritte zu entdecken) eine Gelegenheit, die jugendliche Energie von Michael Jackson eingefangen zu sehen. „Ho!“ klang nie ganz so bedrohlich.
    Traurigerweise dient es auch wohl dazu, an den intensiven Druck zu erinnern, dem Michael ausgesetzt war, als er sich für die O2 Shows vorbereitete, mit dem Wissen, dass die Leute erwarten würden, er könne mit 50 das tun, was er hier getan hatte, mit 29. Aber ich habe immer geglaubt, dass die reine Energie und Frische jener Shows ihn aufgerüttelt hätten.

    ..ich hätte ihm gewünscht, dass diese Energiewelle vom Publikum ihn mitgerissen hätte, und diese Shows hätten sicherlich das Publikum in Hochstimmung versetzt...und Michael dadurch getragen...ich hätte ihm so gewünscht, sein Publikum nochmal so mitzureissen und das zu spüren, was er an Energie und Liebe zurückbekommt... :rose:

  • vorab ein riesengrosses DANKE an dich liebe Lilly :drück: ein traumhafter, wunderschöner und beeindruckender Text :wolke1:

    Es war die reine Freude am Performen. Nicht die Verpflichtung zu spüren, der Menge ein Spektakel bieten zu müssen, sondern einfach die Freude zu spüren, da zu sein, für uns zu tanzen und zu singen.

    Genau, dass fühlt man, wenn man sich das Konzert ansieht. Mit grossen Augen sitzt man davor, mit einem breiten Lächeln, dass bis zum Himmel reicht, mit einem so wohligem Gefühl ums Herz und mit so viel Begeisterung, weil ein überirdisches unerwartetes Schauspiel nach dem anderen folgt.

    Seht und/oder hört euch das „Doggone My Girl is gone“ Segment an, das die Brücke von I’ll Be There zu Rock with you bildet; wenn ihr davon keine Gänsehaut bekommt, müsst ihr tot sein! Dieser Ausschnitt nimmt ein tieferes, dunkleres Blueselement auf, wenn ihr realisiert, dass „doggone“ einfach eine beschönigende Umschreibung für „god damn“ (gottverdammt) ist.

    Wir bekommen nicht nur Gänsehaut, wir Erstarren vor diesem stimmgewaltigen Ausbruch, als würde er mit seiner Stimme alles wegfegen. Man sitzt da und jeder Ton fühlt sich wie ein einzelner Kraftschlag an der dich durchströmt.

    Da gab es jedoch viele Auftritte, die zeigten, welch ein eindrucksvoller Gospelsänger er war. Ein Beispiel, das mir dazu natürlich sofort einfällt ist sein berühmter Auftritt bei dem Grammys mit Man in the mirror (und überhaupt, MITM wurde sein ultimatives Paradestück für Gospelgesang).

    Der perfekteste, aussergewöhnlichste und spektakulärste Auftritt EVER!

    Aber ein weiteres schönes Beispiel ist I’ll Be There – besonders die Art, wie er es live performte mit diesem wundervollen Stimmverlauf am Ende. Du kannst greifbar seine Verbindung zum Publikum in diesem Moment als „Call and Response“ - Reaktion spüren, die als solch ein tief eingebetteter und wesentlicher Bestandteil sowohl des Blues als auch des Gospel ins Spiel kommt. Wir waren alle mit ihm in diesem Moment gefangen; es wurde unser Moment. Ja, möchten wir rufen! Wir werden dort sein mit dir, Michael. Jeden Schritt des Weges.

    Ja ganz genau, es ist für mich wie eine Aufforderung, dass wir IMMER da sein werden. Immer zusammen und bei Michael, komme was wolle. Eines der schmerzlichsten Lieder nach seinem Tod.

    Seht euch die ersten paar Augenblicke an, nachdem Michael sagt „Ich denke, ich will rocken!“ (I think I wanna rock!) Seht euch das Lächeln an. Das ist echte, überschäumende Freude. Und es ist diese echte, überschäumende Freude, die diesen Auftritt trägt. Mehrere Male kann er nicht dem Drang widerstehen, in ein spontanes Grinsen auszubrechen, ob er nun in dem Augenblick dabei erwischt wurde oder jemandes Aufmerksamkeit aus der Seitenlinie erregt hatte.

    Die Stelle hat sich eingebrannt, es ist als würde in dem Moment ein Knoten platzen und die strahlendste Sonne fängt an zu scheinen. Er singt mit diesem permanentem Lachen in der Stimme, dass du einfach, egal in welcher Gefühlslage du dich befindest, mitgrinsen MUSST und dieses kostbare unbeschreibliche Feeling miterleben darfst.

    Michael hätte als alter Mann mit 70 auf die Bühne kommen können, die ganze Zeit auf einem Stuhl sitzend, und es gäbe keinen Zweifel daran, dass er eine elektrisierendere und hypnotisierendere Performance als jeder nur halb so alte Performer, der sich über die ganze Bühne bewegt, abgeliefert hätte. Das Entscheidende ist, ob jemand „es“ hat oder eben nicht. Michael hatte „es“ seit er fünf Jahre alt war. Er brauchte die ganze Effekthascherei nicht.

    Nur ein Blick und nur ein Lächeln, da hatte er uns alle schon. Apropo auf dem Stuhl sitzend, da sage ich nur "Soultrain Perfomance von Remember the Time 1993", einmal aufgestanden, BÄHM, ein paar Handbewegungen und alle sind komplett durchgedreht. Er hätte hinter der Bühne sein und von dort aus singen können, seine Energie wäre trotzdem noch gigantisch gewesen.

    Aber es ist nicht zu leugnen, dass wenn er all die speziellen Tricks, Illusionen und die Schwerkraft außer Gefecht setzenden Tanzbewegungen hinzufügte, seine Auftritte zu etwas wurden, was nicht ganz aus dieser Stratosphäre war. Er nahm uns mit in andere Dimensionen. Das war seine magische Eigenschaft, und es war etwas, was nur sehr wenige Künstler mit derselben Raffinesse erreicht haben.

    Sehr wenige, hmm, ich würde niemand sagen. Keiner befand sich und wird sich jemals in den Sphären befinden, in denen sich MJ aufgehalten hat. Ein leuchtender Komet.

    (Michaels Nutzung weißer Accessoires und Requisiten wie etwa das weiße Klebeband, das er um seine Fingerspitzen trug und natürlich der weißen Socken kann auch auf seine Faszination gegenüber der Pantomime zurückgeführt werden, die häufig Weiß trugen, um das Auge auf spezielle Hand- und Fußgesten zu lenken). Da ist auch eine Andeutung an die alten Stummfilmstars wie Charlie Chaplin und Buster Keaton, die beide Meister des Pathos und Kunst der Pantomime waren, und die Michael beide sehr verehrte. In Wembley, wie auch während der gesamten Bad Tour, können wir erkennen, wie er mehr und mehr dieser Elemente in seine Bühnenauftritte übernimmt.

    Dass sollten mal die Leutchen lesen, die ihn wg seiner Accessoires beleidigt und ausgelacht haben.

    Lasst es mich auf diese Art sagen. Wenn die gesamte DVD aus nichts anderem als allein dieser Performance bestanden hätte, wäre sie immer noch jeden Penny des Preises wert gewesen. In der Tat, wenn dies die Nacht war, in der Michael in Flammen stand – nun, dies war der Auftritt, der diese Flammen verdammt heiß machte!

    Ja, diese Dirty Diana Darbietung, oh mein lieber Scholli.

    (es war der Song, den Michael proben wollte an dem Tag, an dem er starb).

    :rotz: :verzweifelt:

    Es soll ein sehr ernsthafter Moment sein, aber genau als sie an ihm vorbei geht, streckt sie die Hand aus und streicht neckend über seine Haare. Dies war einer jener seltenen, kleinen Momente – völlig spontan und nicht einstudiert – die aus Wembley solch eine Freude machen.

    Der Haar-Schmuser, oh gott :wolke1:

    übernimmt die Band für eine längere Jam Session.

    Es ist gut, dass wir daran erinnert werden, dass es bei der Magie eines Michael Jackson Konzertes nicht nur um Michael geht, sondern dass es stattdessen eine gemeinsame Leistung war, die sich auf die einzigartigen Talente von so vielen stützte, einschließlich der besten Tänzer, Sänger und Musiker, die man als Unterstützung finden konnte. Dieser Teil gab ihnen ihre „Zeit zum Glänzen“ („a time to shine“), um einen von Michaels eigenen Ausdrücken dafür zu verwenden

    Genau dass, ist ein weiteres besonderes Sahnehäubchen, weswegen die Bad Tour so hervorsticht.


    eine Gelegenheit, die jugendliche Energie von Michael Jackson eingefangen zu sehen. „Ho!“ klang nie ganz so bedrohlich.

    NOP :applaus:

    Michael war niemals anbetungswürdiger (und ja, ich bin ein ungeniertes Fan Girl, also darf ich das sagen!), ob es nun ein überraschender Two-Step mit Sheryl Crow ist oder auch einige freundliche, homoerotische Spielchen mit Keyboarder Greg Phillinganes (und ich möchte für euch zitieren, was mein Mann sagte, nachdem er diesen kleinen Austausch gesehen hatte: „Er ist definitiv nicht schwul!“ Allerdings, nur ein Typ, der sich seiner eigenen Sexualität absolut sicher ist, kann diesen kleinen Austausch überhaupt zulassen).

    Bei diesen Szenen weine ich vor Freude, ja, da fühlt man diese innige Liebe zwischen MJ und seinem Team. Den letzteren Satz könnten sich ein paar eingefleischte Heten mal zu Herzen nehmen und ihn sich einprägen, bevor sie jemanden vorschnell verurteilen!

    Michaels Kraft; seine Fähigkeit zu kanalisieren, was immer diese göttliche Energie war, die ihn durchströmte und die er in seinen Performances weitergab, war in der Tat etwas wahrhaft Unglaubliches. Und einen Moment lang nahe dem Ende von Wembley – wenn du den Moment zulässt – kannst du es mit ihm fühlen.

    OH yes we can :-D

    Seine Kraft als Performer verblasste nie, aber Mann, oh Mann, dieser stolze Gang, diese Haltung, diese pure direkte Energie … das war Michael in voller Blüte.

    Super formuliert, er war in seiner Blütezeit, in der er wie eine wundervolle Rose aufging. (oder Sonnenblume)




    Er stand an diesem Abend nicht nur unter Flammen, er war wie ein rauschender Feuerball, dass alles und jeden in brannt setzte. Diese Leichtigkeit, diese Freude, diese Sorglosigkeit, diese Spontanität in seinen Schritten und seinem Gesang, diese enorme Liebe, Hingabe und Stärke, hach Leute, dass ist TEH BAD MICHAEL JACKSON!


    Der ganze Text ist einfach so treffend geschrieben, man findet seine Gefühle und Gedanken in jedem Wort wieder. Am liebsten würde ich daraus einen Flyer machen und ihn überall voller Stolz verteilen :hmhm: Ich liebe ihn :wolke1:

  • :Tova:

    ..ich hätte ihm gewünscht, dass diese Energiewelle vom Publikum ihn mitgerissen hätte, und diese Shows hätten sicherlich das Publikum in Hochstimmung versetzt...und Michael dadurch getragen...ich hätte ihm so gewünscht, sein Publikum nochmal so mitzureissen und das zu spüren, was er an Energie und Liebe zurückbekommt... :rose:

    das ist genau das, was ich ihm auch gewünscht hätte :herz: :herz: :herz:


    ich tröste mich persönlich damit, dass er 'es' an den rasanten verkaufszahlen der tickets 'erlebt' hat....zumindest teilweise...


    :flenn:

  • Ein super Text. Sowas zu lesen macht einfach Spaß.
    Wembley ist tatsächlich einer der geilsten Auftritte, die ich von Michael kenne. Beziehungsweise eines der geilsten Konzerte. Wobei ich auch noch einige andere Konzerte aus späteren Tourneen noch sehr mag. Aber Wembley ist mit Sicherheit ein Beweis dafür, was dieser Mann wirklich drauf hatte. Michael war einer der wenigen Künstler, die sich zusammen mit einem Musiker am Piano und einem an der Akkustikgitarre auf die Bühne hätte setzen und alle Songs unplugged hätte spielen können. Ohne Show, ohne TamTam und dennoch wäre kein Zuschauer gegangen. Wäre übrigens etwas, was ich mal gerne echt gesehen hätte. Michael einfach unplugged. Wäre bestimmt ein Traum gewesen.
    Wembley jedenfalls macht Spaß, von der ersten bis zur letzten Minute.


    Wobei in dem Text ein paar kleine Fehlerchen drin sind.
    "Bad" wurde auf der Dangeroustour bei ein paar Konzerten noch gespielt. Und auch "Rock with you" wurde, zum Beispiel, bei einigen Konzerten der HIStory-Tour noch von ihm performt. Also ganz rausgenommen hat er die Songs nicht. Er hat sie nur jeweils bei ganz wenigen Konzerten noch gezeigt, was auch irgendwie logisch ist, denn eine Tour soll ja auch neues Material vorstellen. Wie den "Earth Song" oder "You are not alone" oder auch "Blood On The Dancefloor" das er stellenweise gespielt hat. Alles Performances die ich nicht missen möchte, denn sie sind einfach geil und bei den Auftritten sieht man meiner Meinung nach auch wieder den Spaß, der Michael, laut der Autorin, später ein bisschen abhanden kam (wo ich ihr auch zustimme). Aber er war schon noch da und manchmal flammte er auf. Dann aber richtig.



    "Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind."

  • Was für ein schöner Post, vielen Dabk für die Übersetzung. :perfect:
    Ich liebe es, wenn alle Aspekte so beleuchtet werden. Seine Musik, seine Entwicklung, die Performance und die Gefühle, die er so meisterhaft versteht, in uns auszulösen.


    Es war die reine Freude am Performen. Nicht die Verpflichtung zu spüren, der Menge ein Spektakel bieten zu müssen, sondern einfach die Freude zu spüren, da zu sein, für uns zu tanzen und zu singen.


    Ja, bei Wembley sieht man deutlich, wie sehr er in seinem Element war. Man fühlt, mit wie viel Spaß er dabei war. Diese Freude, dieses Lächeln und diese Energie sind so authentisch, dass man meint, man bräuchte nur die Hand ausstrecken und man wäre tatsächlich mit dabei.


    Seht euch die ersten paar Augenblicke an, nachdem Michael sagt „Ich denke, ich will rocken!“ (I think I wanna rock!) Seht euch das Lächeln an. Das ist echte, überschäumende Freude. Und es ist diese echte, überschäumende Freude, die diesen Auftritt trägt. Mehrere Male kann er nicht dem Drang widerstehen, in ein spontanes Grinsen auszubrechen, ob er nun in dem Augenblick dabei erwischt wurde oder jemandes Aufmerksamkeit aus der Seitenlinie erregt hatte.


    Wie wahr!


    I Ich erinnere mich an eine Unterhaltung, die ich mit jemandem führte über die bevorstehenden This is it Shows. Und wie üblich kam man am Ende zu der unvermeidlichen Frage: „Glaubst du wirklich, er hätte 50 Shows machen können?“ und „Was, wenn er den Anforderungen nicht gewachsen gewesen wäre?“

    Die Sache, an die ihr euch bei Michael erinnern müsst ist die, dass er nie im Leben „den Anforderungen nicht gewachsen“ gewesen wäre. Ich stehe immer noch zu meiner Antwort. Michael hätte als alter Mann mit 70 auf die Bühne kommen können, die ganze Zeit auf einem Stuhl sitzend, und es gäbe keinen Zweifel daran, dass er eine elektrisierendere und hypnotisierendere Performance als jeder nur halb so alte Performer, der sich über die ganze Bühne bewegt, abgeliefert hätte. Das Entscheidende ist, ob jemand „es“ hat oder eben nicht. Michael hatte „es“ seit er fünf Jahre alt war. Er brauchte die ganze Effekthascherei nicht.


    Es tut gut, das zu lesen. Neben der Trauer, war für mich TII auch eine Erleichterung. Die Frage, ob es etwas ganz Großes hätte werden können, war nicht mehr gegeben, denn es war zu diesem Zeitpunkt schon etwas ganz Großes - und das nicht wegen der Effekte. :herz::herz::herz:


    Und wenn ich hier schon mal beim Thema Dirty Diana bin, ist diese Performance auch aus einem anderen Grund interessant. Es bietet eine gute Gelegenheit, um das Zusammenspiel zwischen Michael und Jennifer Batten zu sehen, als sie die Bühne für sich allein haben – nur die zwei – durch einen großen Teil des Songs hindurch. Da gibt es einen Moment, ziemlich genau bei 1:04:13 (2:47 in dem oben gezeigten Videoclip), als Michael seine Drehung macht und auf die Knie fällt, während die Musik sich verlangsamt zu einem grüblerisches Tempo. Jennifer erstarrt leicht vorgebeugt, dann als Michael sich hinter seinem Mikrophon erhebt wie in einer knieenden Predigerposition, geht Jennifer hinter ihm entlang. Es soll ein sehr ernsthafter Moment sein, aber genau als sie an ihm vorbei geht, streckt sie die Hand aus und streicht neckend über seine Haare. Dies war einer jener seltenen, kleinen Momente – völlig spontan und nicht einstudiert – die aus Wembley solch eine Freude machen.


    In diesen Momenten bleibt einem für einen kurzen Moment das Herz stehen und man denkt: Oh mein Gott!!!
    Und man weiß, dass diese Interaktionen mit seinen Musikern nur deshalb so stattfinden, weil sie ebenso viel Freude an dem Auftritt haben und weil echte Sympathie im Spiel ist.


    Aber mit dem Fokus auf Dirty Diana lasst uns doch nicht den Rest der Show vergessen! Auf Dirty Diana folgt direkt Thriller und …hier passiert vielleicht eine der besten Überraschungen und Freuden von allen! Während Thriller sicherlich eines von Michaels am meisten unterhaltenden Stücken auf der Bühne ist, würde ich es nicht unbedingt als eine seiner „sexy“ Nummern bezeichnen. Schließlich geht es bei Thriller doch um choreographierte, umherstampfende Zombies und Geister, richtig? Falsch! Wenigstens hier stimmt es nicht, denn dies ist zweifellos eine der SEXIESTEN Thriller Performances, die ich je von Michael gesehen habe! Ihr glaubt mir nicht? Seht es euch einfach bei 1:09 min an, als er sich die Wolfsmaske herunterreißt und zeigt, was er drauf hat. Dieser Ausdruck; dieser Schmollmund, dieser Solar Plexus bewegt sich perfekt synchron („You hear the door slam“ … bam!), und das alles, während er über die Bühne stolziert wie diese sprichwörtliche „streikende Bestie“. Nun, ihr müsst euch in einigen Tagen hier einklinken, um meinen Halloween Post zu lesen über die Analyse von Thriller, aber lasst uns einfach sagen, dass dies die unterhaltsamste Darbietung von Thriller war, seit This It It die erfreuliche überraschende Wendung mit Threatened am Schluss gezeigt hat.


    Wirklich schön beschrieben :wolke1:


    Zu guter Letzt ist Man in the mirror so beeindruckend wie immer. Aber um zu wiederholen, was ich während des ganzen Rückblicks gesagt habe, alles an Michael schien in dieser Nacht eine spezielle, intensive Aura zu haben. Als er in das Fade-out des Songs einstimmt und seine Arme ausbreitet, nach oben blickt (eine Geste, die zu einer Art Andacht oder Gebet für ihn wird), verlängert sich der Moment so sehr, dass es fast beginnt, sich ein wenig surreal anzufühlen, sogar ein bisschen unheimlich. Ich habe mir diesen Moment heute Abend noch einmal angesehen, und es schien, dass, auf welche Energie er in diesem Moment auch immer zugriff, man sie eindeutig spüren konnte, sogar durch die Leinwand des Monitors und über die 24 Jahre, die mich physisch von ihm in diesem Moment trennten. Und trotzdem fühlte ich es, so real, als würde ich genau vor ihm stehen.


    Von so vielen, die mit ihm gearbeitet haben, wird immer wieder diese Energie beschrieben, die sowohl musikalisch als auch in seiner Aura zu spüren war. Und hier spürt man es tatsächlich über die ganze Distanz hin weg. Wie mag es wohl erst gewesen sein, tatsächlich mit ihm zu arbeiten ?!


    Zitat

    Das ist Teil des Reizes an Wembley, denn es gibt jenen Fans wie mir selbst (die sich mehr oder weniger ihren Weg rückwärts erarbeitet haben, angefangen mit der Wahrnehmung der späteren Shows und sich zurück arbeitend, um die früheren Auftritte zu entdecken) eine Gelegenheit, die jugendliche Energie von Michael Jackson eingefangen zu sehen. „Ho!“ klang nie ganz so bedrohlich.
    Traurigerweise dient es auch wohl dazu, an den intensiven Druck zu erinnern, dem Michael ausgesetzt war, als er sich für die O2 Shows vorbereitete, mit dem Wissen, dass die Leute erwarten würden, er könne mit 50 das tun, was er hier getan hatte, mit 29. Aber ich habe immer geglaubt, dass die reine Energie und Frische jener Shows ihn aufgerüttelt hätten.
    ..ich hätte ihm gewünscht, dass diese Energiewelle vom Publikum ihn mitgerissen hätte, und diese Shows hätten sicherlich das Publikum in Hochstimmung versetzt...und Michael dadurch getragen...ich hätte ihm so gewünscht, sein Publikum nochmal so mitzureissen und das zu spüren, was er an Energie und Liebe zurückbekommt.. :rose:


    Ja, er hätte es verdient gehabt zu spüren, dass es vielen, vielen, vielen Menschen nicht nur darum ging, auf bestmögliche Weise unterhalten zu werden, sondern darum, um ihn wieder sehen.
    Und ich glaube ganz bestimmt, dass das Publikum ihn getragen hätte. :herz:

  • Gestern Abend hab ich mal (schon-)wieder das Bad Konzert angeguckt :wolke1: .. und ich glaube, es wir mit jedem Mal gucken besser..oder intensiver..es ist wie mit seinen Songs, ich entdecke auch nach x-mal hören da immer noch neues..
    Was mir noch auffiel war, am Ende, wo er sich verabschiedet, und dann so ein strahlendes Lachen hat, an dem man merkt, wie viel Freude es ihm gemacht hat und ich denke irgendwie auch, dass er stolz ist, auf das, was dort geleistet wurde, dass er soviel geben konnte, und soviel zurückbekam....und zu gleichen Zeit wirkt er in dem Moment auch schon wieder so bescheiden... er freut sich, aber wirkt dabei schon wieder so zurückhaltend, es ist, als wechselt er da schon wieder auf die Seite von ihm, die schüchterm, bescheiden und zurückhaltend ist.."humble".. und das, nach so einer vor Energie sprühenden Performance.. . dieses Verhalten zeigt so die Verkörperung von dem, was er immer sagt.. "ich bin nur das Instrument, durch das die Musik fliesst".. als ob er diese Leistung garnicht sosehr nur für sich beansprucht...sondern weiß, dass es nur so intensiv ist, weil es durch diese besondere Verbindung, zu allen Beteiligten aber auch zu seiner Spirituellen Quelle zustande kommt... :herz:



    " It quivers and thrills me, and I know my fate is to show others that this silence, this light, this blessing is my dance. I take this gift only to give it again."


    ..und diese Haltung von ihm macht all das Gesehene, Gehörte..Gefühlte.. noch mal ganz besonders.. das ist sein Geschenk an uns... :herz:

    4 Mal editiert, zuletzt von maja5809faithkeeper ()

  • Ich bin gerade wieder in Tränen aufgelöst wenn ich hier lese.....
    Aber ich denke auch an andere Konzerte, wo er auch so eine ähnlich glückliche Ausstrahlung hatte, vor Allem beim Brunei Konzert - da finde ich ihn auch sehr sprühend und vital und männlich :puah::puah::kusshand::schmacht::schmacht:

    Von so vielen, die mit ihm gearbeitet haben, wird immer wieder diese Energie beschrieben, die sowohl musikalisch als auch in seiner Aura zu spüren war. Und hier spürt man es tatsächlich über die ganze Distanz hin weg. Wie mag es wohl erst gewesen sein, tatsächlich mit ihm zu arbeiten ?!


    Das muss der Himmel auf Erden gewesen sein :wolke1::wolke1::wolke1:


    Ja, er hätte es verdient gehabt zu spüren, dass es vielen, vielen, vielen Menschen nicht nur darum ging, auf bestmögliche Weise unterhalten zu werden, sondern darum, um ihn wieder sehen.
    Und ich glaube ganz bestimmt, dass das Publikum ihn getragen hätte


    Aber hundertausendprozentig !!!!!!!!!!!

    You were the rhythm,
    You were the sound of a crescendo,
    You showed us Heaven and Light,
    you faced the fear.