Ich hab’ das hier schon vor einiger Zeit gelesen und es hat mich seitdem gedanklich nicht wieder losgelassen. Ich wusste bisher nicht besonders viel von Michaels Abstammung. Für mich spiegelt dieser Text sehr viel von Michael wider. Ich habe das Gefühl, als würden sich in Michael alle seine Ahnen treffen und ausdrücken. Was seinem Ur-Ur-Großvater Nero vor fast 200 Jahren widerfahren ist, das ist auch Michael widerfahren, einfach nur in einer anderen Form. Für mich ist das wieder ein kleines Puzzleteil, das meinen Blickwinkel für Michael um eine weitere Facette erweitert hat. (Der Auszug aus dem Buch ist wohl aus „Die Jacksons“ von Joseph Jackson. Es ist also aus dem Deutschen ins Englische und von mir wieder zurück ins Deutsche übersetzt worden; vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich ein paar Kleinigkeiten ungereimt lesen.)
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Michael war mit diesen eingeborenen Tänzern vertrauter, als die meisten Leute realisiert haben
Wenig ist bekannt über diesen Teil von Michaels Abstammung. Gemäß Joe Jackson jedoch beinhaltete Michaels ursprüngliche Abstammung (die von Josephs Seite aus Choctaw war) einen sehr talentierten Heiler, einen Schamanen und erfolgreichen Geschäftsmann, lange bevor es für einen Sklaven oder einen Indianer die Norm war, und einen Tänzer, der einer öffentlichen Anordnung gegen das Tanzen Widerstand leistete. Ist es ein Wunder, dass July (Jack) und Nero (Jacks Sohn oder Sohn von Jack) eines Tages einen Ur-Ur-Enkel haben würden, der all diese Eigenschaften einmal kombinieren würde?
Der Bericht wurde einem sehr raren Buch von Joe Jackson entnommen, von dem ich glaube, dass es nur in Deutschland gedruckt wurde. Dies ist eine Übersetzung vom Original Deutschen, was der Grund dafür ist, dass es sich in Teilen etwas holprig liest. Nach allem allerdings was ich über die Geschichte der Choctaw weiß und von meinem eigenen Aufwachsen im Südosten der USA mit der Abstammung der Ureinwohner her klingt diese Geschichte wahr für mich. Wie es bei Familiengeschichten oft der Fall ist, wurde einiges vielleicht durch die Überlieferung nach und nach ein wenig ausgeschmückt. Aber sie klingt nach der Wahrheit. Die Vermischung von Eingeborenen und schwarzen Sklaven war während dieser Zeit im Süden sehr weit verbreitet. Die Geschichte von Michaels Vorfahren ist ein faszinierender Einblick in diesen einzigartigen Zeitabschnitt der amerikanischen Geschichte.
Unsere Vorfahren
von Joe Jackson
Den Namen Jackson erhielten wir von meinem Urgroßvater väterlicherseits, July Gale. Niemand nannte ihn July, jeder nannte ihn einfach Jack.Urgroßvater Jack wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Stamm der Choctaw geboren. Er war ein indianischer Schamane. Und er wurde sehr für seine Fähigkeit zu heilen geschätzt. Außerdem arbeitete Jack in seiner Jugend als Kundschafter der amerikanischen Armee.
Ein Mann der Choctaw des frühen 20. Jahrhunderts mit der traditionellen Kleidung aus dem 19. Jahrhundert
Dann verliebte sich Urgroßvater in das feine Mädchen mit Namen Gina. Im Jahr 1838 wurde ihr erster Sohn geboren, ein Junge, den sie Israel nannten. Unglücklicherweise war es in jener Vergangenheit so, dass wenn ein Elternteil Sklave war, das Kind ebenfalls als Sklave angesehen wurde.
Indianer Jack war „die freie Person“, aber meine Urgroßmutter war leider eine Sklavin, und darum konnte Israel sich nichts erhoffen, wenigstens noch nicht.
Als Israel erwachsen war, nannten ihn die Leute bei seinem Spitznamen Nero. Nero, Sohn von Jack, was schließlich zu Nero Jack-son wurde.
Ebenso wie mein Urgroßvater war Nero groß und hellhäutig, mit hohen Wangenknochen und kleinen, funkelnden Augen. Und er war sehr stolz auf sich. Nero war noch ein Junge, als Jack begann ihm sein Schamanenwissen zu vermitteln. Aber trotz der Gabe zu heilen und trotz seiner Zugehörigkeit zu seinem Stamm wurde Nero zum Leid seiner Eltern auf eine Plantage in Louisiana verkauft. Wie die anderen Sklaven auch hatte Nero dort zu essen und dann, so wurde es von den Eigentümern erzählt, grub er mit seinem Löffel eine Grube. Bald hatte Nero genug davon und lief weg. Der Eigentümer der Plantage entsandte sofort Leute, die die ganze Nacht nach ihm suchten und den flüchtigen Sklaven auf dem Fluss fingen, viele Meilen von der Plantage entfernt. Sie schlugen Nero, so sehr, dass er literweise Blut verlor.
Als sich Nero einige Monate später schließlich erholt hatte, wollte sein Eigentümer ihn verkaufen, aber Sklaven, die vorher schon einmal geflohen waren, waren unmöglich für denselben hohen Preis zu verkaufen, also entschied sich der Eigentümer von Nero ihn zu zwingen, soviel wie möglich zu arbeiten. Mein Großvater wurde auf den rauen Baumwollfeldern des Südens gequält, gefesselt an Händen und Beinen. Schließlich wurden die Fesseln jedoch einmal entfernt, und Nero wagte es erneut wegzurennen. Dieses Mal führte der Eigentümer der Plantage selbst den Suchtrupp an und setzte ein Kopfgeld für Neros Ergreifung aus. Er hatte die Befürchtung, dass andere Sklaven seinem Beispiel folgen würden, wenn er ihn nicht einfangen würde. Und als er Nero wirklich aufgespürt hatte, nahm er eine heiße Kaminzange und drückte sie auf seine Nase, bis Nero das Bewusstsein verlor. Er ließ meinen Großvater auf dem Boden liegend zurück, weil er dachte, Nero wäre tot. Aber er war so stark, dass er auch diese grausame Bestrafung überstand! Die Brandnarben blieben ihm bis ans Ende seiner Tage.
Unbekannter, junger Mischlings-Choctaw, circa 1860