Michael Jackson unplugged – hätten wir es akzeptiert?

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  • Ich habe diesen Artikel aus dem AllForLove Blog übersetzt:


    MICHAEL JACKSON “UNPLUGGED”: WOULD WE HAVE BOUGHT IT?
    POSTED BY: RAVEN ON: MARCH 10 2013


    http://www.allforloveblog.com/?p=7826

    Michael Jackson unplugged – hätten wir es akzeptiert?


    Oder besser gesagt, wären wir damit zufrieden gewesen? Wäre Michael damit zufrieden gewesen?
    Die meisten von euch wissen sicherlich, dass „Unplugged“ in den 90ern eine beliebte MTV Sendung war, in der große Rockstars auftraten, ohne ihre Verstärker, einfach auf einem Hocker sitzend mit einer akustischen Gitarre, um der Welt zu beweisen, dass sie genauso gut ohne jeden Pomp, Glitter und großen Aufwand performen konnten. Die Show war sehr beliebt. Das Publikum liebte die sehr vertrauliche Nähe der Darbietungen. Grunge-Rocker wie Nirvana und Pearl Jam waren dafür natürlich besonders geeignet, so wie auch in die Jahre gekommene Blues Rocker wie Eric Clapton. Aber Michael Jackson?

    Ok, bevor ich weiter schreibe, erkläre ich erst einmal worauf ich mit diesem Artikel hinaus will. Durch eine Performance von Burton Cummings von den Guess Who, entzündete sich vor kurzem eine Diskussion zwischen mir und Shane. Burton Cummings ist 65 Jahre alt, nach normalen Standards sicher ein älterer Mitbürger. Trotzdem bekam er es hin, eine sehr unterhaltende Show aufzuziehen, wenn auch sehr abgespeckt. Musikalisches Talent kommt nicht abhanden nur weil man älter wird. Aber manchmal müssen die Performer bestimmte Anpassungen und vornehmen. Der Körper kann einfach bestimmte Dinge, die einst möglich waren, nicht mehr tun, und ein älterer Mensch kann von seinem Körper nicht erwarten, dass er noch das gleiche tun kann, was er mit 25 Jahren konnte, oder auch mit 35 – ganz gleich, wie gut er in Form ist. Typisches Beispiel: Madonnas sehr traurige und müde (lahme) Superbowl-Performance.
    Natürlich bekam sie erstaunliche Bewertungen. Naja, es war eben Madonna. Und garantiert ist Madonna auch in einer großartigen Form für eine 54 Jährige. Aber wenn man ihr zusieht, wie sie diese Cheerleader-Hocken macht und sich dabei ernsthaft fragt, ob sie daraus wieder hochspringen kann, war für uns, ihre eigentliche Fan-Generation, wahrscheinlich schmerzhafter, als für sie selbst. Ich habe mich tatsächlich ein wenig für sie geschämt. Ist das die Frau, von der ich die Jugend immer versuche zu überzeugen, dass sie Lady Gaga übertreffen, und sie zum Frühstück verspeisen könnte?
    Ich habe einige beeindruckende Shows gesehen, von Performern, die über 50 waren. Aber ich sah auch ein paar sehr erbärmliche. Und ehrlich gesagt, kommen die erbärmlichsten von in die Jahre gekommenen Performern, die einfach nicht gemerkt haben, dass sie nicht mehr das tun können, was sie einst gewöhnt waren. Sie haben nicht gelernt, ihre Shows ihrem Alter anzupassen (für sich selbst, nicht für uns) Natürlich gibt es auch ausnahmen. Vor ein paar Jahren, als ich eine sehr stümperhafte und bedauernswerte Wiedervereinigungs-Performance von Led Zeppelin gesehen hatte, hatte ich sie ziemlich abgeschrieben, und ihnen nicht zugetraut, jemals noch einmal eine großartige Live-Show aufzuziehen. Robert Plant und Jimmy Page schlurften durch die meisten Nummern hindurch, als spielten sie sie im Halbschlaf, und obwohl er auf einem Hocker sass, klang Plant... müde...erbärmlich und nicht mehr in der Lage, noch die hohen Noten zu treffen.
    Aber ihre erst kürzlichen Kennedy Center Honors-Performances, zeigten, dass es nie zu spät ist, die Dinge zu wenden. Ja, sie sahen alle aus, wie diese weißhaarigen, alten Zauberer und Weisen, die sonst dazu dienten ihre Alben-Cover zu illustrieren. Aber sie hatten diese Bühne im Griff, bewiesen, dass du nie zu alt bist, das Haus zu rocken. Und das, obwohl sie diese Performance mit der würde und dem Stil verdienter Staatsmänner aufzogen. Sie machten nicht das, was ich oft bei in die Jahre gekommenen Langhaar-Bands sah, die immer noch in ihren kompletten 80er Jahre Uniformen, Make-up und Haaren auftreten, und – naja – lächerlich aussehen. Als ob Großväter sich verkleiden würden. Es war eine dem Alter gerecht werdende Performance, und deshalb funktionierte sie.


    All das bringt mich zu Michael und dem Druck, dem er sich als 50 Jähriger Performer angesichts dieser 50 ausverkauften Shows ausgesetzt sah. Wie wir bei This Is It feststellen konnten, hatte Michael nicht die Absicht es langsamer anzugehen. Sein Plan war, raus zu kommen und mit Volldampf loszulegen, so wie er es immer getan hatte, und im Grunde die gleiche Show zu liefern, die er immer gab – nur unter dem verstärkten Druck, beweisen zu müssen, es nicht nur überhaupt noch zu können, sondern es sogar noch besser zu können, großartiger und mit noch mehr Spektakel- mit noch mehr „Wow“ - wie jeder andere. In Michaels Fall stand er nicht nur unter dem Druck, unter den er sich als perfektionistischer Performer selbst immer setzte, sondern auch noch unter dem zusätzlichen Druck, dass die ganze Welt ihn in Erwartung eines Ausrutschers beobachtete, in der Erwartung irgendeines Zeichens, dass er nicht mehr länger im Stande wäre „Michael Jackson“ zu sein. Und seien wir ehrlich, er hatte allen Grund, deshalb besorgt zu sein. Eine vermasselte, eine einzige abgesagte Show, ein daneben gegangener Schritt, ein peinlicher Moment, wie der, den Whitney Housten im letzten Jahr ihres Lebens heimsuchte (als sie durch die hohen Noten von I Will Always Love You stolperte) und die Kritiker hätten ihm den Marsch geblasen. Sie warteten schon begierig darauf, das zu tun. Wir wissen das. Und ihr könnt sicher sein, dass Michael es auch wußte. Und auch AEG. Und vielleicht ist der kommende AEG Prozess der richtige Zeitpunkt, dieses Thema anzusprechen.

    Egal, von welcher Seite wir es betrachten, die Wahrheit ist, dass Michael Jackson aufgrund des großen Drucks starb, den diese Shows bei ihm auslösten. Er verbrachte sicher schlaflose Nächte damit, Ideen zu entwickeln, ja, aber auch damit, sich Gedanken darüber zu machen, ob er in der Lage ist, 50 Shows zu bewältigen. Er machte sich Gedanken, über seine Fähigkeit, eineinhalb Stunden lang diese Art Non-Stop Spektakel, aus Tanz, Gesang und Bewegung zu liefern, was wir von ihm erwarteten und forderten, seit er 5 Jahre alt war. Diese Arbeitsethik, und diese Art des Performens wurde ihm seit er ein kleines Kind war eingeträufelt. „Egal was du auch tust, hör nicht auf, dich zu bewegen!“ sagte Joe immer. Von seinen Anfängen mit den Jackson 5 bis hin zu seinen letzten Proben von This Is It, waren Choreografie und Bewegung immer ein genauso wichtiger Teil von Michaels Performance, wie der Gesang. Man könnte sich wirklich darüber streiten, ob Michael in erster Linie Tänzer ist und erst an zweiter Stelle Sänger, oder ob es andersherum gilt. Natürlich war er beides. Und der Gedanke, das eine von dem anderen zu trennen, war Michael sicherlich so fremd, wie auch uns.
    Gesundheitliche Aspekte, wie nicht zu Rauchen und genügend zu trinken werden noch wesentlicher. Tänzer müssen mit den unabwendbaren Problemen von schwächeren Gelenken und spröderen Knochen umgehen. In seiner letzten Dekade war Michael während der Proben zunehmend anfälliger für Unfälle und Brüchen. Während Michaels Autopsiebericht zeigte, dass seine Organe für einen Mann seines Alters bemerkenswert gesund waren, litt er jedoch an Athrose, die zweifelsohne dazu führte, dass einige seiner anspruchsvollen Tanzbewegungen schmerzhaft gewesen wären. Er hatte eine leichte Entzündung der Lunge, so dass Atemprobleme auch zu einem Faktor geworden wären. Und schon seit seiner Jugend war es immer ein Problem für ihn, während der Performance nicht zu Dehydrieren. Seine Flexibilität und Bewegungsfähigkeit, die für einen Tänzer so wichtig sind, wären auch durch das Alter ungünstig beeinflusst. Gewiss hatte Michael viele Methoden das zu kompensieren und zu überstehen – seine pure Energie und der Schwung und diese unfassbare Magie, die immer in allem zu spüren war, was er tat. Jedoch für wie lange? Und zu welchem Preis?



    Wir wissen alle, dass Michael eher Shows abgesagt hätte, bevor er zugelassen hätte, dass sein Publikum ihn in schlechter Form auftreten sähe. Für ihn war die einzige Alternative zu einer großartigen Show... garkeine Show. Auch das war Teil der Arbeitsethik die in ihm seit der Kindheit angelegt war. Sei der Beste, sei der Großartigste, sei nicht mit dem Zweitbesten zufrieden. Michael musste über die Jahre oft den Kopf hinhalten, wegen einer wachsenden Zahl abgesagter Shows, aber was viele dabei vergessen zu bedenken (auch seine enttäuschten Fans) ist, dass es deshalb geschah, weil Michael immer unter dem enormen Druck stand, niemals eine zweitklassische Show abzuliefern. Noch nichtmal eine Show, die nach den Massstäben von anderen „ganz ok“ gewesen wäre.

  • Das Problem bei älter werdenden Performern ist oft, dass das zweitbeste eben das ist, was noch möglich ist. Aber „Zweitbest“ heisst nicht gleich „Zweitklassisch“. Es bedeutet nur, wie ich schon sagte, dass bestimmte Anpassungen vorgenommen werden müssen und die Erwartungen etwas herabgesetzt werden müssen – und das gilt für sie genauso wie auch für uns.
    Ich habe oft gesagt, Michael hätte sich nicht selbst übertreffen müssen, indem er versuchen würde, diese 50 Shows genauso zu performen, wie er immer seine Shows performte. Offen gesagt, hätte Michael auf einem Hocker sitzen können, und I'll Be There singen können, oder eine akustische Gospel Version von Man in the mirror, und wir hätten ihn dafür genauso geliebt. In der Tat ist es so, dass einige der beeindruckendsten und bemerkenswertesten Performances, diejenigen sind, wo all der Pomp und das Drumherum wegfielen, und er einfach nur sang und performte. Ein gutes Beispiel dafür ist seine Earth Song Performance in Brunei, die zu meinen Lieblings Performances gehört. Zu der Zeit hatte sich der Earth Song zu einem riesigen Showelement entwickelt, mit Panzer auf der Bühne, Videofilmen im Hintergrund, „Bürgern“ in Kostümen und Michael, der effektvoll auf einem Hebekran schwebte. Bei seiner Show in Brunei konnte er auf keinen dieser Tricks zurückgreifen. Es war nur Michael pur, ganz er selbst, auf dieser Bühne, und übrigens war es auch eines der seltenen Male, wo er diesen Song live sang, ohne Playback. Anstatt rollender Panzer mit herausspringenden Soldaten, schwebenden Brücken und all den anderen theatralischen Elementen, die für diese Nummer so typisch geworden waren, musste er einen großen Teil des Instrumental-Bridge-Abschnitts mit AdLibs (Text/Gesangs-Improvisationen) füllen. Und das ist genau der Grund, warum diese Performance eine so besondere Kraft ausstrahlt. Das ist Michael, der Performer im Rohzustand, der tief aus sich selbst schöpft und sich mit diesem inneren Bewusstsein verbindet, über das er in Dancing The Dream schreibt.



    Wenn Michael „an“ (dabei, „on“) war, (oder, wie einige es nennen „in seiner Zone“ war), war es das energetischste, was man je auf einer Bühne zu sehen bekommen konnte. Und die Schönheit lag darin, dass er dazu keine verrückten Tricks, „Glocken und Pfeifen“, brauchte. Er brauchte nur eine Bühne und einen Grund, darauf zu stehen. Verdammt - er braucht nicht einmal Musiker... er konnte seine eigene Musik aus dem Kopf machen!
    Oder seht euch noch einmal den magischen Moment in This Ist It an, wo er I'll Be There acapella singt. Oder seine rohe, improvisierte Interpretation von Billie Jean. Man kann so gut wie jede Performance von This is it als Beweis dafür nehmen, dass Michaels Magie als Performer nicht von der Menge der Theatralik oder der kuriosen Tanzschritte abhing, die er dabei verwenden konnte. Es ist eher so, dass bei This is it seine Tanzschritte zum großen Teil weit vom Perfekten entfernt sind (bedenkt, es waren nur Aufnahmen von Proben, und er „durchläuft“ vieles einfach nur) Wir sehen, wie er stoppt und wieder vorne anfängt, wir sehen wie er mit albernen Moves herumspielt, wie dem „Pinguin“ (Ich muss immer noch über diejenigen lachen, die dachten, es sein ein brandneuer MJ-Move, den Michael neu einführen wollte); wir sehen, wie er einige ungelenke, wenig flüssige Schritte macht. Und trotzdem wurde der Film von fast allen Kritikern gepriesen, und es war für sie die Wiedergeburt von Michael Jackson als wahrer Performer. Woher kommt das?



    Ich glaube, ich kann euch sagen, warum. Weil es der Welt ermöglichte, vielleicht seit Jahren zum ersten Mal zu sehen, dass Michaels wahres Talent als Performer nicht abhängig davon war, Panzer, Feuerwerk ein komplettes Orchester und Reihen von perfekt choreografierten Hintergrundtänzern zu haben. Gehen wir zurück zu Motown 25. Einige der großartigsten Augenblicke auf der Bühne fanden statt, nur mit ihm und einem Spotlight. Das war alles, was nötig war. Aber irgendwann auf dem weiteren Weg, verlor er – oder vielleicht auch er zusammen mit uns – den Bezug zu diesem Fakt.
    Es hätte also sein können, dass, als Michael älter wurde sich alles nur auf ihn, ein Mikrophon, und vielleicht noch einen Hocker beschränkt hätte, auf dem sich seine müden Glieder, die uns durch die Jahre soviel gaben, erholen hätten können. Und ich garantiere euch, dass wäre alles, was er gebraucht hätte, um trotzdem viele halb so alte Performer von der Bühne zu fegen. Alter kann unsrer Knochen schrumpfen lassen, den Schwung aus unserem Gang nehmen. Aber es kann nicht die Magie nehmen. Die große Frage ist natürlich: Wäre Michael damit zufrieden gewesen? Und die vielleicht noch größere Frage: Wären WIR damit zufrieden gewesen? Hätten wir Michael Jackson zugestanden würdevoll zu altern, ohne weiter auf den Moonwalk zu bestehen, oder dass er diesen verrückten Zehenspitzen-Stand noch einmal zeigt?
    Allen Anzeichen nach war Michael bereit, sich vom Live-Performen zurückzuziehen. Er wollte sich verändern und andere Interessen verfolgen. Deshalb nannte er diese Show die „This Is It“ Tour. Natürlich werden wir niemals wissen, ob er sich an diesen Plan gehalten hätte. Viele Performer behaupten, ihre letzte Tour zu machen, nur um dann noch einmal zu touren...und noch einmal. Bis das ganze „This Is It“ wirklich zu einer Art Witz wird. Natürlich ist das das größte Verkaufsargument, die Nostalgie, dass „er/sie zum letzten Mal“ auf Tour sind. Meistens wissen wir es besser. Oft ist Geld ein Faktor. Manchmal kann es auch sein, dass es einfach schwer ist „Good-bye“ zu sagen, wenn man etwas tut, was man liebt, besonders wenn es etwas ist, was ein halbes Jahrhundert Teil deines Lebens war.


    Ich kann mir irgendwie auch nicht vorstellen, dass Michael nicht mehr performen, oder nicht mehr singen wollte. Und wenn ich aufhöre, darüber nachzudenken, gibt es eigentlich auch gar keinen Grund dafür, warum er es je hätte aufgeben sollen, so wie bei jeder andere nie etwas aufgeben sollte, was er liebt. Das Problem liegt darin, dass er von dem Gedanken hätte wegkommen müssen, dass seine Shows und Performances immer Spektakel sein müssten – die größten und besten. Und die Welt müsste natürlich auch von dieser Erwartung weg kommen. Tief im Innern von Michael Jackson – dem größten Live-Performer und Entertainer unserer Zeit, war einfach nur der kleine Junge, der es liebte zu singen. Er war es - nicht seine Eltern, die einwarfen, er sei zu jung - der darum bat und bettelte, Teil der Gesangsgruppe seiner Brüder zu werden. Er liebte es so sehr, dass er mit fünf Jahren so clever war und freiwillig bei einer Kindergarten Talent Show auftrat, so dass er seine Eltern mit seinem Talent verblüffen konnte, und sie überzeugte bei der Band seiner Brüder zu singen.
    Als ich vergangenen August in Gary war, standen wir vor der Garnett Elementary (Schule), die wirklich nur einen Steinwurf vom Haus der Jacksons entfernt ist (ein paar Schritte die Strasse runter) Ich dachte über dieseVorführung nach, als der 5-jährige Michael, lediglich mit einem Piano als Begleitung, regungslos (stock-still) auf einer Bühne stand und seine Eltern mit seiner Version von Climb Ev'ry Mountain zu Tränen rührte.

  • Gehen wir im Schnelllauf ein paar Jahre weiter und wir finden den 14-jährigen Michael bei der Oskar-Verleihung 1973, wie er seine beeindruckender Performance von Ben gibt, auch das ist wieder Michael, im Rohzustand, pur und schmucklos.



    Und vergessen wir nicht wie Michael es fertigbrachte eine seiner besten Vorstellungen zu geben, als er wegen einem gebrochenen Knöchel gezwungen war, Remember the Time im Sitzen zu performen!


    Es gibt Sänger, die es einfach lieben, zu singen und Musiker, die gerne jammen. Es gibt Musiker, die oft in einer Session sitzen, nicht für Geld oder Ruhm, sondern eifach weil sie es lieben, mit anderen Musikern Musik zu machen. All das gibt es. Und dann gibt es Performer – das ist eine völlig andere Art. Michael Jackson war ein Performer, und er war es sein ganzes Leben lang. Er liebte es, zu singen und zu tanzen, aber er blühte auch auf durch die Liebe des Publikums und in der Wärme des Spottlichts. Aber ich zweifele nicht eine Minute daran das er tief in seinem Innern noch immer der kleine Junge war, der es einfach liebte, zu singen.Viele seiner engen Freunde und Mitarbeiter haben über die pure Freude und das Privileg geschrieben, was e bedeutete ihn einfach nur durch die Wand, im Raum nebenan singen zu hören, wenn er einfach nur für sich selbst sang. Es gibt Berichte über die Zeit in Irland, das er in die örtlichen Pubs ging und einfach mit den Anderen sang, oder einfach mit denen musizierte, die an dem Abend gerade in diesem Club spielten. An welch seltenem Vergnügen diese Menschen teilhaben durften! Man würde sich nur wünschen, das jemand ein paar dieser spontanen Darbietungen aufgenommen hätte – aber in dem Moment wo sie es getan hätten, hätten sie gleichzeitig viel von ihrer Magie verloren, sowohl für Michael als auch für diejenigen, die das Glück hatten, sie zu erleben. Dann wäre das, was einfach nur aus Freude und ganz spontan entstand wieder zu … „performen“ geworden. Um von der ganzen Welt beurteilt zu werden.



    Wer weiß, vielleicht waren ein paar dieser spontanen Performances gar nicht so gut. Aber macht das was? Michael hatte einfach Spass – etwas wofür es in seinem viel zu kurzen Leben nicht so oft Zeit gab.
    Wäre Michael weiter aufgetreten bis er 60 oder noch älter wäre, hätte es wohl ganz sicher ein paar Änderungen geben müssen und ein paar Erwartungen hätten heruntergeschraubt werden müssen. Ich kann mir vorstellen, er hätte den Schwerpunkt mehr auf Balladen und Gospel-Nummern konzentriert, und weniger auf große, theatralische Spektakel, wie den Earth Song (obwohl er sicher auch Einfälle gehabt hätte, diesen anders (low-key) zu zeigen) und schnelle, anstrengende Nummern mit viel Choreografie, wie Beat it und Thriller. Auch Nummern wie Billie Jean wären vielleicht neu erfunden worden, vielleicht mit reduziertem Tempo und nicht mehr aufbauend auf die umwerfenden Drehungen und den Moonwalk. Vielleicht hätte er sich aber auch ganz von seinem Repertoire zurückgezogen, und es vorgezogen, dass diese Performaces für immer in so unserer Erinnerung bleiben, wie sie am besten waren.


    Mick Jagger sagte einmal, das schlimmste, was er sich ausmalen könne wäre, dass er noch mit 50 Jahren Satisfaction singen würde. Nunja, er ist bald 70 und was ist? Jawohl, er singt immer noch Satisfaction. Und wenn ich es nach einigen der Clips der letzten Stones Auftritte der letzten Tour beurteile, hört er sich damit immer noch verdammt gut an. Die Stones sind auch eine der Bands, über die ich noch vor einem Jahr gesagt hätte, sie sollten sich lieber in Würde zur Ruhe setzen, solange sie noch obenauf sind. Aber eine Performance von Gimme Shelter, zusammen mit Mary J. Bilge, die ich vor kurzem hörte, hat mich umgehauen, und bewies mir wiedereinmal, das es ein Fehler ist, wenn man diese Künstler unterschätzt. Bei all dem gibt es auch einen Grund dafür, warum die meisten großen Künstler meiner Generation bis heute bestehen. Weil sie großartige Künstler sind. Und wie Michael selbst sagte: „Große Kunst stirbt nie.“ Und genauso wenig wird sie alt. Sie ist zeitlos. Aber manchmal muss man es etwas langsamer angehen.


    Michael starb viel zu jung. Er starb, weil er unter dem enormen Druck stand, der Welt beweisen zu müssen, das er immer noch die gleiche Show liefern könnte, wie er es mit 25 getan hat. Das Traurigste daran ist, dass er das garnicht musste. Wenn er nur noch gelebt hätte um zu sehen, wie viel Lob er für ein paar Stunden Filmmaterial der Proben bekam. Wenn er sich nur zugestanden hätte zu sehen, dass das größte Geschenk an die Welt war, wenn er einfach nur er selbst war, und dass alles, was er für uns tun musste, einfach nur singen war.
    Waren wir zu hart zu Michael, oder war er zu hart zu sich selbst? Und welche Rolle spielte der Druck durch die AEG in all dem? Das sind keine leichten Fragen, und es gibt keine einfachen Antworten. Der kommende Prozess wir vielleicht ein paar davon beantworten, aber er wird nicht die Frage beantworten, ob letztlich Michaels Hang zur Perfektion und der Gedanke, sich immer selbst übertreffen zu müssen, den letzten Ausschlag gab. Und was, wenn er AEG gesagt hätte „Seht, ich mache diese Shows, aber gehe einfach raus auf die Bühne, setze mich auf einen Hocker und singe ein paar Nummern.“ Was denkst du, wie man darauf reagiert hätte? Nicht allzu erfreut, könnte ich mir denken.


    So lange er lebte, gab es für Michael immer den Wettstreit zwischen dem Performer, der er einmal war, gegen den Performer, der er jetzt noch sein konnte. Und ich spreche nicht zwingend nur von dem Alter von 50, denn ich glaube, er hatte es immer noch drauf, ganz bestimmt, und er hätte diese TII Showas machen können.... für kurze Zeit. Aber irgendwann hätte es ihn eingeholt. Und dann? Wäre die Welt damit zufrieden gewesen, die Erwartungen an Michael Jackson herab zu schrauben? Oder noch wichtiger: Wäre er je damit zufrieden gewesen, sie für sich selbst herab zu setzen? Als jemand, der selbst in einem 50 Jährigen Körper wohnt, kann ich euch genau sagen, was Michael durchmachte. Es gibt Tage, da denkst du, du bist in der Lage, die Welt aus den Angeln zu heben, und Tage, wo die Welt dich flach auf den Hintern fallen lässt, und dich ungeschönt und auf sehr peinliche Art daran erinnert, dass du keine 16 mehr bist, auch wenn du dich so fühlst, als wärst du es. Der Spiegel zeigt es uns, und auch unser Körper. Ich muss mich nur umschauen, und ich stelle fest, dass Freunde, mit denen ich aufwuchs, schon beginnen auszusterben, oder sie leiden an Athrose, Rheuma, Diabetis, Herz und Leber Krankheiten, und an vielen anderen hinderlichen Wehwehchen, die mit einem alternden Körper einhergehen.


    Wie Steve Nicks sang:
    Ich hatte Angst vor Veränderung... Aber die Zeit macht dich kühner
    Kinder werden älter, auch ich werde älter, auch ich werde älter

    Sogar der Sänger Prince hat ein künstliches Hüftgelenk!


    Michael ist auch aus unserer Generation. Irgendwie konnten wir uns nie vorstellen, dass er älter würde, das würde ja bedeuten, dass er genauso sterblich wäre, wie wir alle. Wir wollten, dass er für immer jung bleibt, für immer „moonwalking“, für immer „Bad“, so dass damit auch ein kleiner Teil von uns selbst für immer unsterblich bliebe.



    Es sieht aus, als wäre es das was auch Michael wollte. Dass er wenigstens in der Lage sein wollte, uns das zu geben. Wir könnten sagen, dass er uns bei diesem Versuch sein Leben gab.

  • Erstmal vielen dank maja :hkuss:
    Das ist so hart das zu lesen aber es ist die Wahrheit.(für mich) Die meisten Songs wo er einfach da steht und Singt, sterben wir ein kleines Stück, weil es einfach, nein weil "Er" einfach Unsagbar Fantastisch ist,nehmen wir einfach She's out of my life, ich liebe wie er tanzt, ich liebe es wie er performt. Aber ich liebe in erster linie wie er leben in einen Song bringt und es stimmt dafür braucht er keinen Schnick schnack. Natürlich ist es unterstüzend und ich glaube daher das er ungerne darauf verzichten würde. Die Songs sollten eine Bildergeschichte erzählen. Und sicherlich haben sie nicht ihre Wirkung verfehlt. Aber ein Märchenerzähler der so gut erzählen kann wie Michael, braucht sich auch nur hinzusetzten und anzufangen. Versteht einer was ich sagen will?
    Aber ob ihm das greicht hätte, irgendwie nicht. Glaube ich.
    Als ich damals gelesen habe, das er einfach in ein Pub in Irland ging und einfach so mit den leuten (was das angeht sind die Iren echt spitze) musik zu machen war ich so platt, ich würde alles drum geben das einmal zu erleben. Mein traum wäre perfekt. Ich selbst bin großer Irland-Fan. Und Fields of Athenry ist eines meiner Lieblingslieder die Michael selbst auch aufgenommen hat, ob wir das mal hören, keine Ahnung.
    Und ja es ist einfach schön wenn er einfach etwas vor sich hin singt, weil er einfach lust zum Singen hat, ohne druck. Aber die Kindheit hat ihn zu sehr gerpägt finde ich, da stelle ich mir das schwer vor das Michael sich einfach nur so dahin gesetzt hätte. Wobei einen Koffer bitte, bei Billie Jean, das einfach genial wenn er darauf hockt hihi.

    “In a world filled with hate, we must still dare to hope. In a world filled with anger, we must still dare to comfort. In a world filled with despair, we must still dare to dream. And in a world filled with distrust, we must still dare to believe.”
    Michael Jackson
    Rassismus führt zum Verlust deines Mitgefühls.
    fs_anon_999471_1463138222.jpg

  • Zitat

    Aber ob ihm das greicht hätte, irgendwie nicht. Glaube ich.


    ..ich glaube auch nicht, dass Michael das gemacht hätte, dass er damit zufrieden gewesen wäre -und ich glaube auch, dass seine Fans - vor diesem Tag im Juni... damit zufrieden gewesen wären. Ich tu mich natürlich schwer damit, das wirklich beurteilen zu können. Eigentlich kann ich es garnicht, zumindest kann ich dabei so garnicht von mir ausgehen - nicht, wenn ich etwas beurteilen sollte, was vor dem 25.6.2009 stattfand. Zu dem Zeitpunkt wäre mir noch schlicht egal gewesen wie und ob Michael sein Comeback macht... wahrscheinlich hätte ich es so oder anders garnicht mitbekommen... :tüte: Und wenn ich es jetzt beurteile, sage ich natürlich, es hätte mir gereicht, wenn Michael einfach "nur" gesungen hat... zumindest, hätte ich nicht eine solche Highspeed Show von ihm gebraucht. Aber das sage ich jetzt, wo ich weiß, was dieser Druck, eine super Show, ein super Comeback liefern zu müssen (und zu wollen) bei ihm ausgelöst hat. Jetzt sagen sicher viele Leute, er hätte sich nicht selbst übertreffen müssen, er hätte einfach nur überhaupt auftreten müssen, seine Stimme allein hätte gereicht, und zu verzaubern :herz: ...hätte sie sicher - aber ich glaube, es hätte trotzdem nicht die Erwartungen, die die meisten Fans an ihn - an eine MJ Show - hatten, erfüllt. Ich glaube, er wäre ganz schön zerredet worden, viele hätten sicher kein Blatt vor den Mund genommen, um ihre Meinung dazu loszulassen, dass sie von so einer abgespeckten Show enttäuscht wären.
    Ich habe im MJ net vor kurzem in dem Thread gelesen, der im März 2009, genau zur PresseKonferenz in London geschrieben wurde... sehr interessant (und auch traurig...), das jetzt zu lesen. Erst ist es schon spürbar, diese Spannung und die Vorfreude, dass Michael tatsächlich eine Ansage zu Konzerten macht, dass er tatsächlich wieder auftreten wird... richtig spannend, zu lesen, bis er endlich mit Stunden Verspätung in der O2 Arena ankommt - und dann... nur so kurz da ist...und so seltsam ist...so wenig sagt... Danach kippt es bei manchen auch schon. ;( Ein paar Leute meckern dann schon los: nur die alten Songs? Nichst neues? Er hat sich blamiert, bei seiner Ansprache, er erfüllt damit ja voll das wako-Image, er macht das nur für Geld, nicht für die Fans........usw... (Natürlich sind das nicht alle Fans von "damals" die so dachten, (auch nicht in diesem Thread im MJ net, manche freuen sich auch einfach nur, das sie endlich die Chance bekommen, MJ -nocheinmal -oder zum ersten Mal- live zu sehen..)...... aber es wird schon klar, das man schon Anforderungen an ihn hat, an ein gescheites Comeback, oder lieber garkeins...) :stuhl: Ich glaube die Sicht darauf ist jetzt bei den meisten Leuten nicht mehr die gleiche, wie damals. Damals lebte Michael ja auch, und man wollte ihn am liebsten so, wie er immer war - wer hat schon damit gerechnet, dass er dabei sterben könnte? Jetzt wissen wir das, und natürlich fällt das Urteil anders aus....


    Und wenn ich mir vorstelle, Michael hätte so ein unplugged-Konzert als sein comeback genommen - ich glaube, es hätte nicht funktioniert. Er musste soviel beweisen, er konnte nicht einfach nur kommen, und singen. Ich meine, er war ja nicht einfach nur 12 Jahre nicht auf Tour, es ging ja auch darum, das Bild, was von ihm nach dem Prozess präsent war "auszulöschen" - es ging doch auch darum, dass er wieder als MJ, der Künstler, der Performer in die Erinnerung kam, und nicht als MJ, wie er jeden Tag vor dem Gerichstgebbäude erschien...und danach gleich ganz verschwunden war, den man doch -zumindest in den Medien - als Künstler schon fast abgeschrieben hatte. Er musste sich doch eigentlich mit einem Knall zurückmelden, der die Bilder von 2005 wegwischt....
    Den Knall hat es ja dann gegeben....nur anders... :rose:

  • Es sieht aus, als wäre es das was auch Michael wollte. Dass er wenigstens in der Lage sein wollte, uns das zu geben. Wir könnten sagen, dass er uns bei diesem Versuch sein Leben gab.

    :flenn: :flenn: :verzweifelt: mehr kann nicht nicht dazu sagen. Meine Emotionen gehen mit mir durch. I love you Michael :wolke1:

  • Ach maja du hast recht, es wird auch genügend Fans gegeben haben die genug zu Kritisieren hätten. Och der ist Alt geworden, er sollte lieber der Bühne fern bleiben. Solche Sachen habe ich auch zur Konferenz gehört. Und viele Fans haben eine imense Erwartungshaltung an ihm gehabt. Was ich mich frage ist, warum das so ist. Michael wollte keinen Enttäuschen, weder die Geldgeber, noch die Fans, noch sich Selber.
    Dabei hätte er auf solche Fans verzichten können. Aber das wäre nicht Michael gewesen. Ein Teufelskreis.
    Es gab viele Fans die zwischen Dangerous und History meinten, ob es eine Steigerung gäbe. Auch da waren die Erwartung massig und es gab viele Kritiken. Aber ich glaube die wären in jeden fall unvermeindbar gewesen. Selbst wenn Michael 50 Gigantische KOnzerte gegeben hätte, wären auch unter Fans Kritiken gewesen. Die gab es immer und ich war schon immer der Meinung das Michael getrost auf solche Meinungen verzichten kann. Aber der größte Kritiker, war er immer selbst und den konnte er nicht so Abstellen.

    “In a world filled with hate, we must still dare to hope. In a world filled with anger, we must still dare to comfort. In a world filled with despair, we must still dare to dream. And in a world filled with distrust, we must still dare to believe.”
    Michael Jackson
    Rassismus führt zum Verlust deines Mitgefühls.
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    Einmal editiert, zuletzt von Amidara ()

  • Ja, uns Fans hätte es sicher genügt.


    Aber hätte er sich selbst genügt, ich glaube fast nicht. Er war Perfektionist und hat sich sicherlich emotional von seiner Show genährt. Er war wahrscheinlich sein größter Kritiker. :bi:

    Manche Dinge sind so zielführend

    wie zwei Tage Kreisverkehr


    :blase:

  • ..die Frage ist auch, wie stellt man sich "Michael unplugged" genau vor? Nur auf einem Hocker sitzen, und singen? Oder schon "auch tanzen", nur eben nicht solch wirklich körperlich fordernde Sachen wie z.B. Beat it, oder Choreografien, wie z.B. Dangerous? Weil ein Michael, der garnicht tanzt, und das ein ganze Show hindurch, das geht wohl sowieso nicht - weil er musste sich einfach bewegen, und mit dem Tanz ausdrücken - er sagt soviel durch seinen Tanz, durch seine Moves, dass ich denke, er hätte garnicht darauf verzichten können.
    Sicher könnte er auch den einen oder anderen Song auf einem Hocker sitzend singen (so wie im video von She's out of my Life...)- Aber ich glaube, es würde ihm sehr schwer fallen, sich da zurückzunehmen. Singen war das eine, aber Tanzen mindestens genauso wichtig - untrennbar... Und ich glaube, auch wenn er Schmerzen hatte, vor der Show - im Tanz hätte er sie vergessen - Michael völlig "unplugged" hätte es wohl nie geben können.


    "Moving your body is an art. Dance is the true expression of emotions by body movements. It's a wonderful thing to be on the floor, but feel free yet inexplicably, literally in the higher realms and do what you want ... It is an escapism, a way to get away from everything and just move your body to let all tension and pain to come out." MJ


    "On many an occasion when I am dancing, I have felt touched by something sacred. In those moments, I felt my spirit soar and become one with everything that exists. I become the stars and the moon. I become the lover and the beloved. I become the victor and the vanquished. I become the master and the slave. I become the singer and the song. I become the knower and the known. I keep on dancing and then, it is the eternal dance of creation. The Creator and the creation merge into one wholeness of joy. I keep on dancing — until there is only ... the dance."

  • Also wenn ich mir das jetzt mal so vorstelle...rein hypothetisch... Michael ganz allein auf der Bühne, ohne irgendeine Art von "Show", die wenigstens ein wenig von ihm und seiner gewaltigen, fesselnden, "nackten" Präsenz ablenkt... also Michael ganz intim, nur er, nur seine Stimme und dann vielleicht noch, wie er seinen Körper zu dieser "Stille" bewegt... *Gänsehaut extrem*...wie intensiv wär DAS denn???!! *sterbe gerade* :stern: Ich meine, da hätte dann doch eine connection stattgefunden, wie er sie selbst vielleicht kaum hätte ertragen können, oder? Ich meine, sein ganzes Leben war ja wie ne Show (im Sinne von Dauer-Publikum), d.h. Michael außerhalb der Bühne war fast schon sowas wie "unplugged", oder? Und das war doch wohl ein sehr... sagen wir "eindringliches" Gefühl für ihn. Und hätte überhaupt noch irgendwer seine Botschaft wahrnehmen können? Oder wäre man dann einfach nur noch wie hypnotisiert (ach Gott, ist man ja so schon...) und in Trance gewesen? :glupschi: Jedenfalls hab ich mir zuvor nie wirklich Gedanken darüber gemacht und das ist das Tolle an dem Post - DANKE, maja... :kiss: Mir kam noch nie der Gedanke, dass all das Spektakel vielleicht auch eine Art Schutz gewesen sein könnte. Also, als "Hype" in seinem "Privatleben" schon, aber auch auf der Bühne...? :dd:

    :herz: Michael Jackson - forever the King of Pop. A genre of music. Mainly, a beautiful human being. :herz:
    es ist, was es ist... sagt die liebe


  • Jetzt habe ich endlich die Zeit gefunden mir diesen wunderschönen Beitrag von Raven durchzulesen (und danke an dich, maja, für die Übersetzung). Raven schreibt mir oft aus dem Herzen und sie tut es auch dieses Mal.
    Damals, kurz nach seinem Tod, hab ich mir besonders oft die Frage gestellt, ob die Fans auch mit "weniger" zufrieden gewesen wären. Einige Fans sicher. Andere sicherlich nicht. Aber kann man die wirklich Fans nennen? Ich weiß es nicht.


    Fakt ist, ob man Fan war oder nicht, als damals die Ankündigung zu "This is it" kam, hatte man zwei Dinge im Kopf.
    1. Dass das ja vermutlich eine wahnsinns Show werden müsste, weil...es war ja immerhin Michael Jackson.
    und
    2. Würde Michael überhaupt noch in der Lage sein, solche Shows durchzuziehen?


    Und genau da drückt Raven das aus, was ich schon immer gesagt habe. Ich glaube nicht, dass er diese 50 Shows hätte durchziehen können. Pausen hin oder her, er war keine 30 mehr, er war fast 51 Jahre alt. Er hatte körperliche Probleme und von seinen Schlafproblemen und der Tatsache, dass er stellenweise zu wenig aß und, noch schlimmer, zu wenig trank, sehe ich mal ganz ab.


    Aber wir alle wünschen uns, dass er es geschafft hätte. Wir alle Wünschen uns, dass er noch mal alle von der Bühne gefegt hätte mit wahnsinnigen Perfomances und den alten Moves die so sehr zu ihm gehörten. Aber haben wir uns das für ihn gewünscht? Beziehungsweise ausschließlich für ihn, oder einfach auch, weil wir es erwartet haben? Weil wir von ihm nichts Anderes gewöhnt sind als purer Perfektionismus? Selbst für mich als "Neufan" hat es damals nicht lange gedauert bis ich verstanden habe, dass es für Michael nichts anderes gibt als "Das Beste". Das hat er eingetrichtert bekommen und das waren seine Fans irgendwann so sehr gewohnt, dass sie auch nichts anderes erwartet haben. Und wie auch Raven schrieb...selbst Fans haben es stellenweise so gar nicht verstanden, wenn er früher Konzerte absagen musste. Natürlich, wenn man vielleicht hunderte von Kilometern gefahren war und viel Geld ausgegeben hatte um bei einem Konzert dabei zu sein und man bekommt dann gesagt, dass das Konzert nicht stattfindet, dann ist das ärgerlich. Und heute, jetzt da er nicht mehr da ist, jetzt da wir genau wissen was mit ihm nach solchen Konzerten passierte, jetzt ist es einfach zu sagen "Klar, ich hätte ihm das verziehen...ich hätte ihn unplugged toll gefunden".
    Aber ob das für jeden von uns zutrifft? Ob wir alle so reagiert hätten, wenn er das damals in London schon so angekündigt hätte? Und ob die Fans es verstanden hätten, wenn es wirklich zu den Konzerten gekommen wäre, so wie sie geplant waren und er hätte irgendwann welche ausfallen lassen müssen? Und ich würde meinen rechten Arm darauf verwetten, dass er Konzerte hätte ausfallen lassen müssen. Er hätte nie und nimmer alle 50 Konzerte durchziehen können, auch wenn diese Meinung meinerseits sicherlich nicht allen schmecken dürfte.


    Wir alle, selbst ich, haben Michael irgendwie für unsterblich gehalten. Ich hab, bevor er starb, nicht mal gewusst wie alt er eigentlich war. Und dann der Gedanke, dass Michael Jackson sterben könnte? Ging ja gar nicht. Aber auch er war nur ein Mensch und, wie in dem Beitrag gesagt, wir werden alle älter und unser Körper zeigt uns irgendwann immer Grenzen auf. Besonders nach einem Leben wir Michael es geführt hat. Kein Spitzensportler kann mit 50 noch die Leistungen abrufen, die er mit 25 abrufen konnte und nichts anderes war Michael. Was er einst auf der Bühne gemacht hat, war Spitzensport sehr ähnlich. Und es wäre wieder so geworden. Aber mit 50 ist sowas einfach nicht mehr drin.


    Schlussendlich denke ich, dass die meisten Fans einfach froh gewesen wären, Michael performen zu sehen. Ob nun mit einer wahnsinnigen Show, oder mit einem Barhocker und einem Mikrofon. Ihm aber hätte das vermutlich nicht gereicht, denn er wusste um die Erwartungen, die dennoch auch von Seiten der Fans da waren. Und diese Erwartungen hatte er vor allem auch an sich selbst. Es hätte ihm das Leben gerettet, hätte es diesen Druck nicht gegeben, da stimme ich mit Raven überein. Aber offensichtlich sollte es so nicht sein. Leider...



    "Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind."

  • Sicher könnte er auch den einen oder anderen Song auf einem Hocker sitzend singen (so wie im video von She's out of my Life...)- Aber ich glaube, es würde ihm sehr schwer fallen, sich da zurückzunehmen. Singen war das eine, aber Tanzen mindestens genauso wichtig - untrennbar...


    ich denke da an diesen soul train music award, bei dem er mit Remember the Time dabei war. durch das gebrochene bein konnte er nicht tanzen, saß in einem stuhl und hat aber immer und immer wieder versucht, aufzustehen und zu tanzen. in meinen augen war der tanz für michael ganz elementar, auch um seine botschaft ausdrücken zu können.
    ob es den fans "gereicht" hätte, ihn unplugged zu erleben? ein großer teil wäre sicher glücklich damit gewesen, weil man sich wohl nie zuvor so auf ihn allein konzentrieren konnte, ihn so "pur" hatte, aber ein teil wäre auch enttäuscht gewesen. von der reaktion der medien will ich gar nicht anfangen...! ich für mich kann jetzt nur eines sagen: hätte ich JETZT die wahl zwischen einer großen show und einem barhocker mit mikrofon - ich würde mir letzteres wünschen, denn diese magie wäre für mich wohl nicht zu überbieten gewesen.

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    2021 hast Du uns für immer verlassen - trotzdem wirst Du Teil dieser Gemeinschaft bleiben. R.I.P. liebe Titania