Forchheimer stand mit Michael Jackson auf der Bühne
Ehemaliges Teenie-Idol der Gruppe «Construction» blickt zurück
FORCHHEIM - In den 90er Jahren stand Huso Bajric mit seiner Boyband «Construction» zweimal in den Top-100-Charts, vor bis zu 80.000 Zuschauern trat die Gruppe auf. Doch interne Querelen und Probleme mit dem Management führten vor zehn Jahren zum Ende der großen Karriere. Heute tritt Construction in kleinerer Besetzung im Raum Forchheim auf.
Wenn man sich Huso Bajrics Biographie bis zum Jahr 1999 ansieht, könnte man denken, er müsste in einer Villa wohnen: 1991 Vize-Europameister im Streetdance, 1995 ein Plattenvertrag bei Sony Music, innerhalb von zwei Wochen 100.000 CDs verkauft, Vorgruppe von «Kool & The Gang», «Snap», Michael Jackson und anderen Weltstars. Mehrfach berichteten Jugendzeitschriften wie "Bravo", "Popstars" über «Construction». Doch Bajric wohnt nicht in einer Villa, sondern mit Frau und Tochter in einer Mietwohnung in Forchheim-Nord.
Am Anfang waren bosnische Volkstänze
Zuletzt hat er eine Weiterbildung zum technischen Kaufmann gemacht, im Februar oder März wird er wieder bei Siemens anfangen. Huso Bajric tanzt seit seinem fünften Lebensjahr. Als Kleinkind zog er 1975 mit den Eltern von Jugoslawien nach Forchheim. Über bosnische Volkstänze kam er zum Streetdance, vor allem prägte ihn sein Idol Michael Jackson. Mit Freund Helmut Wolf und fünf anderen Tänzern gründete Bajric 1991 die Gruppe Construction, 1995 gelang der Durchbruch.
Mit "What is Love" und "My Heart is Always Open" hatten sie zwei Singles in den Charts, die zweite schrieb «Take-That»-Songschreiber Graham Stack. Im Münchner Olympiastadion trat Construction als Vorgruppe von Michael Jackson auf: «Man denkt immer, nur Frauen flippen aus, wenn sie ihre Stars sehen. Aber dann kam ich mir selber wie eine Frau vor. Ich wollte ihn so gerne berühren.»
Tanzschritte abgeschaut
Trauert Bajric dem Star-Leben heute nach? «Manchmal ärgere ich mich schon», gesteht er. «Wenn ich bedenke, mit was für Tanzschritten die «Backstreet Boys» oder «N‘Sync» Karriere gemacht haben, dann kann ich nur schmunzeln. Sie haben es von uns abgeschaut.» Denn einige Male war Construction mit den genannten Gruppen gemeinsam auf Tournee gegangen. Und damals, meint Bajric, war seine Truppe führend, was Tanz betraf: «Die Backstreet Boys konnten uns nicht das Wasser reichen.» Aber sie vermarkteten sich besser.
Bajric und seine Bandkollegen trainierten jahrelang Choreographien, Geld verdienten andere damit. Aber was war der Grund für den Niedergang der Band? «Irgendwann kam es zum Streit», erinnert sich der 38-Jährige. «Wir haben zwei Jungs aus der Band geschmissen. Aber unser Manager wollte uns nur zu siebt weiter betreuen.» Denn die Zahl 7 war ein Markenzeichen von Construction. Zwei neue Tänzer wurden angeheuert, doch nichts ging mehr. Starallüren, Knebelverträge und Streitereien um Geld und Musikstil vergifteten die Atmosphäre.
Geheimnistuerei um Beziehung
Als es zu Ende ging, war Bajric am Boden zerstört. «Aber meine Familie hat mir wieder Halt gegeben», erzählt er. Damit meint er vor allem seine Frau Violeta, die sich zuvor jahrelang als seine Schwester ausgeben musste. Denn laut Plattenvertrag durften die Bandmitglieder offiziell keine Freundinnen haben. Deshalb sieht Huso Bajric das Ende der Popstar-Karriere auch mit einem lachenden Auge: «Wenn es weitergegangen wäre, hätte ich meine Familie nicht.»
Pop-Szene liefert "Grottenschlechtes"
Denn Violeta, die er kurz nachher heiratete, hätte die Eskapaden des Showgewerbes und die Geheimnistuerei um ihre Beziehung nicht mehr lange mitgemacht. Nun haben sie eine achtjährige Tochter, die auch schon fleißig tanzt und singt. Und die Drei führen ein ganz bodenständiges Leben. In seiner Freizeit spielt Bajric Fußball, Geld verdient er bei Siemens. Der heutigen Pop-Szene kann er wenig abgewinnen: «Es geht nur um Vermarktung. Ein Star wird, wer das richtige Lächeln hat. Dabei ist die Musik oft grottenschlecht.»
Deshalb macht es Bajric nichts aus, heute vor kleinem Publikum aufzutreten. In den letzten Jahren sorgte Construction in Viererbesetzung (Bajric, Helmut Wolf und die Tänzer Ali und Göki) auf dem Burker Weiberfasching für Stimmung. In Zukunft würde Bajric, der Construction als Hobby und Nebenverdienst sieht, gerne im Sommer Open-Air-Konzerte geben.
Am Donnerstag, 11. Februar, tritt «Construction» beim Weiberfasching im Sportheim Effeltrich auf. Eintritt sechs Euro (Abendkasse sieben Euro). Kartenvorverkauf im Sportheim und der Sparkasse in Effeltrich. Beginn ist um 19 Uhr.
Phillip Demling
2.2.2010 12:47 MEZ
Link zur Quelle: http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=1166028&kat=27