Ja, Ironie ist manchmal das Salz in der Suppe.
Man sollte nur aufpassen, wann, wo und wem gegenüber man Ironie anwendet. Vor allem sollte man mit den Fakten bestens vertraut sein. Wenn das nicht so ist, wird aus Ironie leicht mal arrogantes mit Smilies verziertes Geplänkel.
Mir ist dieses Thema, über das wir hier sprechen, zu komplex und zu tragisch, als dass ich ironisch auf die Meinungen und Gedanken der User, die hier schreiben, reagiere. Aber naja, jedem das seine…
@DanielaJackson
@maja5809
Nochmal zum Beitrag von Zodiac:
Hier wird eine persönliche Meinung zum Ausdruck gebracht. Man merkt, dass der User sich Gedanken gemacht hat und mit Herzblut im „Thema“ drin ist. Man spürt auch, dass der Beitrag nicht einfach dahin geschludert wurde, sondern hier sind viele Aspekte zu einem Komplex zusammen geführt worden.
Wenn ich diesen Beitrag lese, kann ich jetzt folgendes machen: Ich kann ihn Satz für Satz, Wort für Wort auseinandernehmen, so als hätte ich einen Aufsatz eines Schülers vor mir, den ich als Lehrer korrigieren müsste. Was dann übrig bleibt, wäre ein Text mit Brüchen, ein Text, der den Eindruck vermittelt, der Leser muss schon einiges wissen, bevor er verstanden werden kann (aber das kann man in einem MJ-Forum ja zumindest minimal voraussetzen).
Ich kann diesen Text aber auch lesen und kann darin drei, vier Säulen erkennen, worum es in diesem Beitrag geht. Der erwachsene Schreiber teilt uns mit:
- Er hat genug vom detailreichen Ausleuchten der persönlichsten Befindlichkeiten, Krankheitsgeschichten, Verhaltensweisen eines sich nicht mehr dagegen wehren könnenden Michael Jackson. Dieses Hervorzerren wird lt. Erklärung von KJ als Wunsch auf Wahrheit und Gerechtigkeit verpackt. Der Wunsch auf Wahrheit und Gerechtigkeit ist ein hehrer, keine Frage. Doch sollte man auch wissen, dass Wahrheit weh tun kann. Drei unmündigen Kindern wurde, ohne dass sie gefragt wurden und absehen können, was das bedeutet, dieser Wunsch aufgepfropft ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Verhalten, dass sich offensichtlich in dieser Familie nie ändert.
- Er nimmt ausdrücklich AEG Live nicht von Schuld aus. Diese Schuld wird aber als moralische und ethische Schuld gesehen und ist (noch) nicht per Gesetz einklagbar. Der Schreiber prangert aber ausdrücklich das Verhalten als „nicht hinnehmbar“ und „unter aller Sau“ an.
- Er benennt CM als Hauptschuldigen, nimmt aber ausdrücklich auch das Verhalten des Opfers kritisch mit auf: Es ist nun einmal so, dass MJ in seinem Leben viele Medikamente genommen hat und ja, ich behaupte, Medikamente auch missbraucht hat. Ich glaube nämlich nicht daran, dass Mike immer nur Medikamente genommen hat um körperliche Schmerzen zu lindern. Er hat sie leider auch genommen um psychische Leiden in den Griff zu kriegen. Und das geht nunmal nicht mit Demerol, Morphine, Propofol etc.
Das einzige, was hier geholfen hätte, wäre eine Therapie, die ihm Wege aufgezeichnet hätte mit diesen psychosomatischen Beschwerden auf adäquate Art umzugehen: Arbeiten mit und an seiner Persönlichkeit im Sinne von Vermeidung destruktiver Verhaltensweisen bspw. Stattdessen hat MJ eine Schar von Ärzten um sich versammelt, die für Geld offensichtlich alles tun. Eine Spirale, die lange vor dem 25.6.2009 und auch lange vor 2005 ihren Anfang nahm und kontinuierlich in die Abwärtsrichtung verlief, natürlich nicht zuletzt eben auch wegen des damaligen Prozesses – keine Frage.
- Zu dem hier geäußerten Satz, braucht man eines Erachtens nichts mehr sagen:
„Ich wünsche dieser lieben, kleinen Seele, dass sie endlich Frieden findet. Und bei den ganzen Schlammschlachten, den Geldsummen, den Streits, der Rufschädigung, und den Leiden seiner Kinder kann von Frieden wohl noch lange keine Rede sein.“
Man muss diesen Beitrag nicht mögen. Man kann auch ganz anderer Meinung sein. Ich für meinen Teil wollte, als ich ihn hier verlinkt habe, damit sagen, dass dieser Beitrag mich sehr berührt hat. Vor allem, weil man merkt, dass er dem Thema angemessen, ohne Ironie auskommt. Er ist ehrlich und authentisch.
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Edit:
Ich habe da gerade etwas sehr wahres gefunden - ich finde das passt auch gut zum Thema:
Zitat
Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht. Dies war es, was ich schon als Jüngling manchmal ahnte, was mich von den Lehrern fortgetrieben hat. Ich habe einen Gedanken gefunden, Govinda, den du wieder für Scherz oder für Narrheit halten wirst, der aber mein bester Gedanke ist. Er heißt: von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr! Nämlich so: eine Wahrheit lässt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken gedacht und mit Worten gesagt werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt der Ganzheit, des Runden, der Einheit. Wenn der erhabene Gotama lehrend von der Welt sprach, so musste er sie teilen in Sansara und Nirwana, in Täuschung und Wahrheit, in Leid und Erlösung. Man kann nicht anders, es gibt keinen andern Weg für den, der lehren will. Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie einseitig. Nie ist ein Mensch oder eine Tat, ganz Sansara oder ganz Nirwana, nie ist ein Mensch ganz heilig oder ganz sündig. Es scheint ja so, weil wir der Täuschung unterworfen sind, dass Zeit etwas Wirkliches sei. Zeit ist nicht wirklich, Govinda, ich habe dies oft und oft erfahren. Und wenn Zeit nicht wirklich ist, so ist die Spanne, die zwischen Welt und Ewigkeit, zwischen Leid und Seligkeit, zwischen Böse und Gut zu liegen scheint, auch eine Täuschung.”
Hermann Hesse - Siddhartha