Zitat von »Daniela Jackson«
Michael ist tot und das hätte nicht sein müssen. Andererseits habe ich aber, wie so Viele dieses Geschenk erst durch seinen Tod erhalten. Und ich bin so dankbar dafür, und heule auch vor Glück.
Ja Michaels TOD war sinnlos und unnötig, aber ich empfinde genau wie du. Es ist ein Widerspruch in sich, aber auch ich habe Michael dadurch erst gefunden und dafür bin ich unendlich dankbar .... mit einer Träne im Auge.
Ja und so war das IMMER in Michaels Leben. All die Skandale hatten NIE nur den alleinigen Effekt, dass sein Ruf darunter gelitten hat, sondern waren zugleich IMMER auch für viele, viele Menschen überhaupt erst Anstoß, auf Michael aufmerksam zu werden und sich erstmals näher mit ihm zu beschäftigen. Michael wusste das auch nur zu gut und hat daher sämtliche Gerüchte selbst ordentlich am Kochen gehalten oder auf die Spitze getrieben und er war darin einfach genial und unfassbar mutig. Er hat damit Diskurse angeregt, die wir nur allzu gern tabuisieren, verdrängen, vermeiden möchten, weil sie uns VIEL zu nahe gehen. Letztlich geht er meiner Meinung nach IMMER auch als triumphaler Gewinner aus all diesen Dingen hervor, denn am Ende stehen alle pervertierenden Berichte, Reportagen und Dokus à la Bashir oder nun Murray als gesellschafts-und kulturkritische Zeugnisse UNSERER Unzulänglichkeit im Raum. Und das ist sehr wichtig, um überhaupt jemals darüber sprechen zu können. Und darüber sprechen sollte die Menschheit, sie sollte sich bis ins kleinste Detail mit Michael auseinandersetzen (und dazu gehört selbstverständlich auch ein negatives Bild!), denn das würde zu neuen Erkenntnissen führen, die in der Tat irgendwann in der Zukunft zu einem grundlegenden Gesellschafts-/Kulturwandel führen könnten. In Wahrheit riss doch nämlich immer er UNS die Maske vom Gesicht bzw. er ließ es uns selbst tun. Die meisten mögen das heute natürlich noch nicht so sehen, was jedoch nichts an der Tatsache ändert. Die meisten Menschen mochten während des Dritten Reichs auch keine Ungerechtigkeit gegen die Juden sehen. Das ist halt so viel einfacher, denn das Leid des Anderen ist so zwar tragisch, aber niemand kann was dafür. Michaels Tod hat sicherlich eine Schweigespirale durchbrochen, Bücher wie die von Vogel oder Stillwater, wie auch objektivere Berichte und Dokus, die nicht nur immer wieder die Schreckgeschichte des sich selbst zerstörenden Freaks wiederholen, waren zuvor praktisch GAR NICHT DA. Sie sind es aber jetzt und führen sicherlich dazu, dass immer mehr Menschen sich damit befassen werden, schon allein deshalb, weil wir selbst zunehmend zu einer Mediengesellschaft werden und damit Michaels Leben und Welt immer mehr teilen, immer besser werden nachvollziehen können. Der Fokus wird sich automatisch auf seine Sicht der Dinge konzentrieren und dann fungieren all die Verleumdungen und Ungerechtigkeiten als Beweis unserer Schuld und dafür, wie dringend wir uns als Weltgesellschaft verändern müssen. Das wird nicht von heute auf morgen geschehen, aber ich denke schon, dass es längst begonnen hat und es bleibt unbreakable. Michael hat der Welt seinen globalen kulturellen Stempel aufgedrückt, Generationen werden in eine Welt geboren, die er geprägt hat, ob es ihnen nun derzeit bewusst ist oder nicht. Ich glaube, Beat Wyss liegt mit seiner Annahme, Michael sei eine Art „Gottmensch des Medienzeitalters“ gewesen, gar nicht falsch. Diese als das anzuerkennen, was sie sind, zieht sich meist über JAHRHUNDERTE hin, denn nichts ist schwieriger, als das Leben und die Welt, die man kannte und gewohnt war, ja als einzig wahre Realität erachtet hatte, plötzlich hinter sich zu lassen, um neu anzufangen. Aber aufhalten lässt es sich nicht mehr, davon bin ich überzeugt. Wohl aber mag es jetzt erst nochmal
richtig hässlich werden, ein vielleicht letztes Aufbäumen gegen das Unvermeidliche. We´re takin´over!