Wenn es um Michael geht, fühle ich mich als beides, alter Hase und auch neuer, jeden Tag.
Ich war knapp 20 als Thriller damals raus kam und als viele meiner Freunde/Freundinnen total auf ihn abfuhren, dachte ich nur "naja, ganz nett", aber konnte die ganze Aufregung nur mäßig verstehen. Schon damals konnte ich mir einiges anhören, von "keine Ahnung von echter Musik" bis " hast wohl Angst vor Zombies". Lauter freundschaftlicher Spott.
Für mich war es dann das "Leave me alone " Video, wo ich dachte " wie geil ist das denn?".
Es hat mich völlig vom Hocker gehauen. Und damit habe ich mein erstes Michael Jackson Album gekauft und es rauf und runter
gespielt. Kurz darauf dann die anderen beiden. Endlich war ich reif genug für "Thriller".
In dieser Zeit hatte ich schon einiges nachzuholen - von den Jackson5 hatte ich immer noch keine Ahnung.
Mit Mitte zwanzig fühlte man sich zu alt für die BRAVO ( die wurde dann heimlich gekauft - unglaublich!),
das Internet gab`s noch nicht und wenn man auch noch mitten im Nichts auf dem Land lebte, waren Informationen Mangelware.
Fanclubs konnte man nur mühselig per Post erreichen.
Aber dann kam Moonwalk und später Dancing the Dream - von Michael persönlich geschrieben und waren heilig.
Soviel wertvoller als der ganze Mist in der Presse.
Auch die Black&White Hefte waren damals unheimlich wichtig für mich.
Dann änderte sich viel, man traf neue Leute, aber aus: "Wie, du bist kein Michael Jackson Fan???" wurde
" Wie, du bist ein Michael Jackson Fan???"
Es tat weh, was mit ihm und aus ihm gemacht wurde.
2005 war furchtbar. Ich hab mich damals völlig abgeschottet, wollte nichts hören und sehen. Ich war mir völlig sicher, es wird bewiesen, dass er unschuldig ist. Etwas anderes gab es in meinem Weltbild gar nicht. Undenkbar.
Ich werde nie die ersten Bilder nach der Urteilsverkündung vergessen: die Frau, die für jedes Nichtschuldig eine Taube frei ließ. Ich war so glücklich für Michael und so dankbar für diese vernünftige Jury, Tom Mesereau und für all
die, die Stunde um Stunde ausgeharrt haben und ihn vor Ort unterstützt haben.
Als 2009 die Konzertankündigung kam, dachte ich "endlich, endlich haben wir ihn wieder, er ist wieder auf der Bühne - alles wird gut"
Für diese Gedanken habe ich mich im Nachhinein oft schuldig gefühlt.
Hat sein Tod mein Fan-Sein verändert ? Ja, hat er. Er hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich wollte wissen was wirklich passiert ist und warum. Alles drehte sich nur noch darum.
Man denkt über verpasste Chancen nach – ich habe ihn nie live gesehen, aus jetzt völlig blödsinnigen Gründen.
Warum bin ich jetzt hier?
Auch wenn wir in der realen Welt die Zeit nicht zurück drehen können, in der virtuellen ist es möglich. Während Michael im normalen Leben weniger und weniger erwähnt wird, hier kann man immer wieder etwas neues, unbekanntes, altes
entdecken.
In all dem was zusammengetragen wird und über das man spricht, lebt er weiter.
Und das soll so bleiben.