Hilal Sezgin:
Durch die Hölle zum Schlachthof
Was, wenn den Menschen aufgrund ihres Verhaltens gegenüber den Tieren niemals vergeben werden kann? Das fragt sich unsere Kolumnistin Hilal Sezgin.
Derzeit ist ein Song in den Charts mit dem Refrain: „Don’t think they could forgive you.“ Manchmal wird er im Autoradio gespielt, während gerade ein Tiertransporter vorbeifährt; die Lüftungsschlitze offen, die rosafarbenen Rücken der Schweine sichtbar, manchmal ihre Rüssel oder Augen. Eigentlich passt es nicht recht zu meinem Glauben an einen barmherzigen Gott, aber ich überlege dann doch, ob die Sängerin vielleicht recht hat: Was, wenn uns das nie vergeben werden kann? Denen, die diese Transporter fahren, denen, die die Tiere schlachten, die sie essen, und uns allen, die wir zulassen, dass diese Tiere auf Erden schon durch die Hölle gingen?
„Ich habe heute meine persönliche Hölle durchlebt“, schrieb auch die 43-jährige Drane Pepaj vor einigen Wochen spätabends auf Facebook. Das war nach dem schweren Unfall eines Tiertransporters auf der A45 bei Friedberg. Ein Reifen war geplatzt, der Lkw stürzte und schlug gegen die Leitplanke; etwa vierzig Schweine wurden herausgeschleudert. Drane Pepaj saß in dem ungefähr vierten Auto hinter dem Transporter. „Einige andere Autos haben sich da noch durchgeschlängelt, durch die Schweine, die da überall standen und lagen. An diesem Tag habe ich so viel Gefühllosigkeit gesehen wie noch nie in meinem Leben“, erzählt sie später.
Feuerwehr und Polizei waren schnell an der Unfallstelle, auch zwei Veterinäre kamen nach einer Stunde. Da hatten Polizisten schon angefangen, schwer verwundete Tiere an Ort und Stelle zu erschießen.
„Die Tiere bluteten und hinkten. Ich habe mal gezählt, 19 Tiere konnten noch stehen, aber die anderen hatten teils gebrochene Beine, sie schleppten sich durch die Gegend, so gut sie konnten. Zwei waren von einer Leitplanke eingeklemmt. Ich habe versucht, sie anzuheben, es ging nicht. Das eine Schwein war von der Leitplanke regelrecht durchbohrt. Andere, die herumlagen, bluteten aus dem Mund, aus der Nase, aus dem After.“
Dranes Schwager hat mit dem Handy ein Filmchen gemacht. Ununterbrochen hört man das Quieken und Schreien von Schweinen. „Das Geschrei war entsetzlich. Es waren ja noch ganz viele Schweine in dem Lkw eingesperrt, der wurde überhaupt erst anderthalb Stunden später geöffnet! Und an dem Tag war es eine Bullenhitze.“
Von der Polizei ist zu erfahren, dass die Schweine in Holland gemästet wurden und zum Schlachten nach Italien transportiert werden sollten. Es ist nicht unüblich, dass Ferkel in einem Bundesland gezüchtet und dann in ein anderes transportiert werden – oder dass sie von Dänemark oder Holland zur Mast nach Deutschland transportiert und zum Schlachten wiederum etliche hundert oder gar tausend Kilometer gefahren werden. Grund dafür sind die Preise für die Aufzucht, die für jedes Ferkel und jedes Schwein bis auf den Cent genau berechnet werden – und die Schlachtpreise. Dazu erklärt mir der Verband der Fleischwirtschaft e. V. (VDF): „Wie bei allen anderen Gütern ist der Preis das zentrale Kriterium für Kauf und Verkauf. Die Schweinepreise in Deutschland liegen in der Regel über denen in den Niederlanden und Dänemark.“
Die Amtstierärztin Veronika Ibrahim berichtete mir vom weiteren Schicksal der Schweine. „Sie kamen in eine große Halle mit Einstreu, Futter und Wasser. Am nächsten Abend wurden sie verladen auf einen Transport zum Schlachthof Mannheim. Ich habe mir die Finger wundtelefoniert, um einen näheren Schlachthof zu finden, aber es ging nicht. Wenigstens mussten sie nicht weiter nach Italien. Viele Tiere hatten Blutergüsse, angeschlagene Gelenke.“
Anscheinend ist Drane Pepaj nicht der einzige Mensch, der den Unfall als Hölle erlebt hat. Ich fragte die Veterinärin nach ihren Eindrücken an der Unfallstelle. „In dem Lkw waren noch so viele eingeklemmte Tiere, die Leitplanke hat sich durch den Lkw gebohrt. Ich habe Fotos gemacht – die möchten Sie wirklich nicht sehen! Diese Bilder verfolgen einen, das wird auch noch einige Zeit so bleiben.“
112 von 200 Schweinen haben diesen Unfall zunächst überlebt. Wurden am nächsten Abend mit Blutergüssen und Verletzungen weitertransportiert, bekamen im Schlachthof noch einmal Futter und Wasser. Am Morgen des darauf folgenden Tages wurden auch sie dann in Mannheim geschlachtet. Verarbeitet. Weiterverkauft. Verzehrt.
http://www.berliner-zeitung.de…of,10809150,28661154.html
Welt-Ei-Tag am 10. Oktober – Kein Grund zum Feiern
Den zweiten Freitag im Oktober nutzt die Geflügelindustrie alljährlich, um den Konsum von Eiern zu bewerben. Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt weist indes auf vegane Alternativen zum Ei hin, die ohne Tierleid hergestellt werden und zudem gesünder sein können.
Die deutsche Bevölkerung verzehrt im Jahr durchschnittlich 217 Eier pro Kopf. Angesichts einiger Studienergebnisse ist dieser Konsum jedoch als problematisch zu bewerten: Bereits geringer Eikonsum könne demnach das Risiko für Krebs, Gefäßerkrankungen und Diabetes erhöhen. Dies führt zusammen mit ethischen Überlegungen dazu, dass Verbraucher vegane Produkte verstärkt nachfragen.
Der Markt für pflanzliche Ei-Alternativen wächst stetig. »Insbesondere seit letztem Jahr steigt das Interesse der Lebensmittelwirtschaft an eifreien Produkten stark an«, berichtet Silja Kallsen-MacKenzie, Leiterin des Bereichs Lebensmittelwirtschaft der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt.
Verschiedene Alternativen zum Hühnerei sind bereits auf dem Markt, neue Produkte wie veganes Rührei werden kostenintensiv erforscht. Das kalifornische Start-Up-Unternehmen Hampton Creek kann dabei auf die finanzielle Unterstützung von strategisch investierenden Milliardären wie Bill Gates bauen. Die pflanzliche Mayonnaise des Unternehmens hat sich bereits auf dem US-Markt etabliert; der Verkauf in Europa läuft derzeit an.
Auch in Deutschland stehen für Endverbraucher und Lebensmittelproduzenten fertige Alternativprodukte bereit, welche die gleichen Koch- und Backeigenschaften aufweisen wie Eier. Firmen wie Orgran werben mit der unkomplizierten Herstellung von Schaummasse und Baiser, während MyEy die drei Varianten Vollei, Eigelb und Eiweiß in rein pflanzlicher Ausführung vertreibt. Daneben bieten sich aber auch alltägliche Lebensmittel als Ei-Ersatz an: In Backwaren etwa können Apfelmus, Bananen oder Leinsamen aufgrund ihrer bindenden Eigenschaften anstelle von Eiern verwendet werden.
http://albert-schweitzer-stift…ber-kein-grund-zum-feiern
Ich bin dabei am 25.10. in Stuttgart.
Berichtest Du dann hier mal, wie es war? *bitt*
Hof Butenland
>>Familienausflug ....
Foto: Jan mit Princessa, Chaya und Colorida<<
>>Farbenfrohe Rush Hour auf dem Kuhdamm:
Colourful rush hour and almost as busy as Pigadilly Circus:<<
>>Nächste Baustelle:
Das wird eine (matschfreie) Auslaufstelle für die Rinder im Winter.
Foto: Jan,Chris und vorne natürlich Merle mit dabei<<
>>„Für einen Bissen Fleisch nimmst du einem Tier die Sonne und das Licht und das bisschen Leben und Zeit, an dem sich zu erfreuen seine Bestimmung gewesen wäre.“
Plutarch
Foto: Marie<<