Das heißt?
Die Kulisse ist zu stark beleuchtet. Das
ist ein Problem, das ich immer mit Michael hatte. Er verlangte, immer
überbelichtet zu sein. Er wollte stark beleuchtet werden, um einige
Details seines Gesichtes zu beseitigen. Das gehörte zu den seltenen,
frustrierenden Dingen, die er mir aufzwang. Er bestand darauf, dass
diese starken Scheinwerfer auf ihn gerichtet waren. Das passte überhaupt
nicht zu dem Licht der Kulisse, dem Konzept des Videos oder der
Stimmung des Songs. Aber er hielt daran fest!
Schätzte Michael das Endresultat?
Er war sehr glücklich als er das fertige Video sah. Wirklich sehr glücklich.
1996
waren wir beim Dreh des Clips Stranger in Moscow dabei, wo wir uns
kennengelernt haben. Welche Erinnerung haben Sie an den Dreh?
Da gibt es viele. Aber diejenige, die mir
jetzt einfällt, ist, als Michael unter dem künstlichen Regen vor der
Bluescreen singt. Während er sang, stampfte er mit dem Fuß auf dem
Boden. Aber so stark, dass der künstliche Asphalt unter seinen Füßen
kaputt ging! Er zerstörte die Kulisse.
Wie kam der Clip zustande?
Ich schlug Michael eine Idee vor und er
nahm sie an. Das lief immer so. Ich schlug ihm nur eine einzige Idee
vor, und falls sie ihm nicht gefallen hätte, hätte ich keine andere
gehabt. Ich hatte also sehr viel Glück, so oft mit ihm
zusammengearbeitet zu haben.
2001
arbeiteten Sie erneut mit Michael, um den Clip zu Cry zu drehen. Das
ist einer seiner unbekanntesten Clips. Wie kam er zustande?
Wir drehten ihn kurz nach dem 11. September
2001. Ich schlug Michael dieses Konzept einer menschlichen Kette vor,
die sich durch alle Länder zieht. Die Idee war die Menschen vereint zu
zeigen. Das Thema passte zu den damaligen Umständen.
Michael
erscheint in der Endversion des Clips nicht. Es wird erzählt, dass er
sich geweigert habe, zu erscheinen wegen des Konflikts, den er zu dieser
Zeit mit Sony hatte.
Nein, das hatte nichts mit Sony zu tun.
Michael sollte eigentlich in dem Video erscheinen. Man sollte ihn in der
Menschenkette sehen, auf den Felsen, in der Mitte des Clips. Wir
drehten diese Sequenz im Norden von Kalifornien und er sollte uns dort
treffen. Das Problem war, dass Michael verängstigt war durch die
Attentatsrisiken nach dem 11. September. Er wollte sich nicht viel
fortbewegen. Der Gedanke, einen Teil von Kalifornien zu durchqueren, um
am Dreh teilzunehmen, machte ihm Angst.
Wie sind Sie mit seiner Abwesenheit umgegangen?
Um ehrlich zu sein, war ich unglaublich
erleichtert, als ich erfuhr, dass er nicht kommen würde! Ich dachte
immer, dass das Video ohne ihn besser laufen würde. Ich fand, dass seine
Anwesenheit in der Menschenkette nicht notwendig war. Erstens, wenn er
da gewesen wäre, hätte es den Verlauf des Drehs kaputt gemacht. Das
Video ist eine Art fortlaufende Bewegung, die der menschlichen Kette
durch verschiedene Orte folgt. Wenn Michael da gewesen wäre, hätte man
einen Augenblick lang bei ihm stehen bleiben müssen. Außerdem wäre der
Clip überbelichtet gewesen und die ganze Beleuchtung des Clips wäre
wackelig gewesen.
Störte sich Michael Jackson nicht daran, nicht im Clip zu erscheinen, obwohl es vorgesehen war?
Um ehrlich zu sein, wollte ich von Anfang
an eine Version des Clips ohne Michael inszenieren. Selbst wenn er beim
Dreh dabei gewesen wäre, hätte ich ihm eine Version ohne ihn gezeigt,
damit er sieht, dass das so besser funktioniert. Und so kam es letztlich
auch. Am Ende des Drehs sahen wir uns und ich zeigte ihm den Clip, so
wie ich ihn geschnitten und ihn mir vorgestellt hatte. Nachdem er ihn
aufmerksam angeguckt hatte, fragte er mich, wann wir seine Sequenzen
drehen würden, um sie dem Clip hinzuzufügen. Genau da erklärte ich ihm
meinen Standpunkt. Ich sagte ihm, dass ich denke, dass es besser wäre,
wenn er nicht im Clip wäre. Wegen der gegebenen Botschaft des Liedes und
des internationalen Kontextes – es war kurz nach dem 11. September,
erschien es mir bescheidener und folglich auch treffender, wenn er nicht
im Clip erscheinen würde. Michael blieb einen Moment lang still, dachte
darüber nach, was ich ihm gerade gesagt hatte. Und dann sagte er mit
viel Bescheidenheit „Okay“. Und die Sache war geklärt.
Was kosteten diese Videos?
Das teuerste war Earth Song mit einem
Budget von 2,6 Mio $. Stranger in Moscow kostete 1,8 Mio. Cry, ich
erinnere mich nicht mehr genau, aber ich glaube, es belief sich auf
ungefähr 1 Mio. Genauso bei Childhood.
Sie
arbeiteten danach ein weiteres Mal mit Michael, am Clip zu One More
Chance, der Ende 2003 in Las Vegas gedreht wurde, aber nie erschienen
ist. Was war das Konzept des Clips?
Das Video spielte sich in einem
Aufführungssaal ab, aber die Rollen wurden getauscht: Das Publikum war
auf der Bühne unter den Scheinwerfern und Michael war im Saal, da wo
sich normalerweise die Zuschauer befinden. Also sollte er singen, um das
Publikum zu überzeugen, damit sie ihm „eine letzte Chance“ („one more
chance“) geben. Er musste sein ganzes Herz einsetzen, sie anflehen,
während er von einem Tisch auf den anderen hüpft und tanzt.
Wie weit waren Sie, als die Arvizo – Affäre losbrach, und der Dreh abgebrochen wurde?
Die Dreharbeiten dauerten tatsächlich nur
einen Tag. Am Abend des ersten Drehtages wurde Michael von der Polizei
festgenommen. Ich habe nie wieder mit ihm gesprochen…
Was hatten Sie schon alles abgedreht?
Wir hatten alle Bilder von Michael von
hinten gedreht wie er zum Publikum singt, das sich auf der Bühne
befindet. Am nächsten Tag wollten wir ihn von vorne filmen.
Haben Sie an anderen Projekten mit Michael gearbeitet, die nicht verwirklicht wurden?
Ich glaube, ich habe Konzepte für zwei oder
drei weitere Clips (vor 2003, Anmerkung der Redaktion) vorgeschlagen,
aber sie wurden nicht angenommen. Ich erinnere mich nicht mehr für
welche Songs, aber meine Ideen waren nicht so gut, deswegen bedauere ich
auch nichts. Das was für mich zählt ist, dass ich das Glück hatte, die
Songs zu inszenieren, die ich wirklich sehr liebe: Earth Song, Stranger
In Moscow und Cry.
Wenige
Regisseure hatten die Gelegenheit, so oft mit Michael Jackson
zusammenzuarbeiten. Welche Erinnerung haben Sie an Ihre Zusammenarbeit?
Mit Michael zusammenzuarbeiten war zunächst
eine riesengroße Freude, weil er mir viele Freiheiten ließ. Er schenkte
mir auch sein ganzes Vertrauen. Mit ihm zu arbeiten, konnte aber auch
aus zwei Gründen sehr schwierig sein. Einmal wegen dieser
Beleuchtungsgeschichte. Es machte mich verrückt, dass er darauf bestand,
immer überbelichtet zu sein. Und zweitens, er kam immer zu spät zum
Dreh, sodass ich nicht mehr genügend Zeit hatte, das zu drehen, was
geplant war und es immer so endete, dass ich meine Unterlagen zerriss
und improvisierte.
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