katholisch: Sonntagskirche | 16.12.2018 08:55 Uhr | Cornelia Schroers
Geschenkverpackung
Guten Morgen!
Seit 15 Jahren arbeite ich als Sozialarbeiterin im Schuldienst. In dieser Zeit habe ich schon
viel erlebt, viel Tolles, aber auch traurige Momente und sogar schockierende. So ein
schockierendes Erlebnis ist ausgerechnet im Advent passiert: Ein Schüler war plötzlich
gestorben. Sie können sich vorstellen, was das mit einer Schulklasse macht.
Mein Kollege Bernd war der Klassenlehrer des verstorbenen Jungen. Natürlich musste auch
er zunächst mit seiner Erschütterung kämpfen, mit der Trauer und damit, wie er mit den
Schülern aus der Klasse darüber sprechen sollte. Das war schwer. Doch dann ist ihm etwas
eingefallen, wie er die Schüler trösten konnte und das gerade weil Advent war. Im Advent
gehört es dazu, dass ich Geschenke aussuche, einkaufe und sie schön verpacke.
Bernd hat seine Schüler gebeten, dass sie ihre Augen schließen. Er hat gesagt: Bald ist
Weihnachten und nun stellt euch mal vor, dass vor euch auf dem Tisch ein Geschenkpaket
steht. In diesem Paket ist das Geschenk, das ihr euch ganz besonders doll gewünscht habt.
Das Geschenk ist schön verpackt und bevor ihr es auspackt schaut ihr euch das Paket noch
einmal ganz genau an. Wie sieht es aus? Ist es in Papier oder Folie gepackt? Welche Farbe
hat es? Ist eine Schleife oder ein Band darum? Seht ihr mit wieviel Liebe und Mühe es
jemand eingepackt hat? Und obwohl Euch die Verpackung so gut gefällt, möchtet ihr es
endlich auspacken! Das tolle Geschenkpapier wird aufgerissen, oder vorsichtig entfernt. Ihr
macht das Paket auf und seht endlich Euer Geschenk.
Mein Kollege hat dann noch einen kleinen Moment gewartet und dann die Schüler gebeten
ihre Augen wieder zu öffnen. „Und? Was war drin?“, hat er sie gefragt.
„Ein neues Handy“, haben einige Schüler geantwortet. Eine PlayStation oder X-Box, ein
Longboard, echte UGG-Boots und eine neue Reithose sind auch dabei gewesen. Die Schüler
sind sich einig gewesen, dass das ganz schön cool wäre solche Geschenke zu bekommen.
„Na, aber was ist denn aus der schönen Geschenkverpackung geworden“, hat mein Kollege
dann eingeworfen. „Naja, die wirft man weg, die braucht man nicht mehr“, hat eine Schülerin
prompt gesagt. Ja und genau so ist das: Egal wie schön die Verpackung war, man braucht
sie nicht mehr, die kann weg.
Mein Kollege hat aus seinem Glauben heraus in dieser Krise eine Erklärung dafür gefunden,
wie unser Leben zu deuten ist und das, was auf uns wartet. Und das ist ein schöner Gedanke
im Advent.
Wir sind nämlich auch irgendwie wie diese toll verpackten Weihnachtsgeschenke. Ok, der ein
oder andere ist mit seiner Verpackung nicht so ganz zufrieden, er wünscht sich vielleicht
einen flacheren Bauch, längere Beine, oder eine kleinere Nase. Aber Gott, der findet uns
wunderschön, denn er hat uns eingepackt. Er hat uns unsere Verpackung geschenkt. So
eingepackt leben wir unser Leben. Und Gott? Der ist voller Vorfreude auf uns. Irgendwann
lassen wir nämlich unsere Verpackung hier zurück, dann kann die weg. Aber wir selbst, wir
bleiben. Wir sind das Geschenk, das Gott gehört und auf das er sich ganz besonders freut.
Wir werden mit großer Vorfreude erwartet.
evangelisch: Kirche in WDR 4 | 17.12.2018 08:55 Uhr | Anne Wellmann
Weihnachtskrippe
Guten Morgen.
Weihnachtskrippen findet man überall auf der Welt. Sie erzählen davon, wie Gott Mensch
geworden ist. Es gibt sie in Hülle und Fülle. Kleine, große, kitschige, moderne, alte, neue,
welche zum Spielen für die Kinder oder edle Sammlerstücke. Aus Plastik, Pappmaché, aus
Holz, Ton oder Porzellan.
Ich hab meine Weihnachtskrippe heute aus dem Keller geholt. Sie ist aus Holz. Beim
Entstauben betrachte ich sie etwas genauer. Plötzlich kommt sie mir komisch vor. Wie eine
Notunterkunft sieht sie so ganz und gar nicht aus. Eher wie ein bayrisches Hotel. Fehlen nur
noch die Geranien.
Irgendwie ist sie zu schön. Zu gemütlich. Zu perfekt.
Und dann noch dieses schneebedeckte Dach. Als ob die 1. Weihnacht eine weiße
Weihnacht gewesen wäre…
Aber wie war denn die echte Weihnachtskrippe damals, in der Heiligen Nacht? Wie könnte
der Ort des Geschehens ausgesehen haben? Ich habe da schon gleich Bilder im Kopf.
Geschneit hat es wohl nicht. Aber kalt stelle ich es mir vor. Und stinkend. Überall liegt
nasses Stroh, dessen Feuchtigkeit in alle Klamotten zieht. Dann der Geruch der Tiere. Ein
bisschen wie im Streichelzoo. Außerdem Lehmboden, Holz, vielleicht ein Feuer. Und genau
da sitzt die Heilige Familie und in dem Futtertrog liegt Gottes Sohn – so stelle ich es mir vor,
weil ich das auf vielen Bildern so gesehen habe. Aber war das so?
Die ersten Krippen, die gebaut wurden, sind näher dran an der echten Krippe Jesu: Sie
waren in eine morgenländische Kulisse eingebettet. In die Heimat Jesu. Flaches Hügelland,
Palmen, Figuren in orientalischer Tracht zieren da die Krippenlandschaft. Später verlegen
die Krippenbauer die Weihnachtsgeschichte in ihre eigene Heimat. Statt in exotischer
Umgebung, findet das Geschehen nun zum Beispiel in einer Berghütte inmitten der Alpen
statt. Und die Figuren tragen die jeweilige regionale Tracht. Ähnlich, wie in meiner Krippe
auch.
Im letzten Jahr hat mich ein Freund auf den Kölner Krippenweg mitgenommen. An über 100
öffentlichen Orten kann man dort Darstellungen der Weihnachtsgeschichte entdecken. Mal
kunstvoll, mal modern interpretiert.
Diese Vielfalt an Krippen hat mich beeindruckt. Zu den Klassikern gehört längst die
Friedenskrippe am Kölner Hauptbahnhof. Hier wird die Weihnachtsgeschichte ins Jahr 1946
verlegt, als die Kölner Altstadt stark zerstört war. Statt der Heiligen Drei Könige bringen
Trümmerfrauen und Kriegsheimkehrer dem neugeborenen Jesuskind ihre Gaben dar.
Dann gab es eine Krippenlandschaft aus bunten LEGO-Steinen. Jugendliche und junge
Erwachsene bauten während der Adventszeit die Krippe immer weiter.
Ich finde das faszinierend: Menschen werden nicht müde, die Geburt Christi immer wieder
neu in ihren Krippendarstellungen zu erzählen und mit ihrer eigenen Lebenswelt zu
verbinden. Wahrscheinlich gehört die Krippe gerade deshalb zu den ältesten
Weihnachtssymbolen. Sie hilft mir, das Wunder der Weihnacht zu begreifen: Gott ist in
seinem Sohn Jesus in die Welt gekommen. Und sie hilft mir, dass ich mich selbst in der
Weihnachtsgeschichte wiederfinden kann.
In dieser Woche vor Weihnachten will ich sie mir genauer anschauen, meine
Weihnachtskrippe. Die Figuren warten darauf, ausgepackt zu werden.
Es grüßt Sie Pfarrerin Anne Wellmann aus Duisburg.
Quelle: Art.: Weihnachtskrippe, Manfred Becker-Huberti, katholisch.de
link:
https://www.katholisch.de/aktu…rd-mensch/weihnachtskripp
e (letzter Abruf 08.12.2018)