Eifersucht kann vieles ändern. Sie schleicht sich in die Gedanken und Gefühle, ins Herz und in den Geist, oft ohne das man es merkt. Und wenn sie das tut, beeinflusst sie unser Handeln, lässt uns besitzergreifend werden, übervorsichtig und gereizt. Unbewusst nimmt man oft eine Verteidigungsposition ein, um das Schützen zu können, was einem so viel bedeutet. Ich glaube, jeder hat das schon einmal gespürt und kaum einer, findet das lustig. Aber es ist ja nicht 'nur' so das es sehr ungemütlich sein kann - Eifersucht kann auch sehr zerstörerisch wirken. Diese zerstörerische Kraft richtet sich aber oft nicht nur gegen das Objekt dass eindringt - sondern auch oft, gegen das, was man eigentlich schützen möchte. Eifersucht kann also wirklich viel anrichten, und wenn man lange genug eifersüchtig ist, kann einen das sogar krank machen.
Meine beste Freundin und ich, wir waren ein Herz und eine Seele, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie war quasi meine bessere Hälfte. Wir wohnten in verschiedenen Ortschaften, telefonierten aber täglich sobald wir frei hatten und waren gegenseitig die ersten Anlaufstellen für alle wichtigen und auch unwichtigen Dinge.
Das lief ziemlich lange so, und eines Abends waren wir beide auf Skype im Chat - bloß schrieb sie nichts, außer sehr sehr dürftige Antworten auf meine Fragen. Ich fragte ob es ihr gut ginge, daraufhin kamen von ihr nur ein Kopfschütteln und ganz viele *inlove*-Smileys zurück. Sie erzählte mir von dem Jungen den sie beim Firm-Essen kennengelernt hatte, und der soooooooo süß war!!!
Ich freute mich wirklich für sie, löcherte sie über ihn und war beinahe mitverliebt, weil sie ja so glücklich war. Und wenn sie glücklich ist, dann bin ich das in der Regel auch. Sie telefonierte verständlicherweise viel mit ihm und wenn das gerade nicht möglich war, weil einer der beiden Unterricht hatte oder schlief (was so ziemlich die einzigen Gründe für Stille zwischen ihnen war) dann flogen Liebeserklärungen in Form von SMS hin und her. Ich fand das so süß und sie war total glücklich - also war ich auch total glücklich.
Doch das ganze hielt 1 Monat, 2 Monate, 3 Monate an, was ja an sich kein Problem gewesen wäre, doch um uns zu sehen musste immer einer von uns mit dem Zug fahren, ein nicht zu kleines Stück, und auf die Dauer ging das ziemlich ins Taschengeld, dazu telefonierten die beiden immer noch pausenlos und so hörte und sah ich nix von ihr, und mir kam das wie eine halbe Ewigkeit vor. Eigentlich freute ich mich natürlich immer noch für sie, aber ich bekam fast nix mehr mit und langsam und unmerklich schlich sich Eifersucht in mein Herz.
Mensch, sie war doch meine beste Freundin!! Wo war sie hin?? Sie hatte kaum noch Zeit für mich.
Ich bin Meisterin darin zu viel in ein Verhalten hinein zu interpretieren, wenn ich Abends im Bett liege spinnen meine Gedanken aus einer kleinen Geste, einem unbedachten Wort oder einfach aus einem 'nicht melden' das Ende einer Freundschaft. In 99% der Fälle hat das nichts mehr mit der Realität zu tun, sondern ist lediglich mein eigenes kleines Drama in meiner Fantasie (die manchmal ziemlich fies sein kann).
Und die Eifersucht, die sich still und leise eingeschlichen hatte und die ich anfangs gar nicht bemerkte, tat ihr übriges. Sie ließ mich unbewußt zu der Überzeugung kommen, das ihr Freund uns unsere Beziehung stahl.
Die Liebe einer Freundschaft und die Liebe in einer Liebesbeziehung, sind so verschiedener Art, man kann sie nicht miteinander vergleichen. Das geht einfach nicht. Doch dank der Eifersucht fing ich unbewusst an - ich merkte das anfangs gar nicht - eben dies zu tun.
Ich wollte sie nicht anrufen, aus Angst, ich würde sie stören oder nerven. Ich wollte aber auch nicht nicht anrufen, aus Angst, sie dächte, ich wolle nix mehr mit ihr zu tun haben.
Ich wollte ihr aus meinem Leben erzählen, was mich bewegte, weil ich Angst hatte, dass sonst wirklich unsere Freundschaft aussterben würde. Ich wollte ihr aber nicht aus meinem Leben erzählen und von dem was mich bewegte, aus Angst, sie zu langweilen.
In meinem Kopf drehte sich alles darum, was ich tun musste oder nicht tun durfte, damit sie mich weiterhin liebte. Die Freundschaft zu ihr gab mir doch so viel, ich wollte sie nicht verlieren!!
Ich glaube, wenn ich noch einige Zeit so weiter gemacht hätte, mit diesem angstgeprägtem Denken und Handeln, wäre unsere Freundschaft wirklich irgendwann gestorben. Denn was ich da praktizierte schnürte jedem Funken Liebe, Vertrauen und Freundschaft die Luft ab.
Eifersucht entspringt aus dem Irrglauben oder manchmal auch dem berechtigtem Glauben, Etwas oder Jemand wolle einem etwas wichtiges und geliebtes wegnehmen. In meinem Fall war es lediglich die Ausgeburt meiner Fantasie und damit Irrglaube.
Eifersucht wirkt auf jeden Fall zerstörerisch, entweder sie zerstört den (vermeintlichen) Angreifer oder aber das oder denjenigen was man eigentlich schützen möchte.
Der eigentliche Ursprung von Eifersucht ist allerdings etwas anderes, nämlich unter anderem das verschrobene Vorurteil, was Liebe denn sei.
Zitat von Zoey
Ja, wir sind eins mit dem Universum, aber um uns in allen unseren Fafcetten zu erfahren, gibt es keine bessere Möglichkeit als das Leben selbst, mit allem, was dazu gehört. Sobald wir aber beginnen, zu denken, dass wir unseren Partner oder unsere Partnerin brauchen, weil wir ohne sie nicht weiterleben könnten, haben wir ein Problem. Dann ist es nämlich keine Liebe mehr, sondern Bedürftigkeit. Und das sind zwei Paar Schuhe. Unser größtes Problem, das wir nicht nur in Liebesbeziehungen haben, besteht darin, dass wir Liebe und Bedürftigkeit andauernd verwechseln! Liebe braucht nichts, Liebe genügt sich selbst.
In meinem Fall war es zwar keine Liebes-Beziehung, aber eine sehr sehr innige Freundschaft.
Vorher genoss ich diese einfach nur. Die Liebe meiner Freundin tat mir gut und ihr tat meine Liebe gut und es war einfach schön. Und alles war gut. Doch als es so schien als ob ich mir ihrer Liebe nicht mehr so sicher sein konnte, merkte ich, dass ich davon abhängig geworden war. Das Ganze hatte sich von Liebe in Bedürftigkeit verwandelt. Ich war unbewusst definitiv der Überzeugung, sie zu brauchen. Und erst daraus enstand meine Eifersucht.
Ich glaube, das ist meistens so - Eifersucht ist einfach ein wunderbares Barometer dafür, ob man dabei ist, sich von etwas abhängig zu machen oder ob man tatsächlich einfach nur rein, pure and simple, liebt. Reine Liebe braucht nicht.
Aber das hatte ich damals vergessen, und das, was ihre Beziehung in mir auslöste hat mich lautstark darauf hingewiesen, es war definitiv nicht zu überhören.