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    22/12/2011


    Joie: Weil wir in dieser Woche Weihnachten feiern, möchten Willa und ich mit unserer Diskussion über die Kindheit und was sie für Michael bedeutete fortfahren. Alles was ich weiß, haben wir alle viele Male während der leidenschaftlichen Reden gehört, die Michael über die Jahre über die Kindheit und die Bedeutung, die diese wertvolle Zeit im Leben unserer Kinder hat, gehalten hat. Aber ich möchte diesen Post mit einem Zitat von Michael beginnen, das ich immer einfach als bezaubernd empfunden habe.


    „Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist, mit Kindern zusammen zu sein, mit ihnen zu reden und zu spielen. Kinder kennen viele Geheimnisse (über die Welt), und es ist schwierig, sie dazu zu bringen, sie zu erzählen. Kinder sind unglaublich. Sie machen eine brillante Phase durch, aber wenn sie dann ein gewisses Alter erreicht haben, verlieren sie es. Meine kreativsten Momente habe ich fast immer, wenn ich mit Kindern zusammen bin. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, kommt die Musik so leicht zu mir wie das Atmen.“


    Ich liebe, was Michael hier darüber sagt, wie Kinder durch eine brillante Phase gehen und viel über die Wunder der Welt wissen. Ich denke, er hat so Recht! Wie ich letzte Woche erwähnt habe, bin ich nie mit eigenen Kindern gesegnet worden, aber ich habe mehrere Nichten und Neffen, die ich anbete, mit Dreien von ihnen lebte ich im selben Haus, seit sie geboren wurden, bis das Jüngste etwa acht oder neun Jahre alt war. Und als sie klein waren, war es einfach der größte Spaß, sie um sich zu haben. Sie sind jetzt alle erwachsen, aber ich habe noch sehr lebhafte Erinnerungen an die Dinge, die sie gesagt haben, Dinge, die so weise und einfach waren oder sehr kreative Dinge, bei denen du dich zurückgelehnt und „Wow“ gesagt hast. Also ich verstehe ganz genau, wovon Michael hier spricht und jedes Mal, wenn ich dieses Zitat lese, bringt es mich zum Lächeln.


    Willa: Joie, ich mag dieses Zitat ebenso, und ich bin froh, dass du damit den Anfang gemacht hast. Ich denke, das trifft es genau im Kern dessen, was Michael uns über die Kindheit versucht hat zu erzählen. Es ist wirklich eine besondere Zeit, und Kinder wissen Geheimnisse über die Welt, die viele von uns Erwachsenen vergessen zu haben scheinen.


    Kinder sind einfach erstaunlich, und sie betrachten die Welt auf eine ganz andere Weise als es Erwachsene tun. Mein Sohn musste vor einigen Wochen einen Aufsatz schreiben, und die Lehrerin machte ihnen dazu keine Vorgaben. Sie sagte einfach „Schreibt eine Kurzgeschichte so schnell ihr könnt, fangt jetzt an …“ Also fingen sie alle an zu schreiben, ohne Zeit zu haben, sich etwas auszudenken oder zu planen, einfach schreiben. Mein Sohn kam nach Hause und erzählte mir darüber, und er sagte, er habe an diese lustige Postkarte gedacht, die vor einiger Zeit in seinem Zimmer hing, eine Karte mit einer missmutigen Katze, die einen Helm aus einer Melonenschale trägt:


    www.mjjackson-forever.com melon-head.jpg
    Joie: Oh mein Gott, das Bild ist bezaubernd!


    Willa: Lustig, nicht? Er schrieb also seine Kurzgeschichte darüber, aber was mich völlig umgehauen hat ist, dass er es aus der Sicht der Melone erzählte. Er sagte, er hätte sich gefragt, wie es wohl wäre, in einem hübschen Feld zu sitzen, die Sonne zu tanken, wenn plötzlich jemand kommt und dich greift, dein Inneres herausschält und dich auf den Kopf einer ziemlich gereizten Katze setzt. Er lachte sich kaputt, als er es mir erzählte, und er steckte mich an. Wer würde sich jemals so etwas ausdenken? Aber Kinder denken ständig quer.


    Als Erwachsene sind wir ziemlich darauf trainiert, die Welt auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu sehen, aber Kinder tun das nicht – wenigstens nicht in dem Ausmaß, in dem wir es tun. Um Michael Jacksons Terminologie zu benutzen, sie sind nicht so „konditioniert“ wie wir, also sind ihre Gedanken flexibel genug, die Welt auf eine erstaunliche Art zu betrachten, zu der die Erwachsenen gar nicht mehr fähig zu sein scheinen.


    Joie: Das ist wirklich traurig, aber sehr wahr. Wie Michael in dem von mir benutzten Zitat sagte, Kinder „gehen durch eine brillante Phase, aber wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben, verlieren sie es“. Und er hat Recht; es scheint, als würden wir alle etwas verlieren, wenn wir die Kindheit hinter uns lassen. Als ob diese geheimnisvolle, magische Verbindung mit dem Licht und der Unschuld, mit der wir alle geboren werden, irgendwie zerbrechen würde.


    Willa: Ich liebe die Art, wie er das ausgedrückt hat, dass Kinder „durch diese brillante Phase gehen“. Aber wir „verlieren es“, wenn wir älter und „konditioniert“ werden, und wir verlieren ebenso viel von unserer angeborenen Kreativität.


    Vor einigen Wochen sah ich eine PBS Dokumentation mit dem Titel Journey oft the Universe von Brian Thomas Swimme und Mary Evelyn Tucker, und fast am Ende der Dokumentation sagte Swimme etwas Faszinierendes. Er deutete an, dass die Entwicklung der menschlichen Zivilisation eventuell in direktem Zusammenhang mit der Kindheit stehen könnte. Menschen haben eine sehr ausgedehnte Kindheit: Es braucht fast 20 Jahre für ein menschliches Kind, seine volle Reife zu erlangen, viel länger als für andere Arten. (Elefanten sind eine weitere Ausnahme – sie brauchen etwa 16 Jahre, um die volle Reife zu erreichen – aber das ist eine Seltenheit in der Tierwelt.) Und Swimme deutet an, dass unsere lange Kindheit ein Hauptgrund dafür sein könnte, dass Menschen dazu fähig waren, Kultur zu entwickeln.


    Ich war davon so fasziniert, dass ich zur Bibliothek ging und mir das Buch von Swimme und Tucker durchlas, und die Theorie ist, dass das Verhalten der meisten Tiere durch „instinktive Reaktionen“ geleitet wird. Allerdings durchlief die menschliche Spezies aus irgendeinem Grund eine grundlegende Änderung, so dass die frühen Menschen anstatt sklavisch instinktiven Reaktionen zu folgen, eine „verhaltensbedingte Flexibilität“ entwickelten. Wie Swimme und Tucker schreiben „eine neue Art von Bewusstsein trat in das Dasein ein, eines das freier und erforschender war“. Aber woher kam diese verhaltensbedingte Flexibilität?


    Swimme und Tucker deuten an, es kam von Kindern und der ausgedehnten Zeitspanne der menschlichen Kindheit: „Für Kinder ist das Ergebnis ihres Verhaltens auf eine Art offen, wie es bei Erwachsenen seltener ist. Dieses jugendliche Verhalten ist leicht zu unterscheiden von den ernsthaften erwachsenen Interessen des Überlebens oder der Fortpflanzung. Sicherlich könne vieles des jugendlichen Verhaltens als Vorbereitung und Übung für ihr späteres Leben verstanden werden. Aber vieles davon steht auch ohne direkten Zusammenhang zu erwachsenem Verhalten. Mit einem Wort, was ihr Bewusstsein oft beherrscht, ist das Spiel. Sie springen und drehen sich; sie erforschen die Welt mit ihren Augen; sie schmecken die Welt mit ihrem Mund; sie gehen viele Arten von Beziehungen aus reiner Neugierde ein. Durch ihr Spiel entdecken sie die Ausgelassenheit, am Leben zu sein“.


    Swimme und Tucker deuten weiter an, dass diese Verspieltheit der Kinder ebenso wie unsere künstlerische Sensibilität zu nichts geringerem geführt hat als zur Entwicklung der menschlichen Zivilisation:


    „Es war diese verhältnismäßige Freiheit vom instinktiven Verhalten … die uns befähigte, uns so grundlegend von so vielen Dingen fesseln zu lassen – vom Feuer, vom Sonnenaufgang, den Wellen des Ozeans, von erotischer Intensität, dem Tod eines Freundes, der Geburt eines Kindes … Sie (die frühen Menschen) sahen das Leben mit einem neuen Blick. Anstatt nur einfach zu reagieren, dachten sie nach. Sie kosteten vom eigentlichen Kern dessen, was es bedeutete, lebendig zu sein. Mit der Entstehung des Menschlichen schuf das Universum einen Ort, in dem die Tiefe der Gefühle konzentriert war und hinterfragt wurde“.


    Mit anderen Worten, Swimme und Tucker glauben, dass die Vorstellungskraft und die „verhaltensbedingte Flexibilität“ der Kindheit zu einem neuen „überreichlichen Bewusstsein“ genauso wie zum Reichtum an Kreativität führte – einem Level an Kreativität, stark genug, um den Aufstieg der menschlichen Zivilisation in Gang zu setzen.

    "This album is also dedicated to my grand-mother,Nicholette Sottile..i love you..your grandson,Michael"


    Ich denke mal, Michael hat Franks Grossmutter "adoptiert"flowers.gif , so wie er auch einige Cousins hatte, die nicht mit ihm verwandt waren biggrin.png .


    In Franks Buch "My friend Michael" steht bei den Fotos neben dem einen Folgendes:


    My grandmother Nicoletta Sottoli with Michael at my parents' house in Franklin Lakes, New Jersey. Michael loved my grandmother, and she loved him. He even went on to dedicate an award to her.


    Joie: Das ist alles sehr interessant, Willa. Und es erklärt diese ungeschickte Phase, die wir alle als Vor-Teens und Teenager durchlaufen. Ich erinnere mich an mein eigenes junges Erwachsenwerden und wie schwierig diese Zeit war. Ich bestand damals nur aus Beinen und Armen und war nicht gerade ein Teil der In-Crowd. Du lieber Himmel! Und es lässt mich an Michael denken und wie schwierig diese Zeit auch für ihn war mit seiner Akne. Er sagte, dass er während dieser Zeit tatsächlich aufgehört hat, in den Spiegel zu sehen, weil er gehasst hat, wie er aussah. Aber wenn wir dem gemäß auf Lacans Modell schauen, hasste Michael vielleicht auch, das Gefühl zu haben, dass andere ihn ansahen, nicht einfach die Art, wie er sich selbst sah. Ich weiß von mir selbst, dass dies sicher der Fall war.


    Willa: Oh boy, Joie, ich weiß genau, was du meinst mit „nur Beine und Arme“. Meine Mutter fing tatsächlich an, mich eine Zeit lang „Grace“ (Anmut) zu nennen, weil ich kaum einen Raum durchqueren konnte ohne über meine eigenen Füße zu stolpern, und ich entwickelte mich von einer der besten Gymnastinnen meines Gymnstikteams zu einer der schlechtesten. Es gibt einen Grund, warum olympische Gymnastinnen tendenziell 12 Jahre alt sind. Ich konnte kaum den Überblick behalten mit diesen langen Armen und Beinen, die ich plötzlich benutzen sollte. Und stell dir vor, wie es für Michael Jackson gewesen sein muss, singen und tanzen zu müssen auf der Bühne mit all diesen Leuten, die jede Bewegung beobachten. Ich rede davon, sich des öffentlichen „Starrens“ überbewusst zu sein – er war das Objekt weltweiter Aufmerksamkeit in einer schrecklich unsicheren Phase seines Lebens. Das muss für ihn eine unglaublich schwierige Zeit gewesen sein, auf vielen verschiedenen Ebenen.


    Ich habe also über all dieses kürzlich oft nachgedacht, besonders in Hinsicht auf Lacans Gedanken zu dem „Starren“ und dem großen Einfluss, den dies für unser Selbstempfinden hat, denn ich denke, für Kinderstars wie Michael Jackson oder Elizabeth Taylor oder Shirley Temple oder Emmanuel Lewis oder Liza Minnelli oder Jane Fonda oder Tatum O’Neal oder Brooke Shields oder Sean Lennon oder Macauley Culkin oder eine Menge der Kinderstars, mit denen Michael Jackson während seines Lebens befreundet war, passiert dieser Prozess viel zu schnell und viel zu intensiv, und das ist extrem schmerzlich. Kinderstars sehen sich selbst nicht nur im Spiegel, sondern auch auf Filmleinwänden und auf Tabloidfotos – nicht nur reflektiert in den Augen der Eltern und Großeltern, die sie lieben, sondern auch in den Augen der bissigen Kritiker, die sie vielleicht nicht mögen oder des Publikums, dass ihrer vielleicht zunehmend müde wird und sich gegen sie wendet.


    Macauley Culkin sprach über den Druck, ein Kinderstar zu sein in einem Interview über seine enge Beziehung zu Michael Jackson:


    „Ich kann unsere Freundschaft beschreiben, und ich kann Michaels Verbindung zu Kindern beschreiben, aber ganz egal, was ich sage, du kannst es niemals verstehen. Solange du nicht das durchgemacht hast, was Michael und ich durchgemacht haben, kannst du dir einfach nicht vorstellen, wie es ist … Wir verstehen einander, weil wir beide da gewesen sind.“


    Ich glaube, dieser intensive Druck und diese intensive Bewusstsein des öffentlichen „Starrens“ ist ein großer Teil dessen, über das Michael Jackson sprach, wenn er sagte, er habe seine Kindheit verloren. Es ist nicht einfach nur, dass er keine Zeit zum Spielen hatte, sondern dass er zu einem gewissen Grad die Fähigkeit zum Spielen verloren hat – das Leben auf eine sorgenfreie Weise zu erfahren ohne sich ständig fragen zu müssen, was andere Leute von ihm denken – und wenn du einmal so unsicher geworden bist, kannst du es niemals wirklich abschütteln. Es ist eine Einbahnstraße, und Kinderstars sind gezwungen, dies zu früh und zu intensiv zu erfahren. Denk dran, Michael Jackson begann im Alter von fünf Jahren aufzutreten und hatte einen Vertrag mit Motown mit zehn Jahren, und Motown erzog ihn und seine Brüder sehr gründlich dazu, immer passend zu handeln und zu antworten, denn die Öffentlichkeit beobachtete ihn immer, und sie drillten sie mit Übungen, wie sie reden, sich kleiden und sich benehmen sollten, so dass die Öffentlichkeit sie auf eine positive Art wahrnehmen und sie mögen würde.


    Als Erwachsener sagte Michael Jackson, dass er gern mit Kindern zusammen sei, weil sie nicht über ihn urteilten, weder positiv noch negativ. Sie akzeptierten ihn einfach und spielten mit ihm, und er konnte diese schmerzliche Unsicherheit eine Zeit lang vergessen. Wenn er mit Kindern zusammen war, konnte er etwas Annäherung an diese Erfahrung der Kindheit zurückerlangen, die er zu schnell verloren hat. Und ich denke, dass er erbittert versuchte, seine Kinder davor zu bewahren, ihre Kindheit auf dieselbe Art zu verlieren wie er seine.


    Joie: Ich glaube du hast Recht; er versuchte extrem hart, seinen Kindern die sorgenfreie Kindheit zu geben, die er vermisste, und dieser Prozess der Selbsterfahrung passiert zu schnell und zu brutal für Kinderstars.


    Du weißt, Paris war in den vergangenen zwei Wochen oft in den Nachrichten seit verkündet wurde, dass sie ihre erste Filmrolle in einem Film namens Lundon’s Bridge and the Three Keys bekommen hat. Und jedes Mal, wenn ich Neuigkeiten auf der MJFC Website darüber poste, kann ich nicht anders, als an Michael denken und mich zu fragen, wie er über sein einziges kleines Mädchen fühlen würde, sein Baby, dass er so sehr vor der Härte der Unterhaltungsindustrie versucht hat zu beschützen, das plötzlich so unbedacht ins Scheinwerferlicht tritt in einem so jungen Alter. Ich weiß, er würde so stolz auf sie sein wegen ihrer Leistungen; aber ich denke auch, dass ein Teil von ihm bei dem Gedanken zusammenzucken würde.


    Willa: Ich weiß, was du meinst, Joie, obwohl ich erinnere mich, dass er ausdrücklich irgendwann gesagt hat, dass er seine Kinder nicht dazu drängen würde, Künstler zu werden, aber wenn es etwas wäre, was sie selbst gern möchten, würde er sie lassen. Es ist immer so schwierig für Eltern, das Gleichgewicht zu finden, um ihre Kinder zu beschützen und sie zu unterstützen, damit sie sich selbst entwickeln und neue Dinge ausprobieren können. Du hasst es zu sehen, wenn sie verletzt werden, aber wenn du sie niemals das Risiko Fehler zu machen eingehen lässt, dann werden sie nie lernen, wozu sie wirklich fähig sind und sie werden niemals ihr volles Potential ausschöpfen. Also musst du deine Kinder sich selbst an die Grenzen gehen lassen, um zu erfahren, was sie tun können – und vielleicht gehen sie zu weit und machen auch Fehler – aber du möchtest sie auch beschützen und alles tun, was du kannst, um ihnen zum Erfolg zu verhelfen. Es ist eine ständige Verhandlung. Und ich stelle mir vor, dass es für prominente Kinder umso schwieriger ist, weil ihr Erfolg und ihre Fehler so öffentlich sind und die Messlatte so viel höher gesteckt ist.


    Joie: Ja, es war während seines Interviews mit Barbara Walters direkt nach dem Tod von Prinzessin Diana, dass er diese Bemerkung machte. Und er sagte während dieses Interviews auch, dass er sehr sichergehen würde, dass seine Kinder genau verstehen, auf was sie sich einlassen, wenn sie sich entscheiden, diesen Weg zu gehen. Nur dass er nicht mehr hier ist, um ihnen zu helfen und ihnen zur Seite zu stehen, und das macht mich aus vielen Gründen so traurig.


    Aber ich verstehe, was du darüber sagst, in einer ständigen Verhandlung zu sein. Ich habe niemals ein Kind aufgezogen, aber ich kann mir vorstellen, wie dein Herz einfach für sie bluten würde, wenn du sie beobachtest, wie sie arbeiten und sich anstrengen und kämpfen, um ein Ziel zu erreichen, was immer das Ziel sein mag. Und Paris ist solch ein wunderschönes Mädchen, sie wirkt wie eine sehr kluge, sehr begabte junge Dame auf mich. Und es scheint, als habe sie Daddys Ausstrahlung und seinen Charme geerbt, also bin ich sicher, sie wird es gut machen. Und nochmal, ich weiß, Michael wäre unglaublich stolz auf sie.



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    Joie: Das stimmt, sie dachten, es sei ein Spaß, als sie klein waren. Aber für mich war es schon immer die klügste und einfühlsamste Sache, die er jemals für sie tun konnte. Du hast erwähnt, dass die Masken die Identität der Kinder vor möglichen Kidnappern schützte – und dass war die Erklärung, die ursprünglich von Michael und von Debbie gegeben wurde, als die Kinder sehr jung waren. Aber wissend, dass Michael üblicherweise eine sehr gesunde und logische Begründung für jede vermeintlich verrückte Sache hatte, habe ich immer vermutet, dass mehr als das dahinter steckt.


    Im Grunde war Michael vollkommen bewusst, dass seine Kinder Gefahr liefen, wie er ihr Leben in einem Goldfischglas zu leben, einfach weil er ihr Vater war. Also bedeckte er im Bemühen darum, ihrem Leben einen winzigen Anschein von Normalität zu geben, ihre Gesichter, wenn sie mit ihm in die Öffentlichkeit gingen. Und das war eine brillante Entscheidung, denn wann immer sich die Kinder ohne ihn in die Öffentlichkeit hinauswagten – was sie häufig mit der Nanny taten – trugen sie keine Masken. Sie mussten es nicht, denn niemand wusste, dass sie seine Kinder waren! Michael verstand, dass es für die Paparazzi schwer sein würde, seine Kinder zu verfolgen, wenn sie nicht wussten, wie seine Kinder aussahen, also ging er sicher! Aber jeder blieb hängen an der „bizarren“ Art, in der diese Kinder aufgezogen wurden und sie hinterfragten Michaels erzieherische Fähigkeiten. Aber währenddessen sah niemals jemand einen Schnappschuss von Prince oder Paris auf einer Titelseite der Tabloidpresse, oder? Ich meine, muss die Welt wirklich wissen, was die dreijährige Suri Cruise trägt oder wer der Spielkamerad von Shiloh Jolie-Pitt ist? Verschon mich damit! Michael hatte einen sicheren Scharfsinn, wenn es darum ging, die Privatsphäre seiner Kinder zu schützen und ich denke, es war eine erstaunlich kluge Sache. Bis die Leute irgendwann die Aufmerksamkeit auf die Nanny lenkten und sie beobachteten und Bilder von ihren Gesichtern nach außen sickerten, und sogar da war es sporadisch das Beste.


    Und ich mag, was du gesagt hast über die Kommentatoren, die bemerkten, wie geerdet und vernünftig Michaels Kinder sind, und ich stimme dir komplett zu. Das ist kein Zufall. Kindern muss Respekt und Freundlichkeit beigebracht werden, und das hat Michael wirklich getan. Seit seinem Tod haben wir Bericht für Bericht von verschiedenen Menschen darüber gehört, wie wahrhaft unverbildet Prince, Paris und Blanket sind, und das sagt eine Menge über Michael Erziehungsfähigkeiten aus. Du weißt ja, in seinem Buch sagt Frank Cascio eine Menge über Michael als zupackendem Vater, der seine Kinder richtig aufzieht – dass er sogar zeitweise die Nanny weggeschickt hat, um selbst für sie zu sorgen. Es war offensichtlich sehr wichtig für ihn.


    Willa: Stimmt. Er näherte sich dem Vatersein auf eine bedachte und wohlüberlegte Art, so wie er sich den meisten Dingen, die er tat, annäherte. Du weißt ja, Michael Jackson hatte eine unglaublich ausdrucksvolle Stimme mit einer erstaunlichen Bandbreite, Timbre und Struktur, aber es gibt auch andere Sänger mit schönen Stimmen. Er war auch ein wundervoller Tänzer, der eine ganze Generation von jungen Tänzern inspiriert hat, aber noch mal, es gibt auch andere Tänzer, die ihre Körper in etwa so wie er bewegen können. Er war ein innovativer und intelligenter Filmemacher, andere mögen nicht dieselbe Vision haben wie er, aber es gibt auch andere intelligente und innovative Filmemacher.


    Aber für mich ist das, was Michael Jackson von jedem anderen Künstler abhebt, seine enorme Empathie für jene, die keine Stimme haben (und wie Julie vor einigen Wochen kommentierte „Kinder sind immer in jeder Kultur der Welt die Menschen gewesen, die am wenigsten Stimmen haben und am Rande stehen“) und seine immense emotionale Intelligenz. Er konnte ein Publikum wie kein anderer berühren, weil er einen tiefen psychologischen Einblick in das Wirken der menschlichen Herzen und Gedanken hat. Und wir sehen diese emotionale Intelligenz in der wohlüberlegten Art, wie er seine Kinder aufzog.


    Ich muss mal für eine Minute vom Thema abschweifen, aber ich denke, es ist wichtig. Es gab da einen französischen Psychoanalysten und Theoretiker mit Namen Jacques Lacan, der ein neues Modell der menschlichen psychologischen Entwicklung erschlossen hat. Seine Gedankengänge sind ziemlich kompliziert und ich bin auf keinen Fall ein Lacan Schüler, aber wie ich es verstanden habe, ist ein Aspekt seines Modells, dass unsere Persönlichkeit geformt wird durch eine Reihe von Verlusten.


    Der erste ist der Verlust der Mutter oder einer anderen primären Bezugsperson. Wenn wir geboren werden, ist unsere Welt undifferenziert, ohne Grenzen oder Begrenzungen. Wir wissen nicht, dass wir eine Person sind – wir wissen nicht, wo „Ich“ als Person endet und „Du“ als Person anfängt – wir erfahren die Welt einfach als einen Nebel von sinnlichen Eindrücken: Ich bin warm, ich bin kalt, ich bin hungrig, ich werde gefüttert, ich bin nass, ich bin trocken, ich bin zufrieden, ich bin unzufrieden. Außer, es gibt kein „Ich“ – nur Empfindung.


    Stufenweise wird dem Kind bewusst, dass seine oder ihre Mutter ein von ihm getrenntes Wesen ist, eine separate Einheit. Das ist ein grundlegender Moment ist der Entwicklung des Kindes und hilft dabei, den Sinn des Kindes für seine eigene Identität in Gang zu setzen. Aber es ist auch ein riesiger Verlust, denn wenn deine Mutter getrennt von dir ist, bedeutet das, dass sie weggehen und dich verlassen kann. Also ruft dieser Verlust Angst genauso hervor wie Identität.


    Der zweite große Verlust ist der Verlust einer einheitlichen Wahrnehmung der eigenen Person, obwohl es kompliziert ist, denn die Wahrnehmung des Selbst formt sich immer noch. Aber wie ich es verstanden habe, weist Lacan darauf hin, dass zwischen dem 6. und 18. Lebensmonat ein Baby zum ersten Mal in das Spiegelstadium eintritt. Dieser Spiegel kann tatsächlich ein Spiegel sein oder auch der Blick der Mutter oder des Vaters oder einer anderen Bezugsperson, aber auf viele verschiedene subtile Arten werden sich Babies in diesem Alter ihrer selbst bewusst, wenn sie sich in Spiegeln und in den Gesichtern und Gedanken jener, die um sie herum sind, reflektieren, und dies erzeugt eine gewaltige Freude genauso wie auch Angst, und eine weitere Stufe des Bewusstseins.


    Dieser Prozess beginnt im Säuglingsalter und setzt sich bis zu einem gewissen Grad durch unser ganzes Leben fort und Lacan deutet an, dass der „Blick“ und unser Bewusstsein, wie wir von anderen Leuten wahrgenommen werden, sehr wesentlich für unsere psychologische Entwicklung ist. Mein Sohn ist 13, und ich sehe eine neue Unsicherheit in ihm, die er nicht hatte, als er jünger war. Eine Freundin in seinem Alter war ein sehr selbstsicheres kleines Mädchen, aber nun geht sie durch diese ungeschickte Phase, in der sie schmerzlich unsicher ist. Tatsächlich scheint es so, dass die Unbeholfenheit von Teenagern nicht nur durch ihren sich verändernden Körper hervorgerufen wird, sondern auch durch das wachsende Bewusstsein, dass andere Leute sie ansehen. Es ist so, als würden sie ein doppeltes Bewusstsein entwickeln – eine wachsende Wahrnehmung darüber, wie andere sie sehen neben der Wahrnehmung, wie sie sich selbst sehen und erfahren. Wie der Verlust der Mutter ist dieser Verlust der einheitlichen Wahrnehmung des Selbst sehr schmerzlich, aber es ist ein Verlust, der einem zu seiner Identität verhilft und ebenso Angst hervorruft.

    Hast du meine Kindheit gesehen?
    (Have You Seen My Childhood?)
    14/12/2011


    Joie: Am vergangenen Wochenende haben Willa und ich uns in Las Vegas getroffen, um uns die Cirque de Soleil IMMORTAL Show anzusehen und währenddessen konnten wir nicht anders, als über Michaels Kinder nachzudenken, jeder für sich aus ganz eigenen Gründen. Die Kinder waren in meinen Gedanken, weil sie kürzlich in den Schlagzeilen waren, als sie sich die Show angesehen hatten, und Willa dachte über sie nach, weil Vegas der Ort ist, an dem Martin Bashir sie getroffen und für seine berüchtigte „Dokumentation“ gefilmt hat. Und bevor wir nach Vegas fuhren, hatten wir schon entschieden, dass wir über Michaels Gedanken über die Kindheit in unserem Post zu Weihnachten sprechen wollten – es passt einfach irgendwie. Also möchten wir diese Woche, wo wir sowieso schon über Kinder nachdenken, und Michaels Kinder im Besonderen, unsere Gedanken zu diesem Thema weitergeben.


    Willa: Obwohl dies ein schwieriges Thema für uns ist, denn es ist für uns beide sehr wichtig, die Privatsphäre der Kinder zu respektieren. Zur gleichen Zeit aber war das Thema Kindheit – seine eigene ihm entgangene Kindheit besonders – ein sehr wichtiges für ihn, und wir können durch seine Rolle als Vater einen Einblick darin gewinnen, was Kindheit für ihn bedeutet. Also balancieren wir diese Woche sozusagen auf einem Drahtseil und versuchen darüber in einer Art zu sprechen, die uns einige dieser Gedanken verdeutlicht, ohne zu persönlich zu werden und ohne zu sehr in die Privatsphäre einzudringen.


    Joie: Das ist so lustig, Willa. Du sagst, wir balancieren auf einem Drahtseil und ich stell mir dich und drei kleine Babyelefanten auf einem Drahtseil vor, die versuchen miteinander zu tanzen! Ich mag das Bild, wie süß! Aber im Ernst, es ist aus mehreren Gründen sehr wichtig, ihre Privatsphäre zu respektieren. Vor allem aber, weil Michael es gewünscht hätte.


    Willa: Also ich möchte nicht zu sehr in persönliche Angelegenheiten eindringen, aber es gibt da eine Szene in Martin Bashirs Dokumentation, in der er uns erzählt, dass er Michael Jacksons Kinder treffen wird, und um ehrlich zu sein, sobald ich das gehört habe, habe ich mich vor dieser Vorstellung gefürchtet. Ich habe das Interview auf YouTube abspielen lassen und habe tatsächlich den Pause-Button gedrückt, so dass ich mir ein Glas Wasser holen und mich innerlich darauf vorbereiten konnte. Von dem, was wir von Bashir in der Dokumentation zu sehen bekommen, ist er unglaublich voreingenommen / wertend ((Die (Zimmer-) Decke ist geschmacklos, die Vase ist zu teuer, deine Lippen sehen „ganz anders“ aus als früher usw. usw.)). Es scheint so, als könnte er nichts betrachten, ohne darüber zu urteilen, meistens auf ziemlich oberflächliche Art, also du weißt ja, wie dieses Treffen ablief. Er unterzog diese jungen Kinder seiner Bewertung (du bist so hübsch und niedlich, dein Haar ist so blond, du siehst deinem Vater gar nicht ähnlich) und sie fühlten sich befangen, peinlich berührt und seltsam, und genau das hatte ich befürchtet. Ich hasse es, wenn Kinder in für sie unangenehme Situationen wie diese gebracht werden, und ich bin ganz ehrlich, ich war enttäuscht von Michael Jackson, dass er dies erlaubte. Ich denke, es war eine schlechte Entscheidung.


    Joie: Ich war auch von ihm enttäuscht, wegen der ganzen „Dokumentation“. Ich kann einfach nicht verstehen, wie er sich von diesem Widerling so einwickeln lassen und einen derartigen Zugang zu seinem Leben zulassen konnte, zu seinen Kindern … es dreht sich mir der Magen um, wenn ich darüber nachdenke, wie sich das alles abgespielt hat und natürlich, wozu diese ganze Verbindung mit Bashir letztendlich geführt hat.


    Willa: Die ganze Dokumentation ist sehr schwer anzusehen, und wenn ich nicht das Buch geschrieben und das Gefühl gehabt hätte, ich müsste es ansehen, dann hätte ich es nicht getan – besonders als Bashir verkündet, er wird die Kinder filmen. Ich musste wirklich für eine Minute weggehen. Also bin ich aufgestanden und trank etwas Wasser, kam zurück an meinen Computer, drückte auf Play und sah mir mit Beklemmung an, wie Bashir Michael Jacksons zwei ältere Kinder traf, die zu der Zeit drei und vier Jahre alt waren.


    Aber es entwickelte sich nicht so, wie ich es erwartet hatte. Es gab eine Überraschung: Die Kinder trugen Masken. Bashir sagt zu Prince „Das ist eine wirklich tolle Maske“ (ein Werturteil, natürlich – Bashir ist so wertend) und Prince antwortet mit aufgeregter Stimme „Es ist ein Schmetterling!“ und sie haben ein Gespräch über Prince’s Maske. Für mich ist das, was mich am meisten beeindruckt hat an dieser Szene, dass Prince völlig ungezwungen mit Bashir redet. Er scheint überhaupt nicht befangen zu sein oder verunsichert, denn Bashir fällt kein Urteil über ihn oder seine Erscheinung, sondern über die Maske, die er trägt. Ich sah die Szene und dachte, Michael Jackson war der weiseste Vater, den die Kinder, die in solch ein öffentliches Leben hineingeboren wurden, überhaupt haben konnten.


    Viele Kommentatoren haben darüber gesprochen, wie vernünftig und geerdet seine Kinder sind, und fügten typischerweise hinzu, wie selten prominente Kinder so ausgeglichen wie sie sind. Und es scheint mir offensichtlich zu sein, dass dieses starke Selbstgefühl kein Zufall ist. Eher, dass sie einen fürsorglichen Vater hatten, der wusste, was es bedeutet, im grellen Scheinwerferlicht aufzuwachsen, und er beschützte sie, so gut er konnte. Und ich persönlich denke, diese Masken waren die gütigsten Dinge, die er jemals für sie getan hat. Diese Masken schützten ihre Identität vor Kidnappern, aber sogar noch wichtiger, schützten sie ihre Psyche vor den zudringlichen Kommentaren solch unsensibler Menschen wie Martin Bashir.


    Joie: Weißt du, Willa, ich bin so glücklich, dass du das angesprochen hast, denn dies ist etwas, das ich schon eine sehr lange Zeit empfinde. Die allgemeine Öffentlichkeit – und ganz sicher die Medien – haben immer versucht, daraus so eine seltsame und bizarre Sache zu machen. Manche sind so weit gegangen, es sagen, es sei grausam von Michael gewesen, seine Kinder zu zwingen, die Masken oder Schleier über ihren Gesichtern in der Öffentlichkeit zu tragen.


    Willa: Obwohl seine Kinder gesagt haben, sie dachten, es sei Spaß und sie hätten Vergnügen daran gefunden, verschiedene Masken auszuprobieren.

    Kommentar von Sylvia , 08/12/2011
    http://dancingwiththeelephant.wordpress.com/


    Es wurde der Punkt erwähnt, dass die Brasilienversion von TDCAU nicht so ausdrucksstark sei wie die Gefängnisversion. Ich mag die Gefängnisversion sehr, aber ich finde die Brasilienversion genauso ergreifend. Um zu erklären warum, zitiere ich aus einem in Kürze erscheinenden Kapitel, das ich über Michael Jacksons über/nationale Identität schreibe und wie er seinen verstreuten afrikanischen Wurzeln Tribut zollt.


    „Brasilien ist gemäß dem Historiker Gerald Horne eines der ‚zwei großen Sklavenimperien des 19. Jahrhunderts’ neben den USA; um 1850 herum wurden geschätzte 4,5 Millionen versklavte Afrikaner nach Brasilien verschifft (Zitat: Horne 2007, 2.). Als ergreifende Spiegelung von Jacksons Verbundenheit zu seinen amerikanischen und afrikanischen Wurzeln wurde als einer der Drehorte für das brasilianische Musikvideo Pelourinho in der Innenstadt von Salvador gewählt. Von 1600 bis 1800 war Salvador ein Bestimmungsort für den Verkauf von Sklaven aus Afrika, und Pelourinho (bedeutet „pillory“ = Pranger, Schandpfahl) ist der Ort, an dem afrikanische Sklaven ausgepeitscht, gequält, verkauft wurden und sogar starben (Zitat: Ramos 2010, 69). Pelourinho ist heute eine Stätte des UNESCO Welterbes. Ebenso nutzte Jackson für sein Video Brasiliens berühmte Schwarze Drum Group Olodum und ihre rot-gelb-grün-schwarze Kleidung reflektierte ihre afrikanische Herkunft, der sie mit ihrem Trommeln Tribut zollten (Ramos 2010, 69). In dem Video tanzt Jackson genau an dem Ort, an dem den afrikanischen Sklaven einst ihre Freiheit genommen wurde, ihr Leben; dies ist ein künstlerischer Akt der Verehrung und Rückforderung. Seine Performance wird begleitet von den Mitgliedern von Olodum, deren Farben auch Jackson trägt, um sein Eintreten für ihren Standpunkt deutlich zu machen. Jackson wuchs als Mitglied einer Gemeinschaft auf, die für mehrere Jahrhunderte gesetzlich, politisch und sozio-ökonomisch an den Rand der USA gedrängt wurde und in Verbannung lebte, und die Prägung dieser vielschichtigen Geschichte hat seinen künstlerischen Ausdruck nie verlassen, sogar dann nicht, wenn er seine individuellen Reisen unternahm.“

    Joie: Richtig, es ist nicht einfach ein Schwarz-oder-Weiß-Thema und während ich glaube, dass die Gefängnisversion das bessere Video für diesen Song ist, beleuchtet die Brasilienversion die Tatsache, dass es nicht streng um Rasse geht. Es geht um die universellen politischen Themen der Armut, Unterdrückung und um den Missbrauch der Menschenrechte. Und warum ist es so, dass die drei immer zusammen erscheinen?


    Willa: Das ist eine gute Frage.


    Joie: Das Video wurde im Elendsviertel von Dona Marta gedreht und Berichten zufolge gab es dort über 1500 Polizisten und 50 als Security tätige örtliche Einwohner, um die gewaltige Menschenmenge unter Kontrolle zu behalten, die dort hinkam, um den Filmaufnahmen zuzusehen. Die Regierung war massiv dagegen, dass das Video dort gedreht wurde und ein Artikel in der New York Times vom Februar 1996 sagt warum:


    Ungeklärtes Abwasser fließt die Berge hinunter, sendet betäubenden Gestank wie einen Fluch in die Umgebung. Drogendealer stehen an Kontrollpunkten entlang den gewundenen Straßen. Dies ist die Favela oder der Slum am Abhang, den Sänger Michael Jackson als Kulisse für sein Musikvideo They Don’t Care About Us nutzen will. Seit bekannt ist, dass die Armut hier benutzt werden soll als ein internationales Abbild städtischer Misere hat sich eine emotionale Debatte entzündet, die die „Wundervolle Stadt“ (Marvelous City), wie Rio gern genannt wird, teilt.


    Ein „internationales Abbild städtischer Misere“. Das ist ein ziemlich starker Ausdruck, aber es ist vollkommen korrekt.


    Willa: Es ist vor allem auffallend, wenn man es mit der „Wundervollen Stadt“ vergleicht, die die Touristen zu sehen bekommen.


    Joie: Ein „internationales Abbild städtischer Misere“ ist genau das, zu dem diese Szenen aus dem Brasilienvideo geworden sind, indem sie einen Blick auf die Armut und Unterdrückung freigeben. Weißt du, Michael war wirklich gut darin, dir solche „Schläge ins Gesicht“ zu geben in seiner Musik mit Songs wie Earth Song und They Don’t Care About Us, und sowohl das Brasilien-, als auch das Gefängnisvideo sind „Schläge ins Gesicht“ anstatt nur musikalisch.


    Willa: Das ist ein wirklich guter Punkt, Joie, denn es scheint mir, dass sowohl psychologische als auch institutionelle Unterdrückung und die vielen Formen der Vorurteile – speziell Rassenvorurteile – ein zentrales Thema quer durch Michael Jacksons Gesamtwerk darstellen. Aber er spricht es nicht immer auf dieselbe Art an. Tatsächlich nutzt er einige verschiedene Herangehensweisen.


    Zuerst mal gibt es da die wirklich sexy Videos von Don’t Stop til You Get Enough bis zu In the Closet, wo er als Sexsymbol dargestellt wird, was relativ neu und ein provokatives Konzept für einen Schwarzen Entertainer war, speziell für einen Entertainer mit Cross-Over-Appeal. Es gab Sidney Poitier, aber der war immer ziemlich zugeknöpft. Ich kann ihn mir einfach nicht vorstellen, wie er sein Shirt aufreißt, so wie Michael Jackson es macht in Dirty Diana oder Come together. In all diesen „sexy“ Videos gibt es das Rassenthema, ob er will oder nicht – obwohl ich immer das Gefühl habe, dass er genau gewusst hat, was er tat. In diesen Videos gibt es das Rassenthema, weil er der ist, der er ist und wegen des Rolle oder der Person auf der Leinwand.


    Es ist bedeutungsvoll, diese Art von Videos endet abrupt nach 1993. Für mich schien er immer ein wenig zurückhaltend, sich selbst überhaupt als Sexsymbol darzustellen, obwohl er es sicherlich schrecklich gut hinbekommen hat, wenn er es denn wollte. (Ich denke an Don’t Stop til You Get Enough in diesem Moment. Ich liebe den Song …) Aber nach 1993 begibt er sich selbst nicht mehr in diese Rolle. Die einzige mögliche Ausnahme ist You are not alone, aber da ist er mit seiner Ehefrau und die Stimmung ist ganz anders, und in meinen Augen steckt dahinter ein völlig anderer Gedanke.


    Joie: Okay, also ich muss sagen, dass ich da komplett anderer Meinung bin als du, weil für mich Blood on the Dance Floor wie ein MJ Porno oder etwas in der Art ist. Das Video macht etwas mit mir, worüber wir in diesem Blog lieber nicht sprechen sollten!


    Willa: Himmel Joie, du bist unverbesserlich! Weißt du, ich kann kaum noch Rock with you anhören wegen dir. Ich habe das Video immer geliebt, weil er da so glücklich scheint, ein ausgelassenes Kind. Dann hast du mich in die Lyrics eingeweiht, und ich werde jedes Mal rot, wenn ich es höre. Sehr gütig von dir …


    Joie: Ich habe bloß angedeutet, dass die Lyrics von Rock with you eventuell nicht nur vom Tanzen handeln, das ist alles! Aber im Ernst, ich würde wirklich gern sagen, dass mein Interesse an Michael rein intellektuell ist, aber wir wissen beide, dass ich das nicht mit einem ernsten Gesicht sagen kann. Fakt ist, es gibt da ein Element in der Musik und den Short Films und den Live Performances, das einen ziemlich heißen Stoff für ein Blogthema abgeben würde, aber vielleicht wäre das nicht so angemessen. Ich werde ein gutes kleines Mädchen sein und mich benehmen.


    Willa: Und ich werde nicht das aufregende Poster mit der Boa Constrictor über seiner Schulter erwähnen. Meine Güte!


    Also wie dem auch sei, es gibt da diese sehr sexy Videos, die ihn als etwas völlig Neues in unserem nationalen Bewusstsein präsentieren: ein Schwarzes Teen Idol, das ziemlich drastisch ist, wenn du darüber nachdenkst, und eine riesige Herausforderung darstellen für die Gewohnheiten und Meinungen bezüglich gemischter Partnerschaften und wie Schwarze Männer etikettiert und kategorisiert wurden in der Vergangenheit. Es gab eine Menge Weißer Teenager Mädchen da draußen, die auf eine Art über Michael Jackson nachgedacht haben, die unsere Vorfahren ziemlich geschockt hätten, und ich weiß das – ich war eine von ihnen.


    Dann gibt es noch den Kreis der vier Videos, die in der Innenstadt spielen: Beat it, Bad, The way you make me feel und Jam. Die „Innenstadt“ ist ein Begriff, den Wissenschaftler gern benutzen, um Bereiche einer Stadt mit niedrigem Einkommen und Einwohnern hauptsächlich Minderheiten zugehörig zu symbolisieren, ganz gleich ob sich dieser Bereich wirklich in der Mitte einer Stadt befindet oder nicht. Manchmal ist es so, aber manchmal auch nicht. So ist es in diesen Videos so, dass die Umgebung Rasse als ein Thema bestimmt – und in der Brasilienversion von They Don’t Care About Us passt das genau. Und bei den „sexy“ Videos ist das Hervorrufen und die Umgestaltung von rassischer (An-)Spannung ein subtiler, aber wichtiger Unterton, und er handhabt das auf eine sehr interessante Art.


    Und schließlich gibt es die Videos, in denen Rasse ein thematisches Element ist und er drückt das Rassenthema durch die Gedanken aus, die er äußert. Manchmal geschieht das indirekt, wie wir das bei You rock my world vor ein paar Wochen besprochen haben, und manchmal ist es offensiv wie in Can You Feel It und Black or White. Allerdings, sogar in den Fällen, in denen seine Botschaft direkt ausgedrückt wird und offensichtlich erscheint, gibt es eine Menge zu untersuchen und zu entdecken, wie wir gerade bei They Don’t Care About Us - besonders die Gefängnisversion - gesehen haben, was es derart frustrierend gemacht hat, dass es verboten wurde.


    Die Komplexität von Michael Jacksons Werk ist ein Grund, warum es manchmal so missverstanden wird, aber das ist es auch, was es so endlos faszinierend macht – und ich denke, das wird dabei helfen, dass es auch interessant und relevant für Zuhörer kommender Generationen bleibt. Sein Werk überrascht fortlaufend. Und während es manchmal trügerisch geradlinig und transparent erscheint, ist es doch niemals einfach.



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    Joie: Ich denke genauso; ich liebe diese Bemerkung. Aber, du weißt ja, es war nicht nur der Text des Songs, der wegen Rassismus im Kreuzfeuer stand, es war auch das Video selbst – oder ich sollte besser Videos im Plural sagen – dies war auch das erste Mal, dass Michael jemals mehr als ein Video für einen speziellen Song gemacht hat. Interessanterweise standen beide Videos im Kreuzfeuer dafür, was man rassische / politische Gründe nennen kann. Wie du schon sagtest, beide Videos wurden von Spike Lee gedreht und ich nehme an, die brasilianische Version wurde zuerst gedreht, denn Michael war nicht sehr glücklich mit dem Ergebnis. Also drehten sie noch die Gefängnisversion, die Berichten zufolge in einem realen Gefängnis mit tatsächlichen Insassen gefilmt wurde. Dies ist die offizielle Version, die ursprünglich veröffentlicht wurde, aber Kritiker und andere fanden, es wäre zu brutal. Das Video wurde in mehreren Ländern verboten. Und in den USA wurde MTV und VH1 nur erlaubt, es nach 21 Uhr zu zeigen. Also zog Michael das Video zurück und veröffentlichte stattdessen die brasilianische Version.


    Die brasilianische Version war problembehaftet, weil die Autoritäten in diesem Land die Befürchtung hatten, dass die Bilder der Armut in den Bezirken, in denen Michael drehen wollte, dem Tourismus schaden würde, und so klagten sie ihn an, die Armen auszubeuten. Ein Richter des Landes ordnete sogar an, dass die Filmaufnahmen gestoppt würden, aber dagegen wurde eine einstweilige Verfügung erlassen. Ich kann ihre Befürchtungen verstehen. Ich finde, dem Augenschein nach beleuchtet das Video wirklich die Armut und soziale Probleme in Ländern wie Brasilien, aber ich würde Michaels Anteil nicht als Ausbeutung bezeichnen. Ich denke, er hat nur versucht, Aufmerksamkeit auf ihre Notlage zu lenken. Aber ich bin der Meinung, dass diese Version des Videos dem Song nicht wirklich gut dient, und Michael selbst empfand das offensichtlich genauso, wenn man bedenkt, dass er noch mal neu anfing und die Gefängnisversion drehte.


    Die Gefängnisversion bildet viel besser das ab, worum es in dem Song geht; es zeigt reales Filmmaterial von polizeilicher Brutalität gegen Afroamerikaner, wirkliche Filmaufnahmen des Ku Klux Klan und der Gewalt und dem Völkermord in anderen Teilen der Welt. Wir sehen auch Michael selbst hinter Gittern mit einer Gefangenenuniform, in Handschellen und gefesselt, zusammen mit wirklichen Gefängnisinsassen – viele von ihnen Schwarze oder andere Minderheiten. Und wenn du den Songtext untersuchst, sind dies all die Themen, die Michael wirklich ansprechen will, also für mich ist die Gefängnisversion wesentlich effektiver als die brasilianische Version in der Hinsicht, dass sie das herüberbringt, worauf es Michael ankommt. Und tatsächlich, als er den Song beschreibt, sagt Michael selbst:


    They Don’t Care About Us bewegt sich an der Grenze. Es ist ein Song für das Bewusstsein der Öffentlichkeit … Es ist eine Art Protestsong.“


    Ich finde einfach, es ist eine Schande, dass diese Version für zu brutal gehalten wurde, denn gekoppelt mit dem Text ist es ein wirklich machtvolles Statement.


    Willa: Das stimmt, es ist sehr machtvoll, und wie bei vielen von seinen späteren Werken macht es auch das Persönliche politisch. Es beginnt mit einer Gruppe von Teenager Mädchen, gefilmt durch einen Maschendrahtzaun. Es sind alles Kinder von Minderheiten, und der Zaun deutet an, dass sie in gewisser Weise eingesperrt sind – sowohl buchstäblich eingesperrt in einer Reformschule oder ähnlichem, als auch im übertragenen Sinn in einem sozialen System, das ihre Freiheit beschneidet und damit ihren Möglichkeiten Grenzen setzt.


    Als die Mädchen beginnen im Sprechchor They Don’t Care About Us zu rufen, sagt eines der Mädchen „Kümmere dich nicht darum, was die Leute sagen. Wir kennen die Wahrheit.“ Für mich bezieht sich das eindeutig auf die Vorwürfe gegen ihn von 1993, also stellt er die Lyrics des Songs gegen die Art, wie er von der Polizei und den Medien behandelt wurde. Das meine ich damit, wenn ich sage, der Song sei persönlich.


    Joie: Oh, es besteht kein Zweifel daran, dass dieser Song sehr persönlich ist und sich offensichtlich auf die Vorkommnisse von 1993 bezieht.


    Willa: Danach sieht es für mich auch aus. Aber dann „macht er das Persönliche politisch“, indem er seine eigene Situation daraus ableitet im Kontext mit anderen Szenen der Unterdrückung. Er sagt, dass die Art, wie er behandelt wird, kein einzelner Vorfall ist – es ist Teil eines größeren Musters von systematischer Unterdrückung. Und in einem Land, in dem es wahrscheinlicher ist, dass ein Schwarzer Mann ins Gefängnis geht statt auf’s College geht, ist das ein äußerst wichtiges Thema. Warum sind all diese jungen Männer im Gefängnis? Sind es Kriminelle? Er ist fälschlich angeklagt und von der Polizei und der Presse als Krimineller gebrandmarkt worden, aber er ist unschuldig. Ist das mit anderen Schwarzen Männern genauso passiert? Wie weitreichend ist das?


    Joie: Alles äußerst gute Fragen.


    Willa: Also wie bei den jungen Mädchen hinter dem Maschendrahtzaun in der Eröffnungsszene, kann das Gefängnis genauso auf wörtliche Art und auch im übertragenen Sinn interpretiert werden – wörtlich, weil bei Weitem zu viele junge Schwarze Männer inhaftiert sind, und indirekt, weil sie gefangen sind in einer Gesellschaft, die sie als schuldig geboren betrachtet, und nicht daraufhin, wer sie sind.


    Allerdings trennt er in seiner Aussage nicht klar nach Schwarz und Weiß. Die meisten der Gefängnisinsassen sind Schwarz oder andere Minderheiten, aber andere sind auch Weiß. Die meisten der Wachen sind Weiß, aber einige sind auch Schwarz. Tatsächlich stößt er gegen den Schlagstock eines Wachmannes, und dieser Wachmann ist Schwarz. Und während er viele Szenen von Unterdrückung und Gewalt von Weiß auf Schwarz einbezieht, gibt es ebenso Szenen von Gewalt von Schwarz gegen Schwarz, Gewalt von Asiaten gegen Asiaten, und zwei Ausschnitte eines Weißen LKW-Fahrers, der von einer Gruppe Schwarzer junger Männer während der Rodney King Tumulte geschlagen wird. Und als er die Führer im Kampf für Gerechtigkeit nennt, zählt er Franklin Delano Roosevelt ebenso auf wie Martin Luther King.


    Wie in so vielen seiner Werke spricht er beim Rassenthema auf eine kraft- und bedeutungsvolle Art, aber er weigert sich, es zu einem Konflikt zwischen WIR gegen SIE zu vereinfachen, und er richtet Individuen der einen oder der anderen Seite nicht nach Merkmalen wie der Hautfarbe aus. Rassenidentität, inklusive der physischen Merkmale einer Rasse, ist ein wichtiges Element des Typs der systematischen Unterdrückung, die er anprangert – Hunderte von Jahren der Ungerechtigkeit, Gewalt und Vorurteile zeigen das deutlich. Aber während er die Geschichte der Unterdrückung und Gewalt beleuchtet, zwingt er uns dies auf eine Art zu sehen, die uns uns selbst unwohl fühlen lässt, er besteht nichtsdestotrotz darauf, dass jeder für sein Verhalten oder seine Ansichten beurteilt wird und nicht für seine Rasse oder kulturelle Identität. Dies ist nicht einfach ein Schwarz-oder-Weiß-Thema.

    Manche Dinge im Leben wollen sie einfach nicht sehen
    (Some Things in Life They Just Don’t Want to See)
    07/12/2011


    Joie: In der letzten Woche haben wir eine Diskussion darüber begonnen, wie Michael Jackson mit Rassenthemen umgegangen ist und ganz besonders über seinen Kampf für Rassengleichheit in seinen Werken, und wir sprachen auch über Can You Feel It, welches das erste Video war, für das er jemals das Konzept entworfen hat. Wenn ich über all die Videos und seine Antworten auf Rassenvorurteile nachdenke, muss ich unwillkürlich ständig an They Don’t Care About Us denken.


    Du weißt ja, sogar bevor das HIStory Album veröffentlicht wurde bezeichneten die Kritiker diesen Song als rassistisch und antisemitisch wegen der Textzeilen „Jew me, sue me, everybody do me / Kick me, kike me, don’t you Black or White me“ („Nenn mich Jude, klag mich an, jeder macht das mit mir / Tritt mich, behandele mich wie einen Juden, Mach nicht Schwarz oder Weiß aus mir“). Und Michael ging in der Tat dagegen an, denn er hatte einen Song geschrieben, der die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Lächerlichkeit von Rassismus und Vorurteilen lenkte. Er veröffentlichte sogar eine Stellungnahme, in der er sagte:


    „Der Gedanke, dass diese Textzeilen als verwerflich erachtet werden verletzt mich extrem und ist irreführend. Tatsächlich handelt der Song vom Schmerz von Vorurteilen und Hass und ist ein Weg, um Aufmerksamkeit auf soziale und politische Themen zu lenken. Ich bin die Stimme der Angeklagten und Angegriffenen. Ich bin die Stimme von jedem. Ich bin der Skinhead, ich bin der Jude, ich bin der Schwarze Mann, ich bin der Weiße Mann. Ich bin nicht derjenige, der angreift … Ich bin wütend und schockiert, dass ich so falsch interpretiert werde.“


    Aber sogar nach seiner Erklärung wollte sich die erhitzte Debatte nicht beruhigen, so dass er schließlich zurück ins Studio ging und die Lyrics neu aufnahm. Und sogar obwohl beide Videos noch den Originaltext haben, werden die vermeintlich beleidigenden Worte durch darüber gelegte verschleiernde Töne maskiert.


    Was mich fasziniert, ist, dass dies vermutlich das einzige Mal ist, dass Michael jemals angeklagt wurde, selbst ein Rassist zu sein und ich finde es irgendwie sehr seltsam, dass jemand, der sich sein ganzes Werk diesbezüglich ansieht, ihn des Antisemitismus anklagt. Ich meine, sogar Sony hat ihn seinerzeit verteidigt, und sie nannten die Lyrics brillant, sagten, der Song sei ein Widerstand gegen Rassismus und wäre aus seinem Kontext gerissen worden.


    Willa: Und Sony hatte Recht. Die Lyrics konfrontieren in der Tat mit Antisemitismus, sie befürworten ihn nicht, und das sollte jedem klar sein, der dem Text zuhört. Jedoch sogar Michael Jacksons Freunde Steven Spielberg und David Geffen kritisierten den Song, sagten er wäre beleidigend.


    Ich war wirklich enttäuscht, besonders wegen Spielbergs Reaktion. Als Regisseur, dessen Arbeit gelegentlich missverstanden wurde, sollte er ein bisschen einfühlsamer sein. Dass er andeutet, Michael Jackson seit ein Antisemit wegen dieser Lyrics ist grob vereinfachend und eine schwerwiegende Missinterpretation. Es ist so, als würde man Spielberg als Nazisympathisanten bezeichnen, weil in seinem Film Schindlers Liste Nazis dargestellt sind. Spielberg verherrlicht nicht die Nazis – genau das Gegenteil ist der Fall, er kritisiert ganz offensichtlich ihre Ansichten – und das ist genau das, was Michael Jackson mit den Original Lyrics von They Don’t Care About Us getan hat.


    Joie: Du hast vollkommen Recht mit Spielbergs Reaktion; man sollte ihm etwas mehr Einsicht zutrauen können, aber stattdessen sah es so aus, als würde er auf den fahrenden Zug aufspringen.


    Willa: Genau so. Weißt du, Spike Lee, der die Videos für They Don’t Care About Us gedreht hat, hat in einem sehr interessanten Interview mit The Guardian über diese Kontroverse gesprochen. Er wurde eigentlich über eine andere Streitfrage befragt, und zwar über Quentin Tarantinos Nutzung von Schimpfnamen in seinem Film Jackie Brown. Spike Lee sprach darüber, nannte es „übertrieben“ und wurde daraufhin rundum kritisiert, weil er Tarantino kritisiert hatte. Dann fragte The Guardian, ob er seine Kommentare bereuen würde. Hier ist ein Auszug aus dem Interview:


    „Oh nein, ich bereue das überhaupt nicht. Und um es noch mal klar zu sagen, denn viele Leute haben nicht die ganze Geschichte mitbekommen … Ich habe niemals gesagt, Quentin Tarantino dürfe nicht das Wort Nigger benutzen. Meine Behauptung war, dass die Benutzung unverhältnismäßig war. Harvey Weinstein (Mitbegründer von Miramax, Financier für Jackie Brown) rief mich an und sagte, ich solle die Sache in Ruhe lassen. Und ich sagte ‚Harvey, würdest du jemals einen Film veröffentlichen, der bei so vielen Gelegenheiten das Wort Kike benutzt?’ Er räusperte sich und sagte ‚Nein’. Es ist wie ‚Oh, Kike darfst du nicht sagen, aber Nigger ist okay?’“


    Er ließ die Frage raus. Aber er ist damit noch nicht fertig.


    „Und dann sagen sie natürlich ‚Aber Tarantino ist ein Künstler, er drückt sich selbst nur aus’. Okay, wenn wir über Künstler sprechen, dann lass uns über …“ Alles verlangsamte sich, als sie realisierten, was als Nächstes kommen sollte.


    „… Michael Jackson reden. Denn, vergessen wir einfach mal den anderen Mist für eine Minute, in dem Song They Don’t Care About Us sagte Michael Jackson ‚Jew me, sue me, kick me, kike me’. Was passierte? Er wurde auseinandergenommen von Steven Spielberg und David Geffen, und die Platte wurde aus den Läden genommen. Also, Quentin Tarantino sagt Nigger und er ist ein Künstler, aber Michael Jackson sagt Kike und das kann der Öffentlichkeit nicht zugemutet werden?“


    Viele Kritiker sehen Tarantinos Filme als grenzüberschreitend zwischen hoher Kunst und populärer Kunst an, und so wird sein Werk interpretiert: Sie zollen ihm den Respekt, der eines Künstlers angemessen ist und deswegen es ihm erlaubt, sich gewisse Freiheiten herauszunehmen und soziale Normen herauszufordern. Aber die meisten Kritiker qualifizieren Michael Jackson „nur“ als Popmusiker ab, so wird sein Werk ganz anders interpretiert. Wenn er soziale Normen herausfordert, wird es wie beleidigender Gag gesehen. Das ist es, warum ich es so interessant und wichtig finde, dass Spike Lee sagt „Okay, wenn wir über Künstler sprechen, dann lass uns über …(lange Pause) … Michael Jackson reden.“ Die Sache trifft es genau auf den Punkt, finde ich.

    Also bei dem kleinen Mike habe ich die noch nie gesehen, wir haben soviele HQ Bilder.



    Ich habe gerade im HQ Foto Thread (Seite 39, Post 761 und 762) zwei Bilder gefunden idee.gif, auf denen er noch jünger ist und die Narbe deutlich zu sehen.


    Edit: Ich krieg' die Fotos hier nicht größer rein t%C3%BCte.gif

    Bilder

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    Joie: Weißt du, Willa, ich habe gerade ein anderes neues Buch gelesen, das kürzlich von Michaels langjährigem Freund Frank Cascio veröffentlicht wurde und er spricht tatsächlich auch ein bisschen über Michaels Besessenheit, neue Klänge zu finden. Cascio sagt, dass, als Michael an Invincible arbeitete, er den Produzenten Rodney Jerkins zwang auf „Steine oder Spielzeug zu schlagen. Nimm einen Haufen Glas in eine Tasche, leg ein Mikrophon dazu und wirf es herum“. Und er sagt weiter:


    „Ich habe gesehen, wie Michael mit dieser Art von Klangfindung selbst herumspielt … Einmal legten wir ein Mikrophon in eine Tasche mit Steinen, Spielzeug und einigen kleinen Metallteilen, befestigten sie an der Außenseite eines Aufnahmegerätes, das in Noppenfolie eingewickelt war und warfen die ganze Vorrichtung die Treppe hinunter. Michael fuhr dann damit fort, all diese Klänge aus der Innenseite der Tasche zu nehmen, sie über ein Keyboard zu legen, sie zu mixen und abzustimmen. Auf Invincible kannst du diese einzigartigen Klänge bei ‚Invincible‘, ‚Heartbreaker‘, ‚Unbreakable‘ und ‚Threatened‘ hören.“


    Dies ist etwas, was in Man in the Music genauso angesprochen wird, wie uns Joe erzählt, dass die „wilden abprallenden Beats und Klänge“ bei dem Song Heartbreaker einem das Gefühl geben, als wäre ein „verrückter Wissenschaftler“ im Studio losgelassen worden. Dann macht er weiter und zitiert Michael, der sagte:


    „Eine Menge von Klängen auf dem Album sind keine Kläng vom Keyboard … Wir gehen raus und stellen unsere eigenen Klänge her. Wir schlagen auf Dinge, wir klopfen auf Dinge, so dass niemand kopieren kann, was wir machen. Wir machen sie mit unseren eigenen Händen, wir finden Dinge und wir erschaffen Dinge. Und das ist das Wichtigste daran, ein Pionier zu sein. Ein Innovator zu sein.“


    Also, es war nicht ein vorübergehender Einfall von ihm; es war eher wie eine lebenslange Besessenheit von ihm. Ich glaube, dass Michael in seinem eigenen Buch Dancing The Dream darüber redet, wie er Musik in allem hört, in jedem Teil der Natur. Er schreibt:


    „Die Leute fragen mich, wie ich Musik mache. Ich sage ihnen, dass ich einfach hineintrete. Es ist, als ob man in einen Fluss tritt und sich der Strömung anschließt. Jeder Augenblick im Fluss hat seinen Song. Also bleibe ich in dem Moment und höre zu … So lange ich dem Moment zuhören kann, werde ich immer Musik haben.“


    Für mich sagt dies, dass Michael die Fähigkeit hatte, Musik in absolut allem zu hören – einer Autohupe, dem Rascheln der Blätter beim Fallen, dem Klang des Windes, der durch die Bäume rauscht, sogar im Weinen eines Babys oder dem Lachen seiner Kinder. Ich wette, wenn wir ihn genau jetzt fragen könnten, würde er uns erzählen, dass es wahr ist.


    Willa: Ich glaube, du hast Recht, Joie, und ich denke, er versuchte sehr, dies mit uns zu teilen, so dass wir beginnen, die Musik der Welt um uns herum genauso zu hören – sowohl der natürlichen Welt, wie Joe es so gut in der „opulenten Produktion“ von Break of Dawn beschreibt („Es ist so natürlich und schön wie der Vogelgesang, der unaufdringlich während des Tracks auftaucht“) als auch der menschengemachten Welt, wie wir es in der stampfenden Eröffnungstrilogie von Invincible hören.


    Joes Buch zeigt auch, dass er manchmal die gefundenen Klänge eingearbeitet hat wie sie waren, und manchmal im Studio mit ihnen experimentiert hat, um weiter bis an die Grenze zu gehen. Michael Jackson sagt selbst:


    „Ich mag es, Klänge zu nehmen und sie unter dem Mikroskop zu betrachten und einfach darüber zu reden, wie wir ihren Charakter verändern können.“


    Und er brachte die Neuerungen nicht nur im Studio ein. Er dachte auch ständig darüber nach, wie er neue Technologien nutzen konnte, um seine Musik und seine Gedanken mit seinem Publikum zu teilen. In den 1980er Jahren war diese neue Technologie MTV und das Musikvideo. In den 2000ern war es das Internet und Musik Streaming und, gemäß Joe, hatte er einen Plan ausgearbeitet, diese Technologie zu nutzen, um sein nächstes Album zu promoten, besonders seit er nicht darauf zählen konnte, dass Sony es für ihn promoten würde:


    „Er hatte auch einen einzigartigen Plan auf Lager für die neue Musikveröffentlichung …Seine Vision war, viele der Tracks während seiner Konzerte in London zu Ende zu stellen und sie eine nach der anderen als Single zu veröffentlichen, nicht als ganzes Album. Es war eine brillante Idee. Jackson war wie immer genauestens abgestimmt auf die Musikindustrie und fühlte, dass dies der ideale Weg war, seine Musik im Zeitalter des digitalen Downloadings zu verbreiten. Er realisierte auch, dass durch die Publicity, die durch seinen fortlaufenden Aufenthalt in der größten Arena der Welt hervorgerufen wurde, die Erwartung für jeden neuen Song gewaltig sein würde. Lieber als den Kritikern die Chance zu geben, sein neues Album als Flop abzuweisen, würde er sie austricksen, indem er Hit Single für Hit Single haben würde.“


    Joie: Yeah, das hab‘ ich gelesen und war erstaunt. Was für eine unglaubliche brillante Idee das war! Besonders weil er eine Art „Free Agent“ zu der Zeit war, der größte Künstler der Welt ohne einen Plattenvertrag.


    Willa, dieses Buch von Joe ist wirklich das größte umfassendste Werk über Michael Jackson Solokarriere, das wir je gesehen haben. Ehrlich, ich kann mir kein anderes Buch denken, das damit rivalisieren könnte. Das Einzige, das nah daran ist, ist Adrian Grants Michael Jackson: The Visual Documentary, welches viele als die Bibel bezeichnen, weil es so allumfassend ist. Aber das Buch, obwohl unglaublich, ist komplett anders als Man in the Music, denn es legt nicht den alleinigen Fokus auf Michaels Kunst oder macht nicht einmal den Versuch, auf irgendeine reale oder bedeutungsvolle Art darauf zu schauen; es ist lediglich ein Nachschlagewerk. Dann gibt es noch Cadman und Halsteads Michael Jackson: For the Record, welches ein wundervolles Buch ist mit einer Menge an Information zu Chartplazierungen und das für jeden Song, beginnend in den frühen Tagen von Motown – aber nochmal, es geht wirklich nicht so extrem ins Detail wie Joe das macht. Es ist auch nur ein Nachschlagewerk, während Man in the Music so viel mehr als das ist. Tatsächlich also in Hinsicht auf einen Einblick in die Tiefe von Michaels Arbeit als erwachsenem Solokünstler – die Erschaffung jedes einzelnen Songs auf jedem einzelnen Album und die möglichen Bedeutungen dahinter – gibt es für Joes Buch nichts Gleichwertiges. Es ist einfach verblüffend. Weißt du, ich bin diesem Buch so ergeben, dass ich beabsichtige „Michael weiter zu bezahlen“ dieses Jahr an Weihnachten. Jeder auf meiner Liste bekommt ein Exemplar!



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    Willa: Absolut, und Joe betont das in seinem Buch wie in diesem Beispiel:


    „Gemäß Quincy Jones ‚schrieb Jackson Musik wie eine Maschine‘ während dieser Zeit. Er hatte mit dem Komponieren von Songs begonnen, sobald Off The Wall beendet war. Tatsächlich wurde der erste Track von Thriller ‚Wanna Be Startin‘ Somethin‘ geschrieben und aufgenommen während der Off The Wall Sessions.“


    Joe hebt „während“ kursiv hervor, so als ob er es kaum glauben kann. Es ist, als wenn die Songs wie eine Lawine kommen, so dass er mit Thriller beginnt, während er noch Off the Wall aufnimmt.


    Joie: Ich frage mich, ob das bei all den großen Künstlern so ist – ob es sich nun um Musik oder Malerei oder Dichtung oder was auch immer handelt – dass es so aus ihnen herauszufließen scheint. Ich bin von dem Gedanken fasziniert.


    Aber was für mich Joes Buch so besonders macht, ist die Tatsache, dass er so hochfein ins Detail geht bei jedem einzelnen Song aus jedem Album. Er gibt sogar Informationen über so viele Songs, die nicht auf die Alben kamen. Es ist fast so, als würde er dir die Chance geben, mit ins Studio zu kommen und still daneben zu sitzen und zu beobachten, wie sich das ganze Album formt, als ob du genau da Michael bei der Arbeit zusiehst! Das ist das Gefühl, das ich jedes Mal habe, wenn ich das Buch aufschlage und darin lese. Es hat niemals ein anderes Buch gegeben wie dieses. Es ist nicht bloß eine Beurteilung von Michaels Werk; es ist eher wie ein Roman, ein Handbuch, ein historischer Text und eine kritische Beurteilung in einem. Da ist SO viel Information enthalten, einfach ein Reichtum an musikalischem Wissen und Einblick in die kreativen Gedanken und den Charakter des größten Entertainers, der je gelebt hat. Dieses Buch ist unglaublich! Und ich liebe die Tatsache, dass es niemals in diesen unangenehmen Bereich der Sensationsgier und des Tabloidfutters abschweift, dem die meisten anderen Autoren nicht widerstehen können, sobald sie über Michael Jackson reden. Aber das macht Joe nie; er bleibt komplett professionell und dem Thema treu – welches die Untersuchung von Michaels Fertigkeiten ist.


    Willa: Ich weiß, was du damit meinst, wenn du dich fühlst, als würdest du ins Studio gucken, während er arbeitet und entdecken, wie die Umgebung sich anfühlte. Ich bin nie in einem Aufnahmestudio gewesen, also war das ein völlig neues Gebiet für mich, und es war so interessant. Zum einen habe ich nie realisiert, wie viele Leute an der Herstellung eines Albums beteiligt sind. Es ist vielleicht die Vision einer einzigen Person – und Joe macht klar, dass jeder Track eines jeden Albums eine Reflexion von Michaels Jacksons eigener künstlerischer Vision ist – aber es ist wirklich eine riesige umfassende Zusammenarbeit. Und das entlarvt für mich einen weiteren Mythos als falsch, nämlich den, dass Michael Jackson die meiste Zeit seines Lebens isoliert und allein gewesen sei, abgeschnitten von der Welt um sich herum. Offensichtlich hatte der Ruhm einen riesigen Einfluss auf sein Leben, aber das schien alles abzufallen im Studio. Er hatte viele warmherzige, starke, andauernde Beziehungen zu den Leuten, mit denen er Song für Song über Jahre, ja sogar Dekaden, zusammenarbeitete.


    Joie: Du hast Recht, es ist eine wirkliche umfassende Zusammenarbeit, und was erstaunlich für mich war ist, wie technisch das alles ist. Ich bin auch nie in einem Aufnahmestudio gewesen, und ich war überrascht zu erfahren, wie involviert Michael wirklich bei diesem ganzen Prozess war. Weißt du, er ging nicht nur in das Studio und sang den Text und ließ dann die anderen den Rest erledigen. Er war wirklich aktiv an dem ganzen Prozess beteiligt von Anfang bis Ende, und er wusste wirklich ganz genau, was er von jeder Person wollte, mit der gearbeitet hat und wie sich das Endprodukt anhören sollte. Hier ist ein anderes Zitat aus Man in the Music, diesmal vom Langzeitmitarbeiter Bill Bottrell. Er sagte:


    „Er hat präzise musikalische Instinkte. Er hat die gesamte Aufnahme in seinem Kopf und er versucht, die Leute dazu zu bringen, es ihm zu liefern. Manchmal überraschen die Leute ihn und erweitern noch das, was er hört, aber in Wirklichkeit ist sein Job, das was er hört, wenn er morgens aufwacht, aus den Musikern und Produzenten herauszuholen.“


    Willa: Und manchmal nimmt er die Dinge selbst in die Hand. Ich erinnere mich, wie er in einem Interview erzählte, dass er eine gute Woche lang an der Bassline von Billie Jean arbeitete. Er sagte, diese unverwechselbare Bassline ist so wichtig für die Stimmung des Songs – es ist wie das Fundament, auf das alles andere aufbaut – also arbeitete und arbeitete er daran, um es richtig hinzubekommen.


    Joie: Ich denke auch, dass es wirklich interessant ist, dass Michael immer diese große Liebe zum Klang hatte. Er sagte viele Male, dass er es einfach liebt, neue Klänge zu entdecken und zufällige Klänge zu nehmen und sie unter das Mikroskop zu legen und zu verändern und zu zergliedern. Er hatte offenbar ein großartiges Gehör für Klänge und Joe erzählt uns in Man in the Music, dass er sogar einen ganzen Song nur aus einzelnen Klängen geschaffen hat. Bevor ich dieses Buch gelesen hatte, habe ich nie gewusst, dass She Drives Me Wild gänzlich aus zufälligen Straßenklängen besteht! Joe erzählt uns:


    „‘She Drives me Wild‘ erweiterte sein Interesse (für das Verwenden von alltäglichen Klängen, um fesselnde Musik zu kreieren) … Statt traditioneller Instrumente entwickelte Jackson einen gesamtes Rhythmustrack aus Autohupen, Motoren, Sirenen, zuschlagenden Türen und anderem ‚Lärm‘ von der Straße. ‚Sogar der Bass ist eine Autohupe‘, sagt Teddy Riley.“


    Willa: Ist das nicht erstaunlich? Ich musste mir direkt, nachdem ich das gelesen hatte, erst einmal She Drives Me Wild anhören. Ich war auch wirklich getroffen durch den nachhaltigen Fokus auf diesen gefundenen Klängen, besonders seit Ultravioletrae über dieses Thema kürzlich einen Kommentar gepostet hat, besonders über die Verwendung von Tiergeräuschen und Industrieklängen. Sie schrieb über Unbreakable:


    Viele MJ Songs stellen den Klang von Luft, Wind, Atem als Schlagzeug oder Klanglandschaft und ausdrucksstarke Stimmgebung dar. Bei der Bridge in „Unbreakable“ hören wir den künstlichen Klang für Keuchen durch eine Sauerstoffmaske wie bei einer Lebensrettungsmaßnahme. Schaurig. Und in der Klanglandschaft ganz am Anfang hören wir das Summen einer Maschine, die sich im Klangraum bewegt, aber über den Klang des Schnurrens einer Katze gelegt ist, die Katze als ein weiteres Hauptsymbol durch sein ganzes Werk … Dies passiert während des ganzen Stücks. Was ist die Klangbotschaft?


    Ich bin davon jetzt wirklich fasziniert und denke, es wäre wirklich lustig, sich dies manchmal tiefgehender zu betrachten – wie er verschiedene gefundene Klänge über die Jahre benutzt und die unterschiedlichen Klanglangschaften, die er mit ihnen schuf, und die Gedanken und Gefühle, die er mit diesen Klängen enthüllte.


    Und es war nicht nur ein vorübergehendes Interesse für ihn. Album für Album sagt er, er möchte „Klänge kreieren, die das Ohr nie zuvor gehört hat“. Ich glaube, Joe hat diesen Gedanken an drei verschiedenen Stellen von drei verschiedenen Quellen, die mit an drei verschiedenen Alben gearbeitet haben, zitiert. Es war wie ein Mantra für Michael Jackson, das seine gesamte Karriere lang andauerte – bis an die Grenze zu gehen und völlig neue Klänge und neue Wege, sich mit Musik zu verbinden, zu kreieren.

    Man in the Music: Joe Vogels Meisterwerk
    24/11/2011


    Joie: Anfang dieses Monats passierte etwas wahrhaft Wunderbares. Ein Ereignis, auf das ich voller Spannung monatelang gewartet hatte. Das lang ersehnte Buch des Autors Joe Vogel Man in the Music: The Creative Life and Work of Michael Jackson wurde am 1. November 2011 veröffentlicht, und ich hatte das große Vergnügen, Joe im Mai für den MJFC interviewen zu dürfen. Aber sogar lange vor unserem Interview war ich so gespannt auf dieses Buch, und ich drängte richtig auf ein Interview mit ihm, denn ich wusste, es würde etwas ganz Besonderes werden.


    Ich war bereits einige Zeit ein flüchtiger Fan von Joe, und ich hatte viele seiner Artikel über Michael Jackson in der Huffington Post gelesen. Was ich an der Art, wie Joe schreibt, mochte, war, dass ich bei seinen Artikeln immer das Gefühl hatte, dass er so wie ich ist – einfach ein Studierender der Popkultur, dem es passiert ist, ein Michael Jackson Fan zu sein. Seine Erkenntnisse sind wirklich erfrischend und inspirierend, und ich finde seinen Schreibstil sehr bodenständig und real, und einen seiner Artikel zu lesen, war wirklich ein Vergnügen für mich. Als ich also das erste Mal von diesem Buch hörte, war ich aus zwei Gründen riesig aufgeregt: Erstens, wie ich schon sagte, war ich ein Fan. Und zweitens, so etwas gab es noch nie zuvor. Dies ist ein Buch, dessen Zeit nicht nur gekommen ist, nein, es war LANGE überfällig! Und ich wusste, wenn irgendjemand dem Buch gerecht werden konnte, dann würde es Joe Vogel sein; also ich war extrem aufgeregt. Nachdem Joe mir das Interview für MJFC gewährt hatte, denke ich, bin ich tatsächlich so etwas wie ein Mini-Stalker geworden, habe ihn wiederholt gefragt, ob es irgendetwas gäbe, was ich oder der MJFC als Promotion für das Buch tun könne. Er könnte tatsächlich ein wenig Angst vor mir haben; ich bin wie ein Man in the Music-Groupie.


    Willa: Ich weiß nicht, Joie. Joe scheint mir ziemlich stabil zu sein. Ich glaube, es braucht etwas mehr als ein Man in the Music-Groupie, um ihn zu erschüttern … Aber im Ernst, ich weiß, was du meinst – Ich liebe Joes Buch genauso, besonders das Level der Details, die er darüber enthüllt, wie jeder Song auf jedem Album auf akribische Art und Weise erschaffen wurde.


    Aber der Teil, den ich am meisten liebe, war gänzlich unerwartet und für mich ist das eine wundervolle Bestätigung für die Stärke von Michael Jacksons kreativem Geist: Es war der ganz andere Einblick, der einem in das kreative Leben in seinen späteren Jahren, besonders nach dem Prozess 2005, gewährt wird. Joes Buch widerspricht komplett dem üblichen Blick auf diese Zeit seines Lebens. Die Geschichte, die immer wiederholt wird zeichnet einen Mann, der so gehetzt und erschöpft war, dass er unfähig war, an einem Ort für mehr als ein paar Wochen zu bleiben, unfähig jemandem zu vertrauen, unfähig zu arbeiten – der einfach zu sehr belästigt wurde und abgelenkt war, um kreativ zu sein.


    Aber Joes Buch zeichnet ein ganz anderes Portrait dieser späteren Zeit seines Lebens. Was wir in Joes Buch sehen können, ist ein extrem talentierter, kreativer und hingebungsvoller Künstler, der zutiefst beschäftigt war mit einem Netzwerk von Künstlern in der ganzen Welt, die zusammengearbeitet haben, um außergewöhnliche Werke zu produzieren. Joe deutet in der Tat an, dass die spätere Periode wohl die produktivste seines Lebens war, sogar obwohl sehr wenig dieser Arbeiten für die Öffentlichkeit herausgegeben wurde.


    Joie, ich weiß nicht, ob das Sinn macht oder nicht, aber diesen Teil von Joes Buch zu lesen macht mich so glücklich – es ist, als ob mir die Last der Trauer genommen wird, von der ich nicht mal realisiert hatte, dass sie da war. Ich vermute, wir alle gehen mit Trauer unterschiedlich um, und für einige Fans hat die Verurteilung von Dr. Murray eine Art Lösung gebracht, aber das hat mir überhaupt nicht geholfen. Ich denke, auf eine gewisse Art habe ich deswegen mit dem Schreiben von M Poetica angefangen, als Versuch mit der Trauer umzugehen. Ich denke, Michael Jacksons Werk ist so unglaublich, aber nichts, was ich bisher in den Mainstream Medien gelesen habe, kam auch nur vage in die Nähe dessen, was ich über ihn und seine Musik und seine visuelle Kunst fühle und was es für mich bedeutet, und dieses Fehlen der Anerkennung fügt der Situation eine weitere tragische Komponente hinzu. Also fing ich an, darüber zu schreiben, wie ich die Dinge sah, und es half mir durch die Traurigkeit des Ganzen. Aber nichts hat mir so geholfen wie der Teil „Die letzten Jahre / The Final Years“ in Joes Buch.


    Für mich war Michaels Jacksons Kreativität das Leitprinzip seines Lebens. Leute haben ihn wieder und wieder betrogen, aber dieser kreative Geist nie. Das war immer da für ihn, hat ihn genährt und ihm Kraft gegeben. Er hat in zahlreichen Interviews gesagt, dass er am glücklichsten war, wenn er schöpferisch tätig war und aufgetreten ist und dass er sich im Studio oder auf der Bühne am wohlsten gefühlt habe, wenn diese kreative Energie durch ihn hindurch floss und sich durch ihn ausdrückte. Das ist es, warum mich all diese Berichte über eine zum Kreieren zu erschöpfte und abgelenkte Person so verstört haben. Aber Joes Buch gab mir die Rückversicherung, die ich brauchte, dass sogar nach dem Prozess 2005 und dem ganzen Schrecken dieser späten Jahren der kreative Geist immer noch für ihn da und stärker denn je war.


    Joie: Der Meinung bin ich auch, Willa. Es war eine erfreuliche Überraschung zu erfahren, dass er sogar da immer noch so engagiert war beim schöpferischen Akt der schönen Musik. Und du hast Recht, wir trauern alle auf unterschiedliche Art, so macht es für mich absolut Sinn, dass dieser Abschnitt in Joes Buch eine Art Katharsis für dich ist. Ich fand es genauso beruhigend. Joe erzählt uns, dass Michael in der Zeit nicht nur guten Mutes war, er war auch entschlossen und begeistert bezüglich der Werke, die er produzierte. Ich wünschte nur, dass wir etwas von der Musik hören könnten, an der er in der Zeit arbeitete, besonders das Klassik Album!


    Willa: Oh ja. Weißt du, ich habe Gerüchte gehört, dass er ausprobierte, klassische Musik zu komponieren, aber ich hatte keine Ahnung, dass er so sehr darin engagiert war oder dass er ein Werk nahezu fertiggestellt hatte. Nach Joes Buch sind alle Parts für die verschiedenen Instrumente ziemlich weit ausgearbeitet – es muss nur noch eingespielt werden. Der Komponist David Michael Frank, der an dem Projekt mitgearbeitet hat, sprach mit Joe darüber:


    „Ich hoffe, dass seine Familie eines Tages entscheiden wird, diese Musik zu seiner Anerkennung zu veröffentlichen und der Welt die Tiefe seiner Kunst zu zeigen … Ich erzählte Michael, ich würde einen von Leonard Bernsteins Taktstöcken, den ich bei einer Auktion ersteigert hatte, benutzen, als wir die Aufnahmen machten. Ich wusste, dass gab ihm einen großen Kick“.


    Ich hoffe auch, dass sie es tun werden. Ich würde es so lieben, das zu hören. Und kannst du dir vorstellen, wie David Michael Frank das Orchester dirigiert, und dabei einen von Leonard Bernsteins Taktstöcken mit einem weißen paillettenbesetzten Handschuh hält? Was wäre das für eine wundervolle Metapher. Und ebenso ein großartiges Bild.


    Joie: Oh ja. Ich selbst bin ein Fan von klassischer Musik und ich glaube, ich würde alles darum geben, klassische Musik zu hören, die Michael komponiert hat; ich würde es so sehr lieben!


    Aber um auf das zurückzukommen, was du gesagt hast über seinen kreativen Geist, Michael selbst hat oft gesagt, dass er niemals aufgehört hat zu arbeiten; ganz egal, was in seinem Leben passierte, er hörte nie auf zu Kreieren. Und ich liebe gerade diese Aussage von Aufnahme-Ingenieur Matt Forger aus Man in the Music. Er sagte:


    „Michael hörte nie auf zu kreieren. Er war kein Künstler, der sagte ‚Oh, ich werde ein Album herausbringen, ich sollte besser anfangen, Songs zu schreiben‘. Die Songs flossen ständig aus ihm heraus, und wenn es kein Song war, dann war es ein Gedicht oder eine Idee für eine Geschichte oder ein Short Film … Es war ein ständiger kreativer Prozess“.


    Also war es, als ob das Leben selbst ein ständiger kreativer Prozess für ihn war, und das finde ich faszinierend!

    Willa: Genau, und ich glaube, du hast es schon vorher gesagt, dass man ein sehr freundliches Gefühl zwischen diesen Charakteren spürt. Die intensiven Konflikte in diesem Video kommen fast ausschließlich von der Konfrontation mit den Managern, nicht vom Wettbewerb zwischen den Freunden. Das wird auch durch diesen Schlussteil deutlich gemacht. Sie sind immer noch Freunde und in gewisser Weise haben sie beide das Mädchen – sie ist mit beiden im Auto – genau wie Künstler ein Publikum teilen und sich sogar dabei helfen können, das Publikum zu gewinnen. Wenn man das symbolisch betrachtet scheint das Video auszudrücken, dass Künstler zusammenhalten sollten, denn andere Künstler sind nicht das Problem. Das Problem kommt von all den Leuten, die die Künstler zu kontrollieren versuchen und die, wie sie selbst ganz einfach sagen, den Profit maximieren wollen, ohne wirkliches Verständnis dafür, was sie versuchen auszudrücken oder ihre Arbeit wertzuschätzen.


    Und ich muss auch mal sagen, dass Marlon Brando hier die Rolle des Clubbesitzers so gut spielt, besonders im Zusammenspiel mit der Hauptbesetzung (Michael). Er setzt Michael Jackson in seiner Rolle komplett herab, aber schenkt ihm ein wundervolles Lächeln, er ist charmant, du möchtest ihn gernhaben – und trotzdem weißt du, er hat seine Handlanger, die dir ohne zu zögern ein Messer in dein Herz stechen. Sein Lächeln ist offen, gewinnend, herzlich, und trotzdem ist er seelenlos. Brando war so ein erstaunlicher Schauspieler, und was er in dieser kleinen Szene macht, ist so unwiderstehlich. Für mich fängt er komplett das Wesen dieses Charakters ein.


    Joie: Das stimmt, Brando ist großartig, wie immer! Aber ich möchte noch einmal für einen Moment zurückgehen zur Mitte des Videos und über zwei kleine Parts sprechen, die sich für mich abheben, und ich weiß schon von einem, dass es auch ein großer herausragender Moment für dich ist, Willa. Der erste ist der Teil, der uns beide fasziniert: Dieses viel zu kurze Zwischenspiel, bevor das Kämpfen beginnt, wo wir plötzlich die Klänge im Club bemerken. Die „Straßenmusik“ wie du es genannt hast. Wir hören den Rhythmus des Besens, der über den Boden fegt und die Gläser klirren, wie der Schuhputzer poliert, das Klicken der High Heels und die Gäste, die auf die Tische klopfen. Für mich ist dieser Rhythmusabschnitt wie eine Pause innerhalb der Spannung. Es fühlt sich fast deplatziert an innerhalb der vorherrschenden negativen Stimmung, die den Rest des Videos bestimmt.


    Der zweite Part kommt genau vor dem Rhythmusabschnitt, als wir eine Bühne und einen Scheinwerfer sehen. Vermutlich sind wir in demselben Club, aber das Umfeld ist anders. Niemand anderes ist da. Da sind nur Michael und die Frau, die er umwirbt. Nur dass sie ganz anders gekleidet ist, in einem sexy Anzug und mit einem Fedora, wie er. Und anstatt den Scheinwerfer zu beherrschen, wie es ihm zustehen würde, macht Michael etwas Unerwartetes. Er zieht es vor, in diesem kleinen Solo-Spotlight-Moment nicht zu tanzen und überlässt stattdessen seiner Angebeteten die Mitte der Bühne, um ihre beste MJ-Nachahmung darzubieten, während er einfach nur hinter ihr über den Boden gleitet. Diese Szene hat mich immer irgendwie verwirrt, nochmal, sie scheint einfach ein bisschen deplatziert inmitten all der Spannung im restlichen Video. Jedoch weiß ich, dass sie eine Bedeutung hat, denn sie ist so anders und so „fehl am Platz“.


    Willa: Weißt du, Kunstinterpretation ist eine verzwickte Sache. Es macht ungeheuren Spaß, und ich liebe es, besonders bei einem Künstler wie Michael Jackson, dessen Werk so reichhaltig ist, mit so vielem zu entdecken und zu untersuchen. Aber es kann manchmal auch eine Herausforderung sein, all die möglichen Bedeutungen eines Werkes zu untersuchen und dabei trotzdem der Vision des Künstlers gerecht zu werden. In diesem Fall glaube ich nicht, dass Michael Jackson sich hingesetzt und gesagt hat: Ich werde ein Video machen, das eine symbolische Kritik an Sony und seinen Gefolgsleuten ist, und A soll B repräsentieren und Y wird Z repräsentieren. Ich bezweifele das ernsthaft. Sehr wenige Künstler arbeiten auf die Art und von allem, was ich über seinen kreativen Prozess gelesen habe, tendierten seine Werke dazu, sich eher organischer zu entwickeln.


    Aber ich denke, dass, zu der Zeit, als er an dem Video arbeitete, er in einige sehr intensive Konflikte mit Sony verwickelt und darüber sehr frustriert und wütend war, und einige dieser Emotionen und Konflikte drückten sich selbst in diesem Werk aus. Und ich denke, wenn man sich das Video durch diese Linse anschaut mit dem Wissen darüber, was er zu der Zeit gerade erlebt hat, erlaubt uns das einige Dinge zu entdecken, die vorher nicht offensichtlich waren.


    Zum Beispiel diese ganze „Straßenmusik“-Sequenz ist einfach wundervoll, und ich liebe es einfach, dies zu erfahren und zu genießen als das, was es ist – ein herrlicher Teppich von zufälligen Klängen geschickt ineinander verwoben, um zusammen Musik zu ergeben. Aber wenn ich mir diese Sequenz ansehe auf die Art von allem, was mit Sony vor sich ging, scheint es bedeutsam für mich, dass die Michael Jackson in dieser Rolle total auf der gleichen Wellenlänge mit dieser Straßenmusik ist, dieser Musik der Leute und er verbindet sich so schön mit ihr und zieht ihren Rhythmus hinein in seine Musik – und die Club Manager bleiben außen vor. Sie sind nicht empfänglich für diesen Rhythmus der Leute. Durch Musik teilt Michael Jackson hier in seiner Rolle eine tiefgehende symbiotische Verbindung mit den Menschen, genau wie er es als Michael Jackson selbst auch tat, aber es ist eine Verbindung, an der die Club Manager und die Sonyleute nicht teilhaben und die sie nicht verstehen. Darum ist es auch so ärgerlich, dass sie diejenigen sind, die die Marketingentscheidungen fällen – Entscheidungen, die nicht nur seine Kunst berühren (wie das Canceln des Unbreakable Videos), sondern ihm tatsächlich Barrieren zwischen sich und seinem Publikum aufzwingen.


    Joie: Das ist ein großartiger Gedanke, Willa, und ich glaube, du hast damit gerade den Ball aus dem Park geschossen! Das ist es, warum diese Sequenz aus mich immer so fehl am Platz wirkte. Weil es für diesen kurzen Moment so ist, als hätte Michael den Pausenknopf für die ganze Anspannung und die Wut, die er gegenüber den Clubmanagern (und die Sony-Verantwortlichen) hat, gedrückt und sich einfach mit dem Publikum verbunden für eine Minute – um sicher zu sein, dass wir noch bei ihm sind. Das ist der Grund, warum der Straßenmusikteil so kraftvoll ist und einen so wichtigen Teil des Videos ausmacht!


    Und ich stimme dir zu in Bezug auf den kreativen Prozess. Ich denke nicht, dass er jemals ein Video erarbeitet hat, in dem A dies repräsentiert und B jenes. Wie wir schon vorher besprochen haben ‚Manchmal ist eine Zigarre einfach eine Zigarre‘ wie Freud sagen würde. Und vielleicht ist diese Scheinwerfer-Szene, die mich so fasziniert, eine von diesen Fällen. Vielleicht war es einfach eine coole Szene, die er mit aufnehmen wollte. Oder vielleicht hatte er Augen für Kishaya Dudley – die Tänzerin in der Rolle – und ihre eindrucksvollen Fähigkeiten und wollte ihr den Scheinwerfer überlassen, um zu glänzen. Oder vielleicht war es mehr als das.


    Seit wir in der Vergangenheit diskutiert haben, dass die Angebetete in vielen seiner Songs und Videos letztlich sein Publikum repräsentiert, vielleicht können wir diese kleine Szene auf dieselbe Art sehen. Du weißt ja, die Fans waren – und sind es noch – heftig loyal gegenüber Michael und während des Konfliktes mit Sony waren die Fans sehr lautstark, und sie nahmen seine Anklage mit Begeisterung auf, führten Kundgebungen durch und sangen ‚Sony sucks‘zur Freude der Presse. Michael nannte seine Fans oft seine ‚Army of Love‘. Also wenn die Angebetete sein Publikum repräsentiert, dann ist die Botschaft hier vielleicht, dass es Zeit für uns ist – das Publikum – auf die Bühne zu gehen, zu sprechen, während er uns aus dem Hintergrund ermutigt. Oder vielleicht – und ich denke, das ist vielleicht mehr der Punkt – erkennt er an, wie die Fans immer für ihn aufgestanden sind, um zu kämpfen genau wie Ms. Dudley in das Scheinwerferlicht an seine Stelle getreten ist.


    Willa: Das macht eine ganze Menge Sinn für mich, Joie, und es erinnert mich auch wieder an die Straßenmusik-Sequenz. Es ist, als würde er die tiefe Verbindung, die er und sein Publikum durch Musik und Tanz miteinander teilen und die Stärke und Lebendigkeit, die jeder vom anderen erhält, noch einmal betonen. Wir lieben und unterstützen ihn; er liebt und inspiriert uns. Er tanzt; wir tanzen. Es ist eine tiefe gegenseitige Beziehung, die uns alle nährt.



    herz.gifherz.gifherz.gif Great Job, Willa und Joie - thanx again! herz.gifherz.gifherz.gif

    Joie: Das ist interessant, was du sagst, Willa, denn ich erinnere mich daran einen Bericht über eine Zusammenkunft einer Gruppe von Sony zu einer Hörprobe für Invincible gelesen zu haben und das schien so intensiv. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wo ich es gelesen habe, im Grunde genommen war es Michael und sein Manager oder sein Publizist oder so jemand, in einem Raum mit einem Haufen Geschäftsleute von Sony und sie saßen da und hörten das ganze Album an von Anfang bis Ende. Und als das Album beendet war, sagte niemand ein Wort. Die Verantwortlichen von Sony standen einfach auf und gingen aus dem Raum, ohne ein Wort zu Michael zu sagen – keine Gratulationen, kein Wort des Lobes, nichts. (Eigene Anmerkung: Es handelt sich wohl um den Bericht von Bruce Swedien aus In the Studio with Michael Jackson. The HIStory Playback Session.) Und es erinnert mich an den Teil, den du im Video meintest. „Das ist alles, was du hast? Das ist nichts. Du bist nichts“ Ich bin sicher, das muss das gewesen sein, was Michael gefühlt hat am Ende von dieser Hörprobe, als alle aufstanden und gingen, ohne ein Wort zu sagen.


    Willa: Ist das dein Ernst? Wie furchtbar! Und es ist so interessant, dass du diese Passage wieder zitieren kannst, denn „Du bist nichts“ (You ain’t nothin’) ist ebenso eine Zeile aus dem Bad Video, das auf vielerlei Weise eine vergleichbare Situation beschreibt. Dort ist er ein junger Mann aus der Stadt, der ein Stipendium für eine Höhere Schule bekommen hat und dann nach Hause kommt und den Respekt seiner Kumpel wieder erlangen muss, von denen er dachte, es wären seine Freunde. Sie sind es aber nicht. Nun ist er in eine ähnliche Konfrontation mit Sony verwickelt und muss den Respekt von Leuten wieder erlangen, die ihn unterstützen sollten, und es aber nicht wirklich tun.


    Das Video zu You rock my world gibt Hinweise auf seine früheren Werke: P.Y.T., The girl is mine, Beat it, Bad, Dangerous. Und all diese Songs waren Hits, die Geld besonders für Sony gebracht haben. Er erwähnt keinen seiner Motown Hits. Sie sind auf eine lustige Art einbezogen, so bringen sie etwas Humor in das Video, aber ich glaube, es ist genauso eine verborgene Botschaft damit verbunden. Er erinnert Sony daran, dass er seinen Teil erledigt hat – er hat ein Publikum aufgebaut und bewiesen, dass er Große geldbringende Hits erschaffen kann. Nun ist es an der Zeit, dass sie ihren Teil beitragen und ihn unterstützen, während er einige experimentelle und künstlerisch herausfordernde Dinge kreiert, wie das Invincible Album.


    Joie: Nochmal, das ist so eine scharfsinnige Beobachtung und ich muss sagen, dass ich dir komplett zustimme. Und tatsächlich, diese Eröffnungssequenz in dem Video, wo seine früheren Werke zitiert werden – zuerst in dem chinesischen Restaurant und dann in dem Club – das ist der lustigste, entspannteste, unterhaltsamste Teil des ganzen Videos. Er ist mit seinem Freund zusammen, Chris Tucker, und die zwei haben richtig Spaß, als sie mit Worten spielen und aufeinander reagieren, und es ist, als ob er jedermann an die Hits erinnern will, uns daran erinnern will – Sony und genauso das Publikum – warum wir uns damals sofort in ihn verliebt haben.


    Und wirklich, wenn du darüber nachdenkst, es bleibt so, bis er Chris’ Seite verlässt, um das Mädchen zu umwerben, dass die Dinge anfangen ungemütlich zu werden. Das ist, wenn wir beginnen zu spüren, dass die Spannung hochkommt. Das ist, wenn wir das Gefühl bekommen, dass da mehr unter der Oberfläche ist, als uns bewusst ist. Wir können seine Wut und seine Frustration spüren, aber wir wissen nicht wirklich warum.


    Willa: Das ist ein wirklich guter Punkt, Joie. Während es so etwas wie einen Wettbewerb zwischen diesen zwei Personen gibt, werden sie doch als gute Freunde dargestellt, und es fühlt sich an wie Spaß, wie ein neckischer Schlagabtausch – ganz anders als die spannungsgeladenen Konflikte mit den Managern im Club. Weißt du, wenn man zurückgeht und sich dieses Video durch die Linse mit all diesen Konfrontationen, die damals mit Sony passiert sind, ansieht, das hat mir geholfen herauszufinden, warum es mich immer so unbehaglich fühlen lassen hat – es hilft mir zumindest einen möglichen Grund dafür zu haben, warum es immer so zornig ist und wo dieser Zorn herkommt – und zu verstehen, dass es mir einen Weg gezeigt hat, in dieses Video einzusteigen und es viel mehr schätzen zu können. Es ist mir jetzt nicht mehr so unangenehm, weil ich mir besser vorstellen kann, was diese intensiven Emotionen auslöst. Und sie sind intensiv. Um ehrlich zu sein, ich bekomme das Gefühl, dass zu der Zeit, als das Video herauskam, Michael Jackson mit Sony fertig war. Und das zeigt er ziemlich dramatisch am Ende zu You rock my world, dass er fertig mit Verhandlungen ist. Er ist bereit, das Haus niederzubrennen.


    Joie: Er war so am Ende; er war fertig. Du musst ziemlich wütend sein, wenn du etwas niederbrennen willst, sogar symbolisch. Ich denke nicht, dass man viel Ahnung von Kunstinterpretation haben muss, um diese Szene zu verstehen. Der Ort geht in Flammen auf und vermutlich geht der Big Boss mit unter, denn wir sehen ihn, wie er sich umdreht und die Stufen hochgeht anstatt aus dem Gebäude heraus wie alle anderen. Und er ist nicht nur wütend genug, den Ort abzufackeln, sondern er ist auch wütend genug, um zu kämpfen. Erinnere dich daran, dies ist das eine und einzige Video, in dem wir Michael sehen, wie er einen Faustschlag austeilt! Als der Club in Flammen aufgeht und er nach Chris ruft, der in das Auto steigen soll, ist er in eine Prügelei im Barraum verwickelt.


    Willa: Wow Joie, ich glaube, du hast gerade etwas sehr Bedeutendes herausgefunden. Wir haben ihn nie zuvor so um sich schlagen sehen. Michael Jackson boxt jemandem ins Gesicht? Das ist schockierend! Aber trotzdem, er macht deutlich, dass er den Kampf nicht gesucht hat. Bevor die Prügelei begann, zeigten er und seine Tänzer diese subtile Bewegung, bei der sie die untere Ecke ihrer Jacke hochziehen, genau wie die Gangmitglieder es in Bad tun, um zu zeigen, dass sie eine Waffe haben. Aber hier zeigen sie, dass sie keine Waffen haben. Also ist er unbewaffnet und sucht keinen Streit – aber er ist bereit zu kämpfen, wenn er bedroht wird und es zu weit geht.


    Und es ist bezeichnend, dass er in seinem eigenen Leben eine Situation bewältigen musste, in der das Gefühl hatte, kämpfen zu müssen, und er tat das auf eine sehr öffentliche Weise – etwas was viele Leute von ihm nicht gewohnt waren. Dies ist ein Mann, der immer eher dazu tendiert hatte, auch noch „die andere Wange hinzuhalten“ als in einen Kampf zu ziehen, aber er hat seine Meinung klar gemacht und Stellung bezogen.


    Und natürlich sehen wir am Ende unseren Helden verbunden mit seiner Angebeteten – dem Publikum – wie sie sich alle ins Auto zwängen und sicher davonfahren.

    Scheinwerfer auf You rock my world
    17/11/2011


    Willa: Joie, im Oktober haben wir den ganzen Monat damit verbracht, einen genauen Blick auf das Invincible Album zu werfen, einschließlich der Kämpfe, die Michael Jackson mit Sony während der Produktion und Promotion hatte. Um ehrlich zu sein, ich wusste niemals etwas über diese Kämpfe oder habe ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt, aber seit ich vor einem Monat durch Invincible gezwungen wurde, darüber nachzudenken, was er da durchmachen musste, brachte es mich dazu, das Video zu You rock my world auf eine ganze neue Weise zu sehen.


    Ich bin ehrlich, dieses Video hat mir immer ein unbehagliches Gefühl bereitet. Es ist sehr bedrohlich, eins der zornigsten. Aber Black or White ist auch zornig, und ich liebe Black or White. Es ist eines meiner Favoriten. Aber Black or White drückt berechtigten Ärger aus. Ich sehe es und fühle mich danach aufgeladen und inspiriert und bereit, es mit der Welt aufzunehmen. You rock my world ist völlig anders. Ich sehe es und fühle mich frustriert und kraftlos und wütend und weiß nicht mal, auf wen.


    Joie: Ich verstehe total, dass dieses Video dir Unbehagen bereitet. Ich hatte immer eine ähnliche Reaktion darauf. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass ich mich damit unwohl fühle, aber ich bin danach immer ziemlich an der Grenze. Das ganze Video fühlt sich immer ein wenig grob an für mich. So wie du tatsächlich die Spannung unter der Oberfläche spüren kannst, wenn du es ansiehst. Und ich glaube, die Gründe dafür sind ziemlich klar. Ich bin sicher, Michael fühlte sich an dem Punkt sehr „frustriert und machtlos und wütend“. Du weißt ja, You rock my world war nicht das Video, das er ursprünglich machen wollte. Wie du letzten Monat erwähnt hast, wollte er eigentlich ein Video zu Unbreakable machen. Das ist ebenfalls der Song, den er als Titelsong für das Album wollte, nicht zu erwähnen als Titel für das Album selbst. Er hatte bereits das Konzept und alles andere ausgearbeitet, als Sony die Entscheidung traf, You rock my world anstatt Unbreakable als Video zu veröffentlichen, und vermutlich war er extrem wütend und frustriert. Man würde denken, dass ein Künstler vom Kaliber Michael Jacksons die komplette Autonomie und Kontrolle über ein Projekt haben sollte. Und wahrscheinlich war genau dieses Thema der Streitpunkt zwischen ihm und Sony zu der Zeit.


    Aber ich erinnere mich daran, wie ich damals 2001, als all dies passierte, einen Telefonanruf von der damaligen Vorsitzenden des MJFC bekam, und sie erzählte mir, dass das Video, das Michael machen wollte, verworfen wurde wegen Reibereien mit Sony und dass Michael nun mit ihnen darum rangelte, ein Video für You rock my world zu machen, und es musste in einer sehr kurzen Zeit fertig gestellt werden. Er war mehr als unglücklich über die Situation. Ich erinnere mich noch daran, wie ich dachte „Wow, ich wette, er ist stinksauer!“


    Willa: Und du kannst wirklich eine Menge dieser intensiven Emotionen in diesem Video spüren. Er spielt die Hauptrolle in dieser Handlung, in der er versucht, eine junge Frau für sich zu gewinnen, und wie wir bereits einige Male in vorherigen Posts besprochen haben, scheinen diese Angebeteten oft sein Publikum zu repräsentieren. Bedeutsam ist, eine andere Person, gespielt von Chris Tucker – ein populärer Entertainer auf seinem Gebiet – fühlt sich ebenso angezogen von ihr. Also hat diese Frau – die vielleicht das Publikum repräsentiert – mehr als einen Künstler, der um ihre Aufmerksamkeit wirbt, genau wie Künstler meistens im Wettbewerb um Publikum und Marktanteile stehen.


    Michael Jackson in seiner Rolle ist sich seiner selbst ziemlich sicher und vertraut darauf, dass er sie für sich gewinnen kann, aber sie gehen zu einem Club, in dem die Manager sie auch wollen und zu denken scheinen, sie hätten ein Recht auf sie, und sie versuchen, ihn von ihr wegzuziehen. Und tatsächlich beginnt er auf Konfrontation mit diesen Managern und letztlich dem Clubbesitzer zu gehen, genau wie Michael Jackson selbst wachsende erhitzte Konfrontationen mit den Managern und schließlich mit der obersten Leitung von Sony darüber hatte, wie er ein Publikum erreichen sollte.


    Joie: Wow Willa. Ich habe nie wirklich über diese Verbindung der Club Manager und des Big Boss, perfekt verkörpert von Marlon Brando, nachgedacht, dass sie vielleicht die Entscheider bei Sony repräsentieren, und nun, wo du darauf hingewiesen hast, ergibt es einfach Sinn! Wirklich scharfsinnige Beobachtung.


    Willa: Gut, ich habe auch niemals vorher darüber nachgedacht, bis wir an den Invincible Posts gearbeitet haben und du mich in das eingeweiht hast, was damals genau geschah und wie schlimm es war. Und als ich darüber nachdachte, realisierte ich, dass die Gefühle dieser Situation genau analog zu meinen eigenen verwirrten Gefühlen, die immer beim Sehen dieses unbequemen Videos auftauchten, passten.


    Also hat Michael Jackson sich in dieser Rolle in der Konfrontation mit den Managern auseinanderzusetzen und er reagiert darauf mit einem Auftritt – durch Singen und Tanzen – was er immer tut in seinen Videos, wenn er gezwungen ist mit konfliktbeladenen Situationen zurecht zu kommen. Und wir es schon in seinen Videos zu Beat it und Bad gesehen haben, konnten die Differenzen immer durch die Kraft der Kunst überbrückt und auf diese Art irgendwie eine harmonische Lösung erreicht werden.


    Aber das passiert dieses Mal nicht. Der Ausgang ist hier komplett anders als in jedem anderen Michael Jackson Video, denn die Leute, mit denen er kämpft, respektieren seine Kunst nicht. Die Manager beobachten, wie er tanzt und dann verhöhnen sie ihn und sagen „Das ist alles? Das ist alles, was du hast? Das ist nichts. Du bist nichts. Komm, großer Mann, zeig mir alles, was du kannst.“


    Dann später in dieser bedeutenden Szene mit dem Clubbesitzer trivialisiert dieser seine Kunst genauso, indem er sagt „Das war ganz nett gerade.“ Das ist exakt die gönnerhafte Art, wie ein Geschäftsmann, ein Geldtyp, über einen Künstler denken würde, und das ist so herablassend und respektlos. Kannst du dir Michael Jackson vorstellen, einen brillanten Künstler, der sich selbst jedes Mal, wenn er auf die Bühne geht, in die Schusslinie begibt, wie er von der Bühne kommt, sich sein Herz aus dem Leib getanzt hat und dann hört „Das war ganz nett gerade.“ Das ist eine so verharmlosende Sache, wenn man sie zu einem Tänzer sagt, und es brennt in mir jedes Mal, wenn ich das höre.


    Allerdings reagiert Michael Jackson in seiner Rolle auf eine interessante Art. Er schenkt dem Besitzer einen herausfordernden Blick und sagt „Ich weiß, wer du bist.“ – was mich sofort dazu bringt zu fragen: Wer? Wer ist dieser Typ? Die einfache Antwort ist, dass er Tommy Mottola repräsentiert, den Kopf von Sony zu jener Zeit, aber das ist ein wenig zu einfach, denke ich. Stattdessen glaube ich, es ist angebrachter, ihn symbolisch für all jene Geschäftsleute und Buchhalter und mittlere Manager zu setzen, die Geld mit Künstlern machen, sie aber nicht wirklich respektieren oder verstehen, was sie machen oder realisieren, wie wichtig es ist.

    Er wird eher zu etwas wie einem "Klassiker"..etwas zeitloses, was immer da sein wird, seine Musik und hoffentlich auch das, wofür er stand

    Davon bin ich auch absolut überzeugt! Die Beatles z.B. wurden zu ihrer Zeit auch noch nicht geschätzt, auch zu der Zeit war es verpönt, Fan zu sein. Es gab Zeiten, da war "Beatle" ein Schimpfwort. Sie waren sehr ungewöhnlich und extravagant in ihrer Zeit (60er Jahre), wirklich nur interessant für die jungen Menschen. Viel mehr Generationen haben Michael zu Lebzeiten aktiv erlebt - gab es sowas vorher überhaupt schon mal? Es ist nur noch nicht im Bewusstsein der Menschen, wie sehr er unsere Welt geprägt hat. Ich denke, zuerst erlebt man ihn über das Gefühl (so wie wira035.gif) und dann zieht das Bewusstsein nach (so wie bei unsa035.gif). Und so wird es noch ganz ganz vielen Menschen gehen. For sure!


    es gibt keine Konzerte mehr, keine Auftritte

    Der größte Teil der heutigen populären Musik ist überhaupt aus Michaels Kunst entstanden. Hätte es ihn nicht gegeben, könnte man wahrscheinlich 3/4 der heutigen Künstler von der Liste streichen. Und wenn man die nach ihrem Vorbild fragt (z.B. Lady Gaga) - na, wer ist das wohl?moonwalker.gif

    Ich habe zum Blog von letzter Woche einen schönen Kommentar im Originalblog gefunden. Die Journalistin und den Ausschnitt dessen, was dort beschrieben wird (die von Joie letzte Woche) würde ich sehr gerne sehen ...



    Ultravioletrae:



    Joie, ich weiß genau, welche Reporterin du mit der „Erleuchteten“ meintest, das hat auch auf mich einen großen Eindruck gemacht! Ich habe jedem, den ich kenne, über den Moment berichtet, als der Gesichtsausdruck der Reporterin plötzlich milde wurde, das Licht in ihren Augen anging und dieser unausstehliche Ton in ihrer Stimme und die gekünstelte Fassade wegschmolzen. Sie verwandelte sich vor meinen Augen, und plötzlich mochte ich diese Frau, obwohl ich vorher nichts als schonungslose Kritik für sie übrig hatte! Sie konnte nichts anderes in Michael Jackson sehen außer einen süchtigen Popstar (sie gesteht damit offen ein, dass sie den Süchtigen auch in sich selbst sieht). Ihr Ton war verurteilend und implizierte, dass er selbst zu seinem eigenen Tod beigetragen hat! Aber verdammt noch mal, Michael passte nicht in ihre süße kleine Süchtiger-Popstar-Schublade, er verwischte die Grenzen schon wieder! Ihre übermäßig vereinfachten Definitionen und Mutmaßungen trafen nicht die ganze Geschichte, es war komplexer. Und während des zentralen Interviews bekam sie plötzlich einen kurzen Einblick darin, dass es vielleicht die Wahrheit ist, dass Michael Jackson doch weit mehr ist, als sie sich vorgestellt hat! Vielleicht geht es nicht nur um einen 80er Jahre Popstar und seine Medikamente! Und vielleicht, nur vielleicht, ist es angebracht, dass man einen anderen Ton anschlägt, wenn man über ein Opfer durch Totschlag/Mord berichtet, dessen großes künstlerisches Genie einen wirklichen Unterschied in der Welt bewirkt hat. Etwas später am selben Abend sprach sie mit einem Spezialisten für Abhängigkeit und erfasste die Tatsache, dass Menschen, bei denen eine Abhängigkeit diagnostiziert wurde, gelegentlich Medikamente benötigen und dass es in der Verantwortung des Arztes liegt, die Medikation seines Patienten korrekt zu handhaben. Dies war weit von der Junkie-Schublade entfernt, in die sie Michael zuerst stecken wollte.


    Ich glaube, Michael hatte ein tiefes Verständnis von unserem individuellen und unserem kollektivem Bewusstsein und von der Art, wie wir uns selbst auf andere projizieren, wie wir im Anderen uns selbst wiederfinden. Ich denke, erfolgreiche Medienpersonen verstehen das auch. Es ist nicht wirklich ihre Aufgabe, unsere Einstellung zu formen, sondern sie finden heraus, wie unsere Einstellung ist und reflektieren uns als Gruppe. Du kannst dich umschauen und dort eine sadistische Ader in unserem kollektiven Denken entdecken. Wir haben alle schon mal das Klischee „Kinder sind grausam“ benutzt. Wir sehen das sogar in kleinen Kindern. Michael hat das ans Tageslicht geholt und aufgeklärt. „Ich bin genau das, was du sehen willst, du bist es , der mich quält“. Genau wie mit Vitiligo, nahm er die Hand, die das Leben ihm hinhielt und fand heraus, wie er sie benutzen sollte. Er sah den gemeinen Charakterzug und verwandelte sich selbst in einen Spiegel, so dass wir unser hässliches Spiegelbild sehen konnten. Es ist jetzt für mich noch bedeutsamer als je zuvor, um sicherzustellen, dass wir unsere Lektion, die er uns gab, lernen. Jeder, der glaubt, dass dieser Mann einfach nur ein Popstar mit einem Glitzerhandschuh war, hat nie Michael Jackson gesehen.




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