Der freundliche Star

  • Huhu PeHnas,


    wenn ich auf den Link klicke, kommt ein neues Thema erstellen?
    Hast Du dich vertan?


    Ganz liebe Grüße


    Andrea

    "Es gäbe genug Geld, genug Arbeit, genug zu essen, wenn wir die Reichtümer der Welt richtig verteilen würden, statt uns zu Sklaven starrer Wirtschaftsdoktrinen oder -traditionen zu machen." Albert Einstein


    Die Wahrheit hat nichts zu tun mit der Zahl der Leute, die von ihr überzeugt sind.

  • Liebe Petra! Ich habe deinen Artikel noch einmal komplett hier eingestellt, da dein Link nicht funktionierte! :hkuss:


    Der freundliche Star


    Die einzigartige Hingabe der Fans an Michael Jackson


    Michael Jackson gab sich den Medien gegenüber zwar verschlossen. Zu seinen Fans hingegen ging er immer wieder auf Tuchfühlung. Wie diese ihn verehrten und vergötterten, zeigte sich, als der Superstar vor einem Jahr überraschend starb.


    Hanspeter Künzler


    Am 25. Juni 2009 starb Michael Jackson. Dr. Conrad Murray, der Leibarzt, der Jackson eigentlich für fünfzig in London anberaumte Konzerte fit zu machen hatte, soll ihm eine tödliche Dosis Profol verabreicht haben (unterdessen ist er wegen Totschlages angeklagt). Über den Tod des King of Pop wurde einerseits in den internationalen Medien berichtet; und das Ereignis wurde allenthalben gleich als Zäsur in der Geschichte der Pop-Musik bewertet. Die überraschende Hiobsbotschaft führte andrerseits auch weltweit zu Trauer-Manifestationen. Die Fans trauerten nicht für sich alleine; sie organisierten sich über Internet-Foren, und sie traten dann überall als Gemeinschaften auf, um ihre Gefühle zu teilen. Und mitzuteilen.


    Tatsächlich zeigte sich nun, dass der Fan-Kult um Michael Jackson von eigener Art und neuen Dimensionen war. Überall und so auch hierzulande gab und gibt es Fan-Gemeinschaften. Allerdings haben sich diese nicht gleichzeitig formiert; und sie unterscheiden sich somit auch in der Gewichtung der verschiedenen Alben und Phasen ihres Idols. Im angelsächsischen Sprachraum beispielsweise änderte sich das Michael-Jackson-Bild schon 1979 dank dem Album «Off The Wall»: Galt er zuvor als Teenie-Held, so wurde er nun als wegweisender Pop-Superstar anerkannt. Im deutschen Sprachbereich wurde dies erst später nachvollzogen. Soul- und Funk-Musik hatten hier eben bis über die siebziger Jahre hinaus ein beschränktes Publikum angezogen. Und in der Schweiz brauchte es sechsundzwanzig Jahre, bis das Album «Thriller» in der Jubiläumsausgabe «Thriller 25» schliesslich die Chart-Spitze erklomm.


    Keine Teenager


    Michael Jackson wird schon vor 1985 deutschsprachige Fans gehabt haben. Die grosse Mehrheit der heutigen Jackson-Fans wurde dann aber durch die «Thriller»-Videos mit dem Jackson-Virus infiziert. Ein Indiz dafür, wie wichtig Jacksons Entschluss war, sein eigenes Geld in spektakuläre Videos zu investieren, die als Teil eines «Gesamtkunstwerks Michael Jackson» konzipiert waren. Der Rummel um die «Bad»-Tournee, mit welcher der sogenannte «King of Pop» 1988 erstmals in eigener Regie in unseren Breitengraden auftrat, sorgte für einen weiteren Fan-Zuwachs. – Die meisten Michael-Jackson-Fans sind heute keine Teenager mehr, die im Fan-Kult Halt und Sinn suchen. Es handelt sich zumeist um Erwachsene, die seit Jahrzehnten für Jackson schwärmen, Väter und Mütter, die im Berufsleben integriert sind. Bezeichnend ist, dass nicht wenige zu einem Zeitpunkt auf Michael Jackson stiessen, als dieser in den Medien bereits als «Wacko Jacko» abgestempelt wurde – zu einem Verrückten, der vor allem für schräge Schlagzeilen gut schien. Viele deutschsprachige Fans schätzten an Jackson just das Freak-Image bzw. das «Anderssein» – den Mut, das zu tun, wonach diesem Star der Sinn stand, auch wenn er Gelächter und Häme erntete. Mit seinem Tun stärkte er den Durchhaltewillen ach so manches Teenagers auf dem Dorf, der sich irgendwie missverstanden fühlte.


    Rolling-Stones- und andere Rockfans im klassischen Sinn hatten es einst einfacher gehabt: Nur die Eltern waren gewissermassen gegen ihren Kult. Michael-Jackson-Fans hingegen mussten sich immer wieder Sprüche über das kuriose Image ihres Idols anhören. Es gehörte zur Fan-Existenz, sich dagegen zu wehren, auch wenn es negative Konsequenzen haben sollte. Einige Fans berichten, dass sie in der Schule gar vermöbelt worden seien. Man fühlte sich durch die soziale Ächtung seinem Idol aber nur umso enger verbunden. Als Michael Jackson 1993 erstmals Kindsmisshandlung vorgeworfen wurde – es handelte sich um einen Erpressungsversuch –, verzeichneten die Fan-Klubs sofort grossen Zuwachs. Die desperate Situation, in der sich der Star zu befinden schien, wurde als Herausforderung empfunden, quasi militant für ihn einzutreten. Dass er unschuldig sei, war für alle, die ihn vergötterten, ohnehin klar.
    Treffen mit dem Idol


    Viele Michael-Jackson-Fans haben ihr Idol tatsächlich getroffen. Das können andere Fans nur selten von sich behaupten – mit Ausnahme von den Groupies vielleicht, die im Jackson-Kult wiederum nichts verloren zu haben scheinen. Je mehr Jackson in den Medien als Lieferant von Freak-Meldungen galt, desto intensiver pflegte er den Kontakt zu den Fans. Er spielte ihnen die Angaben in die Hände, wann er in welchem Hotel wohnen werde, und die Fans erschienen massenweise, um ihn zu begrüssen. Wenn er einen Ausflug machte, liess er die Limousine so langsam fahren, dass er durch die geöffneten Fenster Hände schütteln oder sogar Fotos signieren konnte. Diese Treffen wurden zum Ritual: Die Fans brachten Geschenke mit – oft waren es umfangreiche Foto-Alben mit Gedichten und Kurzgeschichten. Jacksons Leibwächter, die im Übrigen Anweisung hatten, mit den Fans freundlich umzugehen, sammelten sie ein; wer die schönsten Geschenke mitbrachte, durfte in die Suite von Jackson und mit diesem plaudern. Und da blieb es beileibe nicht bei Einzelfällen. Dank den neuen Kommunikationsmitteln Internet und Handy wurde es für die Fans möglich, innert kürzester Zeit loszurennen, um Jackson bei einem Zoo- oder Galerien-Besuch zu begleiten. Jackson wehrte sich keineswegs dagegen, sondern hatte fast immer Zeit für ein «Schwätzchen».


    Natürlich waren die Fan-Horden vor den Hotels gut für Ruf und Ego. Welcher andere Star aber hätte wartende Fans regelmässig mit Pizzas beliefert? Und welcher andere Star hätte Fans, die am Vorabend des 9. September 2001 ein Jackson-Konzert in Manhattan besucht hatten und tags darauf dann in New York steckenblieben, auf eigene Kosten mit Lebensmitteln versorgt und in einer Hotel-Suite untergebracht? Bei den Michael-Jackson-Fans also handelt es sich nicht bloss um Opfer einer Marketingstrategie. Vielmehr bilden sie eine internationale Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich früh übers Internet organisierten.


    http://www.nzz.ch/nachrichten/…liche_star_1.6246284.html