GLOBAL VILLAGE
Der König und der King of Pop
Falko Hennig</address>
KRINDJABO. Die Elfenbeinküste hat den größten Popmusiker der
Welt hervorgebracht: den heute vor einem Jahr gestorbenen Michael
Jackson. Wie bitte, der ist doch US-Amerikaner, sagen Sie? Nicht nach
Meinung der Sanwi, eines Volkes in der Elfenbeinküste mit eigenem
Königreich. Der King of Pop wird hier als "Nanan Amalaman Anohnoch", als
"Prinz des Reiches der Sanwi" verehrt. Im Dorf Krindjabo, der
"Hauptstadt" des Königreichs, besuchten wir kürzlich den Königshof. Die
Residenz in Weiß und Rosa ist von hohen Mauern umgeben und hat als
Zierde eine Satellitenschüssel auf dem Dach. Kinder tobten um uns herum,
ich fragte den neunjährigen Frank Olivier, ob er wisse, wer Michael
Jackson ist. "Klar, er ist ein Dancer", sagte der Junge und führte einen
perfekten Moonwalk vor. Den hat er in der Schule gelernt.
Wir
bekommen eine Audienz beim König. Auffälligstes Symbol seiner Würde ist,
neben dem Tischchen für die Gastgeschenke, ein großer Fernseher samt
angeschlossenem DVD-Player. Dann erscheint der König höchstselbst, er
wird mit Sonnenschirm beschützt, sein feines traditionelles Gewand
schimmert fast so golden wie die Krone, um den Hals trägt er goldene
Ketten. Leider können wir ihn nicht zu Prinz Michael befragen, laut
Hofzeremoniell darf sich der König Besuchern gegenüber nicht äußern.
Von
seinen Sprechern ist zu erfahren, dass der Sänger tatsächlich in
Krindjabo war, während seiner großen Afrikareise 1992, wenn auch nur für
eine Stunde. Aus dem gesamten Königreich seien damals ungefähr 125 000
Menschen gekommen. Nicht etwa, um Michael Jackson singen oder auch nur
reden zu hören, sondern, um bei seiner Krönung dabei zu sein. Der Star
wurde mit einer Krone aus purem Gold, einem schwarz-roten Samtumhang und
Zepter ausstaffiert.
"Michael Jackson stammt aus Krindjabo, der
Hauptstadt des Königreichs der Sanwi", behauptet jedenfalls Joseph Koffi
Aman, der ebenfalls ein Prinz ist. Es gibt wohl mehrere davon im
Königreich. Für die Sanwi sei Michael Jackson deshalb einer der ihren
gewesen, sagt Prinz Joseph. Ihnen gebühre deshalb auch die Leiche, sie
müsse in der "Heimat" von Michael Jackson begraben sein, in einer dem
Prinzenstatus angemessenenen Weise.
Wenig später treffen wir Aka
Alex, einen ganz normalen 17-Jährigen aus Krindjabo. Er findet, der King
of Pop sei ein viel größerer König gewesen als der hiesige. Denn
Michael Jackson habe seinen Ehrentitel von der ganzen Welt verliehen
bekommen - und für eine echte Leistung.