Douglas Kirkland
im Gespräch mit Nancy Griffin (aus The Making Of Thriller)
N G: Erinnerst du dich an deine ersten Eindrücke von Michael?
DK: Ich traf ihn zum ersten mal in der Nacht als sie im Palace Theater filmten, ich sollte ihn dann in seinem Trailer treffen. Ehrlich gesagt, war ich zuerst etwas eingeschüchtert. Ich war schon mit vielen Leuten zusammen, aber ich hatte keine Ahnung, was für ein Typ Mensch er sein würde. Er war schon von so vielen Mythen umgeben. Ich fragte mich, ob er seltsam oder verrückt sein würde - wer war diese Person, mit der ich zusammen sein sollte und wie könnte ich meinen Job am besten machen?
Mit der Power, die Michael auf der Bühne demonstrierte und der Aura, die um ihn herum geschaffen worden war, erwartete ich, dass er sich sicher wie ein Gigant gegenüber einem Life-Magazine Journalist und Fotograf verhalten würde.
Was ich gefunden habe war jemand der überhaupt nicht verängstigend oder einschüchternd war. Er war sehr offen und entgegenkommend. Er machte, dass ich mich wie zuhause fühlte. Er hatte eine leise Stimme und lächelte leicht, kein großes Lachen, nur ein kleines Lächeln. Ein sehr leichter Händedruck, kein fester, soweit ich mich erinnere.
Alles an ihm lies mich denken, dass er eine sanfte Person ist.
NG: Hatte seine Schüchternheit einen Einfluss darauf, wie du dich ihm als Fotograf genähert hast?
DC: Es war mein Anliegen, dass ich nicht zu laut sein wollte und dass ich mich höflich verhalten wollte. Ich habe meine Sensoren immer sehr fein abgestimmt dass ich nicht zu weit gehe oder zu anmaßend werde. In den paar Minuten versuchte ich ihm zu zeigen, dass ich ihn respektiere.
Als eine Person, die Fotos macht, versuchte ich schnell in zum Wesentlicheren zu kommen, die "Hallos" sind immer nur zum Aufwärmen gedacht. Es funktionierte gut, er war sehr empfänglich dafür.
NG: Ich erinnere mich, dass er draußen vor dem Theater herumhing, bevor wir anfingen zu drehen. Es überraschte mich, dass er zwar so scheu aber so freundlich war und überraschend zugänglich.
DC: Als ich in seinen Trailer kam, wurde gerade sein Make Up gemacht, und er war fertig, bevor seine Crew fertig war. Er ging raus und setzte sich in einen Regiestuhl und redete mit jedem. Sie hatten da auch einen Flipper, und ich habe Fotos , auf denen er damit spielt.
NG: Michael spielte einen netten jungen Kerl, der ein Date mit einem hübschen Mädchen hat. John Landis machte sicher, dass er sexy aussah und gekleidet war, so wie ein Filmstar.
DC: Er sah sehr gut aus. Ich sehe mir Leute sehr sorgfältig an, und ich dachte sofort, das ist cool, denn ich habe ein sehr gut aussehendes (Foto) Motiv, und wenn er keine Allüren hat, wird das gut funktionieren.
NG: Sagtest du Michael, dass er bestimmte Posen einnehmen sollte oder etwas besonderes tun sollte?
DC: Nein, ich machte, was ich immer mache, wenn ich anfange mit jemand zu arbeiten, ich fotografiere erst nur zurückhaltend, was ich beobachte. Ich denke, diese Zeit braucht es, um damit vertraut zu werden, dass ich da bin. Was ich Michael anfangs am häufigsten fragte war, "könntest du dich für eine Sekunde in diese Richtung drehen?" Aber mit der Zeit fragte ich auch nach anderen Dingen.
NG: Schien er sich mit deiner Arbeit oder mit Fotografie allgemein auszukennen?
DC: Ich denke, für ihn repräsentierte ich einfach nur das Life Magazine. John Landis und alle anderen an Thriller beteiligten, waren sehr erfreut darüber, dass das Life Magazine da war. Ich bekam nicht den Eindruck, dass Michael sich mit Fotografie auskannte, und er sprach auch nicht darüber. Ich hörte, er sammelte antike Kameras, aber er kannte sich nicht mit meinen 300mm (tele) Objektiven aus, wofür ich dieses Teil meiner Ausrüstung benutze. Es war das Objektiv, das ich benutze um interessante Nahaufnahmen aus der Ferne zu machen.
NG: Du warst nicht dicht an ihm dran, für Nahaufnahmen zu machen?
DC: Nein, ich machte Fotos mit einer langen Brennweite, als er in seinem Stuhl saß. Ich hatte einen Blitz auf ihm, weil er im dunkeln saß. Da gibt es ein Bild von ihm, im Profil, wo er sich auf die Zunge beißt, und ein Licht irgendwo aus dem Hintergrund bildet eine Art Blase um sein Gesicht. (...)
NG: Die Portraits, die du in der ersten Nacht machtest, wo er mit Ola filmte, bevor er in einen Werwolf oder einen Zombie verwandelt wird , sind sehr glamourös.
DC: Als er in die Filmbeleuchtung heraustrat und sich auf seinen Auftritt vorbereitete - das war der Augenblick, in dem man seine Star Qualitäten wirklich sehen konnte. In diesen Minuten, kurz bevor dem Dreh. Ich beobachtete ihn mit dem Teleobjektiv. Dieser scheue Mensch bekam plötzlich Selbstvertrauen. Er hatte dieses besondere Lächeln, was jedes Herz erwärmte. Meine liebsten Bilder von ihm zeigen dieses Lächeln. Das war Michael, wenn er Michael war, und das war, wenn ich meine besten Aufnahmen von ihm bekam. (...) Time Magazine beauftragte Andy Warhole eines dieser Bilder für ihr Cover zu interpretieren. Und Jahre später hatte ich eines davon in meinem Buch "Freezed Frame".
NG: Ola Ray sah aus, als wäre sie scharf auf ihn..
DC: Das habe ich auch bemerkt. Was für eine Verschwendung. Dieses schöne Mädchen, was ihn sicher wirklich mochte. Und er hätte nur "einen Penny in ihre Richtung werfen" müssen, und es wäre eine gemachte Sache gewesen. Aber es war nicht seine Art.