Jordan Chandler - Die nicht erzählte Geschichte von Mary A. Fisher

  • Wurde Michael Jackson reingelegt?


    Die nicht erzählte Geschichte
    Mary A. Fisher
    GQ, October 1994



    Vor O. J. Simpson war es Michael Jackson - ein weiterer beliebter schwarzer Star -, der durch einen angeblichen Skandal in seinem Privatleben zur Strecke gebracht wurde. Jene Anschuldigungen, dass Jackson einen 13jährigen Jungen sexuell belästigt haben sollte, waren Anlass für eine Multimillionen Dollar Klage, zwei Untersuchungen durch eine Grand Jury und einen schamlosen Medienzirkus. Im Gegenzug verklagte Jackson einige seiner Ankläger wegen Erpressung. Schließlich wurde das Verfahren gegen Zahlung einer Summe, die auf 20 Millionen Dollar geschätzt wird, außergerichtlich beigelegt; es wurde weder durch die Polizei noch durch eine Grand Jury Anklage erhoben. In diesem August [1994] machte Jackson wieder Schlagzeigen, als Lisa Marie Presley, Elvis Tochter, ankündigte, dass sie und der Sänger geheiratet hatten. Nachdem nun der Staub, den einer der schlimmsten Medienexzesse aufgewirbelt hatte, sich legt, ist eines klar: Die amerikanische Öffentlichkeit hat nie eine Verteidigung für Michael Jackson gehört. Bis jetzt.....


    Es ist natürlich unmöglich, einen Negativbeweis zu erbringen - das heißt, zu beweisen, dass etwas nicht passierte. Aber es ist möglich, sich die Leute, die die Anschuldigungen gegen Jackson vorbrachten genauer anzusehen, und ihren Charakter sowie ihre Motive genauer unter die Lupe zu nehmen. Was bei einer solchen Untersuchung, basierend auf Gerichts- und Geschäftsakten und sehr vielen Interviews, herauskommt, sind überzeugende Argumente dafür, dass Jackson niemanden belästigt hat, und dass stattdessen er selbst das Opfer eines ausgeklügelten Plans gewesen sein kann, Geld von ihm zu erpressen.


    Darüber hinaus ist die Geschichte, die zu Tage tritt, wenn man sich auf dieses unerforschte Gebiet begibt, radikal anders als das, was in der Klatschpresse und sogar von ernstzunehmenden Journalisten vertreten wurde. Es ist eine Geschichte über Gier, Ehrgeiz, über Missverständnisse von Seiten der Polizei und der Anklagevertreter, über faule und sensationshungrige Medien und der Anwendung einer starken, hypnotischen Droge. Es mag auch eine Geschichte darüber sein, wie ein Fall einfach erfunden wurde.


    Weder Michael noch seine augenblicklichen Anwälte wollten für diesen Artikel Auskunft geben. Hätten sie sich dazu entschlossen, die Zivilklage durchzufechten, hätte die nachfolgende Geschichte, die den Sänger sehr wohl entlastet haben würde, sowohl der Kern von Jackson Verteidigung sein können, als auch die Basis für spätere Erpressungsklagen gegen seine eigenen Beschuldiger,.


    Jacksons Ärger begann, als sein Van im Mai 1992 auf dem Wilshire Boulevard in Los Angeles liegen blieb. Gestrandet mitten auf der vielbefahrenen Straße, wurde Jackson von der Ehefrau von Mel Green entdeckt, der Angestellter bei Rent-a-Wreck war, einer Autovermietung für angeschlagene Wagen, eine Meile entfernt. Green kam ihm zu Hilfe. Als Dave Schwartz, der Besitzer der Autovermietung hörte, dass Green Jackson mitbrachte, rief er seine Frau June an, damit sie mit ihrer 6jährigen Tochter und ihrem Sohn aus erster Ehe herüberkommen solle. Der Junge, damals 12 Jahre alt, war ein großer Jackson Fan. Bei seiner Ankunft erzählte June Chandler Schwartz Jackson, dass ihr Sohn ihm eine Zeichnung zugeschickt hatte, nachdem das Haar des Sängers während der Dreharbeiten zu einem Pepsi-Werbespot Feuer gefangen hatte. Sie gab Jackson dann auch ihre private Telefonnummer.


    "Es war fast so, als ob sie ihm [den Jungen] aufzwingen wollte", erinnert sich Green. "Ich glaube, Jackson dachte, er schulde dem Jungen irgendetwas, und so fing alles an."


    Einige Fakten über das Verhältnis sind nicht zu bestreiten. Jackson begann, den Jungen anzurufen, und es entwickelte sich eine Freundschaft. Nachdem Jackson drei Monate später von einer Promo-Tour zurückkehrte, wurden June Chandler Schwartz und ihre Kinder häufige Gäste auf Neverland, Jacksons Ranch im Bezirk Santa Barbara. Während des folgenden Jahres überhäufte Jackson den Jungen und seine Familie mit Zuwendung und Geschenken, einschließlich Videospielen, Uhren, Einkaufsbummel bei Toys ‚R’ Us und Reisen rund um die Welt - von Las Vegas und Disney Word bis nach Monaco und Paris.


    Um den März 1993 herum waren Jackson und der Junge häufig zusammen, und die gemeinsamen Übernachtungen begannen. June Chandler Schwartz war Jackson auch nahe gekommen "und mochte ihn ganz enorm", sagt ein Freund. "Er war der netteste Mann, den sie je kennen gelernt hatte."


    Über Jacksons Exzentrizität - von seinen Schönheitsoperationen bis hin zu seiner Vorliebe für die Begleitung von Kindern - wurde schon viel berichtet. Und wenn es vielleicht auch ungewöhnlich für einen 35jährigen Mann ist, bei einem 13jährigen Kind zu übernachten, fanden weder die Mutter des Jungen noch andere Jackson Nahestehende es nicht merkwürdig. Jacksons Verhalten ist besser zu verstehen, wenn man es in Zusammenhang mit seiner eigenen Kindheit betrachtet.


    "Im Gegensatz zu dem, was man vielleicht glaubt, war Michaels Leben kein Zuckerschlecken", sagt einer seiner Anwälte. Jacksons Kindheit war grundsätzlich beendet - und sein ungewöhnliches Leben begann, als er 5 Jahre alt war und in Gary/Indiana lebte. Michael verbrachte seine Jugend in Aufnahmestudios, auf Bühnen, wo er vor Millionen von Fremden auftrat, und mit Übernachtungen in einer endlosen Reihe von Hotelzimmern. Mit Ausnahme seiner acht Brüder und Schwestern war Jackson nur von Erwachsenen umgeben, die ihn rücksichtslos antrieben, besonders sein Vater, Joe Jackson - ein strenger Mann, der keine Zuneigung zeigen konnte, und - Berichten zufolge - seine Kinder schlug.


    Jacksons frühe Erfahrungen schlugen sich in einer Art verzögerten Entwicklung nieder, meinen viele, und er wurde zu einem Kind im Körper eines Mannes. "Er hatte keine Kindheit", sagt Bert Fields, ein früherer Anwalt Jacksons. "Das holt er jetzt nach. Seine Kumpel sind 12jährige Kinder. Sie machen Kissenschlachten und dergleichen." Jacksons Interesse an Kindern führte auch zu humanitären Leistungen. In all den Jahren hat er Millionen zu Gunsten von Kindern gegeben, seine eigene "Heal the World"-Stiftung eingeschlossen.


    Aber man muss das noch in einem anderen Zusammenhang sehen - einem, der mit unserer Zeit zu tun hat - in dem, wie die Meisten Jacksons Verhalten betrachten werden. "Bei der Verwirrung und Hysterie über Kindesmissbrauch", sagt Dr. Phillip Resnick, ein Psychiater aus Cleveland, "wird jeder physische oder umhegende Kontakt zu Kindern mit Argwohn betrachtet, und der Erwachsene kann sehr leicht sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt werden".


    Jacksons Verhältnis wurde von den Erwachsenen im Leben des Jungen zunächst sehr begrüßt - von seiner Mutter, seinem Stiefvater und eben seinem leiblichen Vater, Evan Chandler (der sich ebenfalls weigerte, sich für diesen Artikel interviewen zu lassen). Geboren in der Bronx als Evan Robert Charmatz, folgte er zögernd seinem Vater und seinen Brüdern und wurde Zahnarzt. "Er hasste es, Zahnarzt zu sein", sagt ein Freund der Familie. "Er wollte immer gern Schriftsteller sein." Nachdem er 1973 nach West Palm Beach gezogen war, um dort zu praktizieren, änderte er seinen Nachnamen, weil er fand, dass Charmatz "zu jüdisch klang"", sagt ein früherer Kollege. In der Hoffnung, Drehbuchautor zu werden, zog er in den späten Siebziger Jahren mit seiner Frau June Wong, einer attraktiven Eurasierin, die zeitweise als Model arbeitete, nach Los Angeles.


    Für Chandlers zahnärztliche Karriere kamen schlechte Zeiten. Im Dezember 1978, als er im Crenshaw Family Dental Center arbeitete, eine Klinik in einem ärmeren Viertel von Los Angeles, leistete er wiederherstellende Arbeit an sechzehn Zähnen eines Patienten während einer einzigen Sitzung. Eine Untersuchung durch einen zahnärztlichen Untersuchungsausschuss kam zu dem Schluss, dass diese Arbeit "große Unkenntnis und/oder Unfähigkeit"" offenbarte. Der Ausschuss entzog ihm seine Lizenz; allerdings wurde diese Entscheidung rückgängig gemacht und er wurde stattdessen für neunzig Tage suspendiert und erhielt eine Bewährungsfrist von zweieinhalbe Jahren. Völlig am Boden zerstört verließ Chandler die Stadt und zog nach New York. Er schrieb ein Drehbuch, konnte es aber nicht verkaufen.


    Monate später kehrte Chandler zusammen mit seiner Frau nach L.A. zurück und übernahm eine Reihe zahnärztlicher Jobs. 1980, als ihr Sohn geboren wurde, geriet die Ehe des Paares in Gefahr. "Einer der Gründe, warum June Evan verlassen hat, waren seine Launen", sagt ein Freund der Familie. 1985 wurden sie geschieden. Das Gericht übertrug der Mutter das alleinige Sorgerecht und ordnete monatliche Unterhaltszahlungen in Höhe von 500 Dollar an, aber eine Durchsicht der Akten zeigt, dass Chandler seiner Ex-Frau im Jahre 1993 - als der Jackson-Skandal bekannt wurde - 68.000 Dollar schuldete - einen Rückstand, auf den sie letztlich verzichtete.


    Ein Jahr bevor Jackson in das Leben seines Sohnes trat, hatte Chandler wieder ein ernstes berufliches Problem. Eine seiner Patientinnen, ein Model, verklagte ihn wegen zahnärztlicher Nachlässigkeit, nachdem er einige ihrer Zähne behandelt hatte. Chandler behauptete, dass die Frau eine Einverständniserklärung unterschrieben hatte, nach der ihr die Risiken bekannt waren. Aber als Edwin Zinman, ihr Anwalt, die Originalakte sehen wollte, erklärte Chandler, sie sei ihm aus dem Kofferraum seines Jaguar gestohlen worden. Er legte Kopien vor. Zinman, nun argwöhnisch, konnte die Echtheit dieser Akten nicht bestätigen. "Was für ein außergewöhnlicher Zufall, dass sie gestohlen waren", sagt Zinman heute. "Das ist wie ‚Der Hund hat meine Hausaufgaben gefressen‘". Der Fall wurde gegen eine nicht genante Summe außergerichtlich beigelegt.

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    Trotz solcher Rückschläge hatte Chandler dann eine erfolgreiche Praxis in Beverly Hills. Und er hatte seinen Durchbruch in Hollywood 1992, als der bei Mel Brooks "Robin Hood: Männer in Strumpfhosen" Co-Autor war. Bis Michael Jackson in das Leben seines Sohnes trat, hatte Chandler nicht viel Interesse an dem Jungen gezeigt. "Er versprach, ihm einen Computer zu kaufen, damit sie Drehbücher zusammen schreiben könnten, aber er tat es nie"", sagt Michael Freeman, ein früherer Anwalt von June Chandler Schwartz. Chandlers Zahnpraxis hielt ihn auf Trapp und er hatte eine neue Familie gegründet mit zwei kleinen Kindern von seiner zweiten Frau, einer Anwältin.


    Zunächst hieß Chandler das Verhältnis seines Sohnes zu Michael Jackson willkommen und bestärkte ihn darin, gab bei Freunden und Kollegen damit an. Als Jackson und der Junge im Mai 1993 bei ihm waren, drängte Chandler den Entertainer, mehr Zeit mit seinem Sohn in seinem Hause zu verbringen. Quellen zufolge schlug Chandler sogar einen Anbau an sein Haus vor, damit der Sänger dort leben konnte. Nach abschlägige Gesprächen mit dem Bauamt machte Chandler einen anderen Vorschlag: Jackson sollte ihm ein neues Haus bauen.


    In dem Monat, als der Junge, die Mutter und Jackson nach Monaco zu den World Music Awards geflogen waren, "fing Evan an, eifersüchtig zu werden und fühlte sich ausgeschlossen", sagt Freeman. Nach ihrer Rückkehr waren Jackson und der Junge wieder bei Chandler, was ihn sehr freute - ein fünftägiger Besuch, währenddessen sie in einem Zimmer mit dem Halbbruder des Jungen schliefen. Obwohl Chandler erklärte, gesehen zu haben, dass Jackson und der Junge immer bekleidet waren, wenn er sie zusammen im Bett sah, behauptete er, das er zu jener Zeit war, als er den Verdacht sexueller Vergehen schöpfte. Zu keiner Zeit behauptete Chandler, Zeuge irgendwelcher sexueller Vergehen von Jacksons Seite geworden zu sein.


    Chandler wurde zunehmend unwillig, und sprach Drohungen aus, die Jackson, Dave Schwartz und June Chandler Schwartz befremdeten. Im frühen Juli 1993, schnitt Dave Schwartz, der gut mit Chandler auskam, heimlich ein längeres Telefongespräch mit Chandler mit. Während dieser Unterhaltung sprach Chandler von seiner Sorge um seinen Sohn und seiner Wut auf Jackson und seine Ex-Frau, die er als "kalt und herzlos" beschrieb. Als Chandler versuchte, für eine Diskussion über seinen Verdacht gegen Jackson "ihre Aufmerksamkeit zu erringen" , so erzählt er auf dem Band, sagte sie zu ihm "Fick dich selbst!"


    "Ich verstand mich gut mit Michael", sagte Chandler zu Schwartz. "Wir waren Freunde. Ich mochte und respektierte ihn so wie er ist. Es gab keinen Grund, mich nicht mehr anzurufen. Eines Tages unterhielt ich mich mit Michael und sagte ihm ganz genau, was ich von dieser Beziehung erwartete. Was ICH wollte."


    Chandler gab Schwartz gegenüber zu, dass er "geprobt" hatte, was er sagen wollte und was nicht. Chandler erwähnte während dieser Unterhaltung nie etwas von Geld. Als Schwarz ihn Fragte, was Jackson getan hat, um ihm so wütend zu machen, gab Chandler nur an, dass "er die Familie auseinander gebracht hat. [Der Junge] ist durch die Macht und das Geld dieses Kerls verführt worden."Beide Männer beschimpften sich gegenseitig als schlechte Väter für den Jungen.


    An anderer Stelle auf dem Band, gab Chandler zu erkennen, dass er bereit war, etwas gegen Jackson zu unternehmen. "Es ist alles bereit", erzählte Chandler Schwartz. "Es sind noch andere Leute, die nur auf meinen Anruf waren, darin verwickelt. Ich habe sie dafür bezahlt. Alles läuft nach einem bestimmten Plan ab, der nicht von mir stammt. Wenn ich diesen Anruf mache, wird dieser Kerl [vermutlich sein Anwalt Barry K. Rothman] jeden in Sichtweite zerstören auf jede erdenkliche verschlagene, hässliche und grausame Weise. Und ich habe ihm die volle Befugnis dazu gegeben."


    Chandler sagte dann vorher, was tatsächlich sechs Wochen später geschah: "Wenn ich damit fertig bin, bin ich ganz groß. Ich kann gar nicht verlieren. Ich hab das von allen Seiten geprüft. Ich werde alles bekommen, was ich will, und sie werden für immer zerstört sein. June wird [das Sorgerecht für den Sohn] verlieren... Und Michaels Karriere wird vorbei sein."


    "Hilft das [dem Jungen]?", fragte Schwartz.


    "Das ist mir egal", antwortete Chandler. Das hier ist größer, als wir alle zusammen. Das Ding wird jeden niederschmettern und jeden in Sichtweite zerstören. Es wird ein Massaker geben, wenn ich nicht bekomme, was ich will."


    Anstatt zur Polizei zu gehen, die wohl angemessenste Reaktion auf den Verdacht der sexuellen Belästigung, hatte Chandler sich an einen Anwalt gewendet. Und nicht irgend einen Anwalt. Er wendete sich an Barry Rothman.


    "Dieser Anwalt ist der gemeinste Hurensohn, den ich finden konnte", sagte Chandler in dem Mitschnitt des Telefonates mit Schwartz. "Alles was er will, ist mit dieser Sache an die Öffentlichkeit zu gehen; so schnell und groß wie möglich, und dabei so viele Leute zu demütigen, wie es nur möglich ist. Er ist bösartig, er ist gemein, er ist sehr schlau, und er ist publicityhungrig." (Durch seinen Anwalt, Wylie Aitken, lehnte Rothman es ab, für diesen Artikel interviewt zu werden. Aitken stimmte zu, allgemeine Fragen, die nichts mit Chandler oder dem Jungen zu tun hatten, über den Jackson-Fall zu beantworten.)


    Wenn man Rothman kennt, sagt ein früherer Kollege, der während des Jackson-Falles mit ihm zusammenarbeitete, und der Tagebuch führte, was Rothman und Chandler im Büro gesagt und getan haben, muss man glauben, dass Barry "sich den ganzen Plan ausgedacht hat. Punkt. Charakterlich ist ihm so etwas [Michael Jackson zu beschuldigen] durchaus zuzutrauen." Information von Rothmans früheren Mandanten, Kollegen und Angestellten zeigen auf, dass Manipulationen und Betrug zu seinen Verhaltensmustern gehören.


    Rothman hat eine Anwaltspraxis in Century City. Früher handelte er Musik- und Konzertverträge aus für Little Richard, die Rolling Stones, The Who, ELO und Ozzy Osbourne. Gold- und Platinschallplatten aus dieser Zeit hängen immer noch in seinem Büro. Eine frühere Angestellte nennt ihn einen unbeherrschten Dämon. Am meisten hing er an seinem 1977er Rolls Royce Corniche, dessen Nummernschild "BKR 1" lautete.


    Im Laufe der Jahre hat Rothman sich so viele Feinde gemacht, dass seine Ex-Frau ihrem Anwalt gegenüber mal äußerte, sie sei überrascht, dass noch niemand "ihn erledigt hat". Er steht in dem Ruf, knallhart zu sein. "Er bezahlt fast niemanden", schloss Ed Marcus (in einem Bericht des Superiour Court in Los Angeles, als Teil eines Verfahrens gegen Rothman), nach Durchsicht einer Zusammenstellung, die besagte, dass mehr als dreißig Gläubiger und Wechselinhaber hinter ihm her waren. Außerdem waren mehr als zwanzig Zivilverfahren anhängig, und viele Beschwerden waren an die Labor Commission gerichtet worden, sowie drei Disziplinarverfahren für drei verschiedene Vorfälle die gegen ihn vor ein kalifornisches Gericht gebracht wurden. 1992 war er für ein Jahr aus der Anwaltskammer ausgeschlossen worden. Aber die Suspendierung wurde wieder aufgehoben und in eine Bewährungsstrafe umgewandelt.


    1987 war Rothman mit 16.800 Dollar Unterhaltszahlungen im Rückstand. Durch ihren Anwalt drohte seine Ex-Frau mit Pfändung, ließ sich aber auf einen Zahlungsaufschub ein. Als Rothman ein Jahr später immer noch keine Zahlung geleistet hatte, versuchte Wards Anwalt, sein teures Sherman Oaks-Haus zu beleihen. Zu ihrer Überraschung erklärte Rothman, dass ihm das Haus nicht mehr gehörte; drei Jahre davor hatte er das Anwesen an Tinoa Operations Inc. Übertragen, eine panamesische Scheinfirma. Lt. Wards Anwalt behauptete Rothman, dass er eines Nachts 200.000 Dollar von Tinoas Geld in seinem Haus hatte, als er ausgeraubt wurde. Die einzige Möglichkeit der Wiedergutmachung war, Tinoa sein Haus zu überschreiben, erzählte er. Ward und ihr Anwalt vermuteten, dass das ganze Szenario eine Finte war, aber sie konnten es nie beweisen. Erst nachdem die Polizei seinem Rolls Royce beschlagnahmte, begann er seine Schulden zu bezahlen.


    Akten vom Los Angeles Superior Court scheinen den Verdacht von Ward und ihrem Anwalt zu bestätigen. Sie belegen, dass Rothman 1989 ein ausgeklügeltes Netz von ausländischen Bankkonten und Scheinfirmen geschaffen hatte, offensichtlich um Teile seines Besitzes zu verheimlichen - ins Besondere sein Haus und ein Großteil der 531.000 Dollar aus seinem Verkauf. Die Gesellschaften, zu denen auch Tinoa gehörte, können bis zu Rothman zurückverfolgt werden. Er kaufte eine panamesische Scheinfirma (eine zwar existierende, aber nicht arbeitende Firma) und arrangierte es so, dass sein Name nicht als Geschäftsführer erschien. Er hatte absolute Vollmacht, Geld hin und her zu schieben.


    Rothmans Angestellten ging es nicht viel besser, als seiner früheren Frau. Frühere Angestellte sagen, dass sie manchmal um ihren Gehaltsscheck betteln mussten. Und manchmal waren diese Schecks nicht gedeckt. Er konnte keine Sekretärinnen halten. " Er betrog und erniedrigte sie", sagt eine von ihnen. Zeitarbeitskräfte traf es am Schlimmsten. "Er ließ sie für zwei Wochen für sich arbeiten", fügt die Anwaltssekretärin hinzu, "dann vergraulte er sie, indem er sie anschrie und behauptete sie seien dumm. Dann erzählte er der Agentur, dass er mit der Arbeit unzufrieden sei und nicht zahlen würde." Manche Agenturen wurden klug und verlangten von Rothman Vorauszahlungen, bevor sie mit ihm Geschäfte machten.


    Die Disziplinarstrafe von 1992 resultierte aus einem Interessenkonflikt. Ein Jahr davor war Rothman von einer Mandantin, Muriel Metcawl, die er in einem Sorgerechtsfall und wegen Unterhaltszahlungen vertrat, entlassen. Später beschuldigte Metcalf ihn wegen überzogener Rechnungsforderungen. Vier Monate, nachdem Metcalf ihn gefeuert hatte, begann er, ihren ehemaligen Kompagnon, Bob Brutzman, zu vertreten.

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    Dieser Fall ist aus noch einem anderen Grund bezeichnend: Es beweist, dass Rothman schon vor dem Jackson-Skandal einige Erfahrung hatte im Umgang mit Anklagen wegen Kindesmissbrauchs. Metcalf hatte, noch während Rothman sie vertrat, Brutzman beschuldigt, ihr gemeinsames Kind sexuell belästigt zu haben (was Brutzman bestritt). Rothmans Kenntnis über Metscalfs Anklagen hielt ihn nicht davon ab, für Brutzmans Firma zu arbeiten - ein Schritt, für den er eine Disziplinarstrafe erhielt.


    1992 lief Rothman vor zahlreichen Gläubigern davon. Folb Management, eine Grundstücksgesellschaft, war einer von ihnen. Rothman schuldete der Firma 53.000 Dollar an Mieten plus Zinsen für ein Büro am Sunset Boulevard. Folb klagte. Rothman klagte dagegen, indem er behauptete, dass der Sicherheitsdienst des Gebäudes so schlecht war, dass Diebe eines Nachts Equipment im Wert von mehr als 6.900 Dollar stehlen konnten. Im Laufe der Verhandlung erklärte Folbs Anwalt dem Gericht: "Mr. Rothman ist nicht die Sorte von Mensch, die man beim Wort nehmen kann." Im November 1992 meldete Rothmans Anwaltsfirma bankrott an, und listete dreizehn Gläubiger - einschließlich Folb Management - mit einer Gesamtschuld von 880.000 Dollar, ohne entsprechenden Gegenwert. Nach Durchsicht der Papiere, stellte ein Ex-Klient, den Rothman auf 400.000 Dollar Anwaltskosten verklagte, fest, dass Rothman Güter im Wert von 133.000 Dollar nicht aufgelistet hatte. Dieser frühere Mandant drohte Rothman, ihn wegen "Betrugs an seinen Gläubigern" anzuzeigen - ein Vergehen - wenn er die Klage gegen ihn nicht fallen lassen würde. In die Ecke getrieben, hatte Rothman die Klage innerhalb von Stunden zurückgezogen.


    Sechs Monate bevor er Konkurs anmeldete, hatte Rothman seinen Rolls Royce an Majo, eine fiktive Firma, die er kontrollierte, überschrieben. Drei Jahre davor, hatte er eine andere Firma - Longridge Estates, eine Tochterfirma von Tinoa Operations, als Besitzer des Autos angegeben. Die gleiche Firma, der die Besitzurkunde für sein Haus gehörte. Auf Gesellschaftsverträgen, die Rothman aufgesetzt hatte, waren die Adressen von Longridge und Tinoa identisch - 1554 Cahuenga Boulevard. Eine Adresse, die sich als die eines China Restaurants entpuppte.


    Und mit diesem Mann begann Evan Chandler im Juni 1993 einen "gewissen Plan" auszuarbeiten, von dem er in dem Telefongespräch mit Dave Schwartz sprach. Während einer Abschlussfeier in jenem Monat konfrontierte er seine Ex-Frau June mit seinem Verdacht. "Sie fand die ganze Sache albern", sagt ihr früherer Anwalt, Michael Freeman. Sie erzählte Chandler, dass sie vorhatte, ihren Sohn im Herbst aus der Schule zu nehmen, damit er Jackson auf seiner "Dangerous"-Tournee begleiten konnte. Chandler wurde wütend und, so sagen mehrere Zeugen, drohte, mit den Beweisen, die er angeblich gegen Jackson hatte, an die Öffentlichkeit zu gehen. "Welche Eltern, die noch bei Sinnen sind, würden wollen, dass ihr Kind so ins Scheinwerferlicht gezerrt wird", frage Freeman. "Wenn so etwas wirklich geschieht, will man sein Kind doch schützen."


    Jackson bat seinen damaligen Anwalt, zu intervenieren. Als einer der bekanntesten Anwälte in der Unterhaltungsindustrie hatte Fields Jackson seit 1990 vertreten, und hatte für ihn den Vertrag mit Sony ausgehandelt, der Jackson vermutlich 700 Millionen Dollar einbringen konnte. Fields brachte den Privatdetektiv Anthony Pelicano mit ein. Pelicano erledigt die Dinge auf sizilianische Weise, indem er unglaublich loyal ist zu Leuten, die er mag, und rücksichtslos gegen seine Feinde.


    Am 9. Juli 1993 spielten Dave Schwartz und June Chandler Schwartz Pelicano das mitgeschnittene Gespräch vor. "Ich hörte 10 Minuten von dem Band und wusste, dass es hier um Erpressung ging", sagt Pelicano. Am gleichen Tag fuhr er zu Jacksons Wohnung in Century City, wo Chandlers Sohn und dessen Halbschwester zu Besuch waren. In Jacksons Abwesenheit hatte Pelicaon "Augenkontakt" zu dem Jungen und fragte ihn "sehr genaue Fragen". "Hat Michael dich jemals berührt? Hast du ihn jemals nackend im Bet gesehen?" Die Antwort auf all diese Fragen war nein. Der Junge verneinte wiederholt, dass etwas Schlechtes geschehen war. Am 11. Juli, nachdem Jackson sich geweigert hatte, sich mit Chandler zu treffen, gingen der Vater und Rothman zum nächsten Teil des Plans über - sie wollten das Sorgerecht für den Jungen. Chandler bat seine Frau darum, dass der Junge ihn "eine Woche lang besuchen durfte". Wie Bert Fields später an Eides statt erklärte, erlaubte June Chandler Schwartz dem Jungen zu gehen unter der Voraussetzung, dass er nach diesem Zeitraum zurückkommen würde, ahnungslos, dass Rothmans Wort wertlos war, und dass Chandler ihren Sohn nicht zurück kehren lassen würde.


    Wylie Aitken, Rothmans Anwalt, behauptet, dass "zu der Zeit, als [Rothman] sein Wort gegeben habe, es seine Absicht gewesen sei, den Jungen zurückzubringen". Aber als "er hörte, dass der Junge außer Landes gebracht werden sollte, [damit er mit Jackson auf Tour gehen könnte], hatte Mr. Rothman wohl keine andere Wahl". Aber der Zeitablauf zeigt deutlich, dass Chandler bereits im Juni, während der Abschlussfeier, gehört hatte, dass die Mutter vorhatte, ihren Sohn mit auf Tournee gehen zu lassen. Der Mitschnitt des Telefongespräches von Anfang Juli scheint auch zu belegen, dass Chandler und Rothman nicht vorhatten, die Besuchsvereinbarung einzuhalten. "Sie [der Junge und seine Mutter] wissen es noch nicht", erklärte Chandler Schwartz, "aber sie gehen nirgendwo hin."


    Am 12. Juli, einen Tag nachdem Chandler die Kontrolle über seinen Sohn übernommen hatte, ließ er seine Ex-Frau ein von Rothman vorbereitetes Papier unterschreiben, nach dem der Junge Los Angeles County nicht verlassen durfte. Dies bedeutete, dass es dem Jungen unmöglich sein würde, Jackson auf Tour zu begleiten. Die Mutter erzählte vor Gericht, dass sie dieses Dokument unter Zwang unterschrieben hatte. Chandler, so hieß es in ihrer eidesstattlichen Erklärung, hatte ihr damit gedroht, dass "ich den Jungen nicht wiederbekommen würde". Ein erbitterter Sorgerechtsstreit begann, der die Anschuldigungen wegen Jacksons angeblichem Fehlverhalten noch schlimmer machte. (Heute, im August 1994, lebt der Junge immer noch bei Chandler). Innerhalb der ersten paar Wochen, nachdem Chandler die Kontrolle über seinen Sohn hatte - der Junge war nun getrennt von seinen Freunden, seiner Mutter und seinem Stiefvater - nahmen die Anschuldigungen des Jungen Form an.


    Zur gleichen Zeit rief Rothman Dr. Mathis Abrams, einen Psychiater aus Beverly Hills an, weil er die Meinung eines Experten hören wollte, der helfen sollte, die Anschuldigungen gegen Jackson darzulegen. Am Telefon erzählte Rothman Abrams einen hypothetischen Fall. Als Antwort darauf, und ohne Chandler noch seinen Sohn jemals getroffen zu haben, schickte Abrams Rothman am 15. Juli einen zweiseitigen Brief, in dem er darlegte, dass "begründeter Verdacht bestehe, dass sexueller Missbrauch stattgefunden habe". Er führt außerdem aus, dass, wenn dies ein tatsächlicher und nicht ein hypothetischer Fall wäre, er die Angelegenheit dem Los Angeles County melden müsse.


    Einem Eintrag in einem Tagebuch zufolge, das Rothmans frühere Mitarbeiterin führte, ist es offensichtlich, dass Rothman Chandler zu diesem Plan hinführte. "Rothman schrieb einen Brief an Chandler mit der Anweisung, wie er Kindesmissbrauch ohne in Erscheinung treten der Eltern berichten muss", lautet der Tagebucheintrag.


    Bis zu diesem Zeitpunkt gab es immer noch keine Forderungen oder formelle Anklagen, nur versteckte Vorwürfe, die mit einem heftigen Sorgerechtsstreit verflochen waren. Am 4. August 1993 wurde es schließlich sehr deutlich. Chandler und sein Sohn trafen sich in einer Suite um Westwood Marquis Hotel mit Jackson und Pellicano. Beim Zusammentreffen, sagt Pellicano, umarmte Chandler den Sänger liebevoll (eine Geste, so könnte man sagen, die dem Verdacht des Zahnarztes, sein Sohn sei belästigt worden, nicht gerecht wurde), langte dann in seine Tasche, zog Abrams Brief heraus und begann, Passagen daraus vorzulesen. Als Chandler zu dem Teil über die sexuelle Belästigung kam, senkte der Junge laut Pellicano seinen Kopf und sah dann Jackson mit einem überraschten Gesichtsausdruck an, als wollte er sagen: „Das habe ich nicht gesagt.„ Als das Treffen abgebrochen wurde, zeigte Chandler lt. Pellicano mit dem Finger auf Jackson und sagte: „Ich werde dich ruinieren.„


    Während eines Treffen mit Pellicano, das später am Abend in Rothmans Büro stattfand, stellten Chandler und Rothman ihre Forderung - 20 Millionen Dollar.


    Am 13. August fand ein weiteres Treffen in Rothmans Büro statt. Pellicano kam mit einem Gegenangebot - einem Drehbuchvertrag über 350.000 Dollar. Pellicano sagt, er machte dieses Angebot als Ausweg aus dem Sorgerechtsstreit und um Chandler die Möglichkeit zu geben, mehr Zeit mit seinem Sohn zu verbringen, indem sie zusammen an einem Drehbuch arbeiteten. Chandler lehnte das Angebot ab. Rothman hatte nun eine Gegenforderung - ein Vertrag über entweder drei Drehbücher oder gar nichts - diese Forderung wurde abgelehnt. In dem Tagebuch, das Rothmans ehemalige Mitarbeiterin geführt hatte, zeigt ein Eintrag vom 24. August Chandlers Enttäuschung: „Fast hätte ich ein 20 Millionen-Dollar-Geschäft gehabt", hörte man ihn zu Rothman sagen.


    Bevor Chandler die Kontrolle über seinen Sohn hatte, war der Einzige, der Anschuldigungen gegen Jackson erhob, Chandler selbst - der Junge hatte dem Sänger niemals irgendwelche Fehltritte unterstellt. Das änderte sich eines Tages in Chandlers Beverly Hills Zahnarztpraxis. In Gegenwart von Chandler und Mark Torbiner, einem Dental-Anästhesisten, wurde dem Jungen die zweifelhafte Droge Amytal verabreicht, die manche fälschlicherweise für ein Wahrheits-Serum halten. Und es war nach dieser Sitzung, dass der Junge Jackson zum ersten Mal beschuldigte.

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    Ein Reporter von KCBX-TV in L.A. berichtete am 3. Mai dieses Jahres [1994], dass Chandler diese Droge bei seinem Sohn angewendet hatte. Aber der Zahnarzt behauptete, dies sei nur geschehen, um ihm einen Zahn zu ziehen, und dass der Junge die Anschuldigungen unter Einfluss der Droge vorbrachte. Als Torbiner für diesen Artikel nach der Verabreichung der Droge an diesen Jungen befragt wurde, antwortete er: „„Wenn ich sie verwendet habe, dann nur unter zahnärztlichem Aspekt".


    Unter Berücksichtigung dessen, was über Sodium Amytal bekannt ist und eines als Meilenstein geltenden Falles, der diese Droge beinhaltete, müssen die Anschuldigungen des Jungen - so sagen viel medizinische Experten - als unglaubwürdig, mindestens jedoch sehr fragwürdig eingestuft werden.


    „„Das ist eine Psychodroge, auf die man nicht vertrauen kann, wenn man Fakten will„, sagt Dr. Resnick, Psychiater aus Cleveland. „Patienten sind unter dem Einfluss dieser Droge sehr beeinflussbar. Sie sagen unter Sodium Anytal Dinge, die schlichtweg unwahr sind." Sodium Amytal ist ein Barbiturat, das die Patienten in eine Art Hypnose versetzt, wenn es intravenös injiziert wird. Es wurde zuerst zur Behandlung von Gedächtnisschwund bei Soldaten im II. Weltkrieg eingesetzt, die durch das Entsetzen des Krieges traumatisiert waren. Wissenschaftliche Studien von 1952 verwarfen die Droge als Wahrheitsserum und zeigten stattdessen ihre Risiken auf: Falsche Erinnerungen können unter Einfluss dieser Droge leicht eingepflanzt werden.


    „„Es ist sehr gut möglich allein durch eine Fragestellung, einen Gedanken einzupflanzen", sagt Resnick. Aber die Wirkung ist noch weitergehend: „„Der Gedanke kann zur Erinnerung werden, und Studien belegen, dass, selbst wenn man den Patienten die Wahrheit erzählt,sie auf die Bibel schwören werden, dass etwas passiert ist", sagt Resnick. Kürzlich ging es in einem Prozess in Napa County, Kalifornien, um die Zuverlässigkeit der Droge. Nach mehreren Therapiesitzungen, von denen mindestens eine unter Einwirkung von Sodium Amytal stattfand, beschuldigte die 20jährige Holly Ramona ihren Vater, sie als Kind sexuell belästigt zu haben. Gary Ramona bestritt diese Anschuldigungen vehement und verklagte sowohl die Therapeutin seiner Tochter, als auch den Psychiater, der die Droge verabreicht hatte. Im vergangenen Mai stellten sich die Geschworenen auf die Seite Gary Ramonas, indem sie glaubten, dass Therapeut und Psychiater falsche Erinnerungen hervorgerufen haben. Der Fall Gary Ramona war der erste, in dem erfolgreich das so genannte „Phänomen unterdrückter Erinnerungen" angezweifelt wurde, das während des letzten Jahrzehnts Tausende von falschen Anschuldigungen der sexuellen Belästigung hervorgebracht hatte.


    Chandlers Geschichte, die Droge nur zur Betäubung seines Sohnes während einer Zahnbehandlung benutzt zu haben, erscheint vor dem Hintergrund des eigentlichen Gebrauchs dieser Droge sehr zweifelhaft. Es ist eine ausgesprochen psychiatrische Droge", sagt Dr. Kennth Gottlieb, ein Psychiater aus San Francisco, der Sodium Amytal an Patienten mit Gedächtnisschwund verabreicht hat. Und Dr. John Yagiela, Koordinator am Anästhesie- und Schmerzzentrum an der zahnärztlichen Hochschule von L.A. fügt hinzu: „Es ist ungewöhnlich, es zu verwenden, um einen Zahn zu ziehen. Es macht keinen Sinn, da es bessere und sicherere Alternativen gibt. Ich würde es nicht nehmen."


    Wegen der Nebeneffekte verabreichen viele Ärzte Sodkum Amytal nur im Krankenhaus. „Ich würde nie eine Droge verwenden, die das Unterbewusstsein eines Patienten beeinflusst, wenn andere Medikamente verfügbar sind", sagt Gottlieb. „Und ich würde es - für den Fall einer allergischen Reaktion - nicht ohne Bereithaltung von Reanimationstechnik verwenden, und auch dann nur in Anwesenheit eines Anästhesisten".


    Chandler, so scheint es, hat sich an diese Richtlinien nicht gehalten. Er führte diesen Eingriff in seiner Praxis durch und verließ sich auf den Dental-Anästhesisten Mark Torbiner (Es war Torbiner, der Rothman und Chandler 1991 in Verbindung brachte, als Rothman einen Zahnarzt brauchte.)


    Torbiner scheint sehr erfolgreich zu sein. Er hat keine eigene Praxis, sondern fährt stattdessen zu verschiedenen Zahnarztpraxen in der ganzen Stadt, wo er Betäubungen verabreicht.


    Wir haben gehört, dass die US-Drogenbehörde einen Aspekt von Torbiners Geschäftspraktik untersucht: Er macht Hausbesuche, um Drogen zu verabreichen - hauptsächlich Morphium und Demerol - nicht nur nach Zahnoperationen, sondern auch - so scheint es - bei Leuten, deren Schmerzen nichts mit zahnärztlicher Arbeit zu tun haben. Er kommt zu seinen - zum Teil berühmten - Patienten nach Hause mit einer Art Anglertasche, die Drogen und Spritzen beinhaltet.


    Laut Jones, stellt Torbiner 350 Dollar für einen 10minütigen Besuch in Rechnung. Jones beschreibt es als gängige Praxis, wenn es unklar ist, wie lange Torbiner bleiben muss, dass der Patient einen Blankoscheck ausstellt, bevor die Betäubung einsetzt. Torbiner setzt dann nur noch die angemessene Summe ein.


    Torbiner war nicht immer so erfolgreich. 1989 wurde er bei einer Lüge erwischt und musste von der UCLA, wo er als Assistant-Professor an der zahnärztlichen Hochschule arbeitete, zurücktreten. Torbiner hatte um einen halben freien Tag gebeten, um an religiösen Feierlichkeiten teilnehmen zu können, aber man fand heraus, dass er stattdessen in einer Zahnarztpraxis gearbeitet hatte.


    Lt. Zulassung zum Board of Dental Examiners darf er Medikamente nur im Zusammenhang mit Zahnbehandlungen verabreichen. Aber es gibt deutliche Hinweise, dass er sich nicht an diese Beschränkungen gehalten hat.


    Tatsächlich verabreichte Torbiner bei mindestens acht Gelegenheiten Barry Rothman eine Vollnarkose während einer Haartransplantation. Obwohl in solchen Fällen normalerweise nur eine örtliche Betäubung angewandt wird, "Barry hatte solche Angst vor den Schmerzen", sagt Dr. James De Yarman, der Arzt, der die Transplantation durchführte, "dass [er] völlig ausgeschaltet werden wollte". De Yarman sagt, dass er "überrascht" ist, dass Torbiner Zahnarzt ist, weil er ihn für einen Allgemeinmediziner gehalten hat.


    In einem anderen Fall kam Torbiner zu Nylla Jones nach Hause, wie sie selbst sagt, und spritzte ihr Demerol gegen die Schmerzen nach einer Blinddarmoperation.


    Am 16. August, drei Tage nachdem Chandler und Rothman den 350.000 Dollar Drehbuch-Deal zurückgewiesen hatten, eskalierte die Situation. Michael Freeman erklärte Rothman, dass er im Auftrag von June Chandler Schwartz eine Verfügung einreichen würde, die Chandler zwingen sollte, den Jungen zurückzubringen. Chandler reagierte schnell, indem er seinen Sohn zu Mathis Abrams brachte, dem Psychiater, der Rothman mit seiner Einschätzung des hypothetischen Kindesmissbrauchs versorgt hatte. Während einer dreistündigen Sitzung behauptete der Junge, Jackson hätte ein sexuelles Verhältnis zu ihm. Er sprach von Masturbation, Küssen, Streicheln von Brustwarzen und oralem Sex. Es war allerdings nicht von Rede von sexuellem Eindringen, denn das hätte durch eine ärztliche Untersuchung belegt werden können. Der nächste Schritt war unvermeidlich. Abrams, der gesetzlich dazu verpflichtet ist, derartige Anschuldigungen den Behörden zu melden, rief einen Sozialarbeiter der Kinderfürsorgestelle an, der seinerseits die Polizei benachrichtigte. Die umfangreiche Untersuchung von Michael Jackson nahm ihren Lauf.


    Fünf Tage, nachdem Abrams die Behörden informiert hatte, bekamen die Medien Wind von der Untersuchung. Am Sonntagmorgen, dem 22. August, schlief der freischaffende Reporter Don Ray noch, als sein Telefon klingelte. Der Anrufer, einer seiner Informanten, berichtete, dass Durchsuchungsbefehle für Jacksons Ranch und seine Wohnung ausgestellt worden waren. Ray verkaufte die Geschichte an KNBC-TV in Los Angeles, die die Nachricht um 4 Uhr nachmittags des folgenden Tages brachte.


    Danach sah Ray "die Geschichte abgehen, wie die Post", sagt er. Innerhalb vierundzwanzig Stunden war Jackson die Titelstory in siebenunddreißig Fernsehnachrichten allein im Gebiet Los Angeles, und war Titelgeschichte auf jeder britischen Zeitung. Die Geschichte, dass Michael Jackson einen 13jährigen Jungen belästigt haben sollte, wurde eine Geschichte von wahnsinniger Übertreibung und Gerüchten ohne Grundlagen, die praktisch die schmale Trennlinie zwischen Klatschpresse und seriösem Journalismus verschwinden ließ.


    Das Ausmaß der Anschuldigungen gegen Jackson wurde erst am 25. August bekannt. Jemand innerhalb der Kinderfürsorgestelle reichte illegal eine Kopie des Berichtes des angeblichen Missbrauchs an Diane Dimond von "Hard Copy" weiter. Innerhalb weniger Stunden hatte auch das Los Angeles- Büro einer englischen Zeitung die Kopie und verkaufte weitere Kopien an jeden Reporter, der bereit war, 750 Dollar dafür zu bezahlen. Am nächsten Tag wusste die ganze Welt über genaue Einzelheiten bescheid.


    "Als sie nebeneinander im Bett lagen, schob Jackson seine Hand in die Shorts [des Kindes]", hatte der Sozialarbeiter geschrieben. Von da an war die Jagd auf Jackson eröffnet.


    "Der Wettbewerb unter den Nachrichtenorganisationen wurde so heftig," sagt KNBC-Reporter Conan Nolan, "dass die Meldungen nicht überprüft wurden. Das war sehr unglücklich". Der National Enquirer setzte zwanzig Reporter auf die Geschichte an. Ein Team klopfte an 500 Türen in Brentwood in dem Versuch, Evan Chandler und seinen Sohn ausfindig zu machen. Nachdem sie Besitzurkunden eingesehen hatten, gelang es ihnen schließlich, Chandler in seinem schwarzen Mercedes zu stellen. "Er war kein glücklicher Mann. Aber ich war es", sagt Andy O‘Brien, ein Paparazzo.

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    Als nächstes kamen Jacksons frühere Angestellte. Zuerst versuchten Stella und Philippe Lemarque, Jacksons Ex-Hausverwalter, ihre Geschichte mit Hilfe des Brokers Paul Barrese, einem früheren Pornostar, an die Zeitungen zu verkaufen. Sie wollten eine halbe Million Dollar, verkauften ihr Interview dann aber für 15.000 Dollar an das englische Globe-Magazin. Es folgen die Quindoys, ein philippinisches Ehepaar, das auf Neverland gearbeitet hatte. Für 100.000 Dollar sagten sie "die Hand war auf der Hose des Kindes", erzählte ein Produzent von "Frontline", einer PBS-Sendung. Also schloss das Büro des Bezirksstaatsanwaltes, dass beide Paare als Zeugen nützlich sein würden.


    Als nächsten kamen die Bodyguards. Diane Dimond von "Hard Copy" behauptete im vergangenen November, dass ihr Sender hohe ethische Grundsätze angelegt habe. "Wir haben für diese Geschichte überhaupt kein Geld bezahlt". Aber zwei Wochen später zeigte ein Vertrag mit Hard Copy, dass die Sendung eine Summe von 100.000 Dollar für fünf frühere Mitarbeiter von Jackson ausgehandelt hatte, die eine 10 Millionen Dollar Klage wegen unrechtmäßiger Kündigung anstrengen wollten.


    Am 1. Dezember traten zwei der Bodyguards, mit dem Handel unter Dach und Fach, in der Sendung auf. Sie wurden gefeuert, erzählte Dimond den Zuschauern, weil "sie zu viel über Michael Jackson und sein merkwürdiges Verhältnis zu kleinen Jungen" wussten. Tatsächlich besagte ihre Aussage unter Eid drei Monate später, dass sie niemals gesehen hatten, dass Jackson etwas unanständiges mit Chandlers Sohn oder irgend einem anderen Kind getan hatte.


    "Sie wissen also nichts über Mr. Jackson und [den Jungen), nicht wahr?, frage einer von Jacksons Anwälten den früheren Security-Angestellten Morris Williams unter Eid.


    "Alles was ich weiß, stammt von beschworenen Aussagen anderer Leute".


    "Aber abgesehen von dem, was andere vielleicht gesagt haben, haben Sie ein Wissen aus erster Hand über Mr. Jackson und [den Jungen), stimmt das?"


    "Das stimmt."


    "Haben Sie mit einem Kind gesprochen, das ihnen erzählt hat, dass Mr. Jackson etwas unanständiges mir einem Kind gemacht hat?"


    "Nein"


    Auf die Frage von Jacksons Anwalt, wo er seinen Eindruck her hatte, antwortete Williams: "Aus dem, was ich in den Medien gehört habe und dem, was ich mit eigenen Augen gesehen habe."


    "Okay, darum geht es. Sie haben nichts mit eigenen Augen gesehen, stimmts?"


    "Das stimmt. Nichts."


    (Die Klage des Sicherheitsangestellten, die im März 1994 eingereicht wurde, befand sich zur Drucklegung dieses Artikels noch in Schwebe. Sie wurde im Juli 1995 abgewiesen.)


    Als nächstes kam das Dienstmädchen. Am 15. Dezember präsentierte Hard Copy "Das schmerzhafte Geheimnis des Dienstmädchens". Blanca Franca erzählte Dimond und anderen Reportern, sie hätte einen nackten Jackson gesehen, der mit kleinen Jungen geduscht und im Whirlpool gebadet hat. Sie erzählte Dimond auch, dass sie ihren eigenen Sohn in kompromittierender Stellung mit Jackson gesehen habe - eine Anschuldigung, die die Grand Jury offensichtlich nicht führ glaubwürdig hielt.


    Eine Kopie von Francias vereidigter Aussage offenbart, dass Hard Copy ihr 20.000 Dollar gezahlt hat. Und hätte Dimond die Behauptungen dieser Frau hinterfragt, hätte sie festgestellt, dass sie falsch waren. Während einer Befragung durch einen Anwalt Jacksons gab sie zu, dass sie Jackson tatsächlich niemals mit irgendwem hat duschen sehen, und dass sie ihn niemals nackend mit Jungen im Whirlpool gesehen hat. Sie hatten immer ihre Badehosen an, gab sie zu.


    Die Berichterstattung, sagt Michael Levine, Jacksons Pressesprecher, "folgte der Weltsicht eines Proktologen. "Hard Copy" war abscheulich. Die bösartige und gemeine Behandlung dieses Mannes durch die Medien geschah aus selbstsüchtigen Beweggründen. [Selbst] wenn man in seinem ganzen Leben noch keine Michael Jackson-Platte gekauft hat, sollte man darüber sehr besorgt sein. Die Gesellschaft stützt sich auf sehr wenige Grundpfeiler. Einer von ihnen ist Wahrheit. Wenn man sie preisgibt, geht alles den Bach hinunter."


    Die Untersuchung Jacksons, an der bis zum Oktober 1993 zwölf Ermittler aus Santa Barbara und Los Angeles arbeiten sollten, wurde zum Teil durch die Sichtweise eines einzigen Psychiaters, Martin Abrams, ausgelöst, der keine besonderen Erfahrung auf dem Gebiet des Missbrauchs von Kindern hatte. Abrams, so notierten die Mitarbeiter des Jugendamtes, "hat das Gefühl, das das Kind die Wahrheit sagt". In einer Zeit weit verbreiteter und häufiger falscher Beschuldigung des sexuellen Missbrauchs, verleiht die Polizei und die Anklagevertretung der Aussage von Psychiatern, Therapeuten und Sozialarbeitern großes Gewicht.


    Die Polizei beschlagnahmte Jacksons Telefonbücher während der Durchsuchung seiner Ranch im August und befragte danach nahezu dreißig Kinder und ihre Familien. Einige, wie zum Beispiel Brett Barnes und Wade Robson, gaben an, sie hätten mit Jackson das Bett geteilt, erklärten aber übereinstimmend, dass nichts verkehrtes geschehen war. "Unsere Beweise sahen gut aus", sagt einer der Anwälte, die für Jackson gearbeitet haben. "Die Gegenseite hatte nichts außer einer großen Klappe".


    Trotz der dürftigen Beweise für ihre Vermutung, dass Jackson schuldig war, weitete die Polizei ihre Anstrengungen nochmals aus. Zwei Ermittler flogen auf die Philippinen, um zu versuchen, die Quindos auf ihre "Hand-in-der-Hose"-Geschichte festzunageln, entschieden aber offensichtlich, dass es ihr an Glaubwürdigkeit mangelte. Die Polizei wandte auch sehr aggressive Untersuchungsmethoden an - zu ihnen gehörten Lügen, die sie den Kindern erzählten, um die Kinder dahin zu bringen, Anschuldigungen gegen Jackson vorzubringen. Nach Aussage mehrerer Eltern, die sich darüber bei Bert Fields beschwerten, erzählten die Ermittler ihnen, ihre Kinder seien sexuell belästigt worden, obwohl die Kinder dies ihren Eltern gegenüber verneinten. Die Polizei, so ein Beschwerdebrief Fields an den Polizeichef von Los Angels, machte den Kindern auch mit empörenden Lügen Angst, wie zum Beispiel "Wir haben Nacktfotos von dir". Natürlich gab es keine solchen Fotos. Einer der Ermittler, Federico Sicard erzählte dem Anwalt Michael Freeman, dass er die Kinder belog, indem er ihnen erzählte, er selbst sei als Kind auch sexuell belästigt worden. Sicard selbst wollte dazu für ein Interview nicht Stellung nehmen.


    June Chandler Schwartz widersprach den Anschuldigungen, die Chandler gegen Jackson vorbrachte -- bis zu einem Treffen mit der Polizei im späten August 1993. Die Polizisten Sicard und Rosibel Ferrufino gaben eine Erklärung ab, durch die sie ihre Meinung änderte. "[Die Polizisten] gaben zu, dass sie nur einen Jungen hatte", sagt Freeman, der bei diesem Gespräch anwesend war. "Aber sie sagten ‚Wir sind sicher, dass Michael Jackson diesen Jungen belästigt hat, weil er perfekt in das klassische Profil eines Pädophilen passt‘".


    "Aber so etwas wie ein klassisches Profil gibt es gar nicht. Sie machten einen völlig dummen und unlogischen Fehler", sagt Dr. Ralph Underwager, ein Psychiater aus Minnisota, der seit 1953 Pädophile und Inzestopfer behandelt. Jackson wurde "aufgrund von Missverständnissen wie diesem angeprangert, die eine ganze Zeit lang umhergeisterten." Tatsächlich, so besagt eine Studie des US Department of Health and Human Service, erwiesen sich viele Anschuldigungen von Kindesmissbrauch - allein 48 Prozent der im Jahre 1990 vorgegebenen - als unbegründet.


    "Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand wie Jackson zur Zielscheibe wurde," sagt Philip Resnick. "Er ist reich, er ist merkwürdig, ist viel mit Kindern zusammen und er hat etwas zerbrechliches. Eine Atmosphäre, in der schon die Anschuldigung besagt, dass es auch geschehen ist."


    Die Saat der außergerichtlichen Einigung war bereits gelegt, als die polizeilichen Untersuchungen sich durch den gesamten Herbst hinweg hinzogen. Und hinter den Kulissen hatte ein Kampf unter den Anwälte darum begonnen, welche Strategie die Verteidigung einnehmen sollte.


    Inzwischen hatten sich June Chandler Schwartz und Dave Schwartz mit Evan Chandler gegen Jackson zusammengetan. Die Mutter des Jungen, so besagen mehrere Quellen, hatte Angst vor dem, was Chandler und Rothman tun könnten, wenn sie nicht mitspielte. Sie war besorgt darüber, dass sie versuchen könnten, ihr mit der Begründung der Kindesvernachlässigung wegen der Übernachtungen bei Jackson das Sorgerecht zu nehmen. Michael Freeman, legte angewidert sein Mandat nieder, und erklärte später, das "die ganze Sache so ein Schlamassel war. Ich fühlte mich unbehaglich mit Evan. Er ist kein offener Mensch und ich hatte das Gefühl, dass er nicht ehrlich war."


    Während der ganzen Monate wurden Anwälte ausgetauscht und degradiert während des Streites über die beste Strategie. Rothman hörte im späten August, als Jacksons Camp gegen beide Klage wegen Erpressung erhob, auf, Chandlers Anwalt zu sein. Beide heuerten daraufhin teure Strafverteidiger an. Laut dem Tagebuch der früheren Angestellten Rothmans, wurde Chandler am 26. August gehört, wie er sagte "Das ist mein Arsch, den ich hinhalten muss und der Gefahr läuft, ins Gefängnis zu müssen". Die Untersuchung der Erpressungsklage war nur oberflächlich, sagt eine Quelle, weil "die Polizei das nicht so ernst nahm. Es hätte da viel mehr getan werden können." Sie hätten, wie sie es bei Jackson getan haben, die Wohnungen und Büros von Rothman und Chandler durchsuchen können. Und wenn beide Männer sich geweigert hätten auszusagen, hätte man eine Grand Jury anrufen können.

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    Mitte September übernahm Larry Feldman, Anwalt für Zivilrecht und Vorsitzender der Trial Lawyers Association von Los Angeles, die rechtliche Vertretung von Chandlers Sohn und übernahm die Kontrolle. Er reichte eine 30 Millionen Dollar Zivilklage gegen Jackson ein, was sich als der Anfang vom Ende erwies.


    Als diese Nachricht bekannt wurde, begannen die Wölfe sich zusammenzurotten. Nach Aussage eines Mitgliedes von Jacksons Verteidigungsteam "bekam Feldman darauf hin Duzende Briefe von Leuten, die behaupteten, von Jackson belästigt worden zu sein. Sie sind all dem nachgegangen, in der Hoffnung noch jemanden zu finden, aber sie fanden gar nichts."


    Aufgrund der Möglichkeit einer strafrechtlichen Anklage gegen Jackson brachte Bert Fields nun Howard Weitzman ins Spiel, einen bekannten Strafverteidiger mit einer Reihe hochkarätiger Mandanten, zu denen John DeLoran gehörte, dessen Prozess er gewann und Kim Basinger, deren Streit über ihren "Boxing Helena"-Vertrag er verlor. (Für einen kurzen Zeitraum im Juni war er auch O. J. Simpsons Anwalt.) Es gab Leute, die von Anfang an Probleme zwischen diesen beiden Anwälten vorhersahen. Es gab keinen Raum für zwei starke Anwälte, die es gewohnt waren, ihre eigene Show zu haben.


    Von dem Tag an, als Weitzman zum Jackson-Team gestoßen war, "redete er von außergerichtlicher Einigung", sagt Bonnie Ezkenazi, die auch zum Verteidiger-Team gehörte. Da Fields und Pellicano immer noch die Kontrolle über Jacksons Verteidigung hatten, nahmen sie eine sehr aggressive Strategie an. Sie glaubten unerschütterlich an Jacksons Unschuld und wollten die Klage vor Gericht austragen. Pellicano begann daraufhin, Beweismittel zusammenzutragen, die im Prozess, der für den 21. März 1994 angesetzt worden war, vorgelegt werden sollten. "Sie hatten einen sehr schwachen Fall", sagt Fields. "Wir wollten kämpfen. Michael wollte vor Gericht kämpfen. Wir hatten das Gefühl, gewinnen zu können."


    Uneinigkeit machte sich im Jackson Camp breit, nachdem Jacksons Publizist auf einer Pressekonferenz ankündigte, dass der Sänger seine Welttournee beenden wolle, um sich wegen seiner Schmerzmittelabhängigkeit in Therapie zu begeben. Fields erklärte Reportern später, dass Jackson "kaum in der Lage war, intellektuell angemessen zu funktionieren." Andere in Jacksons Team fanden es falsch, den Sänger als inkompetent zu portraitieren. [Larry] Feldman und die Presse vertraten die Meinung, dass Jackson untertauchen wollte, und dass das alles nur vorgetäuscht war. Aber das war es nicht".


    Am 23. November gerieten die Spannungen auf den Höhepunkt. Aufgrund von Informationen, die er angeblich von Weitzman hatte, erzählte Fields einem Gerichtssaal voller Reporter, dass eine strafrechtliche Anlage gegen Jackson scheinbar bevorstand. Fields hatte einen Grund für diese Ankündigung: Er versuchte, die Zivilklage des Jungen hinauszuzögern, indem er erklärte, dass der bevorstehende Strafprozess zuerst verhandelt werden sollte. Außerhalb des Gerichtsgebäudes fragten Reporter, warum Fields diese Ankündigung gemacht hatte, was Weitzman beantwortete, indem er meinte Fields hätte sich "falsch ausgedrückt". Dieser Kommentar machte Fields sehr wütend, "weil er nicht der Wahrheit entsprach". "Ich war sehr aufgebracht und wütend auf Howard". In der darauf folgenden Woche schrieb er Jackson einen Brief, in dem er sein Mandat niederlegte.


    "Da waren sehr viele Leute, die alle etwas anderes wollten, und es war sehr schwierig zu Entscheidungen zu kommen" sagt Fields. "Es war ein Albtraum, und ich wollte da raus." Pellicano, der für seine aggressive Handhabung auch angegriffen worden war, trat zur gleichen Zeit zurück.


    Nachdem Fields und Pellicano gegangen waren, brachte Weitzman Johnnie Cochran Jr. ins Spiel, einen bekannten Zivilrechtler, der nun bei der Verteidigung von O. J. Simpson hilft. Und John Branca, den Fields 1990 als Berater ersetzt hatte, kam zurück an Bord. Ende 1993, als die Staatsanwaltschaften von Santa Barbara und von Los Angeles dabei waren, Grand Jurys zusammenstellten, um festzustellen, ob strafrechtliche Klage gegen Jackson erhoben werden sollte, änderte die Verteidigungsstrategie ihren Kurs und es wurde ernsthaft von außergerichtlicher Einigung gesprochen, obwohl auch sein neues Team an Jacksons Unschuld glaubte.


    Warum sollte Jackson trotz der Beteuerung seiner Unschuld und der fragwürdigen Beweise gegen ihn mit einer außergerichtlichen Einigung einverstanden sein? Seine Anwälte entschieden scheinbar, dass es viele Gründe gab, die dagegen sprachen, diesen Fall vor ein Zivilgericht zu bringen. Einer der Gründe war, dass Jacksons emotionale Zerbrechlichkeit durch die barbarische Berichterstattung der Medien über den Zeitraum des Prozesses, der sich über sechs Monate hätte hinziehen können, auf eine harte Probe gestellt worden wäre. Auch waren inzwischen politische und rassistische Fragen zum Thema in diesem Fall geworden - besonders in Los Angeles, das sich immer noch nicht von der Belastung durch die Rodney King-Sache erholt hatte - und die Verteidigung fürchtete, dass man nicht darauf zählen konnte, das das Gericht Gerechtigkeit üben würde. Außerdem musste man die Zusammensetzung der Geschworenen in Betracht ziehen. "Sie glaubten, dass Latinos Jackson wegen seines Geldes ablehnen könnten, Schwarze könnten ihn ablehnen, weil er versuchte weiß zu sein, und Weiße hätten Probleme im Umgang mit der sexuellen Belästigung." Nach Resnicks Meinung "ist die Hysterie so groß und das Stigma [der Kindesbelästigung] so stark, dass es keine Verteidigung dagegen gab."


    Jacksons Anwälte waren auch besorgt darüber, was in einem nachfolgenden Strafprozess geschehen könnte. Besonders in Santa Barbara, einer hauptsächlich weißen, konservativen Gemeinde, deren Einwohner der oberen Mittelklasse angehören. Wie die Verteidigung es auch betrachtete, ein Zivilprozess schien ein Glücksspiel zu werden. Als sie die Inhalte einer außergerichtlichen Einigung ausarbeiteten, meinten die Anwälte, einen Strafprozess verhindern zu können, durch die Annahme, dass Chandler damit einverstanden sein würde, seinen Sohn nicht als Zeugen vor Gericht sehen zu wollen.


    Andere, die mit dem Fall vertraut waren meinen, die Entscheidung, den Fall außergerichtlich beizulegen, hatte auch mit etwas anderem zu tun - mit der Reputation der Anwälte. "Können Sie sich vorstellen, was mit einem Anwalt geschieht, der den Michael Jackson-Fall verliert?", sagt Anthony Pellicano.


    "Es gibt keine Möglichkeit, dass alle drei Anwälte als Gewinner daraus hervorgehen, außer mit Hilfe einer Einigung. Der Einzige, der dabei verliert, ist Michael Jackson." Aber Jackson, sagt Branca, "änderte seine Meinung, [vor Gericht zugehen], nachdem er in die USA zurückkehrte. Er wusste bisher nicht wie massiv und wie feindselig die Berichterstattung in den Medien war. Er wollte das alles einfach hinter sich bringen."


    Auf der anderen Seite, war es inzwischen zwischen den Mitgliedern der Familie des Jungen zu Spannungen gekommen. Während eines Treffens Ende 1993 in Feldmans Büro verlor Chandler nach Zeugenaussagen "völlig die Kontrolle und schlug Dave [Schwartz] zusammen". Schwartz, der zu dieser Zeit von June getrennt lebte, war bei Entscheidungen, die seinen Stiefsohn betrafen, außen vor, und er war verbittert darüber, dass Chandler den Sohn zu sich genommen und nicht wieder zurückgebracht hatte.


    "Dave wurde sauer und sagte zu Evan, dass es sich sowieso um Erpressung handelt. Und da stand Evan auf, ging zu Dave hinüber und fing an, ihn zu schlagen," berichtet eine zweite Quelle.


    Für jeden, der im Januar 1994 in Los Angeles lebt, gab es nur zwei Gesprächspunkte: das Erdbeben und Michael Jacksons außergerichtliche Einigung. Am 25. Januar stimmte Jackson zu, dem Jungen eine nicht genannte Summe zu zahlen. Am Tag zuvor hatten Jacksons Anwälte die Erpressungsklage gegen Chandler und Rothman zurückgezogen.


    Die tatsächliche Summe der Einigung wurde nie bekannt gegeben, aber es wurde über einen Betrag von 20 Millionen Dollar spekuliert. Eine Quelle behauptet, dass Chandler und June Chandler Schwartz je 2 Millionen bekommen haben, während Feldman bis zu 25 % an Anwaltsgebühren erhalten hat. Der Rest des Geldes wurde für den Jungen hinterlegt und wird ihm unter Aufsicht vom Gericht gestellter Treuhänder ausgezahlt werden.


    "In diesem Fall ging es immer nur um Geld", sagt Pellicano, "und Evan Chandler hat schließlich bekommen, was er wollte." Da Chandler immer noch das Sorgerecht für seinen Sohn hat, ist es logisch, dass er immer noch Zugriff auf das Geld seines Sohnes hat.


    Ende Mai 1994 gab Chandler die Zahnmedizin endgültig auf. Er schloss seine Praxis in Beverly Hills und gab als Grund die ständige Belästigung durch Jackson-Fans an. Die außergerichtliche Einigung verbietet es Chandler, über diese Angelegenheit zu schreiben, aber sein Bruder, Ray Charmatz, versucht angeblich, einen Vertrag über ein Buch zu bekommen.


    Es könnte zu einem dieser niemals endenden Rechtsstreits werden, denn in diesem August reichten Barry Rothman und Dave Schwartz (zwei Hauptdarsteller, die bei der außergerichtlichen Einigung leer ausgingen) Zivilklage gegen Jackson ein. Schwartz behauptet, der Sänger hätte seine Familie zerstört. Rothmanns Klage beruht auf angeblicher Verleumdung durch Jackson sowie sein Verteidigungsteam - Fields, Pellicano und Weitzman - wegen der Erpressungsanschuldigung.


    "Die Anschuldigung wegen [Erpressung] ist völlig unwahr", sagt Rothmans Anwalt Aitken. "Mr. Rothman wurde öffentlich der Lächerlichkeit preis gegeben, wurde Opfer einer Untersuchung durch die Polizei und musste Einkommenseinbußen hinnehmen". (Eine von Rothmans Einbußen ist wahrscheinlich das hohe Honorar, das er bekommen hätte, wenn er während der Einigungsphase weiter für Chandler gearbeitet hätte.)

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    Soweit es um Michael Jackson geht, "er lebt sein Leben weiter", sagt sein Pressesprecher Michael Levine. Jetzt verheiratet, hat Jackson kürzlich drei neue Songs für ein Greatest Hits Album aufgenommen und nahm ein neues Musikvideo mit dem Titel ‚"History" auf.


    Und was wurde aus den massiven Ermittlungen gegen Jackson? Nachdem Millionen von Dollars durch die Staatsanwaltschaft und die Polizeibehörde ausgegeben worden waren, und nachdem zwei Grand Jurys nahezu 200 Zeugen befragt hatten, einschließlich 30 Kinder, die Jackson kannten, und nicht ein einziger Zeuge konnte die Beschuldigungen bekräftigen. (Im Juni 1994 flogen drei Staatsanwälte und zwei Ermittler der Polizei immer noch in der Hoffnung, einen Belastungszeugen zu finden, wieder nach Australien, um Wade Robson nochmals zu befragen. dem Jungen, der zugegeben hatte, mit Jackson in einem Bett zu schlafen. Nochmals erklärte der Junge, dass nichts dabei passiert war.)


    Die einzigen Anschuldigungen gegen Jackson blieben die eines einzigen Jugendlichen, und auch das nur, nachdem ihm eine hypnotische Droge verabreicht worden war, die ihn der Macht der Beeinflussung auslieferte.


    "Ich hielt diesen Fall für verdächtig", sagt Dr. Underwager, der Psychiater aus Minneapolis, "einfach deshalb, weil es nur um einen Jungen ging. Das wäre höchst unwahrscheinlich gewesen. Wirkliche Pädophile haben durchschnittlich 240 Opfer im Laufe ihres Lebens. Es handelt sich hier um eine fortschreitende Krankheit. Sie sind nie befriedigt."


    Bei der äußerst dünnen Beweislage gegen Jackson scheint es unwahrscheinlich, dass er für schuldig befunden worden wäre, wenn der Fall vor Gericht gegangen wäre. Aber vor der Meinung des Volkes gibt es keine Beschränkungen. Den Leuten ist es freigestellt zu spekulieren, wie immer sie wollen, und Jacksons Exzentrizität macht ihn verwundbar, so dass die Öffentlichkeit das Schlimmste über ihn annimmt.


    Es ist also wahrscheinlich, dass Jackson kein Verbrechen begangen hat - dass er genau das ist, was er immer vorgab zu sein: ein Beschützer der Kinder und nicht ihr Belästiger.


    Michael Freeman ist dieser Meinung. "Ich glaube, dass Jackson nichts Schlimmes getan hat, und dass diese Leute [Chandler und Rothman] eine Chance gewittert haben. Ich glaube, es ging nur um Geld."


    Für viele Beobachter zeigt die Michael Jackson Story die Gefährlichkeit von Anschuldigungen auf, gegen die es oft keine Verteidigung gibt - besonders dann, wenn die Beschuldigungen den sexuellen Missbrauch von Kindern beinhalten. Für andere ist nun noch etwas anderes klar: Dass die Polizei und die Anklagebehörde Millionen von Dollar ausgegeben haben, um einen Fall zu konstruieren, den es nie gegeben hat.

  • Hier noch ein Nachtrag zu den Vorfällen von 1993:



    1993 war es als Dr. Evan Chandler eine Zivilklage gegen Michael Jackson einreichte. Michael Jackson habe seinen Sohn Jordan Chandler sexuell belästigt. Zur Anzeige kam es, nachdem Dr. Chandler praktizierender Zahnarzt in Beverly Hills, der aber das Metier wechseln und Filmskripte schreiben wollte, und Michael Jackson vergeblich darum gebeten hatte, ihm 4 Drehbuchaufträge a 5 Mio Dollar (insg. 20 Mio Dollar) zu verschaffen.



    D.A. Tom Sneddon investierte Millionen Steuergelder in die Suche nach weiteren potentiellen Zeugen und Opfern - es wurden Hunderte Kinder verhört, die zu irgendeinem Zeitpunkt mit Jackson in Kontakt standen. Doch sogar mit unlauteren Fragetaktiken („Wir haben Nacktfotos von dir bei Michael gefunden, du kannst es also ruhig zugeben!“) ließen sich keine weiteren Opfer finden. Zwei Grand Jurys lehnten aufgrund mangelnder Beweise ein Strafverfahren gegen den Michael Jackson ab.



    Nachdem Jacksons Gegenklage auf Erpressung durch Dr. Chandler keinerlei Beachtung gefunden hatte, noch nicht einmal von der Presse, und unter anderem durch die Behörden erniedrigende Nacktaufnahmen des Sängers gemacht worden waren, gab Michael Jackson dem Druck nach und die Parteien einigten sich außergerichtlich auf eine höhere Summe.



    Der Fall Michael Jackson wurde offensichtlich als derart wichtig eingestuft, dass sogar die kalifornische Gesetzgebung im Anschluss geändert wurde! Wo der Junge früher seine Aussage in einem Strafprozess verweigern konnte (da Stillschweigen beider Seiten Teil der außergerichtlichen Vereinbarung im Zivilprozess war) - es gibt ohne Zeugen auch keinen Fall – da könnte er nun dennoch gezwungen werden auszusagen. Nach neuem Recht werden alle Zivilklagen eingefroren, solange ein Strafprozess in Gange ist. Beim nächsten Mal würde Michael Jackson Sneddon auf diesem Wege nicht mehr entkommen, denn laut dieser Gesetzesänderung konnte Jordan Chandler trotz aussergerichtlicher Vereinbarung gezwungen werden, auszusagen.


    Wo eine Kriminalakte an sich nach 7 Jahren endgültig geschlossen wird, ist im Falle Michael Jackson alles anders. Denn bei dem Prozessauftakt 2003 nimmt Sneddon sich diese absolut verstaubte Akte zur Hand, denn er hatte ja glücklicherweise das Gesetz ändern lassen und konnte dadurch Jordan Chandler als Zeugen benennen und Sneddon behauptete Michaels Akte wäre nie geschlossen worden. Allerdings verweigerte Jordan Chandler die Aussage im neuen Prozess.


    Denn Jordan Chandler war – vermutlich wohlweislich – außer Landes. Nur seine Mutter June erklärte sich bereit, auszusagen – obwohl sie seit über zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn gehabt hatte und nie Zeugin eines tatsächlichen Missbrauchs gewesen war.


    Obwohl Michael Jackson sich lange weigerte, die Erpressersumme über mehrere Millionen Dollar (es hieß später, 20 Mio. für Jordan, 3-4 Mio. für seine Eltern und 25% für Larry Feldman, dem Anwalt der Familie) zu zahlen, rieten ihm seine Anwälte und engsten Freunde trotzdem dazu. Der Verrat an ihm hatte ihn körperlich und seelisch so sehr mitgenommen, dass er anfing verstärkt seine Schmerzmittel einzunehmen (wegen eine früheren Brandverletzung am Kopf). Dies führte dazu, dass er vermehrt medikamentenabhängig wurde. Michael Jackson war kaum noch entscheidungsfähig. Während die Schlammschlachten weltweit weitergingen, unterzog er sich in England einer Entzugstherapie.


    Als 2003 erneut ein Prozeß gegen MJ angestrengt wurde, wollte Michael Jackson nicht noch einmal den gleichen Fehler machen. Er wollte diesmal kämpfen bis die Wahrheit ans Licht kam und seine Ehre und sein Image wieder hergestellt waren.


    Als der Prozess schließlich 2005 losging, kamen mehrere der inzwischen erwachsenen Kinder von 1993 und sagten freiwillig für Michael Jackson aus. Brett Barnes schmiss sogar seinen Job in Australien hin und flog geradewegs zur Gerichtverhandlung, um seinem Freund beizustehen.
    (Siehe Auszug aus dem Verhör in der Gerichtsverhandlung 2005, ab Seite 242 im Buch „Michael Jackson – Conspiraracy“ von Aphrodite Jones).


    Die Autorin Aphrodite Jones, die anfänglich als stark „Anti-Jackson“ bekannt war, durfte bei den Verhandlungen anwesend sein. Während des Prozesses erkannte sie jedoch, wie manipulativ und ignorant die Presse mit den gerichtlichen Fakten umgingen, weshalb sie sich entschloss, das Buch „Conspiracy“ zu schreiben, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Nach dem Prozess, erhielt sie für ihre Recherche vom Oberrichter Rodney Melville die Erlaubnis auf sämtliche Beweistücke und Abschriften zuzugreifen.


    Der Anwalt beider Familien Chandler & Avrizo, Larry Feldman:
    Larry Feldman bestätigte im Zeugenstand 2005, er sei ein „Fellow of the American College of Trial Lawyers“, die nur eine begrenzte Anzahl an Mitglieder aufnehmen. Nur 1% aller Anwälte der USA wird in diesem „Club“ aufgenommen. Weiter gab er an, bei „The International Academy of Trials Lawyers“ eingeladen worden zu sein, einer Organisation, der nur eine kleine Elite über maximal 500 Top-Anwälten auf der ganzen Welt angehören. Larry Feldman gehörte zu „the cream of the crop“. ( A. Jones: „Conspiracy“, S. 156)


    Wie der damalige Zahnarzt Evan Chandler und die Sozialhilfeempfängerin Janet Arvizo an einen Anwalt herankamen, der zur obersten Anwalts-Elite der Welt gehörte, müsste noch näher untersucht werden... Interessant wäre auch zu erfahren, warum Larry Feldman so erpicht darauf war, beide Fälle zu übernehmen – ein Mann, der seit Jahren nur noch Ölfirmen und andere große Klienten vertrat. Hatte er es nötig, einfach nur des Geldes wegen MJ anzugreifen, oder vertrat er in Wirklichkeit vielleicht ganz andere Interessen?


    Larry Feldman holte beide Male den Psychologen Dr. Stanley Katz mit ins Boot. Dieser gab in beiden Fällen seine „Expertenmeinung“ ab.



    Um was ging es hier? Ging es hier um einen normalen Kriminellen der einfach ‘nur’ ein Kind belästigt hat oder um die gezielte Verfolgung eines zu einflussreich gewordenen schwarzen Mannes als Zielscheibe einer mächtigen Verschwörung?


    Wem hatte MJ solchen Angst eingejagt, dass dafür eine globale Demontage notwendig war? Wer besitzt die Macht, bestimmte Nachrichtenagenturen so stark zu manipulieren? Was vertritt Michael Jackson, dass er in gewissen Kreisen eine solche Panik auslöste? Warum sind es immer wieder die gleichen Nachrichtenagenturen, die diese unwahren Geschichten verbreiten, und wem gehören sie? Was hätte energetisch mit der Erde geschehen können, wenn MJ ungehindert seine Botschaften hätte verbreiten dürfen? Hat es vielleicht mit den hohen positiven Frequenzen zu tun, die er auf globaler Ebene, gemeinsam mit vielen Millionen Menschen mobilisierte und anhob?