Lieber Geld, kein Blut

Geplante Forumschließung am 20.05.2024

Verhindere die Schließung mit einer Spende:

Jetzt Spenden
  • Im Missbrauchsprozess gegen Michael Jackson haben Zeugen der Verteidigung die Glaubwürdigkeit der Kläger-Familie erschüttert. Sie charakterisierten die Mutter des mutmaßlichen Opfers als geldgierig, unehrlich und darauf erpicht, die Krankheit ihres Kindes auszunutzen.


    Santa Maria - Die Mutter habe im November 2001 beim Ausfüllen eines Antrags auf Sozialhilfe über ihre Einkünfte gelogen und damit Betrug begangen, gab eine Mitarbeiterin des Sozialamts in Los Angeles zu Protokoll. Der Steuerberater der Klägerin, Mike Radakovich, bestätigte, dass die Frau monatlich 769 Dollar (rund 613 Euro) Sozialhilfe bezogen habe, als Jackson bereits tausende Dollar an sie gezahlt habe. Damals seien durch eine gütliche außergerichtliche Einigung weitere 32.000 Dollar an sie geflossen.


    Die Mutter des mutmaßlichen Opfers habe auf großem Fuß gelebt, sagte Radakovich: In nur drei Wochen habe sie rund 7000 Dollar in Restaurants, Boutiquen und beim Friseur ausgegeben. Eine Zeitungsherausgeberin sagte vor der Jury, sie sei auf die Mutter "hereingefallen". In einem Zeitungsartikel über den damals krebskranken Sohn habe die Frau über ihre Geldnöte und die hohen Arztrechnungen geklagt, aber verschwiegen, dass die Krankenkasse für die Behandlungen aufkam.


    Die Ex-Schwägerin der Mutter beschrieb ihre einstige Verwandte als geldgierig und herzlos. Sie wolle lieber Geld, kein Blut, habe die Mutter des seinerzeit krebskranken Jungen gesagt, als sie Blutspenden für ihren Sohn gesammelt habe.


    Die Verteidigung Jacksons argumentiert, die Familie habe ihre Vorwürfe gegen den US-Popstar erhoben, um zu Geld zu kommen. Der 46 Jahre alte Sänger ist wegen sexuellen Missbrauchs eines heute 15 Jahre alten Jungen im Frühjahr 2003 angeklagt. Jackson wird auch vorgeworfen, den Jungen und dessen Familie gegen deren Willen auf seinem Neverland-Anwesen festgehalten zu haben. Sollte Jackson verurteilt werden, drohen ihm mehr als 20 Jahre Haft.


    Voraussichtlich heute wird die Verteidigung die Befragung ihrer Zeugen abschließen. Zuvor stehen allerdings noch zwei prominente Aussagen auf dem Programm: die von Talk-Show-Moderator Jay Leno und von Komiker Chris Tucker. In der kommenden Woche könnte dann die abschließende Beweisführung beginnen.


    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,357266,00.html