Und dieser gehört auch hier rein:
Sockel der Sehnsucht
Am zweiten Todestag von Michael Jackson bekunden Fans am Promenadeplatz ihre Liebe
Es liegt wohl am geheimnisvollen Wirken höherer Mächte, dass der Komponist Orlando di Lasso, einst Hofkapellmeister bei den Wittelsbachern, als Staffage für Michael Jackson dient. Das Denkmal für den Renaissance-Musiker vor dem Bayerischen Hof erschien den Fans des Popstars ideal - direkt gegenüber hatte Michael Jackson im Sommer 1999 eine Hotelsuite bewohnt, hier war er damals von tausend verzückten und verrückten Anhängern beinahe erdrückt worden.
Aus dem Provisorium ist längst ein fester Gedächtnisort geworden, eine Sehenswürdigkeit der ganz eigenen Art. Zwei Jahre nach Jacksons Tod dient die Lasso-Skulptur mit dem wuchtigen Sockel noch immer als Weihestätte für all jene, die wehmütig an den Sänger zurückdenken, der am 25. Juni 2009 nach einer Überdosis des Narkosemittels Propofol gestorben war. Am Wochenende bekundeten die Getreuen des Popkönigs ihre unverbrüchliche Zuneigung; zum Todestag hinterließen sie Devotionalien, Kerzen und die üblichen Herzschmerz-Bekundungen in Form von selbstgemalten Porträts, persönlichen Briefen oder verblichenen Stargeschichten aus der Yellow Press. Wenn junge Frauen in München große Blumengestecke und Türme aus roten Rosen durch die Innenstadt tragen, dann suchen sie die Nähe zu Michael Jackson, und im Ohr tragen sie einen Stöpsel, aus dem gar nicht so leise der Song 'Billy Jean' dringt. Man muss nur mal am Promenadeplatz innehalten, um Zeuge dieser Liebesarbeit zu werden.
Im dritten Sommer nach dem Dahinscheiden von Michael Jackson sieht alles danach aus, als werde Orlando di Lasso noch eine Weile als Trägermedium dienen. Für einen Helden, dessen traurige Lebensmelodie noch ein wenig dichter dran ist am Fußvolk.