...war zu lang...
Wo waren Sie, als Michael seinen Schwächeanfall erlitt?
MM: Ich war im Beacon Theatre und schaute den Tanzproben zu, es war wunderbar. Michael war mit etwa 15 Tänzern auf der Bühne. Als ich mir dann einige Augenblicke später etwas zu trinken holte, bemerkte ich plötzlich eine große Stille. Alles hatte aufgehört. Noch kurz zuvor vernahm man eine ungeheure Geräuschkulisse von Lasern und Popmusik; und ganz plötzlich herrschte eine Stille, als ob alles aufgehört hätte. Ich habe mich umgedreht und konnte Michael nicht mehr sehen. Er lag bewußtlos auf dem Boden, und wir waren alle von Panik ergriffen. Menschen standen um ihn herum und Michael bewegte sich nicht mehr. Rettungssanitäter waren in Kürze zur Stelle. Bei ihrem Anblick bekam ich große Angst. Wir haben danach alle das Theater verlassen und später erfahren, dass es ihm gut ging. Ich habe ihm einen Brief ins Krankenhaus geschickt, und er hat mir durch sein Team mitteilen lassen, daß ihm das große Freude bereitet hat und er mich gerne wiedersehen würde. Die Presse hat die Wahrheit gesagt, er war erschöpft, „exhausted“ wie die Engländer sagen. Das passiert, wenn man intensiv singen, tanzen und spielen muß und noch dazu wegen einer neuen Kreation Lampenfieber hat. Alle Künstler leiden darunter. Michael Jackson war mit unserer Arbeit an Childhood sehr zufrieden, ich hatte allerdings bemerkt, daß der Rest ihm Angst machte. Natürlich mußte er bei unserer Nummer nicht so viel Energie aufwenden, als wenn er mit 15 Personen tanzt und die Leitung der Choreographie hat. Ich selbst war davon überzeugt, daß seine Show sehr gut sein würde. Ich war sogar hundertprozentig davon überzeugt.
Haben Sie bemerkt, dass Michael erschöpft war? Konnte man die Müdigkeit auf seinem Gesicht ablesen?
MM: Überhaupt nicht. Wenn ich ganze Tage mit Michael Jackson verbracht hätte, wäre mir vielleicht etwas aufgefallen, aber bei unseren Proben war er immer in Form und hat sich nichts anmerken lassen. Man fühlte den Stress, er zeigte ihn aber nicht nach außen. Außerdem hatte er seit geraumer Zeit nichts Richtiges zu sich genommen. Das ist an sich kein großes Problem, aber um so zu tanzen, wie er es tut, muß man schon in Topform sein.
Hatten Sie den Eindruck, dass Michael glücklich war?
MM: Ich glaube, wenn er arbeitet, ist er es. Er könnte auch nicht machen, was er macht, wenn er nicht in seiner Kunst aufgehen würde. Er ist immer ein großes Kind geblieben, wie alle Künstler. Künstler, die kreieren, sind Kinder, die im Verlaufe ihres Lebens reifen, aber die Reinheit und den Glauben ihrer Kindheit beibehalten.
Glauben Sie, dass Michael Jacksons Erfolg noch lange anhalten wird?
MM: Ja, ich glaube, er wird sich immer weiter entwickeln, da er ein tiefgründiges Wesen ist. Gut, daß es ihn gibt. Er wird unsere Epoche als Künstler nachhaltend prägen, und das nicht nur als Popkünstler, sondern vor allem durch die Themen, die er anspricht. Er zeigt in seinen Tänzen die Gewalt und die Angst unserer Epoche. Michael ist tiefgründig; um das zu verstehen, muß man sich nur den Clip von Earth Song anschauen. Ich finde das bemerkenswert.
[…spricht über Charlie Chaplin…]
Ich habe sehr viel Achtung vor Chaplin, genau wie vor Michael Jackson, der über ein ähnlich großes Talent verfügt. Unser Respekt beruht auf Gegenseitigkeit. Und Respekt ist ein Zeichen für Bescheidenheit, denn selbst wenn man auf dem Gipfel des Ruhms angekommen ist, zweifelt man immer noch an sich.
Quelle: B&W Magazine