Neverland am Osthafen

  • Der Berliner Künstler Thorsten Heinze wohnte bei Michael Jackson und war Pantomime-Schüler bei Marcel Marceau. Nun stellt er Bilder von Stars an der Spree aus.


    Thorsten Heinzes Zuhause war ein Vergnügungspark mit Elefanten, Giraffen und Affen. Sein Mitbewohner hieß Michael Jackson. Neun Jahre lang, von 1995 bis 2004, wohnte Heinze auf dessen Neverland Ranch in Kalifornien, guckte mit dem Popstar im Privatkino Filme an und heizte im Autoscooter herum. „Es war wie im Paradies“, sagt er, „wie bei Peter Pan.“ Heute hat sich der gebürtige Hamburger mit der Sevenstar Gallery im Scheunenviertel in Mitte seine eigene Wunderwelt geschaffen. Weil dort gerade umgebaut wird, zeigt er Teile seiner Fotosammlung bis März im „nhow“-Hotel am Osthafen.


    Größer könnte der Unterschied zum poppig-pinken Hotel nicht sein.


    An kahlen Betonwänden hängen SchwarzWeiß-Bilder von Stars, aufgenommen von berühmten Fotografen. Es sind starke Aufnahmen. Die Beatles von Astrid Kirchherr sind zu sehen, gegenüber hängt der schweißbefleckte The-Doors-Sänger Jim Morrison von Günter Zint. Und natürlich Marcel Marceau, den Heinze „einen göttlichen Menschen, einen väterlichen Freund“ nennt, selbst Jahre nach dessen Tod. Mit 19 Jahren nahm ihn der französische Starpantomime als Schüler in Paris auf, zusammen standen sie jahrelang auf den Bühnen der Welt. „Neben so einem Meister zu spielen, ist ein Grund zu leben“, sagt Heinze, der schon mit zwölf Jahren Straßentheater spielte, Fan von Stummfilmen und Zirkus war. Die Leidenschaft für alles Nonverbale kam, als er mit drei Jahren kurzzeitig die Stimme verlor.


    Heinze, 43, mag keine klassischen Ausstellungen organisieren. Zwischen den Berühmtheiten hängen Aufnahmen einer Computertomografie von einer ägyptischen Büste, mitten im Raum steht ein alter hölzerner Flügel. „Hier muss man keine Ahnung von Kunst haben und sich entsprechend benehmen“, sagt er. Er will die Natur des Menschen zeigen, seine Wut, Trauer und Verzweiflung. Die Fotos stellen ihm die Fotografen meist von sich aus zur Verfügung, manche machte der Wahlberliner selbst. „Das ist totale Magie, wenn du die Zeit einfrieren kannst“, sagt er. Hinter jedem Bild steckt eine Geschichte. Klaus Kinski von Peter Nürnberg hängt da, weil Heinze in dessen Film „Kinski Paganini“ mitspielte. Der Schauspieler strahle eine „animalische, übermenschliche Kraft“ aus.


    Nur einer fehlt: Michael Jackson. Es war Marceau, der Heinze dem King of Pop vorstellte, als der Franzose mit dem Sänger 1995 in New York zusammenarbeitete. Jacko lud Heinze zu sich ein in das „Tor zum Märchenland“, wie der stets schwarz gekleidete Wahlberliner sagt. „Ich war einfach willkommen“, sagt er. Vor fünf Jahren schließlich zog er nach Berlin und eröffnete 2008 die Galerie. Warum er das Paradies verließ? Er sei nun mal ein Nomade und ziehe immer weiter. In den Gedanken sei Jackson immer präsent. Für dessen History-Tournee choreografierte Heinze die Lieder Heal the World, Earth Song und Black and White. Nebenher hatte er noch eine Wohnung in Los Angeles und gab Schauspielunterricht für Stars wie Kristanna Loken aus dem Film Terminator 3. „Es ist wunderbar, seine Träume zu leben“, sagt Heinze. Wenn er heute vom verstorbenen Michael Jackson spricht, dann in Superlativen. „Er ist nicht der, den wir aus der Presse kennen“, sagt er, „er war immer entspannt, als ob er schweben würde.“ Doch groß darüber reden will er nicht mehr. Er habe den Sänger so oft beschrieben, wie er ihn gesehen habe, doch das habe nie jemanden interessiert. Jetzt habe er es aufgegeben. Nun will Heinze mit der Sevenstar Gallery durchstarten. Im Frühjahr soll sie in Mitte wieder aufmachen. Später sollen auch Konzerte, Lesungen und Aufführungen stattfinden.


    Eine Auswahl der Sevenstar Gallery im „nhow“-Hotel, Stralauer Allee 3, Friedrichshain, Eintritt frei. Einen Eindruck gibt es auf www.sevenstargallery.com.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…-am-osthafen/3682208.html

  • :danke: Marion, ich hab das heute voll erstaunt in meiner Zeitung gelesen und dachte so, mh, da leb ich mein ganzes Leben in einer der coolsten Städte der Welt und krieg so rein gar nichts mit. Und gleichzeitig gibt es Menschen wie dieser Thorsten Heinzes, die erleben das volle Programm. Marcel Marceau und Michael Jackson und 9 Jahre Neverland:huch: und wenn er davon erzählt will es keiner wissen?? :stern: Hallo, ich will alles wissen!!!
    Das ist doch alles irgendwie schitzophren, oder? :blau2:
    L.G.Claire :herz:

  • Liebe Claire :hkuss:


    vielleicht sollten wir ihn mal anschreiben, dass es hier ein Forum gibt, dass sehr wohl ALLES wissen möchte :hkuss: vielleicht hat er auch sonst noch etwas aus dem Nähkästchen zu erzählen, ist ja der Ex-Mann von Mrs. Karen Faye :zahn:


    LG Marion :hkuss:

  • Neun Jahre Beim King of Pop
    05.07.09


    Alles begann so unbeschwert, und Thorsten Heinze (42) wähnte sich im „Paradies“. An jeder Ecke gab’s Eiscreme und frisches Popcorn, auch die Schokolade ging nie aus. Und bei den Entscheidungen, die man für den Tag zu treffen hatte, stand häufig lediglich die Frage im Mittelpunkt, ob man mal wieder den Tieren im Zoo einen Besuch abstattet, den Affen, Giraffen, Tigern und Elefanten.


    Oder ob „Michael und ich einfach nur Scheiße bauen“: Dann heizten sie wie die Verrückten über die Autoscooterbahn und rammten einander, bis sie nicht mehr konnten vor Lachen, schwangen um die Wette in der Schiffschaukel und bombardierten sich gegenseitig mit Bonbons. Oder lümmelten sich in die roten Samtsessel des prachtvollen Heimkinos, sahen sich einen Film von Charlie Chaplin an und stopften Popcorn in sich rein, bis ihnen schlecht wurde. Erzählt Thorsten Heinze von seiner Zeit auf Michael Jacksons Neverland-Ranch, erscheint sie wie ein einziger wahr gewordener Kindheitstraum.


    1995 war der Deutsche nach Neverland gekommen, im Gefolge des mit Jackson befreundeten Marcel Marceau. Aus dem Besuch wurden neun Jahre. Inzwischen ist Neverland verwaist, die Karussells sind eingerostet, in den 45 Zimmern des Haupthauses liegt Staub auf dem Parkett, die Tiere haben ein neues Zuhause gefunden. 2005, nach dem umstrittenen Freispruch im Missbrauchsprozess gegen Gavin Arvizo (14), verließ Michael Jackson das 1130 Hektar große Anwesen. Er kehrte nie zurück, jetzt ist er tot.


    Thorsten Heinze hatte fest eingeplant, seinen Freund dieser Tage in London wiederzusehen, wo Jackson ein furioses Bühnencomeback feiern wollte. Und auch wenn ihn das Ende des King of Pop „nicht überrascht hat“, wie er sagt, so fällt es ihm doch schwer, Worte zu finden für seine Trauer um „einen Menschen voller Licht und Leben, der wahnsinnig viel gegeben hat“. Heinze, der heute 42 ist, lebt seit ein paar Jahren in Berlin, wo er eine kleine Galerie in Mitte betreibt. Er ist gelernter Pantomime, war Schüler und dann Assistent des großen Marcel Marceau.


    1995, bei den Vorbereitungen zu einer von Jackson und Marceau gemeinsam konzipierten Show für den Fernsehsender HBO, lernte er Michael Jackson kennen. Die Show fand nie statt, weil der King of Pop am Tag vor der Aufzeichnung einen Zusammenbruch erlitt, von dem er sich nur schleppend erholte. Aber Jackson war angetan von dem jungen Deutschen, lud ihn ein nach Neverland – und engagierte ihn schließlich als Tänzer und Choreographen. „Es war schon toll, dass ich bei einem Meister wie Marcel Marceau lernen durfte. Dass ich dann zum zweiten Mal mit einer solchen Legende zusammenarbeiten durfte, war ein großes Geschenk.“


    Jackson bot Heinze an, auf seiner Ranch zu wohnen: Er sei immer eingeladen und könne kommen und gehen, wann er wolle. Zwar behielt der gebürtige Hamburger eine Wohnung in Hollywood, wo er nebenher Schauspieler wie die Terminatrix Kristina Lokken trainierte. Neverland aber wurde sein Zuhause.


    Jackson erwarb das Grundstück im Niemandsland hinter Santa Barbara in Kalifornien 1988. Er hatte das Areal fünf Jahre vorher beim Dreh des Videos zum Hit-Duett „Say Say Say“ mit Paul McCartney kennengelernt und zu einem Erholungs- und Vergnügungspark ausbauen lassen. Das Tor öffnete sich zum von Michael gesungenen „Have You Seen My Childhood?“, eine Bimmelbahn brachte die Besucher in fünf Waggons zu den ungezählten Attraktionen, zu denen neben dem Privatzoo, einem Riesenrad und einer Achterbahn auch ein künstlicher See gehörte, über dem man in Booten in Schwanenform schaukeln konnte.


    Natürlich zog dieses Zauberreich, in den Michael Jackson versuchte, die Kindheit nachzuholen, die er nie hatte – natürlich zog Neverland vor allem Kinder an. Und sie wurden auch gerne eingelassen. „Michael liebte Kinder.


    Doch dann wurde der König zum Gespenst...


    Die Art und Weise, wie er mit ihnen umging, hatte etwas Zärtliches, woraus eine große Ehrfurcht sprach. Sie waren etwas Heiliges für ihn“, erinnert sich Thorsten Heinze. Vor allem geprügelten Kindern, wie er selbst eines war, stand Neverland stets offen. Auf der Galerie des Kinos gab es eine Reihe keimfreier Räume mit großen Scheiben zum Zuschauerraum, in denen kranke, oftmals dem Tod geweihte Kinder Filme ansehen konnten. Auch auf Tour ließ der Popstar sterbenskranke Kinder hinter die Bühne kommen.


    „Er sprach mit ihnen, berührte sie, erfüllte ihnen so einen letzten Wunsch, das hat mich sehr bewegt“, erzählt Heinze.


    Der junge deutsche Pantomime und der Märchenprinz sahen einander fast täglich – und Thorsten Heinze durfte fotografieren. Es waren Bilder, die viel Geld wert gewesen wären, doch für den Künstler wog der Respekt vor der Musiklegende mehr. „Ich habe Michael viel fotografiert“, sagt Thorsten Heinze. „Auf Feiern, kleinen Festen und beim Tanzen. Aber wenn der Film voll war, habe ich ihn aus der Kamera genommen und Michael ausgehändigt. Das war mein Vertrauensbeweis für ihn. Ich wollte nicht zu denen gehören, die es ausnutzten, so nah bei ihm zu leben. Aus diesem Grund habe ich nur ein einziges Bild behalten, das uns beide zusammen zeigt.“


    Im Sommer 2000 dankte der King of Pop seinem braven Untertan auf eine besondere Weise: Er organisierte auf Neverland das Hochzeitsfest für Heinze und Jacksons Make-up-Artistin Karen Faye. Jackson zahlte alles, von den aufwendig gestalteten Einladungen bis zum Catering. Während des Fests wurden einige der Tiere aus den Gehegen gelassen und streiften zwischen den Hochzeitsgästen umher. Heinze: „Die waren sehr zahm und ließen sich streicheln.“ Insbesondere die imposanten Raubkatzen waren für Michael Jackson nicht nur Kuschelfreunde – ihre Anmut und Geschmeidigkeit dienten ihm auch als Inspirationsquelle. Thorsten Heinze sah ihn oft, „wie er auf seinem Lieblingsbaum saß, die Tiere beobachtete und ihre Bewegungen studierte.“.


    Von Heinzes Hochzeit selbst hielt sich Jackson allerdings fern. „Aber ich bin sicher, dass er es sich von irgendwo angesehen hat“, meint der Deutsche. „Er hat mal gesagt, er wäre gern eine Fliege, die irgendwo sitzt und sich alles ansehen kann.“


    Der Mensch Michael Jackson musste gar nicht erst zum Fernglas greifen, denn neben allen kindlichen Vergnügungen war Neverland eine streng überwachte Sicherheitszone. Videokameras in den Bäumen erfassten jeden Winkel. Während einige der 200 Angestellten dafür sorgten, dass in der großen Gemeinschaftsküche rund um die Uhr warme Mahlzeiten serviert wurden, fuhr die hauseigene Neverland Security Dauerstreife – auch wenn gefeiert wurde. Schließlich war „alles, was Rang und Namen hat“, in Neverland zu Besuch, erzählt Heinze. Besonders oft sei Liz Taylor gekommen, im Kino platzte Heinze auch mal in eine Privatvorführung für Marlon Brando. Selbst Michaels verhasster Vater Joseph schaute ab und zu vorbei; hinterher hat der Popstar regelmäßig geweint.


    Sein Niedergang kam schleichend. Für jemanden, der täglich mit einem Menschen zu tun hat, wie Heinze mit Michael Jackson, war er weniger an Äußerlichkeiten, denn am Verhalten sichtbar. Die Tage, an denen der King of Pop fingerschnippend und mit einem Lied auf den Lippen über das Gelände tänzelte, wurden weniger. Stattdessen huschte er stumm, bleich und geistesabwesend durch die Gegend, wie ein Gespenst. 2004, als die Busse mit Kindern den Übertragungswagen der TV-Stationen wichen, verließ Heinze die Ranch.


    Er wird ihn trotzdem „als Buddy“, als Freund, in Erinnerung behalten, „der viel gelacht hat“ – und ihm einst „das schönste Geschenk machte, das ich je erhielt: Einmal hat er für mich gesungen, nur für mich ganz allein.“


    Quelle: BILD


    Ich meine 4 oder 5 Jahre waren sie verheiratet ;) war der 3. Ehemann von Mrs. Faye :sonne:

  • Zitat

    „Er ist nicht der, den wir aus der Presse kennen“,


    Wie Recht er doch hat :stuhl:

    Zitat

    Er habe den Sänger so oft beschrieben, wie er ihn gesehen habe, doch das habe nie jemanden interessiert.


    :clapping: doch lieber Herr Heinze, uns interessiert es !!! Sehr sogar !!! Ich würde sooooo gern zuhören :flowers:

    Mich würde es soooo interessieren, wie's da aussieht...und vielleicht kann man den Künstler ja selbst treffen...


    Meine liebe Claire :cuddle: mich würde es auch brennend interessieren :ungeduldig: . Vielleicht kannst Du ihn ja dazu bringen uns über die Zeit mit und bei Michael erzählen. Das wäre echt total klasse :bounce::bounce::bounce:

  • :gruß: Huhu Fleurchen und Andrea, ich bin genauso interessiert, um nicht zu sagen neugierig. :kicher:
    Ich wollte da hinfahren, so weit ist das nicht von mir entfernt, ist mitten im Zentrum. Aber die Gallery macht ja erst im März wieder auf soweit ich das hier verstanden hab. Wenn ich den Künstler dann tatsächlich treffen sollte, werde ich ihn bitten und :dafuer:.
    Vielleicht haben wir Glück und er lässt sich drauf ein. Das wäre wunderbar. :lg:
    Hier gibts eine mail Adresse von der Gallery HELLO@SEVENSTARGALLERY.COM Falls noch jemand schreiben möchte.
    L.G.Claire :hkuss: