Liebe kennt keine Grenzen- Michael Fans in der DDR und ihre Erlebnisse

  • Ich bin gestern im Rar-Thread wieder über meine Amiga Thriller Platte gestolpert und hatte danach eine nette Konversation. :flowers: Da kam mir der Gedanke zu diesem Thread.
    Ich hab selbst meine Kindheit in der ehemaligen DDR verbracht, war aber für gute Musik zu dieser Zeit noch zu klein und dadurch ging Michael an mir vorüber.
    Wie kam ich nun an meine Thriller LP´s ? 2007 traf ich einen Freund, der hatte einen riesen Karton mit Amiga LP´s im Kofferraum. Er wollte sie wegschmeißen. Ich hab durchgesehen und da fiel mir promt Michael in die Hände. Ich weiß noch, dass ich ihn fragte, ob er irre ist. :schraube: Man schmeißt doch einen MJ nicht weg. Also hab ich ihn ( und noch ein paar gute Sachen ) mit zu mir genommen. Beim Einsortieren in den Schrank hab ich die gleiche Platte noch mal entdeckt. Damals dachte ich mir noch nichts weiter, Michael war in Sicherheit und gut war.
    In einer Doku wurde mal etwas erwähnt über diese Amiga Platten. Es durften nur eine gewisse Stückzahl gedruckt werden, da das aber niemand kontrollieren konnte, wird ja davon ausgegangen, dass es viel mehr waren, die hier verkauft wurden. Darüber hab ich schon oft nachgedacht. Das heißt ja nichts anderes, als dass Thriller noch eine viel höhere Auflage hatte, als sowieso schon.
    Mich würde mal interessieren ob es hier Fan´s gibt, die das damals in der DDR miterlebt haben. Wie war das damals überhaupt ?
    Ich hab aber auch schon ein bißl recherchiert und hab einen tollen Artikel gefunden.

    Zitat

    Nur wenige Jugendliche sind es, die am 19. Juni 1988 an der Ostseite der Berliner Mauer stehen. Es brodelt jedoch, als stünden Tausende dort. Auf der anderen - der westlichen - Seite der Mauer, direkt vor dem Reichstag, spielt an diesem Abend Michael Jackson. Zehntausende West-Jugendliche jubeln über den König des Pop. Was die Konzertbesucher nicht wissen: Auch auf der anderen Seite der Mauer stehen Fans. Sie können Jackson hören - aber sie sehen ihn nicht. Und deshalb protestieren sie aus Wut über die Mauer, die sie von der Popkultur trennt. Der 19. Juni 1988 ist nicht der Tag, an dem die Mauer fällt. Es ist jedoch ein Tag, an dem die Mauer zumindest ein wenig bröckelt.


    http://www.rp-online.de/kultur…mauer-broeckeln-1.2037032
    Zu diesem Ereigniss hat sich auch auch Detlef D. Soost schonmal geäußert und auch mein Freund bestätigte mir heut, dass es damals wohl ein sehr großes Ereigniss war.


    Ich werd noch weiter suchen und würde mich über einen Austausch von Erlebnissen echt freuen. " Liebe kennt keine Grenzen, damals war`s....."

  • Über das Konzert 1988 gab es mal das Zitat hier, von einem Beleuchtungstechniker Michaels:


    1988, in dem Jahr bevor in Deutschland die Mauer fiel, spielten wir vor dem Reichstag, dem alten Parlament. Die Konzerte fanden auf dem Platz davor statt, und die Mauer war nur einen Steinwurf entfernt. Wir installierten extra Licht und Soundmodule, damit auch etwas auf der anderen Seite der Mauer gesehen und gehört werden könnte. Uns wurde gesagt, dass die Zahl der Zuhörer auf der anderen Seite auf der Straße 10x größer sei, als die Zuschauerzahl am Platz vor uns, der immerhin komplett ausverkauft war. Das war einer der Augenblicke an die ich mich am meisten erinnere, und dass es Teil der Michael Jackson Tour war macht es um so wertvoller.


    http://www.mjjackson-forever.c…ight=vari+lite#post158717

  • eine tolle thread-idee :klatschen:!!!!!!!!!! das thema finde ich unheimlich spannend und bin schon am überlegen, ob er nicht eher an andere stelle sollte, damit auch :ot: kein problem ist. keinen zweifel: wie das mit michaels zu ddr-zeiten war, ist für mich unglaublich spannend und ich hoffe, es gibt hier leute, die berichten können und sich auch trauen :bitte:.
    ganz generell fände ich einen austausch-thread über ost und west, vorurteile und tatsachen, erfahrungen und erlebnisse auch total spannend. wie oft wird nach "ossi" und "wessi" ggewertet, wie oft die ossis niedergemacht und wie viele vorurteile gibt es - auf beiden seiten - noch immer. vielleicht können wir ja noch mehr mauern einreißen und damit beim "nachbarn" beginnen? was meint ihr?

    kerzen.jpg


    2021 hast Du uns für immer verlassen - trotzdem wirst Du Teil dieser Gemeinschaft bleiben. R.I.P. liebe Titania

  • @ Danke Tita :love:


    Ich find das Thema nämlich auch sehr spannend und es gibt bestimmt Einige, die tolle Geschichten darüber schreiben könnten.


    Zitat

    ganz generell fände ich einen austausch-thread über ost und west, vorurteile und tatsachen, erfahrungen und erlebnisse auch total spannend. wie oft wird nach "ossi" und "wessi" ggewertet, wie oft die ossis niedergemacht und wie viele vorurteile gibt es - auf beiden seiten - noch immer. vielleicht können wir ja noch mehr mauern einreißen und damit beim "nachbarn" beginnen? was meint ihr?


    Ich hoffe auch, es traut sich wer und ich finde diese Idee super. :daumen: Von einem gemeinsamen Austausch können bestimmt alle profitieren.
    Und ich finde es so schön, dass Du das ansprichst. Ich bin ja nun auch schon länger hier, habe mich aber, speziell hier noch niemals komisch deswegen gefühlt. Und auch bei einem Treffen mit Fans, mit Euch, hab ich nie irgendwelche Mauern gefühlt, obwohl mich mein Dialekt ja immer als "Ossi" enttarnt. :kicher:
    Und gerade weil ich weiß, dass es manchmal noch Mauern gibt, macht es das, alles noch kostbarer. Weil uns ja doch Eines vereint. Die Liebe zu Michael. :love:
    Und auch all meine Freunde, die ich hier finden durfte, sind sogenannte "Wessis" Aber es ist einfach nur wunderbar, ohne irgendwelche Berührungsängste. Auch wenn man mal diskutiert, ne andere Meinung hat oder jemand über meinen Dialekt lächelt. :-D Michael reisst alle Mauern ein. Ich bin dabei !
    :hkuss: Danke Tita

  • ich danke dir, maya, ohne dich wäre ich nie auf diese kleine "erweiterung" gekommen. :kusshand: dabei ist es so naheliegend, denn ich muss gestehen, dass ich selber eine "zweite" mauer einreißen musste. der hintergrund: ich bin in coburg geboren worden, das war 13 kilometer von der zonen-grenze (thüringen) entfernt gewesen. 1989 habe ich abitur gemacht und dann für einige zeit in einem supermarkt an der kasse gejobbt, um geld fürs studium zu verdienen, auch nochmal im frühjahr 1990 und spätestens da hatten wir eine situation, die man sich nur schwer vorstellen kann. als coburger bist du in andere städte geflüchtet, wenn du einkaufen gehen wolltest oder musstest, manche sind 50, 60 kilometer nach bamberg gefahrén, um den wocheneinkauf zu machen, denn coburg war fest in ostdeutscher hand . die stadt wurde überrannt, die geschäfte waren voll wie sonst nur 5 minuten vor weihnachten und dabei hat es keine rolle gespielt, welcher art der laden war. auch der supermarkt, in dem ich an meiner kasse gehockt habe... eigentlich ist ja logisch, dass ein voller laden eine schlange an der kasse bedeutet, dass man nicht hinterher kommt, alle waren aufzufüllen und dass auch die beste kassiererin nur tippen kann. nein :nixgibts:. "man" kann sich das vielleicht vorstellen, der großteil der leute, die uns quasi überrollt haben, konnten oder wollten es nicht. da gabs einen ton an der kasse, da hast du dir dinge anhören müssen, die haben ehrlich keinen spaß gemacht :bla:. das geilste war aber, wenn man die gespräche mitbekommen hat, in denen man sich tipps gegeben hat, zu welcher gemeinde man noch gehen kann, um zum zweiten oder dritten mal begrüßungsgeld anzukassieren, weil die vollkommen überfordert sind. das war das bild, das sich damals nach dem mauerfall bei uns abgezeichnet hat. unsere eigenen verwandten von "drüben" waren übrigends auch so. hätte da einer gefragt, ob sie die mauer wieder hochziehen sollen.... :wf:


    mittlerweile durfte ich viele ossis kennen lernen, die ich unendlich gern habe :ja1:!!! auch und nicht zuletzt hier im forum (danke, michael! :loveyou: ). mir ist längst klar, welch eine extremsituation das damals für beide seiten war und ich kann vieles nachvollziehen. was ich nicht kann, ist mich in die situation eines "ossis" zu versetzen und daher ist es so mein wunsch, dass wir hier von einander lernen und so unseren teil dazu beitragen können, eben diese mauern in den köpfen zu zerstören. mich interessiert alles!!!! zwar kannte ich die ddr, wir hatte, wie erwähnt, verwandte dort und haben sie mehrfach besucht, aber da war ich wirklich noch klein. wie sah so ein stinknormaler einkauf aus? wie waren die info-kanäle über die "welt da draußen"? was hat man denn gemacht, wenn man eben die thriller-platte wollte? ein hochzeitskleid? selber schneidern oder eben keines? was, wenn das auto zusammengebrochen ist und man jahre auf ein neues warten musste (bis zu 18 jahren? stimmt das?)? erzählt bitte auch von dingen, die euch banal erscheinen, ich bin sicher, es interessiert nicht nur mich! :danke:


    oh - noch was: ich hab jetzt "ossis", "wessis", "drüben" etc meist in anführungszeichen gesetzt, aber eigentlich widerstrebt es mir tierisch, denn wenn wir soooooo betonen müssen, dass wir kein hier und drüben mehr haben, haben wir immernoch ein problem. und ich finde den begriff ossis als absolut liebevoll - in meinem sprachgebrauch! :zl:

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  • Ui super, was für ein toller Thread :clapping: :danke: liebe maja, dass Du den Thread aufgemacht hast und :danke: liebe Tita, dass Du dazu anregst sich allgemein über "Ossos" und "Wessis" auszutauschen um sich besser kennen zu lernen und sich zu verstehen. Ich denke nämlich schon, dass es immer noch in den Köpfen der Menschen ist dieser Unterschied zwischen Ost und West. Das zeigt sich alleine schon wenn man heute, 22 Jahre nach der Wiedervereinigung,noch von alten und neuen Bundesländern spricht. Und das nicht nur umgangssprachlich sondern auch in den Nachrichten. Ich frage mich, wann das endlich mal aufhört? Ich finde wir haben nur eine Chance uns gegenseitig zu wert schätzen, wenn diese bestimmten Wörter aus unserem Sprachgut verschwinden, vorallem von den Politkern und den Journalisten. Immerhin ist mittlerweile schon eine ganze Generation in einem vereinigtem Deutschland geboren. :victory:


    Mich interessiert es auch, wie damals in der DDR Fans an Platten von Michael oder auch von anderen Künstlern gekommen sind und auch wie, wie Tita auch schon geschrieben hat, das normale alltägliche Leben so war. Vielleicht können auch ein paar davon erzählen, wie sie es erlebt haben, als im Sommer 1989 die Grenze von Ungarn nach Österreich aufgegangen ist und ob vielleicht jemand da schon über die Grenze ist...oder wie es war, als am 09.11.1989 die Grenze in Berlin aufgegangne ist....Ich finde das alles sehr interessant und ich weiß auch noch, wie ich damals mit meinen Eltern, ich war ja erst 11, vor dem TV gesessen habe und es mir angeschaut habe. Ich konnte es zwar noch nicht so ganz begreifen, aber ich wusste, von der Reaktion meiner Eltern, dass da etwas ganz aussergewöhnliches passiert ist und dass ich gerade Zeuge eines geschichtlichen Ereignisses geworden bin! Ich fande das damals als Kind total spannend...und finde es heute auch noch spannend :-D.
    Also ich würde mich auf jeden Fall auch darüber freuen, da mal ein paar Geschichten zu hören...Bin schon ganz gespannt :ja1:


    Liebe Grüße
    Eure Claudia


    My idea of magic doesn´t have much to do with stage tricks and illusions. The whole world abounds in magic.

    - Michael Jackson, Dancing the Dream 1992 -

  • @ Maike
    Danke Maike. So war das aber nun mal. Was der eine brauchte, hatte der andere. Und man hat sich geholfen wo man konnte oder eben ausgetauscht.


    @Tita
    Da ich wie gesagt noch kleiner war, hab ich nicht ganz so viel Erinnerungen. Aber erstens sitz ich hier an der Quelle und kann mir einiges erzählen lassen und an einiges kann ich mich noch erinnern. Also fang ich einfach mal an. Als die Mauer letzendlich fiel, hatte ich grad Geburtstag. Am 09.11. da war aufeinmal eine Aufregung, aber so richtig alles erfassen konnte ich das damals nicht. Es war iwi nur unbeschreiblich, wie aufgeregt aufeinmal alle waren.
    Iwann sind wir dann auch mal rüber in den Westen gefahren und haben das Geld abgeholt. (Meine Eltern waren schon immer ehrliche Menschen und haben es sich auch nur einmal geholt. Wie sich das auch gehört hat.) Wir sind mit dem Zug gefahren, weil ein Auto hatten wir wirklich niemals zu DDR Zeiten. Irgendwann mußten wir aussteigen und noch ewig zu Fuß laufen. Und dann waren wir da. Ich glaub es war Goslar. Boah. Das war eine wirklich komplett andere Welt. Alles war so bunt, alles hat geglitzert. Und ich kann gar nicht sagen, wie alles gerochen hat. Der Geruch war der Schönste, den ich jemals gerochen habe. :love: Meine Eltern haben mir mein Begrüßungsgeld gegeben und ich konnte damit machen was ich wollte. :wolke1:
    Die Spielzeuge waren ja der absolute Oberhammer. :huch: Ich hab mir eine Feuerwehr gekauft, mit Sound und Blaulicht. Für mich als Kind, war das himmlich. Und es gab Weintrauben und Obst im Überfluss. Und Kaffee. Meine Eltern haben natürlich alles sowas gekauft und sich damit abgeschleppt, sie wollten für jeden was mitbringen. :kicher: Dabei kam das nicht viel später auch in unsere Geschäfte...sie waren wohl auch ein wenig überfordert.


    P.S. Hier in meiner Heimatstadt gab es eine riesige Druckerei. Die Optima. Die haben Verpackungen aller Art hergestellt für den Westen. Und vorhin erzählte mir mein Freund, dass es gut möglich sein kann, dass eben auch die Thriller Platte, also das Cover, genau hier gedruckt wurde. Aber das muß ich erstmal noch was in Erfahrung bringen...das wäre ja was


    Ich find das richtig schön, dass der Thread so super aufgenommen wird. :love:


    Pss- : Mein Freund erzählt grad:


    Zitat

    Normalerweise gab es "Insiderwissen", das sich in der Szene rumgesprochen hat, wann eine Lizenz LP über Amiga herausgebracht wurde. Wer Interesse hatte, der hat sich an diesem Tag X, frühmorgens ab um 7.oo Uhr vor dem Geschäft angestellt. Obwohl der Laden erst 9.00 Uhr geöffnet wurde. :-D Dabei mußte man bedenken, dass ca. nur 50 % der LP´s im freien Verkauf zugänglich waren. Die restlichen 50 % wurden unter dem "Ladentisch" reserviert. Das bedeutete auch, dass diese Fans sich die Freiheit genommen haben und an diesem Tag der Arbeit fern blieben um an ihre Platte zu kommen. Mit der Begrüdung, mir war einfach nicht so gut. :schief: Es gab für jeden auch nur eine Platte ! Man konnte nicht hingehen und einfach mehrere kaufen. Alles nur auf Zuteilung. Eine kleine Anekdote : Ich hab den ganzen Tag für eine Joe Cocker LP angestanden, bin nachhause und wollte sie anhören. Als ich den Spieler anmachte, ist die Nadel abgebrochen. danach mußte ich zwei Wochen warten, weil es diese Dinger auch nicht einfach mal so gab.


    Mein Freund war damals DJ und hat sich natürlich öfter mal für iwelche Lp´s angestellt. Auch für Michael hat er den ganzen Tag gestanden, wenn das keine Liebe ist :love:

  • Also ich bin auch Ossi ,aber ich finde dieses Ossi ..Wessi bescheuert. Ich bin Deutsche Basta. Für uns war es damals bevor die Mauer fiel auch beängstigent .Da waren in Leipzig diese Montagsdemos ,die Grenzen zu der slovakei wurden dichtgemacht und nach Polen kam man auch nicht mehr rein.Da hatten viele Angst.Ein Funke hätte genügt ,wenn die bei den Demos Menschen erschossen hätten ,dann wäre es wahrscheinlich zum Bürgerkrieg gekommen . :thumbdown: Gottseidank ist alles gut gegangen .Dann auf einmal waren die Grenzen auf .Das war so unfassbar für mich .So sind wir erst 2 Wochen später rüber nach Lübeck.Dafür habe ich meinen Haushaltstag genommen .Den bekam jede verheiratete Frau einmal in Monat natürlich bezahlt .In jeden Laden gab es für uns ...Ossis...Kaffee ,Schokolade .In Stadtbus durften wir umsonst fahren .Ich glaube die haben uns alle gleich erkannt .und das mit den Einkaufen war für uns überwältigent.Das erste was ich gemacht habe war riechen .Unsere Kaufhallen haben nicht so gerochen .Mein Sohnemann damals knapp 2Jahre mopste sich gleich eine Banane und biss rein .Ihr wisst ja ....Wieso ist die Banane krumm? Weil sie um die DDR einen Bogen macht.....
    Das war mir sehr peinlich aber der Marktleiter nahm es mit Humor. :kicher: Das Geld haben wir mit Bedacht ausgegeben,denn wer hatte schon Westgeld.Ich weiss auch von Leuten die mehrmals abkassiert hattenund das fand ich schäbig .Aber solche Typen gibt es überall.Ansonsten bin ich froh dass es so gekommen ist .Und ich war Zeuge eines historischen Ereignisses .Ich weiss jetzt wie es ist in zwei Systemen zu leben. :püüh3:

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  • Ich hoffe auch, es traut sich wer und ich finde diese Idee super. Von einem gemeinsamen Austausch können bestimmt alle profitieren.
    Und ich finde es so schön, dass Du das ansprichst. Ich bin ja nun auch schon länger hier, habe mich aber, speziell hier noch niemals komisch deswegen gefühlt. Und auch bei einem Treffen mit Fans, mit Euch, hab ich nie irgendwelche Mauern gefühlt, obwohl mich mein Dialekt ja immer als "Ossi" enttarnt.
    Und gerade weil ich weiß, dass es manchmal noch Mauern gibt, macht es das, alles noch kostbarer. Weil uns ja doch Eines vereint. Die Liebe zu Michael.
    Und auch all meine Freunde, die ich hier finden durfte, sind sogenannte "Wessis" Aber es ist einfach nur wunderbar, ohne irgendwelche Berührungsängste. Auch wenn man mal diskutiert, ne andere Meinung hat oder jemand über meinen Dialekt lächelt. Michael reisst alle Mauern ein. Ich bin dabei !


    Erstmal muss ich sagen, toller Thread :daumen: Danke Maya :kiss: Deine Worte sprechen mir aus der Seele. Leider ist es so das in vielen Köpfen eben noch die Mauer da ist, auch noch 20 Jahre nach dem Mauerfall. Hier im Forum jedoch habe ich nie das Gefühl gehabt ein Mensch 2. Klasse zu sein, nur weil ich ein "Ossi" bin. Für mich gibt es "Ossi" und "Wessi" nicht, denn wir sind alles Deutsche und so war es doch auch bevor die Mauer gebaut wurde.

    wie sah so ein stinknormaler einkauf aus? wie waren die info-kanäle über die "welt da draußen"? was hat man denn gemacht, wenn man eben die thriller-platte wollte?


    Eigentlich sah so ein Einkauf nicht anders aus als heute, nur war das Angebot eher dürftig und wenn es mal was "besonderes" gab , wie eben Bananen oder Orangen, musste man, wenn man auch noch was haben wollte, Schlange stehen. In den Gemüseläden gab es ausschließlich nur Saisongemüse und das was sich gut lagern ließ. Die Auswahl an Produkten ist kein Vergleich gegenüber dem von heute. Es gab keine große Auswahl aber man kannte das ja nicht anders- Wer exlusivere Sachen haben wollte, konnte in einem Delikatladen einkaufen und hat dann auch dementsprechend dafür bezahlt. Westprodukte gab es natürlich auch in sogenannten Intershops. Wer das Glück hatte, mal ein bisschen Westgeld zwischen die Finger zu bekommen, konnte dort einkaufen. Meine Mama hatte auch mal das Glück und hatte sich dafür Luxseife gekauft, soweit ich mich erinnere und hat sie zwischen die Wäsche im Kleiderschrank gelegt, das roch immer so gut.
    Fernsehkanäle gab es DDR1 und DDR2 und natürlich haben wir auch ARD und ZDF empfangen. Westfernsehen war aber verboten das zu schauen, gemacht haben wir es aber trotzdem. An Platten von Michael und anderen Künstlern ist man nur ran gekommen wenn man gut Beziehungen hatte. Mein Mann war bzw ist Depesche Mode- Fan und hat damals für eine Platte 120 Ostmark hingeblättert. Ansonsten ist man nur an solche Musik rangekommen wenn man sie selber aufgenommen hat mit dem Kassettenrekorder.


    und man jahre auf ein neues warten musste (bis zu 18 jahren? stimmt das?)?


    Ja Tita es stimmt das man solange auf ein neues Auto warten musste. Die offizielle Wartezeit betrug 10 Jahre aber meistens dauerte es aber länger. Kleiner Witz: Trabant 601, 600 Leute bewerben sich, einer bekommt ihn :kicher: Wenn das Auto mal kaputt war, wurde improvisiert.


    Da waren in Leipzig diese Montagsdemos ,


    ja diese Demos waren in vielen Städten. Mein Mann war zu der Zeit gerade bei der NVA und hatte Einsatz in Dresden und hatte sogar Schießbefehl. Er hat sich jedoch geweigert und gesagt, das er nicht auf seine Landsleute schießen wird. Mein Vater war 1969 in Halberstadt an der Grenze und hätte nie geschossen. er hatte damals sogar überlegt, abzuhauen aber meine Mama hatte viel zu viel Angst das sie erwischt werden.
    @ Monika das glaube ich auch, denn jedes mal wenn man ein Geschäft betreten hat, fragte man "haben sie dies oder haben sie das" :laugh: daran hat man uns sicher erkannt aber für uns war das alles so neu, das Angebot an Waren einfach überwältigend, man kannte das ja so nicht. Auch meine Familie hatte sich das Begrüßungsgeld geholt (aber nur einmal :hmhm:) und auch wir haben es mit Bedacht ausgegeben. Wir sind damals in Berlin Pankow über die Grenze aber allein da hin zukommen war schon Stress pur. Überfüllte Züge, überall in den Bahnhöfen waren dutzende von Menschen die irgendwie mit dem Zug Richtung Westen wollten. Von Arbeitskollegen, die gleich noch am 9.11. losgefahren sind, weiß ich das sie an der Grenze von den Menschen dort sehr herzlich empfangen wurden. Sie wurden in Kneipen gezerrt und man hat mit ihnen gefeiert.


    das war unsere DDR- Mark
    und das unsere sogenannten aluchips :kicher: nur das 20 Pfennig und 5 Markstück waren nicht aus Alu wie man sehen kann :zahn:

    2 Mal editiert, zuletzt von manuonu ()

  • :omg: Jetzt sehe ich unser olles Ostgeld. Da kommen wieder Erinnerungen hoch.In durchschnitt haben wir hier in der Provinz so etwa 500 bis 600 Ostmark verdient.Wie das in grossen Städten war ,weiss ich nicht .Wohnungen waren knapp .Mein Mann und ich hatten ein Zimmer wofür wir lange warten mussten für 10 mark in Monat.Eine Neubauwohnung lag bei 70 Mark inklusieve Wassergeld.Da wurde rumgeast ,dass jeder in der Familie ein Voolbad genommen hat und immer wieder neues Wasser reingelassen hat .Aber solche Wohnungen waren knapp und schwer ranzukommen .Ich hatte in der Bäckerei gelernt da kostete ein Mischbrot 60 Pfennige und ein Schwarzbrot 36 Pfennige.Die zu Hause Vieh hatten haben Sackweise Schwarzbrot gekauft .Das war das Schlimme daran ,dass der Staat solche Sachen so stark subventioniert hat .Dafür waren Luxussachen sehr teuer.Fur eine Feinstrumpfhose musste man 14 Mark hinlegen.Bei meinen Stundenlohn von 1,68 Mark war das schon krass. Für ein Farbfernseher musste man schon 5000 Ostmark hinpacken ,was für uns Normalverdiener unerreichbar war. :nix: Unseren ersten Trappi hatten wir kurz vor der Wende ...Baujahr 1963...zwei Jahre jünger als ich .Und die Möhre fuhr noch gut .Das ist heute nicht mehr vorstellbar aber wir waren glücklich endlich ein Auto zu haben . :jubel: Ansonsten hatten mein Mann und ich auch eine schöne Zeit in unseren einen Zimmer obwohl es sehr beengt war .So eine enge Zweisamkeit kann sehr schön sein und wir waren noch so jung :drück:

    michael_jackson_the_dance_by_alexgroseth-d40c8f1.jpg <3<3<3

  • Mein größter Wunsch als Kind war eine eigene Barbie Puppe, die Eltern meiner Freundin trieben mal weiß Gott wo zwei uralte kaputte Puppen für uns auf, ich kann euch sagen, die waren so was von hinüber aber unser größter Schatz, wie schön haben wir damit gespielt, die Damen wurden von unseren Muttis so nach und nach eingehäckelt. Später, Jahre nach der Wende habe ich mir dann eine gekauft, sie saß Jahrelang auf meinem Nachttisch, vor zwei Jahren wurde die arme von meiner Tochter zerpflückt.
    Monatlich erschienen gewisse Musik und Jugendzeitungen, das neue Leben und die Melodie und Rhythmus standen bei uns ganz hoch im Kurs, für die achtziger Jehre in der DDR waren die echt gut gemacht leider selbstverständlich mangelware, wer eine erwischte war fein raus, ich hab keine Ahnung wie meine Mama das anstellte aber ich hatte sie immer im Briefkasten, möchte nicht wissen vieviele Dankeschön `s an rohem Schinken und Lendchen (meine Mama arbeitete als Fleischverkäuferin) da den Besitzer wechselten. In der DDR war nicht nur Geld eine Währung.
    Unsre Schulküche und somit uns selbst versorgten wir mit selbstgezogenem Obst und Gemüse, dafür ging es im Schulgartenunterricht in den großen Schulgarten mit Beeten und Gewächshäusern, fürs Unkrautjäten bekamen wir sogar Zensuren (hat uns aber nicht geschadet).
    Altstoffsammlungen waren überhaupt DER Renner,für die besten Sammler gab es Urkunden, Bücher und Belobigungen über die Schule, privat "entsorgt" konnte man sein Taschengeld aufbessern.
    Vor den Kaufhallen und Läden stand ständig eine Armada an Kinderwagen, heute unvorstellbar sein Kind einfach so stehen zu lassen. Allerdings ist bei uns in Dresden auch mal ein kleiner Junge bis heute spurlos verschwunden.
    Jede Klasse hatte eine Patenbrigade aus einem bestimmten Betrieb, da wurden Ausflüge hin unternommen, die Paten wurden zu bestimmmten Anlässen eingeladen, durften ständig Geld für die Klassenkasse lockermachen und ebenso den jährlichen Jugendherbergsausflug finanzieren (in eines ihrer Urlaubsheime) und als Betreuer mitfahren, wir zumindest waren gaaanz stolz auf unsere Paten.
    Den Sommerurlaub verbrachten wir enweder an einem See bei Berlin oder wenn uns das Glück ganz hold war an der Ostsee, unsere Urlaube waren immer herrlich, einige Freundschaften die da schloß haben sich bis heute gehalten.
    Unsere Ernte aus dem Garten z.B. Tomaten, Kischen, Möhren und Bohnen brachten wir in die Kaufhalle, da wurde das Obst und Gemüse für beispielsweise 80 Pfennig das Kilo abgekauft, dann ging es vorn rein in den Laden und Mama holte ihre eigenen Bohnen für 30 Pfenning je Kilo wieder zurück zum einkochen, das wurde allgemein so gehandhabt.
    Im Fernsehen standen Sendungen wie "Ein Kessel Buntes", Polizeiruf 110", "Treff mit OF", "Der Staatsanwalt hat das Wort", die Reizenden Schwestern, "Rentner haben niemals Zeit" usw auf dem Programm, für uns Kinder waren zwischen Weihnachten und Neujahr die Spukgeschicheten der Straßenfeger, in den Ferien gab es nachmittags die Flimmerstunde. Wir im Tal der Ahnungslosen hatten ja nur die 2 DDR Programme.
    Russsich mußten wir büffeln, kann ich heut noch bisschen, bringt mich aber heute nicht sehr weit.
    Ich könnte noch ewig weiterschreiben, ich persönlich hatte eine wundervolle Kindheit, klar waren meine Eltern mit vielen Dingen nicht zufrieden aber als Kind lebt man in ganz anderen Welten. Ich war 18 als die Mauer fiel und das erste an was ich mich erinnern kann waren die Worte meines Onkels von drüben " Ihr seht nur was wir haben und euch mitbringen, wir könnten euch vom goldenen Westen sonstwas vorschwärmen aber eins kann ich euch sagen, wünscht euch nicht unsere Zustände" mir wurde Angst und Bange. Wochen später wurden die ersten Betriebe dichtgemacht, plötzlich gab es Arbeitslose, Neid kam auf, zwischenmenschliche Beziehungen zerbrachen, an der DDR die ja bis dahin unser ganzes Leben darstellt wurde absolut kein gutes Haar gelassen (heute heißt es wieder "bei uns hätte es das nicht gegeben") und dann ist man nur noch ein Ossi gewesen oder ist es heute noch. Beispielsweise erst vergangenen Sonnabend an der Fähre (Kinderfest, ewig lange Wartezeiten, Rathen total überlaufen) zischte hinter mir eine junge Frau Typisch Zone, warum kommt sie denn überhaupt hierher, das hat mich echt geärgert.
    Jetzt hab ich euch genug zugetextet, seid nicht böse, ich sende euch viele liebe Grüße!


    Was ich euch aber noch erzählen möchte, gehe ich heute durch geschäfte und sehe einen echten Kindertraum egal ob schöne Haarspangen für Mädchen oder tolles Spielzeug sage ich immer Dafür hätte ich damals mein Vatreland verraten.

  • Ich bin als Kind mit fast allen Kindern in der Ortschaft damals, mit der DKP in den Osten gefahren und haben dort Urlaub/Ferien gemacht. Es waren meine ich insgesammt 4 Jahre die ich dort verbrachte, als die Mauer fiel war ich 11 Jahre alt. Es war eine wunderschöne Zeit. Wir waren in verschiedene Orte in den Jugendcamps und ich war ein Friedenspionier. Ich erinner mich auch noch das ich das kleingeld immer komisch fand weil es meist so leicht war. Ich hatte dann auch lange Zeit ein Geldschein hier, das mich an die Zeit zurück erinnerte. In einem der Jahre war es so das wir dann für 1 Tag auch zu Gast bei einer Familie sein durften, das war in Ostberlin und ich weiß noch das die Familie zwei Jungs hatten und sich gefreut hatten das sie ein Mädel für 1 tag bekamen. Ich weiß nicht mehr genau wo wir überall waren, aber ich weiß noch das wir auf ner Kirmes oder sowas gefahren sind und ich saß dann das erste mal in einem Trabbi und ich war schon immer ein Kind das Türen gerne knallte, der Vater der Familie zuckte 2 mal ängstlich als ich die Türe zu schmiss vom Auto weil er angst hatte das was kaputt gehen könne. Heute im nach hinein verständlich. Damals verstand ich es nicht so. Ich kann mich noch daran erinnern das im Jugencamp Wildschweine waren und eine aus unserem Bungalow die Tür auf machte, zur Toilette musste man ja immer etwas laufen und die erschrak so weil vor ihr ein Wildschwein war.
    Ich weiß auch das wir irgendwo waren wo es einen riesigen Staudamm gab/gibt aber fragt mich nicht mehr wo das genau war. Wir waren einmal in Stollberg im Erzbergwerk davon habe ich noch ein Foto.
    Ich kann mich noch erinnern das ich die Cola nicht mochte habe mir lieber immer Orangen Limo gekauft, die fand ich leckerer hihi.
    Es gab aus den Jundendcamps so Jugendzeitschriften nicht so wie die Bravo aber immer mit was Interessantem und ich habe immer Fleißig die Rätsel gemacht und habe 2 mal was gewonnen, einmal war es son Holzpuzzel spiel weiß gerade nicht mehr wie man die nennt und dann noch was, weiß aber nicht mehr was das war. Für mich durch das was ich über pioniere gelernt hatte damals empfand ich es immer als wäre ich bei den Pfadfindern.
    1989 gab die Kelly Family ein Konzert in Cottbus dem ich bei wohnte.


    Ich habe auch viele Menschen in meinem Umfeld die aus verschiedene Ecken kommen, Berlin, Uckermark, Prenzlauerberg, Leipzig, Dresden usw usw.
    Ich persönlich finde es auch immer noch bescheiden das es diese Trennung gibt ost und west. We are all one!! Es müsste auch langsam an sich eine Angleichung der Löhne sein und der Soli bin ich ehrlich kann weg. Endlich wirklich auch Politisch und Wirtschaftlich eins sein. Vielleicht hört es dann langsam auf Menschen in Kategorien zu verteilen. Ach ja und viele Geräte der DDR sind echt für die Ewigkeit gebaut, habe immer noch ein Handrührgerät das bestimmt schon Antik ist lol aber das teil ist bisher besser als so mache West geräte die ich bessen habe.


    lol das wichtigste habe ich vergessen, ich habe damals einen Walkman gehabt und hatte die Off the wal, Thriller und eine der J5 als kassetten mit zum schluss hatte ich dann gerade auch noch die Bad mit und ich habe in dem camp auch ein paar mädels kennen gelernt die Michael auch so verfallen waren wie ich und die haben sich dann die Bänder kopiert und sich damals ganz dolle gefreut. Wir saßen alle zusammen eines abends in unserem Bungalow und haben Michael zusammen gehört und gesungen.

    “In a world filled with hate, we must still dare to hope. In a world filled with anger, we must still dare to comfort. In a world filled with despair, we must still dare to dream. And in a world filled with distrust, we must still dare to believe.”
    Michael Jackson
    Rassismus führt zum Verlust deines Mitgefühls.
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    2 Mal editiert, zuletzt von Amidara ()

  • Zitat

    Altstoffsammlungen waren überhaupt DER Renner


    Jaaa. Da ist man nachmittags mit dem Bollerwagen losgefahren und hat überall geklingelt, ob sie Zeitungen und Flaschen haben. Das war immer ein Spaß. Das Geld wurde danach geteilt und meistens haben wir uns davon SChokolade gekauft. Ich mochte die kleinen Tafeln, die mit iwas gefüllt waren. Mit Orange und so...kennt die noch jemand ?
    Und ich muß gestehen, ich liebte es ein Jung-Pionier zu sein. Meinen Ausweis hab ich heute noch. :-D Und ich liebte als Kind die 1. Mai Ümzüge mit den selbstgebastelten Friedenstauben. Wie stolz war ich da. Als Kind war die DDR wirklich schön. Mir hat nichts gefehlt, wir kannten es auch nicht anders, aber unser Leben war als Kind wirklich sorglos. Meine einzigste Sorge war damals. Ich hab damals mal mit Feuer gespielt und dabei ist auch ein Schuppen abgebrannt. :tüte:
    Danach sollte ich zum *Fahnenapel*. Da standen alle Pioniere der gesammten Schule und wenn iwas war, mußte man vortreten. OMG das war die reinste Horrorvorstellung für mich. :huch: Gsd hat mich mein Opa irgendwie davor gerettet.
    Ich weiß noch wenn ich ganz heimlich Cold Sievers geschaut habe, durfte ich nur nicht den Fernsehn so laut machen. :aha: Aber den Titelsong kannte ich trotzdem und hab den sehr gern im Kindergarten gesungen :schief:
    Das gab mächtig Ärger, von dem ich als Kind nichts mitbekommen habe. Genauso wie meine beste Freundin eine Pfarrerstocher war und ich sollte beim Krippenspiel mit machen. Meine MUm hat den Auftrit verpasst und mich auch nicht dran erinnert. Das fand ich doof. :stuhl: Später hab ich erfahren, ich durfte dort nicht mitmachen. Für mich war wohl schon etwas Anderes vorgesehen, was mit Kirche nicht vereinbar war. Aber als Kind hab ich all das nicht mitbekommen :schulter: und war viel zu sehr damit beschäftigt eine für mich sorglose Kindheit zu erleben.

  • Altstoffsammlungen waren überhaupt DER Renner,für die besten Sammler gab es Urkunden, Bücher und Belobigungen über die Schule, privat "entsorgt" konnte man sein Taschengeld aufbessern.


    oh ja das fand ich auch immer toll. Mein Bruder und ich hatten schon unsere feste Stammkundschaft :laugh:

    Russsich mußten wir büffeln,


    in russisch war ich ne Niete muss ich zugeben aber ich hatte eine russische Brieffreundin namens Larissa. Ich habe gern mit ihr geschrieben und zum Glück konnte sie gut deutsch :kicher: Man hat sich immer nette Karten, Aufkleber und sogar unsere Halstücher augetauscht

    Und ich muß gestehen, ich liebte es ein Jung-Pionier zu sein. Meinen Ausweis hab ich heute noch. Und ich liebte als Kind die 1. Mai Ümzüge mit den selbstgebastelten Friedenstauben. Wie stolz war ich da. Als Kind war die DDR wirklich schön. Mir hat nichts gefehlt, wir kannten es auch nicht anders, aber unser Leben war als Kind wirklich sorglos. Meine einzigste Sorge war damals. Ich hab damals mal mit Feuer gespielt und dabei ist auch ein Schuppen abgebrannt


    Dem kann ich mich nur anschließen. Die Maiumzüge fand ich auch immer toll und eine rote Mainelke zum anstecken gab es auch immer. Ins Ferienlager ging es dann meistens in den Harz oder an die Ostsee für 2 oder 3 Wochen.
    Maya du bist nicht die einzige :kiss: mein Bruder und ich haben auch mit einer Kerze auf dem Heuboden gespielt bis dann das Heu Feuer gefangen hat und im Endeffekt der ganze Dachstuhl brannte aber :ich wars: das war mein Bruderherzchen.
    Der aufregenste Tag aber war die Jugendweihe in der man feierlich in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen wurde. Nach der Zermonie wurde dann mit der ganzen buckligen Verwandschaft gefeiert, gab ja auch ordentlich Geschenke :zahn: Abends ist man dann mit seinen Schulfreunden rumgezogen und hat ordentlich Party gemacht. Und die Jugendweihe gibt es heute noch, das finde ich richtig gut. Mein Sohn hatte seine letztes Wochenende und ich war so stolz wie er bei uns im Theater auf der bühne stand mit seinen Klassenkameraden. Und er sah so toll aus in seinem Anzug :wolke1: natürlich hat er auch mit seinen Kumpels gefeiert, wie es sich an dem Tag gehört und ordentlich Geldgeschenke bekommen :zahn:

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  • Iwann sind wir dann auch mal rüber in den Westen gefahren und haben das Geld abgeholt. (Meine Eltern waren schon immer ehrliche Menschen und haben es sich auch nur einmal geholt. Wie sich das auch gehört hat.)


    Ich weiss auch von Leuten die mehrmals abkassiert hattenund das fand ich schäbig .Aber solche Typen gibt es überall.


    das stimmt ganz sicher, solche typen gibt es überall :ja1:. ich hoffe, ich bin da auch nicht missverstanden worden, was ich erzählen wollte ist, wieso ich so gern mehr über die ddr und das leben dort erfahren will, eben weil es speziell bei uns ossis gab, die sich benommen haben wie die axt im walde. mit meinen 18, 19 jahren hat mich das einfach angekotzt und damals hätte mir ohne sie nix gefehlt. das hat sich gründlich geändert, das will ich betonen. yes - we are all one und das und vor allem wir deutschen sollten es sein!!! wenn ich jetzt eure beiträge lese, dann hab ich ganz viele aha-effekte und merke, wie jedes post dazu beiträgt, dass ich mehr verstehe.


    Und ich kann gar nicht sagen, wie alles gerochen hat. Der Geruch war der Schönste, den ich jemals gerochen habe.


    daran erinnere ich mich umgekehrt noch. das erste, was mir aufgefallen ist, als wir das erste mal zu verwandtenbesuch in der ddr waren. es roch so beißend und ich habe bis heute keinen plan, was das war. kann es die braunkohle gewesen sein? der gedanke stammt von der lungenärztin meines veters. der wurde sschwerst lungenkrank und keiner konnte sagen, wo das herkommt, bis eine ärztin spekulierte, dass er empfindlich auf die braunkohle-verbrennung in der nahen ddr reagieren könnte.


    Mein Mann war zu der Zeit gerade bei der NVA und hatte Einsatz in Dresden und hatte sogar Schießbefehl. Er hat sich jedoch geweigert und gesagt, das er nicht auf seine Landsleute schießen wird.


    da läuft es mir eiskalt den rücken runter :klapper:. was hat man da nur von den leuten verlangt!!!!! :patsch:


    Von Arbeitskollegen, die gleich noch am 9.11. losgefahren sind, weiß ich das sie an der Grenze von den Menschen dort sehr herzlich empfangen wurden. Sie wurden in Kneipen gezerrt und man hat mit ihnen gefeiert.


    die bilder gab es bei uns im fernsehen in dauerschleife!


    Unsre Schulküche und somit uns selbst versorgten wir mit selbstgezogenem Obst und Gemüse, dafür ging es im Schulgartenunterricht in den großen Schulgarten mit Beeten und Gewächshäusern, fürs Unkrautjäten bekamen wir sogar Zensuren (hat uns aber nicht geschadet).
    Altstoffsammlungen waren überhaupt DER Renner,für die besten Sammler gab es Urkunden, Bücher und Belobigungen über die Schule, privat "entsorgt" konnte man sein Taschengeld aufbessern.


    heute nennen sie das bio und recyclen und bilden sich sonstwas drauf ein! das zeigt mal wieder, das nie immer alles schlecht ist, wobei ich bei einigen posts auch rauslese, dass das miteinander viel enger war als jetzt. auch daran habe ich vage erinnerungen: wenn wir zur verwandtschaft gefahren sind, hätte nie viel gefehlt und der kofferraum hätte auf der straße geschleift! da war von klamotten bis zu fischkonserven ALLES drin. besonder geil waren alle auf west-schnaps :ablach:. ich werde nie die 3 liter-"asbach uralt" flasche vergessen, die wir mal mitgebracht haben. da kam das ganze dorf und hat sie innerhalb eines abends ex gemacht :kicher:. meine eltern haben im gegenzug den ossi-schnaps getrunken und waren am tag danach schrecklich "krank" :kicher:.


    Im Fernsehen standen Sendungen wie "Ein Kessel Buntes", Polizeiruf 110", "Treff mit OF", "Der Staatsanwalt hat das Wort", die Reizenden Schwestern, "Rentner haben niemals Zeit" usw auf dem Programm,


    das haben wir so nah an der grenze auch empfangen! mein vater hat immer mal wieder "der schwarze kanal" angeschaut und den kopf geschüttelt, was ich nie kapiert habe. war das probaganda?


    Ich könnte noch ewig weiterschreiben,


    :dafuer: bitte ja!!!!!!!!!


    Ich kann mich noch erinnern das ich die Cola nicht mochte habe mir lieber immer Orangen Limo gekauft, die fand ich leckerer hihi.


    ossi-cola - auch ne erinnerung. ein verwandter hat meinen vater mit zum stammtisch geschleppt und ich wollte unbedingt mit. und dann hab ich ne cola bestellt und die haben mich angeschaut, als käme ich vom mond!!!! ach - und mit meinen damals 8 jahren wäre ich mal schier verknackt worden! :ablach: als wessi musste man sich auf ner behörde melden, wenn man in ostdeutschland urlaub machte und da hing ein riesen bild von honecker. und ich frag unbedarft, ob das der bürgermeister ist :olol:! das gab böse ärger!


    Und ich muß gestehen, ich liebte es ein Jung-Pionier zu sein.


    erzähl mal! :iwds:

    kerzen.jpg


    2021 hast Du uns für immer verlassen - trotzdem wirst Du Teil dieser Gemeinschaft bleiben. R.I.P. liebe Titania

  • Zitat

    daran erinnere ich mich umgekehrt noch. das erste, was mir aufgefallen ist, als wir das erste mal zu verwandtenbesuch in der ddr waren. es roch so beißend und ich habe bis heute keinen plan, was das war. kann es die braunkohle gewesen sein? der gedanke stammt von der lungenärztin meines veters. der wurde sschwerst lungenkrank und keiner konnte sagen, wo das herkommt, bis eine ärztin spekulierte, dass er empfindlich auf die braunkohle-verbrennung in der nahen ddr reagieren könnte.


    :schulter: Ich hab nix gerochen bei uns :kicher: Aber die Wessi´s haben gerochen wie ein "Wundertraumeland" :wolke1: . Schade dass ihr das nie riechen konntet.
    Wenn wir Westbesuch hatten, hat das ganze Haus so geduftet und der Intershop hatte diesen Geruch auch. So ähnlich stelle ich es mir vor, wenn iwer sagt, wie phantastich Michael gerochen hat. :wolke1:


    Zitat

    Zitat von »Maya«
    Und ich muß gestehen, ich liebte es ein Jung-Pionier zu sein.



    erzähl mal! :iwds:


    Das war mehr so ein Gefühl. Man hat den ganzen Kindergarten schon drauf gewartet, endlich in die Schule zu gehen, um ein Pionier zu sein. Als Jungpionier hatte man eine tolle Uniform, einen Ausweis und ein blaues Halstuch. Schon allein das Binden des Tuches, mußte akurat sein ! Die Uniform war blau-weiß. Blaues Halstuch, weiße Bluse, blauer Rock oder Hose für Jungs und Kniestrümpfe. Wenn ich mich echt erinnere.
    Es gab Mittwochs Pioniernachmittage. Den Pioniergruss. " Seid bereit, immer bereit !"
    Ich fand das cool. Meine Schwester war nachher schon Thälmann Pionier. Das war noch viel besser, die hatten rote Halstücher. :kicher:
    Nachdem ich Pionier war, hatte ich iwi ein Bewusstsein. Hinten auf dem Ausweis standen sowas wie Regeln. Und ich hab mich strikt dran gehalten, weil ich stolz war. Ich weiß noch, es ist mal eine Oma hingefallen und die ganzen Äpfel sind rumgeflogen. Ich bin zu ihr hin und hab ihr wieder auf die Beine geholfen, weil ich dachte, es wäre meine Pflicht als Jungpionier. Ja, ich glaub, ich dachte, ich hatte eine Verantwortung und mußte sorgsam damit umgehen. :-D
    Ich kann nachher mal gern meinen Ausweis fotografieren und einstellen.
    Und wenn ich iwelche Fehler in meinen Erzählungen habe, bitte berichtigt mich. Einiges ist doch schon verblasst. Und noch ne Frage, ich weiß, dass wir Pioniernachmittage hatten, aber was wurde da gemacht ? Das hab ich echt vergessen. Sowas wie die Sammelaktionen und so ?

  • Zitat

    Und noch ne Frage, ich weiß, dass wir Pioniernachmittage hatten, aber was wurde da gemacht ? Das hab ich echt vergessen. Sowas wie die Sammelaktionen und so ?


    Ich persönlich bin zwar zu jung, um eigene Erfahrungen als Pionier zu haben, aber meine Mutter hat mir gesagt, dass man an solchen Pioniernachmittagen z.B. gespielt, gesungen hat, war wandern, hat Flaschen und Papier gesammelt.

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