Ich glaube, das ist hier noch nicht "in übersetzt" vorhanden...
Als ich von Michaels Tod hörte, dachte ich daran, als ich zum letzten Mal mit ihm gesprochen hatte. Ich werde immer bedauern, dass mein letztes Gespräch mit Michael Jackson damit endete, dass er verärgert den Telefonhörer auflegte – zumindest dachte ich lange Zeit, Michaels Stimmung an diesem Tag sei zornig gewesen. Heute – je mehr ich über die Traurigkeit in seinem Leben nachdenke – begreife ich, dass er an dem Tag am Telefon eher verletzt war.
Ich war bei der LA Times von 1970 – 2005 als Popmusik-Kritiker, aber meine Zeit mit Michael geht noch weiter zurück. Er war bei den Jackson 5, der heißesten jungen Popband Amerikas. Ich war Freelancer bei der Times und ich sollte eine Story über sie bringen. Ich war garnicht so sehr an dieser Musik interessiert eher an Dylan und solchen Leuten, aber ich dachte, es könnte eine interessante kleine Story werden. Ich ging zu ihnen nach Hause, ungefähr abends um 20.00 Uhr. Man öffnete mir die Tür, seine älteren Brüder waren da und warteten auf unser Gespräch. Ich bemerkte, dass Michael nicht da war. Und – ich glaube es war seine Mutter – die sagte: „Ich gehe und hole Michael, er guckt bestimmt wieder Cartoons.“ Und dann kam sie mit ihm zurück – er war einfach so niedlich, und man konnte erkennen, dass das letzte, was er an einem Abend um 20.00 tun wollte, war, sich mit mir zu unterhalten. Er sagte nicht viel, aber er musste im Zimmer bleiben. Die anderen Jungs sprachen von ihren Erfahrungen, von Gary Indiana, von Motown und all das. Schließlich, etwa um 20.45 Uhr, war das Interview zu Ende und ich wollte jedem der Gruppe noch die Hand schütteln. Und Michael rannte vor alle anderen, um mir zuerst die Hand zu geben und sagte: „Jetzt kann ich meine Cartoons weiter ansehen.“ Und sein Vater antwortete: „Ok, Michael, aber nur eine halbe Stunde.“ Er musste ja am nächsten Tag zur Schule. Er war einfach niedlich, er war so niedlich auf der Bühne und ein großartiger kleiner Sänger, ein großartiger Tänzer. Aber es gab in der Historie nur wenige Kinderstars, die auch noch als Erwachsene Stars waren – so dass ich zu dieser Zeit nie daran dachte, dass es für die Jackson 5 noch irgend ein „Leben danach“ geben könnte. Und es war auch tatsächlich so, dass die Gruppe für einen Großteil der 1970er Jahre verschwand. Ich denke, das hatte tiefe Auswirkungen auf Michael – er wurde von der ganzen Welt geliebt und dann mehr oder weniger zurückgewiesen. Und diese Ablehnung war noch viel tiefer, als ich ursprünglich dachte.
> Motown verlassen
Keiner hätte 1974 je gedacht, dass Michael Jackson einmal der Künstler mit den meistverkauften Platten sein würde. Man hätte Wetten von 1 : 1.000.000 dagegen abschließen können. Keiner machte sich große Gedanken über Michael Jackson. Dann explodierte er, mit Off The Wall. Doch vorher mussten sie noch Motown verlassen. Motown wollte Musik produzieren, Motown wollte Musik kontrollieren, dann (solange) warst du gut. Michael wusste, dass er von Motown weg müsste und mit anderen Leuten zusammen arbeiten müsste. Er war wirklich ein cleverer (taffer) junger Mann, als er Motown verließ. Er traf Quincy Jones, sie machten Off The Wall, es war ein riesiger Erfolg – 1981 gingen die Jacksons wieder auf Tour –und das war auch der Punkt, an dem ich wieder in ihr Leben trat. Ich flog nach St. Louis und fuhr mit ihnen im Tourbus nach Detroit. Die anderen Brüder waren so fröhlich – genau wie es 1970 in ihrem Haus war – sie sprachen über ihr Leben, aber Michael war nicht dabei. Dieses Mal guckte er zwar keine Cartoons, sondern er saß hinten im Bus und war irgendwie nervös, ängstlich, verschüchtert…und ganz am Ende meines Interviews ging ich dann im Bus nach hinten und sprach auch mit ihm. Er war so anders als dieser 11 Jährige – jetzt war er 23 – er hatte sich so verändert. Wir alle verändern uns – aber es war so auffällig, dieser niedliche, glückliche Junge war so zurückgezogen/zurückhaltend, er sah beim Sprechen auf den Boden… Ich fragte ihn, warum er jetzt nicht in einer eigenen Wohnung lebe: „Du bist ein großer Star, warum wohnst du immer noch bei deinen Eltern“? Und er sagte etwas, an das ich mich immer erinnere: „Oh nein, ich glaube, dann würde ich sterben. Ich wäre so einsam. Sogar zuhause bin ich einsam. Ich sitze in meinem Zimmer, und manchmal weine ich. Es ist so schwer, Freunde zu finden, und mit deiner Familie kannst du nicht immer über alles sprechen. Manchmal laufe ich nachts draußen herum, nur in der Hoffnung, jemanden um reden zu finden. Aber schließlich gehe ich einfach wieder nach Hause.“
Das sagte er – ich verstand seine Einsamkeit nicht ganz – aber es war deutlich, dass er mit dieser Sache sehr zu kämpfen hatte.
> Der Moonwalk
Auch wenn ich Michael nach diesem Interview 3 oder 4 Jahre lang nicht getroffen hatte, war ich auf vielen Events in dieser Zeit, die sicher zu den stolzesten Tagen in seinem Leben gehörten. Vor allem das Motown 25 Special, wo Michael auf die Bühne kam und zum ersten Mal den Moonwalk zeigte. Ich saß unter den Zuschauern, und jedem blieb einfach vor Staunen die Luft weg. Ich wusste nicht, ob es ein Trick war, ich schrieb meine Notizen – aber ich wusste nicht, wie ich den Moonwalk beschreiben könnte, ich hatte keine Vorstellung davon, was das war – es war einfach magisch. Das war auch Michaels Lieblingsausdruck „magisch“. Er wollte, dass alles magisch sein sollte. Ich rief also am nächsten Tag seinen Manager an und fragte ihn: „War es ein Fließband oder irgendetwas anderes auf dieser Bühne, was sich bewegte? Was war das?“ Er sagte: „Nein, das war ganz alleine er, der sich so bewegte.“ Ich konnte es nicht wirklich glauben und dachte es wäre ein Trick gewesen, aber ich schrieb darüber einen Artikel in der Zeitung.
> Der Thriller –Moment
In der Nacht, in der er die 8 Grammys gewann war ich auch im Publikum. Es war ein klarer Triumph, er hatte seine Unabhängigkeit von Motown deutlich bewiesen, er war am Gipfel der Welt. Aber an was ich mich am besten erinnere , das faszinierendste – als ich mit ihm am Abend nach der Grammy-Verleihung sprach – also, die meisten Leute würden sich doch ein paar Tage Auszeit nehmen, etwas relaxen…aber er war schon wieder im Studio und arbeitete an einer weiteren Platte – in genau der Nacht – ist das nicht erstaunlich? Das war diese Hingabe – er war so engagiert/ehrgeizig, wirklich ein Perfektionist. Er beschwerte sich oft darüber, dass die Leute um ihn herum nicht hart genug arbeiteten. Er war manchmal frustriert deswegen.