1 Vitiligo - Weißfleckenkrankheit
Weiße, scharf begrenzte Hautflecken an Gesicht und Hals, Handrücken und Beinen geben der Krankheit ihren Namen - Weißfleckenkrankheit oder Vitiligo. Vitiligo tut nicht weh, juckt nicht und verursachen auch keine anderen körperlichen Beschwerden. Der psychische Druck auf die Betroffenen aber ist erheblich. Er kann sich auf die Persönlichkeit, das Sozialverhalten und auf Beruf auswirken. Etwa 0,5 bis 2 Prozent der Weltbevölkerung leiden an Vitiligo. Die Krankheit zählt damit zu den häufigsten chronischen Hauterkrankungen.
2 Krankheitsbild Vitiligo
Vitiligo ist eine häufige Erkrankung
Vitiligo wird auch als Leucopathia acquisita oder Weißfleckenkrankheit bezeichnet. Der Name gibt zugleich das bestimmende Merkmal der Krankheit an: den Pigmentverlust bestimmter Hautareale. Ca. 0,5 bis 2 Prozent der Weltbevölkerung sind von der Krankheit betroffen – Vitiligo gehört somit zu den häufigsten chronischen Hauterkrankungen.
Die Krankheit tritt früh auf
Der Krankheitsbeginn kann schon im Säuglingsalter sein, meistens beginnt die Erkrankung jedoch schleichend in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter, etwa zwischen dem 10. Und 30. Lebensjahr.
Haut, Schleimhaut und Haare können betroffen sein
Grundsätzlich kann jeder Bereich des Körpers betroffen sein, auch Schleimhäute und die Iris des Auges. Auch die Haare sind in 30 Prozent der Fälle mit betroffen (Poliosis – fokale Depigmentierung der Haare). Lokalisiert treten die weißen Flecken bevorzugt an Gesicht, Hals, Handrücken, Beinen und in der Genitalgegend auf. Bei der häufigeren generalisierten Form kommt es zur Ausbildung meistens symmetrisch um die Augen, Lippen, an Knien und Fingern.
Es bilden sich weiße, scharf begrenzte Flecken
Die Größe der weißen Flecken ist unterschiedlich. Die pigmentfreien Hautareale können wenige Millimeter Durchmesser besitzen, oder aber große Teile des Körpers betreffen. Selten entwickelt sich eine Ausdehnung auf mehr als 25 Prozent der Körperoberfläche. Ein Pigmentverlust der gesamten Haut ist äußerst selten und wird als Vitiligo universalis bezeichnet. Der lokalen und generalisierten Form gemeinsam ist das landkartenartig scharf begrenzte Aussehen der weißlichen Flecken, die nach außen häufig einen geröteten dunkleren Randsaum aufweisen.
Die Psyche ist stark belastet
Vitiligo verursacht keine Schmerzen oder quälenden Juckreiz und ist nicht ansteckend. Für die Betroffenen stellt das deutlich hervorgehobene veränderte Aussehen jedoch eine starke psychische Belastung dar.
3 Formen der Vitiligo
Bei der Vitiligo werden im wesentlichen 2 Hauptformen unterschieden:
Die generalisierte Vitiligo
Die lokalisierte Vitiligo
Bei der generalisierten Form ist selten mehr als 25 Prozent der Körperoberfläche betroffen
Die generalisierte Form ist die häufigere Form. Typischerweise entstehen die weißlichen Flecken an mehreren symmetrischen Körperstellen, häufig an den Augenpartien, um die Lippen und vorzugsweise auch an mechanisch besonders beanspruchten Körperstellen, wie Knien, Fingern und Knöcheln. Die depigmentierten Areale vergrößern sich langsam, gehen ineinander über und bilden große, bizarr geformte weiße Flächen, die einer Landkarte ähneln. Der Verlauf ist schubweise und erstreckt sich typischerweise über etwa 10 bis 20 Jahre bis sich ein Stillstand der Erkrankung einstellt. Selten ist eine Ausdehnung über 25 Prozent der Körperoberfläche zu beobachten. Ein Pigmentverlust der gesamten Haut ist äußerst selten und wird als Vitiligo universalis bezeichnet.
Die lokale Form bleibt meist nur wenige Monate aktiv
Die lokalisierte Form ist nicht symmetrisch. Es finden sich lediglich vereinzelte depigmentierte Hautareale, die nach Wachstum von wenigen Monaten zum Stillstand kommen und in dieser Art stabil bleiben. Sehr selten geht eine lokalisierte Form in die generalisierte Form über.
4 Vitiligo und andere Autoimmunerkrankungen
Vitiligo kommt häufig mit anderen Erkrankungen zusammen vor
Häufig wird ein gemeinsames Auftreten von Vitiligo mit manchen anderen Autoimmunerkrankungen beobachtet. Man spricht dabei von assoziierten Autoimmunerkrankungen. Hier sind zu nennen:
Thyreoiditis Hashimoto (chronische Schilddrüsenentzündung)
Alopezia areata (Kreisrunder Haarausfall)
Addison-Krankheit (primäre Funktionsstörung der Nebennierenrinde)
Pernizöse Anämie (Störung der Aufnahme von Vitamin B12)
Lupus erythematodes (Autoimmungerkrankung mit unterschiedlichem Organbefall)
Diabetes mellitus Typ 1 (jugendlicher Diabetes)
Myasthenia gravis(Muskelschwäche)
20 Prozent der Betroffenen erkranken an der Schilddrüse
Besondere Aufmerksamkeit gilt der Schilddrüse. Die Thyreoiditis Hashimoto, eine Form der chronischen Schilddrüsenentzündung, die mit einer Unterfunktion der Schilddrüse einhergeht, tritt nach Beobachtungen von Experten bei bis zu 20 Prozent der Vitiligo-Patienten assoziiert auf. Aus diesem Grund gehört die Bestimmung der Schilddrüsenantikörper und des TSH-Spiegels (Hormon) in vielen Kliniken bereits zu Routinediagnostik.
Aufklärung ist wichtig
Aber auch andere Autoimmunkrankheiten wie Lupus erythematodes, Perniziöse Anämie und Addison-Krankheit kommen bei Vitiligo-Patienten eindeutig häufiger vor als in der Normalbevölkerung. Ein häufigeres Auftreten von Vitiligo in Verbindung mit Diabetes 1 und Myasthenia gravis konnte indes bisher noch nicht bestätigt werden
Hautkrebs ist nicht häufiger
Bemerkenswert und für die Betroffenen von Vitiligo beruhigend ist, dass der Pigmentverlust in den erkrankten Hautbereichen nicht zu einer Erhöhung an Hautkarzinomen führt. Es wurde festgestellt, dass in den betroffenen Hautarealen hohe Spiegel des Tumorsuppressorgens p51 zu finden sind. Dieses Gen wirkt der Entstehung eines Karzinoms entgegen. Eine Erklärung hierfür liegt noch nicht vor
5 Vitiligo: Psychische Aspekte
Stress gehört zu den Auslösern
Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Sie reagiert in erheblichem Maß auf psychische Störungen und Befindlichkeiten. So geben 30 Prozent befragter Vitiligo-Patienten eine Auslösung oder Verstärkung der Krankheit durch Stressfaktoren an.
Die Psyche leidet mit
Umgekehrt verursacht die Krankheit bei den Betroffenen einen starken psychischen Druck. Die Betroffenen fühlen sich ständig neugierigen Blicken ausgesetzt. Sie empfinden ihre Krankheit als einen Makel oder sogar als „Entstellung“. Das wirkt sich schon bei Kindern aus, die aufgrund ihres veränderten Aussehens häufiger gehänselt werden.
6 Auswirkungen auf Privatleben und Beruf
Als Folge entsteht ein deutliches psychisches Unwohlsein. Betroffene knüpfen oft nur schwer soziale Kontakte und leiden unter einem verminderten Selbstwertgefühl, was sich in den privaten und beruflichen Bereich ihres Lebens auswirkt.
7 Depigmentierung bei Vitiligo
Gesunde Haut wird mittels chemischer Substanzen „entfärbt“
Sind nur noch wenige normal pigmentierte Hautareale vorhanden, kommt als letztes Mittel die vollständige Depigmentierung in Betracht. Dadurch werden auch die restlichen, normal gefärbten Hautareale "entfärbt". Angewandt wird diese Maßnahme meistens erst, wenn mehr als 60 Prozent der Hautoberfläche betroffen sind. Besonders bei dunkelhäutigen Menschen, bei denen sich die weißen Hautareale deutlich hervorheben, wird diese Behandlung erwogen. Die Depigmentierung sollte nur von einem erfahrenen Dermatologen angewandt werden. Sie wird ambulant durchgeführt.
Depigmentierung lässt sich nicht rückgängig machen
Dazu wird über bis zu zwölf Monate zweimal täglich eine Creme aus 20prozentigem Hydrochinon-monobenzylether auf die normale Haut aufgetragen. Diese Behandlung kann auch nur bei einzelnen Hautstellen durchgeführt werden. Die Depigmentierung lässt sich nicht rückgängig machen
8 Was ist Vitiligo?
Melanin gibt unserer Haut Farbe
Die Haut besteht aus mehreren Schichten (vgl. Hautschichten). In der gesunden Haut bilden in der Tiefenschicht (Basalzellschicht) der Oberhaut gelegene Pigmentzellen (Melanozyten) das Pigment Melanin. Melanin gibt unserer Haut Farbe und sorgt bei Sonneneinstrahlung für eine Bräunung der Haut und dient außerdem als Sonnenschutz. Sonneneinstrahlung bzw. UV-Licht regt die Melaninproduktion an. Ausgangssubstanz für das Melanin ist die Aminosäure Tyrosin. Melanin wird von den Pigmentzellen über lange Ausläufer an die Umgebung abgegeben
Die Melanozyten produzieren kein Melanin mehr
Bei der Vitiligo verlieren die Melanozyten die Fähigkeit zur Produktion von Melanin, so dass in den betroffenen Hautarealen weniger bis gar kein Melanin mehr gebildet wird. Die Haut erscheint deshalb weißlich. Auch die Behaarung dieser Körperstellen verliert häufig ihr Pigment. Das ist aber nicht in jedem Fall so.
Vitiligo ist eine echte Krankheit
Es handelt sich bei der Vitiligo nicht nur um eine bloße "Pigmentstörung" und ein "kosmetisches Problem", als das es häufig beschrieben wird. Aufgrund der Zerstörung der melaninbildenden Zellen kann in den erkrankten Körperpartien kein Melanin mehr für den Sonnenschutz sorgen. Vitiligo ist deshalb allein wegen der organischen Veränderungen eine echte - wenn auch keine lebensbedrohliche - Krankheit. Die psychischen Folgen dieser Krankheit sind oft so erheblich, dass sie ebenfalls als Bestandteil des Beschwerdebildes bzw. als Folge häufig behandlungsbedürftig sind.
Schwere und Ausbreitung kann nicht vorhergesagt werden.
Die Krankheit beginnt bei ca. der Hälfte der Betroffenen noch vor dem 20. Lebensjahr. Eine Faustregel besagt: je früher sie auftritt, um so größer ist der zu erwartende Befall. Aber der Verlauf der Erkrankung und der Schweregrad kann nicht eindeutig vorhergesagt werden. Er ist letztlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Der Pigmentverlust tritt häufig bei dunkelhäutigen Patienten deutlicher hervor als bei hellhäutigen.
9 Ursachen der Vitiligo
Obwohl viele Forschergruppen an der Erforschung der Vitiligo arbeiten, ist die Ursache der Entstehung noch nicht ganz eindeutig geklärt. Es gibt mehrere Theorien, die untersucht werden.
Fehlgeleitete Abwehrprozesse greifen körpereigene Zellen an
Am wahrscheinlichsten ist, dass ein Autoimmunprozess das Zugrundegehen der Melanozyten (vgl. Was ist Vitiligo?) bewirkt. Das Immunsystem erkennt die Melanozyten nicht mehr als körpereigen sondern als Antigen an und bildet spezielle Antikörper um sie zu zerstören. Da es sich jedoch um Zellen des eigenen Körpers handelt, spricht man von Autoantigen, bzw. Autoantikörpern. Solche Autoantikörper gegen Melanozyten sowie zytotoxische T-Lymphozyten (spezielle weiße Blutkörperchen) als Zeichen eines Autoimmunprozesses konnten bei der Vitiligo in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen werden. Auch die Tatsache, dass Vitiligo überdurchschnittlich häufig mit anderen Autoimmunerkrankungen zusammen vorkommt ist, spricht für eine Autoimmunerkrankung.
Die Vererbung scheint eine Rolle zu spielen
Genetische Faktoren spielen eindeutig eine Rolle. Der genaue Erbgang ist nicht bekannt. Wahrscheinlich müssen aber mehrere Erbfaktoren weitergegeben werden, um eine Vitiligo entstehen zu lassen. Verwandte ersten Grades erkranken jedenfalls an Vitiligo ca. 4 ,5 mal häufiger, als andere Menschen.
Nerven könnten verletzt sein
Nach der neuralen (durch Nerven bedingt) Hypothese besteht ein Zusammenhang zwischen Nervenverletzungen und Depigmentierungen in dem angrenzenden Hautareal. Es wird dabei angenommen, dass neurochemische Gewebsstoffe aus dem Nervengewebe freigesetzt werden und die Melanozyten schädigen.
Enzymdefekt
Nach einer anderen Selbstzerstörungstheorie wird bei der Synthese (Produktion) von Melanin durch einen Defekt des Enzyms Katalase Wasserstoffperoxyd in der Haut nicht ausreichend abgebaut. Das begünstigt die Zerstörung der Melanozyten.
Es gibt verschiedene Auslöser
Zum Auslöser des Pigmentverlustes können schwere Sonnenbrände, häufig auch psychische Stresssituationen wie etwa der Tod eines Angehörigen werden. 30 Prozent der von Vitiligo betroffenen geben Stressfaktoren als Auslöser an. Stress beschleunigt auch das Fortschreiten der Erkrankung.
Auch hormonelle Umstellungen wie eine Schwangerschaft oder die Pubertät können entweder eine Vitiligo auslösen, oder auch einen vorübergehenden Stillstand bewirken.
10 Vitiligo: Hilfsmittel Camouflage und Selbstbräuner
Make up wird mit speziellem Puder fixiert
Abdecken der weißen Flecken mit Camouflage ist keine Therapie, kann aber den Betroffenen bei der Bewältigung des kosmetischen Problems helfen. Camouflage ist wasserfest und haltbarer als gewöhnliches Make-up, da zusätzlich ein Fixierpuder aufgetragen wird
Selbstbräuner wirken nur vorübergehend
Selbstbräuner enthalten die Chemikalie Dihydroxylaceton DHA, der lediglich die Hornschicht der Haut in einem bräunlichen Ton vorübergehend verfärbt.
Vorsicht bei Sonneneinstrahlung
Vitiligo-Patienten können sich vorsichtig der Sonne aussetzen. Sie sollten jedoch für die betroffenen Hautstellen Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor benutzen, um Sonnenbrände zu vermeiden.
Michael Jackson hat in einem Interview mit Oprah Winfrey 1993 erstmals öffentlich über seine Erkrankung geprochen. Immer wieder wurde es von den Medien angezweifelt, obwohl die Anzeichen offensichtlich waren. Michael selbst sagte immer wieder, dass er ein stolzer schwarzer Amerikaner sei - offensichtlich fühlte er sich jeweils sehr verletzt, wenn er darauf angesprochen wird, dass er ein Weisser sein wolle.
"Über Nacht nannten sie mich einen Freak, sie erklärten mich für homosexuell, sie nannten mich einen Kinderschänder, sie sagten, ich versuchte, meine Haut zu bleichen. Sie taten alles, um das Publikum gegen mich aufzubringen. Das ist ein totales Komplott, das müsst ihr wissen. Ich kenne meine Rasse. Ich brauche bloß in den Spiegel zu blicken, und ich weiß, ich bin schwarz."
Besser als alle muss es Karen Faye wissen. Seit Anfang der 80er Jahre ist sie für das Make up von Michael Jackson verantwortlich. 2003 äusserte sie sich in der Sendung “Living with Michael Jackson” wie folgt:
"Es begann ziemlich früh, er wollte es sogar vor mir verstecken. Eine ganze Weile lang. Er versuchte immer, es mit Make up abzudecken und die Flecken seiner Hautfarbe anzugleichen, bis es sich zu sehr ausbreitete. Sein ganzer Körper ist davon betroffen. Wir wollten die Flecken immer verstecken, so lange wie möglich, doch dann kam einfach der Zeitpunkt, als er es Oprah und dem Rest der Welt sagen musste. "Hört zu, ich versuche nicht weiß zu werden, ich habe eine Hautkrankheit." Zu Beginn wollte ich die helleren Flecken dem dunkleren Teil der Haut angleichen, doch dann breiteten sich diese mehr und mehr aus und wir mussten es umgekehrt machen und die dunklen Stellen den helleren angleichen, da die hellen Flecken immer mehr wurden. Sein ganzer Körper musste mit Make up bedeckt sein, jede noch so kleine Stelle. Also war das Angleichen an die helleren Hautpartien irgendwann einfach die leichtere Variante."