Ist zwar schon etwas älter, aber ich finde, der Artikel ist es wert
Posted: Juni 26th, 2009 | Author: Sven Barthel
Michael Jackson ist tot, die Nachricht erreicht mich via Radio, es ist Donnerstag, kurz vor Mitternacht. Ich sitze noch im Büro, an einem Artikel über Modeikone Anna Wintour und bin mir zunächst nicht sicher, was ich von der Meldung halten soll. Noch ist zu diesem Zeitpunkt nichts offiziell bestätigt. Schnell ins Internet. CNN sendet live. Reporter berichten Michael läge im Koma, einzig das ist in diesen Sekunden gewiss. Solange die Überschriften in den News-Laufbändern am unteren Bildschirmrand noch keine Ausrufezeichen hinter die Todesbotschaft setzen habe ich Hoffnung, dass mein Jugendidol noch am Leben ist. Was ist passiert?
Herzstillstand! Micheal Jackson ist bewusstlos zusammengebrochen und wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Ich klicke mich in verschiedene Livestreams. Ein Helikopter kreist beständig über der Villa in Bel Air aus der der Notruf kam. Hier wohnt er also dachte ich mir, Holmby Hills, ein Viertel in Bel Air, die teuerste Adresse in den USA, exklusiver all Beverly Hills, Palm Beach und Southampton zusammen. Ich war froh zu sehen, dass Michael Jackson entgegen aller Gerüchte doch nicht verarmt war! Die Villa am North Carolwood Drive war nur gemietet, hier wollte sich Jacko auf seine bevorstehende Megakonzertreihe in London vorbereiten.
In einer weiteren Liveübertragung versammeln sich Menschenmassen vor dem UCLA Medical Center in Los Angeles. Hier liegt aktuell Michael Jackson und keiner kann in diesem Moment mit Sicherheit sagen ob Michael zu seinem furiosen Comeback in der Londoner O2, Arena antreten können wird. Doch das Fragezeichen in meinem und den Köpfen der Fans weltweit weicht kurz darauf der Gewissheit. Unabhängig von anderen Medien verlautbart nun auch CNN den Tod des King of Pop. Comeback ausgeschlossen!
Auch auf facebook überschlagen sich die Posts. Eine Gruppe meldet: Michael Jackson ist tot! Bizarr daran: mehr als 6000 Leuten gefällt das!
Zwei Alt-Schwuppen aus München kommentieren den aktuellen Jacko-Status eines Freundes mit geschmacklosen Äußerungen. “Er lebt – genau wie Falco” heißt es da; ein Anderer schreibt “Huch voll verpasst, war den ganzen Tag mit Viola beim Shooting”. ich stelle fest: es gibt Menschen die können nur “schwul”!
Michael Jackson war von Anfang der 80er Jahren bis Ende der 90er Jahre, der erfolgreichste Solo-Künstler der Welt und galt bereits zu Lebezeiten als Legende. Sein Status jedoch bröckelte durch wiederholte Anschuldigungen des Kindesmissbrauchs und einen, für Außenstehende grotesk anmutenden, Lebensstil. Aller Häme und Unkenrufe zum Trotz: Michael Jackson begeisterte die Massen und war Inspiration für Millionen. Mehrfach haben Stars wie Beyoncé, Usher, Cindy Lauper, Whitney Houston, Celine Dion, Neyo oder Kanye West in Interviews betont wie sehr ihre eigene Arbeit von der Musik Michael Jacksons beeinflusst ist.
Michael Jackson ist ein Ausnahmekünstler. Popkultur in Reinform. Sein 1982 erschienenes Album Thriller, ist, mit 108 Millionen Kopien, bis heute das meistverkaufte Album der Welt. Michael Jackson wurde im Laufe seiner Kariere mit 18(!) Grammys ausgezeichnet! Sein Tod hinterlässt eine riesige Lücke. Zusammen mit den Fans, die ihn über all die Jahre begleitet haben, die Generation der gegenwärtig 30-40 jährigen, trage auch Ich mit dem gestrigen Tag ein unwiederholbares Stück meiner Jugend zu Grabe.
Für die Teenies von heute spielte Michael Jackson keine bedeutende Rolle mehr, sie sahen in ihnen nicht mehr oder weniger als einen alternden, veroperierten Freak, der seinen Zenit längst überschritten hat. Sie wissen nichts von der Atmosphäre der gigantischen Dangerous World Tour 1992, als Michael Jackson quasi die musikalische Weltherrschafft gepachtet hatte, und jeder Konzertstop einem Staatsbesuch glich. Auch in München herrschte am 27. Juni 1992 Ausnahmezustand als Michael Jackson die Turmsuite des Luxushotels Raffael, heute Mandarin Oriental, in der Altstadt bewohnte.
Dreimal durfte ich Michael Jackson live erleben, in Frankfurt, Köln und Gelsenkirchen. Ausgerechnet Gelsenkirchen! Für den Superstar nur eine Station im Tourplan, für mich damals die Welt. Gute zehn Stunden vor Konzertbeginn wartete ich schon vor der Bühne darauf es losgeht, das Michael in seinem goldenen Metallicanzug mit Feuerfunken und großem Gedonner endlich auf die Bühne katapultiert wird. “Jam -heheee hoooh – Jam”, es blitzte, es zündelte und zischte, die künstlichen Nebelschwaden verzogen sich und da stand er plötzlich: Michael Jackson himself! Zu Tobias und Hannah, die ich auf diesem Konzert kennen lernte habe ich keinen Kontakt mehr, doch die Konzertkarte besitze ich heute noch.